Titel: Beschreibung der Reservoirs mit doppeltem Wasserdruck zur Aufbewahrung von Petroleum und anderen Gelen, als sicherster Schutz gegen Verlust durch Ausrinnen und Verdampfung sowie gegen Feuersgefahr; erfunden von Paul Jacowenko.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXVII., S. 275
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LXVII. Beschreibung der Reservoirs mit doppeltem Wasserdruck zur Aufbewahrung von Petroleum und anderen Gelen, als sicherster Schutz gegen Verlust durch Ausrinnen und Verdampfung sowie gegen Feuersgefahr; erfunden von Paul Jacowenko. Patentirt in den meisten Ländern Europa's und in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Mit einer Abbildung auf Tab. V. Jacowenko's Behälter zur Aufbewahrung von Petroleum. Bei der von Tag zu Tag wachsenden Bedeutung des Petroleumhandels muß die Aufmerksamkeit der dabei Interessirten wie von selbst auf jenen Umstand gelenkt werden, welcher stets eine der störendsten Schwierigkeiten für den raschen Aufschwung dieser Industrie bildete und in dem Mangel geeigneter Behälter bestand, in denen sich Petroleum beliebig lange Zeit, ohne Verlust durch Ausrinnen oder Verdampfung und ohne Gefahr der Entzündung aufbewahren ließe. Die bisher zur Aufbewahrung von Mineralölen verwendeten Gefäße entsprechen ihrem Zwecke nur wenig oder gar nicht; – auch in sehr fleißig und solid ausgeführten Fässern ergibt sich immer ein Calo von 1–3 vom Hundert per Monat, da die flüchtigen Bestandtheile des Erdöls auch die compactesten Holzgattungen durchdringen; eiserne Behälter werden nicht nur gleichfalls vom Petroleum durchdrungen, sondern es wird auch das Eisen selbst von demselben angegriffen und mit der Zeit zerstört, – die geringe Sicherheit, welche sie bieten, ist durch Unglücksfälle mancherlei Art constatirt; ausgemauerte Cisternen mit oder ohne Cementbewurf haben sich als gänzlich unpraktisch erwiesen. – Im Ganzen bot keine der bis jetzt angewendeten Methoden hinreichende Sicherheit gegen Feuer. Ein absolut sicheres Mittel, um Erdöl und verwandte Stoffe ohne Verlust an Menge und Qualität einzulagern und es gleichzeitig gegen Entzündung zu schützen, bietet nur – das Wasser in seiner entsprechenden Anwendung. Jeder für Petroleum oder andere Oele durchdringliche Körper wird für diese Stoffe undurchdringlich, sobald seine Poren mit Wasser ausgefüllt sind. Die Natur hat das Petroleum im Erdinneren Jahrtausende hindurch trotz seiner Flüchtigkeit und Entzündbarkeit bewahrt – nur durch Anwendung von Wasser; und wo das Wasser an den Bildungsstätten des Erdöls fehlte, dort blieben von demselben auch nur die Rückstände in Form eines mehr oder weniger festen Körpers. Zur zweckentsprechendsten Aufbewahrung des Petroleums muß man daher, die Natur nachahmend, Behälter construiren in welchen das Oel ringsum von Wasser eingeschlossen ist. Auf dieses Princip sind die Reservoirs mit doppeltem Wasserdruck – auf deren technische Einrichtung wir weiter unten zu sprechen kommen – basirt. Die Vorzüge derselben sind so namhafte und von so großer Bedeutung, daß sie dazu berufen scheinen, der Petroleum-Industrie und insbesondere dem Handel mit Petroleum einen neuen Impuls zu geben, ihm neue Capitalien und einen vergrößerten Kreis Speculationslustiger zuzuführen; wir zählen im Folgenden die hervorragendsten dieser Vorzüge auf. Die absolute Feuersicherheit der Reservoire mit doppeltem Wasserdruck wird Brandschäden, wie sie die Annalen der verschiedenen Docks mit den schauderhaften Einzelheiten von Zeit zu Zeit bringen, zu den Unmöglichkeiten machen. Folgerichtig werden auch alle jene administrativen feuerpolizeilichen Verordnungen, welche den Handel mit Petroleum immer mehr erschweren und störend auf denselben wirken, in dem Maaße eingeengt werden, als die Anlage und der Gebrauch solcher Feuersicherheit gewährender Behälter an Verbreitung zunehmen. Die Behörden, von der vollständigen Sicherheit welche meine Reservoirs gegen Entzündung bieten, einmal überzeugt, dürften sicher