Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 234
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Miscellen. Miscellen. Die Bearbeitung der Diamanten. Hr. Dr. Grüneberg hielt im Cölner Bezirksverein deutscher Ingenieure am 6. Februar 1863 über diesen Gegenstand einen Vortrag, welchem wir Folgendes entnehmen: Der Vortragende erwähnte in Betreff des Ursprunges des Diamanten, daß derselbe meistens im Kieselschiefer (Kiesgeröllen) in Begleitung von Eisenstein, Quarz, versteinertem Holz etc. vorkäme, und zwar farblos und in verschiedenen Farben: blau roth, rosa, gelb, grün und schwarz, daß der farblose häufig, dagegen der grüne am seltensten sey. Vielfach würde der Diamant in Brasilien und Ostindien bei Golkonda und Visapur gefunden, ebenso aufanf Borneo und im Ural. Die Ausbeute in Brasilien betrüge per Jahr 25,000 bis 30,000 Karat, ein Gewicht von circa 12 Pfd., von welchem man aber nur 8000 bis 9000 Karat oder circa 4 bis 5 Pfd. geschliffenen Diamant erhalte. Die Kunst, Diamanten zu schleifen, sey im Jahre 1476 durch Louis de Berguen erfunden. In der Amsterdamer Schleiferei von Gebr. Coster würden jährlich circa 30,000 Karat Diamanten geschliffen; dieselben würden zuerst mittelst natürlich krystallisirter Diamanten, welche in Oktaedern und Dodekaedern vorkommen, der Flächenrichtung des Krystalles nach auf hölzernen Unterlagen, auf welche dieselben mittelst Schellack befestigt würden, gespalten und zwar in sogenannte Rosetten und Brillanten. Die ersteren seyen auf einer Seite flach, auf der anderen zu Facetten geschnitten, die letzteren auf beiden Seiten mit Facetten versehen. Zum Schleifen sey die Befestigung mit Schellack nicht hinreichend, da die hierbei entstehende Wärme den Schellack weich mache, und man bediene sich hierzu einer Metalllegirung aus Zinn und Blei, die in kleine Futter mit Stielen eingegossen wird, in welche man dann vor dem Erkalten die Diamanten eindrückt und ringsherum feststemmt. Das Schleifen erfolge sodann auf Stahlscheiben von 10 Zoll Durchmesser, welche 3000 Umdrehungen per Minute machen, mittelst eines kleinen Quantums Diamantstaub, mit Oel vermengt. Zur Handhabung des Diamanten bediene man sich einer Zange, in welcher man das Futter zuvor mit seinem Stiele festklemmt, und die man einerseits auf ihren zwei Füßen aufruhen läßt, während sie andererseits, mit noch etwas Gewicht beschwert, das Fulter auf die rotirende Stahlscheibe drückt. Da man das Futter nach allen möglichen Richtungen in die Zange einklemmen könne, so sey es klar, daß man auch den Steinen Flächen nach beliebigen Richtungen hin anschleifen könne. Bei diesem Schleifen sey eine zeitweise Abkühlung der Futtermasse immerhin noch nothwendig, da die hierbei entstehende Wärme einen ziemlich hohen Grad erreicht; ebenso sey dabei zu beobachten, daß etwaige trübe Stellen rein abgeschliffen würden. Zum Schleifen eines Brillanten mit gewöhnlich 64 Flächen sey ein halber Tag Arbeitszeit erforderlich, und derselbe kostet circa sechs Gulden zu bearbeiten. Die Amsterdamer Schleiferei arbeite mit einem jährlichen Umsatz von 20 bis 25 Millionen Gulden, beschäftige 400 Mann, meistens Israeliten, die eine Maschine von 36 Pferdekräften beanspruchen. Die Schleifstühle seyen ordnungsmäßig in allen Etagen des Etablissements aufgestellt und würden durch aufrechte Wellen betrieben, auf Verlangen auch gegen einen Preis von 8 Gulden per Stuhl und per Tag vermiethet. Als die größten und schönsten der im Etablissement geschliffenen Diamanten bezeichnete der Vortragende den Kohi-Nur und den Stern des Südens, beide in London ausgestellt gewesen, und machte gleichzeitig die Mittheilung, daß er in der Amsterdamer Schleiferei einen grünen Diamanten von der Größe eines Taubeneies gesehen habe, der aber seiner allzugroßen Härte wegen nicht geschliffen werden konnte. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. VII S. 479.) Walker's Verbesserung in der Handhabung schwerer Geschütze. Der sicherste Platz in einem Schiffe während eines Gefechtes ist immer der unter der Wasserlinie. Walker schlägt daher vor, das Laden der Geschütze in dem unteren Schiffsraume vorzunehmen, und die Geschütze im Moment des Abfeuerns erst in die Batterieräume emporzuheben. Zugleich wird dadurch der Vortheil erreicht, daß, außer in kurzen Momenten des Gefechts, die schwere Geschützlast im unteren Raume des Schiffes ruht, seinen Ballast verstärkt und den Schwerpunkt nach unten verlegt, was bei den in der Höhe schon durch den Panzer sehr belasteten Schiffen von großer Wichtigkeit ist, falls sie schlechtes Wetter und hohe See zu bestehen haben. Zu diesem Ende legt Walker je zwei Geschütze neben einander. Dieselben sind mit ihren Laffeten und Zubehör jede auf der Plattform eines hinreichend langen Preßkolbens, einer Art hydraulischen Presse, aufgestellt. Beide hierzu gehörige Cylinder sind unten durch ein weites Rohr verbunden. Auf letzterem steht senkrecht ein engeres Rohr, mit einem eingeschaltenen Hahn absperrbar, das in einen zwischen den Kanonen liegenden Kasten führt, der dicht verschlossen ist. Für gewöhnlich nehmen die Preßkolben ihren tiefsten Stand ein; alle Flüssigkeit ist in dem mittleren Kasten enthalten. Wird das Schiff zum Gefecht bereit gemacht, so setzt die vorhandene Dampfmaschine die Preßpumpen in Bewegung, welche die Flüssigkeit nach Absperrung des oben erwähnten Hahnes durch ein zweites angesetztes Rohr unter die Preßkolben drücken und so beide Geschütze auf halbe Höhe heben. Jetzt wird der Wasserraum vollständig abgeschlossen, und der ganze Apparat fungirt alsdann fast in der Art einer gleichschenkeligen Waage, etwa einer Tafelwaage, deren Waagebalken die Preßcylinder mit dem verbindenden Rohre herstellen. Wären die Geschütze, Plattform und Kolben gleich schwer, und fiele auch die (jedenfalls sehr bedeutende) Reibung hinweg, so genügte vielleicht die Kraft eines Kindes, um das eine Geschütz bis in die Gefechtsbatterie zu heben, das andere bis in die ursprüngliche Stellung hinabzudrücken, indem dabei die Wassersäule aus dem einen in den anderen Cylinder übergeht. Die Reibung und das ungleichmäßige Gewicht des geladenen und des abgeschossenen Geschützes verlangt etwas größere Kraft, die indessen leicht durch Flaschenzüge etc. zu erzielen ist. Während das eine Geschütz abgefeuert wird, wozu nur 1 Mann gehört, wird das andere in voller Sicherheit geladen, um dann seinerseits emporgehoben zu werden. Auch der Rückstoß kann durch hydraulischen Druck vermindert, das Vorschieben durch denselben leicht bewirkt werden. Die Analogie mit den hydraulischen Krahnen leuchtet ein, neu ist nur die gegenseitige Ausgleichung des Gewichtes durch die Anwendung zweier Kolben und Geschütze. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.) Conservation von Eisen für Brücken etc. Die große eiserne Balkenbrücke über den Menaicanal in England ist neuerdings, nachdem sie etwa 10–12 Jahre gestanden, von Rost gereinigt worden. Es wurden dabei etwa 40 Tonnen, d.h. 800 Ctr. Eisenrost beseitigt, obwohl alle möglichen Vorsichtsmaßregeln, Anstriche etc. angewendet worden waren, um das Rosten zu verhüten. Der Umstand, daß hier der Staub vom Meerwasser mit dem Eisen in Berührung kommt, mag das rasche Rosten einigermaßen erklären. Die Festigkeit der Brücke ist bis jetzt natürlich noch nicht beeinträchtigt, doch kann es nicht fehlen, daß, wenn die Oxydation so fortschreitet, in 20, 30, 40 Jahren die Brücke durch den bloßen Rost ihre Sicherheit verliert. Im Hinblick hierauf hat man bei der neuen eisernen Brücke zu Blakfriars (London) es für nöthig gefunden, jedes Stück Eisen einem besonderen Vorbereitungs- und Härtungsproceß zu unterziehen. Das fertig zugerichtete Eisen wird durch Abbeizen vollständig gereinigt, und dann in einem besonderen Ofen in einer Muffel stark erhitzt. Man bringt es dann dunkelrothglühend in ein geschmolzenes Gemisch von gelbem Blutlaugensalz und Chlorkalium. Letzteres Salz ist zugesetzt, um an Blutlaugensalz zu sparen und das Gemisch leichtflüssiger zu machen. Das Blutlaugensalz geht beim Schmelzen in Cyankalium über und dieses wirkt wie bekannt auf glühendes Eisen oberflächlich verstählend. Das Salzgemisch ist in einer starken gußeisernen Pfanne enthalten und wird von unten erhitzt. Das eingetauchte Eisen wird nach kurzem Verweilen wieder herausgezogen; das flüssige Salzgemisch läuft davon wie Oel ab. Man taucht das Eisen in kochendes Wasser, das das anhaftende Cyankalium auflöst, dann in reines Wasser und läßt endlich an der Luft trocknen. Ehe man dann das Eisen der Atmosphäre aussetzt, wird es zweimal nach einander mit Asphaltfirniß überzogen. Nach der Befestigung an Ort und Stelle wird dieser Anstrich auch noch zweimal wiederholt. Kleinere Eisentheile bleiben 1 Minute, die größeren Theile dagegen bis 5 Minuten in dem Bade von geschmolzenen Salzen. Obwohl die Methode sehr umständlich und kostspielig ist, indem der Unternehmer für jede Tonne (20 Centner) so präparirtes Eisen 4 Pfd. St., d.h. 26 2/3 Thlr., also für jeden Centner 1 Thlr. 10 Sgr. erhält, so scheint sie doch in der That geeignet, den vorgesetzten Zweck nach Möglichkeit zu erreichen. Der Patentinhaber erhält als seinen Antheil über 1000 Pfd. Sterl., während die ganzen Kosten circa 16,000 Pfd. St. betragen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.) Verbessertes Sprengpulver; als Mittheilung patentirt für Arnold Budenberg in Manchester. Zur Darstellung desselben vermengt man in feingepulvertem Zustande: Kalisalpeter 30 bis 38 Theile Natronsalpeter 40 Schwefel   8 12 Holzkohle   7   8 Steinkohlengrus   3   4 weinsaures Natron-Kali (Seignettesalz)   4   6 Die Verbrennung dieses Sprengpulvers erfolgt langsam, aber vollkommen. – Patentirt in England am 19. October 1863. (Aus dem London Journal of arts, Juli 1864, S. 29.) Ueber die Darstellung eines ausgezeichnet dauerhaften Mörtels entnehmen wir der Vierteljahresschrift für technische Chemie von Dr. Willibald Artus Folgendes: Angeregt durch die auffallende Festigkeit der Mörtelverbindung an alten Bauwerken führte Prof. Artus eine Menge Versuche sowohl im Kleinen wie im Großen in dieser Richtung aus, er untersuchte vielfach Bruchstücke von alten Bauten, die