Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 322
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Miscellen. Miscellen. Shaw's Verfahren zum Speisen kleiner Dampfkessel. Das Speisen kleiner Dampfkessel, namentlich von Dampfspritzen ohne Speisepumpe etc., bewirkt Shaw in London nach folgender in England patentirten Einrichtung, die auf demselben Princip beruht, welches auf Schmierapparate für Dampfcylinder in verschiedener Weise angewendet worden ist. Ein Gefäß, das über dem Wasserniveau des Kessels liegt, ist mit einer Eingußröhre für das Speisewasser versehen, die durch einen Hahnen abgesperrt werden kann; außerdem mündet in das Gefäß oben eine vom Dampfraum des Kessels abgeleitete, ebenfalls mit einem Hahnen versehene Röhre, und vom Boden desselben geht ein Rohr, das gleichfalls mit einem Hahnen versehen ist, nach dem Boden des Kessels. Beim Gebrauche werden zunächst die Hähne in den beiden letzten Röhren geschlossen, das Gefäß durch den Trichter mit Wasser gefüllt, dann der Hahnen in der Eingußröhre zugesperrt und der Hahnen des Rohres geöffnet, das nach dem Dampfraume des Kessels führt, so daß auf das Wasser der im Kessel vorhandene Druck wirken und, wenn die nach dem Wasserraume des Kessels führende Röhre geöffnet ist, das Wasser in diesen abfließen kann. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 30.) Versuche mit Lenoir's Gasmaschine. Die Industriegesellschaft zu Mülhausen (Elsaß) ließ kürzlich Versuche mit einer Lenoir'schen GasmaschineMan sehe Tresca's Bericht über seine Versuche mit der Lenoir'schen Gasmaschine, nebst Beschreibung dieser Maschine, im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 161. anstellen (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXV p. 289; Juli 1865). Die hierzu verwendete Maschine besaß einen Kolbendurchmesser von 0,180 Meter und einen Kolbenhub von 0,300 Meter, und es fand bei derselben die Entzündung statt, nachdem der Kolben 0,148 Meter durchlaufen hatte. Der Druck im Cylinder scheint 5 Atmosphären im Maximum zu betragen, die Schwankungen sind aber sehr grell; die Unterbrechung des elektrischen Stromes hat stets den Stillstand der Maschine zur Folge. Das verwendete Gas bestand aus 9/10 Luft und 1/10 Leuchtgas; die Verbrennung schien sehr vollständig zu seyn. Die zum Abkühlen des Cylinders verwendete Menge Wasser schwankte ziemlich bedeutend, betrug aber im Allgemeinen 500–600 Liter per Stunde; die Temperatur des austretenden Wassers schwankte je nach der verwendeten Menge zwischen 20 bis 30° C.; es ließ sich aber kein Einfluß dieser Schwankungen auf den Gang der Maschine wahrnehmen. Das Schmieren mußte häufig und mit großen Mengen wiederholt werden. Die Leistung der Maschine schwankte zwischen 0,956 und 0,998 Pferdekraft, der Gasverbrauch betrug bei regelmäßigem Gange durchschnittlich 2984 Liter, also ziemlich 3 Kubikmeter per Stunde und Pferdekraft. Die Unterhaltungskosten werden viel höher seyn als die einer Dampfmaschine; setzt man alle anderen Kosten als gleich voraus, so wird die Dampfmaschine höchstens 5 Kilogramme Kohle im Preise von 0,15 Frcs. verbrauchen, während die 3 von der Lenoir'schen Gasmaschine verbrauchten Kubikmeter Gas in Mülhausen Privaten 0,90, Industriellen 0,75 Frcs. kosten, ihr Darstellungspreis aber 0,50 Frcs. beträgt. Allein auch die Voraussetzung, daß alle anderen Kosten gleich seyen, ist nicht richtig; zunächst ist das Schmieren bei der Gasmaschine, die per Pferdekraft täglich circa 1 Kilogramm Oel erfordert, weit kostspieliger, außerdem erfordert die Batterie besondere Ausgaben, endlich erspart die Maschine auch durchaus nicht einen Heizer. Eine