Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 409
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Beziehung zwischen der Windgeschwindigkeit und der Höhe der Meereswellen, von Coupvent des Bois. Hierüber, sowie über die durchschnittlichen Absolutwerthe dieser beiden Größen, welche den bei den Seeleuten üblichen Bezeichnungen der verschiedenen Windstärken und der verschiedenen Zustände der Meeresoberfläche entsprechen – Werthe, über welche bei der Schwierigkeit ihrer Messung noch immer sehr abweichende Meinungen herrschen – enthalten die Comptes rendus vom 8. JanuarJannar 1866 eine bemerkenswerthe Mittheilung von Coupvent des Bois, welche aus mehreren Tausenden von Beobachtungen, unter den verschiedensten Längen und Breiten auf dem Meere angestellt, beruht. Die mittleren Endresultate enthält die folgende Tabelle, in welcher die französischen Bezeichnungen beibehalten sind, da sie zum Theil den im Deutschen üblichen Bezeichnungen nicht ganz entsprechen. Bezeichnung des Windes. Geschwindigkeitdes Windes.Meter per Sec. Wellenhöhe.Meter. Zustand des Meeres.   0. Calme moyen   1 0,7 (0,6) Unie.   1. Faible brise   3 1,4 (1,0) Belle.   2. Petite brise   5 2,0 (1,5) Petite houle.   3. Jolie brise   8 2,7 (2,3) Houle.   4. Belle brise 13 3,8 (3,3) Grande houle.   5. Forte brise 21 5,2 (4,7) Très-grande houle.   6. Grand frais 33 7,0 (6,3) Grosse mer.   7. Tempête 50 9,3 (8,7) Très-grosse mer.   8. Ouragan 73     12,0 Mer furieuse. Bei der unsicheren Bedeutung der Bezeichnungen verschiedener Windstärken war es zulässig, die ihnen ungefähr entsprechenden Windgeschwindigkeiten gesetzmäßig zu ordnen und so gewissermaßen umgekehrt die mangelnde Begriffsbestimmung durch diese Zahlen zu ersetzen; sie bilden, wie die folgenden Differenzenreihen erkennen lassen, eine arithmetische Reihe 3. Ordnung: 1 3 5 8 13 21 33 50 73 2 2 3 5 8 12 17 23 0 1 2 3 4 5 6 1 1 1 1 1 1 1 Das Verhältniß der Wellenhöhe h (Verticalabstand des höchsten Punktes eines Wellenberges und des tiefsten Punktes eines Wellenthales) zur Windgeschwindigkeit v wurde bei den einzelnen Beobachtungsgruppen sehr verschieden gefunden, was namentlich dadurch seine Erklärung findet, daß die Zeit, während welcher der Wind nach derselben Richtung schon herrschte, von wesentlichem Einflusse hierbei ist. Nun ergab sich aber im Mittel aus allen Beobachtungen zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Stellen des Meeres v = 5 bei h = 2, und wenn mit diesen wahrscheinlich zuverlässigsten zusammengehörigen Zahlen die Constante der angenommenen Beziehung h³/v² Const. = 8/25 = 0,32 bestimmt wurde, so ergaben sich zu den Tabellenwerthen von v die daneben stehenden Werthe von h, welche im Durchschnitt nur wenig größer als die beobachteten Werthe sind; letztere sind in Parenthese beigesetzt. G. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. X S. 339.) Abschmelzen von Telegraphenleitungen. Kürzlich ereignete sich der außerordentliche Fall, daß zwischen Columbia und Puloki (Vereinigte Staaten) von den an der Nashville-Decatur-Eisenbahn angelegten Telegraphen die Drähte auf einer Länge von 1 (engl.) Meile ganz geschmolzen und zum Theile in Kugeln von der Größe von Gewehr- (?) Kugeln zusammengeballt wurden, so daß die gefundenen Stücke zusammen kaum eine Länge von 30 Fuß mehr ausmachten. Bei dem Ereignisse (natürlich in Folge von Blitzesentladungen) wurden die Glas-Isolatoren zersplittert und die Tragstangen in Stücke zerrissen. (Scientific American: les Mondes, Juli 1866, S. 511.) Verbessertes Verfahren beim Ausglühen