Titel: Die Darstellung der Bronzefarben; von Professor Dr. Rudolph Wagner.
Fundstelle: Band 186, Jahrgang 1867, Nr. CVII., S. 464
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CVII. Die Darstellung der Bronzefarben; von Professor Dr. Rudolph Wagner. Wagner, über Darstellung der Bronzefarben. Der Abfall der Metalle und Metalllegirungen beim Metallgoldschlagen, die sogenannte Schawine oder der Schabig, wird zur Bereitung von Farben benutzt. Auf dieser Grundlage beruht der Bestand eines specifisch bayerischen Gewerbszweiges, nämlich die Fabrication der Bronzefarben, welche in einer Reihe von größeren und kleineren Etablissements in Nürnberg und München, und einer noch größeren Anzahl in Fürth (14) ausgeübt wird. Die Geschichte der Entwicklung der Bronzefarbenfabrication ist nicht ohne Interesse. Bis gegen das Jahr 1750 wurden die Abfälle der Metallschlägerei nicht weiter verwendet, sondern unter das Kehricht geworfen, bis ein Maurer in Fürth, Namens Andreas Huber, den glücklichen Gedanken faßte, diese Abfälle auf einem Reibsteine abzureiben und als Metallpulver zu verkaufen. Ein Fabrikant von Goldpapier, Martin Holzinger, verbesserte Huber's Verfahren und brachte es endlich dahin, durch geregeltes Erhitzen dem Bronzepulver mehrere Farben zu ertheilen. So blieb es mehrere Jahre, bis 1781 der Metallschläger Conrad Pickel in Fürth in Verbindung mit dem Franzosen Courrier ein goldähnliches Bronzepulver darstellte. Gleichwohl war dieses Fabricat noch wenig gesucht und fast ohne Werth, denn gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts wurde das Pfund Bronzefarbe noch zu 1 fl. verkauft, während die Schawine um 15 kr. das Pfund zu haben war. Erst nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten gelungen war, die Bronze in allen Farben, mit Ausnahme der hellblauen, darzustellen, kamen die Bronzepulver in Aufnahme und verbreitete sich deren Fabrication in Bayern, Westphalen, Frankreich (namentlich dem Elsaß) und in England. Der Verkaufswerth der in Bayern jährlich producirten Bronzefarben, die einen wichtigen Ausfuhrartikel nach Frankreich bilden, beläuft sich auf 500,000 fl. In Folge des vermehrten Verbrauches der Bronzefarben genügte die bei der Fabrication des Gold- und Silberschaumes (oder der Metallschlägerei) abfallende Schawine nicht mehr, und man war genöthigt, die zur Bronzefarbenbereitung erforderlichen Metallblätter direct entweder durch Handarbeit, oder wie es jetzt häufig geschieht, mit Hülfe von Maschinen zu erzeugen, was bei der Einförmigkeit der Arbeit, dem einfachen Schlagen mit dem Hammer, sehr leicht ausführbar erscheint. Die meisten der in dieser Beziehung in früherer Zeit construirten mechanischen Vorrichtungen entsprachen aber den Erwartungen keineswegs und vermochten lange Zeit nicht die Handarbeit zu verdrängen, insofern bei der Anwendung von Maschinen die Hautformen, zwischen denen die Metallblätter geschlagen werden, in hohem Grade gefährdet waren. Dessenungeachtet verdienen einige der älteren Maschinen zum Schlagen der Metalle immer noch Beachtung. Bei Benutzung der Handarbeit ist der Arbeiter gezwungen, tagtäglich seine 14–16 Arbeitsstunden mit wenig UnterbrechungKunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1838 S. 117–120. mit seinem 7–9 Kilogramme schweren Hammer auf ein mit Pergament oder mit Haut (Goldschlägerhaut, die äußere feine Haut vom Blinddarme des Rindes) durchschossenes Metallpaquet, die sogenannte Form zu schlagenEbendaselbst 1833 S. 699., zugleich mit der linken Hand die Form zu drehen und zu