Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 399
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Miscellen. Miscellen. Kirk's Maschine zur Kälteerzeugung und Eisbereitung mittelst Expansion der Luft. A. C. Kirk hielt über seine Maschine (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 241) einen Vortrag in der dießjährigen Versammlung der British Association zu Bath. Die Maschine hat sich in der Praxis vollkommen bewährt; die Lederverpackungen haben Monate lang ohne Benachtheiligung ausgehalten. Der Betrag der Abkühlung kann beliebig vermindert werden und in demselben Verhältniß vermindert sich die für die Maschine erforderliche Triebkraft. Der Preis einer Maschine ohne die Kessel ist 700 Pfd. Sterl. Hr. Young, in dessen Paraffinfabrik die Maschine arbeitet, erklärte sich vollkommen zufrieden mit derselben. Namentlich hob er hervor, daß die stete Angst und Sorge, womit bei ihm früher die Anwendung der Aethermaschinen verbunden war, nunmehr ganz beseitigt sey. Die Maschine arbeitet ohne Störung Tag und Nacht hindurch. Sie erzeugt mit einer Tonne Steinkohlen zum Preise von 4 Shill. eine Tonne Eis. Ihr Effect ist demjenigen der Aethermaschine vollkommen gleich, nur fällt natürlich der Aetherverbrauch weg. (Mechanics' Magazine vom 7. October 1864, S. 245.) Vergleich zwischen Wales- und Newcastle-Kohlen. Bei Versuchen, welche mit Wales- und Newcastle-Kohlen angestellt wurden, um Zu ermitteln, welche Kohle sich am besten für Dampfschiffe eignet, wurden folgende Resultate erzielt: 1 Pfd. Newcastle-Kohle verdampfte 8,61 Pfd. Wasser. 1   „  2/3      „      und 1/3 Wales-Kohle 9,31   „ 1   „  1/2      „      und 1/2 9,45   „ 1   „  1/2      „      und 3/2 9,54   „ 1   „  Wales-Kohle 9,90   „ Ferner wurden, um eine Pferdekraft zu erhalten, gebraucht: Wales-Kohle 5431 Pfd. 1/3 Wales und 2/3 Newcastle-Kohle       6579  „ West Hartley (Newcastle)-Kohle 7664  „ Hieraus geht hervor, daß 5 Tonnen Wales-Kohlen mehr leisten als 7 Tonnen Newcastle-Kohlen. Die Fett-Kohle von Westphalen ist der Wales-Kohle ganz ähnlich oder gleich. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 46.) Chlorbaryum zur Vermeidung des Kesselsteines in Dampfkesseln. Obwohl es Thatsache ist, daß ein Universalmittel gegen den Kesselstein schwerlich aufzufinden seyn wird, da die chemische Zusammensetzung des Wassers eine sehr verschiedene ist, so gibt es jedoch für specielle Fälle recht anwendbare Verfahren, um das feste Ansetzen der im Wasser unlöslichen Bestandtheile zu vermeiden. Um rationell zu Werke zu gehen, muß man jedenfalls den Rückstand in dem Kessel seiner chemischen Zusammensetzung nach kennen, bevor man Mittel zu dessen Vermeidung aufsucht. Eine Analyse der Kesselsteine unserer Gegend Hannover) ergibt, daß dieselben wesentlich aus schwefelsaurem Kalk, Kochsalz und kohlensaurem Kalk bestehen. Der Gyps (schwefelsaure Kalk) ist der unangenehmste Bestandtheil des Wassers, da er die Eigenschaft hat, sich beim Ausscheiden aus der wässerigen Lösung in Krusten fest an das Blech anzusetzen. Die Folgen hiervon sind, daß sich der Kessel schwer heizt, und daß das Blech sowohl während der Arbeit sehr leidet (da die Uebertragung der Wärme keine directe ist), als auch nachher bei der Reinigung durch das gewaltsame Loshauen mit einem scharfen Hammer. Es wäre daher für uns die Zersetzung des Gypses die Aufgabe, um das Ansetzen von Kesselstein zu verhindern. Dieß geschieht durch verschiedene Mittel; am vollkommensten jedoch durch Chlorbaryum. Der schwefelsaure Kalk zersetzt sich mit dem Chlorbaryum in der Weise, daß sich Chlorcalcium und schwefelsaurer Baryt bildet und zwar sind zu 68 Theilen Gyps 103 Theile Chlorbaryum erforderlich. Es fragt sich nun, welche Resultate bei Anwendung dieser bekannten chemischen Reaction in der Praxis erzielt werden. Hierbei sind drei Fragen zu beantworten: 1) Wird durch Chlorbaryum der Kesselstein beseitigt? 2) Wie hoch belaufen sich die Kosten bei Anwendung des Salzes? 3) Hat die Methode keine Nachtheile? Man kann hierbei zwei Wege einschlagen, entweder man gibt in den Kessel eine gewisse Menge Chlorbaryum in fester Form oder man setzt das Wasser mit Chlorbaryum ab, bevor es in den Kessel gelangt. 