Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 312
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Kettenschifffahrt und Rolldampfer. Die Rheinschifffahrt muß nothwendig einer völligen Umgestaltung entgegengehen, wenn das Project zur Ausführung kommt, welches eine Gesellschaft auswärtiger Capitalisten verfolgt, der Länge des Rheins nach von Coblenz bis Ruhrort eine Kette zu legen, um mittelst derselben die Schiffe sich den Rhein hinauf ziehen zu lassen. Der Grundgedanke des neuen Systems ist einfach. Die in der Mitte des Fahrwassers versenkte Kette wird, wenn ein Schiff sich anhängt, vom Boden aufgenommen und so über das Schiff gebracht, daß sie von zwei Rollen erfaßt wird, durch deren Umdrehung sich nun das Schiff an der Kette vorwärts zieht. Man denke sich also Dampfschiffe, welche statt der Schaufelräder solche Rollen haben, und die sich nun mit dieser neuen Vorrichtung dergestalt weiter befördern, daß die versenkte Kette vor dem Schiff beständig aufgenommen wird, über dem Schiff herläuft und zwischen den bewegenden Rollen hindurch muß, und sich hinter dem Schiffe wieder durch ihre eigene Schwere versenkt. Es liegt auf der Hand, daß die Kraft einer Dampfmaschine ungleich vortheilhafter wirken muß, wenn sie an einen festen Körper angreift, als wenn sie, wie es bei Schaufelrädern und archimedischen Schrauben geschieht, auf die leicht beweglichen Wassertheilchen wirkt. Die Kraft, welche die Wassertheilchen nutzlos rückwärts treibt, geht für das Vorwärtstreiben des Schiffes verloren. Es ist daher bekannt genug, wie vortheilhaft es ist, wenn die Kraft, welche ein Schiff bewegt, auf feste Punkte wirken kann, während das Schiff in den beweglichen Wassertheilchen schwebt. Niemals würden daher die riesigen Schleppdampfer an die Stelle der Pferde getreten seyn, die das Schiff den Leinpfad entlang zu schleppen pflegten, wenn man ein Dampfroß, welches statt Hafer nur Kohlen frißt und niemals müde wird, am Ufer könnte laufen lassen. In den ersten Anfängen der Dampfschifffahrt, oder vielmehr unter den tastenden Versuchen der Geschichte dieser Erfindung tauchte einmal der Gedanke auf, die Dampfschiffkraft auf eine Art von Fährstangen wirken zu lassen, durch die das Schiff sich fortstoßen sollte, was offenbar unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht auszuführen ist. Das System der Kettenfahrt hat das Problem gelöst, in einer für die Schifffahrt vortheilhaften Weise den starren Haltpunkt für die Dampfkraft zu gewinnen; ob aber der Rhein wirklich für die Anwendung dieses Systemes hinlänglich günstige Verhältnisse darbietet, muß die Erfahrung entscheiden. Bisher hat es auf der Seine, sowie auf einigen Strecken französischer Kanäle mit Erfolg Anwendung gefunden; ganz besonders aber hat man nach diesem System in England und anderwärts (auf dem Nil z.B.) Trajectanstalten eingerichtet, bei denen die Kette quer durch den Muß gelegt wird, während sie für die eigentlichste Flußschifffahrt der Länge nach zu legen ist. Diese Art der Trajectanstalten sucht bekanntlich die Direction der rheinischen Eisenbahn bei uns heimisch zu machen, doch ist der erste Versuch (bei Emmerich) keineswegs befriedigend ausgefallen. Die bisherigen Unfälle begründen übrigens noch lange kein ungünstiges Urtheil über die Sache selbst und jedenfalls werden die Schwierigkeiten bei der Bergfahrt von Ruhrort nach Coblenz ganz anderer Natur seyn, als bei der Ueberfahrt. Die preußische Regierung hat dem Project eine sehr eingehende Prüfung zugewandt und, wie man hört, ist das Resultat derselben dem Unternehmen günstig, so daß die Concession in nächster Aussicht stände. Sollte es zur Ausführung