Titel: Speiseapparat für Dampfkessel mit Feuerrohr.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. I., S. 1
Download: XML
I. Speiseapparat für Dampfkessel mit Feuerrohr. Aus dem Practical Mechanic's Journal, November 1866, S. 234. Mit Abbildungen auf Tab. I. Speiseapparat für Dampfkessel mit Feuerrohr. Der im Nachstehenden beschriebene Speiseapparat für Kessel mit Feuerrohr wird als vollkommen erprobt vom Verein zur Verhütung der Dampfkessel-Explosionen (Association for the Prevention of Steamboiler Explosions) empfohlen. Fig. 1 ist ein Längendurchschnitt eines gewöhnlichen Lancashire-Kessels, an welchem der verbesserte Speiseapparat angebracht ist; Fig. 2 ist eine halbe Endansicht desselben; Fig. 3 und 4 stellen eine Seitenansicht und einen Querdurchschnitt der Speisevorrichtung dar. Bei dieser Anordnung ist der Speiseventilkasten an der Stirnplatte des Kessels, ein wenig über dem höchsten Punkt des Feuerrohres, befestigt und es ist an demselben ein Rohr angebracht, welches horizontal in das Innere des Kessels geht und circa fünfzehn Fuß lang ist. Dieses Rohr ist am Ende geschlossen und bis auf fünf Fuß Entfernung vom Ende mit kleinen Löchern versehen. Der Speiseventilkasten kann rechts oder links an der Stirnplatte befestigt werden, wie es am passendsten ist, aber es ist nothwendig, daß das innere daran sitzende Rohr nur wenige Zolle unter der Oberfläche des Wasserspiegels (über dem höchsten Punkte des Feuerrohres) zu liegen kommt. Die zwei Hauptpunkte bei dieser Anordnung, welche sich als sehr vortheilhaft erwiesen haben, sind: 1. Die Stellung des Ventilkastens. – Es ist sehr gebräuchlich, den Ventilkasten auf dem Kessel zu befestigen, wo er der Aufsicht des Wärters, der am Feuer steht, entzogen ist, so daß dieser erst auf den Kessel klettern muß, um zum Ventil zu gelangen. Es ist deßhalb viel zweckmäßiger, den Ventilkasten an der Stirnplatte des Kessels zu befestigen. Wenn dieses geschieht, wird jedoch manchmal das Ventil unmittelbar über der Flur oder nur wenige Zolle darüber angebracht, wobei es (insbesondere von Asche) nicht rein gehalten werden kann. Befestigt man hingegen das Ventil über dem Feuerrohr, wie es hier empfohlen wird, so läßt es die Flur zum Feuern frei, wird von der Asche nicht beschmutzt, kann ohne Schwierigkeit rein gehalten werden und ist für den Wärter zugänglicher, welcher jeden Ventilschlag hören und die Speisung reguliren kann, ohne seinen Posten am Wasserstandsglas und Ofen zu verlassen. 2. Der Ausfluß des Speisewassers nahe der Oberfläche des Kesselwassers und über der höchsten Feuerberührung vermittelst eines innenliegenden horizontalen, durchlöcherten Rohres. – Es sind zwei ernstliche Einwendungen gegen die sehr gebräuchliche Einführung des Speisewassers am Boden des Kessels zu machen. Erstens hat das Wasser in diesem Falle das Bestreben, die Platten am Kesselboden zusammenzuziehen, wodurch die Quernähte der Vernietungen angestrengt werden und die Platten oft von Nietloch zu Nietloch reißen. Dieses kann nicht so leicht eintreten, wenn das Speisewasser erhitzt ist; obgleich dasselbe aber bis auf eine Temperatur von 93° Cels. gebracht werden kann, so ist doch das Kesselwasser, bei einem Dampfdruck von 50 bis 60 Pfund, um 55° C. heißer. Der Ausfluß des Speisewassers an der Oberfläche des Kesselwassers mittelst eines durchlöcherten Rohres beseitigt diese Schwierigkeit. Das Wasser tritt in Regenform ein, so daß es nirgends auf eine Stelle allein einwirkt, und bevor es den Boden des Kessels erreicht, ist es so mit dem anderen Wasser vermischt, daß es dieselbe Temperatur erlangt hat, daher die Platten nicht durch ungleiche Ausdehnung leiden können. Die zweite Einwendung gegen das Einführen des Speisewasser am Boden des Kessels ist, daß in Folge davon die Kessel leicht auslaufen können, wenn das Feuer zur Nacht im Ofen bleibt und ein Theil der Ventilpackung oder das Ventil nicht dicht ist etc. Liegt dagegen das Ventil über dem Feuerrohr, so kann der Kessel nur bis dahin ablaufen und die Oberfläche des Feuerrohres bleibt immer bedeckt. Die Vortheile der beschriebenen Anordnung sind also: leichte Zugänglichkeit des Speiseventils zum Reinigen, Oeffnen und Schließen desselben; dann die Verhinderung des leichten Reißens der Quernähte der Kesselwandung, und eine beträchtliche Verminderung der Gefahr, daß die Feuerberührung des Kessels während der Nacht durch Lecken des Speiseventils von Wasser frei wird.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I