Titel: Verbesserte Mehlbeutel-Maschine; beschrieben von Professor Rühlmann.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXXVII., S. 328
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LXXXVII. Verbesserte Mehlbeutel-Maschine; beschrieben von Professor Rühlmann. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 35. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Rühlmann, über eine verbesserte Mehlbeutelmaschine. Die vom Ingenieur Fischer in zwei Aufsätzen in den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, Jahrgang 1862 S. 33 und Jahrgang 1863 S. 105 (daraus im polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 267 und Bd. CLXIX S. 258), gerügten Uebel der amerikanischen Cylinder- oder Prismen-Rollbeutel gaben auch im Königreiche Hannover Veranlassung zur Anwendung der Gattung von Beutelmaschinen, welche in letzterem Aufsatze mit beigegebener Abbildung beschrieben wurden. Bereits vor dem Bekanntwerden des Kunath'schen Beutels in Hannover wurde dem Mühlenpächter Lüders in Hildesheim ein Patent auf die Anordnung ertheilt, welche auf Tab. VI in Fig. 1 bis 3 in 1/24 der wahren Größe abgebildet ist und die sich hauptsächlich dadurch von der Kunath'schen unterscheidet, daß man das Beuteltuch (die Gaze) nicht flach, sondern in halbkreisförmiger Gestalt, als halben Cylinder in Anwendung gebracht und Verbesserungen einzelner Theile vorgenommen hat. Da sich diese Beutel für nicht allzu feine Müllerei sehr gut bewähren und in dem erwähnten Aufsatze vollständige Zeichnungen der ganzen Beutelmaschine nicht gegeben sind, so schien es in doppelter Beziehung von Nutzen, durch gegenwärtigen Artikel die Sache den Betheiligten nochmals vorzuführen und zu empfehlen. Das hölzerne Gerippe B, γ, γ¹, γ², B' eigentlichen Beutels, welches an beiden Enden an den Schubstangen M und M' der Kurbeln k und k' befestigt ist, erklärt sich ohne Weiteres aus dem Grundrisse Fig. 2 und aus der Seitenansicht Fig. 3. Die Gaze V, V wird dabei auf zwei leichte Rahmenstücke δ, δ geheftet, die man mittelst Oesen i, i' und Keilen h, h an den schmalen Langseiten γ, γ des Gerippes B befestigt. (Man sehe deßhalb insbesondere die Detailzeichnungen Fig. 4.) Das obere oder höchste Ende des halbkreisförmigen Beutels schließt eine feste Wand z, auf deren Peripherie eine kleine Vertiefung angebracht ist, so wie oben an jeder Seite ein Stift x, um welchen eine Schnur geschlungen wird, um auch hier das Tuch (die Gaze) V befestigen zu können. Vermöge dieser Einrichtung kann man in einigen Minuten ein Beuteltuch auswechseln, ein gröberes mit einem feineren vertauschen etc. Oberhalb (als ebene Begrenzungsfläche des Beutelkörpers) wird ein Leinwandstreif η (Fig. 4) ausgespannt, um bei der schwingenden Bewegung ein mögliches Ueberstreuen von Schrot zu verhüten. Als vortheilhafteste Neigung des Beutels (von links nach rechts in Fig. 1) hat man 3/4 Zoll auf einen Fuß gefunden. Die sonstigen Theile der Maschine verstehen sich durch die gut ausgeführten Abbildungen von selbst, so z.B. die Art des Aufhängens der hinteren Lenkstangenenden an schwingenden Armen S, T und S', T', das Rohr R, welches das Mahlgut von den Steinen in den Beutel führt u. d. m. Die beste Umdrehzahl der Welle W hat sich, je nach Umständen, zu 120 bis 130 per Minute herausgestellt. Ein Beutelkörper von 6 Fuß Länge, 12 Zoll größter Breite und 6 Zoll Radius des cylindrischen Gazemantels reicht aus, um das Schrot von zwei Mahlgängen genügend auszuschwingen. Schließlich dürfte die Bemerkung nicht überflüssig seyn, daß ein ruhiger Gang eine Ausgleichung der Lenkstangen-Massen durch Gegengewichte erfordert, und die Schwingarme S, T, S', T' nicht zu kurz (mindestens 12 Zoll lang) seyn müssen.

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Tafel Tab.
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Tab. VI