Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 71
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Miscellen. Miscellen. Die Dampfstrahlpumpe als Wassergewältigungsapparat. Wie die berg- und hüttenmännische Zeitung (1864, Nr. 3) nach der Revue universelle des mines (1863, 4. Lieferung) mittheilt, hat Ch. Wardle zu Leeds den Giffard'schen Injector zur Wassergewältigung aus einem Theile des unter dem Wasserlosungsstollen belegenen Abbaufeldes der Kohlengrube Kippar angewendet. Dieses Feld lag weit entfernt vom Schachte; seine untergeordnete Wichtigkeit erlaubte nicht die Aufstellung einer besonderen Wassergewältigungsmaschine, und eine Zeit lang nahm man seine Zuflucht zu Handpumpen. Beim Wachsen der Wasserzugänge zeigte sich dieses Mittel unzureichend und wurde mit Erfolg durch einen sehr einfachen Injector ersetzt, welcher durch eine Messingschnauze von 8 Millimeter Oeffnung einen ununterbrochenen Dampfstrahl zuführte. An seinem oberen Theile stand derselbe mit dem Dampfrohre, an seinem unteren mit dem Wasserabführungsrohre in Verbindung und war mit einer gußeisernen dichten Hülle umgeben. Der Dampf, über Tage erzeugt, wurde durch ein 38 Millimeter im Durchmesser haltendes Rohr, dem Schachte und einer geneigten Strecke entlang, auf 308 Meter Länge zugeleitet. Der Wasserabfluß fand durch eine 31 1/2 Meter lange, an einer zweiten ansteigenden Strecke plaeirten Röhre auf 8 Meter Höhe statt. Das aus dem Dampfe während des Durchlaufes des Zuleitungsrohres condensirte Wasser wurde in einem besonderen Behälter aufgefangen, aus dem es von Zeit zu Zeit durch ein selbstthätiges Ventil abfloß. Der Apparat blieb in dieser Art mehrere Stunden in regelmäßigem Gange, und wenn hinreichend Wasser vorhanden war, konnte er Tag und Nacht ohne Unterbrechung thätig bleiben. Diese neue Art der Wasserhebung ist, ungeachtet des großen Dampfverlustes, weniger kostspielig, als alle anderen, wenn man, wie im vorliegenden Falle, zur Heizung des Dampferzeugers ausgeworfenes Kohlenklein benutzen kann. Denselben Injector hat man auch angewendet, um unter Benutzung der Hitze von Schmiedefeuern das zur Abkühlung von Hohofenformen bestimmte Wasser zu heben, oder um während der Nacht die Reservoire zur Speisung von Dampfkesseln zu füllen. Im ersteren Falle ersetzt man die Pumpen durch einen Apparat, welcher auch bei Frost seinen Dienst nicht versagt, im zweiten benutzt man Dampf, welchen man rein verloren geben müßte. Eisen-Schiffbau in Oesterreich. Am 1. März d. J. wurde im Arsenale des österreichischen Lloyd bei Trieft der Kiel des eisernen Schraubendampfers „Austria“ von 2000 Ton. Tragfähigkeit gelegt und hiermit dem Eisen-Schiffbaue auch in Oesterreich und bei dem österreichischen Lloyd Bahn gebrochen. Dieser unter der Leitung des Marine-Ingenieurs Hrn. Otto Dingler stehende Bau ist um so bedeutungsvoller, als unseres Wissens noch in keinem Lande, wo der Eisen-Schiffbau neu eingeführt wurde, der Anfang mit einem Schiffe von so bedeutender Größe (größer als auch die norddeutschen Werften überhaupt je eines erzeugten) geschah und zugleich dem Ingenieur die Aufgabe gestellt ist, einen derartigen ersten Bau mit dem im Lande vorhandenen, völlig ungeübten Arbeitskräften durchzuführen. Wir können demnach nicht umhin, auf diesen glänzenden Anfang als einen bevorstehenden neuen Triumph deutscher Technik hinzuweisen, welche, wie in so manchen anderen Zweigen, schließlich auch auf dem von ihr bis jetzt noch zu wenig bebauten Felde der Marinetechnik dem Auslande die Spitze bieten können wird, und wir rufen von Herzen dem österreichischen Lloyd, der österreichischen Eisenindustrie, deren Producte in dem Schiffskörper der „Austria“ zum erstenmale das Salzwasser berühren, sowie insbesondere dem deutschen Ingenieur, welcher so muthvoll der am adriatischen Meere übermächtigen englischen Concurrenz entgegentritt, ein warmes „Glückauf“ zu. – f – Petroleum als Brennmaterial für die amerikanische Dampf-Marine. Nach den letzten Nachrichten von New-York ist der Bericht der aus drei Oberingenieuren bestehenden, vom Marine-Ministerium ernannten Commission erschienen, welche fünf Monate lang sorgfältige Versuche über die Anwendbarkeit des Petroleums zur Dampferzeugung für die Schifffahrt angestellt hat. Das Resultat dieser Versuche ist, daß die Anwendung des Petroleums eine große Ersparniß gewähren wird, und zwar nicht bloß für Handelsdampfer, weil mit diesem Brennmaterial ein Dampfschiff die See unter Dampf dreimal so lang, mit weniger Arbeit und größerer Oekonomie halten kann, als mit einem gleichen Gewicht Steinkohlen. Die amerikanische Kriegs-Dampfflotte, welche mittelst des Petroleums die See dreimal so lang zu halten im Stande ist, wird ihr sämmtliches Brennmaterial natürlich unter den Kielschwinnen magaziniren, wo es außer dem Bereich der Geschosse ist; da das Petroleum bei seiner Verbrennung keinen Rauch, sondern bloß einen wässerigen Dunst erzeugt, so fallen überdieß die Rauchkamine