wenden, damit alle Metallblättchen, welche der Wirkung des Hammers ausgesetzt waren, von den Häutchen abgelöst und gestreckt werden. Denn der Hammer, indem er auf die Form fällt, bringt eine Art Vertiefung in dem Metallblatte hervor; die Handhabung hat mithin zum Zwecke, diese Vertiefungen auszudehnen und das Metall flach zu richten. Ohne dieses Wenden und Drehen der Form hängt sich das Metallblatt an das Formblatt an und zerreißt, sowie es von Neuem unter den Hammer kommt. Die erste Anwendung der Maschinenarbeit zum Metallschlagen rührt von Johann Christian Reich jun. in FürthEbendaselbst 1838 S. 117–120. her, obgleich ein Franzose, Namens Saulnier Ebendaselbst 1833 S. 699., widerrechtlich von den Reich'schen mechanischen Vorrichtungen eine Beschreibung geliefert. Die Patentbeschreibung läßt in Hinsicht auf Klarheit viel zu wünschen übrig. Die durch Gießen der Legirungen aus Kupfer und Zink erhaltenen Stanzen werden zuerst unter einem Hammerwerk in die Breite und zugleich auch etwas in die Länge geschlagen, ungefähr bis zur Breite von 6–8 Centimeter, und dann durch ein Walzwerk möglichst dünn gewalzt. Die so erhaltenen Blechstreifen kommen nun anstatt in die Hand der sogenannten Dünnschlager unter ein Hammerwerk, welches mit einem Formenhalter versehen ist. Das Drehen und Wenden der Form blieb nach wie vor dem Arbeiter überlassen. Die Reich'schen Vorrichtungen, obgleich sie nicht von der Praxis adoptirt wurden, hatten doch das unbestreitbare Verdienst, die Aufmerksamkeit der Mechaniker der Construction von Werkzeugmaschinen für die Metallschlägerei und Bronzefarbenfabrication zuzuwenden. Die von J. G. Lauter Ebendaselbst 1841 S. 643. im Jahre 1841 in Nürnberg construirte Metallschlagmaschine ist das Resultat derartiger Bestrebungen. Bei dieser genialen Maschine, die das Schlagen und zugleich auch das Wenden besorgt, geschieht das Bewegen der Form durch mechanische Vorrichtungen, hinsichtlich deren auf die citirte Abhandlung verwiesen sey, von Innen nach Außen in Spiralquadraten und das Schlagen selbst genau in der Grenze eines Quadrates, nicht eines Kreises. Es ist nicht bekannt, aus welchen Gründen die Maschine, die sicher alle Beachtung verdiente, so schnell der Vergessenheit anheimfiel. Die von G. Leber Kunst- und Gewerbeblatt 1842 S. 203. in Fürth im Jahre 1842 construirte und im Königreich Bayern bis zum Jahre 1857 patentirt gewesene Maschine zum Zainen, Schlagen und Reiben der Metalle bietet in Hinsicht auf Construction nichts Bemerkenswerthes dar, mit Ausnahme einer eingeschalteten Blasmaschine, welche das Austrocknen der Formen besorgt und als der Vorläufer aller ähnlichen mechanischen Vorrichtungen zu betrachten ist. Die internationalen Industrie-Ausstellungen der beiden letzten Decennien haben gezeigt, daß auch außerhalb Bayern die Maschinenindustrie mit der Construction einer Metallschlagmaschine sich abgegeben. In der Londoner Ausstellung des Jahres 1851 war eine Maschine aus Connecticut (Write und States) ausgestellt, welche neben dem Hammerschlag auch die Bewegung der Form mit Ausnahme des Wendens leistete. Sie fand keinen Anklang. Wichtiger erschien die auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1855 von A. Favrel Fürther Gewerbezeitung 1855, Nr. 21, S. 81. ausgestellte Gold- und Metallschlagmaschine, welche nach dem Plane von Hrn. de Fontainemoreau construirt war und im Annexe und in der rue du Caire 27 arbeitete. Sie ist von meinem verewigten Freunde und Collegen Dr. C. Beeg in der Fürther GewerbezeitungEbendaselbst. kritisch beleuchtet