Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 150
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Miscellen. Miscellen. Großbritanniens Maschinenausfuhr. Nach einem in englischen Zeitungen veröffentlichten Bericht war die Ausfuhr an Maschinen aller Art im Jahre 1860 folgende in Pfd. Sterling: Rußland 696,264 Brittisch Ostindien 642,939 Spanien 308,401 Australien 228,320 Frankreich 171,020 Hamburg 157,204 Königreich Italien 114,904 Belgien 113,137 Brittisch Westindien 111,749 Holland 110,956 Aegypten 107,527 Hannover 94,326 Brasilien 94,315 Mauritius 93,239 Cuba 84,057 Preußen 73,116 Türkei 61,640 Schweden 56,977 Norwegen 51,350 Vereinigte Staaten 40,218 übrige Länder 426,162 –––––––––––––––––– Total 3,837,821 Pfd. Sterl. Im Jahre 1861 erreichte die Ausfuhr von Maschinen eine Höhe von beinahe 4 1/4 Million Pfd. Sterl., während dieselbe 1851 sich nur auf 1,168,611 Pfd. Sterl. belief. Statut der bayerischen Prüfungs-Station zu Weyhenstephan für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe. § 1. Es besteht zu Weyhenstephan eine Station, welche im Auftrage des königl. Staatsministeriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten, sowie in laufendem Einverständnisse mit dem General-Comité des landwirthschaftlichen Centralvereins von Bayern die Prüfung von landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthen vorzunehmen und über die Ergebnisse derselben geeignete Veröffentlichungen eintreten zu lassen hat. Als Vorstand der Station fungirt der Director der königl. landwirthschaftlichen Centralschule. Derselbe hat die Station nach seinem Ermessen zusammenzusetzen und auch im Besonderen zur Theilnahme an den Arbeiten derselben einzuladen, wen er für geeignet erachtet. Als ordentliche Mitglieder der Station werden Professoren der vorgedachten Lehranstalt aufgestellt. Als außerordentliche Mitglieder der Station betheiligen sich ausübende Landwirthe, namentlich größere Grundbesitzer, sowie geeignete Mitglieder des General-Comité's, je nach Besonderheit der Fälle, an den Prüfungen. Jedenfalls treten diese vor Abschluß von Prüfungsergebnissen mit ihren Urtheilen hinzu. Je nach Bedürfniß steht es endlich dem Stationsvorstande zu, noch außerdem Angehörige der Centralschule, anderweitige Sachkundige etc. hinzuzuziehen, resp. einzuladen. § 2. Betreffs der Existenz und Aufgabe der Station haben zweckmäßige Veröffentlichungen in landwirthschaftlichen und anderen gewerblichen Zeitschriften, politischen Zeitungen und dergleichen stattzufinden, und ist in geeigneter Weise dazu einzuladen, daß betreffende Prüfungsgegenstände an die Station eingesandt werden. § 3. Nur über empfehlungswürdige, nicht aber auch über bemängelungswerthe Maschinen und Geräthe werden Berichte veröffentlicht. Hierbei sind die besonderen Verhältnisse und Umstände anzugeben, unter welchen die Prüfungsergebnisse erlangt wurden. Die Berichte erscheinen zunächst in der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern und werden Separatabdrücke davon genommen, um sie bei der Ausstellung am Octoberfeste in München zu vertheilen. § 4. Die Prüfungen der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, welche der Station obliegen, bilden zugleich ein Unterrichtsmittel an der landwirthschaftlichen Centralschule. § 5. Die Prämiirungen am Octoberfeste sollen nicht unmittelbare Rückbeziehung auf die Prüfungsergebnisse der Station nehmen, überhaupt nicht der Güte einzelner oder aller landwirthschaftlichen Maschinen und Gerüche eines Ausstellers gelten, sondern nur wie bisher im Allgemeinen für den Eifer und die den Fortschritt bekundenden Gesammtleistungen der Aussteller gegeben werden. Weyhenstephan, im April 1864. Der Vorstand der bayerischen Prüfungs-Station für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe. Dr. Wentz. Die Lichtempfindlichkeit des Kupferchlorürs; von W. Grüne. Ein mit Salzsäure gescheuertes kupfernes Gefäß läuft selbst nach gutem Abspülen mit Wasser sehr schnell an und ist nicht so blank zu halten wie ein mit Schwefelsäure gescheuertes; dieß ist eine bekannte Thatsache, daß aber das Licht eine Hauptwirkung dabei ausübt, ist nicht so bekannt. Ein mit Salzsäure gescheuerter, mit Wasser abgespülter kupferner Kessel wurde zum Trocknen in's Freie gestellt; die Sonne beschien denselben theilweise und zeichnete in einigen Minuten Licht und Schatten darin ab, d.h. die belichteten Stellen schwärzten sich. Es fiel mir dieß auf und ich ließ, zum weiteren Verfolg der Sache, eine Kupferplatte mit derselben Salzsäure scheuern, mit Wasser abspülen und setzte sie mit einem darauf gelegten Kupferstich dem directen Sonnenlicht aus. Nach einigen Minuten hatte ich eine negative Copie, die sich im zerstreuten Licht stundenlang hielt, nach und nach sich aber verlor, indem die nicht belichteten Stellen so dunkel wurden als die belichteten. Die Versuche wiederholte ich öfter, wobei ich fand, daß die gewöhnliche käufliche chlorhaltige Salzsäure einen besseren Effect gab als die chemisch reine. Die Lichtempfindlichkeit einer Verbindung des Chlors mit Kupfer wurde dadurch für mich zur Gewißheit und ich fand dann bei weiteren Versuchen mit Kupferchlorid und Chlorür folgende bemerkenswerthe Thatsache: „Mischt man eine concentrirte Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) mit einer anderen von Zinnchlorür (Zinnsalz), so entsteht ein weißer käsiger Niederschlag von Kupferchlorür; derselbe schwärzt sich am Licht.