weg, welche die Dampfschiffe auf weite Entfernung sichtbar machen und im Gefecht leicht weggeschossen werden können. Rob. Mallett. (Practical Mechanics' Journal, März 1864, S. 314.) Weberschützen aus Aluminiumbronze. Die Aluminium-Fabrikanten Paul Morin und Comp. in Nanterre bei Paris ließen sich die Anwendung der Aluminiumbronze zur Herstellung der Weberschützen patentiren. Bekanntlich sind diese Schützen gewöhnlich von Holz und stehen in ziemlich hohem Preise, weil von oben her in denselben eine längliche Vertiefung ausgearbeitet werden muß, welche die Einschußspule und den Regulator der Fadenspannung aufzunehmen hat. Eine im geeigneten Verhältnisse legirte Aluminiumbronze kann das Holz für diesen Zweck mit Vortheil ersetzen, da die Schütze, bei nahezu demselben Gewicht, viel dauerhafter wird. Die Aluminiumbronze verwendet man zu dieser Fabrication als gewalztes und geschmiedetes Blech, welches man wie jedes andere Metall beliebig in Stanzen preßt, durch Treiben bearbeitet und löthet; die Hand- und Schnellschützen aus Aluminiumbronze können aber auch direct gegossen werden. Die Schütze aus Aluminiumbronze hat, nachdem sie unbrauchbar geworden ist, noch ihren inneren Werth, was bei denjenigen aus Holz oder aus Stahl nicht der Fall ist; ferner behält sie eine glänzende Politur, welche das Werfen erleichtert, wogegen die Schützen aus Stahl sich rasch oxydiren. (Armengaud's Génie industriel, März 1864, S. 167.) Ueber die Krupp'sche Gußstahlfabrik in Essen. Ueber den Betrieb dieser Fabrik im Jahre 1862 enthält der „Bergeist“ (1863, Nr. 80) nach dem Bericht der Essener Handelskammer folgende Notiz: Die Krupp'sche Gußstahlfabrik producirte mittelst 161 Schmelz-, Glüh- und Cementöfen, 32 Dampfmaschinen und 14 Dampfhämmern von zusammen 1236 Pferdestärken, 49 Schmiedeessen, 203 Werkzeugmaschinen und circa 2400 Arbeitern ein Quantum von 13 Millionen Pfund Gußstahl. Das Etablissement hat auch im verflossenen Jahre enorme Fortschritte gemacht und wird nach Beendigung der im Bau begriffenen Werke wieder eine colossale Vergrößerung gewinnen. Der Gußstahl findet immer mehr Anwendung, und blüht daher seiner Fabrication noch eine große Zukunft. Untersuchung von Zündpillen für Zündnadelgewehre; von Dr. Wiederhold. Die Versuche von Dr. Reich über die Zündmasse der für Zündnadelgewehre bestimmten Patronen (polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 235) veranlaßten den Verfasser einige Zündpillen analytisch zu untersuchen, welche mindestens 5 Jahre lang in dem Laboratorium der höheren Gewerbeschule in Cassel aufbewahrt waren. Ueber die Bezugsquelle kann derselbe nichts angeben. Die Quantität der Zündmasse betrug für jeden einzelnen Spiegel durchschnittlich 0,075 Grm. Die sehr feste Masse selbst war ein inniges Gemenge, bestehend aus (nahezu) 5 Theilen chlorsaurem Kali und 4 Thln. Schwefelantimon, ohne jedes Bindemittel. Directe Versuche mit einem Zündnadelgewehre ergaben, daß die Zündpillen trotz des jahrelangen Lagerns (in der für Zersetzungen aller Art gewiß nicht ungünstigen Atmosphäre des Laboratoriums) sich vollkommen wirksam erwiesen. Man hat behauptet, daß der Unterschied der preußischen Zündpillen von anderen ähnlichen Compositionen darin bestände, daß die ersteren sich jahrelang unzersetzt erhielten, während es bisher von anderer Seite nicht gelungen sey, eine mit dieser Eigenschaft begabte Zündmasse herzustellen. Möglich, daß durch den Zusatz von Bindemitteln, als Leim oder Gummi, die Zersetzung bedingt wird! Jedenfalls sieht man nach dem oben Mitgetheilten leicht ein, daß, wenn ein Geheimniß in dieser Richtung wirklich besteht, dasselbe nunmehr seinen Werth verloren hat. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864 S. 318.) Ueber das Vorkommen von Thallium in Braunstein; von Prof. Bischofs in Lausanne. Ich habe einen beträchtlichen Thalliumgehalt in einem Mineral gefunden, in welchem das Thallium meines Wissens noch nicht angetroffen worden ist, nämlich in einem Braunstein, welchen ich von einem der hiesigen Droguisten bezog und dessen Fundort ich nicht erfahren konnte. Es ist übrigens ein recht schlechter Braunstein; derselbe ist überzogen mit einer braunen erdigen Schichte, ist in einzelnen Stücken dem Bohnerz ähnlich, und zeigt einen dichten, halb-glasartigen Bruch. Das Aussehen dieses Braunsteins hatte mich veranlaßt, ihn auf einen Vanadiumgehalt zu prüfen, und bei dieser Untersuchung fand ich eine Substanz, die ich mittelst des Spectroskops als eine Thalliumverbindung erkannte; ich fand auch Vanadium, Lithium, ziemlich viel Arsen etc. Die Auffindung des Thalliums war übrigens hier Nichts, was Erstaunen erregen könnte, denn dieser Braunstein enthält etwa 1 Proc. von dem neuen Metall und gibt geradezu bei der Prüfung mit dem Spectroskop die grüne Thalliumlinie. Andere Proben Braunstein, welche ich untersucht habe, schienen kein Thallium zu enthalten, aber es ist doch zu glauben, daß der von mir untersuchte Braunstein nicht