Titel: Ueber die Anfertigung von Kalkschmelztiegeln für hohe Temperaturen; von David Forbes.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CCI., S. 383
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CCI. Ueber die Anfertigung von Kalkschmelztiegeln für hohe Temperaturen; von David Forbes. Aus der Chemical News, vol. XV p. 2; Januar 1867. Forbes, über Anfertigung von Kalkschmelztiegeln. Vor mehreren Jahren empfahl Deville, zur Vermeidung der Verunreinigung von Metallen und Legirungen während des Schmelzens derselben durch Kohlenstoff und Silicium, die Anwendung von Schmelztiegeln, welche auf der Drehbank aus ganzen Stücken von Aetzkalk hergestellt werden. Die Resultate der mit solchen Tiegeln angestellten Versuche fielen äußerst befriedigend aus, und die in diesen Gefäßen eingeschmolzenen Metalle, wie Eisen, Mangan, Nickel, Kobalt etc., wurden weit reiner und viel geschmeidiger erhalten als wenn sie in gewöhnlichen Thon- oder Gestübbetiegeln (mit Kohle ausgeschlagenen Thontiegeln) geschmolzen wurden. Sobald die erforderlichen Dimensionen dieser Tiegel ein gewisses Maaß überschritten, hielt es aber schwer, Kalkblöcke von genügender Größe und frei von Rissen und Sprüngen zu erhalten, und in der Praxis zeigten sich bedeutende Verluste, sowohl durch Zerbrechen beim Zurichten und Abdrehen der Tiegel, als durch Zerspringen derselben im Feuer. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, wurden Versuche mit Thontiegeln, welche mit Kalk ausgefüttert waren, abgeführt; allein diese blieben ohne Erfolg, indem derartige Tiegel stets zusammenschmolzen, bevor die erforderliche Temperatur erreicht war – ein Resultat, welches von der Einwirkung der Kalkerde auf den Thon des äußeren oder Umfassungstiegels herrührte. Nach zahlreichen und mannichfaltigen Versuchen erwies sich das nachstehende Verfahren als vollkommen zweckentsprechend, da die nach demselben angefertigten Tiegel die Hitze von geschmolzenem Schmiedeeisen und von Kobaltmetall auszuhalten im Stande sind, ohne zusammenzuschmelzen oder zu zerspringen, und sich gleichzeitig von nicht unbedeutender Größe herstellen lassen. Ein Thontiegel, dessen Dimensionen etwas größer seyn müssen als die des anzufertigenden Kalktiegels, wird mit Kienruß gefüllt, welchen man durch festes Einstampfen gehörig zusammenpreßt. Dann schneidet man die Kienrußfüllung, von der Mitte aus beginnend, mit einem passend geformten Messer aus, bis nur noch ein 1/2 Zoll starkes oder noch schwächeres, den Wandungen des Tiegels fest anhaftendes Kienrußfutter zurückbleibt; dieses Futter wird nun mittelst eines dicken Glasstabes gerieben, bis seine Oberfläche recht glatt geworden ist; dann wird der ganze Hohlraum mit fein gepulvertem Aetzkalk ausgefüllt, welchen man, wie vorher den Kienruß, fest einstampft, worauf man wiederum eine Höhlung in der Mitte einschneidet, welche den eigentlichen Schmelzraum bildet. Man kann auch das Kalkpulver gleich um einen centralen Holzkern, der die Dimensionen des Inneren von dem darzustellenden Kalktiegel hat, einstampfen und dann den Kern vorsichtig herausnehmen. Dieses Kalkfutter ist natürlich ziemlich weich, bevor es in den Ofen kommt; allein beim Erhitzen nehmen seine Theile einen stärkeren Zusammenhang an, und es bildet einen festen, compacten Tiegel, dessen Masse durch die dünne Zwischenschicht von Kohle verhindert wird, auf die Wandungen des äußeren Tiegels einzuwirken. Vielfache, mit derartigen Tiegeln – selbst solchen, welche mehrere Pfunde Metall faßten – angestellte Versuche lieferten den Beweis, daß dieselben zu diesen Operationen vortrefflich geeignet sind. Ohne Zweifel würden sich solche Tiegel auch mit Magnesia- und Thonerdefutter anfertigen lassen. Für manche Fälle dürften sich auch gewöhnliche, mit Kalk, Magnesia oder reiner Thonerde ausgefütterte Graphittiegel als zweckentsprechend erweisen.