Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 71
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Miscellen. Miscellen. Ueber Glimmer-Schutzbrillen für Metallarbeiter; von Dr. H. Cohn. Die in neuester Zeit in den Handel gebrachten unzerbrechlichen Lampencylinder aus Glimmer führten mich auf den Gedanken, dieses Mineral zu Schutzbrillen zu benutzen. Ich veranlaßte daher Hrn. Fabrikanten Max Raphael in Breslau (Bahnhofstraße Nr. 10), der ein großes Lager von Glimmer und Glimmergegenständen besitzt, die Herstellung von Glimmerbrillen zu versuchen. Diese Versuche fielen so günstig aus, daß sich Hr. Raphael durch die geschickte technische Ausführung der neuen Brillen ein wesentliches Verdienst um die Lösung der vorliegenden Frage erworben hat. Die Glimmerbrillengläser sind gebogen, wie die Gläser der französischen Uhrglasbrillen, und bedecken nicht bloß wie die gewöhnlichen Convex- oder Concavbrillen den vorderen Theil des Angapfels, sondern legen sich in ihrer Messingeinfassung genau dem vorderen knöchernen Augenhöhlenrande an, so daß von keiner Seite ein Splitter an den Augapfel gelangen kann, und demnach die Wimpern das Glas nicht streifen. Das Gestell ist aus dünnem Messingdraht, dem leicht jede nöthige Biegung mit der Hand gegeben werden kann. Die Bügel sind am Rande der Messingeinfassung der Glimmergläser festgelöthet und haben keine Scharniere, damit die Brille möglichst billig sey. Die Glimmergläser sind ½ Millimeter dick. Da für diese Schutzbrillen nur die reinste und durchsichtigste Sorte Glimmer verwendet wird, so sieht man durch sie so gut als durch Glas. Einen kleinen Stich in's Hellgraue hat aber jede Glimmersorte und eine unbedeutende Hellgraufärbung der Objecte ist natürlich die Folge. Dieselbe hindert aber nicht ein normales Auge, eine Schrift auf dieselbe Entfernung mit der Brille ebenso scharf, als ohne diese zu lesen, wie ich mich mehrfach durch den Versuch überzeugt habe. Für Feuerarbeiter, z. B. Schmiede und Gießer, ist übrigens diese leichte Milderung des grellen Lichtes gewiß nur vortheilhaft. Für die Arbeiten der anderen Metallarbeiter ist sie nicht störend. Diese Glimmerbrillen haben nun außer dem Umstände, daß sie das ganze Auge schützen, folgende große Vortheile: 1. Sie können nicht zerschlagen werden. Gewaltige Hammerschläge von der wuchtigen Faust eines breitschulterigen Schmiedes in der Bielstein'schen Fabrik gegen die Brille geführt, vermochten nur die Glimmergläser flach zu drücken, während bei dem leisesten Schlage eine Glasbrille natürlich in Splitter zertrümmert wurde. Man kann die Glimmerbrillen getrost mit aller Gewalt auf die Erde werfen, sie nehmen keinen Schaden. Glühende Metalle, die auf Glas gegossen, dieses sofort zersprengen, lassen die Glimmerbrillen völlig intact. Ich ließ diefe auf dem flüssigen weißglühenden Eisen im Kessel des Gießhauses der Bielstein'schen Fabrik während zwei Minuten schwimmen; die Glimmergläser zeigten keine Veränderung. Nur mit der direct aufgesetzten Messer- oder Bohrerspitze läßt sich der Glimmer zerschneiden; dagegen prallen spitze Dreh- und Feilspäne von der Glimmerbrille zurück, da hier die elastisch federnde Glimmerplatte ebenso wirkt, wie die weiche Beschaffenheit des lockeren Zellgewebes unter der Bindehaut im Gegensatz zu der stark gespannten Hornhaut des Auges. Ich habe in einen Sprühregen von Eisendrehspänen nur 3″ von der Drehbank entfernt die Brille gehalten; alle Späne sprangen zurück. 2. Die Glimmerbrillen sind fast noch einmal so leicht, als die Glasbrillen. Eine französische Uhrglasbrille wiegt 13,9 Gramme, eine Glimmerbrille nur 7,5 Gramme. Dabei genirt sie die Bewegungen des Auges und die freie Orientirung nach allen Seiten des Gesichtsfeldes gar nicht, während das wohl bei den Schutzbrillen der Fall ist, deren sich mitunter die Arbeiter z. B. in den Werkstätten der kgl. oberschlesischen Eisenbahn beim Gießen von Compositionsmetall bedienen und die nur den Blick geradaus gestatten, da die seitlichen Theile des Auges durch die breite Ledereinfassung der Brille verdeckt werden. 3 Die Glimmerbrillen kosten den fünften Theil der Glasbrillen. Eine französische Uhrglasbrille, die allein im Stande ist das ganze Auge vor Verletzungen zu schützen, wird für einen Thaler verkauft. Dagegen beläuft sich der Preis einer Glimmerbrille nur auf sechs Silbergroschen. 