Titel: Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
Autor: C. Schinz
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XIV., S. 39
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XIV. Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. (Fortsetzung von Bd. CLXXXVI S. 392.) XVII. Rauchverzehrender Apparat mit einem zweiten beweglichen Roste, patentirtes System von Raymondière in Nantes. Mit Abbildungen. Raymondière's rauchverzehrender Apparat mit einem zweiten beweglichen Roste. Der Apparat von Raymondière ist offenbar rationell construirt und erfüllt alle Bedingungen der Rauchverzehrung. Ob aber irgend ein Heizer im Stande seyn wird diesen Apparat so zu handhaben, wie es erforderlich wäre um Wärmeverluste zu vermeiden, ist eine andere Frage, und darauf kommt es eben an, da man niemals bloß die Verhütung des Rauches, sondern auch eine ökonomische Ausbeute des Brennstoffes beabsichtigen wird. Wir lassen nun die Beschreibung des Apparates nach Armengaud's Génie industriel, April 1868, S. 169 folgen und reihen derselben unsere weiteren Bemerkungen an. Textabbildung Bd. 189, S. 39 Textabbildung Bd. 189, S. 39 Beschreibung des Apparates. — Derselbe besteht wesentlich in einem zweiten beweglichen Roste, welcher auf einem Wagen angebracht ist, den man in den Hintergrund des Aschenraumes einführt, nämlich auf den Boden einer Kammer, welche zwischen der Feuerbrücke und dem gewöhnlichen Heizraum ausgespart ist. Unmittelbar an diese Kammer stoßt eine Esse, welche mit einem Schieber versehen ist, den man außerhalb des Ofens beliebig handhaben kann. Bei dieser Anordnung kann man entweder den beweglichen Rost mit glühenden Kohks oder Kohlen vom oberen Roste beschicken, und dann werden die Rauchgase, welche sich aus dem auf dem oberen Roste aufgegebenen frischen Brennmaterial entwickeln, mittelst der auf ihrem Wege durch die Stäbe des beweglichen Stoffes erhitzten Luft verbrannt. Oder man kann umgekehrt den beweglichen Rost mit frischen Kohlen und den feststehenden Rost mit glühenden Kohks oder Kohlen beschicken; in diesem Falle erhitzt sich die durch den festen Rost in reichlicher Menge eindringende Luft und verzehrt die von dem beweglichen Roste abziehenden, unvollständig verbrannten Producte. Fig. 1 ist ein Ländendurchschnitt des Ofens; Fig. 2 ist ein Querdurchschnitt desselben vor dem beweglichen Roste. Der rauchverzehrende Herd besteht, wie wir bereits bemerkten, aus zwei combinirten Rosten, wovon der eine, a, fest, der andere, b, beweglich ist; sie sind hintereinander in verschiedener Höhe angebracht. Der feststehende Rost a ist in gewöhnlicher Weise eingesetzt, seine eisernen Stäbe sind aber nicht mit den allgemein gebräuchlichen prismatischen Absätzen versehen, welche dazu dienen, sie um eine bestimmte Weite von einander zu halten, sondern jeder Stab hat auf einer seiner Flächen kleine, einzeln stehende Vorsprünge von geringem Querschnitt (c, Fig. 3), welche den Abstand der einzelnen Stäbe von einander erhalten, ohne die freie Circulation der Luft im Roste irgendwie zu beeinträchtigen. Diese Vorsprünge werden entweder von an den Stab angegossenen Warzen von rundem oder polygonalem Querschnitte, oder von an die Stäbe befestigten Nieten oder Knöpfen gebildet; auf die Vorsprünge eines Stabes stützt sich die Fläche des nächsten Stabes und in dieser Weise geht es durch die ganze Breite des Rostes fort. Da somit die Stützpunkte weniger voluminös, zahlreicher und besser vertheilt sind, so gewährt der Rost bei großer Solidität einen regelmäßigeren Zug. Textabbildung Bd. 189, S. 40 Der bewegliche Rost b, in Fig. 3 in größerem Maaßstabe im Längendurchschnitt dargestellt, besteht aus knieförmigen Stäben, welche durch die an den Seiten f (Fig. 2) befestigten Querbolzen d verbunden sind. Der Wagen steht auf zwei Paar Rollen g, womit er auf der Schienenbahn h gleitet, welche auf der Sohle des Aschenraumes angebracht ist. Unmittelbar über dem beweglichen Roste befindet sich der Canal i, welcher die von diesem Roste abziehenden Gase und heiße Luft den unvollkommen verbrannten gasförmigen Producten des festen