Dampfmaschine von 1 Pferdekraft erfordert wenig Arbeit von Seiten des Feuermannes, der daher sehr wohl noch mit einer anderen Arbeit beschäftigt werden kann; die Lenoir'sche Gasmaschine aber erfordert die vollständige Aufmerksamkeit des Arbeiters, der mit ihrer Unterhaltung und Schmierung beauftragt ist. Das ist für die Praxis vielleicht ihr wesentlichster Uebelstand. Denn diese leicht aufzustellende Maschine hat den unläugbaren Vorzug, nur während der Arbeit selbst Gas zu consumiren, sie ist daher für intermittirende Arbeiten ganz vorzüglich geeignet. Für einen Arbeiter, der täglich zehnmal 1/4 Stunde lang Betriebskraft braucht, kann diese Maschine, selbst wenn sie 2 1/2–3 Frcs. für diese Zeit kostet, sehr wohl von Vortheil seyn. Wenn er aber die Maschine während der Arbeit fortwährend schmieren muß und sich mit nichts Anderem beschäftigen kann oder einen besonderen Heizer nehmen muß, so tritt der Vortheil doch sehr zurück. Jedenfalls kann die Lenoir'sche Maschine nur eine sehr beschränkte Verwendung finden, bevor die angegebenen Uebelstände beseitigt sind. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 43.) Großartiger Bessemer-Guß. In den neuen Werken von Bessemer u. Söhnen zu Eastgreenwich bei London fand in der zweiten Hälfte des Octobers der Guß eines Bessemer-Blockes in dem enormen Gewichte von hundert Tonnen (1814 Wiener Centner) mit dem besten Erfolge statt. – Hr. Sectionsrath Ritter von Schäffer, welcher dieser interessanten Cyclopen-Arbeit beiwohnte, theilt uns darüber einige Notizen mit, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen; denn obgleich in Eisen und Stahl schon größere Massen gegossen wurden, so gewinnt doch die ganze Manipulation ein erhöhtes Interesse durch die Anwendung des Bessemer-Metalles. Der Kupolofen, in welchem die ungeheure Masse Stahl geschmolzen wurde, ist nach dem patentirten Systeme von Ireland u. Söhnen construirt; er schmilzt 13 Tonnen (zu 18. 14 Wiener Ctr.) in der Stunde und verbraucht 3 Centner Kohks auf 50 Centner Metall. Die flüssige Bessemer-Masse wurde in eine versenkte Form in Mengen von ungefähr 4 Tonnen in je 20 Minuten gegossen, so daß die ganze Operation von Früh bis Abends fertig war. Der Gußblock wird auf demselben Flecke, wo er gegossen wurde, als Amboß für einen auf Stahl eingerichteten Dampfhammer verwendet werden und wird beiläufig sechs Wochen zum vollständigen Abkühlen brauchen. Die Bestimmung des Blockes ist ein nicht zu übersehender Fingerzeig für die Dimensionen, welche die Bessemer-Industrie schon jetzt einnimmt. Wo man früher Eisen verwendete, sucht man jetzt Bessemer-Metall zu substituiren; die Eisenbahnen- und Schiffstechnik kann desselben nicht mehr entbehren. Wie der Berichterstatter in Erinnerung bringt, hat die Rhederei die Vorzüge des Bessemer-Stahles anerkannt, seitdem im verflossenen Jahre das Schiff „Clytemnestra“ im Calcutta-Strome einer Cyclone glücklich widerstand, welche gewöhnliche Fahrzeuge zehnmal in den Grund gebohrt hätte; und was die Eisenbahnen betrifft, so sind die Bessemer-Schienen wegen der großen Dehnbarkeit namentlich dort ganz unersetzlich, wo die intensive Kälte, wie in Canada, das spröde Eisen zu einem höchst gefährlichen Material macht. Soll doch jüngst eine Probe gezeigt haben, daß eine Bessemer-Schiene von 6 Fuß Länge so gebogen werden kann, daß die Peripherie der Spirale 9 Fuß und 1 Zoll maß. Dr. F. N. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 45.) Gold- und Silberproduction. Dr. Soetbeer aus Hamburg, bekannt als Autorität auf finanzwissenschaftlichem Gebiete, hat auf dem dießjährigen Handelstage in Frankfurt aus einer Reihe von Zahlenangaben die wesentliche Abnahme der Gold- und die Steigerung der Silber-Gewinnung nachgewiesen. Die Goldproduction schätzt er gegenwärtig auf 140 Millionen Thaler jährlich, die Silberproduction auf 75 bis 77 Millionen In den Jahren 1851 bis 1862 sind nach Indien 753 Millionen Thaler exportirt, also jährlich circa 62 Millionen, oder annähernd so viel, als in den betreffenden Jahren auf der ganzen Erde producirt worden sey. Der Ansicht derer, welche ein Sinken des Goldwerthes annehmen, tritt Dr. Soetbeer entgegen. Bestimmung von geringen Mengen Kupfer und Eisen im Werkblei. Lösen von 10 Grm. Blei in verdünnter Salpetersäure, Fällen mit Schwefelsäure, Filtriren, Auswaschen, Verdampfen des Filtrates zur Trockne, Ausziehen von Kupfer und Eisen aus der trockenen Masse mittelst verdünnter Schwefelsäure, Fällen des Kupfers durch Schwefelwasserstoff und Titriren des Eisens im Filtrat durch sehr verdünnte Chamäleonlösung; Lösen des Schwefelkupfers in Salpetersäure und Schwefelsäure, Verdampfen zur Trockne, Lösen in Wasser und Titriren des Kupfers nach de Haen's Methode mit Jodkalium und Hundertstel unterschwefligsaurer Natronlösung. (Dr. Mohr in Fresenius' Zeitschrift.) Neue Anwendungen des Magnesiums; von W. White. Magnesiumlampen. – Nachdem einmal festgestellt war, daß Draht und insbesondere Band die beste Form des Magnesiums ist, kam es bloß darauf an, einen Apparat zu construiren, der immer so viel Draht abwickelt, als gerade durch die Verbrennung verzehrt wird. Der Amerikaner Alonzo Grant ließ zuerst die Abwickelung des Drahtes durch ein Uhrwerk besorgen und dieß war ein wesentlicher Fortschritt. Früher kam es beim Gebrauch des Magnesiumlichtes oft vor, daß es plötzlich verlosch. Wahrscheinlich kommt dieß von kleinen Sprüngen oder Blasenräumen im Drahte oder von darin eingeschlossenen Unreinheiten her. Durch Verbesserung der Fabrication hat der Draht jetzt eine Dehnbarkeit erlangt, von welcher man vor einem Jahre keinen Begriff hatte und das Verlöschen ist dadurch bedeutend seltener geworden, besonders wenn man Band anwendet. Ich habe solches ohne Unterbrechung eine halbe Stunde brennen sehen. Mit Sicherheit kann man auch ohne Zuhülfenahme der Spirituslampe auf ruhiges Fortbrennen rechnen, wenn man ein doppeltes Band anwendet; denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß beide zugleich verlöschen und so wird immer das eine die Verbrennung des anderen unterhalten. Ich weiß, daß eine Grant'sche Lampe mit Doppelband zwei volle Stunden ohne alle Unterbrechung brannte und durch entsprechende Vergrößerung der Spulen für den Draht und des Uhrwerks läßt sich ein beliebig lange Zeit ruhig brennendes Licht erzielen. Verhalten des Magnesiumlichtes zu den Farben. – Eine Eigenthümlichkeit des Magnesiumlichtes ist die, alle Farben völlig ebenso erscheinen zu lassen, wie sie beim Sonnenlichte erscheinen. Alle Farben: Grün, Blau, Gelb, Weiß, Roth, Violett, Purpur u.s.w. erscheinen vollkommen deutlich und unverändert. Diese Eigenschaft des Magnesiumlichtes ließe sich in Färbereien, Ausschnitthandlungen und ähnlichen Etablissements benutzen, um Abends oder bei trübem nebligem Wetter Zweifel in Bezug auf die Farben der Stoffe zu beseitigen. Magnesiumlegirungen. – Man hat das Magnesium mit verschiedenen anderen Metallen ohne besondern Vortheil legirt. Es macht einige Schwierigkeiten, beim Zusammenschmelzen das Verbrennen des Magnesiums zu verhindern. Man kann dieß aber leicht verhüten, wenn man das andere Metall zuerst schmilzt und dann das Magnesium mit einer Zange oder sonst wie untertaucht, bis es ebenfalls geschmolzen ist. Eine Legirung von Blei mit Magnesium brennt mit