Titel: Drehbarer Parallel-Schraubstock mit paralleler und schiefer Backeneinstellung; beschrieben von Johann Zeman, Assistent der mechanischen Technologie am Polytechnicum in Prag.
Autor: Prof. Johann Zeman [GND]
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXXI., S. 103
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XXXI. Drehbarer Parallel-Schraubstock mit paralleler und schiefer Backeneinstellung; beschrieben von Johann Zeman, Assistent der mechanischen Technologie am Polytechnicum in Prag. Mit Abbildungen auf Tab. III. Neullies' drehbarer Parallel-Schraubstock. Die Figuren 1723 stellen diesen Schraubstock,Etau parallèle tournant à serrage droit et oblique; für die Prager Handelskammer durch Vermittelung des Hrn. Prof. Kick während der Pariser Ausstellung von Sculfort-Malliar und Meurice in Mauberge angekauft. nach dem System von Neullies construirt, in 1/5 der natürlichen Größe dar; es ist: Fig. 17 die Seitenansicht desselben bei parallel stehenden Backen und etwas geöffnetem Maul; der Fuß T ist abgebrochen und in Fig. 19 sichtbar; Fig. 18 der hierzu gehörige Grundriß; Fig. 19 der Schnitt I, II mit der Ansicht des Hinterbackens und der mit diesem in Verbindung stehenden Theile; Fig. 20 der Schnitt III, IV durch die Hülse R (Fig. 17) mit der eingeschraubten Spindel S; Fig. 21 der Grundriß des unter einem Winkel α gedrehten Schraubstockes bei parallel stehenden Backen; Fig. 22 der Grundriß des unter einem Winkel α½ gedrehten Schraubstockes, aber mit schief stehenden Backen; endlich Fig. 23 der Grundriß des Schraubstockes in der ungedrehten Stellung, aber mit um den Winkel α2 gedrehten Hinterbacken. Aus dem Anblick der Figuren erhellt: 1) daß das zu beschreibende Werkzeug ein Parallel-Schraubstock französischen Systemes ist, da sich der dem Arbeiter zugekehrte Backen stets parallel zu sich verschiebt; 2) daß derselbe eine horizontale Bewegung — um eine verticale Achse nämlich — gestattet, so daß es bei gewissen Bearbeitungen nicht nöthig ist, das Arbeitsstück umzuspannen; 3) daß diese Anordnung sehr leicht ein Schiefstellen der beiden Backen erlaubt, wodurch ein Gegenstand, welcher nicht zwei parallele Flächen darbietet, ohne Zuhülfenahme angemessen zugeschnittener Holzstücke unmittelbar und sicher von den Backen dieses Schraubstockes gefaßt wird. In diesem JournaleSchraubstock von Joh. White; polytechn. Journal Bd. LXXXI S. 401; verstellbarer Schraubstock von W. A. Henry in Sheffield; polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 107;Verbesserungen am Schraubstock von Ebendemselben; polytechn. Journal Bd. CXLII S. 402.Hierher gehört auch R. A. Brooman's in London verbesserter Schraubstock (Flaschenschraubstock); polytechnisches Centralblatt, 1854 S. 153. wurden bereits vor längerer Zeit kurze Beschreibungen von Schraubstöcken gebracht, welche so construirt werden, um dem zuletzt angeführten Zweck, dem Einspannen schief zulaufender Gegenstände, zu entsprechen; der Neullies'sche Schraubstock zeichnet sich aber durch einfache und zweckmäßige Bauart und dabei geringen Preis32 Derselbe betrug 45 Frcs. loco Paris. aus, so daß eine eingehende Beschreibung gerechtfertigt erscheint. A und B sind die beiden Backen. A, der bewegliche, sitzt auf der Säule A1, im Querschnitt ein Quadrat mit abgeschnittenen Ecken, welche auf dem I förmigen Fußende A2 sitzend mit den zwei parallelen Gleitschienen N, N durch den Schraubenbolzen b verbunden ist. Am anderen Ende werden diese Schienen durch den Bolzen b2 und die Schraubenmuttern b1, b1 in ihrer bestimmten Entfernung gehalten. B, der feste Backen, geht in den cylindrisch abgedrehten Theil D, D1 über, welcher bei s (Fig. 17 und 19) eine Schraube für die Mutter b3 aufgeschnitten hat, um dann in eine achteckige Stange T mit dem Fußzapfen z zu verlaufen. Diese Drehachse D, D1 geht durch eine