Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. , S. 264
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Miscellen. Miscellen. Ueber den Kraftbedarf von Baumwollspinnmaschinen. Die Baumwollspinnerei hat in dem letzten Jahrzehnt so bedeutende Fortschritte gemacht, und man hat die Maschinen in jeder Richtung so vervollkommnet, daß die Angaben über den Kraftbedarf derselben, die sich in den meisten Werken über Spinnerei finden, nicht mehr als maaßgebend und richtig betrachtet werden können. Die Maschinen sind an und für sich viel solider und stärker gebaut, um die Leistungsfähigkeit derselben um ein Bedeutendes in die Höhe schrauben zu können; dann sind viele Arbeiten, welche sonst durch Menschenhand verübt wurden, jetzt durch die besten und sinnreichsten Mechanismen vollkommen den Maschinen anvertraut, und endlich erfordert die jetzt fast allgemein verarbeitete geringere Baumwolle eine viel sorgfältigere Reinigung und mußten in Folge dessen fast überall die Vorbereitungsmaschinen vermehrt und erneuert werden. Aus allen diesen Gründen sind die Angaben von Dr. Hülße in der „Technik der Baumwollspinnerei“, in Redtenbacher's „Resultaten“, andere von Alcan und I. D. Fischer in heutiger Zeit nicht mehr zutreffend. Die neuesten Versuche mit dem Differential-Dynamometer wurden von Hrn. Spinnereidirector W. v. Bippen an Maschinen einer Augsburger Spinnerei aus der Fabrik der HHrn. Platt Brothers in Oldham vorgenommen und ergaben als Betriebskraft für die einzelnen Maschinen, jedoch ohne Transmission, folgende Zahlen in Pferdestärken zu 75 Meterkilogrammen: Ein Oeffner (Ouvreuse) von Platt mit 2 Trommeln und 1 Ventilator. 1000 Umgänge der Trommeln. Production 3000 Kilogrm. 4,98 Pferdest. Ein Oeffner von Platt mit 4 Trommeln und 1 Ventilator. 1000 Umge. der Trommeln. Production 3000 bis 3500 Kilogrm. 7,20 Pferdest. Eine Schlagmaschine (Batteur étaleur) von Platt, 2 Flügel, 2 Ventilatoren. 1360 Umdrehungen der Flügel. 1232 Grm. Auflage auf 950 Millimet. Lattentuch gewöhnlicher Breite. Production 1200 bis 1500 Kilogr. 5,67 Pferdest. Eine Spreadingmaschine (Batteur tripleur) von Platt, 1 Flügel, 1 Ventilator. Triplirung. Umdrehung des Flügels 1360 Touren. Production 1200 bis 1500 Kilogr. 2,84 Pferdest. Walzen-Karde von Platt, Briseur, Tambour, Filet, 8 Walzen (rollers). 1042 Millimet. Breite, 1 Meter Auflage gleich 385 Grm. Verzug der Karde 60. Tambour 140 Umdrehungen. Production 50 Kilogr. 0,376 Pferdest. Eine Lappingmaschine (Réunisseuse) von Platt, 72 Bänder, 950 Millimet. Breite, 220 Touren. Production 1500 Kilogr. 0,582 Pferdest Eine Strecke (Laminoir) von Platt, 4 Reihen Cylinder, 475 Millimet. Kopfbreite, erster Cylinder 345 Touren, Doublirung 8, Band von 0,13 bis 0,15 engl., pro Kopf Production 100 Kilogrm. und Kraft 0,094 Pferdest. Grobflyer (grobe Banc á broches) von Platt, 64 Spindeln, Lunte von Nr. 0,65 engl., 460 Spindeltouren. Product. 430 Kilogr. 0,603 Pferdest. pro Spindel Production 6,72 Kilogr. und Kraft 0,0091 Pferdest. Mittelflyer (mittlere Banc á broches)von Platt, 102 Spindeln, Lunte Nr. 1,70 engl., 720 Spindeltouren. Product. 300 Kilogrm. 0,860 Pferdest. pro Spindel Production 2,94 Kilogr. und Kraft 0,0084 Pferdest. Feinflyer (feine Banc á broches) von Platt, 140 Spindeln, Lunte Nr. 4 engl., Spindeltouren 886. Production 150 Kilogrm. 0,788 Pferdest. pro Spindel Production 1,97 Kilogr. und Kraft 0,0056 Pferdest. Selfactor von Platt, 600 Spindeln, Spindeldistance 33 Millimeter, Schuß Nr. 30 engl, stehende Tambours, theoretische Spindeltouren 7126, praktische Spindeltouren 6750, Production 47 Kilogr., 16,25 Secunden für Wagenaus- u. Einzug:    beim Wagenauszug 3,33 Pferdest.    