des Drahtes, von Hibell. Nach dem bisherigen Gebrauche bestehen die Glühtiegel aus hohlen gußeisernen Cylindern. die am Boden geschlossen sind und während des Glühens durch einen Deckel ziemlich luftdicht verschlossen werden. Diese Tiegel werden in einem Ofen aufgestellt und mit den zu glühenden Gegenständen gefüllt. Nach dem Füllen wird der Ofen bis zu dem erforderlichen Grade erhitzt und nachher mit den Tiegeln und ihrem Inhalt abkühlen gelassen. Bei diesem Verfahren wird aber die Oberfläche des Drahtes mehr oder weniger mit Glühspan bedeckt, der durch Beizen entfernt werden muß, ehe der Draht bis zu der erforderlichen Dicke ausgezogen werden kann. Nach Hibell's verbessertem Verfahren sind die Tiegel aus zwei hohlen gußeisernen Cylindern von verschiedenen Durchmessern zusammengesetzt, von denen der kleinere in den größeren eingesetzt wird. Der ringförmige Raum zwischen den beiden Cylindern dient zur Aufnahme der auszuglühenden Gegenstände. Der Boden desselben ist geschlossen, und vor dem Glühen wird ein Deckel aufgelegt, der ebenfalls luftdicht verschlossen wird. Der Draht zeigt nach dem Glühen durchaus gar keinen Glühspan und braucht daher nicht gebeizt zu werden. Die Qualität des Drahtes wird insofern verbessert, als er biegsamer wird, und andererseits wird der Gewichtsverlust durch das Abbeizen erspart. Nach dem alten Verfahren muß Draht Nr. 4, ehe er bis zu Nr. 18 ausgezogen werden kann, sechs Mal gebeizt und fünf Mal geglüht werden. Nach dem neuen Verfahren braucht derselbe Draht nur ein Mal gebeizt und ein Mal geglüht zu werden. Nach dem alten Verfahren sind eilf Tage nothwendig, um den Draht bis zu dem bezeichneten Feinheitsgrad auszuziehen, nach dem neuen fünf. Es wird also an Zeit, Brennmaterial und Säure erheblich gespart und dabei eine viel vorzüglichere Qualität des Drahtes erhalten. Die neuen Tiegel sind übrigens erheblich kleiner als die alten und können daher auch leichter transportirt werden. (Mechanics' Magazine, Mai 1866, S. 279; polytechnisches Centralblatt, 1866 S. 825) Gewebe mit unzerstörbaren Zeichnungen nach Art des Utrechter Sammet. Hr. Trotry-Latouche ließ sich am 3. Juli 1862 ein Verfahren patentiren, um Gewebe mit Zeichnungen zu erzeugen, die denen auf ungepreßtem Sammet ähnlich sind und zu Möbelstoffen dienen sollen. Das Verfahren, nach welchem diese neuen Gewebe erhalten werden, läßt sich auch für die Fabrication von Hüten benutzen, wenn dieselben aus einem animalischen oder vegetabilischen Stoffe bestehen. Erste Operation. Man bringt das Gewebe, den Hut oder die Mütze unter eine Rauhmaschine oder kardirt mit der Hand, so daß möglichst viele Haare des Stoffes heraus stehen. Man rauht zuerst in einer Richtung, dann in der entgegengesetzten, und wiederholt dieses Verfahren noch einige Mal, bis der Stoff möglichst veloutirt ist; hierauf wird derselbe mit der Maschine oder der Hand mittelst Schere etwas geschoren. Das Rauhen und Scheren muß zwei bis drei Mal wiederholt werden, ehe der Stoff ein sammetartiges Aussehen bekommt und für die nachfolgenden Operationen sich eignet. Zweite-Operation. Um die Zeichnung auf dem Gewebe hervorzubringen, bedient man sich flacher, gravirter Kupferplatten; dieselben werden unter eine hydraulische Presse gegeben, die innen mit Dampf erwärmt wird, und der Stoff mit der veloutirten Seite auf die Kupferplatte gebracht, die keine Farbe enthält. Auf der Rückseite des Stoffes gibt man ein Kissen aus Wolle und setzt die Presse in Thätigkeit, wodurch der Stoff in die GravirungGraviruug der Kupferplatte eingepreßt wird. Hüte