einzig in seiner Art dasteht. Das einfachste Mittel, aus solchem Braunstein das Metall zu isoliren, besteht darin, ihn in Schwefelsäure zu lösen und das Thallium mittelst Zink auszufällen. Man muß es dann noch von einigen es verunreinigenden Substanzen, Arsen, Eisen u.a. befreien. (Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1864, S. 375.) Mißbrauch bei Braunsteinanalysen; von Dr. R. Fresenius. Es ist mir wiederholt bekannt geworden, daß Verkäufer und Käufer von Braunstein, welcher kohlensaure alkalische Erden enthält, übereingekommen sind, es solle derselbe nach dem von Will und mir angegebenen Verfahren geprüft werden, ohne vorher die kohlensauren alkalischen Erden zu entfernen oder ohne für die daraus sich entwickelnde Kohlensäure einen Abzug zu machen. Ich habe geglaubt, auf diese Sache aufmerksam machen zu sollen, weil sie mir nicht allein als ein Mißbrauch der oben erwähnten Methode erscheint, sondern weil es überhaupt mit chemischen Untersuchungen Hohn treiben heißt, wenn man aus Kohlensäure, welche sich aus kohlensaurem Kalk entwickelt, Manganhyperoxyd berechnet. Die chemische Analyse darf nie auf Irrwege führen, und wenn auch der Verkäufer und der (erste) Käufer einverstanden sind. Ich spreche hier nicht von in Spuren vorhandenen kohlensauren alkalischen Erden, sondern von Mengen, welche – wenn man sie nicht berücksichtigte – den Gehalt an Manganhyperoxyd um Procente erhöhen würden. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 346.) Beleuchtung der Arbeiterwerkstätten. Besonders in den Druckereien, welche wie die der Zeitungspresse zur Nachtarbeit gezwungen sind, macht sich eine helle, nicht wechselnde (flackernde) Beleuchtung mit möglichst geringer Wärmeentwickelung nothwendig. Die Staatsdruckerei in Paris, in welcher der Moniteur gedruckt wird, hat einen Preis für die beste Lösung dieser Aufgaben ausgesetzt. Was den letzten Punkt anbetrifft, so hat man dort schon eine Einrichtung getroffen, welche die so lästige strahlende Wärme, die von den Schirmen der Gasflammen nach unten reflectirt wird, auf ein Minimum zurückführt. Der conische Lichtschirm wird zu diesem Ende mit einem unten etwas weiteren, unten und oben offenen conischen Ringe umgeben. Dadurch entsteht ein rascher Luftstrom in dem ringförmigen Zwischenraume, welcher dem inneren Schirm in dem Maaße die Wärme entzieht, als er sie empfängt, freilich um sie dann der Luft des Zimmers mitzutheilen, wenn man nicht Sorge trägt, diese erwärmte Luft gleichzeitig mit den Verbrennungsproducten des Gases durch angesetzte Röhren nach außen zu führen. Die Erfindung soll von Hrn. Delloz, Director des Moniteur, herrühren. (Breslauer Gewerbeblatt 1864, Nr. 6.) Herschel's Cyanotyp-Verfahren. Sir J. F. W. Herschel richtete folgendes Schreiben an den Redacteur der Photografic News: „In Ihrer Zeitschrift finde ich ein Verfahren zur Erzeugung von Bildern in Turnbullblau, von Prof. Schwarz in Breslau mitgetheilt,Polytechn. Journal Bd. CLXX S. 156. welches darin besteht, daß Papier mit einer Mischung von Eisenchlorid, rothem Blutlaugensalz und oxalsaurem Ammon präparirt, feucht unter einem Negativ belichtet und durch bloßes Auswaschen in Wasser fixirt wird. Dieses Verfahren ist, den Zusatz von oxalsaurem Ammon ausgenommen (der nicht wesentlich ist, weil das Verfahren ohne ihn auch gelingt), mit dem Verfahren identisch, welches ich in meiner Abhandlung „über die Wirkung des Sonnenspectrums auf vegetabilische Farben und über einige neue photographische Verfahren“ in den Transactions of the Royal Sociéty for 1842, p. 202, §. 205 veröffentlicht habe. Es ist mir lieb, daß ich Gelegenheit finde, nochmals auf dieses bemerkenswerthe Verfahren aufmerksam zu machen, weil die Wirkung sich nicht allein über das ganze sichtbare Spectrum ausdehnt, sondern auch über das vollständige Wärmespectrum, und vor dem Fixiren jene eigenthümlichen isolirten Flecke in diesem Spectrum zeigt (die ich tief unter den äußersten rothen Strahlen nachgewiesen habe), und nach dem Fixiren einen einzigen blauen Streif vom äußersten Violett bis zu zweien dieser Flecke, deren Bilder sie auch darstellt. Vielleicht veranlaßt dieß einige Ihrer Leser, dieses und einige andere meiner Cyanotyp-Verfahren neu zu studiren, und die Anwendung eines Prisma zum Studium der Wirkung der verschiedenen Strahlen wieder aufzunehmen, das in der letzten Zeit leider sehr vernachlässigt wurde.