“ Am besten beobachtet man diese Erscheinung, wenn man die angegebene Mischung in einem Glascylinder oder Reagensglas macht, und letzteres an ein Fenster stellt; nach ganz kurzer Zeit, im directen Sonnenlicht sehr schnell, wird die dem Licht zugewandte Seite des Niederschlags im Glase geschwärzt seyn; schüttelt man nun um, und bringt so einen anderen Theil des Niederschlags an das Licht, so wiederholt sich die Schwärzung. Auch läßt sich der Niederschlag auf Papier streichen und unter einem Negativ belichten. Im trockenen Zustande schwärzt sich der Niederschlag nicht. Die entstandene Schwärzung verschwindet beim Trockenwerden; es gelang mir bis jetzt noch nicht, dieselbe zu fixiren. Diese Versuche bieten die Möglichkeit, das Silber für die Photographie durch ein billigeres Metall zu ersetzen, wenigstens für den Copirproceß. Ich selbst verfolge diese Versuche jetzt mit ziemlicher Aussicht auf Erfolg. – Vorgetragen in der Sitzung des photographischen Vereins zu Berlin vom 8. April. (Aus den photographischen Mittheilungen des Berliner Vereins, Juni 1864, S. 32.) Eigenschaften des Kupferchlorürs; von Fr. Wöhler. Daß das weiße Kupferchlorür sich am Licht dunkel färbt, ist bekannt. Am auffallendsten ist diese Empfindlichkeit für das Licht an dem in kleinen Tetraëdern krystallisirten Chlorür wahrzunehmen. Sie ist in der That so groß, daß schon nach fünf Minuten die Krystalle im directen Sonnenlicht vollkommen dunkel kupferfarben und metallglänzend werden. Im Sonnenschein betrachtet, könnte man sie für Krystalle von metallischem Kupfer halten. Das Chlorür muß sich dabei zur Verhütung der Oxydation in wässeriger schwefliger Säure befinden. Die Veränderung geht indessen nur an der Oberfläche der Masse vor sich, indem die undurchsichtig gewordenen Krystalle den Zutritt des Lichts zu den darunter liegenden abhalten; es können daher nur kleine Mengen, in langen Röhren dünn unter schwefliger Säure ausgebreitet und häufig bewegt, vollständig verwandelt werden. Die schweflige Säure ist hierbei ohne Mitwirkung, die Veränderung geht auch unter reinem Wasser vor sich. Auf das geschmolzene trockene Chlorür dagegen wirkt das Licht nicht. Bei starker Vergrößerung erscheinen die kupferfarbenen Blättchen mit bläulicher Farbe durchscheinend. An der Luft oxydiren sie sich eben so rasch wie im farblosen Zustand zu grünem Oxychlorid. In Salzsäure sind sie leicht löslich, Kali fällt daraus gelbes Oxydulhydrat. Wahrscheinlich ist dieser kupferfarbene Körper ein Oxychlorür, entstanden unter gleichzeitiger Bildung von Chlorwasserstoff. Die zweckmäßigste Darstellungsweise des krystallinischen Kupferchlorürs besteht darin, daß man Kupfervitriol und Kochsalz zu gleichen Aequivalentgewichten in der eben erforderlichen Menge Wassers auflöst und in diese Lösung schwefligsaures Gas leitet. Das Chlorür scheidet sich als ein aus kleinen Tetraedern bestehendes weißes Krystallpulver ab, das man mit wässeriger schwefliger Säure durch Decantiren auswascht. Man kann es nicht ohne Veränderung mit reinem Wasser waschen. Es wird dadurch zuerst gelb und dann hellbraun oder violett. In siedendem Wasser wird es zuerst gelb, dann lebhaft ziegelroth. Auch diese Substanz, welche wahrscheinlich ein Oxychlorürhydrat ist, wird in Berührung mit der Luft schon nach kurzer Zeit grün. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juni 1864, Bd. CXXX S. 373.) Die natürliche antimonige Säure von Borneo. Auf dieser Insel wird viel natürliches Schwefelantimon gewonnen. Neben diesem Erz kam von dort schon seit längerer Zeit ein weißlich-gelbes Material nach Europa, das mit manchen Feldspatharten Aehnlichkeit hat, und daher von den Antimonfabrikanten häufig als werthlose Gangart weggeworfen seyn soll. Jetzt stellt sich indessen heraus, daß dieß natürliche antimonige Säure, oder antimonsaures Antimonoxyd ist, und in der reinsten Form bis 65 Proc. metallisches Antimon enthält, während das reinste Schwefelantimon nur 45 Proc. metallisches Antimon liefert. Man reducirt das feingepulverte Erz mit einem Gemenge von Kohle, Potasche oder Weinstein und Soda, um eine möglichst leichtflüssige Schlacke zu bekommen. Auch wendet man das Mineral nach dem Rösten und Pulvern als gelblichweiße Farbe zu Anstrichen an, welche Farbe eben so gut deckt als Bleiweiß, ohne jedoch so giftig zu seyn. Die kais. französische Salpeterraffinerie in Lille; Bericht von Gaultier de Claubry. Der an die Fabrik abgelieferte Rohsalpeter enthält 8 bis 10 Proc. fremde Stoffe, wovon der größte Theil Wasser, das Uebrige Chlornatrium, Chlorkalium, kohlensaures Natron und kohlensaures Kali ist. Dieser Rohsalpeter wird zuerst in großen Behältern mit gesättigter, aus dem Betrieb stammender Salpeterlösung gewaschen, welche natürlich keinen Salpeter, wohl aber noch fremde Salze auflösen kann. Dann wird er in heißem Regenwasser aufgelöst und die Flüssigkeit mit ein wenig gelatinehaltigem Wasser versetzt, wornach sie beim Umrühren einen Schaum gibt, welcher alle unlöslichen Substanzen in sich aufnimmt. Nach der Beseitigung dieses Schaumes läßt man die Lösung unter Umrühren krystallisiren; das so erhaltene Krystallmehl wird nach dem Abtropfen mit einer Lösung von ganz reinem Salpeter ausgewaschen. Das getrocknete Product