Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 71
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Miscellen. Miscellen. Das atlantische Kabel. In einem Briefe vom 30. Juli d. J. schreibt der Ingenieur der Atlantic Telegraph Company, L. Clark, von Valentia aus an den Secretär der Gesellschaft unter Anderem Folgendes: „Das nunmehr versenkte Kabel befindet sich gegenwärtig in dem besten elektrischen Zustande; mit dem jetzt angewendeten Apparate kann man volle 6 Worte per Minute signalisiren. Es steht zu erwarten, daß die Apparate verbessert werden können und bei der Anwendung eines Codex (man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 429) dürfte die Signalisirungsgeschwindigkeit auf das Dreifache sich erhöhen. Die gegenwärtigen Signale sind stark und vortrefflich. Vor der Auslegung des Kabels betrug der Isolationswiderstand 713 000 000 Siemens'sche Einheiten per Knoten. (Eine Siemens'sche Einheit ist bekanntlich eine Quecksilbersäule von 1 Meter Länge und 1 Quadratmillimeter Querschnitt.) Nach der Auslegung des Kabels hat der Widerstand zugenommen, er beträgt jetzt 2 300 000 000 Einheiten per Knoten. Diese Zunahme ist augenscheinlich zum Theile der Temperatur, theilweise aber dem Drucke zuzuschreiben; ich werde den Einfluß dieser combinirten Einwirkungen untersuchen und die Isolationsfähigkeit des atlantischen Kabels im Vergleiche mit dem des persischen Golfes bei gleicher Temperatur und demselben Drucke gelegentlich bekannt geben. Es ist mißlich, daß die Neufundland-Linie nicht in einem so wirksamen Zustande sich befindet, daß sie die Freude in vollem Maaße hat genießen lassen. Wir haben übrigens alle Hoffnung, daß die Permanenz und Sicherheit der Linie sich bewähren werde und dürfen auch erwarten, daß das Kabel vom Jahre 1865 nunmehr zur Vollendung kommen werde.“ (Mechanics' Magazine, August 1866, S. 81.) Unverzügliche Ausführung der Operationen zur Bestimmung der Längendifferenzen zwischen Europa und dem Continente der alten Welt mittelst des transatlantischen Kabels. Babinet befürchtet, daß, wenn nicht in kürzester Zeit die gedachten Operationen zur Ausführung gebracht werden, ihre Inangriffnahme wieder auf lange Dauer durch das Eintreten eventueller Hindernisse hinausgeschoben werden müßte. Seine Befürchtungen gründen sich namentlich auf den Umstand, daß durch die Einwirkung des Meerwassers die Eisendrahtumhüllungen nach und nach wesentlich alterirt werden, so daß mit der Zeit der Conductor nur noch mit seiner isolirenden Umhüllung umgeben sey, also fast bloßgelegt werde. Ein warnendes Beispiel hierfür bietet das im Jahre 1851 zwischen Frankreich und England gelegte Kabel, bei welchem jeder Draht der eisernen Umhüllung die beträchtliche Dicke von 8 Millimeter hatte, während nach fünf Jahren die Dicke der Drähte an mehreren Stellen nur mehr 3 Millimeter war. – Die telegraphische Längenbestimmung müsse um so wichtiger seyn, als die beiden Enden des Kabels auf einem Bogen eines Parallelkreises liegen, welcher Europa durchstreicht und hier schon gemessen wurde. In unseren Breiten umfaßt das atlantische Meer etwa 1/6 des Umfanges eines correspondirenden Parallelkreises, was beiläufig einer Längendifferenz von 4 Stunden zwischen Paris und der neuen Welt entspricht. Wenn es auf der Ostküste von Amerika 8 Uhr Morgens ist, so ist es in Paris beiläufig Mittag und umgekehrt ist es hier schon 4 Uhr Abends, während es in Saint Jean erst Mittag ist. Für viele Fälle wäre die Kenntniß der Längendifferenzen ein sehr wichtiges Element, um den Eintritt verschiedener Phänomene, die in der absolut gleichen Epoche vorkommen, in sicherer Weise beurtheilen zu können. – Für die Astronomie würde wenigstens ein großartiges Resultat hierdurch erlangt worden seyn, wenn auch der Unfall eintreten sollte, daß nach der Ausführung der genannten Operationen das Kabel wieder unbrauchbar würde. (Comptes rendus, t. LXIII p. 209; Juli 1866.) Guérin's Volta'sche Säule. Die Abänderung der Volta'schen Kette mit schwefelsaurem Quecksilberoxyd und schwefelsaurem Bleioxyd, von welcher Guérin der französischen Akademie der Wissenschaften Mittheilung machte, besteht im Allgemeinen darin, daß das Zink, die Kohle und das poröse Diaphragma in Form von Scheiben säulenartig übereinander gelagert werden; die Zink- und die Kohlenscheiben sind dabei in ihrer Mitte durchbohrt. Um die Säule anzuregen, werden die porösen Thonplatten in Kochsalzlösung getränkt, während in die von dem Zink oder von der Kohle gebildete Höhlung eine kleine Quantität von schwefelsaurem Quecksilberoxyd kommt. Die Säule ist von einer porösen Zelle, die mit der gleichen Lösung angefüllt ist, umgeben, und mit dieser in einem Gefäße eingeschlossen. Was das schwefelsaure Bleioxyd betrifft, so begnügt man sich, etwas davon in die Zinkhöhlungen zu bringen, wohin die Kochsalzlösung