des Gedankens kommen, so sind offenbar die Folgen noch gar nicht abzusehen. Wenn sich auch die Raddampfer verhältnismäßig leicht in Rollendampfer umwandeln lassen, so wird man doch ohne Zweifel bald auf ganz andere Formen von Schiffen kommen. Namentlich steht zu vermuthen, daß unsere Schlepper bedeutend schwächer werden und dabei doch dasselbe leisten können. Dieß wird aber ohne Zweifel auf die Transportkosten und also namentlich auf den Kohlenversandt eine günstige Wirkung ausüben. (Rh. Rz.) Neue Maschinen in der Seidenindustrie. Die Seide wird zuerst von den Cocons abgewunden und dann die so erhaltenen Fäden auf einer besonderen Maschine gezwirnt. Jetzt soll eine Maschinencombination erfunden seyn, welche das Zwirnen gleich mit dem Abhaspeln verbindet. Beim Zusammenzwirnen der Seide ist es vor allem wünschenswerth, daß nur Fäden von durchaus gleicher Dicke vereinigt werden. Um dieß zu erreichen, kann man verschiedene Wege einschlagen. Die rohe Seide kommt aus Indien, China, der Levante in großen Bündeln an, und muß davon auf Spulen abgewickelt werden, die dann auf die Zwirnmaschine aufgesteckt werden. Nach der ersten Methode leitet man die Fäden, bevor sie sich mit den Spulen aufwickeln, zwischen zwei sehr genau abgedrehten Walzen durch, die in einem genau zu bestimmenden Abstande von einander stehen, der mit der zulässigen Dicke des Seidenfadens übereinstimmt. Sobald eine dickere Stelle kommt, so wird durch das Heben der Walzen und Hebelverbindung eine Sperrvorrichtung ausgehoben, wodurch das Aufwinden ganz filtrirt wird, damit man die stärkeren Fäden auf eine andere Spule leiten kann. Nach einer anderen Methode werden die Spulen aus leichten Pappröllchen von ganz genau gleichem Gewichte gebildet. Es wird nun auf jede Spule eine genau gleiche Länge von Seidenfaden aufgewunden, und die gefüllten Spulen dann auf einer empfindlichen Waage einzeln gewogen und nach dem sich ergebenden Gewicht sortirt, so daß nur Spulen von gleichem Gewicht zusammen zum Zwirnen kommen. Endlich die dritte Methode besteht darin, daß man den Faden mittelst einer Maschine, die dem Wagen der Baumwollspinnmaschine gleicht, auf eine bedeutende Länge abzieht, dann den Wagen zurückführt, so eine zweite Fadenlänge aufspannt, endlich eine dritte oder vierte Fadenlänge in gleicher Art daneben abwindet. So hat man 2–3 parallele Fäden, die alle von einem und demselben Bündel stammen und nun zusammen gezwirnt werden. In früheren Zeiten fand auch schon eine Sortirung der Spulen, indessen allein nach der oberflächlichen Prüfung durch einen erfahrenen Arbeiter statt, was natürlich viel unsicherer war. Beim Färben der Seide in Strähnen endlich, war es früher üblich, die gefärbten Strähne über zwei Stöcke zu hängen, die durch Arbeiter stark auseinander gezogen wurden. Auch mußten sie die Strähne stark zusammendrehen und diese mühevolle Operation mehrfach wiederholen, um der Seide den nöthigen Glanz zu geben. Sie konnten nur wenig fertig machen, und mußten sich sehr anstrengen. Jetzt ist aus Nordamerika eine Vorrichtung empfohlen, welche diese Operation sehr rasch und gut verrichtet. Man hat einen dampfdichten, eisernen, stehenden Kasten, mit einer Thüre zum Einbringen der Seide. In diesem Kasten befinden sich zwei horizontale Wellen in einem Abstande übereinander, der etwa der halben Länge der Seidensträhne entspricht. Die obere Walze liegt in festen Lagern, und ist außerhalb mit einer Kurbel versehen, die ein Drehen derselben erlaubt. Natürlich geht dabei die Verlängerung der Welle durch eine Stopfbüchse in der Wand des Kastens durch. Die untere Welle dreht sich in Lagern, die in einer Führung in den