Titel: Notizen über Gas- und Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar.
Autor: Gangolf Delabar [GND]
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XXII., S. 107
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XXII. Notizen über Gas- und Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar. Delabar, über Gas- und Heißluftmaschinen. Ueber die Gas- und Heißluftmaschinen ist seit unseren letzten BerichtenPolytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 249, 329 und 409, Bd. CLXXX S. 23. nicht viel Neues bekannt geworden. Wir haben nur einige Patente, die im Laufe des verflossenen Jahres auf solche Maschinen genommen worden sind, zu notiren. So ist dem Fabrikanten L. Schwartzkopff in Berlin am 12. April 1866 ein Patent auf einen durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesenen, als neu und eigenthümlich erachteten Dampf- und Luft-Motor auf fünf Jahre für den Umfang des preußischen Staates ertheilt worden.Berggeist, April 1866, Nr. 32. Näheres ist uns aber diese Maschine nicht bekannt geworden. Ebenso ist dem Eugen Langen und dem Nic. Aug. Otto in Cöln am 21. April 1866 ein Patent auf eine nach der vorgelegten Zeichnung und Beschreibung als neu und eigenthümlich erachtete atmosphärische Gaskraftmaschine auf fünf Jahre für den Umfang des preußischen Staates ertheilt worden.Berggeist, April 1866, Nr. 34. Ueber diese letztere Maschine enthält Armengaud's Génie industriel vom August 1866, S. 109 eine kurze Notiz, die folgendermaßen lautet: „Wenn man Gas im Inneren eines verschlossenen Metallgefäßes entzündet, so theilt sich die entwickelte Wärme den dabei erzeugten Verbrennungsgasen mit. In Folge dessen üben diese Gase, sofern man ihre Ausdehnung verhindert, einen zur Oberfläche des Gefäßes proportionalen Druck aus. Dieser Druck müßte sich gleich bleiben, wenn ihnen keine Wärme entzogen würde; er vermindere sich aber in Wirklichkeit schnell, weil die erzeugte Wärme durch die Wände des Metallgefäßes absorbirt werde.“ „Angestellte Versuche hätten gezeigt, daß das Zeitintervall zwischen der Erwärmung, folglich der Ausdehnung des Gases, und der Abkühlung, also der darauffolgenden Zusammenziehung desselben, sehr kurz ist. Folglich verliere man, indem man die Expansionskraft dieser erhitzten Gase als bewegende Kraft anwende, wenigstens wenn man dieselben nach der Verbrennung sich nicht sehr schnell ausdehnen läßt, einen Theil der bei der Verbrennung erzeugten Wärme durch die Cylinderwände der Maschine, und mit diesem Wärmeverlust gehe natürlich auch ein entsprechender Theil der bewegenden Kraft verloren.“ „Indem man die gewöhnliche Anordnung der Kolbenstange, Treibstange und Kurbel zur Uebertragung der Expansionskraft des Gases vom Kolben auf die Kurbelwelle anwende, habe diese Kraft nicht allein die mechanische Arbeit, welche ihr widersteht, sondern auch die Trägheit aller Maschinentheile zu überwinden, und dazu komme noch die Bewegung des Kolbens, welche bei dieser Einrichtung auf eine für die Kurbelwirkung sehr nachtheilige Art übertragen werde. Die erhitzten Gase könnten sich also in einer solchen Maschine nicht mit der nöthigen Schnelligkeit ausdehnen und es müsse natürlich in Folge dessen ein beträchtlicher Verlust der Nutzwirkung entstehen.“ „Die ebenerwähnten Thatsachen berücksichtigend, seyen die HHrn. E. Langen und A. Otto in Cöln zu dem Schlusse gelangt, daß eine directe und ökonomische Anwendung der durch die Explosion der Gase erzeugten Triebkraft nicht möglich sey. Sie hätten deßhalb eine Maschine angeordnet, deren Wirkung auf das Princip gegründet sey, die bei der Explosion der Gase erzeugte Wärme dadurch in mechanische Arbeit umzusetzen, daß man den gasförmigen Verbrennungsproducten gestattet, sich hinter dem Kolben (dem kein ernstlicher Widerstand entgegenstehe) sehr schnell auszudehnen, und so die Rückbewegung des Kolbens gegen das hinter ihm in Folge der raschen Ausdehnung und Abkühlung der Gase entstandene theilweise Vacuum durch den atmosphärischen Druck verrichten lasse.