Titel: Ueber die weiteren Verbesserungen an Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar.
Autor: Gangolf Delabar [GND]
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXI., S. 249
Download: XML
LXI. Ueber die weiteren Verbesserungen an Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar. Delabar, über neuere französische Heißluftmaschinen. In unserem letzten ArtikelPolytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 417. haben wir drei englische Erfindungen, die sich auf neue Anordnungen, resp. Verbesserungen an Heißluftmaschinen beziehen, besprochen. Im Folgenden sollen nun ebenso drei französische Erfindungen der Art zur Besprechung kommen. Dieselben beziehen sich auf die Heißluftmaschine von Burdin und Bourget, auf die Luft- und Gasmaschine von Million und auf die calorische Maschine von Laubereau. Diese Maschinen sollen nach einander nach den hierüber bekannt gewordenen, in jedem Falle besonders angegebenen Mittheilungen betrachtet werden. I. Die Heißluftmaschinen von Burdin und Bourget.Nachden Comptes rendus, 1865, t. LX p. 710,dem Génie industriel, 1865, t. XXX p. 103, unddem polytechnischen Centralblatt, 1865 S. 1040. In verschiedenen Abhandlungen hatten die genannten Erfinder, Burdin und Bourget, schon früher der französischen Akademie der Wissenschaften die ökonomischen Vortheile auseinandergesetzt, welche nach ihrem Dafürhalten bei Kraftmaschinen durch Anwendung von heißer Luft statt Dampf erlangt werden können. Die weiteren Untersuchungen, welche dieselben über den gleichen Gegenstand gemacht, haben sie zu Folgerungen geführt, die, wenn sie sich anders bewahrheiten würden, einen großen Fortschritt auf dem Gebiete der motorischen Kräfte nach sich ziehen müßten. Sie glauben nämlich, mittelst der Anordnungen, die sie in ihrer neueren Abhandlung in den Comptes rendus vom 10. April 1865 (t. LX p. 710) beschrieben haben (von wo dieselben in die anderen, von uns angegebenen Zeitschriften übergegangen) und die wir sogleich näher besprechen werden, bei Anwendung von heißer Luft dieselbe mechanische Arbeit mit nur 1/10 des Brennmaterialverbrauchs erzeugen zu können, der zur gleichen Leistung bei Anwendung von Dampf nöthig sey. Und reducire sich diese Oekonomie von 9/10 im schlimmsten Falle auch auf die Hälfte, so sey dieß, behaupten sie, noch immer ein enormer Dienst, der damit der Industrie und Technik geleistet werde. Diese ziemlich kühne Behauptung stützen die genannten Erfinder darauf, daß sie aus einer vergleichenden Berechnung ihrer ideellen Luftmaschine mit einer wirklichen Dampfmaschine zu dem allerdings sehr günstigen Resultate gelangen, wornach erstere per Stunde und Pferdekraft bloß 0,2 Kilogr. Kohlen verbrauche, während letztere zu der gleichen Leistung durchschnittlich 2 Kilogr. consumire. Allein nach Allem was wir über deren Erfindung erfahren konnten, stützt sich dieses Resultat auf keine wirkliche Maschine und noch viel weniger auf wirklich praktische Versuche mit einer solchen, und eben deßhalb kann es auch durchaus nicht als eine ausgemachte Wahrheit hingenommen werden. Wir unsererseits halten uns wenigstens von der Richtigkeit desselben so lange nicht überzeugt, bis es durch zuverlässige Versuche sich bestätigt haben wird. Im Uebrigen bieten indessen ihre Vorschläge in theoretischer wie in praktischer Hinsicht für jeden Techniker so viel Interesse dar, daß wir nicht anstehen, dieselben der Hauptsache nach unseren Lesern hiermit zur Kenntniß zu bringen. Die Erfinder gehen hierbei von der Voraussetzung aus, daß der Rauch und die Verbrennungsgase von einer gewöhnlichen Feuerung aus, die ähnlich wie eine Dampfkesselfeuerung eingerichtet sey, durch