enthält nur 1/20000 Chlorkalium. Die Waschwässer des Rohsalpeters werden verdunstet, um das Kochsalz abzuscheiden, wornach man sie unter Umrühren krystallisiren läßt; der so erhaltene Salpeter wird dann in der Fabrik mit dem Rohsalpeter verarbeitet. Da diese Waschwässer oft im Hektoliter 3 bis 4 Kilogr. kohlensaures Natron enthalten, welches von der Schlempenkohle (der Rübenzuckerfabriken) herrührt, so sättigt man sie mit Salzsäure, um Kochsalz zu erzeugen, welches leicht vom Salpeter zu trennen ist. Besonders interessant sind die einzelnen Einrichtungen der nach Violette's Plan gebauten Raffinerie, wobei alle durch die mechanische und chemische Technik ermöglichten Vervollkommnungen realisirt worden sind. Der Transport aller festen Körper geschieht mittelst Eisenbahnen; derjenige der Flüssigkeiten durch den natürlichen Fall in Rinnen und mit Hülfe von Pumpen. – Das Regenwasser wird auf den Dächern von 4025 Quadratmetern Oberfläche aufgefangen und in einer Cisterne von 2000 Hektolitern Inhalt gesammelt. – Ein Kamin dient für alle Feuerungen; die Feuergase entweichen aus demselben, nachdem sie unter den Abdampfpfannen etc. circulirt haben, mit nur 100° C. Temperatur, wodurch eine sehr erhebliche Brennmaterial-Ersparniß erzielt wird. – Die Magazine enthalten 3 Millionen Kilogr. Rohsalpeter und 200,000 Kilogr. raffinirten Salpeter. Die Fabrik kann jährlich 1,500,000 Kilogr. raffiniren. Die Böttcherwerkstatt liefert jährlich 12,000 Fässer. Verschiedene Abfälle der Pulvermühlen, salpeterhaltige Stoffe, verdorbenes oder mit Beschlag belegtes Pulver werden in besonderen Kesseln zur Gewinnung des darin enthaltenen Salpeters ausgelaugt. (Bulletin de la Société d'Encouragement, Februar 1864, S. 94.) Der Salzbergbau zu Staßfurth. Die preußische Bergwerksindustrie hat erst seit einem Jahre einen Zuwachs erhalten, der schon jetzt in den weitesten Kreisen verdientes Aufsehen erregt und der berufen zu seyn scheint, uns in werthvollsten Artikeln unabhängig vom Auslande zu machen, ja selbst die Rollen zu vertauschen, in denen für diese Artikel das Inland zum Ausland stand. Wir meinen die Kalisalze des Steinsalzlagers zu Staßfurth in der Provinz Sachsen, und theilen im Folgenden einige Notizen hierüber mit, die uns von einem Besucher dortigen Bergwerks zukamen. Das Salzlager Staßfurths zeigt uns die Resultate und Producte eines ruhigen Abdunstungsprocesses, wie wir ihn in seiner Entwickelung und Fortbildung noch heute im Todten Meere oder in den Salzgärten des Mittelländischen Meeres beobachten können – es enthält die feste Salzmasse, welche dereinst im Urmeere aufgelöst war, und zwar, da die schwerlöslicheren Salze sich zuerst, die leichtlöslicheren sich zuletzt ausscheiden mußten, geschichtet nach den Gesetzen der Löslichkeit. Das 1000 Fuß mächtige Salzlager – das Liegende ist mit dieser Tiefe noch nicht erreicht – enthält in den unteren 800 Fuß nur reines, wasserhelles Steinsalz in regelmäßig übereinander gelagerten 6 Zoll starken Schichten, die durch 1/8 Zoll starke Schnüre von Anhydrit abgegrenzt werden. Auf diese folgen 180 Fuß mit Bittersalz verunreinigtes Steinsalz und diese endlich werden überlagert von einer 100 Fuß mächtigen Schicht zerfließlicher Salze, hauptsächlich aus werthvollen Kalisalzen bestehend. In letzterer ist auch eine reiche Ausbeute salinischer Mineralien zu halten; es finden sich in derselben schön ausgeprägte Anhydritkrystalle, Tachhydrit, Carnallit, amorphe Knollen von Boracit, Kieserit etc., nur organische Ueberreste sucht man vergebens, höchstens sind sie durch Kohlenwasserstoffgase repräsentirt, die ungefährlich ab und zu sich in einzelnen hangenden Schichten der Kalisalze zeigen. Die Schichten fallen mit 20 bis 30 Grad ein, und es können deßhalb alle drei Gruppen in ein und derselben Sohle abgebaut werden. Die mittlere Schicht, das mit Bittersalz verunreinigte Steinsalz hat jedoch zur Zeit nur wenig Verwendung gefunden und es geht der Abbau deßhalb nur in zwei Feldern um, von denen das östliche die Steinsalze, das westliche die Kalisalze gewinnt. – Die domähnlichen, 70 Fuß breiten Ausrichtungsstrecken und Abbauörter machen einen überwältigenden Eindruck, und beherrscht uns überhaupt in unterirdischen Bauen mehr als anderswo der Gedanke, unmittelbar vor höheren Mächten zu stehen, so ist es vorzugsweise in dieser Werkstätte, wo die Stoffe so meisterhaft nach chemischen Thätigkeiten geordnet sind, und der Zauber von Farbenspielen und die Reinheit der Salze das Auge jedes denkenden Forschers besticht. Die über Tage befindlichen Betriebsanlagen tragen das Gepräge einer neuen, auf der Höhe heutiger Technik stehenden Schöpfung. Zwar eingezwängt durch die hart an die Schächte herantretenden Gebäude eines Provincial-Städtchens, welches sich rühmt, in früheren Jahrhunderten eine Rolle gespielt zu haben, sonst aber noch bedenklich drein schaut, ob die neue Industrie nicht seine durchs Alter geheiligte Institutionen, seine gemüthlichen Zustände untergraben möchte, zeigt das Werk auf einer kleinen Scholle Erde eine vorzügliche Ausstellung der mannichfaltigsten Vorrichtungen zur Förderung, Verladung und Weitertransportirung der Producte, sowie zur Bereitung der verschiedensten Salzarten. Die Production beschränkt sich, wie schon angedeutet, hauptsächlich auf Steinsalze und auf die Kalisalze, früher Abraumsalze