Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 187, Jahrgang 1868, Nr. , S. 261
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Miscellen. Miscellen. Die amerikanische Zinkenschneidmaschine. Als die Pariser Weltausstellung des vorigen Jahres ziemlich zu Ende ging, tauchte in derselben eine Maschine aus Amerika aus, welche unter dem technischen Publicum große Sensation machte. Es war dieß die Armstrong'sche Zinkenschneidmaschine, welche bei staunenswerther Einfachheit, durch sinnreiche Anwendung kreisförmiger rotirender Sägen das bisher immer noch bestandene Problem zweckmäßiger, schneller und billiger Herstellung der Zinken für Kisten- und Möbelfabrication etc. in wahrhaft überraschender Weise gelöst hat. Die Maschine stellt die Zinken, sowie die Zinkenschlitze (auch die sogenannten verdeckten Zinken) in jeder beliebigen Theilung und Stärke bis zu 1 Zoll, mit so großer Schnelligkeit und mathematischer Genauigkeit her, daß man wirklich mit einem Male die nur irgend denkbare Vollendung der Ausführung erreicht hat; sie ist dabei höchst einfach in der Construction, von einem Manne mit Leichtigkeit zu bedienen und kann je nach Umständen mit Elementarkraft oder von Hand betrieben werden. Wie wir nun hören, hat die renommirte Maschinenfabrik von Richard Hartmann in Chemnitz die Exploitation der Patente für ganz Deutschland und Oesterreich übernommen, und werden die ersten Maschinen in den bedeutend erweiterten Werkstätten gedachten Etablissements für Werkzeugbau bereits montirt. C. L. Wir verweisen auf die Beschreibung der besprochenen Maschine S. 185 in diesem Heft und bemerken berichtigend, daß der Erfinder derselben der Amerikaner Davenport und Armstrong der Patentträger ist. Die Redaction. Neue Kratzenwalzen mit fabricirter Holzmasse, von L. Ph. Hemmer, Maschinenfabrikant in Aachen. Durch die von Hemmer zusammengesetzte Masse zu den Belägen der Kratzenwalzen ist den bisherigen Uebelständen, welche hölzernen, metallenen und Gypswalzen anhaften, abgeholfen worden. Diese Walzen haben nach vielfachen Versuchen sowohl bei hoher als niedriger Temperatur nichts an ihrer genauen Cylinderform verloren. Die angewendete Masse ist beim nämlichen Volumen um die Hälfte leichter als Gyps und ist dabei höchstens 2/3 der Dicke des Gypses nöthig. Man kann aus jedem Punkte der Oberfläche mit Leichtigkeit und Sicherheit sowohl die Kratzenbänder als Kratzenblätter nageln, und stellt sich dabei kein Ausspringen oder Lockerwerden der Masse heraus. Diese Walzen lassen sich viel leichter und schneller abdrehen als alle anderen. Die Masse, welche zum Belegen der Walzen verwendet wird, besteht auf 100 Pfd. in 52 Pfd. Sägespänen zu 14,5 Pfd. Gewicht per Kubikfuß, 25 Pfd. bester Stärke, 5 Pfd. venetianischem Terpenthin, 2 1/2 Pfd. Terpenthinöl, 10 Pfd. Colophonium, 5 1/2 Pfd. Fasern aus zerhacktem Werg. Flachs oder Hanf. Die Stärke wird mit dem vier- bis fünffachen Gewichte von Wasser gekocht; Terpenthin und Harz mit dem Terpenthinöl in einem Sandbade geschmolzen, mit den Sägespänen gemengt und mit der fast in Dextrin verwandelten Stärke und den Fasern in eine Knetmaschine gebracht, in welcher diese Composition so lange verarbeitet wird, bis sich alle Theile gleichmäßig vertheilt haben; alsdann wird die Masse lageweise auf den Blechmantel der Walzen aufgetragen, darauf getrocknet und dann abgedreht und geschliffen. Vor dem letzten Schnitt, beim Abdrehen wie auch nachher, werden die Walzen zum Schutze gegen Feuchtigkeit mit einer Composition von 30 Theilen Schellack, 24 Theilen venetianischem Terpenthin und 150 Theilen Weingeist von 95 Proc. warm imprägnirt und schließlich polirt. – Patentirt in Bayern am 3. März 1866. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1867 S. 653.) Die Philadelphia-Stahlhüttenwerke. Bisher wurde stets die Behauptung aufgestellt, daß ein Stahl erster Classe für schneidende Werkzeuge etc. in den Vereinigten Staaten nicht dargestellt werden könne. Diese Behauptung ist indessen unrichtig; ein Besuch des ausgedehnten Etablissements von Baldwin, Banes und Comp., der „Philadelphia-Stahlhüttenwerke,“ wird Jedermann davon überzeugen. Bei seiner kürzlichen Anwesenheit in Philadelphia nahm der Verfasser, nachdem er in allen bedeutenderen Fabriken die vorzüglichen Eigenschaften des von der genannten Firma producirten Stahles rühmen gehört hatte. Anlaß, jenen Werken einen Besuch abzustatten, welcher ihn zu einigen näheren Mittheilungen über das verbesserte Verfahren, mittelst dessen der gedachte, sehr passend als „Nonpareil“ bezeichnete Stahl erzeugt wird, in den Stand setzte. Die Hüttenwerke nehmen einen Flächenraum von vier englischen Acres ein und sind am Ufer des bis an sein oberes Ende schiffbaren Frankford-Creek, etwa fünf (engl.) Meilen von dem Geschäftsmittelpunkte Philadelphia's, gelegen. Das Eisen wird, für das genannte Haus eigens angefertigt, aus Schweden und Norwegen in 1 Zoll breiten und 1/2 Zoll starken Stäben eingeführt. Auf der Hütte wird es zunächst einem Processe unterworfen, durch den es von allen (?) chemischen Elementen befreit wird, welche auf die Stahlfabrication nicht von günstigem Einflusse sind; dieser Proceß wird geheim gehalten. Darauf werden die Stäbe zu Stücken von etwa 2 Zoll Länge zerschnitten und in 50 Pfd. haltende Graphittiegel, mit einer kleinen Menge fein zerriebener Holzkohle und etwas schwarzem Manganoxyd (Braunstein) versetzt, eingetragen. Die in dieser Weise beschickten Tiegel kommen in den großen „Schmelzofen,“ in welchem sie drei bis vier Stunden lang einer sehr scharfen Hitze ausgesetzt werden. Sobald der Schmelzer sich überzeugt hat, daß die Beschickung der Tiegel sich innig mit einander verbunden hat, werden sie vom „Austräger“ aus dem Ofen genommen und dem Schmelzer übergeben, welcher ihren Inhalt in eiserne Zainformen gießt und in diesen erkalten läßt. Die Zaine werden nun unter einem etwa 18 Centner schweren Dampfhammer zu den ungefähren Dimensionen ausgereckt, welche die fertigen Stäbe haben sollen; dann kommen sie unter einen zweiten Hammer, mittelst dessen sie fertig gemacht werden, mit Ausnahme der Stücke, welche eine nur sehr geringe Größe erhalten sollen, in welchen Fällen dieselben unter noch einem dritten, weit leichteren Hammer bearbeitet werden. Hierauf werden die Enden der Stäbe abgeschroten und zur Darstellung eines zwei- und dreifach raffinirten Gußstahls benutzt; dann erhalten die Stäbe ihre Marken und sind nun fertige Handelswaare. Dieß ist der Stahl, welcher überall, wo er eingeführt worden (insbesondere für die Drehstähle, Hobelklingen, überhaupt für alle Instrumente welche eine scharfe, gut stehende Schneide haben müssen), eine außerordentlich gute Aufnahme gefunden und den englischen Stahl in den östlichen und mittleren Staaten vom Markte verdrängt hat. Die ganze Anlage ist übrigens verhältnißmäßig neu, sie existirt erst seit drei Jahren und der „Nonpareil“ trat vor kaum einem Jahre zuerst auf dem Markte auf. (Aus der Mining and Scientific Press durch das Mechanics' Magazine vom 27. September 1867.) Galvanische Versilberung von Haken und Oesen aus Eisendraht; von Friedrich Toberer in Nürnberg. Mit der allgemeinen Hebung der Industrie und des Maschinenbaues gelang es auch, Maschinen zur Herstellung von Haken und Oesen zu construiren, während dieselben früher von dem Nadlergewerbe mittelst Handarbeit hergestellt wurden. Es entstanden in der Folge Fabriken, welche sich ausschließlich mit diesem Artikel beschäftigten, und unter kaufmännischer Leitung ihr Fabricat zu einem bedeutenden Handelsartikel emporhoben, der nicht bloß im Inlande Absatz findet, sondern auch über das Meer und nach allen Weltgegenden versandt wird. Während man früher lediglich Haken und Oesen aus Eisendraht schwarz lackirte, dann solche aus leonischem Silberdraht kannte, und erstere Sorte selbstverständlich nicht zu allen Arten Kleidungsstücken brauchbar, letztere aber wegen des hierzu verwendeten Rohmaterials zu theuer war, kam man in der Folge auf ein Ersatzmittel für letztere Sorte, welches in Producten aus Messingdraht bestand, die durch unten beschriebene Manipulation einen Silberüberzug erhielten und unter der Bezeichnung galvanisch versilberte Haken und Oesen in den Handel kamen. Das zur Herstellung dieser Fabricate angewendete Verfahren bestand darin, daß dieselben mittelst Säuren gereinigt, beziehungsweise gelb gebeizt, sodann auf nassem Wege in einer Auflösung von salpetersaurem Silber und Cyankalium einen Silberüberzug empfingen, was jedoch ohne Anwendung irgend eines weiteren Apparates herzustellen war. Diese Fabricate waren ein vollständiger Ersatz für die leonischen, und verdrängten wegen ihrer Billigkeit letztere Sorte vollständig aus dem Handel, so daß nur höchst selten noch ein Auftrag für diese gegeben wird. Ein noch billigeres und dauerhafteres und eben so schönes Fabricat bereitet Toberer auf folgende Weise. Die aus gewöhnlichem Eisendraht angefertigten Haken und Oesen werden in einen kupfernen Kessel, in welchem sich verdünnte Schwefelsäure befindet, mittelst Zink eingehalten bis das Eisen Reinheit und Glanz erhält. Die auf diese Weise präparirte Waare wird sodann in Wasser abgewaschen und derselben hierauf ein gleichtheiliges Bad von schwefelsaurem Zink, schwefelsaurem Kupfer und Cyankalium gegeben. Mit Anwendung von vier Apparaten wird das Präparat so lange galvanisirt bis auf den Haken und Oesen ein reiner Messingüberzug erscheint. Nach dieser Erscheinung wird wieder ein Bad von salpetersaurem Silber, Cyankalium und schwefelsaurem Natron angewendet bis endlich die Waare die nöthige silberweiße Farbe erhält. Das neue Fabricat entspricht allen Anforderungen. Es ist nicht nur die Waare eine viel dauerhaftere, weil der zu derselben verwendete Eisendraht viel stärker ist als Messingdraht, sondern auch die Versilberung wird weit weniger leicht abgenutzt als bei den aus Messingdraht gefertigten und galvanisch versilberten Sorten. Ueberdieß stellen sich die neuen Fabricate sowohl des billigen Rohmaterials, als auch wegen der geringeren Herstellungskosten als beachtenswerther Handelsartikel dar. – Patentirt in Bayern am 16. Juni 1866. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1867 S. 649.) Notiz über Darstellung künstlicher Edelsteine; von Dr. L. Elsner. Die Basis zu allen künstlichen Edelsteinen liefert eine Mischung, welche besteht aus: reiner Quarzsand, gepulvert – 1 1/2 Unzen, reines, trockenes kohlensaures Natron – 6 Drachm., gebrannter Borax – 2 Drachm., Salpeter – 1 Drachme, reine Mennige – 3 Drachm. Die innig gemischte Masse wird in einem reinen hessischen Schmelztiegel, welcher mit einer Thonplatte bedeckt worden ist, in Holzkohlenfeuer bei heller Rothgluth geschmolzen. Der erkaltete Glasfluß besitzt ein wasserklares Ansehen von außerordentlichem Glasglanz und kann, künstlich geschliffen, als Ersatz eines künstlichen Edelsteines gelten. Es ist aber durchaus erforderlich, daß die Mischung vollkommen durchgeschmolzen ist; denn ist dieß nicht der Fall gewesen, so zeigt er noch ein etwas trübes Ansehen. Künstlich gefärbte Edelsteine lassen sich nun sehr leicht dadurch darstellen, daß man obiger Mischung färbende Metalloxyde hinzumischt: so erhält man z.B. einen blauen, saphirähnlichen Glasfluß, wenn man obiger Mischung bis 2 Gran kohlensaures Kobaltoxyd hinzusetzt und die Mischung dann nach obiger Angabe schmilzt. Einen künstlichen Aquamarin oder Beryll erhält man, wenn