Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. , S. 476
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Miscellen. Miscellen. Die Expansion der gesättigten Wasserdämpfe, nach A. Cazin. Clausius in Zürich und Rankine in England haben (1850) den Satz aufgestellt, daß der trockene gesättigte Wasserdampf sich bei der Expansion theilweise condensirt und andererseits beim Zusammendrücken sich überhitzt, wenn die benachbarten Körper ihm weder Wärme entziehen noch abgeben können. Hirn hat diese Erscheinung 1862 beobachtet und außerdem zwei andere Folgerungen der mechanischen Wärmetheorie bestätigt, daß nämlich Schwefelkohlenstoff unter gewöhnlichen Verhältnissen sich wie Wasser, Aether aber sich anders verhält, indem er sich bei der Expansion erhitzt und beim Zusammendrücken theilweise condensirt. Prof. Dupré in Rennes endlich hat aus den Wärmegleichungen den allgemeinen Satz abgeleitet, daß es für jede Flüssigkeit eine Temperatur gibt, wo ihr gesättigter Dampf eine unendlich kleine Expansion oder Zusammendrückung mit fortgesetzter Sättigung erleiden kann, daß bei niedrigerer Temperatur die Expansion von Condensation begleitet ist, bei höherer Temperatur aber das Gegentheil stattfindet. Ueber diese Umkehrung stellte nun Cazin Versuche an, worüber in den Comptes rendus t. LXII p. 56 (Januar 1866) berichtet wird. Es war zunächst zu constatiren, ob dieselbe wirklich stattfinde. Der Haupttheil des dazu verwendeten Apparates bestand aus einem Cylinder von 0,6 Meter Höhe und 0,12 Met. Durchmesser, der an seinen Enden mit parallelen Spiegeln versehen war und in ein Oelbad gebracht wurde. Nachdem eine bestimmte Temperatur erreicht war, wurde evacuirt und allmählich die Flüssigkeit eingeführt. Der Augenblick wo die Sättigung erreicht ist, ist durch einen leichten Thauniederschlag auf den Spiegelflächen zu erkennen. Man stellt dann die Verbindung mit einem kalten Behälter her, welcher Luft von bekanntem Druck, niedriger als der des Dampfes, enthält und beobachtet zugleich die Erscheinungen im Cylinder. Wasser und Aether verhielten sich wie bei Hirn's Versuchen; die Dämpfe des ersteren condensirten sich nie durch die Expansion, die des letzteren stets. Beträgt die Druckdifferenz mehr als 0,5 Met. Quecksilber, so macht der entstehende Nebel das Innere des Cylinders völlig undurchsichtig; ist er geringer, so bemerkt man um eine durch den Dampf gesehene Flamme stets eine Aureole. Beim Chloroform tritt die Umkehrung ein, wenn man den Druck im Behälter vergrößert. Von einem gewissen Druck an erhält man keine Condensation mehr, selbst wenn man den Drucküberschuß des Dampfes bedeutend erhöht. Folgende Tabelle, in welcher der Druck annähernd durch die Quecksilberhöhe gemessen ist, läßt diese Erscheinung erkennen. Druck imLuftreservoir. Ueberschuß desDruckes des Dampfes. Temperaturdes Dampfes. BeobachteteWirkung. Meter. Meter. 0°C Condensation. 0,75 0,90 85 0,75 1,09 89 0,75 1,62 99 1,47 0,92 99 1,47 2,18 117 1,84 2,01 119 2,25 2,52 129 3,27 1,13 125 Keine Condensation. 3,50 1,10 127 3,94 2,50 143 4,01 2,64 145 Der gesättigte Dampf von 125°C., der sich mit einem Drucküberschuß von 1,13 Meter expandirt, condensirt sich also nicht, wohl aber der Dampf von 129°C. mit einem Drucküberschuß von 2,52 Meter. Letzterer, welcher während der Expansion die Umkehrungstemperatur erreicht, wird von dem Moment, wo sein Druck der jener Temperatur entsprechenden Maximalspannung gleich ist, sich wie ein Dampf verhalten, dessen ursprüngliche Temperatur unter der Umkehrungstemperatur liegt, und es zeigt sich auch in diesem Falle der Nebel erst gegen das Ende der Expansion. (Deutsche Industriezeitung, 1866, Nr. 5.) Sprengversuche nach der von v. Miller vorgeschlagenen Verladungsmethode;Polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 360. von C. Reißacher, k. k. Bergverwalter in Eisenerz. Beim Eisensteinbergbau am Erzberg zu Eisenerz wurde eine Reihe von Versuchen abgeführt, deren Resultate folgende waren: Von 35 Sprengschüssen wurden 20 mit gutem und sehr gutem Erfolge, 5 mit mittelmäßigem und 3 mit schlechtem Erfolge abgefeuert; 7 blieben erfolglos. Diesen allgemeinen Resultaten gegenüber läßt sich ebenso wenig die unbedingte Vortheilhaftigkeit der neu vorgeschlagenen Ladmethode behaupten, als andererseits ein absprechendes Urtheil gerechtfertigt erschiene. Wenn man aber das Verhältniß der gelungenen und mißlungenen Sprengschüsse nach den einzelnen Gesteinsgruppen unterscheidet, so sieht man, daß in einem von Blättern und Theilbarkeitsfächern