Titel: Optische Einrichtung im Dom zu Cöln; von Dr. Garthe.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXXI., S. 110
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XXXI. Optische Einrichtung im Dom zu Cöln; von Dr. Garthe. Aus der Monatsschrift des Gewerbevereins zu Cöln, Mai 1865, S. 145. Mit Abbildungen auf Tab. II. Garthe, über eine optische Einrichtung im Dom zu Cöln. Bekanntlich stand früher die Orgel des Cölner Doms im Längenschiff desselben, ihre Hauptfronte dem Altar zugewendet, so daß der Organist, in einen Spiegel sehend, die Bewegungen der vor dem Altar fungirenden Priester sehen und seine Mitwirkung zu dem Gesange zu leiten vermochte. Durch Verlegung der Orgel in's Querschiff der Kirche, also aus dem Osten nach Norden, erhielt der Organist eine Stellung, daß eine directe Wahrnehmung des Priesters, und auch durch Spiegel allein zu vermittelnde, deshalb nicht ausführbar war, da größtentheils eine geringe Intensität des Lichtes vorliegt und die Entfernung, welche dem Lichtgange zugewiesen werden mußte, an mehr als 300 Fuß betrug, also zu groß war, um ein deutliches Sehen zu ermöglichen. Das hohe Dom-Capitel trug dem Verf. den Wunsch vor, diese Angelegenheit in Angriff zu nehmen und nach wissenschaftlichen Principien zur Erreichung des Zweckes das Erforderliche einzurichten. Er hat mit Vergnügen diesem Wunsch entsprochen und nur unter Vergütung der Baarauslagen die ganze Anordnung übernommen und zur gegenwärtig praktischen Anwendung erhoben, so daß der beabsichtigte Zweck erreicht worden ist. Es ist sicher von wissenschaftlichem Interesse, die eingeschlagene Manier und die Art der praktischen Aufstellung des Apparates näher kennen zu lernen, besonders da wissenschaftliche Freunde und Bekannte es vielfach gewünscht haben, eine solche Beschreibung veröffentlicht zu sehen. In Fig. 15 ist ein horizontaler Grundriß des Domes gegeben, in a der Altar markirt und in k der Sitz des Organisten in der verlegten Orgel, die früher ihre Stellung zwischen b und c hatte, fixirt. Die zu lösende Aufgabe war: die Bewegungen der Priester vor dem Altar a sollen von k aus deutlich wahrgenommen werden. Dieß durch zwei, etwa bei d und k anzubringende ebene Spiegel zu ermitteln, mußte der Verf. als unbrauchbar erkennen, da die Lichtintensität bei a gering, die Entfernungen a d + d k zu groß (etwa 300 Fuß), und der Lichtverlust in den Spiegeln zu erheblich war, um ein brauchbares Resultat zu erhalten. Um nun einen Theil dieser Uebelstände zu heben, wendete er statt eines zweiten Spiegels bei k, die totale Reflexion in einem Glasprisma an, verbunden mit einem 15 Mal vergrößernden Fernrohr, und erreichte dadurch in gewünschter Weise den Zweck. Die Manier, deren der Verfasser sich bediente, die Sache zur praktischen Ausführung zu bringen, namentlich die richtige Stellung des oberen 3 Fuß langen und 1 1/2 Fuß hohen Spiegels, der auf einem Piedestal eines Pfeilers bei d aufzustellen war, zu reguliren und zum andern die Lage des Glasprismas B (Fig. 17) festzustellen, und dem Fernrohr h, i, womit das Prisma verbunden ist, die erforderliche Lage zu geben, war folgende. Zunächst hatte das in Paris geschliffene Glasprisma die Form eines gleichschenklig rechtwinkligen und waren seine Kathetenflächen so groß, daß das Objectivglas alle einfallenden Lichtstrahlen empfangen konnte. Es war dasselbe vor dem Objectiv des Fernrohres um die Achse desselben drehbar, so angebracht, daß eine Kathetenfläche dem Objectiv, die andere dem vom Spiegel d (d') kommenden Lichtstrahl d' f oder d' g (Fig. 17) zugewendet war. Da der bei f auffallende Lichtstrahl senkrecht die Kathetenfläche treffen mußte, um ungebrochen nach g zu gehen und von g nach i (unter derselben Neigung x = y = 45°) zum Auge zu gelangen, so erreichte man sowohl diesen Zweck, als auch die richtige Stellung des Spiegels durch folgendes Verfahren: In dem Mittelpunkt des Spiegels war bei d,'' Fig. 16, (oder d d') ein kleines Häkchen angebracht und an dasselbe ein Fäden d, a (Fig. 15 d', a'), Fig. 17, nach dem Altar a fest angespannt. Dieser bildete den von a sichtbaren Einfallsstrahl a d (a' d'). Ebenso wurde ein Fäden von d' nach f fest angespannt und somit die Lage der schiefen, durch a' d' f (Fig. 17) bestimmten Ebene markirt, da der Ort f, durch die Räumlichkeit der Orgel und den Sitz des Organisten, ungefähr festgelegt war. Die richtige Spiegelstellung und genaue Lage des Glasprismas und damit verbundenen Fernrohres h, i (Fig. 17) wurden nun also ausgeführt: Zunächst erkennt man aus Fig. 16, daß der Spiegel um eine verticale Achse s, q horizontal drehbar und vermittelst einer Schraube t fest stellbar eingerichtet war. Ebenso konnte er vermittelst des Scharniers s jede gegen o p gerichtete Neigung, z.B. m n o annehmen, immer auf o p ruhend. In den Richtungen des einfallenden Strahles a' d', und des reflectirten d' f, hatte man in v und w, in gleichen Abständen von d' (also d' v = d' w), zwei kleine messingene Ringelchen eingeschaltet, durch dieselben ein leichtes tannenes Stäbchen w, v hindurchgelegt und in dessen Mitte u wieder ein leichtes tannenes Stäbchen nach dem Mittelpunkt d' des Spiegels gerichtet. Sollte nun wirklich der vom Spiegel d' reflectirte Strahl nach f gelangen, so mußten die Spiegelbilder w', u', v' so liegen, daß v mit d' und v', u mit d' und u', w mit d' und w' in geraden Richtungen, also die Fläche v d' w mit der Fläche v' d' w' in einer Ebene lag. Dieß wurde mittelst der beiden Spiegelbewegungen mit Sicherheit ausgeführt. Um nun das Fernrohr mit dem daran befestigten aber drehbaren Prisma B in die richtige Lage zu bringen, war nur nöthig, demselben eine solche Stellung zu verschaffen, daß die Fadenrichtung d' f mit dem Spiegelbild f g desselben in gerade Richtung kam, so daß d', f, g eine gerade Linie bildeten. Dann wurde das Fernrohr festgestellt und man satz in der verlängerten Richtung i g den vor dem Altar a sich bewegenden Priester mit zureichender Deutlichkeit. Um den ganzen Altar zu übersehen, hätte der Spiegel die unförmliche Größe von etwa 9 Fuß Länge erhalten müssen. Die einzelnen Apparate sind von der geschickten Hand des Mechanikers Hrn. Hilt zu Cöln ausgeführt worden.

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