einen nach abwärts geneigten Canal in den Schornstein entweiche und daß in diesem Canal der Länge nach einige parallele Röhren sich befinden, durch welche die Luft, mittelst einer besonderen Vorrichtung bis zu 2 Atmosphären comprimirt, der Bewegungsrichtung des Rauches entgegengesetzt, also aufwärts bis zur Feuerung geleitet werde und dabei den Verbrennungsgasen ihre Wärme allmählich entziehe. Damit dieser Zweck der Lufterwärmung möglichst vollkommen erreicht werde, sey aber nöthig: 1) daß die Leitungsröhren in gehöriger Zahl und Längenausdehnung vorhanden seyen, um dem Rauch und den Verbrennungsgasen eine hinreichend große Heizfläche darzubieten; und 2) daß der zur Erwärmung dienende Rauch so lange als er die Röhren umspült, eine höhere Temperatur beibehalte als diese selbst haben. Nach Péclet nimmt ein Quadratmeter Röhrenheizfläche in der Secunde 0,14 Wärmeeinheiten auf, wenn ihre Temperatur fortwährend 50° C. niedriger ist als die der umgebenden Luft. Um daher unter gleichen Umständen eine Wärmeeinheit aufzunehmen, braucht man 1/0,14 = 7,15 Quadratmeter Heizfläche und, wenn die kupfernen Röhren 1 Millimet. Wandstärke erhalten, so wiegen sie 7,15 . 0,001 . 8900 = 63,5 Kilogr. Indem man den Canal mit den Röhren verlängert, könne man es dahin bringen, daß der Rauch bis auf 111° C. abgekühlt werde. Es sey dieß jedoch die äußerste zulässige Abkühlung, weil Luft von 2 Atmosphären Spannung unter dem Gebläse, also schon durch die Comprimirung auf diesen Druck, die Temperatur von 61° annehme und doch noch mindestens 50° kühler als der Rauch seyn müsse, um die oben bezeichnete Wärme aufnehmen zu können. Hat nun die auf 2 Atmosphären comprimirte Luft auf ihrem Wege durch die Röhren bis zur Feuerung die Temperatur von 700° bis 800° C. erreicht, so gelangt sie: 1) in den Betriebscylinder, um den Kolben desselben anfänglich mit Volldruck und nachträglich mit Expansion bis zur Atmosphärenspannung in Bewegung zu setzen, wobei sie sich um 146° abkühle, und hierauf 2) in den Feuerherd, um sich daselbst in unmittelbarer Berührung mit der glühenden Kohle von ihrer bis auf 654° erniedrigten Temperatur sofort wieder auf jene von 800° bis 900° zu erhöhen, womit sie nun den äußeren Umfang der Heizröhren umspült und ihre Wärme zur Erhitzung der in den Röhren zugeleiteten frischen comprimirten Luft abgibt. Man sieht, daß durch diese Anordnung die ganze Wärme des Brennstoffes ausgenutzt wird, mit Ausnahme jener, welche der Rauch am Ende des Canals noch mit sich in den Schornstein fortführt, nämlich: 111 . 0,24 . 36 = 960 Wärmeeinheiten per Kilogramm der verbrauchten Kohle. Bei dieser Rechnung wurde vorausgesetzt: 1) daß die Menge der Verbrennungsluft dreimal so groß sey als diejenige, welche nach der gewöhnlichen Annahme nothwendig ist, um den Kohlenstoff in Kohlensäure umzuwandeln, ohne daß sich hierbei Kohlenoxyd bildeDie Luft, welche zur Verbrennung von 1 Kilogr. Steinkohle nöthig ist, wiegt nach Redtenbacher 11,6 Kilogr., wofür man gewöhnlich 12 Kilogr. annimmt., und 2) daß der Stickstoff, die Kohlensäure und der Sauerstoff bei ihrem Entweichen aus der Feuerung in den Schornstein durchschnittlich eine spec. Wärme von 0,24 besitzen, was indessen die äußerste Grenze seyn dürfte, indem die der Kohlensäure und des Sauerstoffs jedenfalls geringer ist.Nach den Versuchen von de la Roche und Berard ist die specifische Wärmebei gleichem Druck,jene des Wassers= 1    gesetzt,für Stickstoff= 0,275  „  Kohlensäure= 0,221  „  Sauerstoff= 0,236–––––––––die der Mischung also im Mittel= 0,244. Unter diesen Voraussetzungen und unter der weiteren Annahme des mechanischen Wärmeäquivalents zu 425 Kilogr.