1) Es wurden in einen Dampfkessel 10 Pfund Chlorbaryum hineingebracht, bevor man den Mannlochdeckel aufschraubte. Nachdem der Kessel in Betrieb war, wurde jeden Tag eine Probe Wasser aus dem Probirhahnen genommen, filtrirt und mit Schwefelsäure geprüft, ob Chlorbaryum noch im Ueberschuß vorhanden war. Am 12. Tage gab die Flüssigkeit mit Schwefelsäure keine Reaction mehr, während auf Zusatz von Chlorbaryumlösung ein weißer Niederschlag entstand. Diese Probe zeigte, daß das Zersetzungsmittel verbraucht war; da nur 10 Pfd. für 12 Tage ausgereicht hatten, also für einen Tag 0,83 Pfd. nöthig waren, so wurden noch ungefähr 3 Pfd. Chlorbaryum in den Kessel gebracht und dann nach 14tägigem Betriebe das Feuer unter demselben entfernt. Nach 12 Stunden ließ man das Wasser vom Kessel und öffnete den Mannlochdeckel. Der im Kessel befindliche Rückstand bestand in einem gelblichweißen Schlamm, welcher mit der Schaufel oder dem Besen so leicht und vollständig entfernt wurde, daß das blanke Blech zum Vorschein kam. Feste Krusten hatten sich nicht gebildet. Aehnliche Proben bei verschiedenen anderen Dampfkesseln, sowie bei Locomobilen wiederholt, bestätigten den aus dem ersten Versuche gezogenen Schluß, daß das Chlorbaryum ein vortreffliches Mittel zur Vermeidung des Kesselsteines sey. Das Reinigen der Kessel kann nicht durch einfaches Abblasen geschehen, da der Schlamm ein sehr hohes specifisches Gewicht hat. Treibt man sofort das Wasser ab, nachdem der Kessel außer Betrieb gesetzt ist, so ist die Hitze im Kessel noch groß genug, um zurückbleibenden feuchten Schlamm Zu trocknen und das Reinigen wird erschwert. Man läßt das Wasser am besten mit dem Kessel erkalten, nachdem das Feuer unter demselben entfernt ist und fegt dann, nachdem das Wasser abgelassen, mit einem Besen den Schlamm aus. 2) Was den Kostenpunkt betrifft, so ist der Centner 90 procentigen Chlorbaryums im calcinirten Zustande von der chemischen Fabrik Rhenania in Aachen für 3 Thaler franco Stolberg zu beziehen. Bei Abnahme von 20 Centnern tritt eine Ermäßigung auf 2 Thlr. 25 Gr. und bei 100 Centnern auf 2 Thlr. 20 Gr. pro Centner ein. Ob hinsichtlich des Kostenpunktes die Anwendung von Chlorbaryum statthaft ist, muß für jeden speciellen Fall ermittelt werden. Außerdem, daß der Kohlenverbrauch geringer ausfällt und das Blech weniger angegriffen wird, kann auch das Reinigen der Kessel wenigstens um die Hälfte billiger besorgt werden, wenn man Schlamm, statt fester Kruste, zu entfernen hat. Bei Locomobilen und Kesseln mit innerer Feuerung ist der Vortheil des Reinigens bei Anwendung von Chlorbaryum noch größer. 3) Wenn nun noch nutersucht werden soll, ob die Methode keinerlei Nachtheile hat, so muß 1) ermittelt werden, ob das Blech durch den Zusatz von Chlorbaryum nicht leidet und 2) ob nicht etwa feiner Schlamm in die beweglichen Maschinentheile mit hinübergerissen wird. Die erste Frage kann vom chemischen Standpunkte direct verneint werden; es wurde jedoch, wie folgende Tabelle zeigt, auch durch, vom 23. Mai bis 7. Septbr. angestellte Versuche erwiesen, daß Chlorbaryum die Metalle nicht angreift. Eisen. Stahl. Kupfer. Messing. Ursprüngliches Gewicht der Metalle am    23. Mai 0,168 0,170 0,079 0,093 Gewicht nach der Herausnahme aus dem    nicht präparirten Wasser am 7. Sept. 0,166 0,172 0,079 0,095 Gewicht nach der Herausnahme aus mit    Chlorbaryum versetztem Wasser am    7. September. 0,168 0,170 0,079 0,093 Dem Fortreißen des Dampfes widersteht der auf Zusatz von Chlorbaryum entstehende Rückstand mehr, wie jeder andere im Wasser suspendirte Schlamm. Der resultirende schwefelsaure Baryt (Schwerspath) hat nämlich ein specifisches Gewicht von 4,5, während sonstige Thon- oder Kalkverbindungen nur 2,2 bis 2,4 erreichen. Bei einer Locomobile, bei welcher die Entfernung vom Kessel zur Maschine nur sehr klein ist, deren Speisewasser mit Chlorbaryum versetzt war, wurde sechs Mal nach einander nach dem Reinigen Schieberkasten und Cylinder nachgesehen und keine Spur Schlamm aufgefunden. Das hohe specifische Gewicht des Rückstandes, welches beim Abtreiben des Kessels nachtheilig wirkte, ist also von großem Vortheile für die Conservirung der Maschinentheile. Es wurde hier nur der Fall besprochen, wo das feste Salz in den Kessel geworfen wurde und Schlamm statt fester Krusten in demselben resultirte. Soll auch der Schlamm vermieden werden, so muß das Wasser ehe es in den Kessel gelangt, mit Chlorbaryum abgesetzt werden. Es bietet dieses Verfahren keine Schwierigkeiten, ist aber wohl in den meisten Fällen zu umständlich, weil mit zwei Reservoiren gearbeitet werden muß. Ist der eine Behälter mit Wasser gefüllt, so setzt man so lange Chlorbaryum zu, bis keine Trübung mehr entsteht und läßt dann absetzen. Mit dem anderen Wasserquantum verfährt man ebenso und braucht abwechselnd, während das Wasser in dem einen Reservoire klärt, von dem anderen klaren Wasser um den Kessel zu speisen. Schließlich muß noch bemerkt werden, daß man sich durch den großen Verbrauch von Chlorbaryum bei den ersten Versuchen nicht bestimmen lassen soll, die Methode zu verwerfen. Die ersten Male wird in dem Verhältniß zu viel Chlorbaryum verbraucht, als noch alter Kesselstein an den Wandungen haftet und erst wenn Alles gelöst ist, kann der normale Zusatz für 8 oder 14 Tage bestimmt werden.In der Heede- und Flachsspinnerei der HHrn. Stelling und Gräber in Hannover, woselbst man früher viel Noth mit Kesselstein hatte, ist seit Verwendung des Chlorbaryums alles Uebel verschwunden. Bei einem Fairbairnkessel von 25 Fuß (rhnl.) Länge und von 6 Fuß Durchmesser, mit zwei Feuerröhren von 27 Zoll Durchmesser bedarf man wöchentlich 25 Pfund Chlorbaryum. Bei einem größeren Kessel von 36 Fuß Länge und 4 1/2 Fuß Durchmesser, mit Zwischenfeuer und zwei Vorwärmröhren von 30 Fuß Länge bei 3 Fuß Durchmesser, werden pro Woche 35 Pfd. Chlorbaryum erforderlich. Eine Ersparung an Brennmaterial ist unverkennbar. Prof. Rühlmann. