Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 180, Jahrgang 1866, Nr. , S. 485
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Miscellen. Miscellen. Der Telegraph und die Fischerei an den norwegischen Küsten. Aus einem vom Hrn. Director Nielsen uns mitgetheilten Circular der norwegischen Telegraphendirection vom 24. Februar 1866 entnehmen wir die folgende interessante Mittheilung über die Ausdehnung der Telegraphen auf die Fischereidistricte an der Nord- und Westküste Norwegens und über die Art und Weise, wie die Telegraphen dort zum Nutzen der Fischerei thätig sind. Die ausgedehnteste der vom Storthing zur Ausführung genehmigten Telegraphenlinien ist die, welche von Namsos nordwärts zum Anschluß an die schon bestehende Locallinie der Lofoten-Inselgruppe und von da weiter bis zur Stadt Tromsö in der arctischen Region geführt werden soll. Die Ausführung dieser Linie wird unverzüglich begonnen, aber bei den bedeutenden Terrainschwierigkeiten und bei dem Mangel an allen Communicationswegen ist es zweifelhaft, ob die Vollendung früher als in 3 bis 4 Jahren zu erhoffen ist. Als Leitungen werden für diese Linie Eisendrahtschnüre, aus drei galvanisirten Eisendrähten von je 3 Millimeter Durchmesser zusammengedreht, so daß ihre Gesammtleitungsfähigkeit der eines massiven Drahtes von 5 2/10 Millimeter gleich ist, in Anwendung kommen. Auf den unzugänglichsten Bergen wird dieser Leitung noch ein Stahldraht von 7/10 Millimetern Dicke als Reserveleitung zugefügt werden. Dergleichen Eisendrahtbündel sind bereits seit 18 Monaten auf der Linie zwischen Drontheim und Namsos, auf einer Ausdehnung von 211 Kilometern in Betrieb, und es ist bei denselben bisher noch kein Bruch vorgekommen, noch haben sich andere Uebelstände gezeigt. Zur Vermeidung der Löthstellen in den einzelnen Adern der Schnur hoffen wir, den Drähten sämmtlich die für eine Rolle von 60 bis 70 Kilogr. erforderliche Länge geben zu können. Die Verbindung der Drahtschnüre der verschiedenen Rollen unter einander beabsichtigt man durch die Verbindungsmuffe des Hrn. Inspector Baron herzustellen. Die Drahtschnüre werden von Rylands Brothers zu Warrington, zum Preise von 22 Pfd. Sterl. 12 Sh. 6 Pence per engl. Tonne, franco bis in einen englischen Hafen, geliefert. Um eine wirksame Ueberwachung der Linie auch auf den Strecken zu ermöglichen, wo sie unbewohnte Landstriche durchschneidet, sind die benachbarten Linienaufseher mit dem in der Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphenvereins Jahrgang XII, Heft 7 und 8, S. 151 beschriebenen Untersuchungsapparat versehen. Im Interesse der norwegischen Fischerei wird beabsichtigt, die Telegraphenlinien so bald als möglich längs der ganzen norwegischen Küste bis zur russischen Grenze weiter zu führen, wenn schon diese Anlage mit ziemlich bedeutenden Kosten verknüpft ist und obgleich die beabsichtigte Linie nur Länderstrecken durchschneidet, in welchen die Bevölkerung sehr dünn gesäet ist, und deren an sich wenig bedeutende Städte in sehr großen Entfernungen von einander liegen. Der Telegraph leistet unserer Fischerei schon jetzt sehr wesentliche Dienste und da, so viel wir wissen, seine Benutzung für diese Industrie allein in Norwegen systematisch ausgebildet ist, so dürften einige nähere Mittheilungen über diesen Zweig des Dienstes vielleicht nicht ohne Interesse seyn. Unsere große Fischerei wird längs der ganzen Küste von Stavanger bis zur russischen Grenze auf einer Erstreckung von 1200 Seemeilen (60 auf den Grad des