freien, also homogenen Gestein in der Regel ein günstiger Erfolg bei der neuen Ladmethode erzielt werden kann, während in einem klüftigen, von Ablösungen durchzogenen und unganzen Gesteine der Erfolg sehr fraglich ist. Die Gesteinsfestigkeit übt hierbei nur untergeordneten Einfluß. Bei der Mehrzahl der minder tief gebohrten Sprenglöcher fand sich nach Abbrennung des Schusses die kurz gehaltene Verdammung herausgeworfen, was von nachtheiligem Einflusse auf die Wirkung des Schusses werden mußte. Es dürfte daher eine Verdammung von 5 Zoll wohl als das Minimum des Erfordernisses selbst für kurze Bohrlöcher anzusehen seyn. Der Abbruch an Pulver zeigte sich im Allgemeinen nur bis auf 1/4 der üblichen Pulvergabe zulässig, bei Vermehrung dieses Abbruches auf 1/3 fanden nur mittelmäßige Erfolge statt. Die Zulässigkeit dieses Pulverabbruches darf aber nicht als eine Folge der Vortheile angesehen werden, welche die neue Ladmethode bietet, sondern ist lediglich ein Resultat der Versuche überhaupt, bei denen der Häuer, unabhängig in seinen Lohnausfällen vom Erfolg des Schusses, nichts zu wagen genöthigt ist und daher auch bei der Pulvergabe nicht das Interesse verfolgt, sich für den Erfolg des Schusses sicher zu stellen, wie dieß bei der Arbeit im Gedinge der Fall ist. Die Anwendbarkeit der neuen Ladmethode unterliegt für homogenes Gestein keinem Zweifel. Für die allgemeine praktische Anwendung dieser Methode fragt es sich aber noch um das Maaß der Nützlichkeit gegenüber der bisher üblichen Besetzung von Sprengschüssen. Sollte das Urtheil zu Gunsten der neuen Ladmethode ausfallen, so kann dieß nur auf Grund eines nachweisbaren ökonomischen Vortheiles der wohlfeileren Ladung oder der entschieden günstigeren Schußwirkung stattfinden. Den ökonomischen Vortheil einer wohlfeileren Ladung betreffend, kann der Verf. nicht umhin, von der neu vorgeschlagenen Methode vielmehr das Gegentheil zu behaupten, denn es kommt die mögliche Pulverersparung derselben nach dem Vorausgehenden nicht zu Gute, wohl aber wird jeder Sprengschuß durch Anwendung der Eisencylinder complicirter und erfordert einen, wenn auch nur geringen Aufwand an Eisen und Schmiedearbeit, der sich jedoch bei der großen Zahl der täglich zu zündenden Schüsse im Laufe des Jahres zu vielen Gulden steigert, zumal wenn die Zahl der verschossenen und nicht wieder auffindbaren Eisencylinder so namhaft bliebe, als bei den 35 Versuchschüssen, bei welchen 20 Pfd. à 18 1/2 kr., d. i. 3 fl. 70 kr., an Eisenverlust entfielen, was jeden Schuß mit einer Mehrauslage von 10 1/2 kr. belastet. Ohne gerade behaupten zu wollen, daß sich dieser Uebelstand nicht ermäßigen ließe, glaubt der Verf. jedoch keinenfalls, daß er gänzlich beseitigt werden kann, zumal bei Tagebauen. Das Werfen der Cylinder gefährdet aber andererseits auch die Sicherheit; bei einem Schusse wurde der Eisencylinder, gleich dem Projectile aus einem Geschütze, im großen Bogen mit 115 Klaftern horizontaler Achse geschleudert und fiel zwischen Häusern auf die Straße. Der Verf. knüpft hieran noch eine theoretische Betrachtung und gelangt zu dem Schlusse, daß durch Hohlladung jeder Zeit eine Abschwächung der Wirkung stattfindet, die um so größer ist, je größer der Hohlladungsraum gehalten wird. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1866, Nr. 3.) Ueber die Anwendung von Asphaltröhren zum Schutze unterirdischer Telegraphenleitungen; von J. M. Collette, k. niederländ. Telegraphen-Assistent-Ingenieur. Um die unterirdischen, aus Gutta-percha bestehenden Stadtleitungen gegen äußere Beschädigungen zu schützen, wurden in den Niederlanden bis jetzt ausschließlich Eisenröhren angewendet, nachdem sich Thon- und Glasröhren zu diesem Zweck als nicht geeignet erwiesen hatten. Die gußeisernen Röhren haben sich jedoch auch nicht als ganz praktisch bewährt und deren Anwendung ist sogar mit einem bedenklichen Uebelstande verbunden. Die Oxydation des Eisens tritt sehr bald ein und nimmt allmählich zu. Der Eisenrost kommt nicht nur mit den Drähten in Berührung, sondert befördert auch das Sprödewerden der Gutta-percha, welche nachher abfällt oder vielmehr sich verzehrt und mit dem Eisenoxyd gemengt eine Rostmasse bildet. Der kupferne Kern der Gutta-percha-Drähte kommt mit den eisernen Röhren unmittelbar in Berührung und es wird also eine Nebenschließung für den galvanischen Strom gebildet. Wenn schon dieser Nebelstand durch Theeren der Gutta-percha und der Innenseite der Röhren etc. oder auch durch die in den Niederlanden