gegen die Ansammlung großer Petroleummengen in solchen, selbst in Mitte der bevölkertsten Städte, keine Schwierigkeiten erheben. Herabgesetzte Assecuranz-Prämien und erhöhte Bereitwilligkeit zur Versicherung von Petroleum-Vorräthen seitens solcher Gesellschaften, welche dieses Product entweder gänzlich von der Versicherung ausschlossen oder es nur unter sehr erschwerenden Clauseln und Vorschriften zur Versicherung zuließen, werden keinen geringen Factor für das Gedeihen der Petroleum-Industrie abgeben. Die vollständigste Sicherung des Inhaltes gegen Schwinden sowohl wie gegen Minderung der Qualität ist unzweifelhaft. In ersterer Rücksicht: weil die Dichtheit der Reservoirs nur wenig von der mehr oder minder fleißigen und genauen Ausführung derselben abhängig ist, sondern sie in dem Principe ihrer Construction schon die Bürgschaft ihres Erfolges tragen; und in letzterer Beziehung: weil die im Inneren der Reservoire stets gleich bleibende Temperatur jede Verdunstung und somit Verminderung der Qualität wie auch die bei den Kohlenölen so häufig wahrnehmbare, den Werth des Oeles gleichfalls beeinträchtigende Eigenschaft des Nachdunkelns hintan hält. Der Verlust an Quantität und Qualität des Stoffes, wie er mit der bisherigen Aufbewahrungsweise des Petroleums verknüpft war, ist ein zu erheblicher, als daß nicht jeder Petroleum-Industrielle der Vermeidung desselben seine Aufmerksamkeit zuwenden und schon deßhalb meinen Petroleum-Reservoirs seine Beachtung schenken sollte. Außerordentliche Verringerung der Magazinagekosten wird eine weitere Folge dieses Principes seyn, da weder Keller noch Magazins-Räume erforderlich sind, und Spesen für Ueberwachung der Vorräthe von selbst wegfallen. Die Sicherheit vor Feuersgefahr, billige Lagerspesen in Verbindung mit der qualitativen und quantitativen Conservirung des Gutes, müssen aber dem Artikel Taufende von neuen Absatzquellen eröffnen, sie müssen über kurz oder lang dem ganzen Petroleumhandel eine andere Richtung geben, sie werden die reelle Speculation beleben und diesem Artikel in der Handelswelt immer mehr Freunde erwerben, weil die eigentliche und Gewinn bringende Speculation dort anknüpfen wird, wo sie mit dem aus den bisherigen Uebelständen der Aufbewahrung entspringenden Risico nichts mehr zu schaffen hat und Petroleum kaufen wird, um es auf Lager zu halten und bessere Preise abzuwarten. Ich kann die Aufzahlung der Vorzüge, welche den Reservoiren mit doppeltem Wasserdruck eigen, nicht schließen ohne zu bemerken, daß sie der Fabrication auch in unmittelbarster Weise zu statten kommen, denn sie erhalten das Oel in stets gleichem Niveau, ihre Ausflußmündungen liegen über dem Erdhorizont, erleichtern dadurch die Anlage der Röhrenleitungen in der Fabrik und machen den Gebrauch von Pumpen entbehrlich. Und eben diese Reservoire, die einmal zur Aufbewahrung des Roh-Petroleums, ein anderesmal für jene der Destillationsproducte benutzt werden, – sie sind auch die einfachste und dabei vollkommenste Einrichtung, um die Destillationsproducte nach der Behandlung mit Schwefelsäure und Alkalien in großen Partien mit Wasser zu waschen. Ich komme nun zu der Hauptfrage des Kostenpreises dieser Gattung von Reservoirs und beschränke mich hierbei vorläufig auf die Erklärung: daß sie unter keinen Umständen höher zu stehen kommen, als irgend einer der bisherigen Petroleum-Behälter, – ja, daß die Herstellungskosten der patentirten Reservoire eine außerordentliche Reducirung dadurch zulassen, daß dieselben die Anwendung der mannichfaltigsten Materialien gestatten, deren Auswahl je nach localen und sonstigen Umständen zu treffen ist, und so nicht nur die relativ, sondern auch die absolut billigsten Oelbehälter abgeben werden, insbesondere aber wenn man deren lange Dauer, außerordentlich geringe Abnutzung und den Wegfall jeder Reparatur in Anschlag bringt. Die nachstehende Beschreibung der technischen Einrichtung der Reservoire mit doppeltem Wasserdruck wird es klar machen, mit wie einfachen Mitteln