worden. Auch Georg Schirges G. Schirges: Die zweite Weltausstellung. Frankfurt a. M. 1855 S. 23. in seiner Schilderung der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1855 erwähnt ihrer. Von größerer Wichtigkeit als die vorstehenden Maschinen, namentlich wenn das Fabricat nicht als Blattmetall in den Handel gehen, sondern das Material für die Bereitung der Bronze-Farben abgeben soll, sind die (in Bayern patentirten) durch Dampfkraft in Bewegung gesetzten Hämmer- und Reibmaschinen von J. Brandeis Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1861 S. 16. in Fürth, die in der Praxis sich bewährt haben und als ein reeller Fortschritt in der Bronzefarbenfabrication bezeichnet werden müssen. Die aus Kupfer und Zink bestehende Legirung wird zunächst zu Blech ausgewalzt und dann unter dem Hammerwerk so dünn geschlagen, daß 1 Kilogramm der Legirung 120 Quadratmeter bildet. Nicht unerwähnt ist endlich das Patent von Bazin u. Daude Polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 166. in Paris zu lassen, nach welchem das Austrocknen der Formen anstatt durch das in Bayern noch immer übliche und die Gesundheit der Arbeiter beeinträchtigende Ausblasen mit dem Munde oder mittelst eines Blasebalges oder der von Leber empfohlenen Blasmaschine im luftverdünnten Raume einer Luftpumpe geschieht. Sollte das Verfahren zur Einführung in die Praxis geeignet erscheinen, so wäre als Luftverdünnungsapparat auf die von Deleuil Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 187 und 192; Bd. CLXXXV S. 20. construirte vortreffliche Luftpumpe aufmerksam zu machen, deren Construction die Trennung des Recipienten von der eigentlichen Luftpumpe möglich macht. Was die weitere Behandlung des Metallblattes, sey es direct durch die Schlagmaschine erhalten oder als Schawine vorhanden, betrifft, so ist bekannt, daß die Blätter mit Hülfe einer Kratzbürste durch ein Eisendrahtsieb gerieben, dann in einer Reibmaschine unter Zusatz von Oel weiter behandelt und endlich durch vorsichtiges Erhitzen gefärbt, d.h. mit Anlauffarben versehen werden. Die Notizen von J. Brandeis Kunst- und Gewerbeblatt, 1861 S. 16. von Chr. König Polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 347; Jahresbericht der chemischen Technologie, 1857 S. 70.und von H. Bechmann Polytechn. Journal Bd. CLX S. 217. über das Färben der Metallpulver geben Alles, was über diesen Vorgang gesagt werden kann, ohne die Geheimnisse der Bronzefabrikanten zu verrathen. Die in verschiedene technologische Werke übergegangene Angabe von Tschelnitz Tschelnitz, Farbenchemie. Wien 1857 S. 290. daß man die Bronzepulver zum Zwecke der Färbung mit Carmin, Indig, Smalte etc. mischt, ist total falsch. Die Zusammensetzung der Bronzefarben ist nach meinen Untersuchungen, deren Ergebnisse mit denen der Arbeit König's übereinstimmen, mögen bayerische, französische oder englische Farben vorliegen, stets Fettsubstanz, Sauerstoff und Kupfer oder eine Legirung von Kupfer und Zink. Das Metall ist: für helle          Nüancen KupferZink 83,17, für rothe         Nüancen KupferZink 94–90,  6–10,  „  kupferrothe Kupfer 100 Der Kupfergehalt der Bronzefarben bei verschiedenen Mustern, die theils von der dießjährigen Pariser Ausstellung herrührten, theils dem technologischen Institute der Universität Würzburg entnommen waren, ergab sich bei der Analyse folgendermaßen: α) Französische Bronzen: Kupferroth 97,32 Proc. Orange 94,44    „ Blaßgelb 81,29    „ β) Englische Bronzen: Orange 90,82    „ Hochgelb 82,37    „ Blaßgelb 80,42    „ γ) Bayerische