übliche Umwicklung der Gutta-percha-Bündel mit getheerten Leinwandstreifen sich vermindern läßt, so muß man doch gestehen, daß derselbe durch diese Mittel durchaus nicht vollständig beseitigt, wohl aber der Kostenaufwand bedeutend erhöht wird. Röhren aus einem nicht oxydirbaren Material möchten sich also immerhin zum Schutze von Telegraphenleitungen im Erdboden sehr empfehlen und es scheinen in der letzten Zeit für diesen Zweck Asphaltröhren Beachtung zu verdienen. Dieselben besitzen eine große Widerstandsfähigkeit gegen inneren und äußeren Druck, sind leicht, elastisch, sehr dicht und billiger als Metallröhren. Ueberdieß ist der Aspalt unoxydirbar und Nichtleiter der Elektricität, und wird von Säuren und Alkalien nicht angegriffen. Es wurde demnach die probeweise Anwendung von Asphaltröhren beim niederländischen Telegraphennetz beschlossen, nachdem eine Reihe in der Werkstatt angestellter vorläufiger Versuche dargethan hatte, daß irgend welche schlimme Folgen nicht zu fürchten seyen, wohl aber muthmaßlich eine bessere Sicherung der Leitungen erzielt werden würde. Die erste Legung solcher Röhren hat in Amsterdam stattgefunden. Es stieß die Ausführung dieser Arbeit nicht auf die geringste Schwierigkeit, vielmehr boten sich dabei Bequemlichkeiten, die man bei Anwendung eiserner Röhren entbehren muß. Die Verbindung der Asphaltröhren mittelst Asphaltmuffen und Asphaltkitt ist sehr leicht auszuführen und das Einziehen der Gutta-percha-Drähte kann ohne Schwierigkeit geschehen; beachtenswerth ist, daß die Drähte dabei keinerlei Beschädigung ausgesetzt sind. Gehen die gehegten Erwartungen in Erfüllung, so ist durch die Anwendung von Asphaltröhren zum Schutze der kostspieligen unterirdischen Stadtleitungen ein wesentlicher Fortschritt gemacht, da hierbei nicht nur die Dauerhaftigkeit der Isolation der Leitungen sich steigert, sondern auch die Anlage- und Unterhaltungskosten sich bedeutend niedriger stellen. (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphenvereins, 1865 Heft 7 und 8 S. 149.) Vorrichtungen zur Verminderung der Hitze bei der Gasbeleuchtung. Man umgibt den Cylinder des Argandbrenners mit einem zweiten Cylinder, welcher oben durch doppelte Glimmerplatten geschlossen ist; die erwärmte Luft wird durch vier Oeffnungen abgeführt, die im Boden des größeren Cylinders angebracht sind und mit vier abwärts geleiteten Röhren in Verbindung stehen. Für einzelne Flammen welche an der Decke oder an Wänden befestigt sind, hängt man den Argandbrenner mit Cylinder in eine unten geschlossene Glaskugel und bringt über derselben ein Rohr an, das sich nach unten zu trichterförmig erweitert und die erwärmte Luft abführt. In Paris angestellte Versuche haben ergeben, daß bei einer Röhre von 11 Meter Höhe und 0,24 Meter Durchmesser die am unteren Ende einströmende Luft von 6,5°C. durch vier Flammen bei der Ausströmung eine Temperatur von 13,5°C. erreichte; hierbei wurden in der Stunde bei einer Verbrennung von 0,2 Kubikmeter gegen 260 Kubikmeter Luft durch die Röhre hindurch geführt. (Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1866 Heft 1–3 S. 134). Ueber die Entstehung von Härterissen in Gußstahl, von Stambke. Indem der Verfasser von den allgemein bekannten Erfahrungen ausgeht, daß Gußstahl auch innerhalb zulässiger Temperaturen durch Erwärmen leicht verdorben wird, führt er dieß auf Härterisse zurück, welche durch ungleiches Erwärmen, oder dadurch, daß der Wind aus der Düse das Gußstahlstück direct trifft, oder auch aus anderen Ursachen entstehen. Als Beispiel der Schwächung durch die Härterisse führt er an, daß an schwach gehärteten Achsen für Eisenbahnen die Brüche durch Härterisse vorgekommen seyen, weßhalb man jetzt nur noch weiche Achsen verwende. Zu den Bandagen der Räder stark belasteter Maschinen nehme man Gußstahl, da Eisen sich zu sehr abnütze; derartige Räder seyen vorzüglich, z.B. haben Räder von der Bochumer Gußstahlfabrik nach 300,000 durchlaufenen Meilen nur eine Abnutzung von 1/8 Zoll gezeigt. Sobald man jedoch solche Räder zu bremsen versuche, zeigen sich sofort Brüche, durch Härterisse hervorgerufen; die Entstehung derselben liege nicht darin, daß die Bochumer Räder gegossen und nicht noch geschmiedet seyen, da geschmiedete Räder dieselbe Erscheinung zeigen. Die Härterisse entstehen vielmehr durch die Erhitzung beim Bremsen, nicht durch nachherige Abkühlung. Eine Schlittenbremse der Lethmate-Iserlohner Zweigbahn aus weichem geschmiedeten Gußstahl von 18 Zoll Länge sey nach kurzer Zeit des