gutem Lichte. Noch vorzüglicher sind in dieser Beziehung die Magnesiumzinklegirungen. Legirungen mit Zink im Verhältniß von 5, 10, 15 und 20 Procent lassen sich sehr leicht zu Draht verarbeiten und verbrennen ruhig, aber mit schwächerem Lichte als reines Magnesium, und verursachen mehr Qualm. Zu Feuerwerkszwecken empfehlen sich die Zinkmagnesiumlegirungen besonders. In Gestalt von Pulver zum Raketensatze hinzugefügt, geben diese ein schönes Licht und in Gestalt von Draht sind sie selbst schon ein einfacher und effectmachender Feuerwerkskörper. (Photographisches Archiv, October 1865, S. 377.) Ueber die Zersetzbarkeit der Salzsäure durch Kupfer. Die Meinungen der Chemiker über das Verhalten des Kupfers gegen Chlorwasserstoffsäure gehen wesentlich auseinander. Während beispielsweise Wurtz in seinem ausgezeichneten Werke: Leçon de philosophie chimique pag. 63 die Unzersetzbarkeit der Salzsäure durch Kupfer hervorhebt, findet sich in dem so gründlichen Lehrbuche der Chemie von Graham-Otto (IV. Auflage, Bd. II, 3. Abth. S. 209), ohne daß der Beobachter genannt wäre, die Angabe, daß das Kupfer in sehr fein vertheiltem Zustande von concentrirter Salzsäure unter Entwickelung von Wasserstoff gelöst werde. Diese letztere Angabe ist nach C. Weltzien richtig; denn concentrirte Salzsäure wird von fein vertheiltem Kupfer unter Wasserstoffentwickelung, wenn auch sehr langsam, zersetzt. Die Einwirkung erfolgt rascher, wenn man gasförmige Chlorwasserstoffsäure über glühendes, fein vertheiltes Kupfer leitet. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1865, Bd. CXXXVI S. 109.) Die sogenannte Pharaonsschlange. Unter dem Namen Pharaonsschlange kommt seit einiger Zeit in Paris (und jetzt auch als deutsches Fabricat) ein Spielzeug in den Handel, welches auf einer eigenthümlichen, von Wöhler im J. 1821 entdeckten Eigenschaft des Schwefelcyanquecksilbers beruht. Erhitzt man diese Verbindung gelinde, sagt W., so schwillt sie plötzlich, sich gleichsam aus sich selbst in wurmartigen Gestalten windend, um das Vielfache ihres vorigen Umfanges zu einer sehr leichten Masse, unter Entwickelung von etwas Schwefelkohlenstoff, Stickstoff und Quecksilber, auf. In Paris mischt man dieselbe in gewissen Verhältnissen mit chlorsaurem Kali und formt daraus kleine Cylinder. Beim Erhitzen krümmt sich ein solcher Cylinder wie eine Schlange und nimmt ein schuppiges Aussehen an. Die Schachteln, in denen diese „Schlangen“ verkauft werden, sind allerdings mit der Aufschrift „Gift“ versehen, doch ist vor diesem Spielzeug noch ganz besonders zu warnen, da dasselbe gewissen Bonbons ähnlich steht, und in Paris bereits Unglücksfälle verursachte. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 40.) Ueber den Einfluß des Gypses auf die Zusammensetzung der Weine, nach Chancel. Ueber diesen Gegenstand hat G. Chancel neuerlich eingehende Untersuchungen angestellt. Es ergibt sich aus denselben, daß durch den Zusatz einer hinlänglichen Menge von Gyps fast alles in den Trauben vorhandene Kali als Weinstein in den Wein übergeführt und auf diese Weise der Weinsäuregehalt des letzteren vermehrt wird; daher vermag gegypster Wein wenigstens ebenso große Mengen von Weinstein in den Fässern abzusetzen, als die gewöhnlichen Weine. Die Trestern von stark gegypstem Weine enthalten weit weniger Kali, als die von Wein, welcher auf die gewöhnliche Weise behandelt worden; deßhalb haben solche Trestern auch einen weit geringeren Düngerwerth, als die von nur schwach oder gar nicht gegypsten Weinen herrührenden. Uebrigens ist wohl zu beachten, daß der größere Theil des zweifach-weinsauren Kalis bei den Schalen zurückbleibt