Titel: Callens' Webstuhl.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XLIX., S. 191
Download: XML
XLIX. Callens' Webstuhl. Mit Abbildungen auf Tab. V. Callens' Webstuhl. Callens, Director einer mechanischen Weberei in Roubai, ließ sich in Frankreich kürzlich einen Apparat für mechanische Webstühle patentiren, der den Jacquard ersetzen soll, weder Platinen noch Nadeln erfordert und je nach Bedarf unten oder oben oder seitlich an dem Stuhle angebracht werden kann. Derselbe besteht im Princip aus einer Anzahl Winkelhebel, welche die Litzen in Bewegung setzen und zu diesem Zwecke mit Tasten versehen sind, die, je nachdem die Karte auf dem Prisma (Cylinder) durchlocht ist, verschoben werden. Ein Doppelexcentric auf einer von dem Stuhle selbst bewegten Welle setzt zwei Tritte in Bewegung, welche die Litzen heben und senken. Fig. 13 zeigt den Apparat im Längenschnitt, Fig. 14 in der Seitenansicht und Fig. 15 den Mechanismus, welcher den Cylinder in abwechselnde drehende Bewegung versetzt. A bezeichnet die Traverse des Stuhles, auf welcher der Rahmen B befestigt ist, in dem die Stangen C, C geführt werden; letztere nehmen oben die Achse D des hier 16eckigen Prisma's E auf und sind unten mit der T förmigen Schiene F verbunden, die durch den Tritt G' bewegt wird. Der um g drehbare Tritt G' wird mittelst des an ihm befindlichen Gleitröllchens h von dem Excentric I bewegt, welches auf die am Stuhl befindliche Welle J aufgekeilt ist. Die Winkelhebel N, deren Zahl von der der Litzen abhängt, sind um die Welle n drehbar; ihre mehr horizontalen Arme tragen die Tasten L, die vertical durch den Rahmen B gehen. Diese Tasten entsprechen genau den Löchern k des Prisma, welches sie je nach der Stellung der Löcher niederdrückt und dadurch die entsprechenden Winkelhebel N dreht. Die verticalen Arme der Winkelhebel sind an ihrem oberen Ende durch eine über die Leitrolle P geführte Schnur mit den entsprechenden Litzen verbunden, welche durch Federn R beständig niedergezogen werden. Der Rahmen S', welcher alle Winkelhebel gleichzeitig niederdrückt, damit sich der Cylinder drehen kann, ist durch die Stange 8 mit dem zweiten Tritte G verbunden, der mittelst der Gleitrolle h' von dem Doppelexcentric I bewegt wird. – Der Mechanismus zur Drehung des Prisma E besteht aus dem auf die Achse D aufgekeilten Sperrrade W, in welches der Sperrarm x des Hebels X durch eine Spiralfeder y eingedrückt wird; der Hebel X hat seinen Drehpunkt in dem Träger U, der an die Stange C befestigt ist. Auf der Vorderseite ist das Sperrrad W mit vorspringenden Triebstöcken versehen, auf welches die Sperrklinke V wirkt, so oft sich der Cylinder auf die nachstehend erwähnte Weise hebt. Die Wirkungsweise des Apparats ist nun folgende: Das Doppelexcentric I wirkt bei seiner Drehung auf die Schiene F, wodurch der Cylinder E niedergezogen wird. Dabei drückt der Cylinder da, wo die Karten keine Löcher haben, auf die Tasten L, die daher die entsprechenden Winkelhebel N drehen, wodurch wieder die entsprechenden Litzen gehoben werden, während dagegen die Litzen, denen Löcher der Karte entsprechen, durch die Federn R niedergezogen werden. Die Drehung des Cylinders erfolgt in dem Augenblicke, wo der Cylinder E durch das Excentric I wieder nach oben bewegt wird, wobei zugleich die Tasten L durch die Stange S niedergezogen werden; da der Sperrhaken V immer auf die Triebstöcke einzufallen sucht, so wird der von ihm umfaßte Triebstock verschoben und dadurch der Cylinder gedreht, wobei der Sperrarm x verhindert, daß die Drehung mehr als 1/16 des Prismenumfanges beträgt. – Die Tasten L können zur Verbindung mit den Winkelhebeln auch die in Fig. 16 dargestellte Form erhalten. (Nach Armengaud's Génie industriel, September 1866, S. 142; aus der deutschen Industriezeitung, 1866, Nr. 50).

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V