Bronzen: Kupferroth 98,92    „ Violett 98,82    „ Orange 95,30    „ Hochgelb 81,55    „ Speisegelb 82,34    „ Es war weder Zinn, noch Silber, noch Nickel vorhanden. In den englischen Bronzen war etwas Eisen. Die Angabe von Karmarsch Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie, 4. Aufl. 1866, Bd. I S. 180., nach welcher in einer „besseren“ Sorte Bronzepulver 4,5 Proc. Silber und in einer „schlechteren“ Sorte 4,3 Proc. Silber bei der Analyse gefunden worden sey, ist gewiß eine irrthümliche. Wenn nun auch alles Rohmaterial zur Bereitung der Bronzefarben entweder Schawine ist oder unter dem Maschinenhammer dargestellt wurde, so hat es doch nicht an Vorschlägen gefehlt, das Metallpulver anstatt durch Feinreiben der Metallblätter auf andere Weise darzustellen. Die in dieser Beziehung in Vorschlag gebrachten Methoden kommen theils auf mechanische, theils auf chemische Principien hinaus. Die beachtenswerthesten derselben sind folgende: A. Mechanische Methoden. 1) nach L. Werder. Der um die Maschinentechnik hochverdiente Director der Fabrik Klett und Comp. in Nürnberg suchte vor etwa zehn Jahren zur Bronzefarbenfabrication geeignete Metallpulver durch Feilen einer Kupferzink-Legirung auf einer Feil- oder Fräsmaschine darzustellen. Das Metallpulver (welches unter dem Mikroskope betrachtet nicht die Blattform des Schawinenpulvers zeigte, sondern eckige und glanzlose Brocken darstellte) sollte durch nachheriges Walzen ausgeplattet und dadurch mit Metallglanz versehen werden. War auch der Erfolg kein günstiger, so waren die Werder'schen Bestrebungen doch anerkennenswerth. In England soll seit längerer Zeit ein ähnliches Verfahren angewendet werden.Exposition universelle de Londres de 1862; Rapports des membres du Jury international. Paris 1862, t. VI p. 309. 2) Nach Rostaing. Ob das von dem Genannten im Jahre 1859 vorgeschlagene Verfahren, Metalle und Metall-Legirungen im geschmolzenen Zustande mittelst der Centrifugalmaschine zu zertheilen, auch für die Herstellung von feinzertheilten Kupferzinklegirungen geeignet erscheint, möge dahingestellt bleiben. Nach der Meinung der französischen Jury wäre das Rostaing'sche Verfahren für den Bronzefarbenfabrikanten vielleicht von Bedeutung.Polytechn. Journal Bd. CLV S. 372; Jahresbericht der chemischen Technologie, 1860 S. 267. 3) Nach H. Fuchs.Jahresbericht der chemischen Technologie, 1866 S. 94. Nach diesem sinnreichen Verfahren sollen die Metallpulver mittelst Amalgamation dargestellt werden. Der erste Director des Nürnberger Gewerbevereins, Dr. C. Stölzel (auf der dießjährigen Pariser Ausstellung Mitglied der internationalen Jury) ließ über die Brauchbarkeit der Fuchs'schen Methode Versuche anstellen.Fürther Gewerbezeitung, 1867 S. 10. Es wurde zunächst ein Kupfer- und Messingamalgam dargestellt und letzteres durch Vermischen von Kupfer- und Zinkamalgam in geeignetem Verhältnisse bereitet. Die Amalgame wurden in einer Glasröhre im Wasserstoffstrome erhitzt, wobei die Temperatur etwa eben den Schmelzpunkt des Bleies erreichen durfte. Nach 1 bis 1 1/2stündigem Erhitzen war das Quecksilber abdestillirt und eine schwammartige Masse von kupferrother resp. goldgelber Farbe entstanden, die sich nach dem Erkalten im Achatmörser zu metallglänzenden Blättchen zerreiben ließ. Bei Versuchen im größeren Maaßstabe empfiehlt Stölzel anstatt des Wasserstoffstromes gereinigtes Leuchtgas zu verwenden. Ich meinerseits würde statt des Leuchtgases den flüchtigen Antheilen des Petroleums zur Austreibung des Quecksilbers den Vorzug geben, wenn nicht hygienische Bedenken die Einführung des Fuchs'schen Verfahrens gänzlich verböten. B. Chemische Methoden. Auf chemischem Wege dargestelltes Kupferpulver läßt sich gewinnen:Vergl. meine Arbeit über die Darstellung von Kupferpulver im Kunst- und Gewerbeblatt, 1857 S. 31 und im Jahresbericht der chemischen Technologie, 1857 S. 63. 