4. Die Glimmergläser, da sie sehr schlechte Wärmeleiter sind, halten das Auge des Feuerarbeiters kühl. (Breslauer Gewerbeblatt, 1868,Nr. 26.) Nicht bloß die Metallarbeiter — bemerkt der Verfasser am Schlusse seiner Abhandlung über das Vorkommen von Augenverletzungen bei Metallarbeitern —Ueber das Vorkommen von Augenverletzungen bei Metallarbeitern und über eine neue Art von Schutzbrillen. Nach Untersuchungen an 1283 Breslauer Fabrikarbeitern. Von Dr. Herrmann Cohn, Augenarzt in Breslau. Separat-Abdruck aus der Berliner klinischen Wochenschrift, 1868, Nr. 8. Berlin, gedruckt bei Julius Sittenfeld, 1868. sind häufigen Augenverletzungen durch ihre Thätigkeit ausgesetzt, sondern noch eine große Zähl anderer Berufsclassen, die es mit leicht umherspringenden Körpern zu thun haben, z. B. die Minirer durch Pulverexplosionen, die Arbeiter in chemischen Fabriken und Laboratorien durch Aetzungen mit Säuren und Einspringen von Glassplittern; ferner die Steinmetze, Steinschleifer, Steinklopfer, Kohlenarbeiter, Bergleute, Heizer und ganz besonders die Eisenbahnschaffner. Für diese Alle würde sich die Anschaffung von Glimmerbrillen empfehlen. Neue Construction eines Dornes zum Erweitern resp. Glätten runder Löcher. Auf den gewöhnlichen, abgedrehten, etwas conischen Dorn werden zwei steile Gewinde, das eine von rechts nach links, das andere von links nach rechts eingeschnitten und so eine Anzahl von viereckigen Feldern mit schrägen schneidenden Kanten gebildet. Wenn dieses Werkzeug durch ein in einem Metalle befindliches Loch getrieben wird, so wird dieses dadurch vollkommen glatt; auch hat dasselbe keinen Grath, wie dieses bei einem einfachen Dorn mit schrägen Einschnitten gewöhnlich der Fall ist. (Journal of the Franklin Institute November 1867, S. 290.) Ueber die verschiedenen Fabricationsmethoden der Girders (des Balken- oder Doppel-T-Eisens), die verschiedenen Preise derselben und ihre Verwendung; von P. v. Tunner. In dem betreffenden Vortrage an der Bergakademie zu Leoben am 8. Februar d. I. erklärte und befürwortete Hr. Ministerialrath v Tunner zuerst den Namen Girder an Stelle des bisher gebräuchlichen „Doppel -T-Eisens“ und fuhr dann also fort: Die Erzeugung der Girders mit Walzen von gewöhnlicher Kalibrirung wird vielseitig ausgeführt; dabei gebraucht man aber für jede einzelne Größe von Girders eine bedeutende Anzahl von Kalibern, und wachsen die Kosten und Schwierigkeiten bei dieser Methode der Darstellung besonders rasch mit der Zunahme der Größe des Profiles. Eine Höhe der Girders von 1 ½ Fuß, namentlich bei gleichzeitig ziemlich breiten Köpfen, dürfte so ziemlich die Grenze seyn, bis zu welcher Größe dieses Façoneisen nach diesem Verfahren bisher dargestellt worden ist. Näheres hierüber ist im berg- und hüttenmännischen Jahrbuche XV. Bd., S. 18–22 nachzulesen. Für die Darstellung sehr großer Girders hat man deßhalb in England schon vor mehreren Jahren einen eigenthümlichen Weg eingeschlagen, welcher in dem Berichte des Ministerialrathes v. Tunner über die Londoner Ausstellung von 1862, S. 94–96 beschrieben ist, und der auch gegenwärtig noch in vielen Fällen als der beste angesehen werden dürfte und deßhalb vom Vortragenden in Kürze angegeben wurde. Auf der vorjährigen Pariser Ausstellung waren gleichfalls große Girders von 1 bis 1,1 Met. Höhe von Petin und Gandet und von Châtillon ausgestellt, die wieder auf ganz verschiedenen Wegen erzeugt worden sind, und über deren erstere dieser beiden verschiedenen Methoden im polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 117 eine Notiz sammt Skizze sich findet, welche der Vortragende in Kürze anführte. Das beste Kriterium über die Zweckmäßigkeit der einen oder anderen Fabricationsmethode ist, unter übrigens gleichen Umständen, der Preis der Waare. Wenige Artikel sind in den letzteren Jahren in dem Preise so gefallen, wie die Girders, während die Consumtion derselben außerordentlich zugenommen hat. Girders in einer Höhe bis zu 1 Fuß und 24–30 Fuß Länge standen vor 6 Jahren in England auf 11 Pfd. Sterl. die Tonne, d. i. 6 fl. 5 kr. der Wr. Ctr., und in Frankreich auf 27 Frcs. die 100 Kilogr., d. i. 6 fl. 6 kr. der Wr. Ctr.; im vorigen Jahre hingegen war der durch schnittliche Preis in Frankreich 18½ bis 19 Frcs. die 100 Kilogr., oder 4 fl. 15 kr. bis 4 fl. 26 kr. öst. Währg. der Wr. Ctr. Die großen Girders haben noch keinen recht bestimmten Preis; doch ist bekannt, daß von Châtillon im vorigen Jahre für einen Dockenbau in Oporto Girders von 0,5 Met. Höhe um 37 Frcs. für 100 Kilogr. geliefert worden sind, und die 1,1 Meter hohen sollen angeblich um 45 Frcs. gegeben werden. Jedenfalls werden auch diese Preise, durch die obengenannte Walzenmethode von Petin und Gaudet, zum raschen Sinken gebracht werden. Wie mannichfaltig die Verwendung der Girders insbesondere in England und Frankreich, und namentlich seit einigen Jahren im Bau- und Constructionsfache überhaupt geworden ist, kann hier als bekannt vorausgesetzt werden. Der Verbrauch würde auch in Oesterreich ein ganz anderer seyn, wenn diese Eisensorte, von der nach Wissen des Vortragenden nur die Gebr. Klein'schen Hütten in Mähren auf dem Wiener Platz ein aber nicht sehr vollständiges