Aequators) betrieben. Der Fang einiger Fischgattungen ist veränderlich, sowohl hinsichtlich der Jahreszeit als auch hinsichtlich der Localität, der Fang anderer dagegen findet regelmäßig zu gewissen Zeiten, wenn auch mit Schwankungen von einigen Wochen und an bestimmten, allerdings periodisch wechselnden Küstenpunkten statt, wobei indeß auch diese Perioden selbst Schwankungen von geringerem Belange zeigen. Unter den regelmäßig wiederkehrenden Fischereien nimmt der Fang des Härings im Winter, wo diese Fische auf ihren Wanderungen an die Küsten kommen um in seichtem Wasser unter dem Schutze der Klippen zu laichen, den ersten Rang ein Diese Fischerei, welche von Mitte Januar oder Anfang Februar bis Mitte März stattfindet, erstreckt sich gegenwärtig auf die Küstenstrecken nördlich von Stavanger bis südlich von der Bucht von Bergen und auf die von Cap Stat (nahe der Telegraphenstation Larsnäs) bis südlich von der Station Floroe. Sie gibt etwa 40,000 Menschen Beschäftigung. Die Vorzeichen der Ankunft der Häringe, der Häringsschein auch Häringsblick (sildeglimt) genannt, beginnen kurze Zeit vor Beginn des Fischfanges sichtbar zu werden. Man sieht alsdann vom hohen Meere her ungeheure Schaaren von Fischen den Küsten sich nähern, im Munde des Volkes „ein Berg Häringe genannt, gefolgt von Cetaceen und begleitet von einer unzählbaren Wolke von Seevögeln. Eine ambulante Inspection der Fischerei theilt durch den Telegraphen allen interessirten Telegraphenstationen regelmäßige Meldungen mit und läßt dieselben dort durch Anschlag veröffentlichen, um die Fischer fortlaufend über die Ankunft der Fische in Kenntniß zu halten. Fliegende Telegraphenstationen werden bereit gehalten, um sie an jedem beliebigen Punkte der Linie aufzustellen und von dem Augenblicke an, wo der arme Häring beim Eingange der Golfe die submarinen Kabeln passirt hat, werden seine geringsten Bewegungen von beiden Ufern her sorgfältig überwacht. Benachrichtigt durch die Telegraphenstationen, eilen alsbald von allen Seiten die Fischer herbei mit Netzen, Schiffen, Tonnen und Salz, mit ihnen auch Aufkäufer und Händler; alle nehmen ihren Weg zu den Fischereiplätzen. Die Küstenbevölkerung weiß sehr gut die wichtige Rolle zu würdigen, welche der Telegraph in ihrer Industrie spielt und in solchen Fällen, wo der Fang lediglich durch Dazwischenkunft des Telegraphen ermöglicht worden, nennt sie die gefangenen Fische Telegraphenhäringe. Während der ganzen Dauer des Fischfanges läßt die ambulante Inspection alle Morgen bei den Stationen Bulletins affichiren, welche das Quantum des Fanges, den Preis der Fische, den Weg der Fischgänge und selbst die Farbe des Wassers enthalten, welches allmählich im Umkreise mehrerer Meilen weiß wird und eine milchige Farbe annimmt; dieß bekundet, daß die Abgabe des Laich, mit der Milch der Männchen gemischt, beendet ist: dann macht man sich für neue „Scheine“ und für die Ankunft neuer Fischzüge bereit. Wenn schon die Dauer der ganzen Fischereisaison 2 bis 3 Monate umfaßt, so findet doch der Hauptfang innerhalb eines Zeitraumes von 4 bis 6 Wochen statt, während dessen man in der Woche – mit Ausschluß der Festtage, an welchen; der religiösen Gesinnung des Volkes entsprechend, der Fischfang untersagt ist – 1 bis 200,000 Tonnen (norwegisches Maaß)Im Jahre 1866 hat der Häringsfang am 24. Januar begonnen. Nach den offiziellen Nachweisen sind bis zum 24. Februar 720,000 Tonnen (eine Tonne = 115,81 Liter, ein Gewicht von ungefähr 100 Kilogrammen) gefangen worden. Fische aus