1) durch Glühen eines Gemenges von Kupferchlorür mit Soda und Salmiak; 2) durch Fällen einer Lösung von essigsaurem Kupferoxyd mit schwefliger Säure; 3) durch Zersetzen von Kupferoxydul mit Schwefelsäure; 4) durch Elektrolyse einer Kupfervitriollösung: 5) durch Fällen einer Kupfervitriollösung mit in Fließpapier oder Baumwollstoff umhüllten Stangen von Stabeisen. Leider liefern alle diese Methoden ein krystallinisches und hartes Präparat, das durch Reiben nur in ein mattes sandiges Pulver verwandelt, nicht aber in mit Glanz begabte Metallblättchen übergeführt werden kann. Versuche, solche Kupferpulver durch Erhitzen- und Erkaltenlassen in einer sauerstofffreien Atmosphäre weich und dehnbar und dadurch verwendbar zur Bronzefarbenfabrication zu machen, blieben erfolglos. Ein. sehr beachtenswerthes Resultat. wurde dagegen erzielt, als Kupferoxyd, in der Schuppenform, wie es in der organischen Elementaranalyse verwendet wird, reducirt wurde. Als Reductionsmittel wurde bei den Versuchen, die ich unter der Mitwirkung meines Assistenten, des Hrn. stud. chem. Pfeuffer, anstellte, weder Leuchtgas, noch Wasserstoffgas, sondern das Gemenge der flüchtigen Antheile von der Destillation des Petroleums verwendet, welches gegenwärtig im Handel die Namen Petroleumäther, Rhigolene und Gasoline führt. Die Reduction des Kupferoxydes durch die Rhigolenedämpfe geschah in einer Verbrennungsröhre, in welcher das Oxyd im stark erhitzten Zustande in einer 1 bis 1,5 Centimeter hohen Schicht sich befand. Das Oxyd wurde mit großer Leichtigkeit und vollständig reducirt und in ein aus lockeren Schuppen bestehendes Metallpräparat übergeführt, welches in einer Atmosphäre von Petroleumdämpfen erkalten gelassen, als dehnbar und zu feinen Blättchen im Achatmörser zerreibbar sich erwies. Bei dem billigen Preise der flüchtigen Petroleumantheile und dem großen Reductionsvermögen dieser Verbindungen (von der Voraussetzung ausgehend, daß das angewendete Petroleum nach der Formel C¹² H¹⁴ zusammengesetzt war, daß dasselbe während des Reductionsactes zu Kohlenoxyd und Wasser verbrenne, könnte man annehmen, daß 1 Aequiv. Petroleum, 26 Aequiv. Kupferoxyd in Kupferpulver überzuführen vermöchte; 100 Kilogr. Oxyd würden zur Reduction mithin nicht mehr als 8 Kilogrm. Petroleum erfordern) dürfte diese Methode der Darstellung von Kupferpulver auf chemischem Wege allen übrigen Methoden vorzuziehen seyn. Den Bronzefarbenfabrikanten bleibe es überlassen, zu entscheiden, ob gedachtes Metallpulver durch Zink- oder Cadmiumdämpfe cementirt und dadurch auch zur Bereitung der helleren Nüancen der Bronzefarben verwendet werden kann. Beiläufig sey bemerkt, daß bei einem Versuche, bei welchem nicht Petroleum, sondern sogen. Ligroin (aus einer sächsischen Paraffin- und Solarölfabrik) verwendet worden war, das reducirte Kupferpulver in Folge eines geringen Schwefelgehaltes des Ligroins prächtige bunte Färbungen zeigten, die an die Farbe des Buntkupfererzes oder auch der englischen Pfauenschweifkohle erinnerte. C. Es ist hier auch der Ort, derjenigen Substanzen mit einigen Worten zu gedenken, die als Surrogate der Bronzefarben seit etwa einem Jahrzehent aufgetaucht sind. 1) Die Wolframbronzen. Das