oder Mützen, welche auf gleiche Weise wie der Stoff veloutirt wurden, kann man nicht auf dieselbe Weise behandeln, da die Anwendung flacher Kupferplatten nicht möglich ist; man wendet für diese Formen an, welche auf der inneren Seite gravirt sind. Man gibt die Hüte in diese Formen, und mit Hülfe eines Kautschukpfropfes, den man in das Innere des Hutes gibt, kann man den Stoff in die Gravirungen der Form hineinzwängen. Man läßt die hydraulische Presse auf dendeu Kautschukpfropf wirken, und indem sich der Kautschuk nach allen Richtungen ausdehnt, erfüllt er den gewünschten Zweck. Dritte Operation. Wenn das zweite Verfahren beendigt ist, wird der Stoff die gravirten Zeichnungen in Reliefs darstellen. Zu den Geweben bedient man sich dann eines Cylinders aus Bimstein oder einer mit Glaspulver oder Schmirgel überzogenen Walze, gegen welche man den Stoff drückt und durch dessen rasche Umdrehung man einen Theil des erhaltenen Reliefs wegnimmt. Es ist natürlich, daß der Cylinder dabei sich mit großer Schnelligkeit bewegt und bis 600 Umdrehungen in der Minute macht. Hüte oder Mützen muß man auf dem Cylinder hin und her führen, damit der gewünschte Theil des Reliefs abgeschliffen werde. Die Stoffe oder die Hüte werden dann stark geschlagen, um allen Staub aus ihnen zu entfernen. Vierte Operation. Nachdem dich geschehen ist, setzt man den Stoff durch 7 oder 8 Minuten der Wirkung von Wasserdampf aus. Auf diese Weise wird der Stoff wieder vollkommen Leben gewinnen und die Wirkung des Pressens verschwinden, worauf die Zeichnung hervortritt. Die von dem Cylinder benagten Theile haben kein Haar, während auf anderen Theilen die Haare aufsteigen und die Stoffe dadurch ganz das Aussehen gepreßten Sammets erhalten. (Neueste Erfindungen.) Darstellung des Goldfirnisses für Messingwaaren. Dieser Firniß, zu welchem früher eine jetzt nicht mehr im Handel vorkommende Kornerlackjorte benutzt wurde, wird jetzt, ganz zweckentsprechend, aus gut gereinigtem blonden Schellack mittelst stärkstem Weingeist hergestellt. Die wenig beständige Farbe, welche bisher durch Curcuma, Saffran, Alkanna u.s.w. gegeben wird, hat Hr. Puscher in Nürnberg mit Vortheil durch Anilingelb ersetzt und dadurch auch einen haltbaren Lack für Stanniolkapseln erzielt. (Bericht des Nürnberger Gewerbevereins vom 7. November 1865.) Vergolden des Glases. Glas läßt sich spiegelnd und dauerhaft nur in der Wärme vergolden. Die in der Kälte dargestellten Vergoldungen besitzen zwar eine sehr schöne Farbe und einen hohen Glanz, aber sie lösen sich beim Waschen mit Wasser ab. Zur Bereitung der Vergoldungsflüssigkeit setzt man zu einer Lösung von Gold in Königswasser auf je 1000 Theile Gold 292 Thle. Kochsalz, dampft zur Trockne ein und läßt die Wärme so lange einwirken, bis alle freie Säure entfernt ist, d.h. bis man keinen sauren Geruch mehr wahrnimmt. Den Rückstand löst man in Wasser auf und zwar der Art, daß die Lösung in 1000 Kub. Centimet. Flüssigkeit genau 1000 Miligrm. Gold enthält. Mit dieser Lösung bereitet man sich zwei andere Flüssigkeiten; zu der einen mischt man 50 K. C. der Goldlösung mit 20 K. C. einer Natronlauge von 1,035 spec. Gewicht und 300 K. C. Wasser, erhitzt das Ganze bis zum Sieden und kocht bis 250 K. C. ein. Zur zweiten Flüssigkeit nimmt man dieselben Mengen der Goldlösung und Natronlauge, setzt 230 K. C. Wasser zu und stellt diese Mischung eine Stunde lang in siedendes Wasser. Beide Flüssigkeiten werden dann mit einander gemischt. Will man ein Glasgefäß innen vergolden, so gießt man in dasselbe den zehnten Theil seines