Titel: Entsilberung des Werkbleies durch Zink auf den Oberharzer Hütten.
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LIII., S. 232
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LIII. Entsilberung des Werkbleies durch Zink auf den Oberharzer Hütten. Ueber Entsilberung des Werkbleies durch Zink auf den Oberharzer Hütten. Zur Entsilberung dient eine Batterie von drei Pattinson'schen Kesseln. Man schmilzt in jedem der beiden Seitenkessel 250 Ctr. Werkblei mit 11–13 Qt. (Pfundtheilen) Silber ein und nimmt dann zur Ermittelung des Silbergehaltes behufs Normirung der Anlage Probe, nachdem der oberflächlich entstandene Bleidreck (Schlickerwerke) abgezogen. Auf die Oberfläche des geschmolzenen Bleies setzt man 260 Pfd. Zink in Platten, rührt, wenn dieses eingeschmolzen, ½ Stunde von zwei Seiten mit flachen durchlöcherten Kellen, läßt dann bei unterbrochener Feuerung 3 Stunden abkühlen, bis sich oberflächlich eine Kruste von silberreichem Zink gebildet hat, und schöpft diesen Zinkschaum mittelst durchlöcherter flacher Kellen so lange in den mittleren Kessel über, bis sich Ränder von krystallisirtem Blei bilden. Hierauf macht man das Blei wieder heißer, setzt 95 Pfd. Zink zu, wiederholt das Rühren etc. und beschließt die Entsilberung durch einen dritten Zusatz von 40 Pfd. Zink, so daß man im Ganzen 395 Pfd. Zink verwendet. Nach jedem Entzinken nimmt man Probe und die Entsilberung ist vollendet, wenn das Armblei (154 Ctr.) höchstens noch 0,05 Qt. Silber im Centner enthält. Das Einschmelzen dauert 4–5 Stunden und das dreimalige Entsilbern etwa 19 Stunden. Behufs Entzinkung des Armbleies setzt man auf 154 Ctr. davon 1½ Ctr. Staßfurter Kalisalz und 1½ Ctr. schwefelsaures Bleioxyd und bringt in das schwach rothglühende Blei auf den Boden des Kessels an einem Hebel ein Stück Holz, welches verkohlt und durch die entwickelten Gase Blei und Zusätze in innige Berührung bringt (Polen), so daß das aus letzteren entstandene Chlorblei Chlor an das Zink im Armblei abgeben und dessen Reinigung herbeiführen kann. Wendet man bei diesem Polen eine zu hohe Temperatur an, so geht die Entzinkung des Bleies weniger vollständig vor sich, indem Zink vom Kohlenstoff wieder reducirt zu werden scheint. Diese Operation, während welcher man den Kessel zur Abführung der Dämpfe mit einem mit Thür versehenen Blechdom bedeckt erhält, dauert etwa 24 Stunden und ist vollendet, wenn eine genommene Probe die Anlauffarben des reinen Bleies zeigt. Man zieht dann die Salzschlacke ab und kellt die Armwerke behufs des Raffinirens aus. Letztere Operation ist noch erforderlich, weil das Antimon nicht hinreichend bei dem Entzinkungsproceß entfernt werden kann, während das Kupfer aus dem Werkblei schon beim Entsilbern durch Zink aufgenommen und letzteres aus dem Armblei durch Chlorblei weggeschafft wird. Behufs der Raffination des entzinkten Armbleies schmilzt man 200 Ctr. im Treibofen ein, nimmt die entstandene Bleikrätze ab, erzeugt bei angelassenem Gebläse Abstrich, welcher das Antimon enthält, sticht das entabstrichte Metall in einen Herd ab und kellt in Formen aus, wo dann ein ausgezeichnet reines, weiches Blei mit schönen krystallinischen Figuren auf der Oberfläche erfolgt, welches reiner als das durch den Pattinson'schen Proceß erzeugte Blei ist. Der Abstrich dient zur Hartbleifabrication, die Bleikrätze wird im Treibofen abgesaigert und gibt Saigerblei zum Raffiniren und Saigerkrätze. Zur Abscheidung des Silbers aus dem Zink wird der Zinkschaum (etwa 170 Ctr. von 250 Ctr. Werken) in dem mittleren Kessel in Fluß gebracht, der entstandene trockene Zinkstaub mit 2 bis 4 Pfd. Silber im Centner (etwa 30,3 Ctr.) mittelst einer Kelle weggenommen, dann der noch zurückbleibende Zinkschaum ausgekellt und in die beiden Entsilberungskessel zum Werkblei gegeben, das rückständige ausgefaigerte Blei aber behufs Entsilberung auf 0,05 Qt. Silber im Centner noch mit 15–20 Pfd. Zink umgerührt. Dabei erhält man Armblei, — welches mit 1½ Ctr. Kalisalz und 1½ Ctr. schwefelsaurem Bleioxyd entzinkt, noch zu raffinirendes Armblei und Salzschlacke gibt — und Zinkschaum, welcher in die Entsilberungskessel zurückgeht. Der silberreiche Zinkstaub wird mit den Schlickerwerken im Krummofen mit 77 Proc. Steinschlacken und 77 Proc. eigenen Schlacken durchgesetzt auf Reichwerke mit 170–175 Qt. Silber, reiche Schlacken zur selbigen Arbeit und arme absetzbare Schlacken. Beim Abtreiben der Reichwerke erfolgen Blicksilber, reiche Glätte zum Schliegschmelzen, Herd und Abstrich. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1868, Nr. 20.)