-Met. liefert die von Burdin und Bourget projectirte Maschine eine mechanische Arbeit von: 7000 . 425 – 960 . 425 = 2'567'000 Kilogr.-Met. per Kilogramm Kohle. Da nun die besten Dampfmaschinen per Stunde und Pferdekraft mindestens 1 Kilogr. Kohle gebrauchen, also mit einem Kil. Kohle nur 75 . 3600 = 270'000 Kil.-Met. leisten, so ergibt sich hiernach für die neue Maschine eine Leistung, welche 2'567'000/270'000 = 9 1/2 mal so groß ist als die der besten Dampfmaschine, oder umgekehrt, die neue Maschine verbraucht per Stunde und Pferdekraft nur 1/(9 1/2) = 2/19 = 0,105, also bereits nur 1/10 Kilogr. Kohle. Nehmen wir aber den Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft für die Dampfmaschine, wie oben, zu 2 Kilogr. an, so stellt sich diese Rechnung für die neue Maschine noch günstiger, was kaum wahrscheinlich ist, deßhalb die Leistung der neuen Maschine jedenfalls kleiner, d.h. der Verlust größer, als oben berechnet, angenommen werden muß. Würde die Luft auf 3, 4, 5 oder mehr Atmosphären, statt nur auf 2 Atmosphären comprimirt, so würde zwar der Betriebscylinder noch kleinere Durchmesser erhalten; allein der Vortheil dieser Volumensverminderung würde anderseits wieder durch den Nachtheil eines größeren Wärmeverlustes ausgeglichen, und zwar vorzüglich aus dem Grunde, weil der Rauch, um an diese stärker comprimirte, also wärmere Luft, noch Wärme abgeben zu können, mit einer höheren Temperatur als mit 111° im Schornstein entweichen müßte. Uebrigens läßt sich zeigen, daß ein Betriebscylinder, der mit Luft von 2 Atmosphären Spannung eine eben so große mechanische Arbeit verrichtet als wenn er mit Dampf gespeist würde, keine übermäßig großen Dimensionen erhält. Denn in einem Cylinder von 1,2 Met. Durchmesser und 0,6 Met. Länge, also einem Fassungsraum von 0,678 Kubikmet., liefert der Kolben beim Volldruck der Luft per Hub eine mechanische Arbeit von 10334 . 0,678 = 7000 Kil.-Met., wobei der Luftverbrauch 0,678 Kubikmeter von circa 800° Temperatur und 2 Atmosphären Spannung, oder 0,346 Kubikmet. gewöhnliche Luft von 0° Temperatur und 1 Atm. Spannung beträgt. Die Expansion der heißen Luft liefert überdieß nach den Untersuchungen der Erfinder 1795 Kilogr.-Met., während dagegen die vorhergehende Compression 565 Kil.-Met. und das Zurücktreiben 2187 Kil.-Met. erfordern, so daß sich die theoretische verfügbare Arbeit per Hub herausstellt auf: 7000 + 1795 – 565 – 2187 = 6043 Kil.-Met. Arbeitet man mit höherem Druck, so erzeugt derselbe Cylinder allerdings eine beträchtlichere Arbeit, allein der Cylinder verlangt dann, wegen der stärkeren Expansion, auch, eine größere Länge; ferner wird der Rauch mit höherer Temperatur entweichen, wodurch der Wärmeverlust vergrößert wird; sodann müssen die Leitröhren, um den stärkeren Druck aushalten zu können, selbst stärker werden, wodurch aber ihre Fähigkeit, die Wärme aufzunehmen, ungeachtet der größeren Dichtigkeit der Luft, vermindert wird; zudem wachsen die Undichtheiten und die Reibung des Betriebskolbens mit der Spannung in höherem Maaße als die Reibungsfläche kleiner wird, und endlich wird die Maschine, obschon kleiner, doch ein größeres Gewicht verlangen, eben weil sie größere Wandstärken nöthig macht. Aus allen diesen Gründen folgt aber, daß es rathsam ist, die Luft von keiner höheren Spannung als auf 2 Atmosphären comprimirt, anzuwenden. Immerhin wiege indessen die ganze neue Maschine mit ihren Röhren und allem ihrem Zubehör nicht so viel als die meisten Dampfmaschinen mit ihren großen und explosibeln Kesseln, welche höchstens 1/10 der der Kohle innewohnenden Wärme nutzbar machen.Diese bei der besten Dampfmaschine in nützliche Arbeit übergetragene Wärme beträgt sogar nur, wie