ein klares Bild desjenigen Mörtels gewährten, dessen sich unsere Vorfahren bedient haben müssen. Untersucht man diesen alten Mörtel, so findet man bei dem, demselben beigemischten Sande, daß derselbe wirklich mit dem Kalke eine chemische Verbindung eingegangen hat, indem wenigstens größtentheils der Kalk sich in Silicate (kieselsaure Salze) verwandelt hat. Die genannten Versuche zum Zwecke der Herstellung dieses Mörtels haben nun folgendes Resultat geliefert: Das Verhältniß von Kalk und Sand bleibt dasselbe wie bisher. Es wird aber ein Theil des Kalkes, und zwar der Menge nach, 1/4 des verwendeten Sandes, übrigens erst unmittelbar vor der Benützung des Mörtels, im ungelöschten Zustande fein zertheilt zugesetzt. Während des Erhitzens der Masse bilden sich dann sofort schon Silicate, wodurch die Masse schnell erstarrt, binnen Kurzem sehr hart wird und keine Risse erhält. Solcher Mörtel widersteht dem Wasser und kann somit zu allen Zwecken benutzt werden, wo Dauerhaftigkeit erzielt werden soll. Er haftet so fest, daß schon nach kurzer Zeit ziemliche Gewalt angewandt werden muß, um das Gestein und überhaupt das Mauermaterial von dem Mörtel zu trennen. Mit diesem Mörtel im größeren Maaßstabe bis jetzt unternommene Versuche haben zu glänzenden Resultaten geführt, so daß man annehmen darf, das frühere Mörtelgeheimniß hiermit enträthselt zu haben. Anwendung des Zeiodelits. Unter Zeiodelit versteht man ein durch Zusammenschmelzen von 20 bis 30 Theilen Stangenschwefel mit 24 Theilen Glas- oder Bimssteinpulver bereitetes Gemisch, welches eine steinharte, der Einwirkung der Luft und der stärksten Säuren widerstehende Masse bildet. Prof. R. Böttger empfiehlt daher dieselbe zur Anfertigung wasser- und säuredichter Zellen für galvanische Batterien. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. 1862–63.) Besonders möchte die Masse wohl zu den Deckeln der Thonzellen brauchbar seyn; reinen Schwefel habe ich selbst schon angewandt, aber er ist zu spröde und bröcklich. Poggendorff. (Annalen der Physik und Chemie, 1864, Nr. 7.) Anwendung des Magnesiumdrahtes zur Beleuchtung. Die Darstellung des Magnesiums, des Metalles, welches in Verbindung mit Sauerstoff die bekannte Magnesia bildet, wird jetzt in England von Sonstadt zu Salford in größerer Ausdehnung betrieben. Wir haben in diesem Journal (Bd. CLXIX S. 442 und Bd. CLXX S. 115) seine Darstellungsmethode mitgetheilt. Professor Roscoe legte neuerdings in der Londoner Royal Institution ein Stück Magnesium von 2 1/2 Pfd. Gewicht vor, bei dessen Darstellung er selbst zugegen gewesen, und das binnen einer halben Stunde hergestellt worden war. Der Preis des Magnesiums ist schon ziemlich gesunken. Feinen Draht erhält man, indem man das Magnesium in einen hohlen Stahlcylinder bringt, dessen Boden eine feine Durchbohrung besitzt. Indem man einen genau schließenden Stempel aufsetzt, den Stahlcylinder mäßig erhitzt und dann eine sehr kräftige hydraulische Presse auf den gedachten Stempel wirken läßt, wird das Magnesium als feiner Draht zu der erwähnten Oeffnung herausgetrieben. 