Rostes zuführt. Der Querschnitt der Eintrittsöffnung dieser Esse läßt sich mittelst einer Klappe k reguliren, welche um eine Achse mit Scharniergelenk beweglich ist und durch die mit Griff m versehene Stange l gehandhabt wird. Der Heizer chargirt vorerst den beweglichen Rost mit glühenden Kohks oder Kohlen, schiebt ihn dann in den Hintergrund des Aschenraumes und öffnet hernach die Klappe der kleinen Esse vollständig. Er läßt nun fünf bis sechs Minuten verstreichen, damit die auf ihrem Wege durch den beweglichen Rost erhitzte Luft Zeit hat den Rauch zu verbrennen, welcher sich aus dem auf dem festen Rost ausgebreiteten frischen Brennmaterial in reichlicher Menge entwickelt. Alsdann verkleinert er durch theilweises Niederlassen der Klappe die Oeffnung der Esse, um nicht unnöthig Kohks auf dem beweglichen Roste zu verzehren, deren Wirkung weniger nothwendig ist, sobald das Brennmaterial auf dem festen Roste gehörig in Brand gerathen ist. Die Klappe kann sogar gänzlich geschlossen werden, wenn dieses Feuer gut brennt; übrigens muß das Oeffnen und Schließen der Klappe, sowie das Aufgeben des Brennmaterials, nach der für den Motor oder die Fabrik erforderlichen größeren oder geringeren Dampferzeugung regulirt werden. Bei Anwendung eines Brennmaterials von besonderer Beschaffenheit kann es vortheilhaft seyn, in umgekehrter Weise zu verfahren. Hierzu öffnet man vorerst die Klappe und füllt dann die Esse des kleinen Rostes mit frischen Kohlen, indem man das Brennmaterial vom oberen Rost aus hinabläßt. Für diese Operation muß man den Zeitpunkt abwarten, wo die obere Feuerung ganz rauchfrei und die auf dem festen Roste liegende Kohle in voller Gluth ist; dann wird der in der Esse etwa entstehende Rauch durch die Luft verbrannt werden, welche in reichlicher Menge durch die Stäbe des festen Rostes hindurchzieht und durch die auf demselben befindlichen Kohks erhitzt wird. Bemerkungen über den beschriebenen Apparat. Die Theilung des Rostes in zwei, ist nichts Neues, und die eigenthümliche Construction der Roststäbe steht entschieden der bisher gebräuchlichen nach, da sie nicht gestattet den Rost von unten bequem zu reinigen. Die Beweglichkeit des Herdes b ist nicht ohne Werth, da derselbe dadurch leichter rein zu halten ist, indem man ihn zu diesem Zwecke nach vorn zieht. Als wirklich neu und lobenswerth ist die Klappe k zu bezeichnen. Bei der Stellung, welche sie in den Figuren hat, werden die aus b kommenden Verbrennungsproducte nahezu dieselbe Zusammensetzung besitzen wie die aus dem Herde a abziehenden, so daß sie keinen größeren Ueberschuß an Luft oder unverbrannten Gasen haben, daher auch ohne Wirkung auf letztere sind. Kommt nun aber neuer Brennstoff auf den Rost a, so daß er augenblicklich eine Menge Destillationsproducte ausgibt, welche unverbrannt abziehen, so wird dann ein Lüften der Klappe k in eine mehr horizontale Lage, den Producten aus b einen Luftüberschuß beifügen, der die Verbrennung des Unverbrannten aus a bewirken kann. Solche Klappen zum Zuführen von Luft sind schon lange in Gebrauch gewesen, aber der Vortheil derjenigen des Patentträgers ist der, daß die Luft eine bedeutend höhere Temperatur annehmen muß, ehe sie mit den Destillationsproducten aus a in Berührung kommt. Hingegen hat diese Klappe mit den bisher angewandten das gemein, daß der Heizer kein Kriterium hat, wie viel Luft er in Wirklichkeit zuläßt, denn wenn er das erfolgte Verschwinden des Rauches zu seiner Richtschnur nimmt, so wird er sicher sämmtliche Verbrennungsproducte der Art mit Luft verdünnen, daß die Temperatur der Flamme bedeutend sinkt und eine Menge von Wärme unbenutzt aus dem Schornstein entweicht. Es genügt nicht, Luft und brennbare Gase oder Dämpfe zusammenzuführen, dieselben müssen in innigen Contact kommen und eine Zeit lang in Contact bleiben ohne daß die Temperatur sinken kann, weil nach dem Sinken der Temperatur trotz allem Contacte eine Verbrennung nicht mehr möglich ist; nur unter dieser Bedingung könnte ein Luftüberschuß vermieden werden und dennoch eine vollständige Verbrennung der Destillationsproducte stattfinden.