Titel: Aphorismen von der Pariser Ausstellung bezüglich der Färberei und Druckerei; von Dr. M. Reimann.
Autor: M. Reimann
Fundstelle: Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXX., S. 318
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LXX. Aphorismen von der Pariser Ausstellung bezüglich der Färberei und Druckerei; von Dr. M. Reimann. Reimann, Notizen über Färberei und Druckerei auf der Pariser allgemeinen Industrie-Ausstellung. Unter den Bergwerksproducten bemerken wir größere Mengen des sogenannten Zinkstaubes, eines Productes, welches aus einem Gemenge von Zink und Zinkoxyd bestehend, sich in den Vorlagen der Destillirapparate absetzt und früher schwierig zu verwerthen war. Es ist ein feines graues Pulver, welches sich zart anfühlt und mit großer Leichtigkeit auf allen rauhen Flächen fixirt. Man suchte, um dieses Präparat abzusetzen, dasselbe als graue Anstrichfarbe in den Handel zu bringen, konnte aber auf diesem Wege immer nur einen geringen Consum erzielen. In neuerer Zeit ist der Verbrauch dieses Productes stärker geworden, und zwar in Folge seiner Anwendung in der Zeugdruckerei. Es ist aber hier nicht die färbende Eigenschaft des Präparates, welche man benutzt, sondern gerade umgekehrt die Eigenschaft, gewisse Farben zu zerstören und so als Mittel zur Erzeugung weißer Zeichnungen auf gefärbtem Grunde aufzutreten. Die Farben, deren Verschwinden der Zinkstaub bewirkt, sind die Anilinfarben. Bei Gelegenheit eines Berichtes über die Anwendung des Leukanilins als Farbmaterial gab Horaz Köchlin Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, August 1865, S. 347; polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 387. eine Notiz über die Anwendung des Zinkstaubes als farbeentziehendes Agens. Demnach sollte das Zink von L. Durand auf mit Anilinfarben roth, blau, violett und grün gefärbten Zeugen als Aetzpapp verwendet werden, welcher den von ihm bedeckten Stellen diese Farben beim Dämpfen entzog. Der Grund dieser eigenthümlichen Wirkung des Zinkstaubes oder des in demselben nur wesentlichen fein vertheilten Zinkes ist einfach der, daß aus den rothen, violetten und blauen Anilinfarben (nach A. W. Hofmann Rosanilin- und Phenylrosanilinsalze) durch Zuführung von Wasserstoff die sehr löslichen und farblosen entsprechenden Salze des Leukanilins und Phenylleukanilins gebildet werden, welche nach ihrem Entstehen leicht durch Spülen entfernt werden können; daß dabei eine Wasserzersetzung stattfinden und das Zink, indem es Wasserstoff entbindet, welcher im Entstehungsmoment von dem Rosanilin aufgenommen wird, sich in Zinkoxyd verwandeln muß, ist einleuchtend. In neuester Zeit hat man angefangen, denselben Proceß auch auf Garnen und besonders den Wollengarnen vorzunehmen, wo der Zinkstaub jetzt für gewisse Gattungen des Druckes ganz unentbehrlich geworden ist.Den nämlichen Grund wie das eben erwähnte Drucken mit Zinkstaub hat eine Erscheinung, welche schon häufig von den Exporteuren mit Anilinfarben gefärbter Waaren in überseeische Länder beobachtet wurde. Ich meine das Ausblassen der Farben auf einzelnen Stellen der Gewebe während des Seetransportes, welches man sich nicht erklären konnte und häufig der Einwirkung der Seeluft zuschrieb. Die vermeintliche Seeuntüchtigkeit der Anilinfarben erklärt sich nun auf sehr einfache Weise dahin, daß die Kisten, in welche dergleichen Waaren verpackt wurden, mit Zinkeinsätzen versehen waren, und daß die gedachten Zeuge, wie alle Farbstoffe ein wenig hygroskopisch, in feuchtem Zustande mit dem Zink – auch wohl mit dem durch dieses aus dem vielleicht eindringenden salzhaltigen Wasser frei gemachten