Volumens einer Mischung von 2 Theilen Weingeist und 1 Th. Aether, füllt es sodann mit der noch heißen Flüssigkeit an und setzt es in Wasser, dessen Temperatur 80° C. nicht übersteigen darf. In 10–15 Minuten überzieht sich das Glas mit einer spiegelnden Goldhaut. Sobald die Wandungen im durchfallenden Licht undurchsichtig erscheinen oder eine tief dunkelgrüne Farbe annehmen, nimmt man das Gefäß aus dem Wasser. – Will man eine ächte Vergoldung von einer unächten unterscheiden, so bringt man einen Tropfen einer Chlorkupferlösung auf den zu prüfenden Gegenstand. Beim ächten Gold entsteht keine Veränderung, bei den Legirungen dagegen ein schwarzer Fleck. (Deutsche Industriezeitung.) Germain's Verfahren zur Fabrication von Zinkweiß. Der Genannte röstet Zinkerze oder altes Zink, um Zinkoxyd zu erhalten, welches er mit einer heißen Lösung von Salmiak behandelt; das Zinkoxyd geht in Lösung, während die übrigen Metalle zurückbleiben. Ist die Lösung gefärbt, so setzt man etwas kohlensaures Natron zu, worauf ein geringer Niederschlag entsteht und die Lösung farblos wird. Dieselbe wird darauf filtrirt und zum Erkalten sich selbst überlassen, wobei sich das Zinkoxyd im Gemenge mit einem in kaltem Wasser nur wenig löslichen Doppelsalze von Ammon und Zink ausscheidet. Dieser Absatz wird ausgewaschen und mit kochendem Wasser behandelt; das Doppelsalz zersetzt sich und gibt einen dichten, schweren Niederschlag von Zinkoxyd, welches nach dem Auswaschen und Trocknen dieselbe Deckkraft (?) besitzt wie das auf trockenem Wege dargestellte Zinkweiß. (Bulletin de la Société chimique, April 1866, S. 312.) Ueber einige Modificationen des Schwefels; von Zaliwsky-Mikorski. Um einen billigen Kitt zu einem galvanischen Trogapparate darzustellen, kam ich auf den Gedanken, Schwefel mit Harzen zu verbinden, wie man den Schwefel in Verbindung mit Kautschuk benutzt. Bei meinen Versuchen fand ich, daß durch Mischen von flüssigem Schwefel mit sehr geringen Mengen von gewissen fremden Körpern ein dem des Hartkautschuks ähnlicher Molecularzustand hergestellt wird. So ertheilt z.B. der Zusatz einer sehr geringen Menge von Jod und Brom dem Schwefel einen gewissen Grad von Geschmeidigkeit. Ein ähnliches Resultat erhielt ich auf einfachere Weise durch Zusatz einer geringen Menge Theer. Derartige Verbindungen widerstehen den meisten chemischen Agentien. – Andererseits wurde ich durch den ursprünglichen Gedanken, Schwefel mit organischen Substanzen zu verbinden, auf ein Verfahren gebracht, welches ein Product liefert, das zu dem vulcanisirten Kautschuk in einem ähnlichen Verhältnisse stehen dürfte, wie die Ruolz'schen Legirungen zum Silber. Ich löste nämlich Kautschuk in Schwefelkohlenstoff, welcher vorher mit Schwefel gesättigt worden war, und erhielt dadurch eine klebrige Substanz, welche, wenn sie mittelst eines Pinsels z.B. auf Holz aufgestrichen wird, dasselbe mit einem von concentrirter Schwefelsäure nicht angreifbaren Häutchen bedeckt. (Comptes rendus, t. LXII p. 1098; Mai 1866.) Darstellung von Kalisalpeter ohne künstliche Wärme. Condurie löst gleiche Aequivalente salpetersaures Natron und Chlorkalium in möglichst wenig Wasser und setzt die erhaltene Lösung in einem großen flachen Gefäße der Einwirkung der Sonnenstrahlen aus. Bald tritt Verdampfung ein und die Löslichkeit des gebildeten salpetersauren Kalis steigt mit der Zunahme der Temperatur, während sich Chlornatrium, dessen Löslichkeitsverhältnisse keine Aenderung erleiden, allein absetzt. Abends wird die FlüssigkeitFlüssigseit in ein anderes, niedriger