dem Meere zieht. Man sieht aus dieser Darstellung, daß die Dienste, welche der Telegraph der Fischerei leistet, schon jetzt von großer Wichtigkeit sind und wir wagen zu hoffen, daß die projectirte Telegraphenlinie, welche sich bis in die arctischen Regionen erstrecken soll, noch weit bedeutendere Dienste leisten wird; weil die sehr bedeutenden Entfernungen hier noch gebieterischer fordern, daß geeignete Maßregeln getroffen werden, die Fischer und Schiffe sicher und schleunig nach den vortheilhaftesten Punkten zu dirigiren. Der wichtigste Fischereizweig für das nördliche Norwegen ist der Kabliaufang, welcher, gleichzeitig mit dem Häringsfang, auf den Fischereigründen längs der Küste von Aalesund bis Christiansund bei den Lofotischen Inseln und an den Küsten auf beiden Seiten des Nordcap bis zur russischen Grenze, stattfindet. Auch diese Fischerei beschäftigt ungefähr 40,000 Menschen. Dieser Kabliaufang, welcher dem von Neufundland würdig an die Seite gestellt werden kann, ist gleichwohl nicht die einzige Fischerei dieser Gegenden. Man könnte vielmehr während des ganzen Jahres daselbst den Fischfang betreiben, namentlich im Herbst, wenn der Fetthäring bald an einem, bald an einem anderen Punkte der weitgestreckten Küste in großen Zügen in die Fjorde eindringt, ohne daß die zerstreut wohnende spärliche Bevölkerung im Stande wäre, von den Reichthümern, welche das Meer birgt, Nutzen zu ziehen; um Zeit und Entfernung zu überwinden, sind der Telegraph und der Dampf unentbehrlich. (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1865, Heft 11 und 12, S. 298.) Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten. Aus dem im preußischen Handelsarchiv abgedruckten Jahresberichte des preußischen Consulats in Cincinnati für 1865 entnehmen wir auszugsweise folgende Angaben über die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten. Dieselben hatten eine Gesammtlänge im J. 1827 von 3      engl. Meilen 1837 1421      1847 5336      1857 22,625      1862 31,769      1866 35,361 2/5 Diese 35,361 Meilen haben zusammen 1388,555,268 Dollars gekostet, also die Meile durchschnittlich 38,998 Dollars. Auf die preußische Meile macht dieß ungefähr 280,000 Thlr., also so viel, wie die wohlfeileren Bahnen Deutschlands. Bahnen mit Doppelgeleisen sind in obigen Zahlen nur einfach gerechnet; die Pferde-Eisenbahnen, deren Länge mit Schluß des J. 1865 auf 1200 Meilen geschätzt wurde, sind nicht mitgezählt. Wenn alle im Bau begriffenen Linien ausgeführt seyn werden, wird das ganze Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten 51,284 7/100 Meilen Länge haben. An die statistischen Angaben über Eisenbahnen selbst werden solche über die darauf vorgekommenen Unglücksfälle angereiht. Die ganze Anzahl derselben betrug im Jahr1865: in den 10 Jahren1856–65:   183          1078 dabei wurden getödtet   335          1838 Personen verwundet 1427          7228      „ im Jahr1865: in den 10 Jahren1856–65: Auf Dampfschiffen gab es Unglücksfälle     32            249 wobei getödtet wurden 1788          4609 Personen        „  verwundet     „   265          1247 Leider fehlen Angaben über die Zahl der Passagiere und des Fahrpersonals, wodurch allein ein sicheres Urtheil über die wirkliche Gefährlichkeit der Reisen auf Eisenbahnen und Dampfschiffen in Nordamerika ermöglicht würde. (Berggeist, 1866, Nr. 43.) Versuchsresultate mit einem Thomson'schen verticalen Dampfkessel. R. W. Thomson hat mit einem Dampfkessel seiner Construction (beschrieben S. 420 in diesem Heft) am 