Wänden des Kastens auf und ab gleiten können. Die Walzen können leicht aus den Lagern herausgenommen werden, damit man die Seidensträhne darüberhängen kann. Die untere Welle steht mittelst einer übergreifenden Klaue mit der Kolbenstange eines kleinen unterhalb des Kastens befindlichen Dampfcylinders in Verbindung. Man hängt die Seide ein, schließt die Thüre dampfdicht, läßt dann in den Kasten hochgespannten Dampf eindringen, der die Seide rasch durchdringt, erwärmt und mit Feuchtigkeit sättigt. Nun läßt man allmählich denselben Dampf auch oberhalb des Dampfkolbens eintreten. Indem derselbe hinabgeht, übt er einen starken Zug auf die untere Walze mit den Seidensträhnen aus. Gleichzeitig wird die obere Walze langsam gedreht. Es erfolgt unter diesen Umständen das Glänzendmachen der gefärbten Seide ungemein rasch, sicher und in der vollkommensten Art. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 3.) Neues Verfahren zu Herstellung melirter Streichgarne, von Deveux in Verviers. Oberhalb des Peigneurs der Vorspinnkrempel lagert man eine Spule auf, die so viel Vorgespinnstfäden enthält, als die Vorspinnkrempel selbst erzeugt. Diese Fäden haben jedoch eine andere Farbe, als die, welche eben auf der Krempel dargestellt werden. Man führt nun die Enden derselben gegen das Beschläge des Peigneurs, welches sie mitnimmt, indem die Fäden der Spule sich abwickeln, und es entstehen somit zweifarbige Bänder, welche gemeinschaftlich vom Hacker abgekämmt und wie gewöhnlich in Vorgespinnstfäden umgewandelt werden. (Patentirt in Belgien am 4. April 1861. – Armengaud's Génie industriel, September 1863, S. 142.) Fabrication von Stiefeln und Schuhen in Nordamerika. Der dortige Krieg hat eine solche Nachfrage nach Stiefeln und Schuhen hervorgerufen, daß man dieselbe mit Handarbeit allein nicht befriedigen konnte, und so ist denn die Maschinenarbeit zur Hülfe herbeigezogen worden. Es existirt z.B. in New-York eine großartige Schuh- und Stiefelfabrik, über deren Betrieb wir dem Scientific American Nachfolgendes entnehmen: Die Häute für die Oberleder werden zuerst ausgebreitet, geprüft und nach den Zwecken, zu welchen sie dienen sollen, ausgesucht. Durch Ausschlageisen von verschiedener Form werden die verschiedenen Theile ausgeschnitten, und nach ihrer Bestimmung arrangirt und classificirt. Sie werden dann durch Nähmaschinen genäht und zur Aufnahme der Sohlen fertig gemacht. Die Sohlenleder-Häute werden zuerst in Wasser eingeweicht, dann abtropfen gelassen und endlich durch eine Maschine in Streifen geschnitten, die etwas breiter sind, als die anzufertigenden Sohlen. Diese Streifen werden schließlich wieder querüber zerschnitten, so daß viereckige Lederstücke von der Länge und Breite der Sohlen erhalten werden. Nachdem sie genügend abgetrocknet sind, läßt man sie zwischen Walzen durch und unterwirft sie außerdem zwischen eisernen Platten einer sehr scharfen Pressung, Operationen, durch welche das Klopfen des Leders mit dem Hammer ersetzt werden soll. Hierdurch werden die Lederfasern ungemein stark comprimirt, und dadurch widerstandsfähiger gemacht. Endlich werden die Sohlen selbst aus den vorbereiteten Lederstücken durch ein Ausschlageeisen mit einem Stoße ausgeschnitten. Dieses Ausschlageeisen wendet sich nach jedem Stoße, um so abwechselnd eine rechte und linke Sohle auszuschlagen. In ähnlicher Art werden die Absätze ausgeschlagen. Die Ecken der Sohlen etc. werden dann mittelst einer kleinen rasch rotirenden Schleifmaschine abgeschlichtet und polirt. Eine andere Maschine preßt die Furchen für die Stichreihen ein. Die obere und untere Sohle wird dann auf Leisten befestigt und mittelst