man obiger Mischung 10 Gran Eisenoxyd hinzusetzt. Ein künstlicher Amethyst von schön violettröthlicher Farbe wird erhalten, wenn man obiger Mischung 4–5 Gran kohlensaures Manganoxydul hinzusetzt und die Mischung dann schmilzt. Einen dem Goldtopas außerordentlich ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man obiger Mischung 30 Gran gelbes Uranoxyd hinzusetzt und die Mischung dann schmilzt. Einen dem Smaragd ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man obiger Mischung ein inniges Gemisch von 20 Gran Eisenoxyd und 10 Gran kohlensaurem Kupferoxyd hinzusetzt. Alle die genannten gefärbten, auch die ungefärbten, als Basis der übrigen dienenden Glasflüsse, erhalten noch mehr Aehnlichkeit mit den ächten Edelsteinen, wenn dieselben regelrecht und den ächten Edelsteinen entsprechend geschliffen werden. Einen schwarzen, dem Hyalith ähnlichen Glasfluß erhält man, wenn man zu obiger Grundmischung eine innige Mischung von 10 Gran Kobaltoxyd, 15 Gran Manganoxyd und 20 – 30 Gran Eisenoxydul hinzusetzt und die Mischung alsdann, wie angegeben, schmilzt. Bei der Darstellung des farblosen, als Basis für die gefärbten Glasflüsse dienenden Glasflusses sowohl wie bei der Darstellung der gefärbten Glasflüsse insbesondere, ist wohl zu beachten, daß die Mischung vollkommen klar und durch und durch geflossen ist, weil nur dadurch ein schönes, klares, brillant glänzendes Glas erhalten werden kann; auch ist zu beachten, daß nur bei Holzkohlenfeuer und nicht bei Steinkohlenfeuer die Schmelzung stattfinden darf, will man reine und klare Glasflüsse erzeugen. Der angegebene farblose Glasfluß kann sehr zweckmäßig zu der Darstellung der Imitation de diamant angewendet werden. (Elsner's technisch-chemische Mittheilungen des Jahres 1866–67. Berlin 1867.) Ueber die Nöllner'sche Salpetersäurebestimmung; von Ad. Span. In der Zeitschrift für Chemie, Bd. III, 22. Heft, November 1867, ist von Dr. G. C. Nöllner ein Verfahren angegeben, den Salpetersäuregehalt in Salzlösungen auf eine leicht auszuführende Art quantitativ zu bestimmen. Auf Anrathen des Hrn. Dr. Wittstein und unter dessen Controlle unternahm ich es, einen Versuch über die Brauchbarkeit dieses Verfahrens anzustellen, und zwar mit um so größerem Interesse, als die Bestimmung der Salpetersäure manche Schwierigkeit darbietet, deren Beseitigung ein wesentlicher Gewinn für Wissenschaft und Industrie wäre. Die Methode fußt auf der Thatsache, daß das salpetersaure Ammoniak in Weingeist, ja selbst in absolutem, leicht löslich ist, während die meisten anderen Salze, und namentlich schwefelsaures Ammoniak darin unlöslich sind. Ich verfuhr auf folgende Weise: Salpeter, Kochsalz, Glaubersalz, schwefelsaures Kali, von jedem 5 Gran, und schwefelsaures Ammoniak 10 Gran, wurden in ein Becherglas gegeben, mit sehr wenig Wasser übergossen und zur vollständigen Lösung gelinde erwärmt. Diese concentrirte Lösung wurde mit dem 6– bis 8fachen Volumen 93procentigen Alkohols vermischt, der sofort reichlich entstandene Niederschlag nach 24 Stunden von der Flüssigkeit getrennt, mit 93procentigem Alkohol ausgewaschen und entfernt. Sämmtliche weingeistige Flüssigkeiten, welche nur noch salpetersaures Ammoniak enthalten sollten, versetzte man mit einer Lösung von 30 Gran Kalihydrat in 300 Gran 93procentigem Alkohol, ließ wieder einen Tag stehen, sammelte den entstandenen sehr geringen Niederschlag auf einem gewogenen Filter, wusch mit Alkohol aus und bestimmte sein Gewicht. Er wog 0,6 Gran, enthielt aber gar kein Nitrat, sondern nur schwefelsaures Kali nebst Spuren von Chlornatrium. Obgleich ich nun zugeben will, daß bei Beobachtung gewisser Cautelen (welche Hr. Nöllner nicht angegeben hat), sowie bei Anwendung von absolutem Weingeist, die Quantität des durch das Aetzkali erzeugten Niederschlages etwas größer ausgefallen seyn würde, so muß ich doch, in Erwägung, daß mein Niederschlag gar kein Nitrat enthielt, zu dem Schlusse gelangen, daß diese Methode der Salpetersäurebestimmung selbst für technische Zwecke ganz unbrauchbar ist. München, den 18. Januar 1868. Entstehung mächtiger Salzlager. Neuerdings ist aus folgende interessante geologische Thatsache hingewiesen. Der gestreckte Caspische See hat an seiner Ostseite den Kara Bogas, einen mehr gerundeten Nachbarsee oder eine Nebenabtheilung, welche durch Hauptzungen soweit von dem Hauptgewässer abgeschnitten ist, daß nur ein Verbindungscanal von ein paar 100 Fußen Breite und 5 Fuß Tiefe übrig bleibt. Der Kara Bogas ist den austrocknenden Nord- und Ostwinden besonders ausgesetzt, sein Wasser verdunstet daher rasch, wird aber in demselben Maaße aus dem Caspi-See immer wieder ergänzt und es geht die Verdunstung und der Wiederersatz so rasch, daß in dem Canal immer eine bedeutende Strömung herrscht. Nach der übergehenden Wassermenge, welche 3 1/2 Proc. Salz in Lösung hält, hat man nun geschätzt, daß täglich 60,000 Centner neues Salz nach der großen Abdampfpfanne hinüberbefördert werden; dieß macht im Jahre 22,000,000 Centner. Bei solcher Zufuhr muß sich schließlich die ganze Vertiefung mit ausgeschiedenem festen Salze ausfüllen, das schon jetzt in unbekannter Mächtigkeit den Boden des Kara Bogas bildet, während die ganze Umgebung so versalzen ist, daß keine Spur von Thier- und Pflanzenleben dort bestehen kann. Liegt die Salzpfanne einmal trocken, so werden die Winde auch nach und nach für eine Sand- und Erdbedeckung sorgen, bis vielleicht in ferner Zukunft diese Sparkammer der Natur den Menschen ebensowohl zu Statten kommen wird, als der Gegenwart der große Fund in Staßfurt. (Europa, 1867, Nr. 24.) Braun's photographischer Kohledruck. Hr. Adolph Braun, Besitzer des ausgezeichneten photographischen Etablissements