Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 245
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Miscellen. Miscellen. Gußstahl-Dampfkessel. Die bisher von uns gemachten Erfahrungen und auf's genaueste angestellten Versuche stellen die vortheilhaftere Verwendung der Gußstahlbleche gegen Eisenbleche zu Dampfkesseln außer Zweifel. Nach einem früheren Berichte über die Verdampfungsfähigkeit eines nunmehr schon seit circa 5 Jahren in unserem Puddel- und Walzwerk hierselbst im Betriebe befindlichen Gußstahlkessels, im Vergleich zu einem unter denselben Umständen wirkenden schmiedeeisernen, ergab sich zu Gunsten des ersteren eine Mehrproduction von 25 Proc. – Ein Pfund Steinkohle verdampfte pro Stunde im Gußstahlkessel 3,20 Pfd. Wasser, dagegen im Eisenkessel nur 2,51 Pfund. Wir bemerkten indeß damals, daß diese Versuche und die daraus hervorgegangenen Zahlen keineswegs als Maaßstab für die absolute, sondern nur für die vergleichsweise Productionskraft beider Kessel dienen könnten, indem dieselben nicht direct, sondern durch die in den davor gelegenen Puddelöfen erzeugten, daher schon zum größten Theil verbrauchten Gase geheizt würden, und daß sich bei directer Feuerung, dabei entsprechend zweckmäßiger Einrichtung des Feuerraumes und der Züge, so wie regelmäßiger, guter Bedienung die Productionskraft verhältnißmäßig in noch höherem Maaße zu Gunsten der Gußstahlkessel ergeben müßte. Verdampfungs-Resultate, die uns nun neuerdings voll einer auswärtigen Fabrik, die einen aus unseren Blechen angefertigten Gußstahlkessel schon geraume Zeit in Betrieb hat und denselben direct heizt, mitgetheilt worden sind, haben diese unsere Ansicht vollständig gerechtfertigt, indem in demselben pro Stunde und pro Pfund Steinkohle sogar 9 Pfund Wasser verdampft werden, eine Production, die bisher noch kein Eisenkessel von gleicher Construction und Größe zu erreichen vermochte; selbst die Verdampfungs-Resultate von Cornwallkesseln, die durch ihre größere Heizfläche, welche sie bieten, unter den feststehenden Dampfkesseln wohl die höchste Production entwickeln, stehen hinter diesen weit zurück, indem sie im günstigsten Falle nur 7 1/2 Pfund Wasser pro Stunde und pro Pfund Steinkohle verdampfen. Ueberhaupt gehen uns von allen Seiten, wo Gußstahl-Dampfkessel bisher in Anwendung gekommen sind, nur die erfreulichsten Berichte über deren große Vorzüge, die sie in jeder Weise gegen Eisenkessel darbieten, zu und finden wir auch die Anerkennung dieser Vorzüge in einer immer größeren Verwendung bestätigt. Wetter a. d. Ruhr, den 5. Mai 1865. Peter Harkort und Sohn. (Berggeist, 1865, Nr. 38.) Nutzleistung einer Dampfstrahlpumpe zum Heben der Grubenwässer. Die Dampfstrahlpumpe, welche zum Heben der Grubenwässer aus 64 Fuß Tiefe seit Mitte vorigen Jahres auf der Steinkohlengrube Iduna bei Bochum in Anwendung steht (man vergleiche polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 477), gewältigt pro Minute 10–12 Kubikfuß Wasser und erwärmt dasselbe von 10 auf 25° C. Es werden demnach pro Pfund gehobenen Wassers 15 Wärmeeinheiten oder 15/640 Pfund Dampf verbraucht. Rechnet man dagegen bei einem Betriebe mit Dampfmaschinen vermittelst einer durch Gestänge betriebenen Kolbenpumpe 80 Pfund Dampf pro Stunde und Pferdestärke Nutzleistung, während die zum Heben von 1 Pfund Wasser pro Secunde auf 64 Fuß Höhe nöthige Kraft = 64/480 Pferdekräften ist, so sind zu letzterer Arbeit 80/3600 . 