Makay's Nähmaschine mit dem Oberleder zusammengenäht. Es werden auch doppelte Sohlen mit Kupferstiftchen aufgenagelt. Auch dieß wird durch eine Maschine bewirkt, die dünne Streifen von Kupferblech in solche Stifte zerschneidet, die Löcher in der Sohle vorsticht, und die Kupfernägel eintreibt. Die Absätze und der Bug der Stiefelsohle werden außerdem mit Holznägeln genagelt, was mit der Hand geschieht. Endlich werden die äußeren Sohlränder durch eine Schleifscheibe abgeglichen und polirt. Ebenso werden die Sohlen fertig gemacht. Die bewegende Kraft in der erwähnten Fabrik wird durch eine Roper'sche Heißluft-Maschine geliefert. Etwa 500 Paar Stiefeln können täglich in obiger Fabrik fertig gemacht werden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 3.) Lederwalzmaschine. Zu den Verbesserungen, welche in letzter Zeit in der Schuhfabrication gemacht wurden, gehört auch die Lederwalzmaschine. Dieselbe hat den Zweck, das langweilige zeitraubende Klopfen der Sohlen unnöthig zu machen. Sie besteht aus zwei entsprechend verbundenen eisernen Walzen, die im beliebigen Abstand zu einander gestellt und mittelst des Schwungrades und Kurbel bewegt werden können. Das vorher angefeuchtete Sohlleder wird davor gehalten, von den in Bewegung sich befindenden Walzen gefaßt und alsdann mit möglichster Gleichmäßigkeit ausgerollt. Ein Bursche zur Aufgabe des Leders und ein anderer zum Drehen der Kurbel können so in einer Stunde das Leder für mehr als 100 Paar Stiefeln ausrollen, und zwar leichter, bequemer und besser als dieses durch Klopfen oder Hämmern des Leders geschehen kann. Die Maschine ist so einfach und zweckentsprechend, daß es wirklich zu verwundern ist, wie noch so viele Schuhmacher bei dem alten Klopfproceß verharren mögen. (Dr. Burger's kurze Berichte, 1863 S. 70.) Ueber das Schwimmen von festen Eisenstücken auf geschmolzenem Eisen, von F. Centner. Der Verfasser ermittelte durch Versuche, daß festes Gußeisen ungefähr 1/28 mehr wiegt als ein gleiches Volum geschmolzenes. Trotzdem läßt sich unter gewissen Umständen die Beobachtung machen, daß feste Stücke auf geschmolzenem Eisen schwimmen. Dieß hat wahrscheinlich seinen Grund darin, daß bei der Abkühlung des flüssigen Eisens das Aufsteigen der heißen Theile nach oben, die Wallung, dem Niedersinken eines aufgelegten festen Eisenstücks, dessen specifisches Gewicht bei der stattfindenden Erhitzung abnimmt, Widerstand entgegensetzt. Außerdem werden die in den Poren des festen Stückes befindlichen Wasser- und Luftpartien expandirt und bilden eine jenem Auftriebe entgegengesetzte Strömung. Die bei dem Aufwallen stets erfolgende oberflächliche Ausscheidung von Schlackentheilen, welche sich unter den schwimmenden Körper legen, hält die demselben entströmenden Luftpartien theilweise fest und hilft ihn zu tragen. Auch hat die verschiedene Dichtigkeit verschiedener Eisensorten bei gleichen Temperaturen Einfluß auf den Grad des Schwimmens. Bei gesteigerter Größe der festen Eisenkörper findet aber dieses Schwimmen bald eine Grenze. (Civilingenieur 1863, Hft. 4, S. 219.) Ueber das Doppelsulphür von Schwefelnatrium und Schwefelcalcium, von P. Ward. Der Verf. schlägt vor, die bei der Sodafabrication verbleibenden Rückstände, welche Schwefelcalcium, Kalk und Kohle enthalten, zur Herstellung der Doppelverbindung von Schwefelnatrium und Schwefelcalcium zu verwenden; dieses Doppelsulphür ist in Wasser löslich und kann in einzelnen Fällen die Soda ersetzen. Man mengt zu dem Zwecke 144 Thle. rohes schwefelsaures Natron und 120–130 Thle. trockene Rückstände (bei den feuchten, direct aus den Auslaugekästen kommenden muß der Wassergehalt in Rechnung