Titel: Abänderungen des Apparates zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes der im Handel vorkommenden organischen Substanzen, wie künstlicher und natürlicher Dünger etc.; von C. Mène.
Fundstelle: Band 185, Jahrgang 1867, Nr. CXV., S. 399
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CXV. Abänderungen des Apparates zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes der im Handel vorkommenden organischen Substanzen, wie künstlicher und natürlicher Dünger etc.; von C. Mène. Aus den Comptes rendus, 1867, t. LXIV p. 42. Mène, Apparat zur Bestimmung des Stickstoffgehaltes der Düngstoffe etc. Ich wurde mit der chemischen Untersuchung mehrerer Düngerarten beauftragt, welche aus sehr verschiedenen, nicht zerriebenen Substanzen bestehen, und war dadurch veranlaßt einen Apparat zu ermitteln, womit ich unzweifelhafte Resultate bei Anwendung von mindestens 25 bis 30 Grm. eines jeden dieser Producte zu erhalten vermochte. Nach mehrfachen erfolglosen Versuchen entschloß ich mich zur Anwendung von Thonretorten, ähnlich den zur Darstellung des Sauerstoffs durch Dunkelrothglühen von Mangansuperoxyd dienenden Gefäßen. Ich fülle dieselben mit Aetzkali in Stücken, zwischen welche ich die zu untersuchenden, zu Kugeln geformten und mit einer starken Aetznatronlösung getränkten Substanzen bringe; dann erhitze ich, und zwar so daß zunächst der obere Theil der Retorte in's Glühen kommt. Mit dem Rohre der Retorte verbinde ich einen gläsernen Sicherheitsapparat, dessen freies Ende in verdünnte Chlorwasserstoffsäure taucht, um durch diese das während der Einwirkung des Kalis auf die organische Substanz sich entwickelnde Ammoniakgas absorbiren zu lassen. Wie man sieht, gleicht dieser Apparat ganz den in den Vorlesungen über Chemie zur Darstellung des Sauerstoffs, des Ammoniaks etc. gebräuchlichen Vorrichtungen. Der Gang dieses Apparates ist im vorliegenden Falle ein sehr regelmäßiger und man ist gegen die Unfälle gesichert, durch welche die Stickstoffbestimmungen bei Anwendung von Glasröhren so oft störend unterbrochen werden. Man kann die Temperatur bis zu beginnender Kirschrothgluth steigern, ohne befürchten zu müssen, daß die Retorte in Folge der Einwirkung des Kalis reißt, und hat die Gewißheit, daß die organische Substanz vollständig zerstört wird. Man braucht auch nicht zu befürchten, daß die Stickstoffverbindungen sich zersetzen bevor sie durch das Kali in Ammoniak umgewandelt worden sind; denn directe, mit den einzelnen Substanzen, wie Albumin, Casein, Gelatine etc. angestellte Versuche ergaben mir für den Stickstoffgehalt genau die von verschiedenen Chemikern gefundenen Zahlen. Ich erhielt nachstehende Resultate: Albumin, coagulirtes Eiweiß 16,20 Stickstoff nach Thénardnach Wurtz 15,515,8     „         menschliches Serum 16,05 nach Dumas 15,82     „         Serum vom Hammel 16,20 nach Demselben 15,90 Casein der Kuhmilch 15,85 nach Demselben 15,76     „     „   Ziegenmilch 15,82 nach Demselben 15,78 Horn vom Pferdehufe 17,03 nach Fremy 16,80 gewöhnliches Haar 18,08 nach Mulder 17,93 Haar der Pferdemähne 18,01 „        „ Sämmtliche Bestimmungen wurden mit wenigstens 10 Grm. reiner Substanzen, d.h. nicht solcher Producte, wie sie im Handel vorkommen, gemacht. Der Stickstoff wurde nach dem Will-Varrentrapp'schen Verfahren bestimmt, d.h. durch Fällung des Ammoniaksalzes mittelst Platinchlorid, Glühen des Niederschlags und Berechnung des Stickstoffgehaltes aus der erhaltenen Menge metallischen Platins. Peligot's Methode, die Anwendung einer titrirten Flüssigkeit, ist hier nicht zulässig, denn gewöhnlich ist die Säure, von welcher das beim Glühen der zu untersuchenden Substanz entwickelte Ammoniak aufgenommen wird, durch brenzliche Producte verunreinigt, welche den Zeitpunkt wo die Sättigung der Säure eingetreten ist, nicht zu erkennen gestatten; überdieß müßte stets das Ammoniaksalz im Wasserbade abgedampft, dann wieder in Wasser gelöst, filtrirt und gut ausgewaschen, endlich mit Platinchlorid gefällt werden etc. Schließlich bemerke ich noch, daß in Folge der Anwendung des von mir in der angegebenen Weise abgeänderten Apparates, welcher die Bestimmung des Stickstoffgehaltes von Handelsproducten, wie Dungstoffen etc., mit Anwendung einer Substanzmenge von mindestens 25 bis 30 Grm. ermöglicht, viele für den Stickstoffgehalt mancher industrieller Producte bisher als gültig angenommene Zahlen einer Correction bedürfen.