“ Diese neue Maschine ist, wie hieraus folgt, eine atmosphärische Gasmaschine, deren Wirkung in der mechanischen Arbeit des äußeren atmosphärischen Druckes besteht, und bei welcher die Explosion des Gasgemisches bloß zur Herstellung eines verdünnten Raumes dient. So sehr wir das dieser Maschine zu Grunde liegende Princip als ein richtiges anerkennen, so müssen wir doch deren gelungene Ausführung und praktische Anwendbarkeit noch bezweifeln. Denn nicht nur besteht dem Gesagten zufolge auch bei ihr, wie bei allen Explosionsmaschinen, der Uebelstand, daß der Kolben stoßweise, gleichsam fliegend, im Arbeitscylinder hin- und hergeworfen wird, wodurch die Maschine natürlich bald Noth leiden muß, sondern auch die Uebertragung der Kolbenbewegung auf die Schwungradswelle wird zweifelsohne, da die Kolbenstange nur während der Rückbewegung des Kolbens mit der Treibwelle in Verbindung stehen kann, während der Hinbewegung aber nothwendig ausgelöst seyn muß, ihre großen und gewiß nicht leicht zu überwindenden Schwierigkeiten haben. Nach dem Scientific American vom 7. Juli 1866 ist ferner einem Hrn. Mac Donough von Newburgh, N. Y., Nordamerika, am 3. Jan. 1866 ein Patent auf eine neue Heißluftmaschine ertheilt worden. Diese, nach der angeführten Quelle in Fig. 5 dargestellte Maschine besteht aus einem oben offenen und unten geschlossenen Cylinder. Der Ofen oder Feuerraum befindet sich am unteren Ende desselben. Ueber dem Feuer bewegt sich ein sogen. Plunger oder Rumpfkolben als Speisekolben und im oberen Theile des Cylinders überdieß ein zweiter Kolben als eigentlicher Arbeitskolben. Die Luft zur Speisung des Feuers wird in den Cylinder durch Löcher, die an seinem Umfang angebracht sind, zugeleitet. Diese Löcher sind unbedeckt, wenn der Kolben am obersten Ende seines Hubes steht. Der Plunger treibt die Luft durch eine Seitenröhre und unter das Feuer. Sie dehnt sich alsdann in Folge der Erhitzung aus und verrichtet ihre Arbeit, indem sie den Kolben, welcher inzwischen seinen tiefsten Stand erreicht hat, wieder aufwärts treibt, worauf sie vom Plunger durch ein in der Nähe der Seitenöffnung am oberen Ende angebrachtes Entladungsventil ausgetrieben wird. Bei dieser Anordnung komme bloß kalte Luft mit dem Kolben in Berührung, und da überdieß alle der starken Hitze ausgesetzten Theile mit feuerfestem Thon (Backsteinen) bedeckt seyen, so bilde das Ganze eine solide und dauerhafte Maschine. Dieselbe habe eine Kraft von mehr als 6 Pfd. per Quadratzoll, bei einem Kolbenquerschnitt von 15 Quadratzoll, einem Hub von 8 Zoll engl. und einer Geschwindigkeit von 150 Umdrehungen per Minute, geliefert, und in vier Stunden 14 Pfund oder per Stunde 3 1/2 Pfund Kohle consumirt. Dabei werde die benutzte Luft wahrscheinlich auf mehr denn 600° Fahr. (315° C.) erhitzt und nach vollbrachter Arbeit entweiche sie mit einer Temperatur von bloß etwa 100° Fahr. (38° C.) Nach diesen Daten würde diese Maschine kaum mehr als 5 Pfd. Kohle per Pferdekraft und Stunde consumiren – ein Resultat, das im Vergleich mit anderen ähnlichen Maschinen allerdings nicht ungünstig lautet. Der Erfinder glaubt deßhalb auch durch seine Maschine in Bezug auf den Brennmaterialverbrauch und im Vergleich zur Dampfmaschine einen Schritt vorwärts in der Entwickelung der calorischen Maschinen erreicht zu haben. Da uns keine weiteren Erfahrungen über diese Maschine zu Gebote stehen, und auch die Abbildung derselben zu einer genauen Beurtheilung nicht ausreicht, so müssen wir es einstweilen mit obigen Mittheilungen bewendet seyn lassen. Endlich gehört in gewisser Beziehung auch der Daelen'sche Dampfgenerator hierher, über den wir im vorhergehenden Artikel berichtet haben; denn da die Verbrennungsgase bei der Dampferzeugung direct durch den Wasserraum des Kessels gepreßt werden, so gelangen dieselben zugleich mit dem gespannten Wasserdampf in den Motor, der somit durch eine Mischung von Dampf und heißer Luft betrieben wird.