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 61.) Ueber analytische Gewichte. Unter dieser Ueberschrift hat Herr Dr. Mohr (S. 301 in diesem Bande des polytechn. Journals) auf meine Bemerkungen über analytische Waagen und Gewichte (ebendas. S. 35) entgegnet. Es würde zu nichts führen, einen an sich unfruchtbaren Streit weiter zu spinnen. Jeder bleibt bei seiner Meinung und jeder wird die Waagen und Gewichte benutzen-, die ihm am bequemsten sind und auf welche er das größte Vertrauen hat. Der Gegenstand verlohnt nicht, sich darüber zu erhitzen; daher habe ich auch diese letzte Erwiederung so kalt abgefaßt, wie die erste Mittheilung. Wenn aber Herr Dr. Mohr am Schluß seiner Entgegnung die Streitfrage an den Haaren auf ein ganz anderes Gebiet zieht, so kann ich dagegen nur versichern, daß ich zu Gereiztheit um so weniger Grund hatte, als mit durchaus einerlei ist, welche Meinung Herr Dr. Mohr über irgend welche meiner Arbeiten oder Ansichten hat. Dr. Otto Buchner. Bessemer's neueste Verbesserungen seines Stahlbereitungsprocesses. Bei dem bisher üblichen Verfahren wird das zu entkohlende Roheisen zuvor in einem Flammofen umgeschmolzen, wobei, wie beim Feinen des Roheisens, ein Theil Kohlenstoff verloren geht, während sich ein Schwefelgehalt anreichert. Die erste Verbesserung bezweckt nun eine vollständigere Entfernung des Schwefels, Verminderung des Kohlenverlustes und Ersparung an Brennmaterial beim Umschmelzen des Roheisens. Man wendet einen Flammofen von der allgemeinen Construction eines Roheisenumschmelzofens an, nur daß das Ende, welches dem Schornstein am nächsten, noch mit einem zweiten Herde mit flachem Boden versehen ist, durch welchen die Flamme und die Feuergase zum Schornstein gelangen. Dieser zweite Herd bildet eine einfache Verlängerung der Bank, auf welcher ein Theil des Metalles geschmolzen wird; durch Herabziehen des Gewölbes ist der Fuchs zwischen beiden Herden verengt. Die Sohle des zweiten Herdes wird beweglich gemacht, um das Metall mit Leichtigkeit in den Bessemerofen entleeren zu können. Wenn das auf dem ersten Herde befindliche Roheisen geschmolzen ist, so muß das auf dem zweiten befindliche nur in starker Hitze seyn. Letzteres wird sodann noch fest in den Bessemerofen gebracht und ersteres gleichzeitig in denselben abgestochen. Man richtet die Birne alsdann auf und leitet in gewöhnlicher Weise Luft zu. Soll Stahl erzeugt werden, so hört man auf zu blasen, wenn der gewünschte Entkohlungsgrad eingetreten, oder man entfernt den Kohlenstoff ganz oder fast ganz und fügt je nach dem Härtegrade des Stahles eine größere oder geringere Menge flüssiges Roheisen zu. Hierzu eignet sich besonders Franklinitroheisen oder Spiegeleisen, dem man eine geringe Menge graues Roheisen mit 4–5 Proc. Silicium beigemengt. Der andere Theil der Verbesserung soll auf eine Ersparung an Brennmaterial zielen und gleichzeitig die Abnutzung der Oefen vermindern, indem man die bewegliche Frischbirne selbst als Glüh – oder Schmelzapparat benutzt. Man bringt auf deren Sohle festes Brennmaterial, zündet es an, läßt die zum Verbrennen erforderliche Windmenge hinzu, setzt die Roheisenstücke entweder im rohen oder theilweise gefeinten Zustande auf den Brennstoff und bläst so lange, bis das Metall hinreichend stark erhitzt ist. Dann dreht man die Birne um und fügt etwas geschmolzenes Roheisen aus einem benachbarten Schmelzofen oder aus einer Gießkelle hinzu. Sodann wird etwa unverbrannt gebliebenes Brennmaterial aus der Mündung der Birne ausgeräumt, diese aufgerichtet und Gebläseluft in gewöhnlicher Weise hinzugeleitet. (Mining and smelting Magazine, vol. VI, No. 32, p. 85; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 42.) Bildung von Eisenerzen durch Thiere. Der Naturforscher Herr Syogrun hat in Schweden (Provinz Laland) eine interessante Bildung von Eisenerzen durch kleine im Süßwasser lebende Thierchen (Gallionella ferruginea) in einem See, dessen Wasserspiegel bedeutend unter sein gewöhnliches Niveau gefallen war, beobachtet. Er bemerkte nämlich in einer kleinen Vertiefung des Seegrundes Thierchen von verschiedener Größe, theils mit freiem