“ (Photographisches Archiv, 1864 S. 176.) Ueber den Farbstoff der Brassica purpurea. In der deutschen Industriezeitung, 1863 Nr. 45 (daraus im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 157), wurde über diesen Farbstoff nach den Versuchen von F. Jean berichtet; dadurch wurde Dr. H. Grothe in Berlin veranlaßt einige Resultate seiner Versuche über denselben Gegenstand in der deutschen illustrirten Gewerbezeitung zu veröffentlichen. Es ist darnach der fragliche Farbstoff schon von Steinberg 1794 mit Alaun zum Blaufärben des Papieres angewendet und von Watt 1786 zum Ersatze der Lackmustinctur vorgeschlagen worden. Dr. G. versuchte namentlich die Anwendung des Farbstoffes zum Färben von Gespinnstfasern, die Versuche fielen aber, so sorgfältig sie auch angestellt waren und so vielseitig sie auch ausgeführt wurden, doch ganz ungünstig aus. G. gibt a. a. O. Proben von Seide, die mit diesem Stoffe gefärbt sind und die allerdings wenig befriedigend erscheinen. Sie sind mit Zinnbeize und Alaun gebeizt und ganz nach den Angaben von Jean ausgefärbt; die rothe Farbe ist mit leicht angesäuertem Wasser avivirt, die grüne mit kohlensaurem Natron behandelt. Auf Wolle war der Farbstoff durchaus nicht zu befestigen, auf Baumwolle nur sehr schwierig und die erzielten Färbungen dürften auf keine Weise genügen. Der Farbstoff wird sich daher in der Färberei schwerlich eine Stellung erringen. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 12.) Das Bouquet der französischen Weine und das käufliche sogenannte Weinaroma. Das Bouquet der französischen Weine soll nach Dumas Aehnlichkeit mit dem baldriansauren Aethyloxyd haben, einem Körper, den man leicht aus Baldriansäure, Alkohol und Schwefelsäure darstellen kann. Wird Fuselöl mit saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure destillirt, so bildet sich unter Oxydation eines Theils des Fuselöls baldriansaures Amyloxyd, das sogenannte Apfelöl, das in sehr kleinen Mengen ungemein an den Geruch frischer Aepfel erinnert. Destillirt man dieß Product mit Aetzalkalien, so bleibt die Baldriansäure beim Kali, während das Amyloxyd als wiedergebildetes Fuselöl weggeht. Setzt man dann zum Rückstande Alkohol und Schwefelsäure im Ueberschuß, so geht der Baldrian-Aether über. Auf nähere Details wollte Dumas in der Sitzung der Akademie nicht eingehen, da die Verfälschung des Weines schon eine gar zu große Ausdehnung genommen hätte. Das sogenannte Weinaroma, das in Deutschland viel verkauft wird, besteht aus gutem Cognac, der mit Gewürznelken, florentinischer Veilchenwurzel und Vanille digerirt wird. Eine kleine Menge davon dem Weine zugesetzt, läßt ihn viel älter und voller erscheinen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 6.) Das Terpenthinöl in technischer Beziehung und dessen Surrogate; von Carl Leber, Apotheker in Griesheim bei Darmstadt. Es gibt wohl kein ätherisches Oel, welches so mannichfache und ausgedehnte Anwendung hat, wie das Terpenthinöl. Seine Hauptverwendung ist besonders als Lösungsmittel von Harzen zur Bereitung fetter Firnisse, sowie als Zusatz zum Verdünnen und als Trockenmittel der Oelfarben. Außerdem wird dasselbe noch zur Darstellung des sogenannten Camphins verwendet. Daß durch diese mannichfache Verwendung der Bedarf desselben immer mehr zunahm, ist leicht erklärlich, und ebenso, daß bei diesem Bedarf und einer beschränkten Bezugsquelle der Preis desselben nothwendig sich steigern mußte. Früher allein auf Frankreich angewiesen, das in diesem Artikel den Markt allein machte, wurde auch später aus Amerika Terpenthinöl geliefert, das jedoch seiner unreinen Beschaffenheit halber, in Folge nicht sorgfältiger Bereitungsweise, anfangs eine nur beschränkte Verwendung und wenig Käufer fand. Später jedoch, als eine reinere Qualität desselben nach Europa gebracht wurde, fand es auch Käufer und ward, da es in der Beschaffenheit und Reinheit dem französischen gleich gestellt werden konnte, auch um so mehr gern gekauft, als der Preis dieses Oeles zugleich niedriger war als der des französischen. Die vermehrte Nachfrage und Consumtion steigerte die Production und die Concurrenz drückte die Preise zu einer noch nie da gewesenen Niedrigkeit herab. Wenn früher der Durchschnittspreis 38 bis 40 Gulden per Centner war, so sank derselbe bis vor 2 Jahren auf 20 und 18 Gulden herab, und der Artikel war dabei von großer Reinheit, so daß er, frisch bezogen, zum Auflösen von Kautschuk verwendet, eine schnell trocknende Auflösung bildete, was bekanntlich nur bei völlig harzfreiem Terpenthinöl der Fall zu seyn pflegt, indem der geringste Harzgehalt das Trocknen der Kautschuklösung verhindert und damit überzogene Gegenstände stets klebrig bleiben. In Folge der amerikanischen Wirren und der hierdurch gestörten Production, sowie der mehr oder minder schwierigen Ausfuhr, stieg der Preis des Terpenthinöls zu der enormen Höhe des vierfachen Betrags des früheren Ankaufpreises, indem dasselbe zu 70 Gulden per Centner und noch höher verkauft wurde. Da alle Vorräthe so ziemlich geräumt waren und selbst die Lackfabriken, welche das meiste Terpenthinöl verarbeiten, nur wenig auf Lager hatten, so mußten die Preise der Lacke sich steigern und deren Verwendung natürlich hierdurch beschränkter werden. Je mehr Verwendung ein Artikel hat und je schwieriger derselbe zu beschaffen ist, desto mehr ist man bekanntlich bemüht, Surrogate dafür ausfindig zu machen, und dieß ist denn auch bei dem Terpenthinöl der Fall. Vielerlei Surrogate sind dafür seither aufgetaucht, jedoch hat