Titel: Beitrag zur Kenntniß der Verlustquellen in Zuckerfabriken.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXVII., S. 300
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LXXVII. Beitrag zur Kenntniß der Verlustquellen in Zuckerfabriken. Beitrag zur Kenntniß der Verlustquellen in Zuckerfabriken. Angeregt durch die Abhandlung des Hrn. Dr. C. Stammer in diesem Journal Bd. CLXX S. 121, liefere ich im Folgenden einen kleinen Beitrag zur Kenntniß der Verlustquellen bei der Rübenzucker-Fabrication. Verlust bei der Trennung des Scheide- und Saturationsschlammes vom Rübensafte. Bei dem hier allein in's Auge gefaßten und wohl noch am häufigsten angewandten Preßverfahren passirt der vom Läuterkessel trübe ablaufende Theil des geschiedenen Saftes doppelte Sackfilter, welche man schließlich in starken Spindelpressen vom Safte zu befreien hat. Hier nun sind dreierlei Verlustquellen zu unterscheiden. Die nach jeder Operation zu waschenden Filtersäcke nehmen Saft auf, der verloren geht; ferner hält solchen der abgepreßte Schlammkuchen stets zurück, und endlich wird durch mangelhafte Arbeitsverrichtung mehr oder weniger Saft verzettelt und verspritzt. Der letztgenannte Verlust entzieht sich so ziemlich jeder directen Bestimmung und Berechnung, er variirt, weil von Zufälligkeiten abhängig, jeden Tag, und ist deßhalb hier auch ganz außer Acht gelassen. Anders verhält es sich mit den beiden erstgenannten Verlusten, denn diese sind von der bisher befolgten Arbeitsmethode unzertrennlich, wenn auch nicht constant. Diese also sollen der Gegenstand der Besprechung im Folgenden seyn. Die Läuterung der Säfte in der Fabrik, deren Producte mir zur Untersuchung zu Gebote standen, wird derart vorgenommen, daß auf einen Kessel von 28 Eimer Füllung 22–25 Wiener Maaß Kalkmilch von 11–12° Baumé in Verwendung kommen, welche bei 65° R. zugesetzt werden, nachdem man kurz vorher circa 7,5 Pfd. SpodiumstaubDieser Spodiumstaub, ein Abfall beim Sortiren des Spodiums, hat neben der freilich unbedeutenden Entfärbung des Saftes den Zweck, das Ablaufen und Auspressen des Saftes aus den Sackfiltern zu erleichtern, und erhöht bei späterer Gährung und Fäulniß der Schlammkuchen, bei der Verwendung derselben zu Compostdünger, den Werth desselben umsomehr, als er in dem innigen Gemenge sehr bald angegriffen und zersetzt wird. in der Flüssigkeit vertheilt hatte. Nach erfolgter Scheidung und Trennung des Schlammes vom Safte, wird dieser saturirt und die hier entstehende Fällung mit derjenigen der Scheidung gemengt und zusammen verarbeitet. Das nach diesem Verfahren resultirende Schlammquantum betrug in der ersten Hälfte der Campagne 1862/63 im Durchschnitte bei einer Verarbeitung von 50000 Wiener Centner Rüben 1340 Ctr., d. i. 2,68 Proc. vom Rübengewichte, und nach Abzug von 14100 Pfd. zugesetzten Spodiumstaubes 1199 Ctr., entsprechend 2,32 Proc. vereinigten Scheide- und Saturationsschlammes (wobei ersterer circa 51,2 Proc. der Gesammtmenge ausmacht), was gewiß als kein ungünstiges Verhältniß zu betrachten ist und ebenso von guter Rübenqualität als Arbeit bei Behandlung des Schlammes zeigt. Bemerkt sey hier, daß der Gesammtdurchschnitt der Campagne 1861/62 3,41, derjenige von 1862/63 3,33 Proc. betrug. Bei einer Verarbeitung von 2000 Centner Rüben per 24 Stunden werden 80 Läuterkessel geschieden und müssen die hier benützten 6 Filterkästen 26 mal gefüllt, und da solche je 34 doppelte Säcke fassen, 1568 Stück derselben täglich gewaschen werden. Der von diesen nach directen Versuchswägungen aufgenommene Saft betrug per Filterkasten, d. i. 68 Stück, 20,61 W. Pfd., was einem Saftverluste von 1071,7 