Titel: Ueber die klärende Wirkung des Alauns auf trübes und schlammiges Wasser; von Jennet.
Fundstelle: Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XXXV., S. 141
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XXXV. Ueber die klärende Wirkung des Alauns auf trübes und schlammiges Wasser; von Jennet. Aus den Comptes rendus, 1865, t. LXI p. 598. Jennet, über die klärende Wirkung des Alauns auf schlammiges Wasser. Die klärende Wirkung des in einer Quantität von 2 bis 5 Decigrammen per Liter angewendeten Alauns auf schlammiges Wasser ist eine constante, längst bekannte Erscheinung; man scheint jedoch dieses Verfahren zur Reinigung des Wassers stets mit einem gewissen Mißtrauen betrachtet zu haben, denn es blieb selbst in solchen Fällen unbenutzt, wo andere Mittel das Wasser trinkbar zu machen, nur schwierig beschafft werden können. Auf Millon's Veranlassung und von seinem Rache unterstützt, habe ich im chemischen Central-Laboratorium zu Algier zahlreiche Versuche über diesen Gegenstand angestellt und bin nunmehr im Stande nachzuweisen, worauf sich die Befürchtungen bezüglich einer gesundheitschädlichen Wirkung des Alauns reduciren. Fasse ich die Resultate meiner sämmtlichen Untersuchungen zusammen, so ergibt sich daß ein schlammiges Wasser, gleichviel von welcher Natur die in demselben suspendirten erdigen Substanzen und in welcher Menge dieselben zugegen sind, binnen sieben bis siebzehn Minuten trinkbar wird, wenn man demselben auf jedes Liter 4 Decigramme fein gepulverten Alaun zusetzt und die ganze Wassermenge nach diesem Zusatze sofort tüchtig umrührt. Dabei spaltet sich der Alaun zu schwefelsaurem Kali, welches im klar gewordenen Wasser in Lösung bleibt und zu schwefelsaurer Thonerde, welche sich zersetzt und dadurch die Klärung des Wassers bewirkt. Aus letzterem Salze scheidet sich nämlich die Thonerde in unlöslichem Zustande ab und zieht die trübenden Substanzen und die humosen Körper mit zu Boden. Die bei der Zersetzung des Thonerdesalzes frei gewordene Schwefelsäure tritt an die vorhandenen Kohlensäuresalze der Alkalien und alkalischen Erden, und verwandelt sie in Schwefelsäuresalze. In Folge dieses Vorganges erhält das mittelst Alaun gereinigte Wasser einen Gehalt an schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Kalk, aber gleichzeitig wird es auch etwas reicher an Bicarbonaten und freier Kohlensäure, während es von seinem Gehalte an organischen Substanzen gänzlich befreit wird. Eine sogar beträchtlich größere Menge von Alaun verhält sich ebenso: dieses Doppelfalz wird vollständig zersetzt und daraus resultirt kein anderer Nachtheil, als ein größerer Gehalt des Wassers an schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Kalk. Wenn das Wasser von diesem letzteren Salz schon vor dem Alaunzusatze so viel enthält, daß es mit demselben beinahe gesättigt ist, so wird die Reaction des Alauns dadurch keineswegs beeinträchtigt und die Säure der schwefelsauren Thonerde geht theilweise in unlösliches Salz (basisch-schwefelsaure Thonerde) über. Der Natronalaun wirkt ebenso, wie der gewöhnliche Kalialaun, und zwar ohne merklichen Gewinn an Zeit, während man doch bei seiner größeren Löslichkeit das Gegentheil hätte erwarten sollen. Essigsaure Thonerde und essigsaures Eisenoxyd wirken nur sehr langsam und unvollständig, weßhalb ihre Anwendung nicht zu empfehlen ist. Zweifach-phosphorsaure Thonerde würde, obschon in ihrer Wirkung langsamer als der Alaun, ein weit besseres Klärungsmittel abgeben, wenn nicht durch die während der Reaction frei werdende Kohlensäure ein beträchtlicher Theil des gebildeten phosphorsauren Kalkes wieder aufgelöst würde, welcher sich selbst durch Kochen nicht ganz vollständig abscheiden läßt. Schwefelsaure Thonerde wirkt ebenso kräftig wie Alaun, während 7 Th. von ihr 10 Th. des letzteren ersetzen; dabei gewährt die Anwendung dieses Salzes den weiteren Vortheil, daß das geklärte Wasser von schwefelsaurem Alkali frei bleibt.