Titel: Verbesserungen an hydraulischen Pressen zum Packen der Baumwolle etc., von Robert Lüthy in Solothurn.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXI., S. 252
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LXXI. Verbesserungen an hydraulischen Pressen zum Packen der Baumwolle etc., von Robert Lüthy in Solothurn. Aus dem Mechanics' Magazine, August 1863, S. 610. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Lüthy's Verbesserungen an hydraulischen Pressen zum Packen der Baumwolle etc. Der Zweck dieser (in England patentirten) Erfindung besteht in der Ersparung von Zeit und Arbeit beim Betrieb von hydraulischen Pressen, sowie in der Verminderung ihres Gewichtes, um sie tragbarer zu machen. Die Verbesserungen sind auf alle hydraulischen Pressen, speciell aber auf diejenigen zum Verpacken von Baumwolle, Heu u. dgl. anwendbar, bei welchen der Kolben den größeren Theil seines Ganges ohne starken Widerstand ausführt. Bei den gewöhnlichen Pressen wird der Kolben einfach durch hydraulischen Druck auch bei diesem Theil seines Weges fortbewegt, und so viel Zeit und Arbeit unnöthig verbraucht. Nach der hier zu beschreibenden Einrichtung wird dagegen der Kolben zuerst größtentheils durch Schrauben oder durch Zahnstange und Zahnrad bewegt. Dieser Mechanismus kann mit dem Haupt-Preßkolben entweder durch die Preßplatte hindurch in Verbindung stehen, oder man kann das Pumpwerk auf eine durch den Boden des Cylinders hindurchgehende und direct mit dem Kolben verbundene Stange wirken lassen. Derselbe Zweck läßt sich durch Anwendung einer kleinen hydraulischen Presse in Verbindung mit der Hauptpresse erreichen; in diesem Falle bringt man die kleine Presse entweder außerhalb des großen Cylinders an, so daß der kleine Kolben durch den Boden dieses letztern geht, oder man steckt sie in den Cylinder und zum Theil den Kolben der Hauptpresse selbst, so daß der kleine Kolben direct auf den großen wirkt, und derselbe vermöge des Druckes von dem Pumpkolben allein durch diesen kleinen Kolben bewegt wird. Während dieses Theiles des Ganges wird der große Cylinder mit Wasser aus dem Reservoir gefüllt, und sobald der Widerstand des Materials in der Presse dem Druck im kleinen Cylinder gleich ist, wird der Zufluß aus dem Reservoir zum großen Cylinder abgesperrt und der Druck der Pumpe auf den großen Kolben übertragen, welcher nun den Hub vollendet und den letzten Druck vollbringt. Während dieses Theiles des ganzen Preßweges kann der kleine Kolben stehen bleiben und um so viel kürzer seyn, oder auch sich mitbewegen. Die Herstellung des Zuflusses zum großen Cylinder und die Mittheilung des Druckes an den Kolben kann durch Ventile oder durch Handbewegung geschehen, oder es kann ein selbstthätiger Apparat mit sämmtlichen Theilen der Pressen verbunden seyn. Dieser Apparat besteht dann aus einem Saugventil für den Zufluß zum großen Cylinder während des ersten Theiles seines Hubes, ferner einem dem Druck der Pumpen entsprechend belasteten Ventil, welches sich öffnet und den großen Cylinder unter Druck setzt, wenn der kleine Kolben zu hohen Widerstand erfährt, und einer Anordnung zum Abstellen der Cylinder mittelst gewöhnlicher Hähne oder durch Oeffnen des Saugventils zum Abstellen des großen Cylinders. Um den Druck auf den großen Cylinder zu übertragen, ist der Kolben hohl gemacht und mit einem auf den großen Kolben wirkenden Ventile versehen, welches sich öffnet, wenn der Widerstand gleich dem Druck auf das Ventil ist. Diese Anordnung kann auch, anstatt einen Theil der Kolben zu bilden, als selbstthätiger Apparat in Verbindung mit den zu den Cylindern führenden Röhren dienen. Der kleine Kolben kann auch hohl seyn und Oeffnungen in den Seiten haben, um den Druck auf den großen Kolben am Ende des ersten Hubtheiles zu übertragen. Ferner betreffen diese Verbesserungen diejenigen hydraulischen Pressen, bei welchen der Hub des größeren Kolbens kürzer ist, als der zur ganzen Arbeit erforderliche Preßraum. Zu