Titel: Dächer für Färbereien, von John Thom.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LVIII., S. 190
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LVIII. Dächer für Färbereien, von John Thom. Mit Abbildungen. Thom, über Dächer für Färbereien. In der Literary and Philosphical Society zu Manchester hielt John Thom kürzlich einen (im Mechanics' Magazine vom 10. März 1865, S. 155 mitgetheilten) Vortrag über die Construction von Dächern für Gebäude, in denen sich viele Dämpfe entwickeln, namentlich für Färbereien. Bei den üblichen Constructionen erhält das Dach dieselben Neigungen wie das eines gewöhnlichen Hauses und wird auf verschiedene Weise mit Oeffnungen zur Entfernung der Dämpfe versehen, sehr häufig z.B. so wie Fig. 1 zeigt. Fig. 1, Bd. 176, S. 191 Es könnte scheinen, sagt Thom, als müßten hier durch die kalte Luft, die sich im Innern mit den Dämpfen mischt und mit ihnen entweicht, viel Dämpfe abgeführt werden. Man wird aber bald bemerken, daß die kalte Luft durch alle nach der Windseite gelegenen Oeffnungen eindringt und die feuchte Luft oder die Dämpfe theilweise aus-, einen großen Theil aber in das Gebäude niedertreibt. Derselbe Uebelstand bleibt, obschon verringert, wenn man nur die Rauchöffnungen an der Firste beibehält. Thom versuchte auch die Kappe an der Firste zu entfernen und nur 3' Breite längs der Dachfirste vollständig unbedeckt zu lassen, und dieß erwies sich, trotzdem daß der Regen Zutritt hatte, als die beste Modification dieser Construction; immer noch condensirten sich aber Dämpfe im Innern und die Atmosphäre blieb dunkel. Das beste ist hierbei, jedes Gefäß, aus dem sich Dämpfe entwickeln, bedeckt zu halten und von jedem Deckel eine Röhre direct durch das Dach gehen zu lassen. Dieß Verfahren bringt aber wieder mehrfache Nachtheile mit sich, namentlich sieht man nicht, ob der Proceß in den Gefäßen gut vor sich geht oder nicht, und die Arbeiter verschlimmern dieß noch, indem sie das Oeffnen der Deckel wegen des dabei herausströmenden Dampfes möglichst unterlassen. Fig. 2, Bd. 176, S. 191 Zuletzt construirte Thom nach vielfachen Versuchen ein neues Dach, wobei er davon ausging, daß möglichst wenig Luft zugeführt werden müsse, daß dieselbe unter den Dämpfen zutreten und mit diesen aus dem Gebäude ausströmen, aber sich möglichst wenig mit ihnen mischen müsse. Der Luftzutritt muß durch den Werkführer regulirt werden können und das Dach muß eine solche Neigung besitzen, daß darauf condensirte Tropfen nicht herabfallen, sondern an den Sparren oder an dem Glase nach einer Rinne herablaufen. Die nebenstehende Skizze zeigt die Construction, welche Thom zuletzt annahm. A, A sind die Küpen, B, B die Rauchöffnungen, die geschlossenoder geöffnet werden können, C die Abzugsöffnungen der Dämpfe, D Rinnen, welche die von unbeschützten Theilen des Daches herabfallenden Regentropfen aufnehmen, F ein Raum zum Sortiren etc. der Waaren; das ganze Dach ist von Holz und Glas. Dieses Dach ist nun Sommer und Winter in Gebrauch gewesen und nie ist ein Tropfen herabgefallen, außer zuweilen aus der Rinne E, was nichts schadet. Ist das Wetter nicht gar zu trübe, so ist der Raum ganz frei von condensirten Dämpfen. (Deutsche Industriezeitung 1865, Nr. 14.)