Titel: Hargreaves' Verfahren zur Verwerthung der Stahlschlacken und Stahlcinders.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LVIII., S. 192
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LVIII. Hargreaves' Verfahren zur Verwerthung der Stahlschlacken und Stahlcinders. Aus dem Mechanics' Magazine, März 1868. S. 186. Hargreaves, Verf. zur Verwerthung der Stahlschlacken. Die Verwerthung der Schlacken, welche bisher eine Benutzung im Großen noch nicht gefunden, ist ein Gegenstand, dem in der neueren Zeit große Aufmerksamkeit zugewendet wurde. Das Neueste, was nach dieser Richtung hin geleistet worden, dürfte ein von J. Hargreaves zu Appleton bei Widnes in England erfundenes und ihm patentirtes Verfahren seyn, mittelst dessen 1) die bei der Umwandlung von Roheisen zu Stahl oder Stabeisen mittelst Anwendung von Kali- oder NatronsalpeterDieses Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 480 (zweites Märzheft 1868) beschrieben. fallende Schlacke, welche der Erfinder Stahlschlacke nennt, und 2) ein von ihm als Stahlcinders bezeichnetes, bei der Darstellung von Stahl und Stabeisen mit Anwendung von jener Stahlschlacke entstehendes Product zur Verwerthung gebracht wird. Die Stahlschlacke besteht hauptsächlich aus kohlensaurem, kieselsaurem, phosphorsaurem, schwefelsaurem und schwefligsaurem Kali oder Natron, sowie aus Schwefelkalium (Schwefelnatrium), Chlorkalium (Chlornatrium), Cyankalium (Cyannatrium), Ferrocyankalium (-Natrium), nebst Eisen- und Manganoxyd. Die Stahlcinders haben eine ähnliche Zusammensetzung, nur enthalten sie mehr Kieselsäure, Eisen- und Manganoxyd, sowie auch Schwefel und Phosphor und deren Säuren. Hargreaves benutzt dieses bisher werthlose Material zunächst zur Glasfabrication, indem er dasselbe mit Kieselsäure, Kalk und Blei- und Zinkoxyd zusammenschmilzt, durch welche das Glas in Wasser unlöslich und der Einwirkung der Atmosphärilien weniger zugänglich wird. Zweitens bringt er die löslichen Theile der Stahlschlacke und der Stahlcinders durch Auslaugen oder Kochen mit Wasser in Lösung, läßt die unlöslichen Theile sich absetzen, decantirt die klare Flüssigkeit, verdampft dieselbe zur Trockne, mengt den Rückstand mit Natronsalpeter und glüht das Gemenge, um vorhandenes Schwefelkalium oder Schwefelnatrium zu zerstören. Das auf diese Weise erhaltene Product wird als Reinigungsmittel beim Waschen, sowie zu anderen Zwecken benutzt, zu denen Alkalien angewendet werden. Ferner stellt der Erfinder aus der durch Auslaugen oder Kochen der Stahlschlacken und Stahlcinders mit Wasser erhaltenen Flüssigkeit durch Behandlung mit Kohlensäuregas kohlensaures oder zweifachkohlensaures Kali oder Natron dar. Oder er versetzt diese Lösung mit zweifach-kohlensaurem Kali oder Natron und schlägt dadurch die Kieselsäure und andere Beimengungen nieder, verdampft hierauf zur Trockne und calcinirt den Rückstand; war bei der Umwandlung des Roheisens zu Stahl oder Stabeisen Natronsalpeter angewendet worden, so gewinnt der Erfinder durch das eben angegebene Verfahren krystallisirte Soda, oder zweifach-kohlensaures Natron oder calcinirtes Sodasalz (soda ash). War bei jenem Processe Kalisalpeter als Oxydationsmittel benutzt worden, so stellt er gewöhnliche Potasche oder Perlasche oder zweifach-kohlensaures Kali dar. Viertens gewinnt Hargreaves aus der mit Stahlschlacke und Stahlcinders erhaltenen Lösung durch Kochen derselben mit Aetzkalk unter Zusatz von Natronsalpeter (zur Zerstörung von etwa vorhandenem Schwefelkalium oder Schwefelnatrium) Aetznatron. Oder er oxydirt diese Schwefelverbindungen nach dem von ihm im J. 1864 erfundenen und jetzt zur Oxydirung von Rohsodalaugen allgemein üblichen VerfahrensPolytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 40., und concentrirt dann zur Krystallisation. Der Erfinder hat ferner beobachtet, daß die Stahlschlacken und Stahlcinders bei Behandlung mit glühenden Holzkohlen oder Kohks einen großen Antheil ihres Gehaltes an Eisen- und Manganoxyd abgeben, welche letztere sich zu Metall reduciren, während die Kali- oder Natronsalze weit leichter löslich werden. Deßhalb empfiehlt er, das genannte Material vor dem Auslaugen in einem Gebläse- oder Flammofen mit Kohle oder kohlehaltigen Substanzen niederzuschmelzen und dann in der angegebenen Weise auf Kali oder Natron zu verarbeiten.