64/480 Pfund Dampf erforderlich. Demnach verbraucht die Dampfstrahlpumpe 15/640 . (3600 . 480)/(80 . 64) = 7,9 mal so viel Dampf, als eine Dampfmaschine. Dennoch ist in vielen Fällen die Anlage einer Dampfstrahlpumpe, der geringeren Kosten und der leichten und sehr wenig Raum erfordernden Aufstellung wegen, von großem Vortheile. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX, Heft 3.) Petroleum als Heizmaterial für Schiffsdampfkessel. Wie wenig zu erwarten steht, daß das Petroleum jemals ein passenderes Heizmaterial für Dampfkessel, insbesondere Schiffskessel, werden kann, als Steinkohle jetzt ist, ergibt sich aus einer Zusammenstellung im Artizan (Februar 1865). Die Aussicht, mit einem geringen Volumen, etwa dem 1/3fachen der Steinkohle, und verhältnißmäßig geringem Gewichte von Brennmaterial ein Dampfschiff für gleiche Zeitdauer seiner Fahrt gegen die bisherigen Verhältnisse zu versorgen, scheint zu den in Woolwich Dockyard unternommenen Versuchen Veranlassung gegeben zu haben. Diese Aussicht war um so verlockender, als jetzt bei langen Seereisen Dampfschiffe in Kohlenstationen beilegen müssen und das Brennmaterial dort zu enorm hohen Preisen bezahlen, während bei der Anwendung von Petroleum bei ursprünglich gleich großen Räumlichkeiten für Brennmaterial das Schiff eine dreimal so lange Seereise als bisher zurücklegen könnte, ohne zur Aufnahme von Brennmaterial gezwungen zu seyn. Aus den oben erwähnten Versuchen ergibt sich aber, daß gleiche Gewichte Kohle und Petroleum sich in Bezug auf ihre Brennwerthe wie 1 : 1,6 verhalten, daß der geringste Preis des Petroleums 100 Thaler per englische Tonne, der der besten Steinkohle in England etwa 7 Thaler per Tonne beträgt, aus welchen Daten natürlich sofort die Unausführbarkeit einleuchtet, wenn man selbst von den Schwierigkeiten, eine Kesselfeuerung mit Petroleum gefahrlos für ein Schiff zu machen, absehen wollte. E. B. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 431.) Ueber die Temperatur der Fabrikschornsteine. Einer Abhandlung über Fabrikschornsteine von Peter Carmichael (Civil Engineer and Architect's Journal, Mai 1865, S. 153) entnehmen wir Folgendes: Nach Carmichael's Ansicht sind die meisten Fabrikschornsteine für die Leistung, die sie verrichten sollen, zu groß; nicht zu hoch, sondern zu weit, vorzüglich oben. Er will gefunden haben, daß bei gemeinschaftlichem Schornstein für mehrere Kessel der Zug um so besser wird, je mehr Kessel mit dem Schornstein verbunden werden. Man kann dieß bei solchen Schornsteinen, die im Verhältniß zur Zahl der einmündenden Feuerungen oder zum Verbrauch des Brennmaterials sehr groß sind, oder auch bei neuen Schornsteinen, welche für eine größere Zahl nur zum Theil im Betriebe stehender, zum Theil aber noch unvollendeter Feuerungen bestimmt sind, beobachten; der Rauch verläßt träge den Schornstein und wendet sich, statt aufzusteigen, langsam abwärts. Carmichael hat bereits vor Jahren von Zeit zu Zeit Beobachtungen über die Temperatur der abziehenden Verbrennungsgase in den Zügen und am unteren Ende des Schornsteins angestellt und dabei auch die Stärke des Zugs untersucht, weil diese beiden Elemente