gebracht werden) und unterwirft sie in Retorten 12–16 Stunden lang einer Rothglühhitze. Das dabei entweichende Kohlenoxydgas wird in die Feuerung geleitet und mit verbrannt. Das Product wird hierauf, um es vor der Einwirkung der Luft zu schützen, in Tonnen gepackt und gut verschlossen. Man kann auch, zur Herstellung eines reineren Materials, das rohe Product in Wasser lösen, die Lösung von dem Ungelösten abgießen und sodann eindampfen, bis sie beim Erkalten erstarrt. Will man das Product direct durch Glühen von Gyps, Glaubersalz, Kalk und Kohle herstellen (die Sodarückstände bieten jedoch ein bequemeres Material), so mischt man 136 Thle. Gyps, 28 Thle. Kalk, 24 Thle. Kohks und 144 Thle. rohes schwefelsaures Natron oder 136 Thle. Gyps, 144 Thle. schwefelsaures Natron und 26 Thle. Kohle zusammen. Das Glühen der Mischung kann auch in einem gewöhnlichen Sodaofen geschehen; man bringt das schwefelsaure Natron zum Schmelzen, fügt die Rückstände hinzu, rührt gut durcheinander, bedeckt mit einer Schicht von Kohkspulver und erhitzt so lange, bis keine Kohlenoxydflämmchen mehr entweichen. Während des Umrührens muß durch ein Register die Luft abgeschlossen werden können. (Technologiste, Juli 1863, S. 518; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1449.) Godin's Verfahren zur Fabrication des Chlorbaryums. Godin's Verfahren (patentirt in Belgien am 10. März 1863) besteht im Zusammenschmelzen eines Gemenges von schwefelsaurem Baryt, Kohle, Kalkstein und Chlorcalcium. Bei dieser Operation reducirt die Kohle den schwefelsauren Baryt zu Schwefelbaryum; das Schwefelbaryum und Chlorcalcium bilden dann durch gegenseitige Zersetzung Chlorbaryum und Schwefelcalcium; letzteres verbindet sich mit dem durch die Zersetzung des Kalksteins erzeugten Kalk zu unauflöslichem Calcium-Oxysulfuret, analog dem bei der Fabrication der rohen Soda entstehenden. Das Product der Operation ist also ein Gemenge von Chlorbaryum und unauflöslichem Calcium-Oxysulfuret, nebst ein wenig unzersetztem schwefelsaurem Baryt und Kohle, Kalkstein und überschüssigem Chlorcalcium. Man laugt das Chlorbaryum von den anderen unauflöslichen Körpern aus, dampft die Auflösung ab und calcinirt den Rückstand oder läßt ihn krystallisiren. Zum Schmelzen kann man ein Gemenge anwenden, welches besteht aus: 100 Theilen schwefelsaurem Baryt, 35 bis 50 Kohle, 15 bis 25 Kalkstein, 40 bis 60 Chlorcalcium. (Armengaud's Génie industriel, Januar 1864, S. 47.) Ueber die Löslichkeit des salpetersauren Natrons; von E. J. Maumené. Die Löslichkeit dieses Salzes würde nach Marx eine ganz unbegreifliche Unregelmäßigkeit darbieten. Ich hatte Gelegenheit neuerlich die Löslichkeit einiger salpetersauren Salze zu bestimmen und darunter diejenige des salpetersauren Natrons. Die große technische Wichtigkeit dieses Salzes veranlaßt mich die Resultate mitzutheilen, welche ich (nach fünf Versuchen bei verschiedenen Temperaturen) erhielt: 100 Theile Wasser lösen auf: bei     0° C.   70,94 geschmolzenes salpetersaures Natron.   10   78,57   20   87,97   30   98,26   40 109,01   50 120,00   60 131,11   70 142,31   80 153,72   90 165,55 100 178,18 110 194,26 119,4 213,43 (Comptes rendus, t. LVIII p. 81.) Mittel gegen die Entwickelung der salpetrigen Säure bei der Bunsen'schen Batterie. Bekanntlich ist die Entwickelung der sauren Dämpfe aus der Salpetersäure bei der Bunsen'schen Batterie sehr lästig und sogar gefährlich. Bisher wendete man dagegen nur kostspielige und wenig wirksame Ventilirmittel an. Nach Archereau soll man auf leichte und einfache Weise diese Dämpfe durch folgendes Mittel unschädlich machen können. Man nimmt ein Gefäß von passender