ich in einer früheren Abhandlung (s. polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 7) näher angegeben, 1/20 der im Brennstoff enthaltenen Wärme. Um die Betriebsmaschine und das Gebläse oder die Luftpumpe möglichst compendiös in einem und demselben Organe zu vereinigen und um ohne Nachtheil mit hoher Temperatur arbeiten zu können, haben die Erfinder ihrem Motor folgende Haupttheile und Einrichtung gegeben:Leider haben sie ihrer Beschreibung keine Zeichnungen beigegeben und sind wir daher auch nicht im Falle, unseren Bericht mit solchen begleiten zu können. 1) Der Hauptkolben ist ein oben offener Cylinder aus Gußeisen von 0,015 Meter Wandstärke und 1,20 Met. Durchmesser, der oben mit einem vorstehenden Rand versehen ist, so daß er einem umgekehrten Hut gleicht. 2) In diesen ersten gußeisernen Kolben ist ein zweiter irdener Kolben eingesetzt, der aus einem ähnlichen Cylinder ohne Rand aus einem feuerfesten, die Wärme nicht leitenden und mit Eisen verankerten Material besteht. 3) Diese beiden Kolben sind ihrerseits in einen dritten irdenen Cylinder eingesetzt, der, dem zweiten gleichend, ebenfalls aus einem feuerfesten Stoff zusammengesetzt ist und oben vom horizontalen Rand des ersten gußeisernen Kolbens um beinahe 0,01 Meter überragt wird. 4) Alle drei Stücke können sich unabhängig von einander bewegen, und zwar erhält das Mittelstück oder der Hauptkolben seine Bewegung von einer Kolbenstange wie bei einem gewöhnlichen Kolben, während die beiden anderen Kolben ihre mit gewissen Beschleunigungen vor sich gehenden Bewegungen mittelst geeigneter Excentriken erlangen. 5) Diese drei Kolben befinden sich in einem ausgebohrten Cylinder, welcher selbst wieder von einem Cylinder aus feuerfestem Material umgeben, unten durch einen gewöhnlichen Boden, oben aber durch einen Deckel in Form eines umgestürzten, den drei beschriebenen Kolben angepaßten Hutes geschlossen ist. Dieser Cylinder ist ungefähr 2,20 Meter lang, weil er den Hauptkolben auch noch nach der Expansion der Luft aufzunehmen hat, und ist derselbe als der eigentliche Betriebscylinder zu betrachten. Damit der äußere Rand des Hauptkolbens gegen die Wand desselben dicht anschließe, ist er mit einem Dichtungs- oder Liderungsring versehen. 6) Alle Theile, welche der heißen Luft ausgesetzt sind, sind mit einem feuerfesten Material ausgefüttert. Was nun im Weiteren die Wirkungsweise der neuen Maschine betrifft, so bemerken die Erfinder hierüber Folgendes: Angenommen, der Apparat befinde sich in verticaler Lage und alle beweglichen Theile seyen am oberen Ende des Betriebscylinders ineinandergeschoben, so gehen alle drei Kolben, wenn man die comprimirte heiße Luft auf den inneren oberen Kolbentreten läßt, gleichzeitig niederwärts; allein das Excentric des äußeren unteren Kolbens ertheilt diesem eine beschleunigte Bewegung und in Folge dessen wird gewöhnliche frische Luft angesogen. Inzwischen setzt der Hauptkolben seinen Lauf weiter fort, schließt die Saugventile, comprimirt die angesogene Luft und treibt sie in die Heizröhren. Dabei münden diese in ein besonderes Reservoir mit einem als Druckregulator dienenden beweglichen Kolben, welcher verhindert, daß die Spannung der Luft in der Maschine zwei Atmosphären übersteigen kann. Nach der entgegengesetzten Richtung findet derselbe Vorgang statt. Die heiße Luft tritt von unten gegen den äußeren Kolben ein. Dadurch werden alle drei Kolben gemeinschaftlich aufwärts getrieben; allein während der Hauptkolben und der untere äußere Kolben regelmäßig aufsteigen, bewegt sich der obere innere Kolben mit einer beschleunigten Geschwindigkeit aufwärts, in Folge dessen wieder in dem Raum über dem