ohnehin gelangen kann. (Comptes rendus, t. LXII p. 1322; Juni 1866.) Ueber die Kettenschifffahrt auf der Elbe. Ueber die auf der Elbe kürzlich eröffnete Kettenschifffahrt (m. s. polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 486) berichtet man noch folgendes Nähere: Bekanntlich liegt die Kette bei Magdeburg von unterhalb des Neustädter Hafens bis zum Wolfswerder oberhalb Buckau, hat mithin eine Länge von 1500 Ruthen oder 3/4 deutsche Meilen und wiegt bei einer Gliedstärke von 7/8 Zoll circa 1400 Ctr. An dieser Kette geht durch Vermittelung zweier starker Eisentrommeln das sogenannte Kettenschiff, dessen 60 Pferdekraft-Dampfmaschine diese in Bewegung setzt und damit durch das Auf- und Abwickeln der Kette das Schiff und die daran gehängten Lastkähne vorwärts treibt. Die feste Stellung der Maschine im Schiffskörper und die directe Uebertragung von deren Kraft auf die Kettentrommeln bringt diese zur vollen Wirkung, während ein gewöhnliches Räderschiff dadurch sehr viel Kraft verliert, daß es für seine Schaufeln keinen festen Punkt im Wasser findet. Hierin liegt eine namhafte Kohlenersparniß, welche ein wichtiger Factor der Dampfschifffahrt ist. Außerdem bietet die Schleppmethode Gelegenheit, die schwersten Lasten selbst in den stärksten Strömungen rasch und gefahrlos fortzubewegen, und dürfte darum denjenigen Schiffern, welche die Oberelbe befahren und die hiesigen Brücken passiren müssen, willkommen seyn, zumal das Schlepplohn wesentlich billiger als dasjenige der Schiffszieher ist. – Die dem neuen Unternehmen und der Schifffahrt überhaupt zur Zeit noch im Wege liegenden Schiffsmühlen sollen zum Theil von der königl. Regierung angekauft werden und dürften späterhin nicht mehr hinderlich seyn. Auch steht mit Sicherheit zu erwarten, daß die jetzt so gefährliche Fahrt durch die Eisenbahnbrücke mit Aushebung eines vor derselben verunglückten Kahnes sowohl als durch Baggerung der Untiefen verbessert wird. Weitergehende Anordnungen der königl. Regierung in Betreff des Kettendienstes und der dabei betheiligten übrigen Schifffahrt sind zu gewärtigen, wenn ersterer vollständig erprobt und geregelt ist. (Berggeist, 1866, Nr. 72.) Ueber die Waschmaschinen für den Hausgebrauch. Das Waschen ist eine so mühevolle, zeitraubende und kostspielige Arbeit, daß jede Erleichterung derselben mit Freuden begrüßt werden muß. In England ist für den Comfort im Hauswesen und besonders auch beim Waschen schon viel mehr geschehen als bei uns, doch ist es erfreulich zu hören, daß nach einer Mittheilung des Professors Rühlmann die amerikanischen Waschmaschinen durch Hrn. Schilling in Hannover bereits in 40 Familien eingeführt sind. Für den Hausgebrauch müssen die Waschmaschinen möglichst einfach und billig seyn. Das Reiben der Wäsche mit den Händen wird dabei durch das Reiben an Erhöhungen, Holzleisten, Zinkrippen, bei oscillirender oder wiegender Bewegung, ersetzt. Die Maschinen mit vollständiger Umdrehung haben sich nicht bewährt; es ist daher für den Hausgebrauch besonders die amerikanische Waschmaschine und die Schwing- oder Wiege-Maschine in Betracht zu ziehen. Professor Rühlmann theilt die Gebrauchsanweisung für die Maschine von einer Dame mit: Das Zeug wird Tags zuvor eingeweicht (auf 2 Kiepen Zeug etwa 8 Loth Seife und 2 Loth Soda oder einige Maaß Holzaschen-Lauge), dann werden 4 Herrenhemden oder eine gleiche Quantität anderer Wäsche, mit fast 3 Eimern kochendem Wasser in die Maschine gethan; bei mehr schmutzigem Zeuge mischt man etwas Lauge oder Soda bei. Das Zeug wird dann in der Maschine, durch Hin- und Herführen der Kurbel, ungefähr so lange behandelt, wie das Handwaschen des 4. Theiles desselben Zeit erfordert; dann nimmt man das Zeug heraus, bringt es in anderer Lage wieder hinein und führt die Kurbel wieder hin und her, und dieses geschieht so oft, bis das Wasser schmutzig geworden ist. Dann wird die Wäsche nachgesehen und etwaige Flecken und Streifen werden eingeseift und mit den Händen ausgerieben. Hierauf kocht man das Zeug im Kessel aus (was nach einer anderen Anweisung überflüssig ist), und behandelt es in der vorher beschriebenen Weise nochmals in der Maschine, aber die jedesmalige Quantität nur 1 Minute; dann wird das Zeug ausgerungen und mit kaltem, warmem oder heißem Wasser in der Maschine gespült. Auch das Blauen und Stärken des Zeuges kann in der Maschine geschehen; nur wenn besondere Steifheit beabsichtigt wird, wie bei Herren-Faltenhemden etc., muß mit den Händen gestärkt werden. Das Ausringen geschieht auf der Wringmaschine. In dieser Weise kann eine Waschfrau in 3 Tagen so viel Zeug waschen, wie bei der Handwäsche 2 Frauen in 4 Tagen oder 1 Frau in 8 Tagen. Es wird ferner 1/3 weniger Seife erfordert, und das Zeug wird vorzüglich rein und weniger angegriffen, als bei der Handwäsche. – Die Wiege- oder Schwing-Waschmaschine