Titel: Ueber Hopfenpflanzungen in reihenweisen Spalieren mittelst starker Stangen in Verbindung mit Ketten und Eisendraht; von C. H. Schattenmann.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LIII., S. 243
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LIII. Ueber Hopfenpflanzungen in reihenweisen Spalieren mittelst starker Stangen in Verbindung mit Ketten und Eisendraht; von C. H. Schattenmann. Aus den Comptes rendus, 1864, t. LIX p. 516. Schattenmann's neue Methode der Bestängelung für den Hopfenbau. Der wichtige Hopfenbau, welcher seit mehreren Jahren so bedeutend zugenommen hat, beansprucht bedeutenden Aufwand zur Beschaffung der Hopfenstangen, welche nur acht bis zehn Jahre lang brauchbar bleiben, sowie für das Unterbringen derselben nach der Ernte, für ihre Aufstellung im Frühjahre und für das Befestigen der Hefte an ihnen. Zur Verminderung dieser Kosten habe ich im Frühjahre 1864 in meinen Hopfenanlagen versuchsweise ein Spalier von 1300 Pflanzen hergestellt, wozu ich dicke Stangen und starke, mittelst Eisendraht unter einander verbundene Ketten verwendete; von den Ketten laufen an beiden Seiten Eisendrähte aus, welche an eichene, neben den Hopfenpflanzen eingeschlagene Pfähle befestigt sind. Dieser Versuch hatte den besten Erfolg und Jedermann kann sich durch einen Besuch meiner Anlagen von den mit einer derartigen Einrichtung verbundenen Vortheilen selbst überzeugen. Die zu diesem Spalier oder dieser neuen Methode des Anpfählens angewendeten Stangen sind denen der elektrischen Telegraphen ähnlich und wie diese mit Kupfervitriol getränkt; sie sind 10 1/2 Meter lang und haben in der Mitte 14 Centim. Durchmesser; sie stehen 9 Meter von einander entfernt und 1 1/2 Meter tief in der Erde, so daß sie 9 Meter über dem Boden hervorragen; in 8 Meter Höhe über dem Boden umgibt dieselben ein mit zwei Haken versehener Ring. Unter einander sind diese Stangen durch eine getheerte Kette von Nr. 25 und an ihrem Ende durch ein doppeltes Seil von verzinktem Drahte von Nr. 16 verbunden; außerdem sind die Stangen der verschiedenen Reihen in der Quere unter sich verbunden, um ihnen größere Stabilität zu ertheilen. Von der zwischen zwei Stangen ausgespannten, 9 Meter langen Kette gehen an beiden Seiten sechs verzinkte Eisendrähte von Nr. 16, welche durch Ringe der Kette gezogen sind, bis zu den 1 Meter langen und 7 Centim. im Durchmesser haltenden runden Pfählen aus Eichenholz herab, welche letztere gleichfalls reihenweise und tief in die Erde neben den Hopfenpflanzen eingetrieben und mit einem Stifte oder Nagel versehen sind, an welchen der von der Kette herablaufende Eisendraht festgehakt ist. An jeder Seite der mit Ketten versehenen Stangenreihe befinden sich drei Reihen Hopfenstengel und auf einem Beete auf 1 1/2 Meter Entfernung in allen Richtungen sechs und dreißig derselben, die sich an die Drähte hinaufschlingen, welche an der 9 Meter langen, zwischen zwei Stangen befindlichen Kette befestigt sind. Die Hopfenranken laufen an den schrägen Drähten mit Leichtigkeit hinauf und schlingen sich an denselben sehr fest,Mathiß, ehemaliger Straßenbau-Inspector, Maire von Neuweiler, einer der bedeutendsten Hopfenbauer im Elsaß, wendet in seinen Hopfengärten schon seit langen Jahren Eisendraht an, und zieht auf diese Weise an einer Stange vier Hopfenpflanzen mit dem besten Erfolge. Diese Thatsache gab mir den praktischen Beweis von den Vortheilen der Anwendung des Eisendrahtes. so daß sie nicht an sie angebunden zu werden brauchen, wie dieß bei den gewöhnlichen Hopfenstangen erforderlich ist, indem diese einen zu großen Durchmesser haben und senkrecht stehen. Bei der Ernte werden an den Stangen mit Seilen versehene hölzerne Rollen befestigt, mittelst deren die Kette zwischen den zwei Stangen herabgelassen wird, welche man erst loshakt, nachdem man den unteren Theil der Hopfenpflanzen geerntet hat, deren Stengel man unten abschneidet, wornach man die Pflanzen der Reihe nach auf den Boden nach den Stangen zu hinlegen kann, indem man die Drähte von den Pfählen abhängt. Auf diese Weise kann der Hopfen an Ort und Stelle eingesammelt werden; jeder Arbeiter bekommt eine oder zwei Pflanzen abzuernten und es kann in Folge des Transports der Ranken kein Hopfen verloren gehen oder verderben. Sollte übrigens der Transport für gut befunden werden, so würde sich derselbe auch leicht bewerkstelligen lassen, denn wenn die Stengel nahe am Boden abgeschnitten werden und die Kette dann niedergelassen wird, so lassen sie sich von dem Drahte leicht loslösen und an einen beliebigen Ort bringen, wo die Zapfen abgepflückt werden können. Die Productionskosten der 1300 Fuß Hopfen, bei welchen ich meine neue Methode angewendet habe, betrugen 1 Franc per Fuß. Dieser Betrag ist um 50 Procent geringer, als beim Anpfählen nach der gewöhnlichen Methode, mit Anwendung von 8 bis 10 Meter langen Hopfenstangen, wobei die Kosten per Stange oder per Fuß Hopfen gewöhnlich auf 1 Fr. 50 Cent. sich belaufen. Demnach gewährt meine neue Methode der Bestängelung eine bedeutende Ersparniß sowohl in den Anlagekosten, wie bezüglich der Cultur selbst; überdieß ist mit ihrer Anwendung noch der nicht zu unterschätzende Vortheil verknüpft, daß die Sonnenwärme, Licht und Luft weit leichter zu den Hopfenpflanzungen Zutritt haben, indem bei diesem reihenweisen Anpfählen der halbe Raum der Pflanzung zwischen den Stangenreihen frei bleibt, wogegen die gewöhnlichen Hopfenstangen einen Hochwald bilden, in welchem Sonnenlicht und Luft nur bis zu den Spitzen dringen können, wo die meisten Zäpfchen wachsen. Die unteren Partien werden davon nicht getroffen; es ist sogar gebräuchlich die Pflanzen auf 2 Meter abzuästen, was wieder die Nothwendigkeit bedingt, die Hopfensenker 1 1/2 bis 2 Meter von einander entfernt zu pflanzen. Bei Anwendung meiner Methode ist ein so großer Raum zwischen den einzelnen Pflanzen nicht erforderlich; sicherlich wird dabei ein Abstand von 1 Meter genügen, so daß auf die Hektare 10,000 Pflanzen kommen würden.