1 engl. Fuß dieses feinen Drahtes kostet jetzt in der Fabrik 3 Pence oder 2 1/2 Sgr. Man bedient sich desselben zur künstlichen Beleuchtung behufs des Photographirens bei Nacht oder an Plätzen, wie Katakomben, unterirdische Gewölbe etc., wohin kein Tageslicht dringt. Zu diesem Ende ist der Draht auf einer Spule aufgewickelt, die durch ein Uhrwerk langsam umgedreht wird. Das Ende des Drahts ist durch ein Drahtnetz geführt und wird durch die Bewegung der Spule langsam vorgeschoben. Unterhalb desselben ist ein Gaslöthrohr angebracht, wodurch sich der Magnesiumdraht entzündet und nun ein glänzend weißes mildes Licht ausstrahlt, das dem Mondlichte sehr ähnelt. Vor allen anderen Lichtquellen zeichnet sich das Magnesiumlicht dadurch aus, daß es ungemein viel chemisch wirksame, actinische Strahlen enthält. So liefert die Sonne, wenn sie nicht durch Nebel oder Wolken verhüllt ist, nur 34mal mehr chemisch wirksame Strahlen als ein Magnesiumlicht, das scheinbar dieselben Dimensionen als die Sonne hat. Die Lichtstärke der Sonne ist dabei dem Magnesiumlicht unendlich überlegen. Solch dünner Magnesiumdraht verbrennt sehr rasch und ist daher, trotz des erniedrigten Preises die Beleuchtung durch Magnesium immer noch kostspielig. Wenn man auch mit etwa 5 Loth Magnesium so viel Licht erzielt als mit 20 Pfund Stearinkerzen, so kosten diese 5 Loth Magnesium immer noch bedeutend mehr, als die erwähnte Menge Stearin. Es ist indessen zu hoffen, daß die Fortschritte der Technik und die Concurrenz das Magnesium bald noch bedeutend billiger machen werden, da ja das Rohmaterial in unendlicher Menge vorhanden ist. Man muß sich erinnern, daß das Pfund Aluminium, das 1854 noch mit 55 Pfd. Sterl., also 367 Thlrn. bezahlt wurde, im Jahre 1858 nur noch 5 Pfd. St., also 33 1/3 Thlr. kostete, jetzt aber von Gebr. Bell in Newcastle mit 3 Pfd. St. oder 20 Thlrn. verkauft wird. Aus dem geringen spec. Gewicht 1,74 des Magnesiums und seiner großen Festigkeit und Zähigkeit hat eine kühne englische Phantasie sogar den Gedanken abgeleitet, künftig die gepanzerten Kriegsschiffe aus Magnesium zu bauen oder wenigstens mit Magnesiumplatten zu wappnen; das kann indessen noch einige Zeit dauern. Dagegen liegt von einem sehr geachteten englischen Gelehrten, Mr. Phipson, eine kurze Notiz vor, worin er angibt, er habe bei der Einwirkung von Magnesium auf Kieselsäure, Borsäure und Kohlensäure nicht allein wie Wöhler und St. Claire Deville durch Aluminium, krystallisirten Kiesel und Bor, sondern auch krystallisirten Kohlenstoff in der Form von Diamant erhalten. Das Element Bor steht chemisch dem Kohlenstoff so nahe, und ist bei der Reduction durch Aluminium in Krystallen erhalten worden, die dem Kohlenstoff-Diamant so sehr ähneln (s. polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 376), daß die Entdeckung von Phipson in der That nicht unmöglich ist. Wenn dagegen Hr. Dr. A. Rabe in Hamburg behauptet, er habe Diamanten aus Holzkohlen erhalten, indem er sie unter einem Druck von 12 Atmosphären mit Wasser behandelte, so gehört das wahrscheinlich zu den kühnen Phantasiespielen, durch welche sich dieser moderne chemische Wunderthäter auszeichnet. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.) Flüssigkeit, mit welcher man Schriftzüge, Zeichnungen etc. machen und auf trockenem Wege copiren kann; von Ludwig Knaffl. Zu diesem Zwecke bereite ich eine concentrirte Lösung von Pyrogallussäure in Wasser und füge per Loth 4 Gran schwefelsaures Kupferoxyd, 10 Eisenchlorid und 2 essigsaures Uranoxyd bei. Die tief dunkelbraune Flüssigkeit kann man mit Gummischleim verdicken. Gemachte Zeichnungen etc. läßt man trocknen und legt, wenn auch nach mehreren Wochen, gewöhnliches