bis jetzt noch keines das Terpenthinöl vollständig ersetzen können. Das russische oder finnische Terpenthinöl würde wohl noch am ersten geeignet seyn, dasselbe zu ersetzen, wenn es nur sorgfältiger bereitet und nicht von zu penetrantem Geruche wäre. Die schon mehrfach empfohlene Substituirung desselben durch amerikanisches Erdöl beschränkt sich auf dessen Verwendung als Leuchtmaterial anstatt des aus Terpenthinöl bereiteten sogenannten Camphins, und dürfte, was diese letztere Verwendung des Terpenthinöls betrifft, das Erdöl sowohl wegen seines größeren Leuchtvermögens beim Brennen, als auch seines weit billigeren Preises wegen, dem Camphin vorzuziehen seyn. Zur Bereitung von Lacken oder zum Verdünnen der Oelfarben ist jedoch das Erdöl durchaus nicht zu verwenden, da Copal und Bernstein, als die Hauptbestandtheile der Lacke, von demselben nicht aufgelöst werden, und das Erdöl nicht wie das Terpenthinöl die Eigenschaft besitzt, zum Verdünnen von Oelfarben angewendet, deren rascheres Trocknen zu bewirken und einen festen zusammenhängenden Farbenüberzug zu bilden. Es wird gewöhnlich angenommen, daß das Terpenthinöl beim Verflüchtigen einen Firniß hinterlasse, der, wenn er Oelfarben beigemischt werde, deren Austrocknen beschleunige, und daß dieser Firniß beim Auflösen von Copal und Bernstein die Sprödigkeit der erhaltenen Lacke verhüte. Nach von dem Verf. darüber gemachten vieljährigen Beobachtungen ist diese Annahme wohl nicht ganz unrichtig, die Bildung dieses Firnisses, sowie die trocknende Eigenschaft des Terpenthinöls hat jedoch seiner Ansicht nach einen anderen Grund. Bekanntlich besitzen alle sauerstofffreien ätherischen Oele die Eigenschaft, ungemein rasch Sauerstoffgas zu absorbiren und dabei eine harzartige Flüssigkeit von stark saurer Reaction zu bilden. Unter allen diesen Oelen zeigt das Terpenthinöl wohl diese Neigung am stärksten, kann deßhalb auch, indem es den aufgenommenen Sauerstoff aus der Luft in eine andere Modification, in den sogenannten negativ activen Sauerstoff (Ozon) überführt, zum Bleichen, besonders organischer Stoffe, benutzt werden, und wirkt daher in Folge seiner oxydirenden Eigenschaft auf fette trocknende Oele trocknend, indem es deren raschere Oxydation fördert. Wird daher Terpenthinöl den Farben zugesetzt, so geschieht dieß nicht allein, um denselben eine größere Verdünnung bei ungeschwächter Deckkraft zu geben, sondern auch um deren rascheres Trocknen zu befördern. Das den Oelfarben beigemischte und durch das Anstreichen der Farben auf einer großen Fläche ausgebreitete und von kleinen Oel- und Farbentheilchen umhüllte und deßhalb weniger leicht sich verflüchtigende Terpenthinöl bietet dem Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffs hinreichenden Spielraum, es oxydirt sich und tritt diesen aufgenommenen Sauerstoff wieder an die fetten Oele ab, die dadurch rascher trocknen und in Verbindung mit dem oben besprochenen Firniß, welchen das Terpenthinöl bildet, mit den Farben eine feste Decke bilden. Der Zusatz des Terpenthinöls zu den Oelfarben darf jedoch, wenn die Haltbarkeit des Anstriches nicht hierdurch beeinträchtigt werden soll, nicht mehr als ein Drittel des verwendeten fetten Oeles benagen, indem die Oxydation der Farben zu rasch vor sich geht und sich hierbei eine Verbindung der Oele mit Sauerstoff bildet, die mehlig und nicht im Stande ist, die Farben fest zu halten, weshalb sich derartige Anstriche leicht abreiben lassen. Erhitzt man Leinöl bei raschem Feuer mehrere Stunden lang, so erfolgt, nachdem dasselbe durch Sauerstoffaufnahme nach und nach consistenter geworden ist, zuletzt eine so rasche Oxydation, daß die ganze Oelmasse plötzlich zu einer sehr voluminösen pulverigen Substanz sich umwandelt, die dieselbe ist, welche sich bei allzu großem Zusatze von Terpenthinöl zu den Farben bildet; diese Substanz besteht aus überoxydirtem Leinöl, löst sich in heißem Terpenthinöl und in kochendem Leinöl auf, und dient, den Oelfarben zugesetzt, als vorzügliches Siccatif. Bei der Auflösung von Harzen, z.B. Copal und Bernstein, in Terpenthinöl ist bekanntlich ein schon altes ozonisirtes Terpenthinöl besser zu verwenden, wie ein frisches; ob hier der Sauerstoffgehalt desselben mit Ursache davon ist, oder ob der größere Wassergehalt des frischen Terpenthinöls die Löslichkeit der Harze erschwert und diese oft nach dem Erkalten der Farbe sich in Flocken oder als eine schleimige Masse ausscheiden läßt, darüber vermag der Verfasser nicht zu entscheiden; so viel ist jedoch gewiß, daß das amerikanische Erdöl das Terpenthinöl in dieser Beziehung nicht zu ersetzen vermag. (Böttger's polytechnisches Notizblatt 1863 S. 7.) Fabrication von Hornknöpfen. Zur Fabrication von Hornknöpfen werden am Rhein, nach einer Mittheilung in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft, ausschließlich Klauen von Ochsen und Kühen verwendet; Pferdehufe sind zu porös, Hörner zu hart. Diese Rindviehklauen kommen in großen Mengen