Titel: Kartensparer bei Jacquardmaschinen.
Fundstelle: Band 186, Jahrgang 1867, Nr. V., S. 12
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V. Kartensparer bei Jacquardmaschinen. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Kartensparer bei Jacquardmaschinen. Bei der Jacquardmaschine sind für ein Dessin immer so viel Karten (von Pappendeckel) nöthig, als zu einem vollständigen Muster Einschußfäden erfordert werden. Bei Mustern, bei denen mit jedem Einschußfaden eine andere Hebung der Kettfäden stattfinden muß, wie es eben das Bild erfordert, kann keine Kartenersparniß angewendet werden, insofern nicht Vorgeschirr (Vorkämme) und besondere Tritte gebraucht werden. Nun gibt es aber sehr viele Dessins, wo zwischen größeren Figuren Tuchbindung ist; wenn bei diesen zwischen den Figuren z.B. 300 Tuchschuß folgen, so würden auch 300 resp. 600 Karten zwischen beiden Figuren nöthig seyn. Bei Stoffen, welche Borduren haben, wo der Grund einige Ellen lang mit Tuchkarten gewoben wird, bis die Bordure wieder beginnt, sind je nach der Feinheit des Stoffes manchmal mehrere Tausend Karten dazwischen nöthig. Will man letztere Kartenzahl vermeiden, so werden, wenn die Bordure gewoben ist, diese Karten herausgenommen und Tuchkarten auf den Cylinder gebracht, welche Umänderung immerhin ziemlich aufhältlich ist. Alles dieses kann durch Anwendung des nachfolgend beschriebenen Apparates vermieden werden, welchen Weblehrer Winkler in der Webschule zu Reutlingen (nach dem württembergischen Gewerbeblatt, 1866 S. 136) mit bestem Erfolg angewendet hat. Dieser Apparat, in Fig. 21 dargestellt, ist auf der Vorderseite an der Jacquardmaschine angebracht, mit Schrauben befestigt und steht durch ein Stäbchen in Verbindung mit dem Messerhaken. Er hat ein Viereck a, b, c, d, bei welchem auf der ersten und dritten Seite a, b und c, d eiserne Zapfen e, e sich befinden, während auf der zweiten und vierten Seite deren keine vorhanden sind. Dieses Viereck wird durch einen Messerhaken f (gebogenes Eisen), welcher an der Cylinderlade angebracht ist, bei jedem Einschuß und Hebung der Jacquardmaschine um eine Drehung nach vorwärts bewegt; das eine Mal drückt nun der an dem Vierecke angebrachte Zapfen das Stäbchen u in die Höhe, wodurch der untere Messerhaken g sich hebt und der Cylinder (Walze, auf welcher die Karten liegen) durch denselben zurück geht; beim nächsten Einschuß, wo die Jacquardmaschine sich wieder hebt, fällt das Stäbchen, weil dann kein Zapfen an dem Vierecke ist; wenn nun das Stäbchen fällt, tiefer hinunter geht, so fällt auch der obere Messerhaken h auf den Cylinder, wodurch letzterer sich einmal nach vorwärts bewegt. Dadurch kann der Cylinder k einmal bei einem Einschuß vorwärts, beim anderen Mal rückwärts bewegt und mit zwei Tuchkarten fortgewoben werden bis zu den Figurkarten, wo der Arbeiter durch Einhängen der Schnur l den Messerhaken f in die Höhe zieht und den Apparat einstweilen außer Thätigkeit setzt. Ist die Figur, Bordure etc. gewoben, so wird die Schnur ausgehängt und der Apparat regulirt sich wieder, wie oben beschrieben. Ein solcher Apparat kostet in Reutlingen 2 Thlr.

Tafeln

Tafel Tab. I
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