hat sich sehr gut bewährt, wo bei der Behandlung richtig verfahren wird. Das Zeug wird 12 Stunden vor dem Waschen leicht eingeseift und eingeweicht; starkes Einseifen verhindert die erforderliche Reibung. Flecke und Streifen sind mit der Hand gut auszureiben. Das Zeug wird sodann leicht ausgedrückt, quer über die Rillen der Waschwiege geschichtet und mit heißem Wasser bis zum Bedecken übergossen. Dann schaukelt man bei geschlossener Maschine etwa 8 bis 10 Minuten, läßt aber zwischen dem Heben und Senken der Schaukel jedesmal einen kurzen Ruhepunkt eintreten, damit die Wäsche von den hohen Rippen zurückfallen und zu neuer Reibung kommen kann. Dann noch vorhandene Flecke sind mit der Hand abzureiben, worauf die Wäsche noch 4 Minuten mit heißem Wasser geschaukelt wird, und zum Spülen und Trocknen fertig ist. Man rechnet auf 5 Eimer Wasser 1/2 Pfd. Seife und etwas Soda, und auf 1 Eimer dieser Seifenlauge 5 Hemden. – Die Wringmaschine besteht aus zwei eisernen mit vulcanisirtem Kautschuk überzogenen Walzen, die durch eine Stellschraube oder starke Gummibänder auf einander gepreßt werden, während die Umdrehung durch eine Kurbel bewirkt wird. Zwischen diesen beiden Walzen wird die nasse Wäsche rasch hindurchgeführt, wobei dieselbe nicht so leidet, wie bei dem Handauswringen durch Zerren und Drehen, und außerdem wird das Zeug viel mehr vom Wasser befreit. – Die Rolle ist in ähnlicher Weise von Hrn. Frischen construirt mit glatten Holzwalzen, und ist viel brauchbarer, als die theuere, große und unbequeme Rolle mit Schlittenbewegung. Die amerikanische Wasch- und Wringmaschine mit Handzeugrolle kostet bei C. W. Runde in Hannover 36–39 Thlr., eine Schaukel-Waschmaschine 14 Thlr., eine Wringmaschine 7–20 Thlr., eine Handzeugrolle 11 Thlr. 15 Gr. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins.) Kohlenförderung in England. Aus den letzten Erhebungen ergibt sich, daß England jetzt jährlich ungefähr 96 Millionen Tonnen oder Kubik-Yards – ein Kubik-Yard Kohle wiegt ungefähr eine Tonne oder 2040 Pfund, oder nahe 1000 Kilogramme – Steinkohlen fördert, wozu noch für Verluste beim Abbauen und Fördern etwa 20 Millionen Tonnen angeblich hinzuzurechnen sind. Die nutzbar abgebauten Kohlen würden einen Kohlenwürfel von nahe 1375 Fuß Seite, alle zusammen also, die Verluste hinzugerechnet, einen solchen von 1463 Fuß Seite liefern. Der jährliche Export beträgt ungefähr 8 Millionen Tonnen. Nach Hull's Berechnung sollen nur noch 83,000 Millionen Tonnen innerhalb einer Tiefe von 4000 Fuß in England abzubauen übrig seyn. Die Kohlenförderung betrug: 1854                 64,661,401 Tonnen, 1855 61,453,079      „ 1856 66,645,450      „ 1857 65,394,707      „ 1858 65,008,649      „ 1859 71,979,765      „ 1860 80,042,698      „ 1861 83,635,214      „ 1862 81,638,338      „ 1863 86,293,215      „ Jährlich werden jetzt in England 12 Millionen Tonnen Kohlen auf die Roheisenerzeugung verwandt und damit zwischen 4–5 Mill. Tonnen Massel-Eisen erzeugt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S. 65.) Anwendung von Bessemer-Stahl für Wirthschafts- und Küchengeschirre. Die Anwendung des Bessemer-Stahls für den Haushalt veranschaulichte die letzte Wiener landwirthschaftliche Ausstellung. Einen praktischen und sehr gelungenen Versuch mit der Anwendung von Bessemer-Stahl hat die Metallwaarenfabrik von F. W. Haardt geliefert, welche ganze Serien von Wirthschafts- und Küchengeschirren aus diesem Materiale zur Ausstellung brachte. Diese Geschirre zeichnen sich durch große Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit, sowie durch ihre handbaren Formen vortheilhaft aus. Die große Ausdehnung, welche diese Fabrik in der letzten Zeit erlangt hat, spricht am besten für das günstige Urtheil des Publicums und möchte vorzugsweise der Anwendung des Bessemer-Stahles zuzuschreiben seyn, da die gleiche Fabrication hier auch schon in früheren Jahren von anderen tüchtigen Geschäftsmännern versucht wurde, aber wegen zu großer Schwierigkeiten in der Herbeischaffung eines geeigneten Materials aufgegeben werden mußte. Die Geschirre aus Bessemer-Stahl zeichnen sich ferner durch eine glatte, reine Oberfläche aus und sind frei von Rissen, Abschürfungen und Blasen, welche an verzinnten Geschirren aus Eisenblech so vielfach bemerkt werden. Auch soll sich in der Fabrication fast gar kein Ausschuß ergeben. Diese verschiedenen empfehlenswerthen Eigenschaften sind bekanntlich dem Bessemer-Stahle eigen, der eine große Reinheit mit seltener Zähigkeit verbindet und daher zu allen Gegenständen ganz besonders verwendbar erscheint, wo es auf diese Eigenschaften vorzugsweise ankommt. In neuester Zeit sollen auch unsere Weißblechfabriken die Erzeugung von Weißblech aus Bessemer-Stahl in hohem Grade ausgedehnt haben, da die Nachfrage nach solchem in beständigem Zunehmen ist. Die