aus Thüringen nach Frankfurt a. M., wo ein Hauptmarkt für dieselben ist. Sie werden zuerst 2 Stunden lang in warmes Wasser gelegt, wodurch sie eine weiche und elastische Beschaffenheit erhalten; dann werden sie mit einem Messer gereinigt und in einer mäßig warmen Beize schwarz gefärbt. Zum Schwarzfärben wendet man am besten eine Auflösung von Quecksilber in Salpetersäure und nachher Schwefelleber an. Man verfährt folgendermaßen: Man löst in der Kälte 8 Loth Quecksilber in 8 Loth concentrirter Salpetersäure auf, verdünnt die Lösung mit 1/2 Quart Wasser, legt die zu färbenden Gegenstände über Nacht in diese Lösung, spült sie dann gut mit Wasser ab, legt sie 1 – bis 2 Stunden in eine Schwefelleberlösung, die man durch Auflösen von 1 Loth Schwefelleber in 1/2 Quart Wasser bereitet hat, nimmt sie heraus, wäscht sie erst mit reinem, hierauf mit essighaltigem, und dann mit reinem Wasser. Nun werden aus den einzelnen Klauen durch eine besondere Maschine scheibenförmige Stücke ausgeschlagen, welchen in noch weichem Zustande durch Stahlstempel die Form und das Muster des Knopfes gegeben wird; der Bart oder Rand, der durch das Stempeln entsteht, muß durch einen besonderen Schlag entfernt werden, welche Arbeit von Kindern ausgeführt wird. Jede Klaue liefert etwa 16 Knöpfe. Dann werden die Ränder der Knöpfe noch glatt geschliffen und letztere endlich mittelst einer Bürste und einer weichen Masse, deren Hauptbestandtheil Wachs ist, blank gewichst. Endlich werden die Knöpfe von Mädchen auf starkes Papier aufgenäht. Der Preis dieser Knöpfe ist sehr niedrig, so daß z.B. das ganze Gros (12 Dutzend) Westenknöpfe 6 1/2 Ngr. kostet. Die Abfälle, die bei dieser Hornknopffabrication entstehen, werden entweder als Dünger benutzt, oder es werden aus ihnen durch Zusammenschmelzen und Formen der Masse mittelst Pressen ebenfalls Knöpfe gefertigt; die aus solcher Hornmasse durch Pressen hergestellten Knöpfe sollen aber nicht so haltbar seyn, wie die aus ganzen Klauen gefertigten. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 13.) Ueber den Unterschied zwischen Corduan, Saffian und Chagrin, und über deren Anfertigung. Chagrin, echt nur in Astrachau bereitet, ist eine Art Pergament, aus den Rückenstücken von Esel-, Pferde- und Kamelhäuten bereitet, das nach dem Reinmachen, Enthaaren und Ausspannen der feuchten Haut, mit den sehr glatten schwarzen Samenkörnern von Chenopodium album (weißem Gänsefuß) bestreut wird. Diese werden in die Haut mit den Füßen eingetreten, und nun die Haut getrocknet. Die Körner fallen beim Klopfen leicht ab und hinterlassen kleine Grübchen. Mit einem messerartigen Instrumente wird die Haut bis auf den Grund dieser Grübchen abgeschabt. Legt man die Haut dann wieder in Wasser oder schwache Sodalösung, so schwellen die niedergedrückten Theile auf und erscheinen nun als Erhöhungen die auch nach dem Trocknen bleiben. Der Chagrin wird dann schwarz, roth, blau gefärbt, auch durch Alaun und Mehlbrei weih gemacht und zuletzt schwach mit Fett eingerieben. Saffian und Corduan, auch Maroquin sind nur verschiedene Namen für ein und dieselbe Ledersorte, die aus Bock- und Ziegenfellen, auch aus Schaffellen und gespaltenen Kalbshäuten bereitet wird, die durch vorsichtigen Gebrauch des Kalkäschers enthaart, dann in Kleienlauge geschwellt und mit Sumach, Dividivi oder Galläpfeln gegerbt werden. Sie müssen beim Gerben hell bleiben, damit man die schönen hellen Farben anbringen kann. Der Saffian wird geglättet und mit einer künstlichen Narbe versehen, der Corduan, aus stärkeren Häuten, bereitet wird nur gekrispelt. (Gerber-Courier.) Bekanntmachung des kgl. württembergischen Medicinalcollegiums über die Schädlichkeit des trichinenhaltigen Schweinefleisches. Die Tagesblätter haben in jüngster Zeit wiederholt Berichte über Erkrankungen und Todesfälle gebracht, welche in Folge des Genusses von trichinenhaltigem Schweinefleisch eingetreten waren, und dadurch eine nicht ganz unbegründete Furcht vor der Gefährlichkeit der Trichinen hervorgerufen. Die Trichinen, welche im Fleische mancher Schweine leben und mit diesem in den Magen des Menschen gelangen, gehören zu den sogenannten Eingeweidewürmern, sie sind an dem lebenden Thiere nicht wahrzunehmen, wohl aber werden die im Fleische der geschlachteten Schweine und in dem geräucherten Schinken befindlichen Kapseln der Trichinen mit bloßem Auge schwer, deutlicher mittelst des Vergrößerungsglases als scharf umschriebene kleine weiße Pünktchen erkannt. Die Trichine ist nämlich ein dünnes, fadenförmiges, etwa 1/3 Linie langes, farbloses Würmchen, welches in dem Fleische des Schweines ein weißes Ansehen bekommt, sobald es darin einen gewissen Grad der Entwickelung erlangt und eine kleine länglichte oder citronenförmige einfachhäutige, später kalkhaltige Hülle bekommen hat. In dieser Kapsel liegt die haarfeine Trichine spiralförmig aufgerollt, woher sie ihren lateinischen Namen Trichina spiralis erhalten hat. Genießt der Mensch