3. März d. J. Versuche angestellt und folgende Resultate erhalten: Größe des Kessels 3 Fuß äußerer Durchmesser, Rostfläche 4,9 Quadratfuß, Höhe des Feuerraumes 5,5 Fuß, Gesammtheizfläche (Feuerbüchse, Kugel und Röhren) 57 Quadratfuß, stündlich verdampfte Wassermenge bei vollkommen trocknem Dampf 1130 Pfd., stündlich verbrauchte Kohle 226 Pfd. Hiernach sind mit 1 Pfd. Kohle 5 Pfd. Wasser verdampft worden, was für einen verticalen Dampfkessel ein sehr gutes Resultat ist, wenn man beachtet, daß die benutzte Kohle gewöhnliche harte schottische Kohle war. In Maaßeinheiten ausgedrückt, ist die stündlich verdampfte Wassermenge 18,2 Kubikfuß, und es kommen sonach auf 1 Kubikfuß stündlich verdampftes Wasser nur 3 Quadratfuß Heizfläche, während man sonst bei verticalen Kesseln 8 bis 9 Quadratfuß rechnet. (Practical Mechanic's Journal, April 1866, S. 29.) Emaille-Schmelzofen von Pütsch und Ziebarth. Bekanntlich wird die zur Emaillirung von Eisenwaaren erforderliche Emaille, sowohl Deck- als Grundmasse, in Tiegelöfen fabricirt. In den meisten Hüttenwerken, namentlich den schlesischen, befinden sich diese Tiegel in einem Zugofen in Kohks eingepackt. Sie werden von oben mit der innig gemengten Masse beschickt, während die fertige Emaille durch ein Loch im Boden des Tiegels abläuft. Seltener benutzt man größere Tiegel, aus welchen die eingeschmolzene Masse ausgeschöpft wird. In allen Fällen aber sind Tiegel erforderlich, welche durch das unvermeidliche Springen und Schadhaftwerden die unangenehmsten Uebelstände, wie Verluste an Masse, an Arbeitslohn und Zeit, abgesehen von dem Verlust des Tiegels selbst, herbeiführen. Außerdem ist man gezwungen, zur Erreichung der erforderlichen, nicht unbedeutenden Temperatur ein werthvolleres Brennmaterial, nämlich Kohks, anzuwenden. Es liegt auf der Hand, daß ein bedeutender Fortschritt für die Fabrication dadurch erreicht werden könnte, wenn es gelänge, für die Emailleschmelzerei 1) ein geringeres Brennmaterial als Kohks, z.B. Braunkohlen, Torf, Holzabfälle zu benutzen; 2) die Tiegel vollständig zu beseitigen. Diese Aufgaben hatten die Ingenieure Pütsch und Ziebarth in Berlin sich. gestellt und machen jetzt über deren Lösung folgende Angaben: Ein von uns auf der Paulinenhütte zu Neusalz a. d. O. erbauter Emailleschmelzofen mit Gasfeuerung und Regeneratoren ist seit 6 Monaten im Betriebe und liefert bei Anwendung von grubenfeuchter Grünberger Braunkohle (Lignit) in kurzer Schmelzzeit, ohne Anwendung von Tiegeln, eine vorzügliche Emaille. Das über diesen Ofen von der Direction der Hütte unterm 28. April l. Js. ausgestellte Zeugniß lautet folgendermaßen: „Die Herren A. u. H. Pütsch und Ziebarth in Berlin, vertreten durch Hrn. Albert Pütsch, haben bei uns einen Emaille-Schmelzofen construirt, welchen wir seit einem halben Jahre betreiben. Wir bezeugen den Genannten gern: 1) daß die Ausnutzung des Brennmaterials vollständig ist und dem Schornstein nur Anfangs Wasserdampf entströmt, daß aber in kurzer Zeit auch dieser vollständig zersetzt wird; 2) daß zu dieser Gasfeuerung nicht allein grubenfeuchte, sondern sogar von mehrtägigem Regen durchnäßte Förderbraunkohle (Lignit) von Grünberg benutzt wird; 3) daß die entwickelten Hitzegrade bei continuirlicher Steigerung ungewöhnlich hoch sind und zum Einschmelzen nicht nur leichtflüssiger Gläser, sondern auch schwerflüssiger Emaillen vollständig ausreichen; 4) daß die erzielten Ersparnisse sowohl an Brennmaterial, als an Schmelztiegeln und Arbeitslohn den gehegten Erwartungen entsprechen.