Form und Größe und legt auf den Boden desselben eine gewisse Menge Weißblech – Abfälle und auf diese, um sie zusammenzuhalten, ein Gitter von Eisendraht; dann kehrt man das Gefäß um, so daß der Boden nach oben, die Oeffnung nach unten kommt, und bedeckt damit das galvanische Element. Die Weißblech-Abfälle, welche fast werthlos sind, absorbiren und neutralisiren die sauren Dämpfe so vollständig, daß keine einzige Blase davon (?) in das Zimmer gelangt. (Les Mondes; Armengaud's Génie industriel, December 1863, S. 320.) Aufbewahrung des Chloroforms. Es ist schon öfters beobachtet, daß das Chloroform mit der Zeit zuweilen eine stark saure Reaction von Salzsäure (und einen starken Geruch nach Chlor) annimmt. Eine solche Veränderung ist besonders bei Anwendung desselben zu Einathmungen sehr unangenehm, ja gefährlich. Sie wird durch das Licht bewirkt. Im directen Sonnenlichte tritt sie schon nach wenigen Tagen, im zerstreuten Tageslichte zwar später, aber doch ganz entschieden ein, dagegen im Dunkeln aufbewahrt, hält sich das Chloroform vollkommen neutral. (Archiv der Pharmacie, Bd. CLXVI S. 145.) Zur Parfümerie. Die Verbindungen des Fuselöls mit Essigsäure (das sogenannte Birnöl), mit Baldriansäure (das sogenannte Aepfelöl), endlich der Buttersäure mit Aether (das sogenannte Ananasöl) sind wegen ihres sehr angenehmen Geruchs besonders bei starker Verdünnung, bekannt und werden schon seit längerer Zeit in der Parfümerie, sowie von den Conditoren zur Anfertigung der Fruchtbonbons und der Fruchteise benutzt. Von Butteräther machen auch die Fabrikanten künstlichen Cognacs und Rums starken Gebrauch. Aus diesen drei Oelen werden nun mit Hülfe anderer Stoffe zahlreiche modificirte Gerüche producirt. Nach Angaben in einem englischen Journal bestehen dieselben aus folgenden Mischungen: 1) Ananas, Buttersäureäther (Aethyl) mit etwas Citronen- und Orangenschalenöl; 2) Birnöl, essigsaures Amyloxyd; 3) Himbeere, Veilchenwurzeltinctur mit einer Spur Butteräther; 4) Quitte, buttersaures und baldriansaures Aethyloxyd; 5) Erdbeere, Birnöl und baldriansaures Aethyloxyd; 8) Rothe Johannisbeere, Himbeeressenz, Birnöl und Citronenöl; 9) Banane, Birnöl und baldriansaures Aethyloxyd; 10) Cognac-Essenz, Pelargonäther, Vanilletinctur, Bittermandelöl und salpetrigsaurer Aether (Spiritus nitri dulcis); 11) London Gin, Wachholder, Coriander, Angelica und Bittermandelöl; 12) Whisky-Essenz, Cedernöl mit einer Spur Kreosot; 13) Jamaica-Rum, Buttersäureäther, Neroli und Bergamott; 14) Nectar, Birnöl, Ananas und Himbeeressenz; 15) Ratafia, Bittermandelöl und Nelkenöl u.s.w. Die Menge, in der die Stoffe gemischt werden müssen, ist Geheimniß der Fabrikanten, dürfte sich indessen durch eine feine Nase und einige wenige Versuche leicht ermitteln lassen. (Monatsschrift des Cölner Gewerbevereins.) Ueber die Darstellung einer neuen Seife zum Waschen und Bleichen gebrauchter Strohhüte, Wollenstoffe und Seidenwaaren; von Professor Dr. Artus. Das Waschen und Reinigen obiger Stoffe hat bisweilen seine Schwierigkeiten und namentlich ist dieß anzunehmen von der Operation des sogenannten Schwefelns, wo man gewöhnlich die Stoffe unmittelbar der Einwirkung der schwefligen Säure aussetzt. Dem wird jedoch vorgebeugt durch die Anwendung folgender Seife, welche der Verf. mit dem Namen Bleichseife bezeichnet. 