die Ausführung derselben unter Beibehaltung des Principes möglich ist, und wie die Herabminderung der Einrichtungskosten auf ein Minimum, nur von der umsichtigen Benutzung der durch die localen Verhältnisse gebotenen Materialien abhängt. Das Princip meiner Reservoire läßt sich in wenigen Worten mittheilen: Ein Cylinder, aus Holzbohlen (oder aus anderem Material) zusammengefügt, dient als eigentlicher Behälter des Petroleums; dieser Behälter ist concentrisch von einem zweiten aus beliebigem Material hergestellten Cylinder umgeben, so daß zwischen den Wandungen beider einiger Zwischenraum bleibt; der innere Cylinder ist etwas niedriger als der äußere, und mit einem gut schließenden Deckel versehen. Der Raum zwischen den Wandungen der beiden Cylinder sowohl, als auch jener oder dem Deckel des inneren Cylinders wird mit Wasser gefüllt und auf diese Art das Petroleum sowohl von oben, als an der Peripherie vom Wasser eingeschlossen, – aber auch von unten ist das Oel durch eine Wasserschichte geschützt, welche in das Innere des Reservoirs durch eine Röhre, deren Höhe proportional dem specifischen Gewicht des Oeles ist, eingeführt wird, durch welche Vorrichtung man es überdieß in seiner Gewalt hat, durch Zufüllen von Wasser, das Oel in seinem Behälter bis zu jenem Punkte zu heben, wo es durch die angebrachte Ablaßröhre ausströmen kann; das Füllen wie das Entleeren des Petroleum-Behälters wird durch den Wasserdruck hervorgebracht, wobei der Unterschied zwischen dem specifischen Gewicht des Wassers und jenem des Petroleums nutzbar gemacht wird. Figur 9 veranschaulicht ein solches Reservoir in senkrechtem Durchschnitte. a, a, a, a stellt einen Cylinder aus Mauerwerk, Steinen, oder wenn man will aus anderen Stoffen, wie: Metall, Holz etc. dar; er bildet den Behälter für das Wasser. b, b, b, b ist ein zweiter Cylinder, concentrisch innerhalb des ersteren und wird nach Thunlichkeit wasserdicht, am besten aus Holzbohlen oder aber auch anderen Materialien hergestellt; er dient als Fassungsraum des Petroleums. c, c, c ist der Deckel des inneren Cylinders und kann beliebig aus Holz, Eisen, Ziegel- oder Steinwölbung hergestellt werden. Das aufwärts gebogene Rohr rm, my communicirt nur mit dem inneren Cylinder bb, cc, bb an dessen tiefst gelegenem Punkt y. l, l Auslaufrohr des inneren Cylinders mit dem Hahn q und in gleichem Niveau mit der Mündung r der Röhre rm, my. k, k eine von Außen durch den Deckel des Petroleum-Behälters durchgehende Röhre, welche in demselben einige Centimeter unter dem Niveau der Oeffnung r der Röhre rm, my ausmündet. i, i, u ist eine gebogene Röhre, deren einer Schenkel in den inneren Cylinder, deren zweiter bis in das Wasser des äußeren Reservoirs reicht. Das Verfahren, um das Reservoir mit Petroleum zu füllen, ist einfach folgendes: Man füllt zuerst sowohl den inneren Cylinder als auch den äußeren Behälter mit Wasser; dasselbe wird im ersteren bis zur Höhe f, f, f correspondirend mit dem Niveau der Ausmündungs-Oeffnung r der Röhre rm, my, im letzteren dagegen bis zur vollständigen Füllung, d. i. bis zu g, g, g geschehen können. Sobald dieß geschehen, läßt man durch die Röhre k, k Petroleum in den inneren Cylinder einströmen, wodurch aus demselben eine gleiche Gewichtsmenge Wasser, das durch das Rohr rm, my austritt, verdrängt wird. Das specifisch leichtere Oel wird natürlich einen größeren Raum einnehmen, als das durch es verdrängte Wasser von gleicher Gewichtsmenge, und dadurch wird sich das Niveau des Oeles höher stellen; es sey z.B. bei einem specifischen Gewicht des Oeles von 0,850 die Höhe der Wassersäule von y bis f, f, f = 8,5 Meter, so wird das Oel in dem Reservoir eine Höhe von 10 Metern einnehmen müssen, welche Höhe etwa dem Niveau p, p, p entspricht. Die beim Einfüllen des Petroleums verdrängte Luft findet den Austritt durch die Röhre i, i, u. Eben so einfach geht das Entleeren des Petroleum-Behälters: man braucht nur den Hahn g der Röhre l, l zu öffnen und das Oel fließt von selbst aus, bis dessen