in Dornach (Elsaß), hat der Mülhauser Industrie-Gesellschaft sein verbessertes Kohledruck-Verfahren im Wesentlichen mitgetheilt. Zum Präpariren des Papieres verwendet Hr. Braun ein Gemisch von Gelatine und chinesischer Tusche, oder irgend einem anderen Farbstoff; diese Composition kommt in den flachen Behälter einer Maschine. Das Papier passirt an der Oberfläche dieses Behälters und überzieht sich so mit einer dünnen Farbeschicht. Bei dieser Operation muß man eine sehr regelmäßige Bewegung anwenden, denn bei der geringsten Verzögerung in seinem Fortschreiten würde der Papierbogen, welcher nicht weniger als fünf Meter Länge hat, sich mit großen marmorirten Flecken überziehen. Die angewandte Farbe muß so fein als möglich zerrieben seyn, denn vorhandene Körnchen würden alle Feinheit des Bildes zerstören. Das getrocknete Papier wird alsdann mittelst zweifach-chromsauren Kalis für das Licht empfindlich gemacht, hernach in die Rahmenpresse gebracht und exponirt. Im Allgemeinen überschreitet die Expositionszeit, im Schatten, niemals sechs Minuten mit den härtesten Negativs; eine oder zwei Minuten sind gewöhnlich mit einem den erforderlichen Bedingungen entsprechenden Negativ hinreichend. Nach dem Herausnehmen aus dem Rahmen wird das Bild mit einem Papier bedeckt, welches mit Kautschuk überzogen ist, dann gewalzt und in Wasser von 40° C. passirt. Nach Verlauf von einigen Minuten löst sich das Papierblatt, worauf sich die empfindliche Schicht befand, los, das Bild kommt nach und nach zum Vorschein, und alle vom Licht getroffenen Theile bleiben auf der Kautschukschicht fixirt. Das so erhaltene Bild ist ein negatives; um daraus ein positives zu machen, wird es gelatinirt und mit einem neuen Papierblatt überzogen, welches gewissermaßen die Farbe zwischen zwei unlöslich gemachten Gelatineschichten einschließt. Das mit Kautschuk überzogene Papierblatt wird mittelst Benzin abgelöst, und nachdem diese Operation beendigt ist, kann das Bild geleimt werden. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXVII p. 317; Juli 1867.) Photographischer Kohledruck auf Glimmer. Die sehr beachtenswerthe Anwendung des Kohledrucks auf Glimmer verdankt man Hrn. Despâquis in Paris (8, boulevard du Prince-Eugène). Vermöge seiner Durchsichtigkeit und seiner Eigenschaft sich in papierdünne Blätter spalten zu lassen, gestattet der Glimmer in der Rahmenpresse die nicht mit empfindlicher Schicht überzogene Seite des Glimmerblattes mit dem Negativ in Berührung zu bringen, und so alle Halbtöne zu erhalten, gemäß der Beobachtung von Laborde, wornach das Bild, um die Halbtöne zu erhalten, auf der belichteten Seite nicht gewaschen werden darf. Die auf diese Weise erhaltenen Kohlebilder sind sehr schön. Alle Manipulationen reduciren sich darauf, ein Glimmerblatt über eine mit zweifach-chromsaurem Kali versetzte Gelatinelösung zu passiren, dann es umzukehren, um es auf einem horizontal liegenden Drahtnetze etc. trocknen zu lassen; dieses getrocknete Blatt mit der nicht präparirten Seite gegen das Negativ zu legen und es einige Minuten lang dem Licht auszusetzen, dann es mit warmem Wasser zu waschen, und das Bild ist fertig. Wir haben sehr zarte und schöne transparente Stereoskopbilder gesehen, welche nach diesem Verfahren in dem Atelier von Varroquier (in Paris) dargestellt wurden. Hr. Braun in Dornach, welcher den Kohledruck schon seit einiger Zeit mit großem Erfolg anwendet, richtet ein besonderes Atelier für Stereoskopbilder auf Glimmer ein, und in Paris beabsichtigen schon mehrere Photographen das beschriebene Verfahren auszubeuten. Solche Bilder sind im Vergleich mit den auf albuminirtem Glase dargestellten sehr billig, dabei aber viel leichter, biegsamer, und bequemer zu transportiren als letztere. F. Moigno. (Les Mondes, t. XV p. 479; November 1867.) Ueber die praktische Wirkung des Leuchtgas-Reinigungsverfahrens mittelst Ammoniakwasser; von G. T. Liversey, Ingenieur der South Metropolitan Gasanstalt in London. Dieses Reinigungsverfahren gründet sich auf die Thatsache, daß gewöhnliches Ammoniakwasser eine große chemische Verwandtschaft zum Schwefelwasserstoff besitzt. Die Gase, welche sich bei der Verbrennung der Kohks in den Heizungen der Gasöfen bilden, enthalten sehr viel Kohlensäure, und diese Kohlensäure, welche eine größere Verwandtschaft zum Ammoniak besitzt als Schwefelwasserstoff, verdrängt, wenn sie mit dem Gaswasser in Berührung gebracht wird, den Schwefelwasserstoff und bildet ein kohlensaures Ammoniak, welches als Reinigungsmaterial nahezu, wenn auch nicht ganz so wirksam ist, als caustisches Ammoniak. Zur Behandlung des Ammoniakwassers in solcher Weise ist ein 12zölliges Rohr vom Kamin des Retortenhauses abgeleitet, welches einen geringen Theil der Verbrennungsgase zuerst zu einem Condensator hinfuhrt; dieser Condensator besteht aus einer Anzahl 3zölliger Röhren mit Wasserüberlauf, um die Temperatur so viel als möglich zu reduciren. Die abgekühlten Verbrennungsgase gelangen dann zu einem Exhaustor, welcher den alleinigen Zweck hat, sie aus dem Schornstein abzusaugen und sie andererseits durch den Scrubber hindurch zu drücken. Gewöhnlich wird der Beal'sche Exhaustor angewandt, ein Ventilator dürfte aber zweckmäßiger seyn. Die von mir angewandten Scrubber sind aus Mauerwerk, 28 Fuß hoch, im Lichten 17 1/2 Fuß Durchmesser mit 14 Zoll dicken Wandungen; die Innenseite ist mit Portland-Cement verputzt und zweimal mit Theer gestrichen. Zwei solche Scrubber stehen über einem Bassin, welches dazu dient, das entschwefelte Wasser, das von den Scrubbern abläuft, aufzunehmen. Oberhalb der Scrubber steht ein eisernes Reservoir für das rohe Ammoniakwasser mit einem Inhalte von etwa 16,000 Gallons. Eine 