die Wirksamkeit eines Schornsteins in physikalischer und ökonomischer Hinsicht bedingen. Die Temperaturen wurden durch Einhängen von Metallen, welche einen verschiedenen Grad von Schmelzbarkeit haben, bestimmt, nämlich von Zink, welches bei 410° C. schmilzt, Blei (315° C.), Wismuth (260° C.) und Zinn (227° C.) Die Metalle wurden in dünnen Stücken von 1 Zoll Länge und 1/4 Zoll Breite verwendet und durchbohrt, so daß ein Draht durchgezogen werden konnte, mittelst dessen sie in den Zügen hinter dem Register oder am unteren Ende des Schornsteins aufgehängt wurden, und die Zeit, binnen welcher das Schmelzen eintrat, notirt. Aus diesen häufig wiederholten und unter den verschiedensten Umständen angestellten Beobachtungen ergab sich, daß die Temperatur hinter dem Register fast unverändert 315° C. beträgt. Zinn schmilzt sogleich, Wismuth binnen weniger als einer Minute, Blei aber nur, wenn das Feuer in gutem Stande ist, Zink niemals. Die Resultate waren unter allen Verhältnissen so übereinstimmend, daß 315° C. als die mittlere Temperatur der entweichenden Verbrennungsproducte am unteren Theile des Schornsteins angenommen werden kann. Welcher bedeutende Wärmeverlust entsteht hieraus für Kessel, die mit 35 Pfund Dampfdruck arbeiten! Vuitton's rauchverzehrende künstliche Brennstoffe. Kohle für die Küche. 1) Gepulverte Holzkohle 50 Kilogr. 2) gepulverte fette Steinkohle   8 3) gepulverte magere Steinkohle (oder Anthracit) 40 4) Salpeter      1/2 5) gebrannte Stärke   1 1/2 Kohle zum Heizen der Zimmer. 1) Magere Steinkohle 92 Kilogr. 2) fette Steinkohle   6 3) Salpeter      1/2 4) gebrannte Stärke   1 1/2 Kohle zum Heizen der Fabriköfen, Dampfkessel etc. 1) Magere Steinkohle 88 Kilogr. 2) fette Steinkohle 10 3) Salpeter      1/2 4) gebrannte Stärke   1 1/2 Die Materialien für diese Brennstoffe werden zu Pulver gemahlen, gehörig vermengt, dann für den Küchengebrauch zu Cylindern, für sonstige Zwecke aber zu Blöcken von verschiedener Gestalt geformt. – Patentirt in Belgien am 22 Juli 1864. (Armengaud's Génie industriel, Juli 1865, S. 21.) Verkitten von Eisen in Stein. Hierüber gibt der „Berggeist“ (1865, Nr. 8) nach dem steiermärkischen Industrie- und Gewerbeblatt eine Notiz, welche wir hier im Auszuge mittheilen. Von den beiden bisher üblichen Mitteln, Eisentheile in Stein zu befestigen, Blei und Schwefel, hat sich das erstere seines hohen Preises wegen, und weil es bei seiner Weichheit einem starken Drucke leicht nachgibt, als nicht recht praktisch erwiesen. Bei dem Schwefel hat man in neuerer Zeit beobachtet, daß namentlich an thönernen Telegraphenglocken, in welche der Draht mittelst Schwefel eingekittet war, ohne irgend welche äußere Ursachen ein Zerspringen der Glocken eintrat, welches aller Wahrscheinlichkeit nach durch Molecularveränderungen in dem Verbindungsmateriale, in Folge der fortdauernden Vibrationen, hervorgerufen wurde. Als ein sehr zweckmäßiges und billiges Material wird zum Verkitten eine Mischung von Portland- und Romancement (die Quelle führt speciell den Leub'schen Cement an) empfohlen, welcher in umfassender Weise und mit recht gutem Erfolge verwendet worden ist. Leube'scher Romancement allein hat sich zwar ebenfalls, doch nicht so vorzüglich als jene Mischung mit Portlandcement bewährt. R. Z. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 429.) Tunner, über das Sortiren des Bessemermetalles und über Zuschläge beim Bessemern. Sortiren des Bessemermetalles. – Es wird vorgeschlagen, beim Sortiren des Bessemermetalles seinem Kohlenstoffgehalt und den davon abhängenden übrigen Eigenschaften entsprechend 7 Nummern zu unterscheiden, welche die Härtegrade vom härtesten Stahl bis zum weichsten Eisen bezeichnen, nämlich Nr. 1 mit 1,5, Nr. 2 mit 1,25, Nr. 3 mit 1,0, Nr. 4 mit 0,75, Nr. 5 mit 0,5, Nr. 6 mit 0,25 und Nr. 7 mit 0,05 Proc. Kohlenstoff. Da die Eggertz'sche Kohlenstoffprobe (polytechn. Journal Bd. CLXX S. 350) vorderhand nichts Empfehlendes hat, so wird man bei dieser Sortirung, wie bei anderen Stahlsorten, von geübten Vorarbeitern die Classification nach dem Bruchansehen und dem Verhalten beim Erhitzen, Schmieden, Schweißen und Härten vornehmen lassen müssen. Durch chemische Analysen müßte die erste Aufstellung der Scala ermöglicht und ihre Richtigkeit von Zeit zu Zeit controlirt werden. Je nach Bedarf muß die Leitung des Processes mehr auf die Erzeugung der weicheren, mittleren oder härteren Sorten gerichtet werden. Der englische Proceß ist zwar sicherer und der dabei angewandte Apparat vollkommener, namentlich bei größeren Productionen und unreineren Roheisensorten, aber für die österreichischen Verhältnisse dürfte in den meisten Fällen die schwedische Manipulation Vorzüge haben, wobei die billigere Verwendung des reineren Roheisens direct aus dem Hohofen stattfindet. Zuschläge beim Bessemern. – Es dürfte sich empfehlen, behufs Reinigung des Roheisens Zuschläge beim Bessemern zu geben, z.B. Bleioxyd, Braunstein oder Kochsalz, diese aber nicht in den Bessemerofen zu bringen, sondern eben vor dem Ausgießen des Bessemermetalls in die Gießpfanne. Weniger wirksam dürfte wegen der bedeutenden Flüchtigkeit der von Wagner (polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 28) vorgeschlagene Zusatz von metallischem Blei in dem Ofen selbst seyn. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1865, Nr. 19 und 20.) Roheisenanalysen von Sayner Hütte. Spiegeleisen nachC. Bischof. Geschütz-roheisen. Graphit 2,79   chemisch gebundener Kohlenstoff 4,24 0,538 Silicium 0,43 0,688 Schwefel 0,01 Phosphor 0,182 Mangan 0,14 1,111 Kupfer 0,326 Calcium 0,002 ––––––––––––––––––––––––––––––––––– 4,82 5,737. (Preußische Zeitschrift 1864, Bd. XII, Lieferung 3, S. 162.) Chromoxyd als Schleif- und Polirmittel. In der Sitzung des Cölner Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 12. Januar 1865 machte Hr. Stöß die Mittheilung, daß zur Anwendung als Polirmittel das gewöhnliche im Handel vorkommende und als Malerfarbe auf Porzellan benutzte Chromoxyd nicht dienen kann, sondern es muß diejenige Modification desselben hierzu benutzt werden, welche man durch Erhitzen des sauren chromsauren Kalis bis zur Weißgluth erhält. Ein Aequivalent der Chromsäure zersetzt sich dabei, während das andere als neutrales chromsaures Kali verbunden bleibt und durch Auswaschen von dem Chromoxyd getrennt werden kann. Dieses Chromoxyd soll namentlich beim Poliren von Stahl sehr gute Dienste leisten. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 415.) Chromoxydfarben für die Kattundruckerei. Mischt man eine wässerige Lösung von chromsaurem Kali-Ammoniak mit einer solchen von unterschwefligsaurem Natron, so ist anfänglich in der Kälte und selbst beim Kochen keine Reaction zu bemerken. Wenn sich dann aber allmählich das neutrale Chromsalz unter Ammoniakentwickelung in ein saures Salz umwandelt, so wird nach E. Kopp (Moniteur scientifique), die Lösung trübe und es fällt ein mehr oder weniger reichlicher Niederschlag von Chromsuperoxyd, dessen Farbe je nach der Concentration der Flüssigkeit und der Dauer des Kochens braungelb bis tief dunkelbraun ist. Der Niederschlag läßt sich als Chromsuperoxyd oder chromsaures Chromoxyd ansehen. Läßt man nicht ein unterschwefligsaures Alkali allein auf chromsaures Kali-Ammoniak wirken, sondern setzt man gleichzeitig eine gewisse Menge eines anderen Salzes zu, dessen Säure mit Chromoxyd ein unlösliches Salz bildet, so wird nicht mehr Chromoxyd, sondern ein Salz gefällt. Beim Kochen einer Lösung von 10 Grm. chromsaurem Kali-Ammoniak, 10 Grm. krystallisirtem unterschwefligsaurem Natron und 10 Grm. krystall. phosphorsaurem Natron in 1 Liter Wasser, erhielt man allmählich einen pulverigen Niederschlag von hübscher grüner Farbe, ähnlich der von stark mit Weiß vermischtem Schweinfurter Grün. Wurde das phosphorsaure Natron durch arsensaures Natron ersetzt, so war der Niederschlag pulverig, dunkler grün, aber gräulicher; bei Anwendung von rothem Blutlaugensalz wurde der Niederschlag olivengrün, gallertartig und schwierig auszuwaschen. Wahrscheinlich werden sich diese Resultate in der Kattundruckerei verwerthen lassen. Wurde chromsaures Kali-Ammoniak mit oder ohne Salmiakzusatz in Gummiwasser gelöst, ein gleiches Gewicht unterschwefligsaures Natron zugesetzt und damit ein Stück Kattun bedruckt, so nahm letzteres bei langsamem Trocknen eine warme und weiche zimmetbraune Farbe an, die durch Dämpfen und Waschen olivengrün wurde. Die zimmetbraune Farbe wird leider durch andauerndes Waschen, durch Seife und Alkalien verändert. – Bei Zusatz von phosphorsauren, arsensauren Alkalien etc. zu dem Gemisch von chromsauren und unterschwefligsauren Salzen erhielt man ebenfalls braune Farben, die beim Dämpfen in mehr oder weniger dunkle oder olivenfarbene grüne Farben übergehen. Diese Farben besitzen eine ziemlich bedeutende Beständigkeit und eignen sich jedenfalls als grüne Farben für verschiedene Verwendungen. Ein Uebelstand dieser Farben ist aber der, daß sie sich nicht mit Stärke verdicken lassen, da sie dann in kurzer Zeit stark coaguliren. Beim Verdicken mit Gummi wurde kaum je eine Coagulation beobachtet. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 25.) Trennung von Kalium, Rubidium und Cäsium. Herr Prof. Redtenbacher hat in der Wiener Akademie einen Vortrag gehalten über eine neue verbesserte Methode, Kalium, Rubidium und Cäsium zu trennen, welche auf den Löslichkeitsverhältnissen der Alaune dieser drei Basen beruht. Alle drei Alaune sind in heißem Wasser sehr leicht löslich, bei 17° C. lösen sich aber in 100 Theilen Wasser von Kalialaun 13,5, von Rubidiumsalz 2,27, von Cäsiumsalz 0,619; es ist also bei 17° C. im Vergleiche mit den bisher gebrauchten Platinsalzen der Kalialaun um 13 Mal, der Rubidiumalaun um 15 Mal, der Cäsiumalaun um 88 Mal löslicher als die correspondirenden Platinsalze; während sich die Löslichkeit Kaliumsalz. Cäsiumsalz. Rubidiumsalz.      