Titel: Steuernde Schiffspropeller.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXIV., S. 255
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LXIV. Steuernde Schiffspropeller. Steuernde Schiffspropeller. Nach einer in dem Scientific American vom 24. October 1863 enthaltenen Mittheilung sind kurz vor dieser Zeit zu Sheerneß in England, auf Befehl der Admiralität, Versuche mit einem Schrauben-Propeller gemacht worden, welcher auf dem Kanonenboote „Charger“ zur Anwendung gebracht worden ist, und die Eigenthümlichkeit hat, vermöge eines zwischen seinem Hauptschafte und seinem eigentlichen Schraubenkörper angebrachten Scharniers, zugleich und übereinstimmend mit dem Steuerruder des Schiffes bewegt werden zu können. In dem Steuerruder ist zu diesem Zweck ein Lager für den vordersten Theil der Schiffsschraubenspindel angebracht, so daß die eingelegte Schraube dann, von ihrem Hauptschafte und von dem Steuerruder des Schiffes gemeinschaftlich getragen, allen Bewegungen des Ruders folgen muß und auf das Schiffe folglich nicht nur forttreibend, sondern auch lenkend einwirkt. Zum Vergleichungsversuche in Bezug auf Schnelligkeit wurde ein zweites Boot, der „Spanier“ hinzugenommen, welches nach denselben Verhältnissen und von demselben Baumeister wie der „Charger“ erbaut, ebenso wie letzteres Boot eine Maschine von 60 Pferdekräften hat. Die durchlaufene Distanz betrug etwa acht Meilen und hierbei war der „Charger“ dem „Spanker“ um das Aequivalent von 1 1/2 Meile pro Stunde zuvorgekommen, welcher Vortheil lediglich durch die Verminderung der retardirenden Wirkung des Steuerruders erreicht worden war, indem letzteres nur einer Drehung von 3 bis 5 Grad bedurfte um das Schiff im Cours zu erhalten. – Die so eingerichtete Schraube kann im Gegenkiele des Schiffes angebracht und auch ganz in gewöhnlicher Weise außer Thätigkeit gesetzt werden, so daß das Schiff je nach der Wahl des Commandirenden, entweder durch das Ruder, oder aber durch die Schraube, oder endlich auch durch beide zugleich regiert werden kann. Cassel, im April 1864. Dy.,          Artillerie-Hauptmann.