5zöllige Pumpe mit 19 Zoll Hub pumpt das rohe Wasser aus den verschiedenen Sammelcisternen der Fabrik in das obenerwähnte Reservoir und drei 4zöllige Pumpen mit 12 Zoll Hub schaffen das gereinigte Ammoniakwasser aus der unteren Cisterne in ein weiteres Reservoir, von welchem aus es zur Speisung der Gasscrubber benutzt wird. Die Kosten der Anlagen sind etwa folgende: Mauerwerk und Putz für die zwei Scrubber 240 Pfd. Sterl. oberes Reservoir 140   „       „ hölzerne Deckel für Scrubber und Bassin   25   „       „ fünfzöllige Pumpe mit Zubehör und Exhaustor   45   „       „ Röhrenlegung, Arbeitslöhne und altes Material,    was benutzt worden ist 150   „       „ ––––––––––– 600 Pfd. Sterl. Die Gasscrubber sind nicht für diesen Zweck speciell angelegt worden, sie sind 4 an der Zahl, 24 Fuß hoch und 16 Fuß im Durchmesser, unter jedem ist eine gemauerte Cisterne für's Wasser. Diese Scrubber sollen noch um 4 1/2 Fuß höher gemacht werden, dann werden sie für die gegenwärtige Leistungsfähigkeit der Fabrik, 120,000 Kubikfuß per Stunde, hinreichend seyn. Der Betrieb ist nun folgender: Das obere Reservoir wird mit Gaswasser gefüllt und vollgehalten, der Exhaustor liefert einen Strom von Verbrennungsgasen von ungefähr 30,000 Kubikfuß per Stunde durch einen der gemauerten Scrubber, dieß reicht aus, um etwa 1200 Gallons rohes Ammoniakwasser zu reinigen, das Quantum, welches wirklich über die im Scrubber enthaltenen Kohks fließt. Die Flüssigkeit fließt vom Scrubber in die darunter befindliche Cisterne und wird von da in das zweite hohe Reservoir gepumpt, aus dem sie zur Speisung der Gasscrubber abfließt. Das letztere Reservoir wird immer voll gehalten, so daß selbst für den Fall, wenn die Pumpe eine Zeit lang nicht arbeitet, immer eine Reserve vorhanden ist. Die Verbrennungsgase, welche zur Reinigung des Wassers gedient haben, werden in den Haupt-Feuercanal geführt und dort verbrannt. Das zu reinigende Gas passirt zuerst einen Scrubber, wo es mit einem Strom gewöhnlichen Gaswassers gewaschen wird, dann durch einen oder zwei Scrubber, die per Stunde mit etwa 20 Gallons auf 1000 Kubikfuß Gasproduction mit dem gereinigten Wasser gespeist werden, und zuletzt durch einen anderen, in den ein Strom reinen Wassers hineinfließt. Nach der Waschung passirt das Gas noch die gewöhnlichen Reinigungsapparate mit Eisenoxyd beschickt. Im März wurde das Reinigungs-System mit Ammoniakwasser vollständig in Gang gesetzt. Die Production war damals 70,000 Kubikfuß per Stunde. Es stand nur einer von den gemauerten Scrubbers zur Reinigung des Wassers und dieser lieferte nicht völlig genug, um alles Gas von Schwefelwasserstoff zu reinigen. Es wären 1400 Gallons per Stunde nöthig gewesen und 1100 Gallons wurden nur geliefert. Ein kleiner Theil des Schwefelwasserstoffes gelangte daher in den Eisenoxydreiniger, die Quantität war jedoch so klein, daß seit dem 1. März nur ein einziger Oxydreiniger gewechselt wurde bei einer Gesammtproduction von 98,695,000 Kubikfuß. Die Erfahrung hat mir gezeigt, daß es am vortheilhaftesten ist, 90 bis 95 Proc. des Schwefelwasserstoffes durch Waschung zu entfernen, und den Rest der Eisenreinigung zu überlassen; die Kosten des Verfahrens sind unbedeutend, wenn die erste Anlage einmal gemacht ist, das Schmiermaterial für die Maschine, die Abnutzung derselben und die Triebkraft; die Aufsicht kostet nichts, es muß nur aufgepaßt werden, daß die Pumpen gehen und daß das Wasser gehörig gereinigt abläuft. Eine Verringerung der Leuchtkraft findet nicht statt, dagegen finde ich, daß man den Schwefelkohlenstoff eben so gut mit rohem Gaswasser als mit dem gereinigten Gaswasser auswaschen kann. (Journal für Gasbeleuchtung, 1867 S. 434.) Ueber die Entfernung des Ammoniaks aus dem Gase und dessen Nutzbarmachung; von G. Anderson. Das zu beschreibende Verfahren stammt eigentlich von Lowe und ist nur von mir verbessert worden. Das Gas wird zuerst durch die gewöhnliche Condensation geführt und von da zu einem Wascher. Dieser Wascher ist ein längliches Gefäß mit verschiedenen falschen Böden oder Trögen, deren jeder einige Zoll tief mit Ammoniakwasser gefüllt ist. Querscheidewände mit sägenförmig gezahnten Rändern tauchen in jedes Fach des Troges in das Ammoniakwasser, so daß das Gas in kleine Bläschen zertheilt wird und mit dem Wasser in innige Berührung kommt; kleine Röhrenvorrichtungen, die am Apparat angebracht sind, dienen dazu, den Druck in allen Abtheilungen während des Betriebes constant zu erhalten. Das Ammoniakwasser läuft oben in den Apparat ein, fällt von einer Abtheilung in die andere und fließt am Boden ab; das Gas dagegen strömt von unten nach oben. Vom Wascher aus gelangt das Gas in einen verticalen Scrubber; dieser Scrubber ist wie die meisten gegenwärtigen Scrubber construirt und enthält mehrere offene Tröge, aber die Construction ist insofern neu, als das Wasser, welches oben gleichmäßig vertheilt eintritt, sich immer an einer Stelle des Bodens sammelt und durch einen Canal abfließt, während das Gas durch einen anderen Canal aufsteigt. Durch diese Construction wird das Wasser so oft als man diese Abflußröhren wieder anbringt, wieder gleichmäßig vertheilt. Den Scrubber speise ich entweder mit gewöhnlichem Ammoniakwasser oder mit reinem Wasser; wenn ich gewöhnliche Newcastle-Kohle benutze, so ziehe ich reines Wasser vor, im Verhältniß von 8 bis 12 Gallons für jede Tonne destillirte Kohle. Ich habe das Gas regelmäßig auf Ammoniak geprüft, indem ich untersucht habe, wie viel Kubikfuß nöthig waren, um eine gegebene Quantität Schwefelsäure zu neutralisiren. 