genannt. Boracite (86 borsaure Talkerde + 10 Chlormagnesium + 4 Wasser), welche nur sporadisch in den Lagern vorkommen, bilden einen Handelsartikel noch nicht, und Kieserite (87 schwefels. Talkerde + 13 Wasser) erhalten erst jetzt Bedeutung durch eine großartige, auf Ausbeutung der Schwefelsäure berechnete Fabrik. Die Stein- und Kalisalze sind aber schon Waare des Welthandels geworden. Der Steinsalzdebit beträgt jährlich circa 900,000 Ctr. Das Vorurtheil gegen Steinsalz, so ungerechtfertigt es auch ist und andererseits der vom Monopol vorgelegte Hemmschuh lassen für das Inland nur eine langsame Ausdehnung des Debits zu, hindern aber nicht eine Erweiterung des Exports, und da dieser im wohlverstandenen Interesse durch die billige Preisstellung von 1 Sgr. pro Ctr. Steinsalz begünstigt wird, wird der Kampfplatz der Concurrenz gegen ausländisches, namentlich englisches Salz, täglich weiter hinaus, jetzt fast schon bis in die Häfen Englands, geschoben. Einen eigenthümlichen, sehr gangbaren Artikel, worauf die Landwirthe besonders aufmerksam seyn möchten, bilden unter den verschiedenen Salzsorten die Viehsalzlecksteine, von denen schon jetzt jährlich über ein Viertel Million Stück abgesetzt werden. Der Schwerpunkt liegt jedoch im Vertrieb der Kalisalze. Es bestehen dieselben hauptsächlich aus Carnallit (26 3/4 Chlorkalium + 34 1/2 Chlormagnesium + 38 3/4 Wasser), sind aber im gewöhnlichen, verkäuflichen Zustande mit etwas Steinsalz und Kieserit vermengt, so daß der Chlorkaliumgehalt in der Regel nur 16 bis 18 Proc. beträgt. Directe Verwendung finden diese Salze mit jährlich etwa 50,000 Ctr. zur Düngung der Felder, andere 800,000 Ctr. gehen aber in chemische Fabriken, um hier durch einfache Umkrystallisation raffinirt und in 80procentige Chlorkaliumsalze verwandelt zu werden. Noch vor zwei Jahren schlummerte dieser Industriezweig, es wurden in 1861 = 46,000 Ctr., in 1862 = 390,000 Ctr., in 1863 = 850,000 Ctr. abgesetzt und jetzt beschäftigen sich unmittelbar um Staßfurth herum dreizehn Fabriken größten Kalibers mit Zubereitung der Kalisalze. Die Staatsregierung schenkt dieser Industrie ungetheilte Aufmerksamkeit und geht mit den Fabriken, welche den Vertrieb der Salze vermitteln, Hand in Hand. In keinem Artikel war bisher das Inland so abhängig vom Ausland, als gerade in den Salzen des Kali (Salpeter, Potasche etc.), und um so wichtiger ist daher der unerschöpfliche Staßfurther Fund. Der Markt gestattet augenblicklich noch nicht, die Staßfurther Kalisalze zur Potasche zu verbrauchen; jene 800,000 Ctr. Rohsalze werden zu 100,000 Ctr. Chlorkalium umkrystallisirt; die Salpeterhütten setzen diese in ebensoviel Ctr. Salpeter um, und diese werden schließlich als etwa 150,000 Ctr. Schießpulver in den Verkehr gebracht. Der Preis des Rohproductes wie der des Fabricats wird daher zur Zeit im Wesentlichen nur durch den Preis des Bengal-Salpeters und durch den des Chili-Salpeters bestimmt. Fällt ersterer, oder steigt letzterer, so muß der Preis für das Staßfurther Chlorkalium herunter, kann sich aber wieder heben, wenn der Bengal-Salpeter steigt, oder Chili-Salpeter fällt. Bei dem heutigen Preis von 12 2/3 Thlr. für Bengal- und von 5 Thlr. für Chili-Salpeter kann sich das Staßfurther Fabricat recht gut auf 4 Thlr., das Rohproduct auf 9 Sgr. halten. Schon jetzt werden jedoch Anstrengungen gemacht, die Chlorkaliumsalze auch zur Potasche zu verwerthen. Für diesen Artikel würde sich der Preis anders bestimmen, da mehrere andere Factoren einwirken, und das Resultat wird schließlich seyn, daß man für Salpeterfabrication den bisherigen Preis zu halten sucht, für Potaschegewinnung aber herunter gehen muß. So schnell und so bedeutend sich auch Staßfurth schon gehoben hat, so läßt sich bei dem Werth und der Unentbehrlichkeit des Kali dem Werke doch noch ein weit größerer Aufschwung prophezeien. Es ist schon jetzt auf dem Continent die wichtigste Kaliquelle und wird unzweifelhaft in kurzer Zeit den Markt der gesammten industriellen Welt beherrschen. (Aus dem „Berggeist,“ 1864, Nr. 10.) Ueber spectralanalytische Beobachtungen an Lösungen von Substanzen. Ueber diesen Gegenstand hielt Prof. Stokes in der Chemical Society am 2. Juni d. J. einen zweistündigen Vortrag, illustrirt durch eine Menge von Farbentafeln, welcher ein ganz neues und sehr fruchtbares Gebiet für die chemische Analyse eröffnet. Die Bunsen-Kirchhoff'sche Spectralanalyse erstreckt sich bekanntlich nur auf Körper, welche sich in der Hitze verflüchtigen und in der Flamme gasförmig erscheinen. Ebenso beziehen sich die Beobachtungen Plücker's und Anderer nur auf die Spectren von Gasen. Dadurch werden mithin alle Körper von der Spectralanalyse ausgeschlossen, welche gar nicht oder nicht ohne Zersetzung gasförmig erhalten werden können, vor Allem also der bei weitem größte Theil der organischen Körper. Einen Anfang zur Ausfüllung dieser Lücke, welche sich vor Allem dem über organische Chemie arbeitenden Chemiker sehr schmerzlich fühlbar macht, bieten die Beobachtungen von Stokes an Lösungen. Vor Allem hervorzuheben ist die ungemeine Leichtigkeit, mit welcher diese Beobachtungen anzustellen sind. Stokes wendet dazu nichts als ein mit einem engen (am besten verstellbaren) Spalte versehenes Blech an, welches an der einen Seite zwei rechtwinkelig zum Spalt stehende Gummibänder hat. Durch