Papier, auf welches man die Züge übertragen will, leicht und gleichmäßig beschwert darauf. Nach 4–8 Tagen hat man einen bis in die feinsten Details vollkommenen schönen Abdruck, welcher 2–3 Mal ganz gut genommen werden kann. Die Schatten kommen beim Umdruck natürlich verkehrt; bei Plänen, Landkarten etc. kann dieses einfache Verfahren jedoch Manchem zu statten kommen. Wien, im Juli 1864. Ueber die Fabrication des Jods. Bei der gewöhnlichen Darstellungsweise des Jods ist bekanntlich der Verlust ein ziemlich großer, indem theils bei der Calcination ein nicht unbeträchtlicher Theil der Jodalkalien sich verflüchtigt, theils in Berührung mit der Kohle oder anderen Aschenbestandtheilen sich zersetzt. Der Verfasser macht daher die Fabricanten auf eine Methode aufmerksam, nach der die Algen in geschlossenen Gefäßen destillirt werden sollen, und theilt folgende Resultate eines Versuchs mit, bei dem 20,000 Centner Seepflanzen in Anwendung kamen. Es wurden im Destillate erhalten: flüchtiges Oel 8,145 Liter Paraffinöl 10,125   „ Naphtaöl 4,590   „ brennbares Gas 1,000,000 engl. Kub. F. Kohle und Asche 6700 Centner essigsaurer Kalk 100     „ Jod 1300 Kilogrm. Ammoniaksalz 25 engl. Pfund schwefelsaures Kali 20       „ Chlorkalium 50       „ schwefelsaures Natron 160       „ Der Kalk des essigsauren Kalks wurde natürlich dem Destillate erst zugefügt. (Journal de Chimie médicale, August 1863. t. IX p. 451; chemisches Centralblatt, 1864, Nr. 29.) Ueber eine Verbindung von arseniger Säure mit Schwefelsäure; von F. Reich. Schon früher sind auf Rösthaufen mitunter Krystalle von Schwefelsäure haltender arseniger Säure beobachtet worden. Der Verfasser fand solche sehr schön in dem Canale, welcher zur Fortführung der schwefligen Säure dient, die durch Verbrennung von Kiesen zur Schwefelsäurebereitung auf der Muldener Hütte bei Freiberg erzeugt wird. Sie waren bis 1/2 Zoll lang und 1 Linie dick, und erschienen frisch wasserhell, wurden aber an der Luft bald matt, undurchsichtig und feucht, und es lief aus ihnen sehr concentrirte Schwefelsäure aus, bis endlich nur arsenige Säure zurückblieb. Es wurden darin 27,81 Proc. Schwefelsäure und 72,13 Proc. arsenige Säure gefunden; die Formel AsO³, SO³ erfordert 28,78 SO³ und 71,22 AsO³. Beim Erhitzen im Glasrohre entweicht wasserfreie Schwefelsäure und es bleibt geschmolzene arsenige Säure zurück, die sich nur langsam sublimiren läßt. Der Verf. erwähnt, daß er nach Beendigung seiner Untersuchung erfahren habe, daß Kosmann ebenfalls diese Krystalle untersucht und in der Versammlung der Naturforscher zu Stettin 1863 einen Vortrag darüber gehalten habe. (Journal für praktische Chemie, November 1863, Bd. XC S. 176.) Seife als Beize für Anilinfarben. Das Färben von Wolle und Seide mit Anilinfarben ist eine einfache Operation, da diese Stoffe die Farbe ohne Hilfe eines dritten Körpers leicht annehmen. Bei Baumwolle ist das Färben weit schwieriger, und diese bedarf erst einer Beize, deren bis jetzt verschiedene angewendet worden sind. Die noch jetzt gebräuchlichste Beize ist wohl die Oelbeize, die aus Baumöl, Schwefelsäure und Weingeist bereitet wird, und zwar so, daß man 1 Pfund Baumöl, 4 Loth Schwefelsäure, 1 1/2 Loth Weingeist innig mit einander mischt und vor dem Gebrauch mit 10 Pfund Wasser verdünnt. Weit billiger als die erwähnte Oelbeize und die bekannte Kleberbeize ist die Seife als Beize für