Auge, theils nur unter dem Vergrößerungsglase sichtbar. Aehnlich dem Seidenwurme, waren sie eifrigst damit beschäftiget, sich durch Absonderung einer Substanz aus Fäden von schwarzer und weißer Farbe ein Gehäuse zu bilden, welches in der Mitte eine Oeffnung hatte, aus deren Centrum das Thierchen die Fäden strahlenförmig bis zur Vollendung des Gehäuses absonderte. Nahm man eines dieser Kügelchen mit etwas Wasser auf die Hand, so konnte man das Thierchen deutlich arbeiten sehen, ließ man jedoch das Wasser abfließen, so nahm es eine flache Form an, und die schwachen Bewegungen hörten nach einigen Augenblicken für immer auf. Diese flach geformten Massen, an denen man bei sorgfältiger Beobachtung das versteinerte Thierchen leicht an Form und Farbe erkennen kann, bilden das sogenannte „See-Erz,“ welches in regelmäßigen Schichten von circa 660 Fuß Länge, 17 bis 33 Fuß Breite und 8–33 Zoll Dicke, an ruhigen Stellen des Seegrundes (ohne Strömung) vorkommt. Es besteht aus 20–60 Procent Eisenoxyd und Manganoxyd, 10 Procent Chlor, etwas Phosphorsäure, außerdem kieselsaurer Thonerde und etwas Quarzsand mechanisch beigemengt. Es ist einleuchtend, daß diese Thierchen den Eisengehalt aus den im Wasser gelösten Eisenverbindungen und erdigen Bodenbestandtheilen entlehnen, weßhalb sie nur dort vorkommen, wo diese Salze in hinreichender Menge gelöset sind und außerdem das Wasser ruhig ist. Ihrer chemischen Bestandtheile wegen, die beim Schmelzprocesse wesentlich zur Bildung einer dünnflüssigen Schlacke beitragen, werden diese Erze gerne als Zuschlag zum eigentlichen Erzsatze verwendet und sind bei schwedischen und russischen Eisenwerken sehr geschätzt. Die Gewinnung dieser Erze geschieht im Spätherbste, wenn das Wasser des Sees mit einer 2–3 Zoll dicken Eisschichte bedeckt ist. Man sticht kleine Löcher in das Eis an Stellen wo das Wasser am niedrigsten ist, und sondirt den Grund mit einer langen Eisenstange, wobei man nach dem Klange derselben, den sie beim Aufstoßen von sich gibt und nach dem an die Oberfläche geschafften Gemenge erkennt, ob an dieser Stelle des Seegrundes Erze vorhanden sind. Die Grenze des Erzlagers wird auf diese Weise untersucht und mit Zweigen markirt. Einige Monate darauf, wenn das Eis hinreichend dick geworden ist, wird durch eine Oeffnung von circa 3 Fuß Durchmesser mit einem Haken das Gemenge von Erz, Sand und Thon gelockert und in einem an einer langen Stange befestigten Siebe herausgezogen. Ein Arbeiter kann eine halbe Tonne Erz per Tag gewinnen, wobei jedoch viel auf seine Geschicklichkeit und Erfahrung ankömmt. In manchen Seen ersetzt sich das Erz nach Verlauf von etwa 26 Jahren zu einer ebenso mächtigen Schichte. (Practical Mechanic's Journal, Juli 1864; Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1864 S. 201.) Die Anfertigung der Graphitschmelztiegel in England. Auf der Londoner Ausstellung vom Jahre 1862 hatte auch die Patent Plumbago Crucible-Company eine Sammlung ihrer Producte ausgestellt, die sich in England und außerhalb täglich einen größeren Ruhm und Absatz verschafft haben. Bekanntlich werden die Graphittiegel bei uns in Deutschland vorzugsweise in Bayern angefertigt, wo bei Passau guter Thon und Graphit gegraben werden. Diese sogenannten Passauer Tiegel haben sich schon seit langer Zeit einen guten Namen erworben, indem sie durch die Beimengung des Graphits sehr starke Hitzegrade aushalten, nichleicht springen und vor Allem wegen der Glätte ihrer inneren Wände ein sehr vollständiges Ausgießen des Inhalts gestatten, was besonders bei edlen Metallen von Wichtigkeit ist. Man wendet daher die Graphittiegel vorzugsweise gern in Münzwerkstätten an. Ungeachtet ihres ziemlich hohen Preises kommt ihr Gebrauch doch nicht zu hoch zu stehen, da sie eine ganze Anzahl Schmelzungen aushalten. Sie werden meist nur schwach gebrannt oder scharf getrocknet in den Handel gebracht, und erhalten ihre Festigkeit meistens bei ihrer ersten Verwendung zum Schmelzen. England, das einen Ueberfluß an den besten feuerfesten Thonen besitzt, bezog die Graphittiegel bis vor wenig Jahren fast ausschließlich aus Deutschland, da der in England vorkommende Borrowdaler Graphit, so ausgezeichnet er für Bleistifte sich erwies, für diese Verwendung zu theuer war. Jetzt importirt es sehr große Mengen des schönen Graphits von Ceylon und mit Hülfe desselben werden denn jetzt auch von der oben genannten Gesellschaft vortreffliche Graphittiegel in London selbst angefertigt. Die betreffende Fabrik liegt an der Themse auf dem südlichen Ufer zu Battersea; die schmale Straße, die von der Batterseabrücke dorthin führt, zeigt, je näher wir kommen, einen immer dunkleren Glanz unter unseren Füßen. Die Konsumtion des Ceylonischen Graphits in dieser Fabrik ist so groß, daß sie