Lager haben, zu billigen Preisen und in genügender Auswahl vorhanden wäre. Man war in dieser Beziehung auch schon bestrebt, zwischen dem Producenten und Consumenten ein Uebereinkommen zu treffen, daß nur einige wenige Sorten von Girders benöthigt werden sollen, um dadurch die Erzeugung derselben zu erleichtern, wohlfeiler zu machen, wie aus den Verhandlungen des Ingenieur- und niederösterreichischen Gewerbevereines in Wien zu entnehmen ist. Leider muß oder wird bei derartigen Eisenconstructionen in Oesterreich aber meist noch zu genieteten Trägern Zuflucht genommen werden, welche bekanntlich aus Winkel- und Flacheisen oder entsprechenden Blechstreifen durch Vernietung hergestellt werden. Solche genietete Träger werden aber, abgesehen von den Preisen des Winkel-, Flach- und Nieteneisens, durch die Arbeit des Nietens kostspielig, und überdieß wird durch das Vernieten die Stärke des Materials dergestalt geschwächt, daß selten mehr als 60 Proc. der letzteren erreicht werden kann, in diesem Maaße also auch die genieteten Träger stärker und schwerer im Gewichte gehalten und sohin um so kostspieliger werden müssen. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1868, Nr. 10.) Oudry's Verfahren zum Verkupfern der Eisenwaaren auf galvanischem Wege. Hr. Ministerialrath v. Tunner hielt über dieses Verfahren einen Vortrag an der Bergakademie zu Leoben am 8. Februar d. I. Er bemerkt, daß auf der letzten Pariser Ausstellung die verkupferten Eisenwaaren, wie die kupfernen Abdrücke solcher Artikel, welche von Hrn. Oudry exponirt waren, gerechtes Aufsehen erregten, sowie auch den Besuchern von Paris erinnerlich seyn wird, daß dort alle Gascandelaber, die Fontainen am Concordia-Platze u. dgl. m. in den öffentlichen Straßen, Plätzen und an Gebäuden das Aussehen haben, als waren sie von Kupfer oder Bronze dargestellt, in der That aber aus der Verkupferungsfabrik des Hrn. Oudry hervorgegangen sind, welche schon seit Jahren besteht. Zur Zeit der Ausstellung war diese Fabrik mit der Verkupferung einer Menge von Gußwaaren für das im Bau begriffene große Opernhaus beschäftigt. Die Verkupferung geschieht auf galvanischem Wege. Oudry's Verfahren unterscheidet sich von der gewöhnlichen galvanischen Verkupferung aber in zwei Richtungen. Einmal dadurch, daß das Kupfer nicht unmittelbar auf das Eisen gefällt, sondern dieses vorerst mit einer für Wasser und saure Flüssigkeiten undurchdringlichen Hülle überzogen, und diese sodann durch Einreiben mit Graphit für den galvanischen Strom leitend gemacht wird, und dann dadurch, daß das Ausfällen des Kupfers in der Regel so lange fortgesetzt wird, bis eine Kupferschichte von 1 bis 2 Millimeter gebildet ist, wodurch die Verkupferung sehr dauerhaft wird. Die Oberfläche der Artikel, welche verkupfert werden sollen, bedarf nicht erst einer oft mühsamen Reinigung von Eisenoxyd, sondern sie wird nur allenfalls mit Meißel und Feile abgeglichen, und mit einer Bürste aus Eisendraht gereinigt. Hierauf werden dieselben mit einer gut deckenden und schnell trocknenden Farbe zweimal überstrichen, deren färbender Bestandtheil meistens aus Mennig besteht und sonach wird der Ueberzug mit feinem Graphit gut eingerieben. Im Falle irgend ein Theil vorzugsweise der Abnutzung ausgesetzt ist, kann dieser, wie dieß z. B. mit den Füßen der Gascandelaber in Paris geschieht, vor der Bedeckung mit der Farbe, mit Kupferblech bekleidet werden, welches natürlich nicht bemalen wird. Die solcher Gestalt präparirten Eisenstücke werden nun in eine concentrirte Lösung von Kupfervitriol gelegt und mit einer entsprechenden Anzahl galvanischer Elemente in Verbindung gesetzt. Hat man z. B. einen gewöhnlichen Gascandelaber zu verkupfern, so wird dieser in eine etwas saure Lösung von Kupfervitriol in einem seiner Größe entsprechenden Holzreservoir eingelegt und von allen Seiten mit porösen Thoncylindern von ungefähr 1½. Fuß Höhe und 4 Zoll Durchmesser umgeben, welche Cylinder verdünnte Schwefelsaure enthalten und in welcke Zinkcylinder eingesetzt sind, die unter einander durch Leitungsdrähte verbunden werden; hiernach werden beide Enden sammt dem Mitteltheil des Candelabers in leitende Verbindung mit den Zinkelementen gesetzt. Zur Ausfällung einer 1 Millimeter dicken Kupferlage bei einem solchen Candelaber sollen angeblich in der Regel 4½ Tage genügen. Die großen Fontainen der allgemeinen Plätze, welche verkupfert worden sind, sollen aber zwei Monate im Bade gelegen seyn. Der Preis für das Verkupfern bei Hrn. Oudry ist, nach Bericht des Hrn. C. Styffe, dem diese Daten entnommen sind, für Stücke von der Größe gewöhnlicher Candelaber 9 Frcs., aber kann für große Kunstgegenstände bis auf 25 Frcs. per Kilogramm ausgefällten Kupfers steigen. Wenn die ausgefällte Kupferlage sehr dick ist, so wird deren Oberfläche ein wenig knollig, und muß daher, wenn dieselbe vollkommen glatt seyn soll, mit der Feile etwas abgeglichen werden. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1868, Nr. 10.) Vereinfachte Gewinnungsweise des Magnesiums; von Reichert. Da die Bereitung größerer Mengen von trockenem, magnesiafreiem Chlormaguesium, behufs der Gewinnung von Magnesiummetall eine sehr lästige Operation ist, so hat der Genannte neuerdings vorgeschlagen, zur Gewinnung des Magnesiums den bei Staßfurt in unermeßlicher Menge vorkommenden Carnallit, das Doppelsalz von Chlorkalium und Chlormagnesium anzuwenden. Farblose Stücke sind rein und können direct zu der Darstellung verwendet werden; röthliche oder fleischfarbene enthalten Beimengungen von Eisenglimmer. Dieser bleibt beim Auflösen in Wasser zurück; aus der wässerigen Lösung erhält man beim Eindampfen das reine Doppelsalz wieder. Reichert gibt folgende Vorschrift:Jenaer Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaft, Bd. I S 499.1000 Grm. geschmolzener (wasserfreier), fein gepulverter Carnallit werden schnell mit 100 Grm. gepulvertem Flußspath und 100 Grm. Natrium in Stückchen gemischt und auf gewöhnliche Weise im Tiegel geschmolzen. Die Einwirkung geht äußerst ruhig von statten und die Ausbeute entspricht derjenigen, welche man bei Anwendung von Chlormagnesium erhält. Vor kieserit- (schwefelsaure Magnesia) haltigem Carnallit muß man sich hüten, weil durch diesen leicht gefahrvolle Detonationen bei dem Schmelzen entstehen können. Größere Mengen von Chlormagnesium oder Carnallit auf einmal anzuwenden, ist unzweckmäßig. Zinnchlorür mit Chlornatrium; von Dr. Carl Noellner. Wie bekannt sind die Chlorverbindungen des Zinnes sehr leicht geneigt Doppelsalze zu bilden und wurden davon auch eine Reihe solcher schon untersucht uud beschrieben, allein ich suche vergeblich nach Verbindungen des Chlorürs mit Chlornatrium, während eine solche mit Chlorid beschrieben ist. Vor einiger Zeit erhielt ich nun zufällig einen krystallinischen Niederschlag beim Vermischen einer concentrirten Zinnsalzlösung mit Kochsalz haltiger Salzsäure, der unter dem Mikroskop oberflächlich betrachtet, meist als aus regelmäßigen sechseckigen Sternen, bisweilen hier und da auch aus viereckigen Kreuzen bestehend erscheint; bei näherer Untersuchung gaben sie sich aber als Würfel und Kubo-Octaëder zu erkennen, auf deren Flächen immer kleinere Würfel aufgesetzt waren, demnach gerade ein umgekehrtes Verhalten zeigten, wie bei der Pyramidenbildung des Kochsalzes, wo die Pyramidenbildung von der Spitze aus beginnt; ferner verhalten sich diese Sterne unter dem Polarisationsapparate als völlig indifferent, zum Beweis, daß sie dem regulären Krystallsystem angehören. Im Wasser sind dieselben in kleinster Menge löslich, weßhalb sie bisher der Beobachtung entgangen seyn mögen, aber in sehr saurer concentrirter Zinnsalzlösung sind sie schwerlöslich und in starkem Weingeist als unlöslich zu bezeichnen. Um sie rein zu erhalten, muß man daher vorerst durch schwaches Pressen in feiner alter Leinwand die überschüssige saure Zinnlösung davon entfernen und den letzten Rest derselben durch Waschen mit stärkstem Weingeist davon trennen. Noch in der Lauge befindlich, sind die Krystalle durchscheinend, getrocknet aber stellen sie ein weißes krystallinisches Pulver dar, welches zwischen den Fingern sich wie Kalisalpeter anfühlt und dabei ein ähnliches, mit weichem Schnee, wenn man ihn ballt, zu vergleichendes Geräusch gibt. Mit Wasser angefeuchtet reagirt das krystallinische Pulver sauer, auch wenn dasselbe mit großem Ueberschuß von Weingeist so lange ausgewaschen wird, daß im Waschwasser nicht die geringste saure Reaction sich mehr erkennen läßt. Für sich im Platintiegel geglüht, hinterlassen die Krystalle Zinnoxyd, aus dem sich das Kochsalz mit Wasser auswaschen läßt, und zwar liefern 3 Grm. 2,958 Rückstand, woraus Wasser 2,907 Kochsalz auszieht und 0,048 Zinnoxyd hinterläßt; demnach bestehen sie aus: Zinnchlorür 1,5 Kochsalz 97,0 Verlust, Wasser 1,5 ––––––– 100,0 Da die erhaltenen Zahlen keinem eigentlichen Doppelsalze entsprechen, so wurden die Versuche mit wiederholt ausgewaschenem Salze vorgenommen, aber das Resultat blieb immer dasselbe, so daß sich eine dem Eisensalmiak analoge Verbindung vermuthen läßt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr. 24.) Explosion des Verdampf-Apparates einer Zuckerfabrik durch gekohltes Wasserftoffgas. Die am 26. December 1867 in der Kuttenberger Actien-Zuckerfabrik erfolgte Explosion eines Verdampf-Apparates durch gekohltes Wasserstoffgas dürfte in weiteren technischen Kreisen noch wenig bekannt seyn. Man pflegt bei zeitweise eintretendem Stillstande einer Zuckerfabrik die Röhren des Verdampf-Apparates, um welche der