Wasserstoff – auf der langen Seereise in Berührung kamen, an den am meisten ausgesetzten Stellen gebleicht und dadurch fleckig winden. Man wird diesen Uebelstand leicht durch Anwendung von Weißblech statt des Zinkes oder einen guten Ueberzug mit Oelfarbe beseitigen können. Auf der Ausstellung gibt die Actiengesellschaft la vieille montagne die Wichtigkeit des Artikels für die neuere Industrie durch Aufstellung größerer Massen des grauen Staubes zu erkennen. Beim Passiren der französischen Farbwaarenausstellung fallen uns neben den in anderen Berichten schon zur Genüge erwähnten brillanten Ausstellungen der französischen Anilinfirmen die schönen Albuminpräparate auf, in welchen sich Frankreich bedeutend ausgezeichnet hat. Blut- und Eieralbumin zeigt sich dort in schönen fast weißen Blättern und Klumpen, welche für Kattundruck zu verwenden sind, neben welchen Präparaten auch Gläser mit conservirtem flüssigem Eigelb für Lederfabrication sehr bemerkenswerth sind. Um von der Anilinausstellung der Franzosen noch Etwas zu erwähnen, was, obwohl von großem Interesse, doch in anderen Berichten noch nicht gehörig gewürdigt wurde, so will ich der Ausstellung des Entdeckers des grünen Anilinpigmentes, Usèbe, erwähnen. Derselbe zeigt uns in einer hübsch geordneten Ausstellung das von ihm vor nunmehr vier Jahren entdeckte sogenannte Aldehyd-Grün Polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 458 als Liquidum wie in fester Form und fügt zur Veranschaulichung des tinctorialen Werthes seines Präparates grün gefärbte Seidensträhnen bei, welche wohl durch kein anderes ähnliches Product auf der Ausstellung übertroffen werden dürften. Das Anilingrün hat in der Industrie kein Glück gehabt. Bei seinem Auftauchen von den Färbern mit großem Enthusiasmus begrüßt, verlor es bald mit der Neuheit auch seine Popularität, indem sich herausstellte, daß die Flotten zu bald erschöpft würden und die Farbe keine rechte Intensität habe. Dazu kam noch, daß die Fabriken wegen eines bei der Fabrication in großen Massen auftretenden NebenproductesMan s. Technologie des Anilins, Berlin 1866 (Verlag von Julius Springer) S. 129. das Präparat so hoch im Preise halten mußten, daß von vornherein nur Seidenfärber im Stande waren dasselbe zu benutzen. Von diesen wurde es auch bis vor kurzer Zeit fast allgemein angewendet, da ein anderes Pigment, das mit so großer Leichtigkeit ein auch bei Licht äußerst brillantes Grün gab, nicht bekannt war. In neuerer Zeit lernte man bei der Fabrication der durch Aethyl und Methyl substituirten Rosanilinsalze einen grünen Farbstoff als Nebenproduct gewinnen, der unter dem Namen Jodgrün auftauchend, bald sehr in Aufnahme kam. Doch auch diesem scheint, nachdem einmal der Reiz der Neuheit vorüber, das Glück nicht mehr zu lächeln, als dem Usèbe'schen Präparat. Während dieses mit Anwendung der nöthigen Vorsicht in pulverförmigem Zustande hergestellt werden konnte und beim Auflösen doch gut färbende Flotten gab, ist es bisher trotz großer Anstrengungen den Anilinfarbenfabriken nicht möglich gewesen, aus den bei der Fabrication des Jodviolett gewonnenen Lösungen ein Product zu fällen, das bei seiner späteren Auflösung wieder ebenso frische Nüancen lieferte, als es mit der unpräparirten Lauge der Fall ist. Die Färber sind daher gezwungen stets aus der Lauge zu färben, wenn es sich um Herstellung guter Nüancen handelt, ein Umstand, der natürlich zur Popularität des Farbstoffes nicht beitragen kann. Dagegen hat man doch bei der Fällung des Jodgrün die wenigstens wissenschaftlich interessante Bemerkung gemacht, daß, während das in seiner Auflösung roth erscheinende