49 Gran Schwefelsäure mit destillirtem Wasser verdünnt und mit Lackmus geröthet, wurden in eine Woulff'sche Flasche gebracht, die mit kleinen Kieseln gefüllt war, und das Gas strömte im Verhältniß von nicht mehr als 1 Kubikfuß per Stunde durch, bis die Neutralisation eintrat; ein Stück geröthetes Lackmuspapier wurde überdieß an der Ausgangsöffnung angebracht, um zu verhindern, daß Ammoniak unabsorbirt durchgehe. Die Anzahl Kubikfuß Gas, welche nöthig waren, die obengenannte Quantität Säure zu neutralisiren, war im Anfang des Waschers 12 1/2 Kubikfuß, am Ausgang des ersten Troges 15 1/2, am Ausgang des zweiten 25 Kubikfuß, am Ausgang des dritten 28 Kubikfuß, am Ausgang des Scrubbers, wenn dieser mit Ammoniakwasser von 3 Unzen GehaltDas will sagen: 1 Gallon Wasser wird durch drei Unzen Säure neutralisirt. gespeist wurde, 28 Kubikfuß und wenn derselbe mit reinem Wasser gespeist wurde, 73 Kubikfuß. Die Leuchtkraft des Gases am Ausgang des Scrubbers, verglichen mit der am Eingang des Scrubbers, stand im Verhältniß von 6,5 zu 7,2. Bei reinem Wasser war die Leuchtkraft gerade so gut als bei Anwendung von Ammoniakwasser, woraus sich also ergibt, daß die Anwendung von Wasser in diesem Verhältniß keine nachtheilige Wirkung ausübt. Wenn der Scrubber sammt dem Wascher in Thätigkeit war, so hielt der Kalk im Reiniger bedeutend länger vor, und wenn der Kasten geöffnet wurde, so war der Geruch ein weit stärkerer. Die Untersuchungen auf Schwefelkohlenstoff wurden in der Art gemacht, daß das Gas durch eine Lösung von 5 Tropfen essigsaurem Bleioxyd und 60 Tropfen Ammoniakalkohol durchgeleitet wurde, bis die Lösung eine orangegelbe Farbe annahm und sich ein dunkelbrauner Niederschlag bildete. Wenn das Gas im Scrubber mit Ammoniakwasser von 2 Unzen Gehalt gewaschen wurde, so trat die Reaction schon ein, nachdem 1,5 Kubikfuß Gas durchgegangen waren; wenn aber reines Wasser angewendet wurde, so waren 4 Kubikfuß dazu nöthig. Zur Darstellung von schwefelsaurem Ammoniak aus dem Ammoniakwasser wurde folgender Apparat angewandt. Mittelst einer Pumpe wurde das Ammoniakwasser in ein hochstehendes Reservoir geschafft, von welchem aus es in einen Destillirkolben abläuft. Hier wird es durch Erwärmung verflüchtigt und gelangt durch eine Bleiröhre in ein mit Blei gefüttertes Gefäß, welches die Säure enthält. Die Salzkrystalle, die sich am Boden des Gefäßes bilden, werden herausgefischt und auf einem schiefen Tisch getrocknet. Sobald das Wasser auf einen Gehalt von 1/2 Unze abgetrieben ist, läuft es in ein Reservoir, dessen Boden 1 bis 2 Fuß höher liegt als die Wasserkästen der Retortenöfen; durch Röhren mit Wechseln versehen, wird es in diese Wasserkästen eingeleitet und verdampft. Während der Abdampfung des Wassers geht eine bedeutende Quantität Dampf mit dem Wasser über und es ist wichtig, daß der Säurebehälter nur wenige Fuß vom Destillirkolben angebracht wird, sonst condensirt sich der Dampf, bildet Wasser und verhindert die Bildung des Salzes. Um den Dampf los zu werden, umschließen wir den Behälter mit einem Kasten, dessen Thüren wir bloß öffnen, wenn das Salz herausgenommen werden soll. Vom oberen Theil des Holzkastens zweigt ein Rohr ab, welches mit dem Feuercanal in Verbindung steht, es kann kein Dampf entweichen und wenn man 10 Fuß vom Apparat entfernt steht, so ist es unmöglich, durch den Geruch zu entdecken, was in demselben vorgenommen wird. (Journal für Gasbeleuchtung, 1867 S. 436.) Anweisung über Aufbewahrung und Anwendung des Nobel'schen Sprengöls (Nitroglycerins). Das königl. preußische Oberbergamt zu Dortmund hat eine Anweisung über Aufbewahrung und Behandlung des Nobel'schen Sprengöls redigirt und durch die kgl. Revierbeamten aus den Gruben des Districts vertheilen lassen. Das Sprengöl (Nitroglycerin) ist im Allgemeinen mit noch größerer Vorsicht als das Schießpulver zu behandeln. Namentlich muß man sich hüten, weder gefrorenes, noch flüssiges Sprengöl mit Hammer- oder Beilschlägen zu behandeln; die Gefäße, welche dasselbe enthalten, einer Erschütterung auszusetzen oder sich demselben mit offenem Lichte zu nähern. Das Sprengöl ist sehr giftig und wirkt nicht nur innerlich, sondern auch schon durch bloße Berührung mit der Haut schädlich. – Die üblen Folgen der unvollkommenen Verbrennungsproducte des Nitroglycerins werden durch lebhaften Wetterzug beseitigt. Die Aufbewahrung desselben geschieht, wo nicht vielleicht verlassene Stollen oder Tagesstrecken zu Gebote stehen, welche namentlich in dem Falle geeignet erscheinen, wo dieselben mit den übrigen Grubenbauen nicht in Verbindung stehen, am besten über Tage und zwar unter Beobachtung der für die Aufbewahrung von Schießpulver und überhaupt leicht explodirbaren Stoffen als zweckmäßig erkannten Sicherheitsmaßregeln. Sollten gut verschlossene, feuerfeste Räume fehlen, so werden die Packflaschen mit Nitroglycerin am besten unter Wasser aufbewahrt. Dieselben sind unter allen Umständen so aufzustellen, daß die Oeffnung nach oben gekehrt ist, und daß sie weder selbst fallen, noch durch herabfallende Gegenstände beschädigt werden können. Zum Verschluß der Gefäße sind Korkstöpsel – nicht Glasstöpsel – anzuwenden und empfiehlt es sich, dieselben in den Hals nur lose einzusetzen. Beim Oeffnen der Flasche sind die Pfropfen vorsichtig und unter Vermeidung jeder Erschütterung herauszuheben. Das Ueberfüllen des Sprengöls aus einem Gefäße in das andere muß behutsam erfolgen. Man bedient sich hierzu eines Trichters, eines durchbohrten, mit Ausgußrohr versehenen Korkstopfens, eines Hebers oder eines Krahnes am Boden der zu leerenden Flasche. – Jedes Vorbeigießen und Ueberlaufen der Flüssigkeit ist hierbei zu vermeiden. – Hat ein solches dennoch stattgefunden, so ist das vergossene Sprengöl mit einem Lappen, Schwamm, Werg etc. sorgfältig und vorsichtig aufzuwischen und letztere Gegenstände