“ (Unterschrift.) Zur Ergänzung seyen noch die Betriebsresultate des Ofens mitgetheilt, wie sie sich im Vergleich zu denen der früher benutzten Kohksöfen herausgestellt haben.     Zu 10 Centner Masse brauchte man früher 18 Tonnen Kohkszu 1 1/12 Thlr. Thlr. 19. 15     dazu der Ersatz von durchschnittlich 5 Tiegeln à 8 Sgr.    „     1. 10 –––––––––– Thlr. 20. 25. oder für 1 Ctr. Masse 2 Thlr. 2 1/2 Sgr. Bei dem Gasofen gehören, einen 8tägigen fortgesetzten Betrieb zu Grunde gelegt, zum Anfeuern des Ofens 6 Tonnen Braunkohlen 9. 12 Sgr. Thlr.   2. 12     für den Betrieb während 11 Schichten von Montag früh bisSonnabend Abend 65 Tonnen Braunkohlen à 12 Sgr    „    26. 12 –––––––––––– Thlr. 28. 24 Da nun bei guter Bedienung des Ofens im Minimum 3 1/2 Ctr. pro Schicht, also während der 11 Schichten wenigstens 38 1/2 Ctr. niedergeschmolzen werden können, so entsteht auf den Ctr. Masse ein Aufwand von 23 Sgr. 9 Pfg., also gegen den früheren Kohksöfen eine Ersparniß von 1 Thlr. 8 Sgr. 9 Pfg. auf den Ctr. Masse. Zum Aufbau eines solchen Ofens sind, unter Voraussetzung, daß ein vorhandener Schornstein benutzt wird, erforderlich: 1500 feuerfeste Steine, 2500 gewöhnliche Mauersteine, 24 Ctr. Eisenguß zur Armatur des Ofens und den Rosten, schließlich verschiedene Theile zur Regulirung des Ofens, im Gewichte von circa 10 Ctr. Von letzteren sind passende Modelle vorhanden und können diese Theile in kürzester Zeit geliefert werden. Nach anderweitig gemachten Erfahrungen läßt sich Torf mit gleichem Erfolge zur Feuerung des Ofens verwenden. Ueber die Siemens'schen Regenerativ-Oefen. Der von mir im zweiten Aprilheft dieses JournalsSeite 127 in diesem Bande. erschienene Artikel über Siemens'sche Regenerativ-Oefen hat Hrn. Friedrich Siemens bewogen, mich im zweiten MaiheftSeite 322 in diesem Bande. persönlich anzugreifen, anstatt, wie ich erwarten durfte, den Versuch zu machen, die in demselben ausgesprochenen Ansichten zu widerlegen. Bevor Hr. Siemens jedoch mich auf diese Weise angriff und mein curriculum vitae zu schreiben versuchte, hätte derselbe sich über meine Person genau unterrichten sollen, da ich annehmen will, Hr. Fr. Siemens befand und befindet sich noch in einem unfreiwilligen Irrthum. Hr. Siemens behauptet nämlich, ich sey Ofen-Ingenieur bei Hrn. Dr. Werner Siemens gewesen, und habe auf der Glashütte des Hrn. Hans Siemens zu Dresden die damals angewendeten Glasöfen kennen gelernt. Ich erkläre nun, daß ich niemals in Diensten des Hrn. Dr. Werner Siemens als Ofen-Ingenieur thätig war, und beziehe mich in dieser Hinsicht auf die bekannte Firma Siemens und Halske in Berlin, und auf Hrn. Dr. Werner Siemens ebendaselbst. Ich kenne ferner Hrn. Hans Siemens persönlich gar nicht, noch habe ich je dessen Glashütte in Dresden betreten. Ich beschäftige mich überhaupt erst seit dem Juni 1864 mit der Construction von Regenerativ-Gasöfen, und setzte erst im Januar 1865 den ersten von uns gebauten Glasofen in Neufriedrichsthal in Gang. Das uns über unsere dortige Thätigkeit ausgestellte Zeugniß der HHrn. Schönemann und Itzinger ist vom 15. Juni 1865 datirt, kann also nicht, wie Hr. Siemens sich ausdrückt, über ein Jahr von uns colportirt seyn. Hr. Fr. Siemens erklärt es ferner für eine falsche Angabe, daß die erwähnten früheren Glasöfen mit Regenerativ-Feuerung auf Neufriedrichsthal von ihm angelegt seyen, und doch führt er dieselben in der von ihm und seinem Bruder William Siemens herausgegebenen Broschüre als von der vereinigten Firma