diese hindurch steckt man ein Reagensglas, mit der zu prüfenden Lösung gefüllt und betrachtet die letztere, so weit sie durch den Spalt sichtbar ist, durch ein ganz gewöhnliches, etwa zollgroßes Glasprisma mit Handgriff, wobei man durch Hinundherdrehen des Prismas das Spectrum beliebig näher oder weiter bringen und so dem Sehvermögen des Auges anpassen kann. Wenn die Lösung zu concentrirt ist, so pflegen einzelne Theile des Spectrums ganz dunkel zu seyn, z.B. bei einer Lösung von übermangansaurem Kali der gelbe und grüne; verdünnt man aber die Lösung, so zerlegt sich dieser dunkle Theil immer deutlicher in einzelne schwarze Streifen, welche schließlich eben so scharf abgegrenzt, in ihrer respectiven Stellung unveränderlich und charakteristisch erscheinen, wie die hellen Linien und Streifen im Flammenspectrum. Solcher Streifen treten z.B. beim Übermangansauren Kali fünf auf, und ein Blick durch den beschriebenen kleinen Apparat läßt somit in gar keinem Zweifel, ob man es mit jenem Körper zu thun hat oder nicht. Stokes hat nun bis jetzt schon eine größere Reihe von Körpern, meist organischen, untersucht und sehr interessante Resultate gefunden. So z.B. zeigen zwei nahe verwandte, im Krapp enthaltene Farbstoffe, Purpurin und Purpurein, drei deutliche Streifen derselben Art, aber im Purpurein gegen das rothe Ende des Spectrums hin verschoben, so daß, wenn man beide Spectren übereinander stellt, zwei Streifen genau übereinander fallen, der dritte aber beim Purpurin rechts, beim Purpurein links davon steht. Beiläufig läßt sich, nach Stokes, das rothe Ende des Spectrums besser bei Lampenlicht, das blaue besser bei Tageslicht beobachten. In ähnlicher Weise besprach er dann noch die Prismen der Lösungen von Alizarin, Chlorophyll, schwefelsaurem Chinin, Aesculin und einigen anderen Körpern, bei welchen noch sehr interessante, charakteristische und leicht zu beobachtende Fluorescenz-Erscheinungen hinzukommen; leider läßt sich alles das ohne Zeichnungen nicht gut verdeutlichen, und sind Stokes' eigene Veröffentlichungen darüber abzuwarten. Es sey nur noch bemerkt, daß, nach Stokes, die von den Chemikern einer besonderen Eigenschaft des Dichroismus zugeschriebene Erscheinung bei vielen Lösungen, im durchfallenden Lichte eine andere Farbe als im auffallenden zu zeigen, in den meisten Fällen auf Fluorescenz zurückzuführen ist. Dr. Lunge. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 13.) Die Wissenschaft auf dem Theater. II. Blitz und Regenbogen. Der unermüdliche Optiker Duboscq, dessen wir schon in einem früheren ArtikelPolytechn. Journal Bd. CLXXI S. 233. erwähnt, hat auch auf die Nachahmung des Blitzes und des Regenbogens seine Aufmerksamkeit gerichtet. Den Donner kann man bekanntlich mit Hülfe eines chinesischen Gongs und einer elastischen Blechtafel ziemlich täuschend nachahmen. Was dagegen den Blitz, der doch zum Donner gehört, anbelangt, so gehört schon viel Phantasie dazu, um ihn aus dem brennenden Colophonium oder Lykopodium heraus zu erkennen. Etwas natürlicher erscheint er schon, wenn man im hinteren Vorhang eine zickzackförmige Spalte anbringt, hinter der man für einen Augenblick ein Rothfeuer aufleuchten läßt. Duboscq hat nunmehr einen Apparat hergestellt, mittelst dessen man das plötzliche Aufleuchten und Erlöschen des Blitzes vortrefflich nachahmen kann. Ein entferntes Wetterleuchten, bei dem die Spur des Blitzes am Himmel nicht verlangt wird, läßt sich ganz täuschend nachbilden, und ist auch zu hoffen, daß es durch einige Zugaben zum Apparate möglich seyn wird, das Zickzack des Blitzes genauer als bisher nachzubilden. Der Apparat von Duboscq wurde zuerst in Paris in einem Feenstücke „Die Reisen der Wahrheit“ angewendet. Es kommt darin ein magischer Spiegel vor, aus dem plötzlich ein blendendes Licht hervorstrahlt, ohne daß man die Ursache davon bemerkt. Die Einrichtung ist eine ungemein einfache. Vor einem mäßigen Hohlspiegel, der in einer passenden Fassung gleich einem gewöhnlichen Handspiegel angebracht ist, befinden sich in ihren Fassungen zwei zugespitzte Kohlenstängelchen, die mittelst Drähten mit den Polen einer starken galvanischen Batterie in Verbindung stehen. Der Halter des unteren Kohlenstängelchens (ein dünner Eisenstab) ist in der Art beweglich, daß er doppelt knieförmig umgebogen, durch die Fassung des Spiegels durchgeht und hinter demselben in eine dort befestigte elektromagnetische Spirale hineinragt, welche in den galvanischen Strom, der zu den Kohlen führt, eingeschaltet ist. Bekanntlich entwickelt sich der galvanische Lichtbogen nur, wenn die Kohlenspitzen in einer gewissen kleinen Entfernung von einander sich befinden. Diese Entfernung wird durch den Apparat selbst hergestellt. An der Fassung des Spiegels ist eine Tastervorrichtung wie bei den Telegraphenapparaten befindlich, welche die Person, die den Spiegel hält, durch einen Druck mit dem Finger leicht regieren kann. Die Poldrähte einer starken galvanischen Batterie von 40–80 Bunsen'schen Elementen sind der eine mit dem Träger des feststehenden Kohlenstängelchens, der andere mit dem isolirten Contactstücke des Tasters fest verbunden. Von dem durch eine Feder in einer genügenden Entfernung gehaltenen Schlüssel des Tasters geht ein Draht erst nach der elektromagnetischen Spirale und von dort nach dem Träger des anderen