Betriebes in mehrere Theile zerfallen, welche durch einen leichten Schlag sich noch weiter zertheilen ließen. Die Bruchstücke ließen eine Menge feiner paralleler Querriffe erkennen; mit der Loupe zählte man auf die Länge eines Zolles ungefähr 200. Ein ähnliches Beispiel zeigte ein Messer einer Brethobelmaschine, welches beim Schleifen trotz des Wasserzuflusses in Folge localer Erhitzung durch zu starken Druck gegen den Schleifstein Härterisse bekam und sprang. Auch die beiden letzten Beispiele zeigen, daß die ungleichmäßige Erwärmung, nicht die nachherige Abkühlung als Ursache der Härterisse zu betrachten ist. (Zeitschrift des deutschen Ingenieurvereins, Bd. IX S. 563.) Neue Lagerstätte eines phosphorsäurereichen Minerals in Wales. Vor Kurzem entdeckte Hr. Hope Jones in der Nähe von Cwmgynen, etwa 16 engl. Meilen von Oswestry in Wales, eine ausgedehnte gangartige Lagerstätte von einem phosphorsäurehaltigen Mineral, auf welches Prof. Voelcker in der Versammlung der British Association zu Birmingham im Herbste vorigen Jahres aufmerksam machte. Phipson theilt die Resultate seiner für das bekannte Haus Griffin und Morris zu Wolverhampton angestellten Analysen von vier verschiedenen Proben mit. Das Mineral ist dicht, von dunkel olivengrüner, in's Schwarze ziehender Farbe und grauem Strichpulver; es gleicht gewissen Varietäten von Triplit oder verwittertem Triphylin. Phipson fand in ihm sehr geringe Mengen von Lithion und Vanadsäure. Es bildet einen mächtigen, saigern Gang zwischen Thonschiefer und Pfeifenthon, in der Nähe eines schwärzlichen, bituminösen, gleichfalls ziemlich viel Phosphorsäure enthaltenden Kalksteins. Die Proben I und II waren von zwei mehrere Pfund schweren, dichten Stücken von verschiedenen Punkten der Lagerstätte genommen; Probe III war pulverförmig und stammte aus einem anderen Theile der Grube; IV endlich ist eine Durchschnittsprobe von drei anderen verschiedenen Exemplaren. I. II. Wasser     8,00     3,00 phosphorsaures Eisenoxydul   29,40   19,00 phosphorsaure Kalkerde   13,00   50,00 kieselsaure Thonerde   44,00   26,00 kohlensaures Eisenoxydul, kohlens.  Kalk u. nicht näher bestimmte  Bestandtheile     5,60     2,00 ––––––––––––––– 100,00 100,00 III. IV. Wasser   6,00   5,00 Phosphorsäure 27,00 14,60 Kalk 21,91 17,35 Eisenoxydul 20,88   9,87 kieselsaure Thonerde 22,00 38,60 Kohlensäure etc.   2,19 CaO, CO² etc. 14,50 ––––––––––––––––––––––––––– 99,98 99,92 Aus diesen Analysen ergibt sich, daß das Mineral (Phipson beliebte dasselbe als Gestein zu bezeichnen) aus einer Verbindung von phosphorsaurem Eisenoxydul mit phosphorsaurem Kalk, aber in sehr schwankenden Verhältnissen, besteht. Phipson gibt für seine Zusammensetzung den allgemeinen Ausdruck: 3 (FeO, CaO), PO⁵. Eisenoxydul und Kalk ersetzen sich gegenseitig in verschiedenen Proportionen. Da das Mineral kein Mangan enthält, so läßt es sich als ein Triplit betrachten, dessen Manganoxydul gänzlich durch Kalk ersetzt ist, weßhalb Phipson auch den Namen Kalktriplit für dasselbe vorschlägt. Diesem Minerale ist Pfeifenthon und Thonschiefer (kieselsaure Thonerde) mechanisch beigemengt, die von Salzsäure nicht angegriffen werden; manche Stücke enthalten etwas kohlensaures Eisenoxydul, und IV zeigte einen ziemlich bedeutenden Gehalt an kohlensaurem Kalk. Phipson ist der Ansicht, daß dieses neue Vorkommen eine neue Phosphorsäurequelle für die Industrie werden könne, glaubt auch, daß die Mächtigkeit und Ausdehnung des Ganges wirklich so groß sind als sie dargestellt worden; „aber“ schließt er seine Mittheilung, „ich glaube nicht, daß die Lagerstätte, wie im Reader vom 21. October 1864 behauptet wird, leicht abzubauen und bis in eine Teufe von 500 engl. Meilen (!) nicht wassernöthig sey“, d.h. bis in diese Teufe eine natürliche Wasserlösung habe. (Chemical News, 1865, vol. XII p. 219.) Staßfurter Steinsalzhandel und Kali-Industrie. Nach den amtlichen Nachrichten verkaufte das preußische Salzwerk Staßfurt außer den Quantitäten, welche es selbst verbrauchte, im Jahre 1862 = 1,008,700 Ctr. Salz 1863 = 1,515,400   „ 1864 = 2,042,600   „ So weit wir Einsicht haben erlangen können, wird dieser Debit im Jahre 1865 bis auf 1 2/3 Million Ctr. fallen, und das benachbarte anhaltische Werk, welches in 1864 rund 1,160,000 Ctr. absetzte, wird ebenfalls in letzterem Jahre sich mit geringerem Debit begnügen müssen. Wenn Zahlen, wie man sagt, beweisen, so müssen wir doch diesen Verhältnissen einmal etwas näher treten, um uns nicht täuschen zu lassen, denn wir