der Alaune wie 22 : 4 : 1 verhält,      ist bei den Platinsalzen 15 : 2 : 1 das relative Verhältniß. Es ist nun die fabrikmäßige Reindarstellung dieser Basen auch erleichtert. Das Material zu diesen Untersuchungen haben die Herren Dr. Schorm und Dr. Würth aus ihrer chemischen Fabrik geliefert. (Anzeiger der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien.) Ueber die Anwendung des Bauxits zur industriellen Darstellung der Thonerde und ihrer Verbindungen; von H. Sainte-Claire Deville. Einige analytische Versuche, welche ich im J. 1858 in meinem Laboratorium über ein sehr wichtiges und sehr verbreitetes Mineral, den Bauxit, welcher damals sehr wenig gekannt war, angestellt habe, brachten die HHrn. Le Chatelier, Jacquemart, Paul Morin und mich auf den Gedanken, dieses Mineral zur Gewinnung der Thonerde und des Aluminiums zu verwenden. Versuche, welche seit dieser Zeit in der Aluminium-Fabrik des Hrn. Merle zu Salyndre, unter der Direction des Hrn. Usiglio, und in den großen Fabriken der HHrn. Bell zu Newcastle gemacht wurden, haben die Anwendung dieses Minerals zu einer solchen Ausdehnung gesteigert, daß gegenwärtig die HHrn. Bell mittelst des Bauxits über 60 Tonnen schwefelsaure Thonerde per Monat fabriciren und daß Hr. Merle beträchtliche Mengen einer absolut reinen und neutralen schwefelsauren Thonerde in den Handel bringt; überdieß wurde seit mehr als fünf Jahren das Aluminium mit Thonerde fabricirt, welche aus dem Mineral von Baux mittelst alkalischer Lösungen ausgezogen worden ist. Die Aluminate von Natron, Kalk und Baryt wurden so in großer Menge erhalten, man hat aber für dieselben noch keine Anwendung gefunden. Endlich gelang es uns, mit dem Thonerde-Natron ein in Essigsäure und in schwefliger Säure vollständig lösliches Thonerdehydrat zu bereiten. (Comptes rendus, t. LX p. 1330, Juni 1865.) (Hinsichtlich des Vorkommens und der Zusammensetzung des Bauxits, sowie seiner Anwendung zur Darstellung des Aluminiums in der Fabrik zu Salyndre, sehe man Stevart's Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 51 und 232.) Zu Dr. Vogel's Silberprobe. Hauptbedingung bei Anwendung dieser Probe (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 31) ist die gute Beschaffenheit der Stärke und der Salpetersäure. Ist eines oder das andere verdorben, so tritt die blaue Reaction nicht ein. Um sich von vorn herein von der Güte derselben zu überzeugen, stellt man die Probe folgendermaßen an: Man bringt zunächst die zu einer Probe nöthige Menge Stärkelösung und Salpetersäure in ein Kölbchen (letzteres schüttelt sich besser als ein Becherglas), stellt die Jodkaliumlösung in der Bürette auf 0 und läßt einen einzigen Tropfen derselben in die Stärkesalpetersäuremischung fallen. Die blaue Farbe muß augenblicklich eintreten. Geschieht dieß, so gibt man 1 Kub. Centim. der zu messenden Silberlösung zu der blauen Flüssigkeit, die sich dann sogleich wieder entfärbt und beginnt die Probe. Geschieht es nicht, so bereitet man sich frische Stärke und Salpetersäure nach Gebrauchsanweisung. (Berliner photographische Mittheilungen, 1865, Nr. 16.) Prüfung des käuflichen Goldsalzes und Goldchlorids auf seine Reinheit. Hierzu gibt es ein sehr einfaches und zuverlässiges Mittel. Reines Goldsalz und Goldchlorid sind löslich in Alkohol, freies