Kohlenstängelchens. Sobald durch Niederdrücken des Tasters der Strom geschlossen, tritt die genannte Spirale in Wirksamkeit; sie zieht das ihrer Oeffnung gegenüberstehende Eisenstäbchen in sich hinein, die untere Kohle wird dadurch etwas weniges herabgezogen, und von der obern entfernt, und es bildet sich dadurch sofort der brillante elektrische Lichtbogen, um im Momente wieder zu erlöschen, sobald der Finger den schließenden Taster verläßt. Bei schwacher Beleuchtung sind die Zuleitungsdrähte, die Kohlenstängelchen etc. kaum sichtbar; beim Ueberspringen des Lichtbogens verschwinden sie vor dem Glanze des vom Hohlspiegel zurückgeworfenen Lichtes vollständig. Wird der Apparat hinter der Bühne aufgestellt und gegen den oberen Theil des Hintergrundes gerichtet (wobei man nebenbei einen etwas anders geformten, das Licht mehr zerstreuenden Spiegel anwenden kann), so wird dadurch das Wetterleuchten vortrefflich nachgeahmt. Um den eigentlichen Blitz zur Darstellung zu bringen, kann man das Licht hinter einer sich drehenden Blechscheibe aufstellen, worin Schlitze derartig angeordnet sind, daß sie beim Drehen der Scheibe den Eindruck des Zickzacks hervorbringen. Besser möchte es vielleicht noch seyn, mehrere solche Apparate auf festen Ständern und zwar in verschiedenen Höhen so anzubringen, daß die sie verbindenden Linien eben ein lang gezogenes Zickzack bilden. Die einzelnen Apparate müßten drehbar und so gerichtet seyn, daß das erzeugte Lichtbündel bei der Drehung genau bis zum nächstfolgenden Apparate reichte. Man kann dann einen Commutator, eine drehbare Scheibe mit nicht leitendem Rande, herstellen, deren leitende Achse constant mit dem einen Pole der Batterie in Verbindung steht; von der Achse geht ein einziger schmaler Metallstreifen nach der Peripherie. Die oberen Kohlen sämmtlicher magischer Spiegel stehen mit dem anderen Batteriepole in beständiger leitender Verbindung, während die von den unteren Kohlen, von einander isolirt, in eine Anzahl Federn auslaufen, die auf dem isolirten Rande der Commutatorscheibe schleifen. Dreht man nun diese Scheibe rasch um ihre Achse, so geht der schmale leitende Streifen der Scheibe kurz nach einander unter den Polfedern der verschiedenen magischen Spiegel durch. Es wird daher zuerst der Strom des ersten magischen Spiegels geschlossen, das Licht flammt auf, erlischt wieder sofort, im nächsten Moment entflammt sich der zweite, dritte und vierte Apparat u.s.f. Mittelst Räderverbindung wäre es möglich, gleichzeitig mit der Drehung der Commutatorscheibe den magischen Spiegeln hinter einander eine Drehung um ihre Achse zu geben. Vielleicht wäre es noch besser, wenn man bloß die hinter dem galvanischen Lichtboden befindlichen Hohlspiegel die Umdrehung vollführen ließe. In der berühmten Oper „Moses“ von Rossini kommt unter anderen scenischen Wundern auch ein Regenbogen vor, dessen naturgemäße Darstellung bisher den Theatermaschinisten als kaum lösbare Aufgabe erschien. Zuerst wurde auf dem Hintergrunde ein Regenbogen aus zusammengeklebten Streifen von verschiedenfarbigem Oelpapier hergestellt, der durch eine Reihe von Oellampen erleuchtet wurde. Später führte man zur Erleuchtung das elektrische Licht ein, das indessen auf eine zu große Ausdehnung beleuchtend wirken mußte, und trat daher der Regenbogen erst dann einigermaßen leuchtend hervor, wenn man die Scene entsprechend verfinsterte. Dieß ist aber ein meteorologischer Nonsens, indem in der Dämmerung nach verschwundener Sonne kein Regenbogen entstehen kann. Duboscq hat nun folgenden sehr sinnreichen Apparat construirt, bei dem man die natürlichen Regenbogenfarben benutzt, die durch die Zerstreuung des Lichtes im Glasprisma entstehen. An einem vortretenden Versatzstück, und zwar an der hinteren Fläche desselben, ist in der Höhe von etwa 15 Fuß der Regenbogen-Apparat befestigt. Derselbe ist in einem inwendig schwarz angestrichenen Gehäuse eingeschlossen, so daß sich kein Licht zufällig nach außen verbreiten kann. Innerhalb dieses Raumes, im Brennpunkt eines Hohlspiegels, befinden sich die Kohlenspitzen, die später den elektrischen Lichtbogen zwischen sich überspringen lassen. Das so erzeugte parallele Strahlenbündel geht zuerst durch einen bogenförmigen Schlitz in einem Blechschirm, wodurch die Biegung des Regenbogenbildes vorbereitet wird, und fällt dann auf eine biconvexe (Vergrößerungs)Linse mit sehr kurzer Brennweite, wodurch die Krümmung des Bildes vermehrt und dem Bogen eine größere Ausdehnung gegeben wird. Endlich gehen die Lichtstrahlen durch ein horizontal liegendes dreiseitiges Prisma von sehr farblosem starkbrechenden Bleiglase. Der Querschnitt des Prismas ist nicht ein gleichseitiges, sondern nur ein gleichschenkeliges Dreieck und muß der spitzere Winkel desselben nach oben gerichtet seyn, damit der entstehende Regenbogen die Farben in der natürlichen Reihenfolge, das Roth oben, das Violett unten zeige. Durch Drehung des ganzen Apparats kann man den entstehenden Regenbogen entweder als vollen horizontalen Bogen oder mehr oder weniger geneigt darstellen. Selbst bei voller Beleuchtung der Scene erscheint der Bogen vollkommen hell und mit den schönsten natürlichen Farben. Dr. H. Schwarz. (Nach dem Cosmos, im Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 10.) Ueberführung der Stärke in Zucker durch die Schalen roher Kartoffeln; von