Titel: Neues Verfahren zur Herstellung von Kautschukgegenständen durch die gleichzeitige Anwendung von Druck und Vulcanisirung, von Albert Cohen, Vaillant und Comp. in Harburg.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXXIV., S. 110
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XXXIV. Neues Verfahren zur Herstellung von Kautschukgegenständen durch die gleichzeitige Anwendung von Druck und Vulcanisirung, von Albert Cohen, Vaillant und Comp. in Harburg. Aus dem bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, 1864 S. 296. Verfahren zur Herstellung von Kautschukgegenständen durch die gleichzeitige Anwendung von Druck und Vulcanisirung. Die Erfindung (patentirt in Bayern am 10. März 1863) besteht darin, bei der Anfertigung von Kautschukgegenständen von beliebiger Länge gleichzeitig Druck und Vulcanisirung anzuwenden und ist besonders bei der Fabrication von Tauen, Schläuchen, Röhren, zur Umhüllung von Telegraphendrähten und Kabeln jeder Art, wie für Treibriemen und andere ähnliche Gegenstände beliebiger Gestalt und Größe anwendbar. Das bisher angewendete Verfahren behufs Herstellung jener Fabricate bestand erstens darin, denselben die erforderliche Gestalt zu geben, sie dann mit einem Gewebe von Hanf oder Baumwolle zu überziehen, welches fest aufgepreßt wurde, und sie hierauf in einem zu diesem Zweck construirten Dampfkessel oder auf einer Trommel der Einwirkung der Wärme zu exponiren, bis die Vulcanisirung eintrat. Bei diesem Verfahren konnten natürlich Stücke von großer Länge auf einmal nicht angefertigt werden, da dazu mehr Raum erforderlich war, als die angewandten Kessel darboten, und es war daher unmöglich, lange vulcanisirte Kautschukrohre aus einem Stück herzustellen, obgleich derartige Rohre zur Leitung von Säuren und anderen corrosiven Substanzen, die im Laufe der Zeiten die hölzernen oder metallenen Verbindungen der gewöhnlichen Röhren angreifen und zerstören, so nützlich sind. Durch die folgenden Mittel wird dieses Resultat erreicht. Nachdem das eine Ende der herzustellenden Kautschukröhre oder des Schlauches in der erforderlichen Gestalt und Größe gebildet worden ist, wird es auf einen Dorn von passender Länge gezogen und unter eine Presse gebracht, deren Preßplatten aus zwei derartig hohlen Stücken bestehen, daß dieselben beim Schließen eine vollkommen genaue Röhre bilden. Diese Platten sind so eingerichtet, daß sie mittelst Dampf bis zu dem erforderlichen Wärmegrade geheizt werden können. Wenn das Ende der Röhre in jene Presse gebracht worden ist, werden die beiden Platten fest zusammengeschraubt und bis zu der erforderlichen Temperatur erwärmt, in welcher der Kautschuk verharrt, bis er vulcanisirt ist. Wenn dann das so bearbeitete Röhrenstück fertig ist, wird es um die Länge, die unter der Presse war, vorgeschoben, und nun wird ein zweites Stück Kautschuk in derselben Weise bearbeitet und mit dem ersten verbunden, mit dem es ein zusammenhängendes Ganze bildet. So werden nacheinander alle Kautschukstücke angefügt und vollkommen miteinander verbunden. Ein Theil der in der Presse befindlichen Röhre muß aus derselben hervorstehen und da dieser Theil nicht mit den Heizplatten in Berührung kommt, so wird er nicht vulcanisirt, wodurch das Anhaften des folgenden Kautschukstückes erleichtert wird. Es ist leicht zu begreifen, daß man, indem man so fortfährt, ohne Schwierigkeit, Röhren, Schläuche oder Seile von vulcanisirtem Kautschuk von unbegrenzter Länge herstellen, und Drähte, Telegraphentaue, sowie alle anderen ähnlichen Gegenstände beliebiger Gestalt und Größe überziehen kann. Bei Drähten, Telegraphentauen, wie allen anderen Gegenständen dieser Art, bildet der Kautschuk, der in Folge des Druckes in die feinsten, nicht mehr wahrnehmbaren Poren oder Zwischenräume des Metalls tritt, eine Decke, die nicht nur an dem Körper, an dem sie angebracht wird, vollkommen haftet, sondern sich auch nicht im Mindesten abnutzt. Wenn Kautschukröhren mit irgend einem Material gefüttert werden, so wird das Ende des Futters schief geschnitten, um eine festere Verbindung und eine Muffe zu bilden, die von beliebiger Länge und Stärke gemacht wird. Um die Arbeit mit dieser Muffe zu erleichtern, wird die Presse auf beiden Seiten erweitert, so daß die Enden der Röhre bequem verbunden werden können. Auf diese Weise können Röhren, Treibriemen und andere Gegenstände aus Hanf, Baumwolle oder anderen textilen Materialien überzogen werden, indem man sie mit einer Kautschukauflösung bestreicht und dann vulcanisirten Kautschuk darauf legt. Der Zweck dieser Erfindung ist die Herstellung von Leitungsröhren und Schläuchen von beliebiger Länge aus vulcanisirtem Kautschuk, ferner die Umhüllung von Drähten und Telegraphentauen der verschiedenartigsten Form, wie auch die von gewebten Leitungsröhren und Treibriemen von beliebiger Länge, mittelst der gleichzeitigen Anwendung von Druck und Vulcanisirung. Da die Erfindung nur in der gleichzeitigen Anwendung des Drucks und der Vulcanisirung von Kautschuk besteht, so haben wir es für unnütz erachtet, in die Details der Production nach unserm Verfahren, wie auch in die Beschreibung unserer Pressen und mechanischen Vorrichtungen, wodurch die verschiedenen oben beschriebenen Resultate erreicht werden, einzugehen.