Titel: Ueber den Chromavanturin; von J. Pelouze.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XLIII., S. 156
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XLIII. Ueber den Chromavanturin; von J. Pelouze. Aus den Comptes rendus, t. LXI p. 613; October 1865. Pelouze, über den Chromavanturin. Bekanntlich theilt das Chromoxyd den Flüssen, namentlich dem Glase, eine grüne Farbe mit. Dieselbe Eigenschaft besitzt auch das zweifach-chromsaure Kali, was sehr erklärlich ist, da dieses Salz durch Hitze in Chromoxyd und neutrales chromsaures Kali zerlegt wird. Die letztere Verbindung wird ihrerseits wieder durch Kieselsäure zerlegt, wobei Sauerstoff entweicht und kieselsaures Kali nebst Chromoxyd sich bilden. Demnach wird in Gegenwart von Kieselsäure der ganze Chromsäuregehalt des zweifach-chromsauren Kalis in Chromoxyd übergeführt, welches im Glase bleibt. Ist die vorhandene Menge des Salzes verhältnißmäßig gering, so erscheint das Glas durchsichtig, vollkommen homogen und grün, mit einem schwachen Stich in's Gelbliche gefärbt. Ist mehr chromsaures Salz vorhanden – bis zu einer gewissen Grenze – so finden sich im Glase Flitterchen von Chromoxyd. Meine Versuche wurden mit dem nachstehenden Satze angestellt, der stets derselbe blieb und von welchem ich bei allen Proben dieselbe Quantität nahm, während nur die Menge des zugesetzten chromsauren Salzes abgeändert wurde: Sand 250 Theile kohlensaures Natron 100 Kalkspath 50 Erster Versuch. – Mit 10 Grm. zweifach-chromsaurem Kali schmilzt der Satz und läutert und kühlt sich gut. Das Glas ist homogen, durchsichtig und von grüner, schwach in's Gelbliche stechender Farbe. Zweiter Versuch. – Mit 20 Grm. zweifach-chromsaurem Kali läßt sich das erhaltene Glas ebenso leicht verarbeiten und kühlen, als das vorhergehende; seine Farbe ist sehr dunkel und tief grün, und in seiner Masse lassen sich deutlich kleine Flitterchen von Chromoxyd unterscheiden. Dritter Versuch. – Bei Zusatz von 40 Grm. Chromsäuresalz schmilzt der Satz merklich schwieriger. Die Masse des erhaltenen Glases ist mit äußerst stark glänzenden Krystallen erfüllt. Wer von diesem Glase Proben sah, verglich dasselbe sofort mit dem venetianischen Avanturin und nannte es Chromavanturin, welchen Namen ich für dieses Product beizubehalten vorschlage. Vierter Versuch. – Bei einem Zusatze von 50 Grm. Bichromat schmilzt der Satz außerordentlich schwierig; das erhaltene Glas zeigt sich mit einer verworrenen Masse von Chromoxydkrystallen erfüllt und besitzt durchaus nicht den Glanz und die Schönheit des beim vorigen Versuche erhaltenen. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der beste Satz zur Darstellung des Chromavanturins folgender ist: Sand 250 Theile kohlensaures Natron 100 kohlensaurer Kalk 50 zweifach-chromsaures Kali 40 Das mit diesem Satze dargestellte Glas enthält 6 bis 7 Proc. Chromoxyd, welches beinahe zur Hälfte mit der Glasmasse verbunden, während seine andere Hälfte in Form glänzender Krystallflitterchen in derselben ausgeschieden, in freiem Zustande vorhanden ist. Der grüne Avanturin ist weit leichter darzustellen, als der venetianische. Der erstere entsteht beim Einschmelzen, während der letztere sich erst beim Kühlen bildet. Der Chromavanturin wirft an der Sonne und an hell erleuchteten Orten glänzende Lichtstrahlen zurück und funkelt sehr stark; in dieser Beziehung wird er nur vom Diamant übertroffen. Er ist härter als Fensterglas, welches er mit Leichtigkeit ritzt und schneidet, besonders aber weit härter als der venetianische Avanturin, und hat in dieser Hinsicht größeren Werth als der letztere. Ungeachtet der unregelmäßigen Umrisse der im Chromavanturin zerstreuten Krystallflitterchen erkannte Daubrée dennoch mit Sicherheit die Form eines regelmäßigen Sechsecks (die Krystallformen des Chromoxyds gehören bekanntlich dem hemiedrisch drei- und einachsigen oder rhomboëdrischen Krystallsysteme an, und das Oxyd ist isomorph mit Thonerde, Beryllerde und Eisenoxyd). Diese Krystallflitterchen zeigen übrigens die größte Aehnlichkeit mit manchen Varietäten von blättrigem Eisenglanz oder Eisenglimmer, wie sie an manchen Fundorten vorkommen. Die Farbe des neuen Avanturins ist das dritte Grüngelb, 13. Ton von Chevreul's Farbenkreis. Die Steinschleiser, denen ich meine ersten Proben des neuen Avanturins zeigte, welche einige von ihnen geschnitten haben, behaupten einstimmig, daß dieses Product eine wichtige Bereicherung ihrer Industrie sey. Dieser Grund veranlaßte mich zur Veröffentlichung der vorstehenden Mittheilung.