Dampf spielt, von den Kalkincrustationen zu befreien. Dieß geschieht mittelst stark verdünnter Salzsäure, wobei nur selten eine Vorreinigung mittelst kohlensauren Natrons angewendet wird. Letzteres Verfahren verdient aber den Vorzug. Kocht man mit kohlensaurem Natron eine Stunde lang und läßt dann die Flüssigkeit zwei Stunden im Apparat stehen, so hat man ein bedeutendes Quantum von Kalk abgelöst, welches mit vegetabilischen Substanzen vermischt den Röhren anhaftete. Zugleich hat man aber den Apparat nicht im mindesten angegriffen, welches bei Anwendung von salzsaurem Wasser unter allen Umständen in größerem oder geringerem Maaße der Fall ist. Nach einer solchen Vorreinigung kann man auch eine bedeutend geringere Quantität von Säure anwenden, da die Incrustation bereits größeren Theiles entfernt ist. Daß dann noch ein Auskochen mit Wasser stattfinden muß, auf welches in den meisten Fällen noch eine mechanische Reinigung folgt, ist jedem Zuckerfabrikanten bekannt. Auch in der genannten Fabrik kochte man vor den Feiertagen den Verdampf-Apparat mit verdünnter Salzsäure aus, vergaß aber nachträglich noch mit Wasser zu kochen. Hätte man das Letztere nicht versäumt, so wäre die Explosion nicht erfolgt, denn beim Einsaugen des Wassers wäre alles durch die Wirkung der salzsauren Lösung auf Eisen entstandene gekohlte Wasserstoffgas von der Luftpumpe abgesaugt worden. Als beim Anfange des Arbeitens am 26. December Abends der betreffende Wärter nachsehen wollte ob der Apparat gut gereinigt sey, wozu er genöthigt war den Mannlochdeckel abzuschrauben, entzündeten sich die im Apparate befindlichen Gase in dem Augenblick an der Lampe des Arbeiters wo derselbe den Deckel mit einem Meißel lüftete. Es erfolgte eine sehr starke Detonation. Dem Arbeiter wurde das Gesicht verbrannt und er selbst an die gegenüber liegende Wand geschleudert, wobei er einen Schenkelbruch erlitt. Eine Schraube vom Mannloch zerschmetterte ihm das Schulterblatt. Der obere Boden des einen und der untere Boden des anderen Apparates wurden aus ihren Nietungen gerissen, so daß sie durch neue ersetzt werden mußten. Andere, weiter entfernt sich befindende Arbeiter wurden ebenfalls verletzt, Thüren und Fenster stark beschädigt etc. Der besprochene Vorfall wurde unläugbar durch eine mangelhafte Aufsicht veranlaßt. Die Zeit des Fabriks-Dirigenten ist durch Wichtigeres als das Nachsehen hinsichtlich gründlicher Reinigung der Geräthschafteu in Anspruch genommen: ihn trifft bei solchen Fällen nur der Vorwurf, in der Wahl seiner Gehülfen nicht glücklich gewesen zu seyn. A. S. Wiederbelebung der Laming'schen Reinigungsmasse für Steinkohlengas. Die allgemein gebräuchliche Masse zum Reinigen des Steinkohlengases von seinem Schwefelwasserstoffgehalt, welche aus Eisenoxyd und schwefelsaurem Kalk besteht, verliert bekanntlich nach einiger Zeit ihre Wirksamkeit, so daß man sie durch neue Substanzen ersetzen muß. Der Ingenieur Schneider in Straßburg hat nun ein Mittel gefunden, um die unwirksam gewordene Reinigungsmasse beliebig oft wiederbeleben zu können. Hierzu vermischt man dieselbe mit der Hälfte ihres Gewichtes Eisenfeile; man braucht dann nur das Gemenge mit Wasser zu tränken und von Zeit zu Zeit die Oberflächen zu erneuern; der in der Masse enthaltene freie Schwefel verbindet sich mit der Eisenfeile zu Anderthalb-Schwefeleilen, welches in Berührung mit Luft und Wasser in Eisenoxyd übergeht. (Annales du Génie civil, Februar 1868, S. 113.) Ueber die Erkennung von Anilin neben Toluidin; von A. Rosenstiehl in Mülhausen (Elsaß). Von der Société industrielle de Mulhouse beauftragt, ein Gutachten über die Natur des von dem Fabrikanten Coupier in Poissy neuerdings in den Handel gebrachten und mit dem Namen Toluolroth (rouge de toluène) belegten, eigenthümlichen rothen FarbstoffesMan s. darüber polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 385 abzugeben, war ich veranlaßt mich nach einem Mittel umzusehen, welches die Anwesenheit oder Abwesenheit von Anilin in dem von Coupier zur Fabrication des neuen Roth's verwendeten flüssigen Toluidin mit Bestimmtheit nachzuweisen gestattete. Als charakteristisch für Anilin ist schon seit langer Zeit die blaue Färbung bekannt, welche es bei Anwendung von Chlorkalk annimmt. Da Toluidin sich unter gleichen Umständen nur braungelb färbt, so würde diese Reaction ohne Weiteres ganz geeignet seyn, mit Toluidin gemengtes Anilin zu erkennen, wenn nicht die bei Einwirkung von Chlorkalk auf Toluidin sich bildenden braunen Stoffe das Blau des Anilins gänzlich verdeckten. Um diesen Uebelstand zu beseitigen und die Reaction brauchbar zu machen, versuchte ich die unter dem Einflusse des Chlorkalkes aus beiden Basen entstehenden verschiedenen Producte durch Aether zu trennen. Es gelang mir dieß