Adolphshütte in Judenburg, eine mit den neuesten Einrichtungen ausgestattete Blechfabrik, hat in dem fürstlich Schwarzenberg'schen Ausstellungscomplex Weißblechtafeln aus Bessemer-Stahl zur Ansicht gebracht, die den obigen Ausspruch über die Reinheit des Materials vollkommen bestätigen, und die gleichzeitig ausgestellten Arbeiten aus Bessemer-Blech, als: Tassen, Becher, Teller etc. beweisen, daß sich dieses Blech auch für Metalldruckarbeiten ausgezeichnet eignet. (Berggeist.) Die Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich. Die zweitägige Beschießung der Befestigungen des Hafens in Lissa durch die gesammte italienische Kriegsflotte und der bei dem Entsatze derselben durch die kaiserlich österreichische Flotte unter dem Commando des nunmehrigen Vice-Admirals v. Tegetthoff erfochtene Seesieg wird bei dem Umstande, daß bei diesen Actionen in europäischen Gewässern die ersten Panzerschiffe – und ganze Flotten von Panzerschiffen höheren Ranges selbst auf dem Meere überhaupt zum ersten Male – in Verwendung traten, unzweifelhaft die Aufmerksamkeit der Regierungen und Völker in hohem Grade den mit Eisenpanzern bekleideten Kriegsschiffen zuwenden. Namentlich aber dürften Oesterreichs Bewohner der aus dieser ersten Schlacht zwischen den modernen Seeungeheuern als Siegerin hervorgegangenen kaiserlich österreichischen Flotte erhöhte Aufmerksamkeit widmen, und wir glauben daher einem Wunsche zuvorzukommen, wenn wir über die Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich die aus den verläßlichsten Quellen geschöpften thatsächlichen Verhältnisse mittheilen. Das System gepanzerter Schiffe überhaupt wurde in Oesterreich zuerst im Jahre 1859 im Arsenale zu Venedig mit dem Bau der schwimmenden Batterie „Feuerspeier“ versucht, dessen Bepanzerung zugleich die Veranlassung bot, die Erzeugung von Panzerplatten in Oesterreich einzuführen. Dieses Verdienst erwarb sich das dem Grafen Henckel von Donnersmarck gehörige Eisenwerk „Hugohütte“ zu Zeltweg in Obersteiermark, welches sich gleich damals mit Aufwand bedeutender Anlagekosten diesem schwierigen Zweige zuwandte und in kurzer Zeit bereits in der Lage war, den Panzer für die obengenannte schwimmende Batterie, welcher ohne Befestigungsschrauben circa 6500 Wiener Ctr. wiegt, vollständig zu erzeugen. Hierauf wurde in den Jahren 1860–61 der Bau der zwei Panzerfregatten „Drache“ und „Salamander“ von je 28 Kanonen und mit Maschinen von je 500 Pferdekraft, deren Panzerung pro Schiff circa 9700 Ctr. – ohne Befestigungsmittel – beträgt, ausgeführt. Diese beiden Schiffe wurden auf der Werfte des Hrn. v. Tonello vom Stabilimento tecnico triestino und die Panzerplatten nahezu vollständig vom Gräflich Henckel'schen Eisenwerke in Zeltweg geliefert. Drei weitere Panzerfregatten „Kaiser Max,“ „Prinz Eugen“ und „Don Juan d'Austria“ mit je 34 Kanonen und Maschinen von je 650 Pferdekraft wurden im Jahre 1862 erbaut. Der Bau derselben wurde auf den Werften Tonello's in Trieft ausgeführt und die bezüglichen Maschinen vom Stabilimento tecnico triestino angefertigt. Der größte Theil der Platten zu diesen 3 Schiffen, worunter die am schwierigsten darzustellenden, nach Modellen gebogenen des Vorder- und Hinterschiffes, sowie ausschließlich die keilförmigen Schiffssporne in geschmiedeten Stücken von je 70 Ctr. Gewicht, wurde von dem gräflich Henckel'schen Eisenwerke zu Zeltweg, und der Rest der Panzerplatten vom Eisenwerke zu Storé bei Cilli in Untersteiermark geliefert, welches letztere Werk sich inzwischen ebenfalls zur Erzeugung von Panzerplatten eingerichtet hatte. Im Jahre 1863 begann sodann der Bau von zwei neuen, noch größeren Panzerfregatten von je 34 Kanonen und mit Maschinen von je 800 Pferdekraft und Panzern von je 13,500 Ctrn. Wiener Gewicht, nämlich der Bau der Schiffe „Erzherzog Ferdinand Maximilian“ und „Habsburg,“ welche mit Anfang des laufenden Jahres vollendet wurden. Für diese Schiffe wurden die Maschinen und ein Schiffskörper vom Stabilimento tecnico triestino gebaut und der Bau des anderen Schiffskörpers von dem Etablissement Tonello in Triest ausgeführt. Ferner wurden die Panzerplatten für die Fregatte „Habsburg“ vom Eisenwerke in Storé, jene für die Fregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“ sowie die Befestigungsmittel der Panzerplatten für beide Schiffe von dem gräflich Henckel v. Donnersmarck'schen Eisenwerke in Zeltweg bezogen. Zum Bau aller dieser Schiffe, welcher nach Planen der Schiffsbau-Ingenieure der österreichischen Kriegsmarine ausschließlich auf inländischen Wersten ausgeführt wurde, wurde nur österreichisches Schiffsbauholz, österreichische Arbeitskraft und für die Panzer ein Eisenmaterial verwendet, welches die Erzlager Oesterreichs, und namentlich der Provinzen Steiermark und Kärnthen, in der bekannten vorzüglichen Qualität in unerschöpflicher Menge