Baumwolle. Zu 20 Pfund Baumwollen-Garn verwendet man 1 Pfd. Talgseife, die in der hinreichenden Menge Wasser gelöst wird. Man behandelt die Baumwolle einige Zeit in dem heißen Seifenwasser, trocknet dieselbe ohne erst zu spülen, und nimmt Letzteres erst vor, ehe sie in's Farbebad kommt. Das Seifenbad läßt sich mehrmals benutzen; es ist nur nöthig, jedesmal etwas Seife hinzuzusetzen. Die Seife ist nicht allein viel billiger als die Oelbeize, sondern auch von fast größerem Erfolge für die Farben. Letztere lassen nichts zu wünschen übrig, sie sind fest und lebhaft. (Deutsche Musterzeitung, 1864, Nr. 7.) Conservirung des Eises im Kleinen. Bei der allgemeinen Verbreitung des Eisgebrauches ist in großen und kleineren Städten die Beschaffung des Eises im Kleinen zum Kuhlen von Getränken u.s.w., vor allem aber in Krankheitsfällen zu Eisumschlägen, Eispillen u.s.w. wesentlich erleichtert worden. Die Anwendung des Eises zum medicinischen Gebrauche ist oft von den überraschendsten Erfolgen begleitet. Hat man nun aber auf dem Lande, in kleineren Städten etc. sich eine kleine Menge Eis verschafft, so tritt der Uebelstand ein, daß dasselbe nur zum kleinsten Theil unmittelbar für den Kranken verwendet wird, während der größte Theil nutzlos schmilzt, weil man eben kein einfaches Mittel hat, um die Einwirkung der äußeren Luft abzuhalten. Man hat 5 Pfund Eis sich mit Mühe verschafft; davon wird vielleicht 1/4 Pfund für den Kranken an dem einen Tage gebraucht, der Rest ist bis zum nächsten Morgen nutzlos geschmolzen, so daß man von neuem die Mühe der Beschaffung hat. Ich will daher ein ungemein einfaches Mittel der Conservirung angeben, das in jeder Haushaltung leicht beschafft werden kann. Man thut das aufzubewahrende Eis in eine tiefe Schüssel, einen Topf etc., deckt einen Teller darüber, setzt dann die Schüssel auf ein Federbett, ein Kopfkissen etc. und bedeckt sie mit einem zweiten Federkissen. Die Federn gehören bekanntlich zu den schlechtesten Wärmeleitern. Sie halten die Wärme des menschlichen Körpers zusammen und daher warm. In gleicher Art halten sie aber auch die von außen zugeleitete Wärme ab und bewahren daher das Eis vor dem Schmelzen. Es werden nur unbedeutende Mengen Wasser durch das Schmelzen gebildet, die man natürlich beim Gebrauche des Eises gelegentlich entfernt, damit die Betten nicht etwa durch das überlaufende Wasser durchnäßt werden. Auf diese Art hat z.B. Referent ein Quantum von circa 6 Pfund Eis für den Krankengebrauch über 8 Tage lang conservirt, freilich nur bei Frühlingstemperatur. Jedenfalls wird diese mit so einfachen Mitteln auszuführende Methode in vielen Fällen nützliche Dienste leisten. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.) Verbessertes Getreidesieb. Die Verbesserung besteht darin, daß der Siebboden eine wellenförmige Oberfläche hat. Während in den Sieben mit ebenem Boden die Körner bei dem Hin- und Herschwanken in ihrer Lage bleiben, daher man das Sieb zeitweilig heben und das Getreide darin stürzen und wenden, oder mit der Hand durch einander werfen muß, kann man das Sieb mit gewelltem Boden auf einer Unterlage hin- und herschieben, und die Körner stürzen und wenden sich über die Erhöhungen, und der Staub und alles Auszuscheidende trennt sich dabei viel schneller und leichter. Erfinder John Capel in Boston. (Berichte über die neuesten Erfindungen, Entdeckungen und Verbesserungen.)