werden bei ruhiger Abschätzung finden, daß das Zurückbleiben nicht als Vorbote des Rückschritts anzusehen ist, sondern als Folge einer Reaction nothwendig eintreten mußte, um der, ihren Kräften oder dem Bedürfnisse vorangeeilten Industrie eine angebliche Ruhe zu gönnen. Staßfurt hat sich zwei Aufgaben gestellt. Es will mit seinem Steinsalz der inländischen Industrie dienen und mittelst Exports den Handel beleben und andererseits seine reichen Schätze an Kali in unbegrenzter Weise der Nationalökonomie zu gute kommen lassen. In erster Beziehung wird sich das Jahr 1865 dem günstigen Vorjahre gleich setzen; es werden, wie im letzteren Jahre 850,000 Ctr. Steinsalz debitirt werden, trotzdem die Transportverhältnisse, welche den Salzhandel bestimmen, im höchsten Grade ungünstig waren. Das Steinsalz betrat – Dank den so oft bebeklagten, aber immer noch nicht oft und grell genug an's Licht gezogenen Schattenseiten der Eisenbahnen – fast nur den Wasserweg, und das Fahrwasser der Elbe war in diesem Jahre ungünstiger als je. Es wird außerdem dieser Handel künstlich nicht forcirt, vielmehr läßt man ihn sich ruhig, naturgemäß entwickeln, und es zeigt daher von gesunder Lebensfähigkeit, daß trotz der ungünstigen Lage der Verkehrsmittel kein Rückschritt eintrat. Es hob sich vorzugsweise der Export nach Holland; den Bemühungen der Zwischenhändler wollte es aber, wie man hoffen konnte, noch nicht gelingen, festen Fuß in England oder den Ostsee-Häfen zu gewinnen. Die in Aussicht genommene Verbesserung des Fahrwassers der Elbe wird nicht verfehlen, auch in dieser Richtung günstig auf neue Handelsanknüpfungen einzuwirken. Hinsichtlich der zweiten Aufgabe hatte Staßfurt bösere Zeiten zu durchleben. – Die Kali-Industrie betrat etwa heute vor einem Jahr einen sehr dornenvollen Weg, so recht eigentlich den Weg des gehemmten Fortschritts. Bis dahin hatten alle Consequenzen der Concurrenz geschlummert; das Verhältniß zwischen Production und Consumtion war ein so günstiges, daß sich alle Kalifabricate im hohen Preise halten konnten. Da brachte Staßfurt in einem Jahre einen Zuwachs von 300,000 Ctrn. Chlorkalium auf den Markt – und die Concurrenz begann ihre Geißel zu schwingen. Eine Ueberproduction fand in Wirklichkeit eigentlich nicht statt, nur relativ war sie vorhanden, weil Fabrication und Handel nicht in einer Hand lagen und der vorsichtige Handel sich nicht so schnell Absatzwege verschaffte, als die voreilige Production es verlangte. Es trat folgerecht eine Stockung ein, welche weitere Unbequemlichkeiten mit sich brachte. Der Exportzoll des ostindischen Salpeters (er wird im Frühjahr ganz fallen) wurde von 2 Thlr. pro Ctr. auf 1 Thlr. herabgesetzt. – Jod stieg im Preise, um sein Nebenproduct in England, das Chlorkalium, im Preise fallen lassen zu können – die Gasanstalten Englands warfen die Preise ihres Ammoniaks, um Kali von den Alaunfabriken abzuhalten – eine unmotivirte panique terreur trug das Uebrige dazu bei, das bis dahin so lucrative Geschäft unsicher zu machen. Es kam hinzu, daß anfänglich, als diese Industrie den ersten Aufschwung nahm, neue Anlagen, zum Theil selbst von Händen, die früher mit Industrie oder Handel nichts zu thun gehabt hatten, mit einem Eifer in's Leben gerufen wurden, der in mehreren Fällen hinsichtlich der Wahl der Einrichtungen und der vorhandenen Mittel die nöthige Vorsicht entbehrte, so daß der Betrieb darunter litt. Das königl. Salzwerk, welches die Rohproducte zu dieser Industrie zu liefern hatte, machte es sich zur Aufgabe, der Fabrication mit solchen Mitteln zur Seite zu stehen, welche geeignet schienen, die Entwickelung möglichst zu fördern und ihre Erfolge zu steigern, denn die Regierung sah in dem Kali ein neues Mittel, die wirthschaftliche Thätigkeit des Volkes und den materiellen Wohlstand der Gewerbe wie der Landwirthschaft zu heben. Bei Aufsuchung solcher Mittel nahm man vielleicht zu viel Rücksicht auf die augenblickliche Lage der Fabrication und zu wenig auf die Position, welche der Handel hierzu einnehmen würde. Man setzte die Preise für die Rohmaterialien periodisch herunter, sobald der Kaufspreis der Waare dem Fabricationspreis gleich kam. Die Fabrication zog hieraus aber keinen Vortheil; mit dem Moment der Preisherabsetzung des Rohsalzes setzte sie ebenfalls den Preis der Waare entsprechend herunter und statt daher Vortheile vom Entgegenkommen der Regierung zu haben oder sich das Handelsfeld zu erweitern, erschwerte sie sich noch das Geschäft, weil in Folge der periodisch heruntergehenden