Titel: Ueber eine eigenthümliche Veränderung des zum Dachdecken angewandten Zinkbleches durch das Eichenholz; von J. Nicklès.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXI., S. 279
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LXXI. Ueber eine eigenthümliche Veränderung des zum Dachdecken angewandten Zinkbleches durch das Eichenholz; von J. Nicklès. Nicklès, über eine eigenthümliche Veränderung des zum Dachdecken angewandten Zinkbleches durch das Eichenholz. Zinkblech, welches zur Bedeckung des Dachgebälkes des großen Universitätsgebäudes in Nancy angewandt wurde, fand man nach verhältnißmäßig kurzer Zeit, nämlich nach 18 Monaten, zerfressen und mit großen Löchern durchbohrt. Die nächste Ursache einer so schnellen Veränderung schrieb man natürlich der Unreinheit des angewandten Zinks zu. Da mir diese Meinung nicht gegründet schien, so stellte ich in diesem Betreff einige Untersuchungen an, welche folgendes Resultat ergaben: Die fraglichen Zinkbleche sind nicht unreiner, als es gewöhnlich das gewalzte Zink ist; die Zerfressungen sind an ihren Rändern mit weißen Schuppen bedeckt, welche sich unter dem geringsten Druck ablösen, sie bestehen aus kohlensaurem Zinkoxyd. Diese Ablagerung von kohlensaurem Zinkoxyd ist von einem gelben, mehr oder weniger dunkeln Ueberzug eingefaßt, welcher die charakteristischen Eigenschaften einer organischen Substanz besitzt. Sie muß von dem Zimmerholz herrühren, worauf das Zinkblech angebracht war, um es gegen den Regen zu schützen. Diese organische Substanz scheint mir hier eine wesentliche Rolle zu spielen: unter dem Einfluß der Luft und der Feuchtigkeit muß sie sich nothwendig oxydiren, säuern und wird dann leicht das Zink angreifen, welches bekanntlich unter die Metalle gehört, die bei Gegenwart von Säuren das Wasser zersetzen. Die erwähnten Zinkbleche sind auch allenthalben angegriffen, zerfressen oder durchbohrt, wo sie Holz berühren, welches unvollkommen ausgetrocknet ist oder naß werden kann; sie sind hingegen unversehrt an den Stellen wo sie das Holz nicht berühren, sowie an denjenigen wo letzteres stets trocken geblieben ist. Das Tannenholz scheint in diesem Falle zweckmäßiger zu seyn, als das Eichenholz. Bei dem erwähnten Gebäude ist nämlich das Zink in großem Maaßstabe angewandt, um sowohl das Eichenholz als das Tannenholz zu verkleiden; die besprochenen Veränderungen zeigen sich aber nur bei dem auf dem Eichenholz angebrachten Zink, während das Zink welches das Tannenholz verkleidet, ganz unversehrt geblieben ist. Bei der Herstellung von Zinkdächern ist daher wohl zu beachten, daß man dieses Metall nicht auf Eichenholz aufliegen läßt, sondern ihm zur Unterlage ein harzichtes Holz, wie Tannenholz, gibt. Die verändernde Wirkung, welche wir hier dem Eichenholz zuschreiben, ist wahrscheinlich den Architekten schon lange bekannt; denn einerseits kommen derartige Unfälle glücklicherweise selten vor und andererseits findet man fast überall die Zinkdächer auf Tannenholz aufliegend.Zur Herstellung von Zinkdächern wird schon lange vorgeschrieben, daß man auf die Sparren eine Vertäfelung von tannenen (nicht eichenen) Bretern legt; man s. polytechn. Journal Bd. CXL S. 339.A. d. Red. Ich hatte Gelegenheit die erörterte Thatsache nicht nur in Nancy, sondern auch in Paris, im Elsaß, in der Schweiz und in Deutschland zu beobachten. (Aus den Mémoires de l'Académie de Stanislas, 1863.)