Friedrich und William Siemens, London und Berlin“ erbaut an, wie er auch in Nr. 1 und 2 der deutschen Industriezeitung, Jahrgang 1865, sich auf dieselben bezieht. Auf jeden Fall ist Hr. Fr. Siemens für den ausführenden Ingenieur verantwortlich, namentlich wenn er durch persönliche Anwesenheit auf der Hütte die Thätigkeit desselben sanctionirt; eine Thatsache, die Hr. Friedrich Siemens wohl nicht als unwahr erklären wird. Wenn schließlich Hr. Friedrich Siemens unser System ein veraltetes nennt, so nimmt es mich Wunder, daß Hr. Siemens die von meinem Bruder in Schweden erbauten Oefen, die nach demselben System arbeiten, für sich als Geschäftsempfehlung benutzt, und zwar in der oben erwähnten Broschüre und in der genannten Zeitschrift. Ich glaube nun die Sache hiermit erledigt zu haben, und erkläre mich immer bereit, meine Ansichten vom technischen Standpunkt aus zu vertheidigen, muß es aber für die Zukunft ablehnen, derartige persönliche Angriffe zu beantworten. H. Pütsch. Berlin, 28. Mai 1866. Wiedergewinnung des Goldes aus den alten Tonbädern der Photographen. Die durch Erschöpfung unbrauchbar gewordenen Goldbäder enthalten immer noch eine ziemliche Menge Gold in Lösung, welches man durch Niederschlagen mit Eisenvitriol gewinnen kann. Nach dem Verfahren des englischen Photographen W. England wird das Gold durch Eisenvitriol niedergeschlagen, gut ausgewaschen, in einer Abdampfschale mit Salpetersäure übergossen und eine Viertelstunde gekocht. Gewöhnlich wird empfohlen, die letzten Spuren von Eisen durch verdünnte Schwefelsäure auszuwaschen; da aber der Niederschlag ziemlich viel Silber enthält, so zieht England die Salpetersäure vor, welche das Silber sammt dem Eisen entfernt und das Gold rein zurückläßt. Nach dem Kochen und Abkühlen verdünnt man mit Wasser, läßt den Niederschlag zu Boden sinken, gießt die Flüssigkeit ab (woraus man durch Salzsäure das Silber abscheidet) und wascht den purpurfarbenen Goldrückstand mehrmals aus. Mit Königswasser behandelt und eingedampft, gibt er so schöne Krystalle, wie man sie aus reinem Gold erhält. Im Tonbade löst sich viel Silber aus den Bildern auf, selbst wenn sie vorher gut ausgewaschen wurden. Ein Niederschlag von zwölf Unzen bestand zu zwei Dritteln aus Silber, zu einem Drittel aus Gold. Es ist hier von Tonbädern mit kohlensaurem Natron die Rede. (Photographisches Archiv, Mai 1866, S. 160.) Wirkung des Schwefelwasserstoffs auf den menschlichen Organismus. In einem an den Herausgeber der Chemical News, W. Crookes, gerichteten Schreiben bemerkt Dr. G. Lunge, er habe die von Kopp als noch nicht öffentlich erwähnt hervorgehobene Thatsache, daß die Arbeiter in Sodafabriken, welche viel mit Schwefelwasserstoff zu thun haben, sehr an Augenentzündungen leiden, bereits vor sechs Jahren beobachtet, als er mehrere Mann zum Umrühren von Flüssigkeiten, welche jenes Gas entwickeln, zu verwenden genöthigt gewesen war. Der Eine nach dem Anderen ward von einer heftigen Augenentzündung ergriffen, zuletzt auch er selbst. Nachdem geeignete Maßregeln zur Ableitung des Gases getroffen worden waren, wich die Krankheit sogleich. Auch Dr. Lunge erinnert sich, gleich Kopp, nicht, diese eigenthümliche und beachtenswerthe Thatsache irgendwo gelesen zu haben. (Chemical News vol. XII p. 230; November 1865.) Unexplodirbares Sprengöl. Noch während der aus Amerika uns zugehenden Berichte und Verhandlungen über die in S. Francisco stattgehabte Explosion können wir erfreulicher Weise Mittheilung machen über die neueste Erfindung