und erst dann in den Most übergeht, wenn jene durch die Gährung zersetzt werden; denn die Analyse der Weißweine und Bleicherte, also gerade solcher Weine, welche nicht auf den Trestern gegohren haben, beweist, daß sie etwa nur halb so viel Weinstein enthalten, als die während der ganzen Dauer der Gährung mit den Trestern in Berührung gebliebenen, aus denselben Trauben gekelterten Rothweine. Kurz zusammengefaßt sind die Wirkungen des Gypses, wie er in der Praxis angewendet wird, die folgenden: 1) Er führt aus den Trestern die Hälfte der Weinsäure in den Wein über, welche ohne seine Vermittelung in den ersteren als Weinstein zurückbleiben würde. 2) Er vermehrt die Säure des Weins, so daß derselbe am Acidimeter höhere Grade zeigt; ferner erhöht und belebt er dessen Farbe und vermehrt dessen Haltbarkeit. 3) Er vermittelt den Uebertritt des größeren Theiles von dem in den Trestern als Weinstein vorhandenen Kali in den Wein und zwar in Form von schwefelsaurem Kali. (Comptes rendus, t. LX p. 408; Februar 1865.) Transparente Lackfarben aus Anilinfarbstoffen. In dem neuesten Hefte seines chemisch-technischen Repertoriums (1865 I) macht Dr. Jacobsen darauf aufmerksam, daß das käufliche Anilin bei seinem jetzigen niedrigen Preise (25 Sgr. und darunter) verdiene, auf weitere technische Verwendung geprüft zu werden. So löst das Anilin den Kautschuk (in der Wärme in ziemlich bedeutender Menge), wohl alle Harze mit sauren Eigenschaften, Anilinfarbstoffe etc. Schellack löst sich völlig in Anilin auf und färbt man die dickliche Lösung mit einer concentrirten Lösung einer Anilinfarbe in Anilin, so erhält man Farblösungen, die sich sehr gut zum Malen transparenter Bilder auf Glas, zum Malen auf Porzellan etc. eignen. Anilinfarben in Anilin gelöst besitzen in der Transparenz ein hohes Lüster und die schellackhaltige Farblösung haftet ganz vortrefflich auf Glas und Porzellan. Man kann auch direct Anilinfarbstoffe in der Schellack-Anilinlösung durch Erwärmen auflösen, nur nicht Fuchsin, weil dieses durch Erhitzen mit Schellack bekanntlich in Blau (Bleu de Mulhouse) übergeführt wird, weßhalb man eine kalt bereitete Lösung von Fuchsin in Anilin mit der Schellack-Anilinlösung mischen muß. Diese Farblösungen lassen sich auf der Palette auch mit Oelfarben mischen und kann man dadurch in einzelnen Farben eine Brillanz der Töne erzeugen, die Oelfarben sonst nicht zeigen, nur muß der zu den Oelfarben verwendete Firniß bleifrei seyn; auch darf man die Anilinfarben nicht mit Bleifarben mischen, sollen sie nicht, namentlich das Fuchsin, rasch zerstört werden. Petroleum-Gewinnung in Hannover. Die Petroleum-Production im Amtsbezirk Burgdorf in Hannover nimmt einen merklichen Aufschwung, namentlich in Sehnde, wo die Bohrversuche nach Qualität und Quantität besonders günstig ausgefallen sind. In drei dortigen Gruben wird jetzt (1. November) täglich durchschnittlich ein Quantum von je 3 Tonnen oder Centner Rohpetroleum gewonnen, welches an Qualität das amerikanische Rohpetroleum bedeutend übertrifft, indem dieses nur 50, das Sehnder Product aber fast 75 Proc. Reinpetroleum enthält. An einem Orte dortigen Amtes hat sich freilich nur ein Product gefunden, welches wenig mehr als 10 Procent reinen Petroleums enthielt. Das Bereich der Theerquellen von Hänigsen, welche schon vielleicht seit Jahrhunderten Bergtheer in kleinen Quantitäten producirten (d. i. nichts Anderes als Rohpetroleum), wird in Kurzem ebenfalls angebohrt werden, und ist dort – nach der Güte des schon bisher gewonnenen Products zu schließen – eine besonders gute Ausbeute zu hoffen. Die englische Gesellschaft, welche diese Bohrungen