nicht nur vollkommen, sondern ich fand dabei auch, daß die Anilinreaction, welche von jeher als äußerst vergänglich bezeichnet worden war, bei Anwendung von Aether bedeutend an Stabilität und Empfindlichkeit gewinnt. Der Aether löst nämlich nicht nur die braunen, aus Toluidin entstehenden Stoffe auf, sondern ebenso auch die harzigen Körper, welche bei weiterer Einwirkung von Chlorkalk auf Anilin entstehen und welche die zuerst aufgetretene schöne Farbenreaction so rasch wieder gänzlich verdecken. Auf Grund verschiedener vergleichender, von mir selbst und von meinem Assistenten, Hrn. C. Clemm, angestellter Versuche, erscheint mir nun folgendes Verfahren als das einfachste und sicherste, um selbst die kleinsten Mengen von Anilin noch neben Toluidin nachweisen zu können. Man löse die zu prüfende Base — nur auf die Base ist die Methode anwendbar — in Aether auf, füge das gleiche Volum Wasser und dann tropfenweise Chlorkalklösung zu. Jeder Tropfen bringt in der wässerigen Flüssigkeit eine braune Trübung hervor, die beim Umschütteln sich in dem Aether löst, so daß dann die blaue Färbung der wässerigen Schicht hervortritt. Man fahre fort mit dem Zusätze von Chlorkalk, bis die Intensität des Blau nicht mehr zunimmt. Für 1 Grm. Alkaloid sind beispielsweise die günstigsten Verhältnisse: 10 Kubikcentimeter Aether, 10 K. C. Wasser und 5 K. C. Chlorkalklösung von 1,055 spec. Gewicht (8° Baumé). Ein auf diese Weise behandeltes Gemisch von 1 Grm. reinem krystallisirtem Toluidin und 1 Mgr. Anilin (also 1/10 Procent Anilin) lieferte 20 K. C. blaugefärbte wässerige Flüssigkeit. — Die Intensität der Färbung, durch eine Schicht von 22 Mmt Dicke gesehen, entsprach der neunten Nuance der Chevreul'schen chromatischen Tonleiter des reinen Blau (Gamme chromatique de Chevreul Bleu pur No. 9). Man kann nach diesem Verfahren die Menge des Anilins in Gemischen von Anilin und Toluidin selbst annähernd quantitativ bestimmen, indem man so lange mit gemessenen Mengen von Wasser verdünnt, bis die Intensität des Blau einen gewissen als Basis der Vergleichung angenommenen Punkt erreicht hat. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, 1867 S. 356.) Conservirung des Eises. Die Aufbewahrung des Eises über der Erde nach der sogenannten amerikanischen Methode hat nun noch eine weitere Vereinfachung dadurch erfahren, daß auch der oberirdische doppelwandige Holzbau entbehrlich gemacht wird, indem man das Eis an einer schattigen Stelle zu einem Kegel aufschichtet und diesen mit einem schlechten Wärmeleiter, Moos, Stroh n. dgl. bedeckt. Auf eine achtjährige Praxis gestützt, beschreibt Dr. Auring das Verfahren folgender Weise: Nachdem man sich einige Fuhren Wald- oder Wiesenmoos, sowie etwas Stroh besorgt hat, wählt man einen Platz hinter einem Gebäude (Nordseite ist erwünscht, aber nicht unbedingt nothwendig) oder unter dicht belaubten Bäumen, und zwar dergestalt, daß die Wetter- oder Westseite durch Wände, Mauern etc. oder natürlich geschützt ist, indem das Eis von dieser Seite am stärksten durch Witterungseinflüsse angegriffen wird. Wo ein solcher Schutz nicht vorhanden, ist eine stärkere Bedeckung nothwendig. Bei der Auswahl der Stelle, wo der Eisberg ausgeführt werden soll, ist darauf Bedacht zu nehmen, daß, falls der Boden nicht durchlässig ist, je nach den örtlichen Verhältnissen auf irgend einer Seite (am seltensten in der Mitte) durch Anlegung einer mit einem Rost bedeckten Grube ein Abfluß des sich ansammelnden Eiswassers stattfinden kann. Bei irgend durchlässigem Boden ist eine Vorkehrnng nicht erforderlich, da das Eis nur wenig, meist nur im Frühlinge bei heftigen Westwinden schmilzt und auch der gefrorene Untergrund bei der geringsten seitlichen Neigung das Wasser zum Abfließen bringt. (Mein Eiskegel ist auf ganz ebener Erde ohne jegliche Vorrichtung aufgeführt.) Die Herstellung des Eiskegels geschieht nun auf folgende Weise: Auf platter Erde wird von Eisblöcken ein Kranz von beliebig großem Umfange gebildet (der Durchmesser meines Eiskegels beträgt 20 Fuß, die Höhe 15 Fuß), in dessen Mitte durch die Axt zerkleinerte Eisstücke geworfen werden, bis dieselben mit der äußeren Umgebung gleiche Höhe haben. Die auf diese Weise gebildete Schicht wird mit Wasser Übergossen; alsdann führt man darauf einen zweiten Kranz auf, füllt das Innere desselben wieder mit kleinen Eisstücken und über gießt es ebenfalls mit Wasser, damit alles innig zusammenfriere. Auf diese Weise fährt man fort, bis der Kegel vollendet ist, dessen Höhe und Umfang ganz beliebig seyn können. Hat man ihn noch einige Tage hindurch fleißig begossen, so wird er mit einer Bekleidung von reinem Stroh von etwa handbreiter Stärke umgeben und bei Frostwetter frei stehen gelassen, damit die Bedeckung festfriere, wobei man aber ja nicht das Begießen verabsäume. Bei eintretendem Thauwetter wird der ganze Kegel mit oben angegebenem Material 9 bis 15 Zoll stark bedeckt, und er ist fertig. In Gegenden, wie z. B. in Niederungen, wo dieses Deckmaterial nicht zu beschaffen ist, nehme man Stroh, vorzuglich in verkleinertem Zustande, z. B. Häcksel (Häckerling, Siede) oder Stoppel; man hat jedoch dafür zu sorgen, daß der Wind diese Bedeckung nicht wegwehen kann. Ich rathe aber für solche Gegenden den weiter unten beschriebenen Kastenbau zu wählen. Die Bedeckung darf aber unter keinen Umständen so stark aufgebracht werden, daß sie sich erhitzt und durch ihre Fermentation dem Eise schadet. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß der oben beschriebene Eiskegel nie von oben, sondern stets von unten und an der Westseite schmilzt; deßhalb muß die Anlage weniger umfangreich, als hoch seyn. Aus demselben Grunde ist anzurathen, den Fuß des Kegels bis zu einer Höhe von 3 bis 4 Fuß mit einer handbreiten Schicht Torfgrus, Torferde etc. zu bedecken. Will man den Eisvorrath unmittelbar an Gebäuden anbringen, so weicht dieses Verfahren von dem bereits angegebenen ein wenig ab. Zunächst versieht man die Wände, welche mit dem Eis in Berührung kommen, von außen mit einer Breterverkleidung, und zwar derart, daß zwischen dieser und der Wand ein dreizölliger Zwischenraum bleibt, den man mit Torfgrus ausfüllt. Dieses ist besonders nothwendig, um die Wände vor Nässe zu schützen. Auch muß man über dem Eise ein schuppenartiges Dach anbringen, damit das Wasser von der Traufe nicht auf das Eis geleitet werde und letzterem einigen Schutz vor Sonnenstrahlen gewähre. Wer weder schaltige Bäume noch einen passenden Platz an Gebäuden hat, baue ein schirmartiges Dach zum Schutze gegen Regen und Sonnenstrahlen. Alles Uebrige wie beim Kegel. Beim Gebrauch fängt man von der Spitze an, niemals von unten oder von der Seite, damit keine warme Luft zum Eise gelangen kann. Die entstandene Oeffnung wird sofort wieder mit Moos etc. geschlossen. (Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1867 S. 390.) Ueber die Construction von Eishäusern. Ein Correspondent einer amerikanischen Zeitung beschreibt folgende zwei Eishäuser. Nr. I war zugänglich durch einen 20–25′ langen Gang, bestehend aus starken überwölbten Steinmauern mit einer Thür an jedem Ende. Das Haus war kreisförmig, in Kalkofenform, 14′ weit sich etwas nach dem Boden zu vorhängend. Eine feststehende Leiter in der Mitte gestattet Zugang zu dem Eise von der Thür aus. Bei der Füllung des Hauses wurde Roggenstroh um die Seiten herum gelegt und das Eis in kleine Stücke gebrochen; nur an der Thür wurden größere Stücke eingesetzt. Auch der überwölbte Gang wurde mit Eis gefüllt. Sowohl dieser als das Haus selbst wurden mit einer 3–4′ dicken Lage von Erde und Rasen bedeckt, so daß nichts als die Thür frei blieb. Nr. II war einfach eine Grube im Boden, nach unten sich vorhängend, oben 15′ weit, von unbekannter Tiefe, daher nie leer von Eis. Als Bedeckung diente ein 1′ dickes Strohdach, getragen durch 2′ hohe Pfeiler an allen Ecken und über diese und die Seiten der Grube hinweg bis zum Boden reichend. Dieser hervorragende Theil wurde immer offen gehalten und dient namentlich zur Abhaltung der Sonnenstrahlen. Beim Füllen des Hauses wurde Stroh um die Seiten herumgelegt, das Eis klein gebrochen und zuletzt mit einer 2′ dicken Schicht Roggenstroh bedeckt. Während in Nr. I das Eis nie über den Juli hinausreichte, wurde Nr. II nie leer. Dieß beweist den großen Vorzug der zweiten Construction vor der ersten. Vor Allem vergesse man aber in keinem Falle für vollkommene Entwässerung Sorge zu tragen. (Auszüglich aus dem Mechanics' Magazine; Breslauer Gewerbeblatt, 1868, Nr. 25.) Klären der alkoholischen Schellacklösung. Vor einiger Zeit wurde die Klage eines österreichischen Industriellen kund, daß es ihm nicht möglich sey, eine klare weingeistige Schellacklösung herzustellen. Wenn er 1 Theil Schellack in 6 bis 7 Theilen Weingeist von 95° Tr. im Wasserbad auflöse, so bekomme er nur eine ganz trübe Flüssigkeit, welche nur nach wochenlangem Stehen zur Hälfte zu einer durchsichtigen klaren Flüssigkeit werde. Da es ihm auf diese Weise unmöglich war, größere Quantitäten Schellackfirniß in kurzer Zeit durchsichtig und ganz klar darzustellen, so bat er um Mittheilung darüber, ob vielleicht der Schellack nur durch Zusatz eines gewissen Stoffes im Weingeist ganz klar und vollkommen durch bloßes Kochen so auflösbar werde, daß sich die Auflösung nach dem Erkalten nicht mehr trübt, oder ob eine eigene Behandlung des Schellacks nöthig sey, um den erwähnten Zweck zu erreichen. Da dieselbe Unklarheit über die Löslichkeitsverhältnisse des Schellacks vielleicht auch in anderen Kreisen vorhanden ist, so