des Hrn. A. Nobel, welche darin besteht, das Patentsprengöl (Nitroglycerin) in einen Zustand zu versetzen, in dem es alle explodirenden Eigenschaften verloren hat. Hr. A. Nobel, welcher sich augenblicklich in Amerika aufhält, berichtet in einem vor Kurzem in unsere Hände gelangten Schreiben, daß das Nitroglycerin sich in wasserfreiem Methylalkohol löse und daß diese Lösung unter den Umständen, welche die Explosion des Sprengöles bewirken, nicht explodire. Vorläufige Versuche, welche ich anstellen konnte, stimmen mit den Angaben des Hrn. Nobel vollkommen überein. Das Nitroglycerin, wie dasselbe aus der Fabrik von Nobel und Comp. geliefert wird, löst sich mit größter Leichtigkeit im Methylalkohol. Da der mir zu Gebote stehende nicht absolut chemisch rein ist, dürften die gemachten Löslichkeitsbestimmungen von geringerem Interesse seyn, zumal die Löslichkeit bei verschiedenen Sorten käuflichen Methylalkohols variirt; nothwendig ist jedoch zur Erzielung einer klaren Lösung, die absolute Abwesenheit des Wassers in dem Methylalkohol. Der gewöhnliche Methylalkohol des Handels löst das Nitroglycerin nur unvollkommen und ist daher eine Rectification über frisch gebrannten Kalk erforderlich. Die erhaltene Lösung von Nitroglycerin in Methylalkohol explodirt weder in höherer Temperatur, noch findet eine Explosion statt, wenn dieselbe auf einen Amboß gegossen kräftig mit einem Hammer geschlagen wird. Viele Wiederholungen dieses Versuches, in verschiedenen Formen, ergaben stets dasselbe Resultat – die Mischung explodirte unter keinen Umständen. Auf Baumwollenbäuschchen gegossen und angezündet, verbrennt die Lösung von Nitroglycerin in Methylalkohol ruhig ohne Explosion, selbst gegen das Ende der Verbrennung findet kein Ausflackern statt, welches auf eine plötzliche Zersetzung des Nitroglycerins deuten könnte, dasselbe verbrennt gleichzeitig mit dem Methylalkohol. Sprengversuche konnten mit dieser Lösung nicht gemacht werden, jedoch berichtet A. Nobel über Versuche, welche er in Amerika angestellt hat. Die mit der angegebenen Lösung angefüllten Patentzünder explodirien nicht, obgleich die in denselben angebrachte Patrone (Zündhütchen) nicht versagt hatte. Diese vorläufigen Versuche, welche sich in Kürze um eine größere Anzahl vermehren dürften, lassen zur Genüge erkennen, daß dem Nitroglycerin (Patentsprengöl) die explodirende Kraft durch Zusatz von Methylalkohol vollständig benommen werden kann. Daraus geht hervor, daß ein in der angegebenen Weise versetztes Nitroglycerin auf dem Transporte und Lager als ungefährlich anzusehen ist, namentlich wenn dasselbe in Blechflaschen verschlossen wird, so daß eine Verdunstung des Methylalkohols und ein Zerbrechen der Gefäße nicht stattfinden kann. Es dürfte wohl aber mit denselben Vorsichtsmaßregeln behandelt werden, wie Spiritus, Holzgeist und ähnliche Flüssigkeiten, denen es in Bezug auf Feuersgefährlichkeit gleichkommt. Um aus dem „versetzten“ (in Methylalkohol gelösten) Nitroglycerin das Sprengöl mit allen seinen Eigenschaften wieder zu gewinnen, genügt es, dasselbe mit Wasser zu behandeln. Schon das zwei- bis dreifache Volum Wasser ist hinreichend, um fast alles Nitroglycerin unverändert aus der Lösung abzuscheiden. Ein Tropfen des „versetzten“ Sprengöles, der durch den Schlag eines Hammers nicht explodirt, detonirt sofort, wenn ein Tropfen Wasser hinzugefügt wird, und dann der Schlag erfolgt. Es ist somit ein einfaches Mittel gegeben, die explodirenden Eigenschaften des Sprengöles auf beliebig lange Zeit