von F. Wöhler Poggendorff's Annalen, Bd. II S. 350. entdeckte wolframsaure Wolframoxyd-Natron, prachtvoll goldgelbe und goldglänzende Krystalle bildend, wurde, nachdem H. Wright Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXIX S. 221. eine verbesserte Vorschrift zur Darstellung dieses Präparates gegeben hatte, von mir 1857 der Beachtung der Bronzefarbenfabrikanten empfohlen.Jahresbericht der chemischen Technologie, 1857 S. 71. Das analoge Kalisalz (wolframsaures Wolframoxydkali), vor länger als 20 Jahren von Laurent Handwörterbuch der Chemie, 1859, Bd. II. 2. Abth. S. 507. erhalten, bildet violette, im Sonnenlichte kupferglänzende Nadeln, die mit sublimirtem Indigblau eine gewisse Aehnlichkeit haben. Das entsprechende Lithionsalz endlich erscheint nach der Untersuchung von C. Scheibler Journal für praktische Chemie, Bd. LXXX S. 213. in kleinen vierseitigen Tafeln und Blättchen von der Farbe des blau angelaufenen Stahles. Durch starkes Glühen der metawolframsauren Kalisalze kann man übrigens auch Wolframoxyd von prächtig dunkelblauer Stahlfarbe darstellen. Die Wichtigkeit der Wolframbronze ist von verschiedenen Seiten erfaßt worden und in der That zeigte bereits die Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 von F. Versmann (englisches Patent Nr. 277 vom 12. September 1859) ausgestellte Wolframbronze, welche durch ihre schöne und reine Farbe und billigen Preis das Staunen der Sachverständigen erregte. Das Wöhler'sche Natronsalz führte den Namen Safran-Bronze, das Kalisalz den Namen Magenta-Bronze. Der Preis von beiden war 1 Shilling für das engl. Pfund (= 453,5 Grm.). Ein als Bronzefarbe verwendbares Wolframviolett war durch Mischen von Magentabronze mit Wolframblau erhalten und mit 10 Pence pro Pfund notirt worden. Auf der dießjährigen internationalen Ausstellung auf dem Champ de Mars in Paris treten eigenthümlicher Weise die Bronzen und Farben aus Wolframpräparaten nur schüchtern und in kleiner Menge auf (so u.a. in der ausgezeichnet schönen Sammlung chemisch-technischer Präparate von Dr. Th. Schuchardt in Görlitz). Den Grund davon findet man zum Theil in dem von Prof. A. W. Hofmann A. W. Hofmann, Reports by the Juries, London 1863 p. 83. (damals in London, nun in Berlin) 1863 ausgesprochenen Gutachten über die Bronzen aus Wolfram, worin er sagt, daß er nicht glaube, daß die neuen Bronzen denselben Werth, wie die gewöhnlichen Metallbronzefarben besitzen. „Es scheint“ – sagt Hofmann„daß, um gut zu decken, d.h. um in höchst dünnen Lagen über große Flächen verbreitet werden zu können und mit entsprechender Intensität die farbigen Lichtstrahlen zu reflectiren, die Bronzepulver Spaltbarkeit in Lamellen besitzen müssen. Zeigt ihre krystallinische Structur diesen glimmerähnlichen Charakter, so findet durch das feinste Pulverisiren doch immer nur eine Reduction der Dimensionen der Lamellen statt, ohne daß die Schuppenform, welche das Deckvermögen bedingt, irgend eine Veränderung erleidet. Krystallisiren diese Körper dagegen im Tesseralsysteme, z.B. in Würfeln, so werden sie durch Pulverisiren keineswegs in Lamellen, sondern nur in kleinere Spaltungsstücke verwandelt, die immer wieder Würfel sind. Ein solches aus Würfeln bestehendes Pulver deckt bei gleichem Gewichte eine weit kleinere Fläche, als ein aus Schuppen bestehendes Pulver; außerdem wird ersteres auch das Licht in weit geringerer Menge absorbiren und folglich an Glanz einbüßen.