erscheint es nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, daß es keinen Stoff gibt, durch dessen Zusatz man eine ganz klare weingeistige Schellacklösung herstellen kann, während sich dieser Zweck auf einem anderen Wege ganz einfach erreichen läßt. Außer den auch in kaltem Weingeist löslichen Harzen enthält der Schellack noch einen wachsähnlichen Stoff, der sich in siedendem, aber nicht in kaltem Alkohol auflöst. Hat man daher mit kochendem Weingeist eine Schellacklösung bereitet, so muß dieselbe beim Erkalten sich trüben und zwar bleiben die feinsten Theilchen der wachsähnlichen Substanz noch sehr lange schweben. Um eine solche Lösung zu klären, muß sie nach dem völligen Erkalten und einigem Stehen in der Kälte durch Filz oder Filtrirpapier (zweckmäßig durch wollenes Fließpapier) filttirt werden. Die Dauerhaftigkeit des Filters wird durch Zusatz von sandfeinem Glaspulver zur siltrirenden Lösung erhöht. Will man die Lösung gleichzeitig entfärben, so kocht man sie vor dem Filtriren einige Zeit mit frisch ausgeglühtem Beinschwarz und läßt sie dann ebenfalls völlig erkalten. (Deutsche Industriezeitung, 1867 S. 500.) Arrowroot aus Brasilien; von Dr. Th. Wimmel. Was bisher unter dem Namen Rio- oder Brasil-Arrowroot in den Handel kam und häufig auch als Maranta-Stärke verkauft und gekauft wurde, ist bekanntlich das Stärkmehl von Manihot utilissima und M. Aipi Pohl In jüngster Zeit ist jedoch aus Süd-Brasilien ein ächtes Arrowroot, also Maranta-Stärkmehl importirt, und zwar aus der deutschen Colonie Dona Francisca, wo von einigen Colonisten der Anbau der in Brasilien nicht einheimischen Maranta. Arundinacea. mit Erfolg versucht worden ist. Die Herren Becker und Franck in Hamburg, welche eine Sendung von diesem Arrowroot erhalten haben, theilten mir Proben davon mit, welche ich von vorzüglicher Reiuheit fand, und dürfte die Waare, da sie im Preise sich nicht höher stellen wird, bald dem westindischen Bermuda und St. Vincent Arrowroot Concurrenz machen. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, daß die von Mialhe, Albers u. A. empfohlenen Unterscheidungsmittel der Stärkearten (Kalilauge und Salzsäure) in Bezug auf die Maranta-Stärke nicht zutreffend sind, und daß zur Unterscheidung der unter der Bezeichnung „Arrowroot“ oder Amylum marantae in den Handel kommenden verschiedenen Stärkearten nur die mikroskopische Prüfung Sicherheit gewährt. (Hamburger Gewerbeblatt, 1868, Nr. 14.) Eine neue Hefe. Bei der Spirituserzengung werden Stoffe verwendet, welche die Eigenschaft der Selbstgährung nur in geringem Grade oder auch gar nicht besitzen, wie die reinen Zuckerlösungen, die Melassen etc. Um diese in Gährung zu versetzen, muß man Bier- oder Preßhefe anwenden. Da man sich diese jedoch nicht immer und überall qualitätsmäßig und zu einem billigen Preise verschaffen kann, so glauben wir im Interesse der Spirituserzeuger auf eine neue Hefe hinweisen zu sollen, welche durch ihren Erzeuger, Durin und Comp., zu Steene bei Dünkirchen, in der Gruppe V, Classe 43, in drei Arten ausgestellt wurde, und die Bierhefe sehr vortheilhaft ersetzen soll. Sie wird 1) aus den Rückständen der Stärkmehl-Erzeugung; 2) aus jenen von Rüben bei der Spirituserzeugung und 3) aus dem bei der Scheidung der Zuckersäfte erhaltenen Schaume gewonnen. Diese verschiedenen Stoffe findet man heutzutage überall und zu sehr billigem Preise — ja oft um die Auslage des Wegführens. Sie können ebenso wie die nach dem Gebrauche weggeworfene Hefe leicht wieder belebt werden und sie lassen sich durch vollkommene Trocknung mittelst Dampf etc. bei niedriger Temperatur dauerhaft conserviren und, ohne ihre Wirksamkeit einzubüßen, überall hin versenden. Die seit zwei Jahren auf eine currente industrielle Weise angewendete Methode, die Melasse mittelst dieser neuen Hefe in Gährung zu versetzen, hat in den Zucker- und Spiritus-Etablissements der HHrn. Durin und Comp. und in anderen sehr günstige Resultate geliefert. Die Gährung, sowie die Destillation, sind in 28, ja in 24 Stunden beendet — das Destillat ist besser, als jenes bei der alten Verfahrungsweise mit Bierhefe und man erhält auch etwas mehr Spiritus. Die Gestehungskosten dabei sind bedeutend geringer. Die Melassenbrennereien zahlen für ihre Hefe 60 Centimes bis 1 Franc 20 Centimes per Kilogramm. Man verbraucht zur Gährung von 1000 Kil. Melasse im Durchschnitte 14 Kil. englische Preßhefe à. 60 Cent = 8,40 Francs von der neuen trockenen Hefe 3½ Kil. à. 15 Cent = 0,52 Francs ––––––––––––– was bei Verarbeitung von 1000 Kil. Melasse einen Gewinn ergibt von 7,88 Francs Die Jury der Welt-Ausstellung zu Paris hat dieser neuen Hefe die silberne Medaille zuerkannt. Dr. Ed. Schmidt. (Aus dem österreichischen officiellen Ausstellungs-Bericht, 7. Lieferung S. 200.)