hindurch vollkommen zu unterdrücken, und erst wenn es nöthig, wieder hervorzurufen. Eine bedeutende Preiserhöhung des Sprengöles durch die Lösung desselben in Methylalkohol ist nicht zu befürchten, da derselbe durch Destillation wieder gewonnen werden kann. Hr. A. Nobel beabsichtigt auch diese neue Erfindung in denselben Ländern patentiren zu lassen, in denen bereits Patente für das Sprengöl ertheilt sind. Dr. Julius Stinde. (Hamburger Gewerbeblatt, 1866, Nr. 21.) Verfahren, künstlich gefärbte Rothweine von ächten zu unterscheiden. Da der Verbrauch von gefärbten und somit gefälschten Rothweinen ein sehr beträchtlicher ist, so will ich, um solchem Betruge etwas steuern zu helfen, nicht mehr länger mit der Veröffentlichung eines Mittels zurückhalten, welches gefärbten Rothwein von ächtem schneller und wohl auch sicherer zu unterscheiden gestattet, als die bisher zu diesem Zweck angegebenen Methoden, und das ich schon im Jahre 1860 entdeckt habe. Es ist dieß das Eisenchlorid. Bringt man etwas Eisenchlorid zu einer Lösung der schwarzen Kirschen oder Heidelbeeren, oder dem Safte der schwarzen Malven, so färben sich diese Lösungen violett mit bald mehr röthlicher, bald mehr blauer Nüance, und diese Reaction ist sehr empfindlich. Besonders schön zeigte sich dieselbe mit dem Safte der Malvenblüthen, aber auch der Kirschsaft und die mit verdünntem Spiritus ausgezogenen getrockneten Heidelbeeren färbten sich sehr intensiv. Es ist diese Reaction in mit solchen Substanzen gefärbtem Weine ebenfalls sehr deutlich und sehr leicht zu unterscheiden von ächtem Rothwein, welcher bei Zusatz von etwas Eisenchlorid sich braunroth färbt; jedoch übt der Säuregehalt des Weines Einfluß auf die Reaction aus, denn von verschiedenen weißen Weinen, die ich mit Heidelbeersaft gefärbt habe, erhielt ich mit Eisenchlorid verschiedene Nüancen. Die bläulichgraue Färbung der von Hrn. Prof. Böttger mit Salzsäure behandelten Schwämme beim Eintauchen in gefärbten RothweinPolytechn. Journal Bd. CLXXII S. 157. kann jedenfalls nur Spuren eines Eisengehaltes der Schwämme zu verdanken seyn, der durch Salzsäure noch nicht ausgezogen worden war, und auch die nach der Methode des Hrn. Apothekers Blume in Berlin erhaltene LösungPolytechn. Journal Bd. CLXX S. 240. kann ihre Färbung nur einem Eisengehalte der angewendeten Substanzen zu verdanken haben. Beiläufig bemerke ich noch, daß die blaue Färbung des Mundes beim Genusse schwarzer Kirschen und Heidelbeeren ebenfalls nur vom Eisengehalte des Blutes herrühren kann, indem sie durch die Endosmose hervorgerufen wird. Adam Philipps zu Ginsheim. (Kurze Berichte über die neuesten Entdeckungen, Erfindungen etc.) Kitt zum Befestigen und luftdichten Verschließen von Glas, Porzellan, Holz und Metall. Nach Dr. C. Scheibler stellt man einen solchen Kitt auf folgende Weise dar. Ueber freiem Feuer, in einem eisernen Gefäße, schmelzt man zuerst 1 Theil Wachs, gibt dann 2 Theile zerschnittene gereinigte Gutta-percha hinzu, bis unter beständigem Umrühren sich dieselbe mit dem Wachse zur homogenen Masse vereinigt, und fügt endlich noch 3 Theile Siegellack hinzu. Wenn Alles geschmolzen und gleichmäßig verrührt ist, gießt man die Masse auf einen benetzten Stein aus und befördert die innige Vermischung ihrer Bestandtheile schließlich noch durch Malaxiren der halb erkalteten Masse mit den befeuchteten Fingern. Der in Stangen ausgerollte Kitt wird natürlich heiß aufgetragen. (Dr. Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium, 1865, Bd. II S. 5.)