entsprechende Oeffnung des A2 ähnlichen Trägers B1, welcher hinreichend lang den beiden Schienen N eine sichere Führung und Stütze darbietet. An B1 sitzt die Hülse H1 fest, welche auf dem Unterlagsscheibchen der Schraubenmutter b3 aufruht, durch deren Anziehen oder Nachlassen die beiden Backen A und B in ein gleiches Niveau gebracht werden. Ferner ist, oberhalb des Fußstückes B1, die Achse D umgeben von der gespaltenen Hülse H — die Spaltung ist sichtbar in Fig. 19 — welche als Fortsatz zwei kreisförmige Lappen L trägt, durch welche die Schraube c, versehen mit dem zweifach durchbohrten Kopf K, durchgeht. Da nun die Hülse H mit dem Träger F aus einem Stücke und dieser mit zwei Schrauben 1,1 in die Werkbank W so zu befestigen ist, daß der am Fußende von T befindliche Zapfen z in einer auf dem Boden der Werkstätte befestigten Pfanne aufsteht, so hindert die Drehung des Backens B resp. seiner Drehachse D so lange Nichts, als die angeführte Schraube c nicht angezogen, also die gespaltene Hülse nicht fest um D angepreßt wird. Im entgegengesetzten Falle bedingt aber das hinreichende Anziehen von c so viel Reibung zwischen der Hülse und der Drehachse, daß der Backen B unverrückbar fest steht. Die Schraubenspindel S endet ebenfalls in eine Hülse h, welche die Achse D oberhalb H ohne Reibung umfaßt. Das Muttergewinde findet die Schraube in der Röhre R und zwar bei r (Fig. 20); der linke Theil derselben ist weiter ausgehöhlt und verdeckt die Spindel. Durch das Stängelchen oder den Schlüssel E wird die Röhre und damit auch die Mutter r gedreht. Um die dabei eintretende Verschiebung der Mutter, weil die Spindel S sich weder drehen noch verschieben kann, auf den Backen A zu übertragen, ist folgende Verbindung vorgenommen. Das Ende r der Röhre R hat eine scharfgängige Schraube aufgeschnitten, auf welche die Schraubenmutter M paßt. In der Unterlagsscheibe U befindet sich wie in r eine kleine Nuth für die Feder f (Fig. 20). Bei der Aufstellung schiebt man die Röhre R mit dem Theile r durch die in der Säule A gelassene Oeffnung, vorher aber die Mutter M und die Scheibe U auf die Spindel S, dreht diese genügend ein, um U mit der Feder f aufzupassen und die Schraubenmutter aufzuschrauben. Dann drehen sich beim Rechtsdrehen des Schlüssels E die Muttergewinde auf die durch die Hülse h festgehaltene Spindel auf, die Säule A1, der Backen A wird nachgezogen, d. h. das Maul wird geschlossen, während die Schienen N, N in den Seiteneinschnitten von B1 gleiten; entgegengesetzt gedreht, öffnet sich das Maul. Der Schraubstock ist vom Zapfenende z bis zur oberen Backenfläche 1010 Millimet. von der oberen Gleitschienenfläche N bis ebendahin 240 Millimet. hoch und gestattet eine Oeffnung bei parallel stehenden Backen von 100 Millimet. die Breite der Backen beträgt 110 Millimet. Die Schraubenspindel ist dick 25 Millimet. die Steigung beträgt 7 Millimet. die Länge beträgt 170 Millimet., mehr als nothwendig erscheint, um das Fußstück B mit dem Bolzen b2 in Berührung zu bringen, womit die Maulöffnung von 100 Millimet. begrenzt wird; allein noch in dieser Stellung bleiben alle Muttergewinde von r in Berührung mit der Spindel S, werden also nie nur theilweise beansprucht, was gegen manche andere Construction hervorzuheben ist. Die Spindel liegt zwischen den Backen frei und muß beim Gebrauch des Schraubstockes mittelst einer Bürste oder einem Lappen von Feilspänen und Staub befreit werden. Bezüglich der Ausführung ist noch zu bemerken, daß die Schienen N, N — 35 Millimet. hoch, 12,5 Millimet. breit —, sowie die Drehachse D, D1 — 30 Millimet. Durchmesser — stärker zu halten wären, um mit den genügend starken Dimensionen des beweglichen Backens A im Einklang zu stehen.

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Tafel Tab.
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Tab. III