stehendes Gefäß abgelassen, und da die Temperatur in der Nacht auf 7 bis 8° C. fällt, so scheidet sich das salpetersaure Kali ab, während etwas Chlornatrium in Lösung zurückbleibt. Am anderen Tage wird mit der Mutterlauge, nachdem sie mit einer neuen Portion Natronsalpeter und Chlornatrium versetzt worden, dasselbe Verfahren wiederholt. (Bulletin de la Société chimique, April 1866.) Ueber eine neue explosive Masse; von C. Lesimple. Mischt man fein pulverisirtes salpetersaures Bleioxyd mit rothem oder sogenanntem amorphen Phosphor, so daß das Bleisalz ungefähr das Dreifache vom Gewicht des Phosphors ausmacht, so erhält man eine Masse, welche durch Schlag oder Reibung mit außerordentlicher Heftigkeit explodirt. Die Detonation geht unter starkem Knall und Feuererscheinung vor sich. Bei bloßer Erhitzung entzündet sich die Masse nur unter Verpuffung, indem ein weißer Rückstand, wahrscheinlich phosphorsaures Bleioxyd, verbleibt. Man kann dieselbe allmählich bis über 200° C. erhitzen, ohne daß Explosion stattfindet; sie verliert indessen hierdurch ihre explosive Eigenschaft. Ich habe die Verbrennungsproducte nicht näher untersucht; es scheint aber, da die Zersetzung unter Hinterlassung eines schwarzen Fleckes vor sich geht, daß der Rückstand Phosphorblei ist, während die dabei entstehenden Gase aus Stickstoff und Sauerstoff bestehen. Bei den angegebenen Eigenschaften würde diese Masse vielleicht Anwendung zur Füllung von Zündhütchen und als Sprengmaterial finden, um so mehr als die Darstellung derselben mit geringen Unkosten verknüpft (das Pfd. circa 10 Sgr.) und ganz gefahrlos ist. Ich habe Zündhütchen-Kapseln damit gefüllt und sie zur Entladung einer Pistole verwendet, wobei dieselben nie versagten. Die Mischung zersetzt sich auch nicht von selbst, indem Portionen, welche 3/4 Jahr der Luft ausgesetzt blieben, von ihrer explosiven Eigenschaft nichts eingebüßt hatten. Schwefelsaure Salze im Filtrirpapier. Der Photograph Hr. Krüger in Schwerin fand bei Prüfung seines FiltrirpapieresFiktrirpapieres, daß dasselbe ungewöhnlich große Mengen schwefelsaurer Salze enthält. Wenn man durch solches Papier zweimal Wasser filtrirt und dieses dann mit salpetersaurem Baryt versetzt, so entsteht eine sehr merkliche Reaction auf Schwefelsäure. Die Schwefelsäure dürfte als Gyps in dem Papiere vorhanden seyn und aus dem Wasser herstammen, denn es ist nicht anzunehmen, daß Filtrirpapiere, ähnlich wie Maschinenpapiere in neuerer Zeit, mit künstlich gefälltem schwefelsaurem Kalk (sogenannter Annaline) beschwert werden. – Zum Theil wird der Gyps auch künstlich bei dem Bleichproceß erzeugt, wenn die letzten Spuren Chlor mit unterschwefligsaurem Natron (Antichlor) weggeschafft werden; hierbei bildet sich schwefelsaures Natron, welches bei unvollständigem Auswaschen der Papiermasse zum Theil zurückbleibt. (Mittheilungen des photographischen Vereins zu Berlin, Juli 1866, S. 85.) Darstellung des Bariumhyperoxydes und Wasserstoffhyperoxydes. Man macht (nach Liebig) aus trockenem Aetzbaryt und der vierfachen Menge chlorsauren Kalis ein inniges Gemisch, welches man nach und nach in einen schwach rothglühenden hessischen oder porzellanen Tiegel einträgt und bei derselben Hitze zum Schmelzen bringt. Die Masse wird mit kaltem Wasser angerieben und mit einer mäßigen Menge kalten Wassers ausgewaschen, um das Chlorkalium zu beseitigen. Der Rückstand ist zu ungefähr 65 Proc. Bariumhyperoxydhydrat (BaO² + 6 HO). Er wird an einem lauwarmen Orte getrocknet und dann zerrieben. Um nun mit Hülfe dieses Präparates Wasserstoffsuperoxyd zu gewinnen, soll man nach Duprey durch destillirtes Wasser einen raschen Strom Kohlensäure leiten und nach und nach in das Wasser feingepulvertes Bariumhyperoxyd werfen. Man decantirt das Wasser von dem entstandenen kohlensauren Baryt und läßt es, wenn man will, über Schwefelsäure abdunsten. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1865, Nr. 14.) Verfahren zum Bleichen von Palmöl. Die chemische Bleiche von Palmöl mittelst doppelt-chromsaurem Kali und Salzsäure führt A. Engelhardt in Leipzig auf folgende Weise aus: Eine beliebige Menge des zu bleichenden Palmöls wird in einem Kessel auf circa 50° R. erwärmt, über Nacht ruhig stehen gelassen, den folgenden Tag in ein reines Faß gebracht und bis 33 oder 30° R. abkühlen gelassen. Zu gleicher Zeit erhitzt man in einem kleineren Kessel eine Portion Wasser zum Sieden, auf 2000 Pfund zu bleichendes Oel z.B. 90 Pfd. Wasser, löst darin 30 Pfd. doppelt-chromsaures Kali und gießt, nachdem sich die Lösung etwas abgekühlt hat, 120 Pfd. Salzsäure dazu. Diese Mischung läßt man dann zu dem Palmöle fließen, welches unterdessen lebhaft umgerührt wird. Schon nach 5 Minuten hat das Oel durch das in Folge der reducirenden Wirkung der Salzsäure auf das Chromsalz entstandene Chromoxyd eine dunkelgrüne Farbe angenommen; bei fortgesetztem Rühren scheidet sich das Chromoxyd vollständiger aus, das Oel wird immer heller und endlich klar, so daß man es nur noch gut mit heißem Wasser zu waschen braucht, um es vollkommen weiß zu erhalten; sollte es ja nicht genug gebleicht seyn, so wiederholt man die Operation mit 1/2 Pfd. rothem Chromsalz und 2 Pfd. Salzsäure. Die Methode läßt sich sehr rasch und gefahrlos ausführen und liefert ein gutes Resultat. – Andere Mischungen, welche Chlorgas entwickeln, z.B. Braunstein und Salzsäure (vorgeschlagen von Rougier in Marseille), oder Chlorkalk, geben kein so günstiges Resultat wie die Mischung von Chromsalz und Salzsäure. (Leipziger Blätter für Gewerbe, Technik etc.) Zur Kenntniß der organischen Bestandtheile des Rübensaftes, von Dr. C. Scheibler. 1) Wie DubrunfautDubrunfant berichtet (polytechn. Journal Bd. CXXI S. 305) soll Rossignon bis zu 2 und 3 Procent Asparagin in den Rüben nachgewiesen haben. Speciellere Angaben über diese Beobachtung fehlen. Michaelis (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXIV S. 389) konnte in den Rüben kein Asparagin nachweisen, offenbar zerstörte er aber das vorhandene Asparagin bei seinen Versuchen. Er entfernte nämlich den Zucker des Rübensaftes durch Gährung und übersatz daher die von Dessaignes beobachtete Thatsache, daß auch das Asparagin durch Gährung zersetzt wird, in Bernsteinsäure und Ammoniak. Der Verf. suchte daher nach den Zersetzungsproducten des Asparagins im Rübensaft und fand wirklich Asparaginsäure in den mit Kalk geschiedenen Säften, resp. in der Melasse. Namentlich die Melasse ist zur Gewinnung der Asparaginsäure sehr geeignet. Noch vortheilhafter läßt sich diese Säure aus der bei des Verf. neuem Verfahren der Zuckergewinnung aus Melasse erhaltenen zuckerarmen Lösung gewinnen. Im Laboratorium des Verf. wird die Asparaginsäure daraus bereits pfundweise gewonnen. Aus Melasse gewinnt man diese Säure, indem man die mäßig verdünnte Lösung der ersteren mit einer Auflösung von Bleiessig in geringem Ueberschusse ausfällt und das Filtrat mit salpetersaurem Quecksilberoxydul versetzt: es fällt alsdann unreines asparaginsaures Quecksilberoxydul, welches ausgewaschen und mit Schwefelwasserstoff zerlegt wird. Die vom Schwefelquecksilber heiß