Preise sich ein nicht unbegründetes Mißtrauen auf den Handel legte. So kam es denn, daß die Preise des Chlorkaliums in verhältnißmäßig kurzer Zeit von 4 Thlr. auf 2 Thlr. pro Centner fielen und nebenbei die Fabrication um 25 Proc. eingeschränkt wurde. (Statt 1,146,000 Centner Kalisalz, wie im Jahre 1864, werden in 1865 auf dem preußischen Werke nur 900,000 Ctr. abzusetzen seyn.) Kein Unbefangener hatte übrigens andere Verhältnisse erwartet; sie waren natürliche Folge einer neuen kräftigen, jedoch etwas zu ungestüm vorangeeilten Industrie; jeder Unbefangene sah aber auch sehr bald, daß sich aus dieser ängstlichen Periode der Keim des Besseren entwickeln mußte. Es waren überhaupt nach und nach 20 Fabriken entstanden, für deren Productionsfähigkeit aber nicht schnell genug Markt zu finden war. Einige Fabriken zogen deßhalb bald vor, sich überhaupt wieder zurückzuziehen; andere legten sich auf Darstellung neuer Artikel, Salpeter, schwefelsaures Kali etc.; man verbesserte den Betriebsgang, führte die exorbitant gestiegenen Lohnverhältnisse in richtiges Maaß zurück und suchte neue Absatzquellen. Zu Hülfe kamen der Industrie dabei die gesunkenen Preise des zum Salpeter nöthigen Chilisalpeters, das Aufgeben der Chlorkaliumfabrication in Südfrankreich und das Auffinden neuer werthvoller Salze in den hiesigen Salzwerken. Solche Hebel mußten helfen, und wenn auch das Geschäft noch nicht wieder die frühere Blüthe gewonnen hat, augenblicklich auch noch ein gewisser Druck von dem auf den Markt geworfenen ostindischen Salpeter, der in Erwartung besserer Preise in England aufgehäuft war, ausgeübt wird, so ist doch die Krisis überwunden. Es häufen sich die Nachfragen und der Preis steigt. Zu der Ueberzeugung ist man aber gekommen, daß die Industrie nicht bei der einfachen Darstellung von Chlorkalium stehen bleiben kann. Man legt sich jetzt schon in großem Maaßstabe mit auf Darstellung von Kalidünger, und beachtet man, daß der Ackerkrume durch die moderne Landwirtschaft, namentlich durch Rüben- , Tabaks- , Weinbau ein großer Theil des Kaligehaltes unwiederbringlich entzogen wird – daß die jetzige Productionsfähigkeit Staßfurts an Kali nur eben ausreichend ist, dem Boden das Kali wieder zuzuführen, welches demselben im Zollverein nur allein durch den Rübenbau entzogen wird – und daß die Landwirthschaft für diesen Artikel fast nur auf Staßfurt angewiesen ist, so gewinnt man die Ueberzeugung, daß diese augenblickliche Richtung der Industrie auf gutem Boden steht. Der ostindische Salpeter ist, da Staßfurt dessen Preis seit Jahresfrist von 12 Thlrn. auf 8 Thlr. heruntergesetzt hat, schon fast ganz zurückgedrängt. Eine dritte noch ungelöste Aufgabe würde in der Darstellung der Potasche liegen. Zu ihrer Darstellung würde aber billigere Schwefelsäure gehören, und da stoßen wir wieder auf das unleidliche Thema der Eisenbahnen, welche es noch nicht möglich machen, billige Schwefelkiese aus Westfalen herbeizuschaffen. (Berggeist, 1865, Nr. 91.) Ueber die Wiedergewinnung von reinem Silber aus Photographie-Rückständen; von Dr. van Monckhoven. 1) Aus alten Bädern. – Man setze zur filtrirten Flüssigkeit soviel Ammoniak hinzu, bis der Anfangs entstandene Niederschlag sich wieder gelöst hat; dann versetzte man sie mit schwefligsaurem Ammoniak oder leite einen Strom von Schwefligsäuregas hindurch. Darauf erhitze man die Flüssigkeit etwa eine Stunde lang bis 40°C., wodurch alles Silber in absolut reinem Zustande ausgefällt wird. – Diese Methode ward, wie ich glaube, zuerst von Stas empfohlen. Das auf solche Weise erhaltene Silderpulver kann man nach gehörigem Auswaschen durch Auflösen in Salpetersäure gleich wieder zu Nitrat verarbeiten. 2) Aus den Waschwässern. – Die Waschwässer können in einem Fasse gesammelt werden, in welches man eine Kupferplatte stellt, worauf sich binnen etwa 24 Stunden alles Silber niederschlägt. Nachdem die Flüssigkeit oft erneuert und ein genügendes Quantum von grauem Silberpulver gesammelt worden, löst man das letztere in Salpetersäure und behandelt es auf die angegebene Weise mit Ammoniak und schwefligsaurem Ammoniak. 3) Aus Papier. – Die Filtern werden nach und nach verbrannt; die erhaltene und gesammelte Asche wird gewogen und mit einer gleichen Gewichtsmenge Salpetersäure behandelt, die mit ihrem zweifachen Volum Wasser verdünnt worden. Alles Silber wird dadurch aufgelöst. Man filtrire, gieße das Filtrat in das bereits erwähnte, die Kupferplatte enthaltende Faß, und behandle das aus der Lösung niedergeschlagene Silber auf die angegebene Weise. 