G. Leuchs in Nürnberg. Schönbein hat in einem Aufsatz im Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 323, nachgewiesen, daß die katalytische Wirksamkeit organischer Materien nicht nur wie bekannt der Diastase, dem Emulsin, Myrosin, der Hefe, dem Kleber, dem Speichel etc. zukommt, sondern daß dieselbe in der Pflanzen- und Thierwelt allgemein verbreitet ist. Unter anderen besitzen namentlich die Schalen roher Kartoffeln, die Wurzeln von Leontodon taraxacum, der Latuca sativa u.s.w. große katalytische Kraft. Da viele der schon länger bekannten katalytischen Substanzen auch die Fähigkeit zeigen, die Stärke in Zucker überzuführen, so war es wahrscheinlich, daß der eine oder andere der neu aufgefundenen Stoffe auch diese Art der Katalyse bewirke. Ich habe vor der Hand nur Versuche mit den Schalen roher Kartoffeln angestellt und in der That meine Voraussetzung bestätigt gefunden. Dünnen Stärkekleister, zu dem ich eine verhältnißmäßig große Menge der Schalen roher Kartoffeln gegeben hatte, setzte ich 10 bis 12 Stunden einer Temperatur von 45 bis 50° C. aus. Die Stärke war nach dieser Zeit fast vollständig in Traubenzucker übergeführt. Nicht in Kleister umgewandeltes Stärkemehl, den gleichen Einflüssen unterworfen, war dagegen fast ganz unverändert. (Journal für praktische Chemie, Bd. XCII S. 59.) Nachweis und Bestimmung der Bernsteinsäure und des Glycerins in gegohrenen Flüssigkeiten, von L. Pasteur. Von der Gegenwart beider Körper kann man sich leicht überzeugen, wenn man den Abdampfungsrückstand der filtrirten Flüssigkeit mit Aether auszieht und diesen Auszug der freiwilligen Verdunstung überläßt. Den nächsten Tag, manchmal auch erst später, haben sich die Gefäßwände mit Krystallen der Bernsteinsäure bedeckt und auf dem Boden findet sich ein Syrup von Glycerin, das noch Bernsteinsäure theils gelöst, theils krystallisirt enthält. Ein Gemisch von Aether und Alkohol nimmt aus dem Abdampfungsrückstande die Bernsteinsäure und das Glycerin auf, läßt aber die stickstoffhaltigen Extractivstoffe ungelöst. Den Auszug dampft man ein, sättigt mit Kalkwasser, bringt die Flüssigkeit zur Trockne und erschöpft den Rückstand mit einem Gemische von Alkohol und Aether, welches nur das Glycerin löst. Zur quantitativen Bestimmung dieser Substanzen darf die Flüssigkeit nur bei gelinder Hitze eingedampft werden; man bringt 1/2 Liter binnen 12 bis 20 Stunden auf etwa 10–20 Kub. Centimet. und trocknet vollends unter der Luftpumpe. Bei raschem Eindampfen verliert man merklich Bernsteinsäure und Glycerin. Der syrupöse Rückstand wird in der Schale selbst wiederholt mit einem Gemische von 1 Th. Alkohol von 90–92 Proc. und 1 1/2 Th. rectificirtem Aether behandelt und die Flüssigkeit durch ein Filter abgegossen; nach 7–8 Extractionen ist der krümlich gewordene, sauer reagirende Rückstand erschöpft. Wenn man den größten Theil des Aethers aus dem in einer Kochflasche befindlichen Extracte im Wasserbade entfernt hat, kann man, ohne durch Spritzen der Flüssigkeit etwas zu verlieren, in einer Schale weiter eindampfen. Den Rückstand neutralisirt man genau mit klarem Kalkwasser, dampft wieder vorsichtig ein und nimmt aus dem Rückstande das Glycerin mit Aether-Alkohol auf. Der zurückgebliebene bernsteinsaure Kalk ist noch mit einer kleinen Menge Extractivstoff oder einem nicht krystallisirenden Kalksalze verunreinigt, die aber von 80grädigem Alkohol vollständig gelöst werden, wenn man das Salz in der Schale selbst mit diesem 24 Stunden in Berührung läßt. Das Succinat ist dann beinahe farblos; man bringt die Krystalle auf ein gewogenes Filter, trocknet und wägt. Das Glycerin erhält man durch Abdampfen des mit Alkohol und Aether gewonnenen Auszugs und schließliches Trocknen im Vacuum, in welchem das Glycerin aber nicht länger als 2 bis 3 Tage verweilen darf, weil es, selbst bei gewöhnlicher Temperatur, fortwährend an Gewicht abnimmt; bei 3 Grm. wasserfreiem Glycerin beträgt der in 24 Stunden erfolgende Verlust 0,012–0,015 Grm. War bei der Gährung zu wenig Hefe angewendet worden und deßhalb die Gährung etwa nicht vollständig, so enthält das Glycerin noch eine sehr kleine Menge nicht krystallisirenden Zucker, der durch die Fehling'sche Flüssigkeit nachweisbar ist. Bei der Anwendung von zu viel Hefe enthält das Glycerin Extractivstoffe der Hefe, welche dem Glycerin schon in geringer Menge einen bitteren und stechenden Geschmack ertheilen. Der wässerige Auszug von 250 Grm. Preßhefe (mit 40 Grm. Trockensubstanz) gab an ein Gemisch von Alkohol und Aether 0,739 Grm. ab; diese Substanz enthält kleine Mengen Glycerin und Bernsteinsäure, sie ist wachsähnlich, gelb, riecht eigenthümlich, schmeckt sehr stechend, löst sich bis auf sehr wenig Fett leicht in Wasser, bläht sich beim Erhitzen auf, verkohlt und hinterläßt wenig lösliche Asche. (Annales de Chimie et de Physique, 1860, vol. LVIII p. 330; chemisches Centralblatt, 1864 Nr. 11.) Das Trocknen der Blumen mit Beibehaltung ihrer natürlichen Farben. Vor etwa 12 Jahren wurde in England von einem deutschen Chemiker zuerst ein Verfahren aufgefunden, um Blumen mit Beibehaltung der natürlichen Farben zu trocknen. Für theures Geld kaufte, nachdem in England bereits Hunderte von Frauen und Mädchen hierdurch einen Erwerbszweig gefunden hatten, ein thüringischer Fabrikant das angebliche Geheimniß, und seitdem ist