liefern können. Und wahrlich, in der Seeschlacht von Lissa hat sich in dem überraschenden Erfolge unserer verhältnißmäßig kleinen Flotte gegen eine viel stärkere Seemacht auch der alte Ruf unseres vorzüglichen Eisens trefflich bewährt. Unzweifelhaft ist für den Krieger eine gute Waffe von hohem Werthe; um so mehr Werth aber muß für die Kriegsmarine ein verläßliches Panzermaterial haben, da dasselbe im neuen Seekriege die Hauptrolle zu spielen bestimmt ist. Wir glauben deßhalb voraussetzen zu dürfen, daß unsere Marineofficiere, die bezüglich der Verläßlichkeit der aus österreichischem Eisen erzeugten Panzerplatten im Vergleiche zu den aus anderen Ländern bezogenen Panzerplatten der feindlichen Flotte in der Seeschlacht von Lissa gewonnenen praktischen Erfahrungen vollständig würdigen werden. Jedenfalls scheinen uns die Vortheile, welche das Flaggenschiff des österreichischen Admirals, die Panzerfregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“ über die feindlichen Panzerschiffe errungen, dafür zu sprechen, daß das gräflich Henckel'sche Eisenwerk, aus dessen Werkstätten der Panzer dieses Schiffes hervorgieng, ein vorzügliches Fabricat geliefert hat, wie dieß auch schon die mit den Panzerplatten für dieses Schiff auf dem Eisenwerke selbst durch Beschießung einzelner Platten vorgenommenen Proben schließen ließen. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die Berichte, welche die militärische Zeitschrift über die Schußproben mit den ersten für die Fregatte „Erzherzog Ferdinand Max“ erzeugten Platten gebracht hat. Zufolge dieser Berichte haben die am 8. October, 16. November und 22. December 1863, dann am 23. Februar 1864 stattgefundenen Probebeschießungen dieser Panzerplatten sehr befriedigende Resultate ergeben. Das Eisenwerk in Zeltweg vermag mittelst seiner Einrichtung jährlich 200,000 Ctr. gefrischten Eisens, das Eisenwerk in Storé aber 70,000 Ctr. solchen Eisens zu erzeugen, welche Erzeugung von 270,000 Ctr. im gegebenen Falle durch Ergänzung der erforderlichen Oefen und mechanischen Hülfsmittel ganz zur Panzerplatten-Fabrication verwendet werden könnte. Hiermit glauben wir nachgewiesen zu haben, daß Oesterreich zufolge der Erzeugungsfähigkeit der obengenannten Eisenwerke nicht nur seinen Bedarf an Panzerplatten unabhängig vom Auslande aus eigenen Mitteln zu decken vermag, sondern daß auch die genannten österreichischen Eisenwerke allein schon namhafte Mengen dieses Materials für den maritimen Bedarf befreundeter Nationen liefern könnten, wodurch dieselben eine lohnende Verzinsung der für diese Fabrication aufgewendeten großen Capitalien finden würden. (Aus dem Volkswirth.) Oesterreichische Gußstahl-Geschosse in der Seeschlacht bei Lissa. Den vorstehenden Bericht über die vorzüglichen Leistungen der beiden Privatwerke zu Zeltweg und Storé in der Ausführung der Panzerplatten aus steierischem Eisen ergänzen wir durch die Mittheilung eines Fachmanns in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1866, Nr. 35), „daß die 48-Pfünder-Geschosse. womit die Panzer der feindlichen Schiffe buchstäblich in Fetzen geschossen worden sind, Producte der Gießerei und der Stahlhütte des k. k. Oberverwesamtes in Reichenau sind. Es dürften die aus Gußstahl geschmiedeten 48-Pfünder-Geschosse jene gewesen seyn, welche trotz ihrer geringfügigen Größe so außerordentlichen Schaden angerichtet haben, denn es sind davon gegen 7000 Stücke aus dem Reichenauer Etablissement zur Ablieferung gelangt.“ Ueber die Anwendung eiserner Röhren statt kupferner in den Zuckerfabriken; von A. H. Schmidt, Inspector der Zuckerfabrik Groß-Alsleben. Von mehreren Seiten aufgefordert, mich über den praktischen Werth und die gemachten Erfahrungen eiserner Röhren gegenüber Kupferröhren in Zuckerfabriken auszusprechen, erlaube ich mir hiermit die Bemerkung vorauszuschicken, daß die hiesige Fabrik fast ausschließlich schmiedeeiserne Rohrleitungen hat, und nur die 10 Zoll weiten Brüdenröhren des Robert'schen Apparates aus Kupfer bestehen. Seit drei Jahren existirt hier die Einrichtung mit schmiedeeisernen Röhren, die durch Hrn. Schwanecke, z. Z. in Weißenfels, zuerst hier zu allen Dampf-, Wasser- und Saftleitungen verwendet wurden. – Das gefürchtete Ausfressen der Röhren durch Rost hat sich nicht gezeigt. Nur müssen die Röhren jährlich ein Mal, im Gährungslocale zwei Mal, mit frischem Oelfarbe-Ueberzug versehen werden. Ein Platzen oder Aufreißen der eisernen Röhren während der Campagne ist nirgends vorgekommen, eben so wenig irgend eine andere Reparatur. Während aus den mit Kupferröhren eingerichteten Fabriken ein Kupferschmied selten herauskommt, kommt hier nie einer hinein. Ich gebe in Bezug auf weniger Reparatur, diese beiden Rohreinrichtungen gegenüber gestellt, den eisernen Röhren den unbedingten Vorzug. Reparaturen sowohl, wie neue Rohrleitungen