Metallrand des Hauptkolbens frische Luft angesogen, comprimirt und durch den oben erwähnten Regulator in die Heizröhren getrieben wird, von wo sie, gehörig erhitzt, in die Maschine zum Betriebe des Hauptkolbens zurückgelangt. Die Betriebsmaschine und die Luftpumpe sind also bei der neuen Anordnung, wie man sieht, in einen Apparat vereinigt, und man braucht deßhalb bei ihr nicht, wie dieß bei solchen Maschinen sonst meistens der Fall ist, zwei getrennt arbeitende Maschinen anzuwenden. Dadurch fällt denn auch ein Hauptvorwurf weg, der den mit comprimirter Luft arbeitenden Maschinen gemacht worden ist. Ein weiterer Vortheil besteht darin, daß der obere ausgebohrte Theil des die Kolben umhüllenden Cylinders immer nur mit der frischen Luft in Berührung ist, wogegen die heiße Luft stets nur mit dem feuerfesten Material in Berührung kommt. Bei der Bewegung von oben nach unten wirkt nämlich die heiße Luft auf den oberen feuerfesten Kolben, dessen Seitenwand an derjenigen des gußeisernen Hauptkolbens sich reibt, und während dem kühlt die aus der Atmosphäre angesogene frische Luft den Rand des Hauptkolbens und die Wand des ausgebohrten Umhüllungscylinders ab, indem sie in den von diesen Flächen abgeschlossenen Raum eindringt. Ebenso schützt auch bei der umgekehrten Bewegung von unten nach oben der untere irdene Kolben den metallenen Theil des ausgebohrten Betriebscylinders. Endlich sind auch die schädlichen Räume stets durch comprimirte oder gewöhnliche Luft ausgefüllt und restituiren durch deren Expansion immer wieder diejenige Arbeit, welche sie bei der Compression consumiren, so daß ihre nachtheilige Wirkung so viel als aufgehoben wird. Dafür aber verlangt die Maschine und namentlich der oben beschriebene dreifache Kolben eine um so complicirtere Einrichtung, die wieder andere Uebelstände mit sich bringt. In dieser Beziehung geht aus den Untersuchungen der Erfinder selbst hervor, daß die Arbeitsverluste bei ihrer Maschine größer sind, als bei einer Dampfmaschine von gleicher Leistungsfähigkeit. Nehmen wir, um dieses nachzuweisen, zwei Cylinder von gleicher Länge an, den einen für comprimirte heiße Luft, den anderen für Dampf, so werden nach der Angabe der Erfinder beide bei vereinigter Wirkung von Volldruck und Expansion einer gleichen Leistung fähig seyn, wenn der Querschnitt des Dampfcylinders ungefähr 2/3mal so groß ist, als der des Heißluftcylinders. Dann aber braucht der Durchmesser des ersteren nur 0,98 Met. statt 1,2 Met. groß zu seyn. Die Kolbenreibung im Heißluftcylinder verhält sich also zu der im Dampfcylinder wie 1 : √2/3 oder wie √3 : √2, und dieses Verhältniß wird durch die Verbindung der Gebläsemaschine mit der Betriebsmaschine nicht geändert. Noch ungünstiger für die Heißluftmaschine ist jener Verlust, welcher aus der Uebertragung der Kolbenkraft auf die Schwungradwelle, auf die Schiffsschraubenwelle, oder auf die Locomotivenachse durch Kurbeln dadurch entsteht, daß bei ihr der Durchmesser der Kurbelwarze im Verhältniß von 1 : ∛2/3 oder ∛ : ∛2 größer werden muß als bei der Dampfmaschine und wodurch die Reibung theils des längeren Weges, theils des stärkeren Druckes wegen, also aus doppeltem Grunde, vergrößert wird. Die Erfinder schließen hieraus, daß der Arbeitsverlust bei ihrer neuen Heißluftmaschine 3/2mal so groß sey als bei der Dampfmaschine. Nimmt man daher den Effectverlust bei letzterer zu 1/4 = 0,25 des totalen Effectes an, so stellt sich derselbe bei der ersteren auf 3/2 . 