sind demnächst zu vergraben. Um gefrorenes Sprengöl aufzuthauen, wird das dasselbe enthaltende Gefäß, nachdem der Kork gelockert worden, in lauwarmes Wasser getaucht und hierin so lange stehen gelassen, bis sämmtliches Sprengöl in den flüssigen Zustand übergegangen ist. Es ist mit der größten Gefahr verbunden, Sprengöl aus einer Flasche zu gießen, in welcher sich dasselbe theilweise noch in gefrorenen Stücken befindet. Die Verwandlung des methylisirten (inexplosiven) Sprengöls in explosives geschieht durch Behandlung mit Wasser und reicht das zwei- bis dreifache Volumen Wasser hin, um fast alles Nitroglycerin am Boden des Gefäßes unverändert abzuscheiden. – Man bedient sich hierzu einer sogen. Abscheidungsflasche, wie sie von Nobel geliefert werden, oder einer Flasche, welche unten mit einem Abschlußkrahn versehen ist. – Es ist zweckmäßig, nicht mehr Sprengöl als den Bedarf für eine Schicht umzuwandeln. Die große Leichtentzündlichkeit des Holzgeistes und seiner Dämpfe verbietet die Vornahme dieser Manipulation bei offenem Lichte. Die Flaschen, in welchen das Sprengöl den Arbeitern übergeben wird, bestehen aus Blech oder Glas und sind in letzterem Falle mit einer schützenden Umhüllung zu umgeben, in welcher an diametral gegenüberliegenden Seiten ein längslaufender Schlitz ausgespart seyn kann. Behufs des bequemen Transports werden die Flaschen mit einem den Boden umfassenden Tragriemen versehen. Das Sprengöl darf nur in dichten Patronen in die Bohrlöcher gebracht, keinenfalls in die letzteren hineingegossen werden. – Die Patronen werden aus Glas, Blech, Gummi, Gutta-percha angefertigt. – Will man Papier benutzen, so empfiehlt sich für diesen Zweck das Actendeckelpapier; Patronen aus Schreibpapier erhalten so viele mit Leim oder Kleister übereinander geklebte Lagen, daß sie mit den Fingern nicht leicht zusammengedrückt werden können. Den Durchmesser der Patronen macht man etwa 3/4 Zoll kleiner als den tiefsten Theil des Bohrloches. – Bevor die Patronen gefüllt werden, hat man sich durch Hineinblasen von ihrer Dichtheit zu überzeugen. Beim Füllen der Patronen ist vorsichtig zu verfahren und etwa übergegossenes Sprengöl sorgfältig aufzuwischen. Die gefüllte Patrone wird mittelst hölzerner Ladestöcke langsam und ohne Gewalt zu gebrauchen in das Bohrloch hineingeschoben. Ebenso wird der Besatz mit einem hölzernen Stampfer sanft angedrückt, jedes Feststampfen aber vermieden. Als Besatzmaterial ist nur Wasser, lose aufgeschütteter Sand oder Lettennudeln zu verwenden. Zum Entzünden der Schüsse werden Sicherheitszünder mit am unteren Ende aufgesteckten Zündhütchen oder kleine mit Jagdpulver gefüllte Patronen von Holz oder geleimtem Papier verwendet, welche mittelst einer Zündschnur oder eines Zündhalmes in Brand gesetzt werden. Das Zündhütchen oder die Patrone ist an die Zündschnur mit einem Stoffe zu kleben, zu dessen Erweichung kein Feuer erforderlich ist, z.B. Wachs, Pech. Je liefer das Zündhütchen in das Sprengöl hineinreicht, desto vollständiger ist die Verbrennung. Das obere Ende der Zündschnur wird im Bohrloche mittelst eines Lettenpfropfens festgehalten. Hat ein Schuß versagt, oder eine langsame, durch leises Zischen und Kochen sich kundgebende Verbrennung des Sprengöls stattgefunden, so müssen die Arbeiter sich mindestens eine Viertelstunde nach dem Anzünden des Schusses von dem Orte fernhalten. Ist der Schuß nicht losgegangen oder eine Pfeife stehen geblieben, so ist das nächste Bohrloch, namentlich bei rissigem oder klüftigem Gestein, nicht unter 8 Zoll davon anzusetzen; auf keinen Fall auf einem Schnitt, welcher nach dem alten Bohrloche führt. Hinsichtlich der Vertheilung der an den einzelnen Arbeitspunkten erforderlichen Quantitäten wird es sich empfehlen, das Sprengöl den Arbeitern beim Beginne der Schicht in wohlverwahrten Gefäßen oder in zugekorkten Patronen zu verabfolgen und darf die einer Kameradschaft übergebene Menge den voraussichtlichen Bedarf einer Schicht, jedenfalls aber 2 Pfund nicht überschreiten. Die Aufbewahrung der Patronen oder Flaschen während der Arbeit geschieht am besten in einem verschlossenen, unverrückbaren Holzkasten, der in einer Entfernung von nicht unter 15 Lachtern vom Arbeitspunkte so angebracht ist, daß dieselben bei einer Erschütterung des Kastens nicht umfallen können. Für den Patronenkasten ist folgende Einrichtung sehr geeignet: derselbe ist 6–8'' lang, 5–6'' breit und 6'' hoch und hat auf dem Boden einen 2'' hohen Blecheinsatz, in welchem ein zweiter durchlöcherter mit halb Zoll hohen Füßen versehener Blechboden befindlich ist, auf welchem die Patronen auf einer elastischen, weichen Unterlage stehen. Oben in dem Kasten ist ein durchlöchertes Bretchen angebracht, so daß in jedes Loch eine Patrone paßt. Der verschließbare Deckel trägt einen Handgriff. Aeußerlich wird der Kasten mit dem Worte „Sprengöl,“ einem Todtenkopfe und drei Kreuzen in leicht wahrnehmbarer Weise bezeichnet. Wenn die Sprengöl enthaltenden Flaschen oder Patronenkästen auf der Förderschale oder in einem Fördergefäße ein- oder ausgehangen werden, so müssen dieselben in einem mit Sägespänen, Stroh, Heu etc. gefüllten, wo möglich mit einer elastischen Bodenfütterung versehenen und oben durch einen Deckel verschlossenen Holzkasten verpackt seyn, welcher ebenfalls mit den oben erwähnten Aufschriften und Zeichen versehen ist. Wird Sprengöl gefördert, so muß der Maschinenwärter hiervon in Kenntniß gesetzt werden und hat dieser auf ein langsames Einhängen, besonders auf ein sanftes Aufsetzen der Förderschale auf die Schachtsohle zu achten. – Sehr zweckmäßig ist es, den Kasten auf eine federnde Unterlage zu stellen. Flaschen und mit Sprengöl behaftete sonstige