abfiltrirte Lösung wird zum Syrup eingedampft und krystallisiren gelassen, die Krystalle aber mit mäßig starkem Alkohol, worin sie unlöslich sind, abgewaschen und ausgekocht, wodurch die anhaftenden Unreinigkeiten entfernt werden. Schließlich krystallisirt man die Säure, um sie rein zu erhalten, aus Wasser um. Das Vorkommen der Asparaginsäure im Rübensaft ist von Wichtigkeit, weil dadurch ein Fehler in der Zuckerbestimmung durch Polarisation bewirkt wird. Die Invertirungsmethode muß, namentlich bei der Polarisation der Melassen, bei Gegenwart der Asparaginsäure unbrauchbare Resultate liefern. Alkalische Lösungen des Asparagins und der Asparaginsäure polarisiren links, saure Lösungen rechts. Das Vorkommen der Asparaginsäure in den Melassen und Füllmassen läßt auf das Vorhandenseyn des Asparagins in den Rüben schließen, denn es ist noch keine andere Verbindung bekannt, aus welcher Asparaginsäure hervorzugehen vermöchte. Das Vorkommen des Asparagins in den Rüben erklärt die dauernde Ammoniakentwickelung aus den Säften von der Scheidung ab bis zur Füllmasse; ferner den Umstand, daß alkalische Säfte bei ihrer Verkochung mehr und mehr neutrale und schließlich sogar saure Reaction annehmen können. Die Erklärung dieser Erscheinungen ist, gestützt auf das Verhalten des Asparagins, nunmehr äußerst einfach, da man weiß, daß das an sich neutrale, mit keinem Sättigungsvermögen begabte Asparagin beim Kochen mit Alkalien oder Kalk unter Ammoniakentwickelung nach der Gleichung: Textabbildung Bd. 181, S. 415 in Asparaginsäure übergeht, welche stark saure Eigenschaften besitzt. Sobald der Nachweis geführt werden kann, was sehr wahrscheinlich ist, daß das Asparagin die einzige Quelle für die Ammoniakentwickelung während der Fabrication ist, so wird man in der quantitativen Bestimmung der Menge dieses Ammoniaks ein Maaß für die vorhandene Quantität des Asparagins in den Rüben und damit vielleicht ein Maaß für ihre Güte haben. Wahrscheinlich sind die unreifen Rüben reicher an Asparagin als reife und die Samenrüben enthalten sogar nichts mehr von diesem Stoff. Auch scheinen Rüben, welche den Winter hindurch eingemiethet sind, an Stelle des Asparagins Asparaginsäure zu enthalten. 2) Als Bestandtheile des Rübensaftes sind zwar schon öfter organische Pflanzenbasen vermuthet, bisher solche aber nicht nachgewiesen. Auf folgende Weise ist dem Verf. der Nachweis eines Alkaloids im Rübensafte gelungen. Frisch gepreßter Rübensaft wird stark mit Salzsäure angesäuert und mit phosphorwolframsaurer NatronlösungDieses vortreffliche Reagens ist vom Verf. schon vor sechs Jahren (Monatsbericht der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1860 S. 215) zur Abscheidung der organischen Pflanzenbasen empfohlen worden. versetzt, der entstehende Niederschlag sofort durch ein sogenanntes Falten- oder Sternfilter abfiltrirt und das klare Filtrat mehrere Tage (8 bis 10) bei Seite gesetzt. Aus demselben scheiden sich an den Gefäßwänden und am Boden allmählich walzenförmig gruppirte kleine spitze Prismen ab; wenn die Abscheidung derselben nicht mehr zunimmt, decantirt man die Flüssigkeit und spült die Krystalle mit wenig Wasser ab. Man behandelt dieselben demnächst mit reiner Kalkmilch und entfernt aus dem Filtrate den überschüssigen Kalk durch Kohlensäure. Beim Abdampfen der kalkfreien Lösung erhält man alsdann das unreine Alkaloid, welches beim Umkrystallisiren aus starkem, fast absolutem Alkohol unter Abscheidung eines unlöslichen flockigen Körpers und durch Verdunsten der Lösung über Schwefelsäure in prachtvollen