werden von den gewöhnlichen Arbeitern, hier von meinen Maschinenwärtern unter Aufsicht des Maschinenmeisters, ausgeführt. Die Manipulation ist so leicht, daß der Maschinenmeister, den jede Fabrik besitzt, solche sehr wohl nebenbei ausführen kann. So konnte ich bei der Erweiterung dieser Fabrik um das Doppelte und gänzlichem Umbau derselben im Inneren wie Aeußeren der Hülfe von Kupferschmieden gänzlich entbehren zum Um- und Neulegen der Rohrstränge. Den Bedarf der Röhren habe ich bei Hahn und Huldschinsky in Berlin entnommen. Bis zu 2 1/4 Zoll incl. habe ich gewöhnliche Gasröhren, darüber patentgeschweißte englische Röhren verwendet. Die letzteren haben den Vortheil bedeutend größerer Leichtigkeit, biegen sich aber nicht so schön wie Gasröhren. Indessen habe ich noch 3 1/2 Zoll-Röhren zu Knieen verwendet, nur müssen die Bogen größer gemacht werden. Ueber diese Weite hinaus müßte wohl ein Kupferknie eingeschaltet werden, das sich mit Hartloth sehr wohl und leicht an eiserne Röhren löthen läßt. Die Löthungen der Scheiben und Flantschen geschehen mit Hartloth, noch besser mit Kupfer, und gehen ebenso leicht, ja noch besser, wie bei Kupferröhren vor sich. Die eisernen Stutzen erhält man sehr elegant gearbeitet und zusammengeschweißt bei Aders in Magdeburg-Neustadt. Man kann dieselben auch aus abfallenden Rohrenden machen, dieselben sind aber nicht so schön und mißrathen oft. Die eisernen Röhren bewähren sich als Dampf-, Wasser- und Saftröhren gleich gut und haben jedenfalls bei Saftröhren den Vorzug, daß sie durch den Saft, wie dieß bei den Kupferröhren so oft vorkommt, nicht angegriffen werden. Der Saft nimmt durchaus gar keine Färbung durch dieselben an, wie dieß die Zuckern aus letzter Campagne wieder deutlich gezeigt haben. Sind die Abfälle eiserner Röhren nur gering im Werthe, so unterliegen solche ja auch dem Stehlen nicht. Aufhämmern und Einziehen lassen sich solche Röhren nicht, so daß man zwei Längen gleichen Durchmessers könnte zusammenlöthen. Die Verbindung geschieht durch eiserne Flantschen, die man direct aus Ende löthet und zusammenschraubt, oder besser, daß man geschmiedete eiserne Ringe von 1/4 bis 3/8 Zoll Stärke und 3/8 bis 5/8 Zoll Breite ebenso wie die Kupferscheiben mit Schlagloth oder, wie eben schon gesagt, mit Kupfer auflöthet und dann zusammenschraubt. Die Längen der Röhren kann man beliebig, ja bis zu 18 Fuß haben, und länger kann man selten ein Rohr verwenden. Das Biegen der Röhren geht sehr schnell; eine einzige Rothglühhitze ist zur Herstellung eines Knie's bis zu 1 Zoll Durchmesser nöthig, darüber freilich 2 bis 5 Hitzen. Nachdem die zu biegende Stelle rothwarm geworden, wird das Rohr in den Schraubstock gespannt, und mit Leichtigkeit gibt man die gewünschte Form. Wie umständlich und zeitraubend ist dagegen die Arbeit mit einem Kupferrohr. Schließlich noch etwas über den Preis. Ein Quadratfuß Kupferblech, 4 Pfund schwer (die gewöhnliche Sorte zu Röhren), liefert 2 Fuß Rohr von 2 Zoll Durchmesser, und ist der laufende Fuß 2 Pfund schwer. Der Centner kostet gegen 50 Thlr., mithin kostet der laufende Fuß Kupferrohr circa 1 Thlr. Eiserne Röhren kosten dagegen 3 Zoll Durchmesser der laufende Fuß 19 Sgr., – 2 Zoll Durchmesser 10 1/2 Sgr., – 1 Zoll Durchmesser 3 5/6 Sgr. Mithin sind die Anschaffungskosten fast 2/3 billiger, während die Herrichtungskosten kaum auf 1/3 von Kupferröhren kommen. Die Vorzüge eiserner Röhren lassen sich also darin zusammenfassen, daß sie bei gleicher Dauerhaftigkeit und Verwendbarkeit nur 1/3 von dem was kupferne kosten, ohne daß sie irgend einen Nachtheil diesen gegenüber zeigen, weßhalb dem Hrn. Schwanecke für die Einführung dieser sehr praktischen Einrichtung und Verbesserung allgemeiner Dank gebührt. (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie.) Ueber die Sauerstoffaufnahme der Zinnbleilegirungen. In dieser Beziehung ist meines Wissens nicht Vieles bekannt, obschon die Frage, in welchem Verhältniß jedes der Metalle beim Erhitzen an der Luft Oxyd bilde, nicht ohne Interesse ist. Einmal läßt sich hierbei ein Schluß ziehen auf die vergleichsweise Oxydirbarkeit der beiden Metalle; es kann ferner beim häufigen Umschmelzen eine Veränderung in der Zusammensetzung des nicht oxydirten Theiles stattfinden, und kann beim Erzeugen des zu Email dienenden Oxydgemisches, falls nicht die ganze Legirung in Oxyd umgewandelt wurde, ein Gemenge entstehen, in welchem die beiden Bestandtheile anders vertheilt sind als in der Legirung. Hr. Crinsoz stellte aus gegebenen Legirungen der beiden Metalle auf meine Veranlassung durch Erhitzen an der Luft und Umrühren das Oxydationsproduct dar und trennte dieß durch Schlämmen von dem nicht oxydirten Metall, und analysirte. Die Resultate waren: Die Legirung bestand: Das Oxydgemenge enthielt: I. Sn = 86,90 Sn = 96,09 Pb = 13,10 Pb =   3,91 