4) Aus Chlorsilber. – Das Chlorsilber wird in Ammoniak gelöst, und dann mit schwefligsaurem Ammoniak behandelt. Das Silber schlägt sich in ganz reinem Zustande nieder. Jedes in Ammoniak gelöste Silbersalz wird durch Behandlung mit schwefligsaurem Ammoniak reducirt. In Flüssigkeiten, welche auf die angegebene Weise bis 40°C. erwärmt werden, erfolgt die Fällung vollständig innerhalb etwa einer halben Stunde; bei gewöhnlicher Temperatur hingegen sind dazu 24 Stunden erforderlich, nach deren Verlauf sich alles Silber vollständig niedergeschlagen hat. (Aus dem Bulletin belge de la Photographie; durch die Chemical News, vol. XII p. 255, December 1865.) Ueber die Neutralisation der sauren Silberbäder der Photographen; von Dr. Hermann Vogel. Schon seit Jahren ist das Neutralisiren saurer Silberbäder mit Kreide üblich und wird dasselbe immer wieder empfohlen. Man scheint es als eine ausgemachte Sache anzunehmen, daß die Kreide in allen Fällen die Säure abstumpfe und keine nachtheilige Wirkung auf die Silberbäder ausübe. Beides ist ein Irrthum. Neuerdings, als ich ewige frische, zu stark gesäuerte Bäder mit Kreide neutralisiren wollte, fiel mir auf, daß aus denselben sich Jodsilber niederschlug, obgleich ich wußte, daß sie keineswegs mit letzterem gesättigt waren. Ich schöpfte Verdacht, daß dieser Jodsilber-Niederschlag von einem Aermerwerden der Bäder an Höllenstein herrühren könne – veranlaßt durch die Kreide. (Wir wissen ja, daß silberarme Bäder weniger Jodsilber lösen als silberreiche.) Um den Punkt genauer zu prüfen, nahm ich eine Silberlösung, bestimmte genau ihren Gehalt mit meinem Silberprober; er betrug 8,6 Procent; dann schüttelte ich das Ganze (ungefähr 40 Kubikcent.) mit 1,1 Gramm geschabter Kreide und ließ das Ganze 24 Stunden stehen. Nachher probirte ich die Lösung wieder auf ihren Silbergehalt, er betrug jetzt nur noch 2,1 Proc. Demnach sieht man, wie durch den Zusatz von Kreide 6,5 Proc. Silbersalz ausgefällt worden. Der Versuch wurde wiederholt und eine 5procentige Silberlösung 10 Minuten mit Kreidepulver geschüttelt. Der Silbergehalt derselben sank auf 0,7 Procent!! Kohlensaurer Baryt wirkt ebenso. Wenn man Kreide nur in kleinen Quantitäten zusetzt, so ist der Verlust nicht so bedeutend, dennoch fragt es sich, ob man durch Schütteln mit Kreide den Hauptzweck: Neutralisation des Bades, erreicht? Ist das Bad essigsauer, so ist dieß vielleicht der Fall, obgleich Essigsäure von der Kreide nur langsam neutralisirt wird, nicht aber, wenn das Bad freie Salpetersäure enthält; dann bildet sich nämlich salpetersaurer Kalk und dieser reagirt keineswegs neutral, wie Viele denken mögen, sondern sauer, selbst dann, wenn er mit Kreideüberschuß gekocht worden ist. Eine vollständige Neutralisation des Bades ist in diesem Falle also unmöglich, wie wir selbst bei unserem Bade erfuhren. Man erreicht das Neutralisiren der Silberbäder daher viel besser durch Anwendung von kohlensaurem Natron. Man nehme davon eine Lösung 1 : 10, setze davon einige Tropfen zu dem zu neutralisirenden Bade, bis ein beim Schütteln bleibender schwacher Niederschlag entsteht und filtrire. (Berliner photographische Mittheilungen, 1866, Nr. 24.) Sogenanntes Naphtabraun für die Färberei. Das de Laire'sche Anilinbraun (polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 72) wird selten vom Färber verlangt; einer größeren Anwendung dagegen erfreut sich bereits ein anderes Braun, welches unter dem Namen Naphtabraun einen billigen, aber geschätzten Handelsartikel abgibt. Es ist dieser Farbstoff nichts Anderes, als ein nicht oder mangelhaft gereinigtes Fuchsin, welches in beliebiger Form geliefert und mit 1 bis 1 1/2 Thlr. per Pfund berechnet wird. Um diesen Farbstoff zu lösen, verfahre man folgendermaßen: Man rühre 1 Pfd. festes Naphtabraun mit 2 Pfd. Essigsäure zu einem gleichmäßigen Brei zusammen und bringe diese Mischung in einen Kessel, in welchem man 100 Pfd. Wasser zum Kochen gebracht. Man lasse nun circa 10 Minuten sieden, dann erkalten, filtrire und verwende die filtrirte Flüssigkeit allein oder mit anderen Farbstoffen gemischt zum Färben. Bedauerlich ist, daß die mit Naphtabraun hergestellten Farben nicht echt sind, auch klagen mehrere Drucker über Abfärben der braunen Zeuge; da es jedoch möglich ist, ein Helles Carmoisinbraun mittelst Naphta zu erzeugen, was früher nur durch Anwendung von Orseille, Orseille-Extract oder Persio oder von Rothholz mit Alaunsud gelang, und da sich ferner die mit dem