schon eine bedeutende Preissteigerung dieses Artikels hervorgebracht hat. Bei Gründung der Fabrik kostete er 10 Pf. St. per Tonne (3 Thlr. 10 Sgr. per Ctr.), jetzt mehr als noch einmal so viel. Dieß hat in Ceylon selbst eine rasche Vermehrung der Graphitgräbereien herbeigeführt, trotzdem daß eine Abgabe von 14 Shilling per Tonne erhoben wird. Im Jahre 1862 wurden von Ceylon 40,895 Centner Graphit verschifft, von denen 34,730 Centner nach England giengen. Im Jahre 1863 hat sich die Production, wenn man nach der erhobenen Abgabe schließt, auf das 2 1/2 fache gehoben. Die oben gedachte Fabrik ist jedenfalls der bedeutendste Abnehmer für den Ceylonischen Graphit in England. Die Fabrik enthält zuerst einen Mahlraum für die Materialien zur Tiegelfabrication. In einem Winkel sehen wir zwei schwere Kollersteine, welche die harten Klumpen vom getrockneten Thon zermalmen. Auf einer anderen Mühle wird der Graphit mit dem Thon gemischt. Vor dem Vermahlen wird der Graphit durch Handarbeit gesiebt und dabei gleichzeitig sortirt und von den gröberen Verunreinigungen befreit. Nach dem Mahlen wird er durch einen Elevator in den oberen Stock gehoben und dort in Cylindersiebe, wie das Mehl in Sorten von verschiedener Feinheit, gebracht. Man sieht dort auch ein Cylindersieb, das mit der feinsten seidenen Müllergaze bespannt ist. Was hier durchfällt, wird als Zusatz zu Schmieren zur Vermeidung der Reibung bei hölzernen Maschinentheilen (den Zähnen der Kammräder z.B.) benutzt. Im ersten Stock finden wir ferner den Raum, wo die Masse (das Metall) zu den Tiegeln aus den verschiedenen Thon- und Graphitsorten gemischt wird. Rings um den Raum ziehen sich Verschläge, in denen die einzelnen Thon- und Graphitsorten enthalten sind. Das Verhältnis der Mischung, auf welches viel ankommt, wird als Fabrikgeheimniß betrachtet. Vorzugsweise der berühmte Thon von Stourbridge wird angewendet. Nachdem die Mischung im trockenen Zustande geschehen, wird sie mäßig angefeuchtet und behufs der gleichmäßigen Durchfeuchtung einige Zeit liegen gelassen. Man bringt sie alsdann in einen Thonschneider, in welchem sie sehr gleichmäßig durchgearbeitet wird, formt sie dann in Blöcke und läßt diese mehrere Wochen lang in einem Keller lagern. Man weiß von der Porzellanfabrication, wie viel dieses Lagern zur Erhöhung der Plasticität und zur Verbesserung der Masse beiträgt. Der Drehraum, wo die Tiegel geformt werden, unterscheidet sich von dem jeder anderen Töpferei nur durch den gleichmäßigen dunkelgrauen Ton, den alle Gegenstände in demselben zeigen. Die Töpferscheiben, die auf beiden Seiten des Zimmers an der Wand stehen, werden mittelst Dampf getrieben. Der Arbeiter nimmt die nöthige Quantität Masse, schneidet sie in der Mitte (mittelst eines Drahtes mit zwei Knebeln) durch und schlägt die beiden Hälften nach dem Umkehren derselben wieder mit Gewalt auf einander. Auf diese Art kommen die abgetrockneteren äußeren Theile nach innen. Diese Operation wird so oft wiederholt bis die Masse durchaus gleichmäßig knetbar ist. Er schlägt sie dann auf die obere Scheibe und drückt sie mit seiner nassen Hand zu einem Conus. Durch das Ausziehen und Wieder-Zusammendrücken desselben sucht er alle Luftblasen zu entfernen, worauf die Masse endlich die Form des Tiegels unter seinen Händen annimmt. Ein querüber gespannter Draht gibt die genaue Höhe an, damit alle Tiegel gleichmäßig ausfallen. Andere Schmelztiegel werden nach oben zusammengezogen, nachdem das Innere derselben vollendet ist. Manche andere Gegenstände werden auch in Formen eingedrückt und so geformt. Zum Umschmelzen von Zink, wahrscheinlich um Eisenbleche oder Draht zu verzinken, wurde ein Graphitgefäß angefertigt, das 5 Fuß lang und 1 1/2 Fuß breit war. Die Tiegel kommen jetzt in die Trockenstube, durch welche, wie in den Porzellanfabriken, der obere Theil des Brennofens durchgeht, um so eine gleichmäßige Erwärmung zu erhalten. Sie müssen so lange trocknen, bis sie beim Anschlagen einen hellen metallischen Klang geben. Die Oefen ähneln den gewöhnlichen Steingutöfen, sie sind rund und laufen oben in eine Esse aus. Die Tiegel werden in Kapseln gebrannt, die in ganz ähnlicher Art, wie beim Porzellan oder Steingut in concentrischen Ringen im Ofen angeordnet sind, natürlich eine ganze Anzahl Kapseln übereinander, so daß der Boden der oberen Kapsel den Deckel der unteren bildet. Ohne diese Kapseln würde der Graphit an der Oberfläche verbrennen, und die Tiegel äußerlich weiß werden. Ein nachträgliches Einreiben mit Graphit wird dadurch unnöthig gemacht. Aus dem Ofen kommen die Tiegel in's Magazin oder zum Verpacken, was gewöhnlich in alten Zuckerfässern geschieht, die billig und haltbar sind. Sehr viele Tiegel gehen nach Turin und Wien in die dortigen Münzen. Kleinere Tiegel werden nicht gedreht, sondern über Formen von Buchsbaumholz geschlagen. Eine nicht geringe Menge Graphit wird auch unmittelbar zum Anstrich von Oefen, an die Eisengießereien zum Auspudern der Formen etc. verkauft. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 13.) Anilinroth in Verbindung mit Fetten und Oelen; von Dr. Emil Jacobsen. Um Fette und Oele mit Anilinroth zu verbinden, resp. damit zu färben, scheidet man zunächst aus käuflichem Fuchsin (arsensaurem Rosanilin) das Rosanilin durch Erwärmen mit verdünnter Natronlauge oder Digestion mit Salmiakgeist ab, wäscht, trocknet und trägt es in Oelsäure (oder schmelzende Stearinsäure), so lange diese noch etwas davon auflöst, oder man bringt beide Körper in äquivalenten Verhältnissen zusammen. Ein Ueberschuß an Oelsäure ist, wenn man Firniß färben will, zu vermeiden, weil dadurch das Trocknen, verlangsamt wird. Oel- oder stearinsaures Rosanilin lösen sich leicht in Fetten oder Oelen und färben diese schon in äußerst geringen Mengen intensiv roth. Will man Leinölfirniß färben, so muß dieser bleifrei seyn. Leider büßt dieses Roth in Fetten und Oelen viel von seinem Feuer ein und wird, wahrscheinlich durch die reducirende Wirkung der Fettsäuren, sehr blau. Am besten erhält sich die rothe Farbe als solche in Leinölfirniß. Stearin mit öl- oder stearinsaurem Rosanilin gefärbt, sieht mißfarbig blauroth aus. Merkwürdig, daß auch das sonst so indifferente Paraffin auf die fettsauren Rosanilinverbindungen, und zwar in auffallendster Weise, reducirend einwirkt, es nimmt mit denselben durch Zusammenschmelzen gefärbt fast ganz das Roth hinweg und wandelt es in ein schmutziges Violett um. Es ist demnach das Anilinroth zum Rothfärben von Stearin- oder Paraffinkerzen unanwendbar. Das in Oelfirniß lösliche ölsaure Rosanilin wäre für die Oelmalerei als Lasurfarbe gewiß von Bedeutung, wenn es nicht gar zu unbeständig wäre. Ein mit solchem rothen Firniß überstrichener Papierstreifen verblich, dem Lichte ausgesetzt, innerhalb weniger Tage, während ein anderes mit Krapplack überzogenes Papierstück in derselben Zeit noch keine Abnahme in der Tiefe des Tones zeigte. Bleiweiß mit dem Anilinrothfirniß zusammengerieben, zerstört das Roth sehr rasch. Das ölsaure Rosanilin dürfte sich dagegen ganz gut zum Färben von Haarölen und Pomaden eignen. (Aus des Verf. chemisch-technischem Repertorium, 1864, J. Halbj. S. 17.) Anilinfarben zum Aquarelliren und Coloriren von Photographien; von Dr. E. Jacobsen in Berlin. Einen wesentlichen Vorzug besitzen die Anilinfarben vor anderen, z.B. den meisten Honigfarben, darin, daß alle Lasurfarben (d.h. durchsichtig) und nicht Körperfarben sind, daß mithin auch die unter der Farbe liegende photographische Zeichnung in ihren feinsten Tönen und Conturen zur Geltung kommt. Die Anilinfarben erreichen bei einer schönen Brillanz und Feinheit fast die Töne der Oelfarben; sie mischen sich leicht unter einander und auch mit anderen Farben, und wenn man schließlich die fertig colorirten Photographien mit Wachsfirniß überreibt, so erhalten sie auch eine genügende Haltbarkeit und Schutz gegen Wasserflecken und dergl. Ein weiterer Vortheil ist, daß die Farben nicht zu schnell beim Arbeiten trocknen und, wenn sie gehörig verdünnt sind, sehr hübsche Effecte liefern. Die nöthigen praktischen Vortheile findet man bald beim Arbeiten selbst. Die Haltbarkeit läßt nichts zu wünschen übrig. Die Farben wurden sämmtlich fast 8 Tage lang hinter Glasscheiben dem Sonnenlichte direct ausgesetzt, ohne in dieser Zeit, Grün ausgenommen, eine Veränderung zu zeigen; an einer Zimmerwand ohne Sonne zeigten sie auch später noch dieselben Töne wie frisch aufgetragene Anilinfarben. Das Grün kann leicht ersetzt werden durch Mischen von Indigcarmin und Anilingelb. Beim Auftragen selbst vermeide man die Conturen zu überschreiten, da sich einige der Anilinfarben nicht abwaschen lassen, namentlich ist dieß bei Roth I., Violett, Gelb und Braun (Lichtbraun I.) der Fall. Beim Coloriren des Gesichtes thut man wohl, zuerst das Roth der Wangen anzulegen und darnach den Localton; überhaupt verdünne man das Roth und Violett sehr stark, lege erst einmal den betreffenden Gegenstand blaß-roth an und übergehe mit ebenso schwacher Farbe bis zur gewünschten Dunkelheit. Alle übrigen Farben verhalten sich im Allgemeinen ganz so wie gewöhnliche Aquarellfarben und haften direct auch auf Albuminbildern; sind letztere indeß zu tief copirt oder mit den Fingern befaßt worden, so muß man das Albuminbild vor dem Auftragen der Farben mit einem Tropfen Glycerin abreiben. Um den Hintergrund ein wenig abzutönen, verdünne man die betreffende Farbe sehr stark. Lichter auf Goldsachen und dergl. lassen sich ebenso leicht anfertigen, wenn man ein wenig