Titel: Neues Verfahren in der Behandlung des Silbererzes, von J. A. Poumarède.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XCIV., S. 370
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XCIV. Neues Verfahren in der Behandlung des Silbererzes, von J. A. Poumarède. Poumarède's Verfahren in der Behandlung des Silbererzes. Der Verfasser gelangte als Chemiker an mexicanischen Silberhütten in Bezug auf die Ausbeutung der Silbererze nach dem Freiberger Verfahren zu folgenden Erfahrungen. Die Silberverluste in den verschiedenen Hütten, die sich nach der Probe auf 28, 30 und 35 Proc. beliefen, wurden zunächst durch die Verflüchtigung bedingt, die in dem Flammofen vor sich geht, und hauptsächlich der unvollkommenen Chlorirung der Silbererze zuzuschreiben ist; die Erze enthielten nach 7–8stündigem Rösten selten 80 Proc. ihres ursprünglichen Silbergehaltes an Chlorür. Diese unvollständige Chlorirung, die um so mangelhafter war, je reicher das Erz war, rührte selbst wieder daher, daß in Folge des schlechten Verständnisses und unregelmäßiger Leitung der Reaction oft statt der Ueberführung des Metalles in Chlorür das Gegentheil eintrat: ein Theil des schon gebildeten Chlorürs wurde reducirt und in Sulphür oder metallisches Silber verwandelt, das sich dann, wenn es unter solchen Umständen erhalten wird, nicht amalgamiren läßt. Die Ueberführung des Silbers in Chlorür stellte sich als das Resultat einer directen Einwirkung des Kochsalzes auf das gediegene Silber oder die Silberverbindungen des Minerals dar, die unter dem Einflusse einer großen Masse von Feldspath- oder Quarzsubstanz vor sich gieng, und nicht, wie man bisher fälschlich annahm, von den Oxydationserscheinungen des Schwefels abhängt, die dabei vorsich gehen, die aber den Gang der Operation nur aufhalten; mit anderen Worten, die Gegenwart des Schwefels, der Schwefelsäure oder der Sulphate in den Mineralien war keineswegs zur Ueberführung des Silbers in Chlorür nothwendig. Mischt man wasserfreien oder wasserhaltigen feingepulverten reinen Quarz mit etwa 1 Proc. sehr fein vertheiltem Silber und 2–3 Proc. Kochsalz und erhitzt man das Gemisch 1/2 Stunde in einem bedeckten Tiegel auf Rothgluth, so wird alles Silber vollständig in Chlorür verwandelt; Aetzammoniak entzieht dem Gemisch die berechnete Menge Chlorsilber. Mischt man statt des metallischen Silbers Schwefelsilber oder eine andere mineralische Silberverbindung zu dem Quarz und Kochsalze, so bildet sich gleichfalls die berechnete Menge Chlorsilber, nur entstehen bei Gegenwart von metallischem Blei oder Bleisulphür, oder verhältnißmäßig großer Mengen kupferhaltiger Pyrite die entsprechenden Metallchlorüre. Auch wenn man statt des Quarzes Feldspathsubstanzen, wie reinen oder mit Gangart (kohlensauren Erden, Eisenoxyd u.s.w.) gemischten Thon anwendet, so geschieht die Umwandlung in Chlorür in derselben Weise und ebenso leicht. Vor allem verdient die Umwandlung des Silbers in Chlorür innerhalb der Feldspathgangart die Aufmerksamkeit der Chemiker, da das Alkali des Kochsalzes auf die Elemente der Gangart in merkwürdiger Weise einzuwirken scheint. (Comptes rendus, t. LVII p. 95; chemisches Centralblatt, 1864, Nr. 15.)