neuen Braun versehenen Zeuge durch Fülle und Schönheit der Nüance hervorthun, so wird das Naphtabraun gewiß bald eine ausgehnte Anwendung finden, zumal der Preis ein verhältnißmäßig sehr billiger ist. (Dr. Max Vogel in seinem Werke „Die Entwickelung der Anilin-Industrie,“ S. 68.) Verfahren zur Gewinnung des Farbstoffes aus Krapp, von J. Pernod in Avignon. Nach diesem Verfahren (patentirt in England am 25. Februar 1865 für den Grafen v. Fontainemoreau) werden die frischen oder getrockneten Krappwurzeln durch wiederholtes Waschen von der anhängenden Erde und anderen fremden Substanzen gereinigt und dann unter Zusatz von wenig reinem Wasser unter sorgfältigster Vermeidung der Berührung mit Kalkstein, Eisen oder Kupfer, gemahlen oder gestampft. Der so erhaltene flüssige Teig wird in einem geeigneten Gefäß stark umgerührt und dann in einen hölzernen Kasten gegossen, dessen Boden ein Drahtgeflecht von solchen Dimensionen bildet, daß alle holzigen Theile zurückgehalten werden, während die den Farbstoff enthaltende Flüssigkeit in einen hölzernen Behälter ablaufen kann. Die zurückbleibende Masse wird erst mit kaltem kalkfreiem Wasser, dann mit kochendem so lange ausgewaschen, bis sämmtlicher Farbstoff ausgezogen ist. Die gesammten Waschwässer werden zusammengebracht und aus ihnen der Farbstoff durch Chlorcalcium, oder, namentlich wenn Alizarin dargestellt werden soll, durch Schwefelsäure oder Salzsäure gefällt. Soll der erzeugte Farbstoff zum directen Ersatz des Krapps in der Färberei dienen, so ist das Fällen mit Chlorcalcium vorzuziehen, da man so eine Verbindung erhält, die, kalt völlig unlöslich, in der Wärme mit den Beizen auf den zu färbenden Stoffen sich sehr rasch verbindet. Nachdem man den Niederschlag sich hat absetzen lassen, filtrirt man und bringt den Niederschlag so lange auf sehr dichtes Wollenzeug, bis alles Wasser abgetropft ist. Soll das Product nicht rasch verwendet werden oder zur Darstellung von Alizarin dienen, so wird es stark gepreßt, im Ofen getrocknet und endlich gepulvert. (London Journal of arts, Februar 1866, S. 84; deutsche Industriezeitung, 1866, Nr. 9.) Substantives Phenylbraun für die Färberei; von V. Kletzinsky. Bisher wurde aus der käuflichen Phenylsäure oder Carbolfäure des Steinkohlentheeres durch Chromsäure das braune Pigment entwickelt, wobei möglicher Weise das Chromoxyd als Beize wirken und das Phenylbraun adjectiv werden könnte. Ein substantives Phenylbraun von gleicher Schönheit stellt man für alle thierischen Gewebe dar, wenn man die Phenylsäure in der dazu erforderlichen Menge von Natronlauge oder Aetzammoniak auflöst, die Lösung mit einer frischbereiteten concentrirten Lösung von Chlorkalk oder mit unterchlorigsaurem Natron versetzt, und in der Kälte stehen läßt, bis die Flüssigkeit aus Grün in Dunkelblau übergegangen ist; säuert man diese Flüssigkeit mit Salzsäure schwach an, so erhält man eine ausgiebige substantive Flotte für Braun auf thierische Gewebe. – Dieses Vergrünen und Blauwerden der Phenylsäure in ammoniakalischer Lösung durch Chlorkalk ist zugleich eine empfindliche Reaction auf dieselbe. (Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und angewandten Chemie; von Prof. V. Kletzinsky. Wien, 1865.) Darstellung von Holzpaste; von V. Kletzinsky. Sägemehl, am besten von weichen Holzgattungen, 100 Gewichtstheile, werden in einer Auflösung von 100 Gewichtstheilen schwefelsaurer Thonerde in der erforderlichen Menge Wasser heftig gesotten und erkalten gelassen. 50 Theile Leim werden in 100 Theilen Wasser bei Siedhitze gelöst und diese Leimlösung mit dem gebeizten Holzmehlbrei innig vermischt, durchgeknetet, in Preßmatten gerollt und bei möglichst starkem Drucke gepreßt. Die anfänglich sehr gebrechlichen Preßlinge erlangen beim allmählichen Austrocknen an der Luft einen überraschenden Grad von Festigkeit; sobald sie hinreichend verfestigt sind, werden sie öfters mit einer verdünnten Lösung von Potasche in Wasser befeuchtet und nach 3–5maliger Befeuchtung mit solcher fünfprocentiger Potaschelösung definitiv getrocknet; in dieser Weise sind die einzelnen Holztheile durch eine Art von alaungarem Leimstoff zusammengekittet, der im Wasser nicht mehr löslich ist und hornartig erhärtet. Es ist selbstverständlich, daß man der Thonerdebeize beliebige Farbstoffe oder die rohen Färbholzmehle zusetzen kann, um farbige Holzplatten zu erzeugen, so wie auch durch grobe Mengung verschiedenfarbiger Holzmehle bunte Mosaikplatten für Parquette etc. erzeugt werden können. (A. a. O.)