rohes trichinenhaltiges Schweinefleisch und gelangen auf diese Weise die Trichinen in den Darmcanal desselben, so findet man schon am zweiten Tage, daß solche aus den sie umschließenden Hüllen ausgefallen, um das Doppelte ihres Durchmessers gewachsen sind und ihre volle Geschlechtsreife erlangt haben. Die von diesen Darmtrichinen erzeugten Jungen begeben sich alsbald auf die Wanderung, durchbohren die Wandungen des Darmes, dringen in das Fleisch (die Muskeln) des Menschen ein und entwickeln sich in diesem (in den Muskelfasern) wieder zu Muskeltrichinen. Eine massenhafte Einwanderung der jungen Trichinen vom Darme aus in die Muskeln bedingt beim Menschen sehr bedenkliche, unter Umständen selbst tödtliche Zufälle. Die an der k. Thierarzneischule in Dresden angestellten Versuche, dahin gehend, ob und welche Zubereitungen von trichinenhaltigem Fleische die Entwickelungsfähigkeit der Trichinen zu zerstören vermögen, haben ergeben, daß durch das Pöckeln und gute Räuchern trichinenhaltigen Schweinefleisches die Lebensfähigkeit der Wurmbrut vernichtet wird. Es kann demnach schon ein derartig zubereitetes Fleisch ohne alle Gefahr von dem Menschen genossen werden. Wie bekannt, wird aber Pöckel- und Rauchfleisch (Schinken theilweise ausgenommen) stets erst gekocht, ehe es verspeist wird, und dieses ist dann eine weitere Zubereitung, die zur Vernichtung der Wurmbrut unbedingt hinführt. Die Trichinen werden ferner getödtet durch längeres Einsalzen des Fleisches und durch 24stündige heiße Räucherung der Würste. Sie werden aber nicht getödtet durch eine dreitägige kalte Rauchräucherung. Ein längeres Aufbewahren kalt geräucherter Wurst scheint aber das Leben der Trichinen zu zerstören. In dem sogenannten Wellfleische, d.h. in dem Fleische, welches man in dem kochenden Wasser nur einigemale hat überwallen lassen und welches man nachher zur Wurstfabrication verwendet, sowie in dem sogenannten Salzfleische, d.h. in dem Fleische, welches einfach mit Salz bestreut und eingerieben wird, um es für einige Tage zu conserviren, kann dagegen die Entwicklungsfähigkeit der Trichinenbrut theilweise erhalten bleiben. Auch die sogenannte Schnellräucherung – Räucherung auf nassem Wege – durch Bestreichen mit Holzessig, einer Abkochung von Glanzruß oder Kreosot, ist keineswegs im Stande, die Trichinen im Innern eines Fleischstücks zu tödten. Nach den gewonnenen Erfahrungen steht so viel fest, daß gut geräuchertes und gepöckeltes, durch und gar gesottenes und vollständig durchgebratenes Schweinefleisch und dergleichen Würste, Schinken, Zungen u.s.w. als unschädlich anzusehen sind. Vor dem Genusse des rohen Schweinefleisches in geschabter Form, der rohen Wurstmasse, des rohen Schinkens – wie dieß in Norddeutschland häufig vorkommt – sowie vor den damit zubereiteten Speisen (Klöschen, Schinkennudeln etc.) ist eindringlich zu warnen. Zu vermeiden ist ferner der Genuß von halbgesottenem, oberflächlich abgeröstetem unvollständig gebratenem, im Innern noch blutig oder roh aussehendem Schweinefleisch, sowie der Genuß von schwach eingesalzenem und oberflächlich geräuchertem Schweinefleisch und Schinken und anderen derartig zum Verkaufe kommenden Rauchwaaren. Das mehr oder weniger häufige Auftreten der Trichinenkrankheit in einzelnen Gegenden und Ländern scheint, einerseits durch die daselbst übliche Zubereitungsart des Schweinefleisches, andererseits durch die Art und Weise der Aufzucht, Fütterung und Mästung der Schweine bedingt zu seyn. In Württemberg hat man sich bis jetzt zu keiner besonderen sanitätspolizeilichen Maßregel veranlaßt gesehen, weil bei uns noch kein Fall von Trichinenkrankheit bei Menschen oder Schweinen constatirt worden ist und weil die bei uns übliche Zubereitung des Fleisches unter Befolgung der oben angegebenen Bedingungen sicheren Schutz gegen jede mögliche Beschädigung bietet. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1864, Nr. 11.) Experimentaluntersuchungen über die Entwickelung des Getreides; von Isidore Pierre. Der Verfasser hat, wie in den Comptes rendus, t. LVII p. 850, berichtet wird, der französischen Akademie eine interessante Entwickelungsgeschichte des Getreides vorgelegt, die jedoch nur bis zu einem gewissen Punkte, die Ansicht Mathieu de Dombasle's und vieler anderer Physiologen und Agronomen bestätigt, wornach „eine befruchtete Pflanze schon alle zur normalen Vollendung ihrer Lebensfunctionen bis zur Reife nothwendigen Elemente enthält.