Titel: Ueber die Cementirung des Stabeisens durch Graphit; von Jullien.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LXIX., S. 225
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LXIX. Ueber die Cementirung des Stabeisens durch Graphit; von Jullien. Aus den Comptes rendus, t. LIX p. 915; November 1864. Jullien, über Cementirung des Stabeisens durch Graphit. Als ich im Jahr 1858 Director der Stahlhütte von Lorette war, erhielt ich durch die HHrn. Petin und Gaudet eine Tonne natürlichen Graphits aus Deutschland, mit der Aufforderung dieses Material anstatt der Holzkohle versuchsweise anzuwenden. Ich ließ zu diesem Zwecke kleine, schmiedeeiserne Büchsen anfertigen, worin ich die zu cementirenden Stäbe in jenen fein gepulverten und stark comprimirten Graphit verpackte, worauf ich sie mit einem Deckel verschloß. Sie enthielten keine atmosphärische Luft und wurden in die Mitte der Cementirkästen eingesetzt und dort erhitzt. Auf diese Weise erhielt ich Stahl, welcher von dem in den übrigen Theilen der Cementirkästen dargestellten durchaus nicht verschieden war. Diese Thatsache widerspricht sowohl den Behauptungen Caron's als auch denen Fremy's. Der Graphit war rein und bei mehreren Versuchen vor seiner Anwendung zu denselben calcinirt worden. Der von diesen Versuchen verbliebene Rest des Graphits wurde in der Gießerei, anstatt Holzkohle, mit Eisen gemengt, zur Darstellung von Federstahl angewendet. Auf solche Weise wurden 7000 bis 8000 Klgr. Stahl fabricirt, welcher vom gewöhnlichen Stahle durchaus nicht abwich; dieß kann um so weniger überraschen, als, wie man zu der Zeit wo ich jene Versuche anstellte, allgemein annahm, Krupp auf seinen Werken nichts Anderes anwendete. Demnach wird das Stabeisen durch bloßen Kohlenstoff cementirt. Wenn ich in dieser Beziehung mit Margueritte übereinstimme, so ist dieß doch nicht der Fall bezüglich der Cementirung des Eisens durch Kohlenoxyd. Schon vor dreißig Jahren wurde von Laurent und Leplay eine auf diese Thatsache basirte Theorie der Stahlbildung aufgestellt. Zu meinem Bedauern muß ich bemerken, daß Gründe, deren Entwickelung hier zu weit führen würde, mich zu der Behauptung berechtigen, daß das Kohlenoxyd nicht im Stande ist Eisen zu cementiren. Wenn demnach Margueritte beim Erhitzen von Stabeisen bis zur Rothglühhitze in einem Kohlenoxydstrome wirklich Stahl und nicht verbranntes Eisen erhalten hat, so rührt dieß daher, daß sein Kohlenoxyd, gleich dem Leuchtgase, Kohlenstoff aufgelöst enthielt (?). Die Analyse des nach der von ihm angegebenen Methode dargestellten Kohlenoxyds wird zeigen, daß dasselbe mehr Kohlenstoff enthält, als die Zusammensetzung dieses Gases erfordert.