“ Leider zeigen die Wolframbronzen diesen kristallinischen Charakter, wodurch der Werth dieser Verbindungen als Bronzefarben beträchtlich abnimmt. Mein Freund, Dr. Hugo Müller in London (aus Tirschenreuth in der Oberpfalz stammend und seit etwa 15 Jahren Director der Fabriken von Papier, buntem Papier und Briefmarken von Gebrüder Warren de la Rue), mit welchem ich über vorstehenden Gegenstand Rücksprache zu nehmen Gelegenheit hatte, hat den Beziehungen zwischen der Krystallform der Körper und ihren färbenden Eigenschaften besondere Aufmerksamkeit geschenkt und sich von der Richtigkeit der obigen Bemerkungen in der Praxis der Fabrication von Buntpapieren sattsam überzeugt. 2) Die Zinnbronze oder das Musivgold. Diese älteste aller Bronzefarben ist, wie ich glaube mit Unrecht, seit dem Aufblühen der Bronzefarbenfabrication als Nebenzweig der Metallschlägerei sehr in's Hintertreffen gekommen. Und doch hält sie, wenn gut bereitet, den Vergleich mit besseren helleren Bronzenüancen aus, überragt sie aber unendlich an Dauer und chemischer Beständigkeit. Der Grund davon, daß die Zinnbronze theilweise in Vergessenheit gerathen, mag wohl darin zu suchen seyn, daß eine technisch vortheilhafte Methode der Darstellung, die von dem Gebrauch des Quecksilbers absieht, immer noch zu den frommen Wünschen gehört. Sind die Angaben von Kletzinsky Polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 245. zuverlässig, so kann man aus amorphem Zinnsulfid, welches der Genannte durch Kochen einer Zinnsalzlösung mit verdünnter Schwefelsäure und Sättigen der Lösung mit schwefliger Säure darzustellen empfiehlt, durch Sublimation Zinnbronze erhalten. Beiläufig sey bemerkt, daß das Titansulfid gegenwärtig, nachdem mineralogischerseits nachgewiesen worden ist, daß die Titansäure bis zu 2 und 3 Proc. in sehr vielen Silicaten und Thonarten sich findet, eines neuen Studiums werth ist, sowohl bezüglich seiner Darstellung als auch seiner Eigenschaften und technischen Verwendung. Es bildet messinggelbe Krystallschuppen, welche dem Musivgold in vieler Hinsicht gleichen und möglicherweise als Titanbronze Verwendung finden könnten. 3) Die Chrombronze oder das violette Chromchlorid. Diese Verbindung – deren Darstellung von Wöhler Jahresbericht der chemischen Technologie, 1860 S. 282. und von Brunner Polytechn. Journal Bd. CLIX S. 356. ausführlich beschrieben wurde – erscheint als eine in prachtvoll violetten Blättchen krystallisirende, glänzende glimmerartige Masse, die sich gleich den Bronzefarben und dem Musivgold in die Haut einreiben läßt und als violette Bronze Anwendung finden dürfte, sobald sie zu billigen Preisen dargestellt werden wird. 4) Das krystallisirte Jodblei ist von Puscher (zweitem Vorstand des Gewerbevereines in Nürnberg)Bericht des Gewerbevereins in Nürnberg, 1865 S. 16. als Bronzefarbe zu decorativen Zwecken, Goldtinten, Muschelgold, Goldstiften, Bedrucken von Stoffen, Papier, Füllen von Glasperlen etc. vorgeschlagen worden. 5) Organische Bronzefarben. Mit diesem Namen bezeichnen wir alle jene Körper der organischen Chemie, die grün oder roth metallglänzend und deßhalb unter Umständen als Bronzefarben anwendbar sind. Von denjenigen prächtigen Farben, welche Derivate des Hämatoxylins sind, hat die Industrie seit länger als 10 Jahren zur Herstellung von Bronzepapier Verwendung gefunden. Diesen Farben schließen sich die krystallisirten Theerfarben (das essigsaure Rosanilin gibt als goldgrüne Bronzedruckfarbe einen wundervollen Effect) an, ferner das Murexid und endlich das grüne Hydrochinon. (Aus einem Berichte des Verfassers über die bayerische Industrie auf der Pariser Ausstellung von 1867.)