1/4 = 3/8 oder 0,375 und folglich der Wirkungsgrad auf (1 – 0,375) = 0,625. Um sicher zu gehen, nehmen sie diesen aber nur zu 0,5 an, wobei der Kohlenverbrauch sich höchstens auf 0,2 Kilogramme per Stunde und Pferdekraft belaufe. Dieses Resultat wäre daher immer noch für die neue Luftmaschine außerordentlich günstig. Allein da es, wie schon Eingangs bemerkt worden ist, auf einer Menge zum Theil sehr problematischer Hypothesen beruht und keineswegs aus wirklichen Versuchen mit einer praktisch ausgeführten Maschine dieser Art abgeleitet wurde, so ist dasselbe jedenfalls noch der weiteren Berichtigung zu unterstellen, und wir fürchten, daß die etwas starken sanguinischen Hoffnungen, welche die Erfinder von der Leistungsfähigkeit ihrer neuen Maschine zu haben scheinen, noch bedeutend werden herabgestimmt werden, wenn sie zur wirklichen Ausführung und praktischen Anwendung der Maschine schreiten und deren Leistungsfähigkeit alsdann durch unparteiische Sachverständige untersuchen und prüfen lassen. Die Erfinder mögen dieß indessen selbst gefühlt haben, indem sie schließlich in ihrer Abhandlung einige der wichtigsten Schwierigkeiten, welche sich bei der praktischen Ausführung und Anwendung zeigen dürften, noch ganz besonders hervorheben. Es sind folgende: 1) Der gußeiserne Kolben ist, wie wir gesehen haben, beständig mit frischer Luft in Berührung und gegen die Wärme der heißen Luft durch die beiden anderen, aus einer 4 Centimeter dicken irdenen und mit Eisen verankerten Masse bestehenden Kolben geschützt. Wenn nun diese Stärke des schlechten Wärmeleiters zu gering wäre, so würde die Speiseluft eine höhere Temperatur annehmen und daher mit mehr als 61° C. in den Regulator gelangen, und demnach müßte auch der Rauch, um auf dieselbe die gewünschte Erwärmung ausüben zu können, mit mehr als 111° C., wie oben vorausgesetzt worden, in den Schornstein entweichen. Dieß würde aber nicht nur einen größeren Wärmeverlust, sondern auch einen größeren Verlust an verfügbarer mechanischer Arbeit, als früher berechnet wurde, bedingen. Beide Verluste könnten nur dadurch vermindert werden, daß man die Stärke oder Dicke der die Wärme nicht leitenden Thonmassen vergrößert und die kupfernen Leitungsröhren verlängert, wodurch aber die Anlage natürlich kostspieliger würde. 2) Die Construction der Vertheilungsschieber erfordert ganz besondere Sorgfalt. Um sie gegen die Einwirkung der heißen Luft zu schützen, schlagen die Erfinder vor, dieselben mit Porzellankästchen zu umgeben und überdieß in den Zwischenraum durch die Schieberstange einen kleinen, dem Regulator entnommenen Luftstrahl (von 2 Atmosphären Spannung und 61° Temperatur) zu führen. Diese Luft, welche ebenfalls zur Abkühlung der Vertheilungsschieber dient, kehrt in der Hauptsache in den Regulator zurück und nur ein kleiner Theil davon gelangt in den Betriebscylinder und mischt sich darin mit der bis auf 800 oder noch mehr Grade erhitzten Betriebsluft. Dabei können die bei der Bewegung der Steuerungsschieber bloßgelegten polirten Metallflächen durch andere Deckschieber aus Porzellan oder einem anderen geeigneten Stoff mit entsprechender hin- und hergehender Bewegung geschützt werden. Diese Schutzmittel führen aber zu neuen Complicationen der Construction und vermehren, wie sich Jeder leicht denken kann, die Schwierigkeiten, welche die neue Maschine der praktischen Ausführung entgegensetzt, nur noch mehr. 3) Die Feuerung wird nur durch Betriebsluft, nachdem sie ihre Wirkung ausgeübt, gespeist, und durch ein geeignetes Register wird zugleich die ihr entsprechende Kohlenmenge regulirt. Allein man begreift, daß auch dieses schneller gesagt ist, als gethan, und daß daher die Schwierigkeiten, welche die Construction dieser neuen Heißluftmaschine mit sich bringt, so schnell noch nicht alle beseitigt seyn werden. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)