II. Sn = 61,24 Sn = 64,60 Pb = 38,76 Pb = 35,40 III. Sn = 41,41 Sn = 41,90 Pb = 58,59 Pb = 58,10 IV. Sn = 12,42 Sn = 27,73 Pb = 86,58 Pb = 72,27 Es zeigt sich also, daß stets das Zinn mehr der Oxydation unterliegt als das Blei. Die beiden Metalle verhielten sich unter diesen Umständen also ähnlich wie in Flüssigkeiten. Verdünnte Essigsäure soll ja aus solchen Legirungen, wenn sie nicht großen Bleiüberschuß enthalten, nur Zinn lösen. In der elektrischen Spannungsreihe verhält sich das Zinn auch als das positivere gegenüber dem Blei. Wenn obige Zunahme des Zinns in den analysirten „Aschen“ nicht in Beziehung steht zum Zinngehalte der Legirungen, so kommt dieß jedenfalls daher, daß ungleiche Quantitäten Asche in den einzelnen Versuchen erzeugt wurden. Je größer die Menge des oxydirten Theils im Vergleiche zum nichtoxydirten ist, um so mehr muß begreiflicherweise dessen Zusammensetzung mit derjenigen des Metallischgebliebenen correspondiren, da zuletzt sowohl alles Zinn als alles Blei in die Asche eingeht. Dr. P. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866. Bd. XI S. 120.) Ueber eine neue Verbindung des Wassers mit kohlensaurem Kalk; von J. Pelouze. Wenn man einen Kohlensäurestrom in Kalkwasser von 0° oder + 1 bis 2° C. leitet, so erscheint der entstehende Niederschlag anfangs leicht und flockig, wandelt sich aber bald in ein schweres glänzendes krystallinisches Pulver um. Mit Eiswasser gewaschen und bei niedriger Temperatur getrocknet findet man, daß dieser Niederschlag genau 6 Aeq. HO auf 1 Aeq. CaO, CO² oder 52 Proc. Wasser enthält. Er wird durch Wärme sehr leicht zersetzt; so verwandelt er sich z.B. bei 30° C. in einen halbflüssigen Teig, der bloß ein Gemenge von kohlensaurem Kalk mit Wasser ist. Auch bei 20° tritt eine ähnliche Zersetzung ein, wenn auch nicht so rasch; aber auch bei noch niedrigerer Temperatur oder bei längerer Berührung mit Luft verwittert die Verbindung allmählich unter Verlust ihres Krystallwassers. Auch auf andere Weise gelingt es, das Wasser mit dem kohlensauren Kalk zu verbinden. Wenn man z.B. in eine Chlorcalciumlösung von 0° eine gleichfalls auf 0° abgekühlte Lösung von kohlensaurem Natron gießt, so erhält man einen Niederschlag, der allmählich krystallinisch wird und dann dieselbe Zusammensetzung CaO, CO² + 6 HO hat. Es ist bekannt, daß eine andere Verbindung mit 5 Aeq. oder 47 Proc. Wasser leicht entsteht, wenn man eine Lösung von Kalk in Zuckerwasser bei 7–8° C. an die Luft stellt. Ich erhielt dieselbe viel rascher und in ziemkich großen Rhomboëdern, als die Zuckerlösung in einer Schale einer etwas höheren aber constanten Temperatur ausgesetzt wurde. Leitet man Kohlensäure in die auf + 1 bis 2° abgekühlte Zuckerlösung, so erhält man das Salz mit 6 Aeq. HO. Bei 30° und darüber entsteht aber stets wasserfreier kohlensaurer Kalk. Zwischen 0° und 30°, z.B. 10, oder 12, oder 20° entstehen Niederschläge, in welchen 10–27 Proc. HO enthalten sind. Die Menge des Wassers variirt mit der Temperatur und der Dauer des Versuches; sie wird gleich Null, wenn der Versuch sehr lauge dauert. Ob diese Niederschläge neue Hydrate enthielten oder ob sie Gemenge von den Salzen mit 6 und 5 Aeq. HO sind, konnte ich noch nicht feststellen. (Comptes rendus, t. LX p. 429.) Notiz über die Chlormagnesia (unterchlorigsaure Bittererde) als Bleichmittel; von Dr. P. Bolley. Man findet nicht selten für das Bleichen zarterer Stoffe die Lösung der Chlormagnesia an der Stelle des entsprechenden Natron-, Kali- oder Kalksalzes oder des Chlorwassers empfohlen, ohne daß angegeben wäre, worin wohl der Vortheil zu suchen sey. Als einfachstes Mittel der Darstellung wird die Fällung klarer Chlorkalklösung durch Bittersalzlösung vorgeschrieben. Durch Einleiten von Chlor in eine wässerige Suspension gebrannter Magnesia kann das bleichende Magnesiasalz auch gewonnen werden; der erstere Weg ist indeß der einfachere und wohl auch der billigere. Um eine Chlormagnesialösung mit einer Chlorkalklösung von gleicher Stärke in ihrem Verhalten vergleichen zu können, habe ich Hrn. Jokisch aus Moskau bestimmt, die folgenden Versuche anzustellen. Zuerst wurde eine klare Chlorkalklösung dargestellt. Ein gewisses Volum derselben wurde einerseits mit einem gleichen Volum Wasser, anderseits mit einem gleichen Volum Bittersalzlösung unter starkem Schütteln gemischt, so daß nach Absitzenlassen des Gypses gleiche Volumina der beiden Flüssigkeiten gleiche Mengen bleichenden Chlors, was chlorometrisch bestimmbar war, enthielten. Es wurden nun 1) in gleiche Maaße der stark verdünnten Flüssigkeiten indigblau-gefärbte Stücke von Wollenstoff gebracht und beobachtet, daß die Entfärbung in der Chlormagnesia rascher vor sich ging als im Chlorkalk; 2) gleiche Volumina beider Bleichlösungen wurden in offenen Gläsern drei Tage lang neben einander stehen gelassen und dann chlorometrisch untersucht. Das wirksame Chlor der Chlormagnesia verhielt sich zu dem des Chlorkalkes wie 48 : 65. Die erstere Flüssigkeit war also, sich selbst überlassen, die leichter zersetzbare. 