Kochsalz dagegen nicht. Ist demnach das Goldsalz (Natriumgoldchlorid) rein, so muß es sich vollständig in Alkohol auflösen; ist es mit einem Ueberschuß von Kochsalz versetzt, so bleibt letzteres nach längerem Schütteln ungelöst in Alkohol zurück. (Berliner photographische Mittheilungen, 1864 S. 90.) Ueber Bereitung von Jodkalium. Als die beste, durch die Praxis bewährte Methode der Jodkaliumbereitung bezeichnete Herr Fuchs in der 26. Sitzung des allgemeinen österreichischen Apothekervereins die folgende: Man nehme 100 Theile Jod, welches man in einer Porzellanschale mit 240 Theilen destillirten Wassers übergießt und setzt dann 75 Theile reines kohlensaures Kali und 30 Theile Eisenfeilspäne zu. Die Masse wird mit einem Pistill gut durchgearbeitet und stehen gelassen. Die Einwirkung geht langsam vor sich, wird aber durch einiges Erwärmen befördert. Sobald die Entwickelung der Kohlensäure aufhört, wird unter stetem Umrühren zur Trockenheit verdampft und am besten noch einige Zeit im lauwarmen Trockenofen stehen gelassen, damit alles Eisenoxydul in Oxyd sich verwandle, dann in einer eisernen Pfanne unter Umrühren bis zum schwachen Rothglühen erhitzt. Der Glührückstand wird mit der möglich geringsten Quantität destillirten Wassers vollkommen ausgelaugt, bis das ablaufende Wasser auf Glas oder Platin beim Verdunsten keinen Rückstand läßt. Die hierauf filtrirte Flüssigkeit reagirt gewöhnlich alkalisch und muß mit Jodwasserstoffsäure neutralisirt werden, wornach das Jodkalium durch Abdampfen in Krystallen gewonnen wird. Die Ausbeute an chemisch reinem Jodkalium entspricht dem stöchiometrischen Verhältnisse. (Zeitschrift des allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereins.) Weißes Fenster zur Erleuchtung des Dunkelzimmers der Photographen. Ein Fenster, welches trotz seiner hellen Farbe kein chemisches Licht hindurchläßt, präparirt Obernetter in folgender Weise: saure schwefelsaure Chininlösung wird mit etwas Gummi oder Dextrin gemischt, das Ganze auf einen weißen Papierbogen gestrichen und trocknen gelassen. Ein solches Papier als Fenster angewendet, auf weiße Scheiben geklebt, liefert eine außerordentliche Helligkeit, bei der man trefflich operiren kann, ohne Nachtheile befürchten zu müssen. Herr Obernetter hat dasselbe lange Zeit mit Erfolg in Albert's Atelier angewendet. (Berliner photographische Mittheilungen, 1865, Nr. 16.) Verfahren, Holz plastisch zu machen. Eine neue und sehr einfache Methode, dieß zu bewirken, wurde jüngst entdeckt. Sie besteht darin, daß man verdünnte Chlorwasserstoffsäure unter einem Drucke von beiläufig zwei Atmosphären durch die Holzzellen preßt. Diese Imprägnirung muß eine Zeit lang, je nach der Natur des Holzes, fortgesetzt werden. Die Rinde wird vorher nicht entfernt, und durch eine sehr einfache Einrichtung wird die Flüssigkeit an einem Ende des Stammes eingeführt und dringt zu dem anderen wieder heraus. Wenn das Holz, während es noch naß ist, dem Drucke ausgesetzt wird und man die Zellen früher mit Wasser ausgewaschen hat, kann sein Volum auf ein Zehntel des ursprünglichen reducirt werden; die Fasern lassen sich in engste Berührung bringen, ohne zerbrochen oder zerrissen zu werden, und wenn sie trocken sind, zeigen sie kein Bestreben, sich wieder zu trennen. Wird in Farben gepreßt, so