unternommen hat, hat mit 37 Gemeinden unseres Landes, zum größeren Theil im vormaligen Amt Ilten (nunmehr Burgdorfer-Amts) belegen, behufs Bohrens Contracte geschlossen und ist im Begriff, mit noch mehreren abzuschließen. (Berggeist, 1865, Nr. 89.) Anwendung der Guacoyol-Steine als Brennmaterial. Eine mexicanische Zeitung berichtet, daß die Steine der Frucht von der Guacoyol-Palme, welche außerordentlich reichlich an der mexicanischen Küste von San Blas und in dem Thal von Banderas wächst, nach Versuchen welche auf einigen englischen Kriegsschiffen angestellt wurden, mit großem Vortheil als Brennmaterial für Dampfschiffe verwendbar sind, indem sie dieselbe Heizkraft wie ihr gleiches Gewicht der besten Steinkohlen ergaben, wogegen sie den Vortheil gewähren, daß sie einerseits die Lagerräume und die Hände der mit ihnen beschäftigten Arbeiter nicht beschmutzen, andererseits weder der von selbst erfolgenden Verbrennung, noch einer Benachtheiligung durch Leckwerden des Schiffes unterworfen sind. Gegenwärtig kann man dieselben zu San Francisco um beiläufig den halben Preis eines gleichen Gewichtes Steinkohlen kaufen, und man glaubt, daß jährlich viele Tausend Tonnen derselben gesammelt werden könnten. (Mechanics' Magazine vom 29. September 1865.) Mosselmann's Düngerbereitung, sogenannter animalisirter Kalk. Hr. A. Mosselmann, Administrator der Vieille Montagne und des Crédit agricole, 15 rue du Milan in Paris, hat seine Bereitung eines sich unverändert conservirenden Düngers, des sogenannten animalisirten Kalks, zuerst in einem Aufsatz in den Comptes rendus de l'Académie de sciences von 1863 beschrieben, woraus derselbe im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 308 mitgetheilt wurde. Seitdem hat Hr. Mosselmann sein Verfahren in den Details für die praktische Anwendung wesentlich modificirt. Er construirte als Sammelplätze der festen und flüssigen menschlichen Excremente transportable Abtrittsgruben (fosses mobiles). Dieselben werden durch zwei an Dimensionen gleiche und zusammengehörige Gefäße aus Zinkblech gebildet; das obere Gefäß dient dabei zur Aufnahme der festen, das untere eben so für die flüssigen Excremente, wozu ein Rohr die Communication beider Gefäße bewirkt. Jedes dieser Gefäße ist mit einer durchlöcherten Seitenwand (diviseur) ausgestattet, um geeignete Abtheilungen zur Abscheidung zu bilden: im oberen Gefäße um das Flüssige vom Festen zu trennen, und im unteren Gefäße um den Urin zum Aufsteigen in dem größeren Raume zu zwingen, der mit Kalkpulver (ungelöschtem Kalk) gefüllt ist. Beide Gefäße sind eben so leicht von ihren Standorten zu entfernen, wie durch neue (leere) Gefäße zu ersetzen. Das obere Gefäß wird mit den thönernen Fallröhren der Abtritte verbunden.Diese transportablen Abtrittsgruben sind nach beigegebenen Abbildungen beschrieben in Prof. Rühlmann's Abhandlung „über Mosselmann's Düngerbereitung“ in den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1865 S. 118, wornach unser Artikel bearbeitet ist.A. d. Red. Düngerbereitung aus den festen Excrementen. – Aus den Inhalten der oberen Gefäße, d.h. aus den festen Excrementen, bereitet Mosselmann einen für die Landwirthschaft unmittelbar brauchbaren Dünger dadurch, daß er solche mit gebranntem Kalke mechanisch vermengt, den man vorher mit 50 Procent seines Gewichts Urin zu Pulver gelöscht hat. Hierzu werden jene Gefäße auf der ebenen und festen, aus Thon gebildeten Tenne einer Art Scheuer (eines bedachten Schuppens) über Stellen ausgeschüttet, die man vorher mit dem erwähnten präparirten Kalkpulver überschüttet und jede derselben mit einem etwa 4 Zoll hohen Walle desselben Kalkes