derselbe durch Versendung von getrockneten Blumen mit natürlichen Farben bereits ein reicher Mann geworden. Um getrocknete Blumen in natürlichen Farben zu erhalten, verschaffe man sich zuvörderst eine Kiste mit Schiebedeckel. Von derselben nehme man den Boden ab und versehe dieselbe unmittelbar unter dem Deckelsalze mit einem mittelfeinen Drahtsiebgewebe. Nun besorge man sich ein Quantum Sand, etwa so viel die Kiste faßt, siebe denselben von allem Staub rein, wasche ihn und gebe denselben, nachdem er getrocknet ist, in einen Kessel; hier mache man denselben heiß und unter beständigem Umrühren lasse man etwa auf 100 Pfund Sand 1/2 Pfund Stearin in demselben zergehen. Es ist darauf zu achten, daß der Sand sich gleichmäßig mit Stearin sättige, doch darf ja nicht zu viel desselben zugesetzt werden, welches bei nachherigem Erwärmen sich zu Boden ziehen und den Blumen schaden würde. Sollen nun Blumen ohne die Farben zu verlieren getrocknet werden, so verfährt man folgendermaßen: Man stellt die Kiste mit dem Deckel nach unten, schüttet von dem präparirten Sande etwa 1 Zoll stark auf das Drahtgewebe, legt nun vorsichtig die betreffenden Blumen ein, indem man immer so viel Sand zugibt, daß Blätter und Zweige in ihrer natürlichen Haltung bleiben und sich nicht gegenseitig berühren, sondern überall von Sand umgeben sind. Ist so die Kiste gefüllt, dann lege man den Boden auf und stelle sie an einen warmen Ort, am besten auf den Backofen eines Bäckers oder Conditors und lasse sie nun etwa 48 Stunden stehen. Nachher ziehe man langsam den Schieber zurück und lasse durch das Drahtgitter den Sand in ein untenstehendes Gefäß laufen; sollten sich in den Blattwinkeln einige Sandkörner festgesetzt haben, dann entfernt man solche durch behutsames Klopfen an die Kistenwände. Die Blumen haben auf diese Weise die vollen Naturfarben behalten und sind dennoch gänzlich ausgetrocknet. Einige Uebung lehrt bald die richtige Handhabung und die Einhaltung der Trockenzeit. Die so getrockneten Blumen bilden schon einen Handelsartikel, indessen erscheint es besser, wenn solche gleich zu Bouquets, Kränzen etc. verarbeitet werden, eine Beschäftigung, welche ja alle Mädchen und Frauen zu einer Lieblingsarbeit erkoren haben. (Berliner Fr.-Bl.) Verfahren um Extracte, Nahrungsmittel etc. auf Kupfer zu prüfen, von Hager. Hierzu soll man sie, wenn sie nicht sauer sind, mit essigsäurehaltigem Wasser extrahiren oder lösen, oder Flüssigkeiten etwas Essigsäure zusetzen und dann einen am unteren Ende zu einer Spirale aufgerollten starken Platindraht hineinstellen, zwischen dessen Windungen man ein kleines Stück Eisendraht gesteckt hat. Bei Gegenwart von Kupfer bedeckt sich der eingetauchte Theil des Platindrahts mit einer schwarzbraunen Kupferschicht. Man entfernt das Eisen, spült mit Wasser ab, löst die Kupferschicht in einigen Tropfen reiner Salpetersäure und stellt damit die bekannten Reactionen an. Nach diesem Verfahren läßt sich das Kupfer in Flüssigkeiten nachweisen, die weder mit Ammoniak noch mit Kaliumeisencyanür Reactionen geben. Es ist besonders anwendbar bei Extracten und Pflanzensäften, in denen wegen Anwesenheit von Gerbsäure und dergleichen die Probe mit blankem Eisen zweifelhaft ist. (Pharmaceutisches Centralblatt, 1863, Nr. 35.) Zurückhaltung der Vegetation, um den Nachtheilen der Fröste zu entgehen. Man kann die Vegetation eines jeden Baumes, der im Freien steht, zurückhalten, wenn man den Boden, soweit etwa seine Wurzeln reichen, nachdem er gefroren ist, bedeckt. Dieß kann mit Laub, Dünger, Kiefernadeln, Haidekraut u.s.w. geschehen. Eine Hand hoch Deckung genügt schon, um den Frost in der Erde und dadurch die Vegetation zurückzuhalten. Besonders zu empfehlen ist dieß bei den Spalierbäumen, namentlich bei Apricosen und Pfirsichen. Man glaube ja nicht, daß dadurch die Reife der Früchte oder ihre Güte beeinträchtigt werde. Das VersäumteBersäumte wird bald nachgeholt und, gesetzt auch, die Früchte reifen 8 Tage später, so ist es doch immer besser, später reife Früchte, als gar keine zu haben. (Burger, kurze Berichte, Bd. II S. 23.) Chinesische Schafe. Im Acclimationsgarten zu Paris ist jetzt ein Paar dieser Schafe vorhanden, die sich durch eine ungemein große Fruchtbarkeit auszeichnen. In einem Jahre sind zwei Würfe, jedesmal von 3 Lämmern, erhalten worden. Man begreift die große Wichtigkeit dieser Thatsache für die Fleischproduction. In Pennsylvanien ist diese chinesische, oder strenger genommen, tartarische Race schon im Jahre 1855 eingeführt worden und lauten auch die Berichte von dort her sehr günstig. Das tartarische Schaf hat einen großen Wuchs, ist kräftig gebaut, mit kurzen Beinen und kurzem Halse, kleinem Kopf und verlängerter Nase und hängenden Ohren. Das Bließ ist voll, kurz und glänzend, und eignet sich zu groben Wollenwaaren sehr gut. Das Fleisch ist sehr saftig und wohlschmeckend, so daß es die Fremden in China bald allem anderen Fleische vorziehen. Erprobte Vorschrift zu Eau de Cologne. Bergamottöl   3 Loth, Cederöl   1    „ Lavendelöl   1/2 „ Neroliöl 24 Tropfen, Rosmarinöl 24      „ Nelkenöl 24      „ Thimianöl 15      „ Zimmtöl 20      „ Moschus 1/2 Gran, Alles nach einander in 3 1/2 Maaß reinstem Spiritus gelöst. Zweckmäßig ist es, noch circa 20 Tropfen Salmiakgeist zuzugeben, wodurch das Belebende des Geruchs noch vermehrt wird.