Permanent- (Baryt-) Weiß (kein Bleiweiß) mit den passenden Anilinfarben abtönt; der Wachsfirniß verreibt diese Theile nicht; man kann dieses Aufsetzen von Lichtern aber auch nach dem Wichsen vornehmen, denn auf dem überzogenen Bilde kann man ebenso leicht malen wie vorher. Für Fleischtöne eignen sich namentlich Roth I., II., III., Violett I. und Lichtbraun I.; diese erfordern aber auch die größte Vorsicht beim Auftragen, d.h. man muß sie sehr stark mit Wasser verdünnen. Das dunkle Braun (Neutraltinte) ist sehr geeignet zum Retouchiren und Ausflecken der Bilder; man gibt ihm, je nach der Farbe der Photographie, entweder mit ein wenig von Roth II. und Lichtbraun I. einen bräunlichen, oder mit Violett II. einen violetten Ton. Dabei ist zu bemerken, daß für diesen Zweck die Farben in Schaukastenbildern viel länger dem Lichte widerstehen, als z.B. Carmin und Pariserblau mit chinesischer Tusche gemischt. Beim Aquarelliren und Coloriren von Photographien auf gewöhnlichem Papier muß man das Papier, um die Farben zu fixiren und haltbarer gegen Licht zu machen, zuerst mit einer schwachen Leimung (von Gelatine, Hausenblase oder Eiweiß) versehen. Da die Farben glänzend auftrocknen, so überzieht man am besten solche Aquarellbilder mit einer geeigneten durchsichtigen Wachsmasse. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 46.) Ueber Schwefelabgüsse; vom Grafen F. G. von Schaffgotsch in Berlin. Der reine Schwefel ist wegen seiner großen Sprödigkeit zum Abformen und Abgießen wenig geeignet, wird es aber in hohem Grade durch innige mechanische Mischung mit allerhand pulverförmigen Stoffen, welche im geschmolzenen Schwefel selbst ungeschmolzen und ohne chemische Wirkung bleiben. Je dichter das Pulver zusammensinkt, d.h. je näher sein scheinbares Volumen dem wirklichen kommt, um so mehr davon läßt sich dem geschmolzenen Schwefel einverleiben, ohne dessen Dünnflüssigkeit zu beeinträchtigen. Schon vor 300 Jahren benutzte J. B. Porta ein Gemenge von Schwefel mit Bleiweiß, zu Siegelabdrücken (man setze dessen: Magia naturalis unter der Ueberschrift: sigillum mentiri). In neuester Zeit hat man als Zusätze Eisenoxyd zum Festkitten der telegraphischen Isolirkappen, und Glas zum Bau der Schwefelsäurekammern genommen, letztere Mischung auch eines besonderen griechischen Namens (Zeiodelit) gewürdigt und zu vielerlei plastischen Zwecken empfohlen, was sie auch wegen ihrer Gestaltsamkeit, Härte, Politurfähigkeit und Luftbeständigkeit gewiß verdient. Vielfache Versuche, welche ich mit ähnlichen Schwefelgemischen anstellte, hatten, da es mit nicht sowohl auf Abformen durch Druck als auf Abgießen ankam, den Zweck, haltbare Massen von gutem Ansehen und einer Dünnflüssigkeit zu liefern, wie sie zum Eindringen in die Gußform, zum Guß dünner Platten und besonders auch zur Vermeidung eingeschlossener Luftblasen durchaus erforderlich ist; daher war die Gewichtsmenge des Schwefels verhältnißmäßig groß. Als Gußform diente mit Stanniol, über eine Denkmünze oder ein Siegel gebürstet und je nach Benutzung der unteren oder, oberen Fläche einen positiven oder negativen Abguß liefernd. Das Zusammenschmelzen geschah über freiem Feuer in gestielten 1/8 Quart fassenden Gießkellen (Casserolen) von Gesundheitsgeschirr unter beständigem, nicht plätscherndem Rühren mit einem hakenförmigen starken Eisendraht; die gleichmäßig gemischte Masse wurde auf Eisenplatten zu dünnen, leicht zerschlagbaren Kuchen ausgegossen. Das Umschmelzen behufs der Abgüsse wurde ebenso vorgenommen und die bisweilen eintretende Entzündung des Schwefels durch Zudecken des Gefäßes sofort beseitigt. Da der überhitzte geschmolzene Schwefel steif wird, so muß man beim Guß die Erkaltung so weit abwarten, daß die Masse vom herausgehobenen Eisendraht dünn wie Wasser abtropft. Eine mäßige Ueberhitzung, namentlich der Gefäßwände, ist übrigens zur Beschleunigung des Schmelzens rathsam. Folgende 4 Vorschriften haben sich mit nach vielem Probiren bewährt: 1) 25 Theile Schwefel, 15 Theile Quarzmehl (von der Josephinenhütte) und 4 Theile Zinnober, zusammen 44 Theile. 2) Ebenso, nur statt des Zinnobers Chromoxyd. 3) Gleiche Theile Schwefel und Braunstein. 