Fuchsin in fester krystallinischer Form eine grüne Farbe hat, das Jodgrün nach dem Fällen und Trocknen unter gewissen Umständen einen rothen Körper gibt, so daß auf beiden Seiten Lösung und festes Product sich in ihren Farben ergänzen. Zu den Uebelständen des Jodgrün kommt noch, daß es dem Lichte nicht so gut zu widerstehen scheint, als es das Aldehydgrün thut, und daß, trotzdem sein Preis gegen den des letzteren nur unbedeutend erscheinen muß, es doch nur für Seiden- und Federfärberei Anwendung finden kann, da es sich auf Wolle nicht fixiren läßt. Es ist merkwürdig, daß, während der Farbstoff auf Seide sowohl als auf Baumwolle bei gehöriger Behandlung gute Farben gibt und mit Leichtigkeit auf diesen Faserstoffen haftet, man nicht im Stande ist, denselben auch auf Wolle zu befestigen. Alle Versuche, welche man damit in dieser Richtung hin angestellt hat, sind bisher fruchtlos gewesen, so daß wiederum nur die Seide mit dem Pigmente gefärbt werden kann. Und auch diese scheint ohne Weiteres auch nicht in tieferen Nüancen aus den Lösungen des Jodgrün gefärbt werden zu können, denn man beizt allgemein die Seide zur Hervorbringung tieferer Töne mit diesem Farbmaterial an. Was die Baumwolle anlangt, so würden die Fabrikanten den Preis der Laugen gern so weit ermäßigen, daß auch für diesen Faserstoff das Grün anwendbar wäre, doch sträuben sich die Baumwollenfärber trotzdem gegen die Anwendung des Jodgrün. Es ist schließlich noch zu bemerken, daß das Aldehydgrün vom Jodgrün noch keineswegs verdrängt ist, sondern daß das erstere, besonders in der Federfärberei, noch häufige Anwendung hat. Um von dem grünen Pigment auf eine grüne Deckfarbe überzugehen, sey hier erwähnt, daß der Ultramarinfabrikant in Nürnberg Joh. Zeltner Proben von mit grünem Ultramarin bedruckten Kattunen ausgestellt hat. Bei weitem die größte Zahl der Ultramarinfabriken arbeitet so, daß sie zuerst ein grünes Ultramarin gewinnt, welches nachher erst in blaues umgewandelt wird, so daß die Beschaffung jenes Körpers keineswegs schwierig erscheinen kann. Die Befestigung wird natürlich dieselbe seyn wie bei Anwendung des blauen Präparates, wo auch nur Albumin als Fixirmittel in Anwendung kommt. Wenn das so hergestellte Grün auch nicht ganz die Lebhaftigkeit des Schweinfurter Grün zeigt, so wird es sich doch für viele Dessins ausreichend erweisen und dürfte besonders den Tapetenfabriken sehr willkommen seyn. Sehr bemerkenswerth sind in der Ausstellung französischer feiner Leinenartikel die mit Zeichnungen aller Art bedruckten Batisttaschentücher. Obgleich dieselben schon seit geraumer Zeit auch bei uns bekannt sind, so wurden so complicirte und gleichzeitig so gut ausgeführte Dessins bei uns noch nicht gesehen. Die Darstellung der Zeichnungen – für Frankreich dem Hause Guignet u. Comp. patentirt – wird jedenfalls mittelst Handdruck in der Art des Albumindruckes auf Kattun ausgeführt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß für die feineren Zeichnungen der Kupferdruck Anwendung findet. Die Farben müssen nach dem Dämpfen fertig seyn. Da ich einmal eines französischen Druckartikels Erwähnung gethan, muß ich auch auf die Imitation gewebter Shawls hinweisen, welche mehrere der großen Fabriken des Elsaß fast einzig beschäftigt. In ähnlicher Weise wie man den Druck wollener Tischdecken etc. bewirkt, das heißt mit Hülfe von Applicationsfarben, stellt man seit längerer Zeit im Elsaß Imitationen von gewebten Shawls dar, welche noch in geringer Entfernung vollkommen den Eindruck eines Gewebes machen. Die Farben bestehen natürlich aus Compositionen der betreffenden Farbmaterialextracte mit