Niveau mit der Röhre l, l gleich ist; soll die Entleerung des Oels fortgesetzt werden, so läßt man durch die Röhre rm, my Wasser in den Petroleum-Behälter einströmen und in demselben Maaße als dieß geschieht, tritt weiter Oel durch die Röhre l, l aus, bis endlich das Wasser das Innere des Behälters bis zur Höhe von f, f, f eingenommen und alles Oel verdrängt hat. Da die Mündung der Abflußrohre l, l über dem Erdhorizont liegt, so wird es ein Leichtes seyn, mittelst Röhrenverbindungen es nach jedem beliebigen Ort des Etablissements hinzuleiten oder Fässer damit zu füllen, ohne Zuhülfenahme von Pumpen oder anderen Einrichtungen; die einzige Bedingung hierfür wird eine Wassersäule von gewisser Höhe seyn. Wir sehen, daß der Druck, welchen das Wasser auf das Petroleum auf allen Seiten ausübt, weder eine Verdunstung noch eine Durchsickerung desselben gestattet; aber auch ein Eindringen von Feuer in den Oelbehälter ist selbst dann nicht möglich, wenn Feuer mit einer der Röhrenmündungen unseres Apparates in unmittelbare Berührung kommt; denken wir uns eine Flamme an die Oeffnung k gebracht, so würde das Petroleum, da die Mündung k der Röhre k, k in die Flüssigkeit eintaucht, die Verbrennung mit demselben Effect wie in einer Lampe vor sich gehen und beliebig jeden Augenblick zum Verlöschen gebracht werden können, – ja, Versuche haben dargethan, daß selbst brennende Flüssigkeit, durch diese Oeffnung hineingegossen, sofort von selbst erlosch; eben so wenig bieten die Mündungen der Röhren l, l und i, i, u irgend welche Gefahr, da der Zutritt der atmosphärischen Luft vollständig abgehalten ist und man zum Ueberflusse am Hahn q auch noch einen Wasserverschluß anbringen kann. Zum Behufe der Kostenersparung bei Herstellung der Reservoire kann man auch von der Ausmauerung oder sonstigen Auskleidung des äußeren Cylinders ganz absehen und reicht es hin, die Erde auszuheben und den, um den inneren Cylinder rund herum sich bildenden Raum durch etwa faustgroße Steine auszufüllen; diese Steine sollen das Eingehen der Grube verhindern und so den Raum für Circulation des Wassers frei halten; aber auch ohne diese Vorsichtsmaßregel wird das äußere Reservoir in Stand gehalten werden können, wenn man dessen Wandung schräge abböscht. Den inneren Cylinder könnte man aus leichtem Mauerwerk herstellen, da er nur geringen Druck und zwar vom Umfang gegen den Mittelpunkt zu, also in der Richtung des größeren Widerstandes, auszuhalten hat; übrigens braucht der innere Cylinder keineswegs absolut dicht zu seyn, da der größere Wasserdruck den Austritt des Oeles verhindert und im schlimmsten Fall nur ein kleiner Verlust – an Wasser entstehen kann. Im Nothfalle kann der innere Cylinder ganz einfach aus einem Faß von gewisser Dimension bestehen und der äußere Behälter durch eine Grube ersetzt werden, die vor Abrutschung durch leichte Breterverzimmerung geschützt ist; bringt man hinter dieser Verschalung eine mehrere Centimeter starke Lehmschicht an, so ist die Wasserdichtheit der Grube gesichert. Zu diesen geringen Herstellungskosten wird nur noch der Anschaffungspreis für einige Meter Röhren, für einen Hahn, sowie für etwas Eisengestänge oder Bänder zur Befestigung des ganzen Apparates sich gesellen. Um das Reservoir zum Waschen des Petroleums nach dessen Behandlung mit Säuren und Alkalien zu benutzen, hat man nur den Deckel des inneren Behälters zu öffnen und Wasser in Form eines Regens durch eine Brause einfließen zu lassen. Das Einfüllen und Entleeren des Petroleums oder des Wassers in der früher beschriebenen Weise wird die ganze Manipulation sehr fördern und viel Zeit und Mühe ersparen. Zum Schlusse dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, daß sich diese Reservoirs auch im kleinsten Maaßstabe mit gleichem Erfolge ausführen lassen, wodurch sie sich von großem Werth für den Kleinhändler in Petroleum, der nun mit einem Male des ganzen bisherigen Risicos enthoben ist, erweisen werden.

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