“ Dagegen behauptet Boussingault, und mit ihm andere Physiologen, auf Grund seiner Untersuchungen, daß beim Getreide das Totalgewicht der Ernte sich von der Blüthe- bis zur Reifezeit fast verdoppeln könne. Dieser Widerstreit der Ansichten und die hohe praktische Bedeutung hat den Verfasser veranlaßt mit der Waage in der Hand eine Untersuchung des Getreides in den verschiedenen Phasen seiner Entwickelung anzustellen. Er wollte untersuchen, welchen Verlauf die Production und Vertheilung der organischen stickstoffhaltigen Substanz und der wichtigsten Salze in den verschiedenen Pflanzentheilen nähme; er hoffte dabei zu finden, in welcher Entwickelungsperiode eine Ernte den Boden am meisten erschöpfe. In der der Akademie vorgelegten Arbeit sind zahlreiche Versuche und Analysen mitgetheilt, aus denen er in der Kürze folgende allgemeine Schlüsse zieht: „Wenn es auch nicht streng richtig ist, mit Mathieu de Dombasle anzunehmen, daß das Getreide nach der Befruchtung dem Boden Nichts mehr entnimmt, so geht aus den Untersuchungen doch hervor, daß die Pflanze schon mehrere Wochen vor ihrer vollständigen Reife aufhört, eine merkliche Gewichtszunahme zu erfahren. Von allen Theilen scheint die Aehre allein eine Ausnahme zu machen, indem sie bis zu Ende auf Kosten der anderen Pflanzentheile ihr Gewicht vermehrt. „Das Gesammtgewicht des in der ganzen Ernte enthaltenen Stickstoffs, eben so der organischen Stoffe im Allgemeinen, der Alkalien, der Magnesia, der Kieselsäure hört etwa einen Monat vor der Reife des Getreides auf, sich zu vermehren. Das Totalgewicht der Phosphorsäure scheint allein eine Ausnahme zu machen; es hat in den letzten Wochen der Vegetation noch eine Vermehrung von 20 Proc. erfahren, welche den Aehren allein zu Gute kommen. „Endlich scheint sich herausgestellt zu haben, daß, wenn nach der Blüthe das Getreide auch noch nicht die ganze zur vollen Entwickelung nothwendige Menge organischer Substanzen enthält, sie doch schon mit Ausnahme der Phosphorsäure alle ihre nothwendigen Salze enthalten kann; daraus geht hervor, daß das Getreide vor der Blüthe am meisten an mineralischen Substanzen den Boden erschöpft. „Von allen Theilen der Pflanze enthalten die Knoten (Internodien) die verhältnißmäßig geringste Menge an Kieselsäure und die größte Menge an Kali; bei gleichen Gewichtsmengen Pflanzensubstanz enthalten die Internodien weniger als die Hälfte an Kieselsäure, als die sonst daran ärmsten Pflanzentheile, aber das Vierfache an Kali, als man in den daran außerdem am reichsten Theilen findet.“ (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 1.) Interessante Resultate von Boden-Analysen. Nach Beendigung der Einschätzungsarbeiten behufs der Grundsteuer-Veranlagung, berichtet Nr. 5 der dießjährigen Landwirthschaftlichen Zeitung für Westphalen und Lippe beauftragte der Vorsitzende der Commission im Kreise Steinfurt, Frhr. v. Schorlemer, einen erprobten Chemiker, die verschiedenen Classen von Ackererde auf ihren Gehalt an den wichtigsten Bestandtheilen, als Phosphorsäure, Humus, Eisenoxyd, Kalk und Magnesia zu untersuchen. Aus der Untersuchung der 19 Musterproben ergab sich das interessante Resultat, daß der Gehalt an Phosphorsäure in der ersten Classe am größten ist und mit jeder tieferen Classe abnimmt. Eine scheinbare Ausnahme findet da statt, wo entweder der Gehalt an Eisenoxyd so hoch steigt, daß er nachtheilig auf die Güte des Bodens wirkt, oder wo ein so reicher Gehalt an kohlensaurem Kalk auftritt, daß der Boden sehr steif wird. Weniger regelmäßig nimmt der Humusgehalt mit der Verschlechterung des Bodens ab. Es gehen hier also die Ergebnisse der chemischen Prüfung mit denen der praktischen Schätzung der Bodenqualität entschieden Hand in Hand. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 8.) Mittel gegen die Schaben. Als Mittel gegen die Schaben (Blatta orientalis) wendet Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen Zuckersyrup verdünnte Phosphorpaste an, die er entweder auf einem Teller aussetzt, oder an die Stellen ausstreicht, wo sich die Thiere aufhalten. Die Thiere sollen den Brei mit solcher Begierde fressen, daß sie binnen einigen Tagen aussterben. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland.) Reinigung der Viehwägen auf Eisenbahnen. Der berühmte englische Landwirth Mechi dringt darauf, daß diese Reinigung möglichst sorgfältig geschehe, da die Viehwägen in ihrem jetzigen unsauberen Zustande häufig die Gelegenheit zur Ansteckung für das darauf transportirte Vieh geben. Selbst bei unmittelbar zum Schlachten bestimmtem Vieh ist diese Rücksicht zu verlangen. Statt aller Bürste, Seifen, Chlorräucherungen etc. schlägt er einfach einen kräftigen Wasserstrahl vor, wie er durch eine kleine, mit Dampf, getriebene Druckpumpe geliefert wird. Ein solcher kräftiger Strahl wirkt mit einer 1000fachen Bürsten- und Kratzen-Kraft. Er schweift den oberflächlich angebackenen Schmutz sofort weg, dringt in die kleinsten Fugen und Sprünge ein, und bewirkt in kürzester Frist eine vollkommene Reinigung. Das beste Mittel, um das Vieh selbst in kürzester Frist zu reinigen, ist, den Strahl aus einer Entfernung von 40–50 Schritt darauf wirken zu lassen. Eisenbahngesellschaften, die meistens Wasser und Dampfkraft im Uebermaaß zu Gebote haben, können in der That kein besseres Mittel zur Reinigung finden. In ganz ähnlicher Art gilt dieß von den zum Viehtransport bestimmten Dampfschiffen, auf denen meistens ein abscheulicher Schmutz herrscht.