Titel: Vacuum-Apparat zum Kochen der Wäsche mit Lauge, Seifelösung etc. behufs ihrer Reinigung; von Berjot jun. in Caen.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXXVI., S. 363
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LXXXVI. Vacuum-Apparat zum Kochen der Wäsche mit Lauge, Seifelösung etc. behufs ihrer Reinigung; von Berjot jun. in Caen. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Mai 1865, S. 41. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Berjot's Vacuum-Apparat zum Reinigen der Wäsche. Ein sinnreicher und wirksamer Apparat zum Kochen schmutziger Wäsche im luftverdünntem Raume vermittelst Dampf ist kürzlich von dem Genannten erfunden worden. Fig. 22 zeigt einen solchen Apparat, um 6 Centner Wäsche auf ein Mal zu kochen, im Verticaldurchschnitt und Fig. 23 im Horizontaldurchschnitt. A ist ein gußeisernes Gefäß mit einem mittelst Gummiring dampfdicht schließenden Deckel B; dieser Deckel wird durch den großen Schwimmer C, welcher in dem unter dem Gefäß A stehenden, die Reinigungsflüssigkeit enthaltenden Reservoir D sich befindet und durch drei verticale Stangen E mit dem Deckel B verbunden ist, gehoben; die Stangen E bewegen sich dabei in Führungen F, welche an der Innenfläche des Reservoirs D und an der Außenseite des Gefäßes A befestigt sind. G ist ein schlangenförmig gewundenes kupfernes Dampfrohr, welches sich nahe am Boden des Gefäßes A befindet und zum Erhitzen der in das Gefäß eingetragenen Reinigungsflüssigkeit (Lauge, Seifelösung etc.) dient. Der Dampf tritt durch das Rohr H ein und geht mit dem Condensationswasser durch das Rohr I in eine unten liegende Cisterne K ab. Unmittelbar über dem Dampfrohr liegt im Gefäß A ein durchlöcherter hölzerner Boden L, auf welchen die zu reinigende Wäsche aufgeschichtet wird. M ist ein Rohr, welches das Innere des Gefäßes A mit einer Luftpumpe verbindet, so daß bei geschlossenem Deckel ein luftverdünnter Raum in demselben erzeugt werden kann. Zwischen der Luftpumpe und dem Gefäß A ist auf dem Ausblaserohr ein kleines Gefäß festgelöthet, in welches kaltes Wasser eingespritzt wird, um den während des Kochens der Wäsche sich bildenden Dampf zu condensiren, oder man kann, wie dieß in den öffentlichen Waschhäusern zu Caen geschehen ist, den Condensator unmittelbar mit der Luftpumpe verbinden; in letzterem Falle liegen die Pumpencylinder in einem Kaltwasserreservoir. Das Condensationswasser aus dem Dampfrohr G, welches sich in der Cisterne K ansammelt, wird durch das Rohr N in das Gefäß A zurückgezogen, damit die Reinigungsflüssigkeit während der ganzen Operation immer denselben Sättigungsgrad beibehält. Das Gefäß A ist mit einem Vacuummanometer, einem Wasserstandszeiger, einem Thermometer und zwei einander gegenüber liegenden mit Glas überdeckten Schaulöchern versehen, so daß man den Fortgang der Operation stets überwachen kann. Bei der Benutzung dieses Apparates wird zuerst der Deckel gehoben, indem man durch das Rohr O Wasser in das Reservoir D eintreten läßt und den Schwimmer C zum Steigen bringt. Dann wird die zu reinigende Wäsche auf den durchlöcherten Boden L aufgetragen, wobei man, um den Durchgang der Flüssigkeit offen zu halten, hohle hölzerne Cylinder auf jenen Boden stellt, um welche herum man die Wäsche aufschichtet; nach dem Eintragen sämmtlicher Wäsche werden diese Holzcylinder herausgezogen; die so gelassenen leeren Räume gestatten die ungehinderte Circulation der Reinigungsflüssigkeit, welche gleichzeitig mit dem Einschichten der Wäsche zugethan wird. Nun läßt man die Flüssigkeit aus dem Reservoir D durch das Rohr O wieder ab, wobei der Schwimmer und mit ihm der Deckel B niedergeht. Das Gewicht des Schwimmers und des Deckels bewirken unter Vermittelung des Gummiringes den dichten Verschluß des Deckels. Darauf wird die Luftpumpe in Gang gesetzt und ein luftverdünnter Raum im Gefäß A hergestellt, wodurch das Gewebe der Wäsche zur Aufnahme der Reinigungsflüssigkeit empfänglicher gemacht wird. Ist die Luftverdünnung so weit als möglich getrieben worden, so läßt man durch das Schlangenrohr G Dampf eintreten und erhitzt dadurch die Reinigungsflüssigkeit. Bei einem Vacuum von 26 par. Zoll kommt die Flüssigkeit schon mit 45° C. zum Kochen, und diese Temperatur genügt, um Blutflecken aus der Wäsche zu entfernen. Man hat es aber in der Gewalt, durch Einführen von Luft (somit Erhöhen des Druckes) die Temperatur bis auf 100° C. zu steigern. Um 6 Ctr. Wäsche in diesem Apparat vollkommen zu reinigen, sind 6 Stunden erforderlich. Da die Gase und Dämpfe durch die Luftpumpe abgesaugt werden und die schmutzige Flüssigkeit durch das Rohr P abfließt, so entsteht für den Arbeiter, welcher den Apparat bedient, keinerlei Unbequemlichkeit aus dieser Quelle. Der beschriebene Apparat eignet sich vorzugsweise für den Betrieb im Großen und empfiehlt sich daher für Hospitäler, Gefängnisse, Arbeitshäuser und andere Anstalten, in denen es darauf ankommt, große Massen schmutziger Wäsche gründlich und schnell zu reinigen.

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