Pfd. per 24 Stunden entspricht. Bei einer Saccharometeranzeige von 9,5 Procent und gleichzeitiger Polarisation des Saftes von 7,3 Proc. berechnet sich hieraus der reine Zuckerverlust auf 78,23 Pfd., d. i. fast genau 100 Pfd. Füllmasse von 78 Proc. Polarisation, wie solche gewöhnlich erzeugt wird. Ist nun ein Verlust von 100 Pfd. Füllmasse an und für sich schon beachtenswerth genug, so ist es der durch das Verbleiben von Saft, resp. Zucker im Schlammkuchen selbst entstehende, noch weit mehr. Der durch vollständiges Erschöpfen mit heißem Wasser, Eindicken der gewonnenen Lösung und schließliche Polarisation in den Kuchen ermittelte Zuckergehalt hängt begreiflicher Weise zu sehr von der Art des Pressens ab, als daß ein Versuch schon maaßgebend seyn könnte; sind ja aus ein und derselben Presse entnommene Schlammpartien oft von abweichender Zusammensetzung. Hier mußten also sehr häufige Proben angestellt und aus diesen erst das Mittel für eine ganze Campagne gewonnen werden. Dieses ergab sich für die Campagne 1862/63 zu 4 Proc. Zuckergehalt, und ist ein solcher den weiteren Berechnungen zu Grunde gelegt. Bei einem täglichen Abfalle von 5360 Pfd. Schlamm (von 2000 Ctr. verarbeiteter Rüben) ergibt dieß einen Saftverlust von 2936,9 Pfd., entsprechend 214,4 Pfd. Zucker oder 274,7 Pfd. Füllmasse von 78 Proc. Polarisation. Der Gesammt-Durchschnittsverlust für 2000 Ctr. Rüben beträgt somit an: Saft, Zucker, Füllmasse. Durch Filtersäcke 1071,7 Pfd.   78,2 Pfd. 100,0 Pfd.     „    Schlamm 2936,9 Pfd. 214,4 Pfd. 274,7 Pfd. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summe 4008,6 Pfd. 292,6 Pfd. 374,7 Pfd. In Procenten vom Rübengewichte 2,004 0,146 0,187 Ein solcher Abgang, der sich eigenen Erfahrungen gemäß in manchen Fabriken fast verdoppelt, macht gewiß den Wunsch rege, denselben thunlichst zu vermindern, indem man dem vollkommenerem Auspressen sein Hauptaugenmerk zuwendet. Unter Aufsicht, soweit es mit den zu Gebote stehenden Mitteln im Laufe der oft drängenden Arbeit möglich war, ist es denn auch wirklich gelungen, wenigstens für die gegebenen Verhältnisse ein approximatives Minimum des Verlustes zu constatiren, und zwar erhielt man so an: Schlamm von 2000 Ctr. Rüben 5011 Pfd., von 3,3 Procent Zuckergehalt. Der Gesammtverlust betrug daher an: Saft, Zucker, Füllmasse. Durch Filtersäcke   857,3 Pfd.   62,5 Pfd.   80,2 Pfd.    „     Schlamm 2195,8 Pfd. 160,3 Pfd. 205,5 Pfd. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summe 3053,1 Pfd. 222,8 Pfd. 285,7 Pfd. Verlust-Verminderung   955,5 Pfd.   69,8 Pfd.   89,0 Pfd. Man sieht aus vorstehenden Zahlen, daß allerdings noch eine Verminderung des Verlustes möglich war; wie weit aber der erzielte Gewinn der aufgewandten Arbeit, die freilich keine directen Kosten verursacht, entspricht, lasse ich dahin gestellt. Schließlich dürfte es nicht uninteressant seyn, die bei den vielen vorgenommenen Analysen gefundenen Minimal- und Maximalwerthe der Bestandtheile des Schlammes, wie sie im bisherigen Fabrikbetriebe constatirt wurden, mitzutheilen. A. Scheideschlamm. Maximalwerth. Minimalwerth. Kalk          25,19 Proc.          23,39 Proc. sonstige Mineralbestandtheile   3,66   3,00 Zucker   4,27   3,20 ausgeschiedene organ. Verbindungen 23,81 15,58 (Stickstoffgehalt   1,52   1,02) Sand und Thon   4,77   2,15 Wasser 51,53 46,22 B. Saturationsschlamm. Maximalwerth. Minimalwerth. Kalk, an Kohlensäure gebunden          27,39 Proc.           21,54 Proc.    „     in anderen Verbindungen   6,04   5,90 sonstige Mineralbestandtheile   0,86   0,55 Kohlensäure 20,70 17,49 Zucker   3,16   2,94 Sand etc.   1,33   0,42 Wasser 41,53 38,00 E. T.