umgeben hatte. Mit Hülfe hölzerner (Korn-) Schaufeln umhüllt man die Kothmasse derartig sorgfältig, daß dieselbe getrennte Knollen und beziehungsweise grobe Körner bildet, die überall vom Kalke umgeben, mit demselben aber nicht vermengt sind. Nach verhältnißmäßig kurzer Zeit (10 bis 12 Minuten) ist der Inhalt dreier Gefäße (zusammen 0,245 Kubikmeter betragend) so weit verarbeitet, daß das Ganze wie appetitliche Kalkpräparate erscheint, die man ohne irgend eine Unannehmlichkeit zu empfinden in die Hand nehmen und den Magazinen überweisen kann, aus welchen sie ohne Weiteres als künstlicher Dünger verkauft werden. Beim Aufbrechen der gebildeten Knollen zeigt sich der ganze Inhalt sofort als mehr oder weniger frisches, menschliches Excrement. Düngerbereitung aus den flüssigen Excrementen. – Was nun die Düngerbereitung aus Urin anlangt, so wird zuerst gebrannter Kalk mit Urin zu Pulver gelöscht, wobei er zu dem 2 1/2fachen des ursprünglichen Volums aufschwillt; hierauf übergießt und vermengt man ihn mit einer größeren Menge Urin, von dem er nun noch ein eben so großes Volumen absorbirt, als sein eigenes in dem aufgequollenen Zustande ist. Der Vortheil dieser in zwei Perioden stattfindenden Zufügung des Urines zum Kalke besteht darin, daß 1 Hektoliter Kalk im Ganzen 3 Hektoliter Urin aufzunehmen vermag, d.h. viel mehr als nach der sonst schon bekannten Methode, den Kalk direct und sogleich mit dem ganzen einzuverleibenden Urinquantum zu mischen. – Gegen die Mosselmann'sche Düngerbereitung stellt der unter dem Titel: „Ueber Abfuhr und Verwerthung der Dungstoffe“ im Buchhandel erschienene Commissionsbericht an das königl. preußische Ministerium wesentliche Bedenken auf. 1 Kbkf. gebrannter Kalk = 83 Pfd. braucht 41 1/2 Pfd. Urin = 0,65 Kbkf., um iniu Kalkhydrat übergeführt zu werden, vergrößert dabei sein Volumen auf 2 1/2 Kbkf. und kann dann 2 1/2 Kbkf. Fäces aufnehmen, um damit „animalisirten Kalk“ zu bilden; zur Darstellung von chaux supersaturée d'urine (mit Urin übersättigtem Kalk) bedarf 1 Kbks. Kalk 3,15 Kbkf. Urin. Rechnet man auf die Person rund 10 Kbkf. gewinnbarer Excremente jährlich, so würde Berlin (1861 : 547,571 Einw.) jährlich circa 550,000 Kbkf. Fäces und 4,900,000 Kbkf. Urin liefern, zu deren Ueberführung in animalisirten und mit Urin übersättigten Kalk jährlich 1,660,000 Kbkf. gebrannter Kalk nöthig wären, d.h. etwa sechsmal so viel als jetzt die großartigen Rüdersdorfer Kalkbrüche liefern; viele Städte würden sich die nöthige Kalkmenge gar nicht verschaffen können. Nach den Industrie-Blättern würden die Herstellungskosten des Productes für Berlin, wenn man den Kalk zu den Selbstkosten berechnet, etwas über 5 Sgr. per Centner betragen, während der Dungwerth an Stickstoff und Phosphaten 2 1/6 Sgr. per Centner beträgt. Ein noch wichtigeres Bedenken möchte darin liegen, ob es rathsam ist, dem Boden so große Mengen Kalk zuzuführen (mit jeder Düngung von 115 bis 237 Kbkf. Latrinenstoffe auf den Morgen 35,6 bis 73,5 Kbkf. gebrannten Kalkes dem Boden einzuverleiben). Bei der Desinfection der Senkgruben nach dem Müller-Schür'schen System (beschrieben S. 78 in diesem Bande des polytechn. Journals) erhält man Kalkexcremente mit bei weitem geringerem Kalkgehalte. Ergänzung der Berichtigungen zu der in Bd. CLXXVII S. 173 enthaltenen Abhandlung über die künstlichen Metallconstructionen der Geschützrohre. S. 175 Zeile 18 von oben anstatt: 110 zu lesen: 119; S. 183   9 von unten anstatt: r₀(N₀ – N₁) – (r₁ – r₀)N₀ zu lesen: r₀(N₀ – N₁) – (r₁ – r₀)N₁; S. 183   2 von unten aber – N₀ stehen zu lassen; S. 184   9 von unten anstatt: (r₁ – r₀)²π zu lesen: (r² – r₀²)π.