1) Darstellung. Man verschafft sich auf die gewöhnliche Weise eine gute Natronseife; nachdem diese mit verdünnter Lauge und einem Zusatze von Kochsalz abgeschieden ist, wird der noch weichen Seife 1/5 ihres Gewichtes zerriebenes schwefligsaures Natron zugesetzt, dann wie gewöhnlich, noch etwas feucht, in Riegel geschnitten, getrocknet und zum Gebrauche aufbewahrt. Statt der Natronseife kann jedoch auch eine Kaliseife (Schmierseife) verwendet werden. In beiden Fällen erhält man eine Seife, die zu nachbeschriebenen Zwecken verwendet werden kann. 2) Anwendung der genannten Bleichseifen zum Reinigen und Waschen gebrauchter Strohhüte, Wollen- und Seidenwaaren. Zunächst werden die zu bleichenden Gegenstände in Wasser geweicht, dem man etwa auf 12 Maaß weiches Flußwasser 1 Loth wässeriges Ammoniak zugesetzt hat, welches aus jeder Apotheke bezogen werden kann. Nachdem die Gegenstände gehörig durchweicht und die vielleicht adhärirenden Fettstoffe durch diese Behandlung entfernt sind, wird 1 Th. von der obigen Bleichseife in 10 bis 12 Th. warmem Wasser gelöst; mit dieser Lösung wird das eigentliche Waschen vollzogen. Nachdem sie gehörig damit behandelt worden sind, werden die Stoffe in ein Gefäß gebracht, in welchem sich verdünnte Salzsäure befindet (etwa auf 20 Th. Wasser 1 Th. Salzsäure); man taucht die Gegenstände ein, damit sie von der Flüssigkeit gehörig durchdrungen werden, bedeckt hierauf das Gefäß und läßt dieselben eine Stunde lang stehen, worauf sie heraus genommen, mit Wasser gehörig gespült und dann getrocknet werden. Auf diese Weise wurden unter des Verf. Leitung Versuche im Kleinen wie im Großen unternommen, die ein schönes Resultat lieferten, weßhalb er diesen Gegenstand zur weiteren technischen und mercantilischen Ausnutzung dem großen Publikum hiermit empfiehlt. (Artus' Vierteljahresschrift.) Die Gewinnung eines seidenartigen Faserstoffs aus den Rinden der Maulbeerbaumäste und Zweige; von Pasquale Potenza in Neapel. Die Erfindung besteht in der Gewinnung und Zubereitung gewisser Faserstoffe, welche der Maulbeerbaum enthält, um daraus feine weiche Fäden zu bereiten, welche der Patentträger „Pflanzenseide“ (vegetable silk) nennt, und durch ihren hohen Glanz, ihre Elasticität und andere wesentliche Eigenschaften der Seide geeignet ist gesponnen und zu seidenartigen Zeugen verwebt zu werden. Die Rinde, welche zu diesem Zwecke erfordert wird, kann zu großen Quantitäten durch die Maulbeerbaumzucht gewonnen werden, ohne den Baum selbst zu verbrauchen, indem die Aeste und Zweige, welche auch bei der Verwendung zur Seidenraupenzucht jährlich oder alle zwei Jahre abgeschnitten werden, von einem ausgewachsenen Baum ungefähr 20 Pfund Rinde liefern und sich aus 100 Pfund solcher Rinde 15 Pfund seidenartiger Faserstoff oder Pflanzenseide gewinnen läßt. Wenn die Rinde sorgfältig von dem Holze getrennt ist, so wird sie vollständig getrocknet, was durch einen langsamen Vorgang an der freien Luft oder an der Sonne geschehen kann, um jenen Zustand der Zersetzung eintreten zu lassen, wodurch die Fasern leicht von einander trennbar werden. Die Trennung der Faser von den anderen Bestandtheilen der Rinde geschieht hierauf in der Art, daß man die Rinde in siedendes Wasser bringt, entweder allein oder nachdem man eine mineralische Säure, oder eine Pflanzensäure, oder einen alkalischen Stoff beigemischt hat. Dadurch wird der Faserstoff nicht bloß von den anderen Bestandtheilen der Rinde gelöst, sondern auch selbst so weich, daß sich die einzelnen Fasern von einander trennen lassen, was entweder mit der Hand oder durch geeignete Werkzeuge, oder auch Maschinen geschieht, wobei die Fasern überdieß in eine parallele Lage zu einander gebracht werden, was in ähnlicher Weise wie bei der Zubereitung der Baumwolle zum Spinnen geschieht, worauf nun diese Faser wie Seide gesponnen und weiter verarbeitet wird. (Patentirt für Oesterreich am 15. October 1862. – Neueste Erfindungen, 1863, Nr. 24.) Ueber die Enthülsung