essigsaurer Thonerde, essigsaurem Eisen u.s.w., welche, in passender Weise verdickt, mit Handmodeln von Mädchen aufgedruckt werden und beim Dämpfen unter Abgabe von Essigsäure den Lack des betreffenden Farbmaterials auf der Faser ablagern. Zur Darstellung der für diesen Druck nöthigen Handmodel bringt man häufig das Verfahren des Ausbrennens mit Gas in Anwendung. Ein mit passender Vorrichtung in senkrechter Lage erhaltener Grabstichel, dessen Bewegung sich auf ein einfaches Aufwärtsbewegen und Senken beschränkt, wobei er aus einer ebenfalls feststehenden Hülse, die Spitze nach unten gerichtet, mehr oder weniger hervortritt, wird an seinem unteren Ende durch eine im rechten Winkel gegen seine Hauptachse gerichtete Gasspitzflamme derart erwärmt, daß er sich mit Leichtigkeit in das Holz einzubrennen vermag. Der Arbeiter hat zur Herstellung der Matrize selbstverständlich nichts weiter zu thun, als einen mit dem einzubrennenden Muster versehenen Block aus Lindenholz so unter gleichzeitigem Senken des Grabstichels auf das Holz unter diesem fortzuführen, daß derselbe auf seinem Wege alle Linien der Zeichnung beschreibt und dieselben dabei natürlich in den Block einbrennt. Ist die Zeichnung in dieser Weise vollendet, so hat man nichts mehr nöthig, als das Holz mit einem leichtflüssigen Metall zu übergießen, welches man noch flüssig mit einer Metallplatte bedeckt, die sofort an dem noch geschmolzenen Metall adhärirt und dadurch ein Abziehen der gebildeten Patrize nach erfolgtem Erstarren des Metalles gestattet. Da es selbstverständlich unmöglich ist, das Einbrennen des Grabstichels in das Holz so genau zu reguliren, daß nicht einzelne Stellen der erzeugten Patrize mehr hervorstehen als andere, so wird dieselbe, bevor sie zum wirklichen Gebrauche gelangt, mit Bimsstein glatt geschliffen. Das Aufnageln des so hergestellten Models auf ein starkes Bret mit Handhabe, sowie das Anbringen von kleinen Haltstiften an den Ecken vervollständigt diese zwar nicht mehr ganz neue, immerhin aber sehr originelle Art der Herstellung von Handmodeln für feinere Dessins. Unter den Maschinen und Apparaten für Zwecke der Färberei, Druckerei, Bleicherei u.s.w., welche die Firma Tulpin ainé zu Rouen in einem im Park der Ausstellung befindlichen großen Gebäude ausgestellt hat, ist eine Maschine zum Sengen der Kattune hervorzuheben, an welcher der Kattun über feinen Gasflämmchen fortgezogen wird, und dieselben nach Belieben mit der oberen oder unteren oder aber mit beiden Flächen berühren kann. Die beim Sengen aufsteigenden Dämpfe werden von rauchfangartigen, direct über den Flammen angebrachten Vorrichtungen aufgefangen und in den Schornstein geleitet. Eine zweite Maschine, welche die Aufmerksamkeit jedes Fachmannes in hohem Maaße verdient, war die zum Spülen der Garne bestimmte mechanische Vorrichtung. Die Manipulation, welche wir auf unseren Flüssen so häufig von den Färbern vornehmen sehen, und welche einen großen Aufwand von Menschen-Arbeit erfordert, wird hier von der Maschine verrichtet und genau so durchgeführt, wie es nur durch einen Menschen gethan werden kann. In der Maschine sind auf jeder Seite fünf Walzen angebracht, welche mit ihrer Achse auf einer Seite an einer gemeinschaftlichen Barre so befestigt sind, daß sie sich zu drehen vermögen. Auf der anderen Seite, mit welcher sie frei herausragen, tragen sie einen Wulst oder Rand, welcher das Abgleiten der Strähnen verhindern soll. Zwei Walzen correspondiren immer in der Art mit einander, daß sie, während sie die Barre zwischen sich haben, einander die Waage halten. Auf jede der Walzen, welche über einem Wasserreservoir mit stetem