3) Da der Chlorkalk, als Nebenwirkung des Kalkes, beim Bleichen von Stroh eine vorgängige Bräunung hervorbringt, wurde auch Stroh in beiden Flüssigkeiten zu bleichen versucht. Bei Chlormagnesia trat die Bräunung nicht ein, das Stroh bleichte sich etwas schneller und schien auch etwas fester geblieben zu seyn als das im Chlorkalk gebleichte. Diese nach verschiedenen Richtungen besseren Resultate scheinen zurückführbar zu seyn, theils auf die leichtere Zersetzbarkeit der unterchlorigsauren Magnesia, als des Salzes mit schwächerer Basis, theils auf die Unlöslichkeit der Magnesia in Wasser und das Fehlen der Nebenwirkungen einer ätzenden alkalischen Erde. Es wurde bei den Versuchen bemerkt, daß Bittersalz vorkommt, das ziemlich viel Mangansalze enthält. In diesem Falle tritt Röthung der Lösung unter Schwächung der Bleichkraft ein. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866, Bd. XI S. 120.) Ein gelber krystallinischer Farbstoff, im Indigo vorkommend. Ein solcher wurde jüngst im technischen Laboratorium des schweizerischen Polytechnicums beobachtet. Hr. Crinsoz von Morges stellte zum Behufe der Indigprüfungsmethode von Ullgren, Indigblau durch Behandeln von Bengalindigo mit Weingeist und Kali und Sublimation dar. Es ergab sich zu Anfang der Erhitzung zwischen zwei Uhrgläsern ein goldgelber, in feinen Nadeln anschießender Anflug, der aber, wie spätere Versuche erwiesen, sich auch aus dem rohen Bengalindigo, jedoch nicht so rein, sondern etwas vermengt mit einer mehr bräunlichen, ölartigen Flüssigkeit, erhalten läßt. Die Temperatur der Verflüchtigung liegt bei ungefähr 130° C. Der Körper ist in kaltem Wasser kaum, in kochendem etwas mehr löslich, ohne daß er dem Wasser saure oder alkalische Reaction ertheilte. Die Lösung in Weingeist enthält sehr wenig von dem Körper, ist grüngelb gefärbt und wird entfärbt durch Natronlauge, nicht durch Ammoniak. In wässeriger Natronlauge und in concentrirter Schwefelsäure löst er sich, Wasser fällt nicht die schwefelsaure Lösung, doppelt-chromsaures Kali und Schwefelsäure verändern diese nicht. In Salpetersäure löst sich die Substanz mit hellgelber Farbe. Dieselbe enthält keinen Stickstoff, wenigstens konnte mit Natronkalk in einer freilich sehr kleinen Menge der gelben Nadeln kein solcher nachgewiesen werden. Zur Analyse wurde bis jetzt zu wenig davon erhalten. Dieser gelbe Körper ist nicht der gleiche, den Berzelius bei der Destillation von Indigroth erhielt. Jener löst sich auch in starker Aetzlauge nicht und wird durch Salpetersäure augenblicklich roth. Dr. P. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866, Bd. XI S. 121.) Lesimple's Verfahren, in verkohlten Resten von Papiergeld nachzuweisen, daß solche wirklich von Papiergeld herrühren. Dieses an sich sehr einfache, im polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 407 mitgetheilte Verfahren besteht darin, daß man die schwarze verkohlte Papiermasse (die indeß noch einigen Zusammenhang haben muß) in einem Platintiegel (nicht Porzellantiegel) bis zum Weißbrennen glüht und den weißen Aschenrückstand dann mit einer Loupe betrachtet. Man erkennt dabei den gewöhnlich aus unorganischen Pigmenten bestehenden Unterdruck solcher Papiere, und zwar in seinen feinsten Umrissen und Details sogleich wieder; es läßt sich sonach durch Vergleichung desselben mit einem noch unversehrten Papiere gleicher Art dessen Authenticität leicht constatiren. Bei Anstellung eines Versuches der Art mit einem Frankfurter Lotterielose bewährte sich dieses Verfahren in auffallendster Weise, insbesondere auch noch in der Art, daß man die von der Lotteriedirection mit einer eigenthümlichen Tinte darauf geschriebenen Zahlen, nach erfolgter Einäscherung solchen Looses noch ganz deutlich auf der weißen Asche lesbar fand. Professor Dr. Böttger. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1864–1865.) Kitt, um Messing auf Glas zu kitten. Als solcher wurde kürzlich (Neueste Erfindungen), namentlich brauchbar um Messingtheile auf die Glaskugeln der Petroleumlampen so aufzukitten, daß der Kitt nicht vom Petroleum angegriffen wird, eine syrupdicke mit Kalkmilch versetzte Lösung von Tischlerleim empfohlen. Das Petroleum löst zwar den Leim nicht auf, durchdringt aber denselben, sowohl wenn er mit Kalkwasser als wenn er mit Gyps versetzt wird. Die einzige haltbare Verkittung ist das bei etwa 100° C. schmelzende Abklatschmetall aus 3 Gewichtstheilen Blei, 2            „ Zinn, 2 1/2      „ Wismuth. Das geschmolzene Metall wird in die Kapsel gegossen, das Glas hineingedrückt und so langsam auf einer erwärmten Herdplatte erkalten gelassen. Dr. Wiederhold.