des Getreides, von C. Davison. Ueber diesen Gegenstand hat der Genannte in der British Association einen Vortrag gehalten, welchem wir nach dem Cardener's Chronicle, 1863 Nr. 46, Folgendes entnehmen. Nachdem der Redner sich über die einzelnen Theile des Getreidekorns verbreitet hatte, wendete er sich zu den Vortheilen, welche die Enthülsung gewähren soll. Wenn man so sein als möglich mahlt und das feinste Beuteltuch zum Beuteln verwendet, so erhält man ein höchst nahrhaftes und wohlschmeckendes Mehl, 90 Procent vom angewendeten enthülsten Getreide. Dasselbe soll 5–6 Proc. mehr stickstoffhaltige Substanzen enthalten (?) als Mehl von nicht enthülstem Getreide. Beim gewöhnlichen Mahlen bleibt gerade der nahrhaftere Theil in den Hülsen zurück, man erhält überhaupt nur 78 bis 80 Procent Mehl. Man kann bei der neueren Methode ebenfalls verschiedene Nummern Mehl bereiten, wovon das Weißeste, wie bei gewöhnlich bereitetem Mehl, auch das am wenigsten nahrhafte ist. Es ist daher besser, daß nur eine Sorte Mehl fabricirt werde; das daraus gebackene Brod ist Kindern gesünder als Weißbrod. Die vollständigste Enthüllung geschieht nach dem Poissant'schen Verfahren, welches darin besteht, auf einer eigens construirten Maschine die Getreidekörner an einander zu reiben. Die Maschine besteht aus zwei Paar mit einer Geschwindigkeit von 300–400 Umgängen in der Minute sich drehenden Platten, welche eine Berührung und Abstreifung der Hülse bewirken, die durch eine Windfege entfernt wird. Das zu enthülsende Getreide muß 1–2 Secunden in kaltes Wasser getaucht werden und 4–5 Minuten abtropfen, bevor es in den Trichter der Maschine geschüttet wird. Vor dem Mahlen muß es, am besten durch einen heißen Luftstrom, vollständig getrocknet werden. Enthülstes Getreide scheint nicht vom Kornwurm angegriffen zu werden, wenn es gegen das Licht geschützt aufbewahrt wird. Die Maschine ist einfach, billig, dauerhaft, und kann durch Hand- und Maschinenbetrieb in Gang gesetzt werden. Die Hülsen sollen ein dem Pergament ähnliches Papier geben. Schließlich bemerkt Davison, daß seine Mittheilungen zum Theil auf eigene Beobachtungen und Untersuchungen begründet sind. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 1.) Neues Mittel gegen Mäuse und Ratten. Rodwell behauptet, daß Mäuse, Ratten und ähnliche Schadenthiere auf allen englischen Landwirthschaftshöfen ebensoviel verzehren, als die doppelte Bevölkerung einer Stadt wie London, was gegenwärtig die Summe von 6 Millionen Fr. ausmacht. Wenn man die Ration an Roggen erhebt, welche für eine solche Besatzung während eines Jahres erfordert wird, so erhält man den Werth von 500 Millionen Franken, um welche diese Schadenthiere das Budget des Grundeigenthums belasten. Diese Ziffern mögen bei einer Nachrechnung an ihrer Größe verlieren, sie können uns aber die Gefahr vor Augen halten, welche damit verbunden ist, wenn wir diese Kostgänger gewähren lassen, und an den Nutzen erinnern, den ihre Vertilgung haben muß, und daher schließen wir folgerichtig unsere Beobachtung mit der Angabe eines neuen Ausrottungsmittels für alle Nagethiere, wozu die Mäuse gehören. Ein solches ist nun kohlensaurer Baryt in der Gestalt eines feinen Pulvers. Um ihn als Mäusegift zu verwenden, wird das Pulver mit Mehl gemengt oder zu einem Teige geknetet, der immer als Köder dienen kann. Dieser Stoff, welcher seine volle Wirkung auf diese Thiere übt, wird in England jährlich in großer Menge zur Vertilgung von Feldmäusen und Ratten verbraucht. Das Journal d'Agriculture pratique empfiehlt ihn insbesondere aus dem Grunde, weil er nicht die Nachtheile der anderen früher angewendeten Gifte hat.