Zu- und Abfluß so angebracht sind, daß die darauf gelegten Strähnen in das Wasser hineinhängen müssen, wird nun eine Strähne Garn placirt und die Maschine dadurch in Gang gesetzt, daß man die an derselben befindliche Riemscheibe mit der Riemscheibe einer Kraftmaschine verbindet. In Folge dessen vollführen nun die einzelnen Walzen folgende Bewegungen. Erstens drehen sie sich unaufhörlich um ihre Achse und bewirken dadurch, daß jedes Garntheilchen der Garnsträhnen nach und nach in das Wasser eingetaucht wird. Sodann aber geht die ganze Barre mit den zehn Walzen über dem Reservoir in der Weise hin und her, daß nun die Garne auch immer durch das Wasser hindurchgezogen und damit die zweite Manipulation ausgeführt wird, welche der Färber beim Spülen der Garne am Flusse vollführt. Auf diese Weise spart die Maschine mit ihren zehn Walzen die Arbeit von zehn Paar Menschenhänden, welche sonst das gleichmäßige Drehen und Ziehen der Strähnen vornehmen mußten. Zugleich ist, wenn man nur für regelmäßigen Zu- und Ablauf des Wassers in und aus dem Reservoir sorgt, die Gegenwart eines Flusses in nächster Nähe nicht erforderlich; man kann sich leicht durch eine Wasserleitung helfen, welche ja in den meisten größeren Städten vorhanden, sonst aber auch mit geringen Kosten einzurichten ist. Der Färber ist auf diese Weise vom Fluß vollkommen unabhängig; ist aber die Färberei einmal an einem Flusse gelegen, so braucht er nur an Stelle des Reservoires einen gewöhnlichen durchlöcherten Kasten anzubringen und in den Fluß einzuhängen und über diesem wird dann die oben beschriebene Vorrichtung angebracht. Er hat dadurch den Vortheil, daß ihm durch keinen Umstand eine Strähne verloren gehen kann; denn, fällt eine solche wirklich einmal beim Auflegen oder Abnehmen in das Wasser, so braucht sie nur aus dem doch immer ziemlich flachen Kasten hervorgeholt zu werden, während nach dem gewöhnlichen Verfahren eine zufällig fallen gelassene Strähne sofort auf den Grund des Flusses geht und in den meisten Fällen als verloren zu betrachten ist. Ein einziger Arbeiter reicht zum Abnehmen der fertig gespülten und zum Auflegen der noch zu spülenden Garne vollkommen aus. In Fällen, in denen der Färber gezwungen ist eine Wasserleitung anzulegen, also wo derselbe entweder in einer kleineren Stadt ohne Wasserleitung oder gar auf dem Lande sein Etablissement errichtet hat, kann er sich zum Heranpumpen des Wassers eines einfachen Mittels bedienen, welches, so zweckmäßig und einfach es ist, doch noch nicht allgemein bekannt seyn dürfte. Er bringt nämlich in angemessener Höhe, etwa auf dem Dach eines starken Gebäudes oder auf einem Gerüst, ein großes Wasserreservoir und an einer alle nebenstehenden Gebäude überragenden Stelle eine kleine Windmühle mit Richtvorrichtung an, welche auf gewöhnliche Art zum Treiben einer Pumpe verwendet wird. Diese Pumpe saugt nun durch eine Röhrenleitung das Wasser in das Reservoir, ohne daß die dabei verrichtete Arbeit weitere Kosten verursacht, und von dem Reservoir kann man dann leicht Röhrenstränge nach jedem beliebigen Theil des Gebäudes ableiten. Je nach Bedürfniß hat man nun das Reservoir sowie die Windmühle größer oder kleiner einzurichten; denn man begreift leicht, daß man immer so viel Wasser vorräthig haben muß, daß dasselbe bei einmal eintretender Windstille für einige Zeit ausreicht und man nicht plötzlich in Verlegenheit kommt. Um gegen solche Fälle ganz gesichert zu seyn, ist es gut, die Pumpe außer mit der Windmühle auch mit einer Riemscheibe in Verbindung zu bringen, welche dann in Nothfällen durch die Dampfmaschine mit in Umdrehung versetzt werden kann.