Krystallen gewonnen wird. Diese Pflanzenbase, welche ungemein leichtlöslich in Wasser und Alkohol ist, reagirt deutlich alkalisch und besitzt einen entschieden moschusähnlichen Geruch. Ueber Schwefelsäure stehend, verwittern die Krystalle, während sie an feuchter Luft zu einem Syrup zerfließen. Die Base entwickelt beim Erhitzen ammoniakalische, nach Blausäure riechende Dämpfe, welche sich zur Flüssigkeit verdichten; bei stärkerem Erhitzen bläht sie sich stark auf, entwickelt den Geruch nach verbrennender Melasse und hinterläßt eine voluminöse, vollständig, aber schwer verbrennliche Kohle. Das hier beschriebene Alkaloid kann mit Vortheil auch aus den Melassen gewonnen werden. Ueber seine procentische Zusammensetzung wird der Verf. später berichten. (Zeitschrift für Rübenzucker-Industrie, Bd. XVI S. 222.) Der Navassaguano. In Nordamerika wird seit einigen Jahren unter dem Namen „Navassaguano“ ein Phosphat in den Handel gebracht, das bei uns bis jetzt noch unbekannt ist, wegen seines massenhaften Vorkommens aber von nicht geringer Bedeutung für die Landwirthschaft werden kann. Der sogenannte Navassaguano ist nicht ein Product organischen Ursprungs, sondern mineralischen, das sich vom Apatit durch das Fehlen des Chlors und Fluors und durch die Gegenwart einiger Procente von Eisenoxyd und Thonerde unterscheidet. Es kommt in fast unerschöpflichen Massen, theils lose, theils in Felsen anstehend, auf der im karaibischen Meere gelegenen Insel Navassa vor und wird von einer amerikanischen Gesellschaft, die ihren Sitz in Baltimore hat, ausgebeutet. Es erscheint theils lose in kleinen runden Körnern, ähnlich dem Oolithenkalk, theils zu größeren Massen zusammengebacken, theils in felsigen Massen zwischen dem Jurakalkstein, der die Hauptmasse der Insel bildet. Die Mitte der Körnchen ist fast reiner phosphorsaurer Kalk, während die Rinde auch Thonerde und Eisenoxyd enthält. Bis jetzt sind etwa nur 3000 bis 4000 Tonnen (60,000 bis 80,000 Centner) nach Europa, und zwar nach England, von diesem Material gekommen. Die amerikanische Gesellschaft bringt das Navassa-Phosphat in drei Formen in den Handel, nämlich das rohe Material, wie es vom Fundorte kommt, das rohe Material fein gemahlen, und ein sogenanntes Superphosphat, zu dessen Bereitung Schwefelsäure und 10 Proc. Peruguano zum Rohmaterial gesetzt werden. Der Chemiker der Gesellschaft, G. A. Liebig, beschreibt die Bereitung des Superphosphats folgendermaßen: 2000 Pfund des sehr fein gemahlenen Rohmaterials werden mit 250 Pfund Kochsalz und 300 Pfund besten Peruguano's gemischt und das Ganze mit 1200 Pfund Schwefelsäure von 60° Baumé innig durchgerührt, nachdem noch 400 Pfund Wasser hinzugesetzt waren. Auf Haufen geworfen, trocknet die Masse in 12 bis 14 Tagen so aus, daß sie noch einmal gemahlen und in Säcke gepackt werden kann. Der Zusatz von Kochsalz geschieht, um das Trocknen zu erleichtern. Dem herzoglich anhaltischen Consul F. W. Burchard in Hamburg, welcher es übernommen hat, das neue Phosphat in Deutschland in den Handel zu bringen, sind große Proben der drei oben genannten Sorten des Phosphates zugesendet, wovon der Chemiker Ulex in Hamburg Analysen gemacht hat. Derselbe fand: im Rohmaterial: im Superphosphat: Feuchtigkeit 1,6     lösliche Phosphorsäure 6,5 organische Substanz 10,4     unlösliche Phosphorsäure 9,2 Phosphorsäure 31,2     Stickstoff 1,2 Kalk 34,5     Kochsalz 7,1 Kohlensäure  3,3     schwefelsauren Kalk 36,4 Thon und Eisenoxyd   19,0     Feuchtigkeit 9,3 ––––     Kalk, Thon und organische Stoffe   30,3 100,0 –––– 100,0