Gegenstände, welche unschädlich gemacht werden sollen, können in einem offenen Feuer verbrannt oder in der Erde, etwa 2 bis 3 Fuß tief, vergraben werden; Letzteres ist vorzuziehen. Zersetztes Sprengöl darf zum Sprengen nicht benutzt, auch nicht weiter aufbewahrt, sondern muß vergraben werden. Dasselbe ist kenntlich an der grünen Farbe und Entwickelung von rothbraunen Dämpfen. Man macht es unschädlich, indem man es in eine tiefe Grube auslaufen läßt und mit Erde bedeckt. (Berggeist, 1868, Nr. 1.) Ueber die Wirkung des Petroleums auf die in den Raffinerien desselben beschäftigten Arbeiter; von L. Danckwerth. Im Jahre 1862 wurde mir durch den Fürsten B. Galitzin die Aufsicht über eine kleine Petroleumraffinerie übertragen, welche bisher aus dem Theer der Bogheadkohle Mineralöle dargestellt hatte, seit einiger Zeit jedoch sich mit der Destillation von Roh-Petroleum beschäftigte. Die Fabrik war während des Sommers außer Betrieb und sollte im Verlauf des Winters 1000 Faß Petroleum verarbeiten. Vier Wochen nach dem Beginne der Arbeit klagte der Destillateur sowie einige der in diesen Räumen beschäftigten Arbeiter über juckende Beulen, welche sich auf der Haut ihres Körpers, besonders an den Beinen, gebildet halten. Die Besichtigung zeigte dann auch, daß das Petroleum in Folge der Reizung, welche es auf den menschlichen Körper ausübt, im Vereine mit den Reibungen der Kleidungsstücke, welche mit Petroleum gesättigt erschienen, haselnußgroße, durchsichtige weiße Beulen auf der Hautoberfläche erzeugt hatte, welche durch öfteres kaltes Baden und Waschen mit Seife nach Verlauf von neun Tagen gänzlich verschwanden. Ich controllirte daher die Arbeiter hinsichtlich der Ausführung dieser öfter vorzunehmenden Reinigungscur und fand, daß ein zweimal wöchentlich angewandtes Dampf- oder auch kaltes Bad den sichersten Schutz dagegen gewährt. Uebrigens stellte es sich heraus, daß die Gewohnheit auch hier ihre Macht ausübt und später die Arbeiter weniger belästigt werden. Kürzlich theilte mir mein Schwager W. Peters mit, daß er die gleiche Beobachtung, sowohl am Kaukasus als in der Krim, an den bei den Oelbrunnen beschäftigten Arbeitern gemacht habe. Diese Thatsache, sowie die vorzügliche Heilung rheumatischer Schmerzen durch Bedecken des kranken Körpertheiles mit der von Petroleum und Petroleumgas durchdrungenen Erde, welche in der Nähe der Schlammvulcane sich findet, war den Abasechen lange vor Eroberung des Kaukasus durch die Russen bekannt. St. Petersburg, im December 1867. Das specifische Gewicht der Runkelrüben und ihr Zuckergehalt. Ferd. Knauer in Gröbers hat eine Maschine construirt und patentirt erhalten, welche auf eine äußerst sinnreiche Weise die specifisch leichteren Rüben von den specifisch schwereren trennt. Knauer hat die Maschine construirt in der Voraussetzung, daß die specifisch schwereren Rüben stets den relativ höchsten Zuckergehalt haben, eine Annahme, die ziemlich allgemein verbreitet ist und in der That viel Bestechendes hat. Auf Anordnung des Directoriums des Vereines für Rübenzucker-Industrie im Zollverein hat Dr. C. Scheibler diese Annahme im chemischen Laboratorium des Vereines einer experimentellen Prüfung unterzogen und über die Resultate in der Zeitschrift des Vereines, Jahrgang XVII, S. 625 sehr eingehend berichtet. Wir entnehmen der Arbeit nur die Schlußfolgerungen: 1) Das spec. Gewicht des Rübenkörpers ist ausnahmlos kleiner, als das specifische Gewicht des in demselben befindlichen Safins. 2) Das spec. Gewicht der Rüben schwankt für die größere Mehrzahl derselben (etwa 85 Proc.) innerhalb der Grenzen 1,0300 und 1,0600; es kann in einzelnen Fällen sinken bis auf 1,0100 und steigen bis gegen 1,0700. 3) Schwere Rüben (von 1 bis 2 Pfd. Gewicht) zeigen im Allgemeinen ein niedrigeres spec. Gewicht und einen kleineren Werthquotienten ihres Saftes, als leichte Rüben (von 1/2 Pfd. und darunter). 4) Specifisch schwere Rüben zeigen im Allgemeinen einen kleineren Nichtzuckergehalt und besseren Zuckerquotienten des Saftes, als die spec. leichten Rüben; doch scheint dieser Zusammenhang ein um so weniger zutreffender zu werden, je leichter die Rüben sind. 5) Die gleichzeitig in den Rüben neben ihrem Safte sich vorfindende Luft schließt die Möglichkeit einer Abscheidung schlechter Rüben von verarbeitungswürdigen durch ein auf das spec. Gewicht derselben sich gründendes Verfahren aus. 6) Es scheint jedoch immerhin empfehlenswerth, für die Samenzucht Rüben von hohem spec. Gewicht auszuwählen. Elastischer Leim und Mundleim. Elastischer, nicht faulender Leim wird folgendermaßen gewonnen: Man läßt Tischlerleim in Wasser zergehen, welches in einem Wasserbade so lange erhitzt wird, bis der Leim vollständig gelöst und die Lösung zu einer dickflüssigen Masse verdampft ist; dann fügt man das gleiche Gewicht von dem angewendeten Leim Glycerin hinzu, rührt um und fährt fort zu erhitzen, um das übrig gebliebene Wasser zu verdampfen, hierauf gießt man die Masse in Formen oder auf eine Marmorplatte und läßt sie vollkommen erkalten; diese Substanz läßt sich zur Anfertigung von Schwärzwalzen für Buchdrucker, zu Stempeln, elastischen Figuren, zum Abformen für die Galvanoplastik u. dergl. verwenden. Versetzt man eine concentrirte Leimlösung, aus einem guten, vorher mit kaltem Wasser wiederholt ausgewaschenen Leim bereitet, über dem Feuer mit eben so viel Zuckerpulver, als die Auflösung im Gewichte Leim enthält, gießt die heiße Auflösung auf eine benetzte Marmorplatte oder Glastafel aus, zerschneidet sie nach dem Gestehen in kleine Tafeln und trocknet diese in mäßiger Temperatur, so erhält man den sogenannten Mundleim, der durch Benetzen mit Speichel im Munde zum Kleben von Papier u. dgl. gebraucht wird.