diesem Zweck wird der erstere Theil des Hubes durch einen Cylinder und Kolben von der erforderlichen Länge, aber von geringem Durchmesser und mithin geringem Gewicht bewirkt. Der große Cylinder mit seinem Kolben, welcher auf dem kleinen Kolben ruhen kann, wird von der für die Endpressung nothwendigen Länge gemacht. In diesem Falle wird die Flüssigkeit in den kleinen Cylinder gepreßt, und wenn dessen Kolben den ersten Theil des Hubes vollbracht hat, so geht dieselbe durch einen Hahn oder ein Ventil, welches einen Theil beider Cylinder oder Kolben bildet, in den großen Cylinder, oder es kann auch die Flüssigkeit durch besondere Röhren in den großen Cylinder gelangen. Endlich beziehen sich diese Verbesserungen noch auf Einrichtungen zum Tragen der Preßplatte, oder des Cylinders oder Kolbens, worauf das zu comprimirende Material ruht, wenn der kleine Kolben seinen Hub vollbracht hat. Diese Einrichtungen bestehen wieder in kleinen hydraulischen Cylindern, in welche man die Flüssigkeit eindringen läßt, während ihre an der Preßplatte befestigten Kolben den ersten Theil des Hubes ausführen. Sind die Kolben in Ruhe, so schließen sich die Saugventile und verhindern den Austritt der Flüssigkeit, welche dann das darauf lastende Gewicht trägt. Fig. 28, 29 und 30 stellen diese hydraulischen Pressen im Durch schnitt dar. Bei Fig. 28 ist der kleine Cylinder innerhalb des größeren angebracht, bei Fig. 29 und 30 befindet er sich außerhalb desselben. A ist der große Cylinder mit dem Kolben B: a der kleine Cylinder mit dem Kolben b. C ist das Druckrohr für den großen, c dasjenige für den kleinen Cylinder. Fig. 31 ist in größerem Maaßstabe ein Durchschnitt eines selbstthätigen Apparates für den Durchgang der Flüssigkeit von den Pumpen nach den Cylindern. Beim Betrieb der in Fig. 28 und 29 dargestellten Pressen mit dem selbstthätigen Apparat wird das Wasser oder Oel in letzteren durch o, Fig. 31, eingepumpt und geht von da durch das Rohr c in den kleineren Cylinder a, dessen Kolben b gegen den größeren Kolben B drückt und ihn so lange fortbewegt, bis der Widerstand des comprimirten Materials gleich der Kraft des kleinen Kolbens b ist. Während dieses Theiles des Kolbenhubes wird der vom Kolben freigelassene Raum durch Flüssigkeit gefüllt, welche in den Cylinder A aus einem Reservoir durch das Rohr f, das Saugventil d und das Rohr c (Fig. 31) gelangt. Wenn die Kolben am Ende des ersten Theils des Hubes angelangt sind, so öffnet die unter Druck befindliche Flüssigkeit das Ventil d, welches entsprechend durch Federn oder Gewichte belastet ist; dadurch wird die Flüssigkeit durch das Rohr C in den großen Cylinder A gepreßt, dessen Kolben B seinen Hub nun vollendet. Nach jeder Operation wird die Flüssigkeit aus den Cylindern nach der Pumpe und dem Reservoir durch das Oeffnen gewöhnlicher Hähne zurückgeleitet, die in der Zeichnung nicht dargestellt sind; wenn der große Cylinder rascher entleert werden soll, so kann das Ventil d durch eine Schraube p (Fig. 31) oder durch eine andere passende Einrichtung geöffnet werden. Eine nach Fig. 30 eingerichtete Presse arbeitet folgendermaßen: die Flüssigkeit tritt durch das Rohr c in den kleinen Cylinder a ein; der Kolben b ist hohl und oben mit einem auf den größeren Kolben B drückenden Ventil versehen; das Ventil h wird leicht gegen seinen Sitz gedrückt, welcher an das obere Ende des kleinen Kolbens durch die Feder i gedrückt wird, um seine Lage zu sichern. Die Fläche dieses Ventils h ist etwas kleiner als diejenige des Kolbens b, wodurch der Sitz k sich von dem Ventil alsbald trennt, wenn der Widerstand des Kolbens B oder des Ventils gleich dem Druck der Flüssigkeit auf die andere Seite des Ventils ist. Der große Cylinder A, welcher während dieses Theiles des Hubes mit Flüssigkeit aus dem Reservoir D durch das Saugventil d versorgt wurde, ist nun frei für die Wirkung der Pumpen, und der Kolben B vollendet jetzt die Pressung.

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