4) 14 Theile Schwefel, 7 Theile Braunstein, 5 Theile beste Smalte und 2 Theile Zinnober, zusammen 28 Theile. Mischung 1) ist hübsch roth, 2) dunkelgrün, 3) schwarzgrau, halbmetallisch, 4) chokoladenbraun, halbmetallisch und, wenn schwach benetzt, vollkommen brauchbar als Petschaft. Außerdem habe ich noch eine lebhaft rothe geschmolzene Mischung aus gleichen Theilen Schwefel und Zinnober dargestellt, um damit den Abgüssen nach Vorschrift 2) eine gesprenkelte Oberfläche zu geben. Die gepulverte und fein gesiebte Mischung streuete ich ganz dünn und unregelmäßig in die noch leere, auf ein Kupferblech gelegte Stanniolform, schmolz sie darin durch vorsichtiges Erhitzen des Blechs fest und goß nach dem Erkalten die grüne Masse darauf. Dergleichen gesprenkelte Abgüsse ähneln dem Blutjaspis oder Heliotrop und zeigten sich einer echten Goldfassung, z.B. als Stockknopf oder Broche nicht unwerth. Metallglänzende Schwefelmetalle, wie Bleiglanz, Schwefelkies, Kupferkies und Musivgold (Zinnsulfid) dürften wohl auch mit Schwefel brauchbare Gemenge liefern, doch weiß ich darüber nichts aus Erfahrung. (Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium, 1864, I. Halbjahr, S. 4.) Die Verarbeitung der Korkrinde zu Propfen in den Districten um Bremen und Delmenhorst. Die Verarbeitung der Korkrinde zu PropfenUeber Gewinnung der Korkrinde s. m. polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 320.) wurde früher fast ausschließlich in der Heimath des Rohproductes, besonders in Catalonien betrieben, bis der immer zunehmende Verbrauch dieses Artikels auch in anderen Ländern diese Industrie lohnend erscheinen ließ, an welcher sich auch Deutschland seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts betheiligte; nirgends hat sich dieselbe aber so eingebürgert, als in der sonst so wenig industriellen Gegend an der unteren Weser. Geschickte und speculative Bremer traten als Lehrer in der Korkschneiderei auf, und ein einziges Etablissement in dem oldenburgischen Städtchen Delmenhorst beschäftigt jetzt an 500 Familien, deren einige sich diesem Gewerbe ausschließlich widmen, während viele die Ackerwirthschaft als Hauptsache betreiben und die Korkschneiderei nur in den Mußestunden cultiviren. Die den Korkschneidern zu ihrer Arbeit nöthigen Vorrichtungen bestehen aus einem Korktisch und einigen langen, haarscharfen, aus gutem Stahl gearbeiteten Messern, welche fast eben so oft als Barbiermesser gewetzt werden müssen und sich deßhalb sehr schnell abnutzen. Der Korkschneider rüstet seine Lenden mit einem sogenannten „Knielappen,“ einem großem Leder, das er sich an das rechte Bein schnallt; auf diesem, so wie dann und wann auf dem Pulver eines feinen Sandsteins fährt er nach jedem Schnitt ein paarmal mit dem Messer hin und her und dann gibt er ihm auf einer Speckschwarte die nöthige Glätte und Oelung, ohne die es in dem trockenen Korkholze leicht stocken (Pfeifen) würde. Ein großes und starkes Stück Korkrinde, vor der Brust befestigt, schützt gegen das unvermeidliche Ausgleiten der Messer. Der besseren Verschließung der Poren wegen werden die Rindenstücke nach dem Abschälen vom Baume getrocknet und am Feuer geräuchert (gestammt), wodurch die Oberfläche eine räucherige Farbe bekommt und die deßhalb vor der weiteren Verarbeitung entfernt werden muß, welches durch einige rasche, hiebartige Schnitte geschieht; darauf wird das Rindenstück in Streifen geschnitten, die so breit sind, wie der Kork lang seyn soll, und diese Streifen werden in Würfel getheilt, die mehr oder weniger groß sind, je nach der Größe und Dicke des Korks, den man daraus „zurunden“ will. Dieses Zuschneiden, obwohl es leichter aussieht als das „Runden,“ ist die schwierigere Arbeit, weil dabei die Fehler und „mulmigen“ Stellen in der Rinde entfernt werden müssen und zwar muß diese sowie die folgende Manipulation mit größtmöglicher Schnelligkeit geschehen, wenn der Arbeiter dabei verdienen will. Zum Runden wird das untere Ende des Messergriffs gegen das Knieleder gestemmt und mit der rechten Hand festgesetzt, indem die linke Hand den Korkwürfel gegen die Schneide drückt und ihn so herumführt, daß er dabei wie ein Apfel abgeschält und seiner Ecken und Rauhigkeiten beraubt wird; zuletzt werden durch zwei Querschnitte das Kopf- und Fußende glatt und gerade gemacht. Von den gewöhnlichen Weinstaschen-Korken kann auf diese Weise ein fleißiger Arbeiter täglich 1000 bis 1200 Stück produciren; von den kleinsten homöopatischen Korken können sie 2000 in einem Tage machen und dabei 15–20 Sgr. verdienen, Wobei wöchentlich circa 50 Pfund Rinde in 25–27 Pfund Korke verwandelt werden. In dem ganzen Propfenschneide-District um Bremen und Delmenhorst mag das Gewerbe wohl in tausend Familien oder Häusern eingebürgert seyn, welche durchschnittlich im Jahre 300 Millionen Korke produciren. Ehe diese aber in die Hände der Consumenten gelangen, müssen sie nach der Größe sortirt werden, was durch Siebe von verschiedener Dichtheit geschieht, und nun wird die Qualität der Korke noch einer genauen Prüfung unterworfen und die schadhaften herausgelesen. Schließlich werden die Korke noch einer gründlichen Behandlung mit Schwefeldämpfen unterworfen und wird dadurch die ursprüngliche helle Farbe wieder hergestellt, welche bei dem passiren durch so viele Hände nothwendig leiden mußte. (Nach F. G. Kohl's nordwestdeutschen Skizzen.)