lassen sich deren Details mit der größten Schärfe und der vollkommensten Genauigkeit darstellen. Imprägnation auf diese Weise läßt sich für eine Menge von Zwecken gebrauchen. Wenn man das Holz nach der Einwirkung der Chlorwasserstoffsäure mit Wasser auswäscht und trocknet, läßt es sich mit merkwürdiger Leichtigkeit schneiden und entspricht wunderbar den Zwecken des Bildhauers. Das Trocknen geschieht, indem man Luft bei einer Temperatur von beiläufig 38° Cels. durch die Zellen preßt. Die Feuchtigkeit wird auf diese Weise mit großer Geschwindigkeit weggeführt, und da die Contraction eine gleichförmige durch die ganze Masse ist, entstehen keine Sprünge. Auf dieselbe Weise lassen sich auch Farben oder Substanzen, welche vor Fäulniß schützen sollen, durch die ganze Holzsubstanz leiten. Wasserglas oder frisch gefällte Kieselerde machen es sowohl sehr dauerhaft, als auch durchaus unverbrennlich. J. O. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 23.) Kartoffelprüfung. Dr. Nobbe hat nach den „Landwirthschaftlichen Versuchsstationen“ 140 Sorten Kartoffeln auf ihren Stärkemehlgehalt geprüft und denselben durchschnittlich zu 17,52 Procent gefunden. Keine Sorte enthielt unter 13, keine über 22 Procent. Die Prüfung hat ferner folgende Resultate ergeben: 1) Rothe Kartoffelsorten haben durchschnittlich einen etwas größeren Stärkegehalt, als gelbe. 2) Derbes Fleisch und feste Schale deuten größeren Mehlreichthum an, als die entgegengesetzten Eigenschaften. 3) Tiefliegende Knospenaugen und ein constanter, etwas klebriger Schaum, wenn die Kartoffeln der Länge nach halbirt und die frischen Schnittflächen auf einander gerieben werden, bezeichnen im Allgemeinen einen höheren Durchschnittsgehalt an Stärkemehl, als flache Augen und wässeriger Schaum. 4) Die Gesammtform der Knollen, sowie die Farbe des Fleisches bedingen einen erheblichen Unterschied im Stärkemehlgehalt nicht. Uebrigens sind „Güte“ und „Mehlreichthum“ der Kartoffeln nicht identische Begriffe. Es kann sich eine Kartoffelsorte vorzüglich für die Tafel eignen, während sie für die Fütterung und Spiritusfabrication weniger geeignet ist, und umgekehrt. Ueber ein Verfahren, den Runkelrübenspiritus als solchen zu erkennen und denselben von dem Fuselöl zu befreien; von Prof. Dr. Artus. Um den Runkelrübenspiritus als solchen zu erkennen, vermische man 1 1/2 Quentchen desselben mit 1/2 Quentchen concentrirter Schwefelsäure, wodurch sofort die Flüssigkeit eine rosenrothe Färbung annimmt, die sich selbst längere Zeit erhält, oder man bringt in eine kleine Abdampfschale eine kleine Quantität einer concentrirten Lösung von Kalihydrat, erhitzt dieselbe bis zum Sieden und gießt dann den fraglichen Rübenspiritus hinzu, wodurch sich sofort ein höchst widerlicher Geruch kundgeben wird. Das Entfuseln des Rübenspiritus geschieht dadurch, daß man auf 100 Zollpfund Spiritus 3 Loth Aetznatron und 2 Loth mangansaures Kali anwendet, letztere Körper in der geringsten Menge Wasser löst, die Lösung unter starker Bewegung dem Rübenspiritus hinzusetzt und dann denselben auf die bekannte Weise der Rectification unterwirft. Auf diese Weise gelang es dem Verf., einen Rübenspiritus zu erzielen, der weder einen unangenehmen Geruch noch Geschmack besaß. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie.)