beim Wageneinzug 0,63 Pferdest. pro Spindel beim Wagenauszug 0,00555 Pferdest. pro Spindel beim Wageneinzug 0,00103 Pferdest. Throstlesmaschine von Platt, 240 Spindeln, Spindeldistance 75 Millimet., Nr. 20 engl., theoretische Spindeltouren 4042 2,257 Pferdest. pro Spindel 0,0094 Pferdest. Die angegebenen Productionen verstehen sich pro Tag, die Umdrehungen pro Minute. Alle Angaben sind nicht mit, sondern ohne Transmission zu verstehen; für letztere sind nach dem polytechnischen Centralblatt (1849, S. 580) pro 1000 Spindeln 0,62 Pferdest. zu berechnen, während diese Versuche 0,71 Pferdest. pro 1000 Spindeln ergaben. (Deutsche Industriezeitung, 1867, Nr. 37.) Ein für Baumwollspinnereien sehr interessantes, kürzlich erschienenes englisches Werk: The science of cotton spinning by james Hyde hat der in technischen Kreisen bekannte Spinnereidirector H. Minßen in Breslau den deutschen Spinnern durch eine wohlgelungene Uebersetzung zugänglich gemacht, welche unter dem Titel: „Die Wissenschaft der Baumwollspinnerei etc. von I. Hyde, bei W. G. Korn in Breslau erschien und den Baumwollspinnern bestens zu empfehlen ist. Das Buch zeichnet sich u. A. auch dadurch aus, daß darin die Spinnpläne bis für die höchsten Garnnummern mitgetheilt sind und ist reich an praktisch brauchbaren Tabellen. Wir entnehmen daraus folgende Uebersicht über den Kraftbedarf von Spinnmaschinen; dieselbe gibt die Anzahl der Feinspindeln mit und ohne Vorbereitung an, zu deren Betrieb es einer Pferdekraft bedarf; vorausgesetzt ist dabei, daß die Spindeln 7000 Umdrehungen pro Minute machen. Textabbildung Bd. 189, S. 265 Garnnummern; Feinspindeln mit Vorbereitung; Feinspindeln ohne Vorbereitung; Zum Spinnen von Nr; auf eine Pferdekraft Textabbildung Bd. 189, S. 266 Garnnummern; Feinspindeln mit Vorbereitung; Feinspindeln ohne Vorbereitung; Zum Spinnen von Nr; Feinspindeln; auf eine Pferdekraft; Engl (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 30.) Picault's Verfahren zur Anfertigung wohlfeiler Rasirmesser. Sehr gute und dabei wohlfeile Rasirmesser (12 Francs das Dutzend) macht E. E. Picault in Paris, rue Dauphine 46, fast ganz ohne Anwendung von Hitze aus Stahlblech mit angesetztem gußeisernem Rücken, wobei das Verfahren in Folgendem besteht. Eine gewalzte Stahlblechschiene von 82 Millimet. Breite und 2 Millimet. Dicke wird an ihrem Ende nur kirschrothwarm gemacht und auf 8 Millimet. weit unter dem Hammer so bearbeitet, daß sie beiderseitig eine Facette erhält, der Rand aber noch ½ Millimet. dick bleibt. An der so vorbereiteten Stelle stößt man dann kalt unter dem Durchschnitte ein Stück in Gestalt der Messerklinge heraus, welches 77 Millimet. lang, an einem Ende 16 Millimet., am anderen 12 Millimet. breit ist. Dabei wird selbstverständlich die Linie der Schneide thunlichst nahe an dem zugeschärften Rande entnommen und demnach behalten nahezu zwei Drittel von der Breite der Klinge die ursprüngliche Dicke des Bleches (2 Millimet.). Sodann wird die eine Seite dieses dickeren Theiles flüchtig abgeschliffen, um sofort unter dem Prägstocke den Fabrikstempel sauber einprägen zu können. Zum hierauf folgenden Härten erhitzt man die Klinge unter einer Muffel in einem Flammofen und schiebt sie glühend in der Muffel fort über einen engen senkrecht niedergehenden und in die zum Ablöschen dienende Flüssigkeit tauchenden Canal, durch welchen sie hinabfallen, ohne unnöthig der Luft ausgesetzt zu seyn. Das Nachlassen geschieht in einem Bad von gehörig erhitztem Sand. Nun schleift man beide Seitenflächen, soweit der nicht zugeschärfte Theil reicht, ab, und die Klingen sind bereit mit dem Rücken verbunden zu werden. Letzterer, mit dem der Druck oder Talon ein Stück ausmacht, ist von Eisen gegossen und getempert (adoucirt), dann vorläufig blankgescheuert; er wird vom vorderen Ende her auf die Länge der Klinge (77 Millimet.) so ausgefräst, daß eine 2 Millimet. breite, 4 Millim. tiefe Nuth emsteht; in diese wird der Rückenrand der Klinge eingeschoben und dann preßt man durch einen Stoß des Prägwerkes den Rücken dermaßen zusammen, daß er die Klinge fest eingeklemmt hält. Den Schluß macht das Schleifen des Rückens, sowie der Zuschärfungs-Facetten, das Poliren und das Ansetzen der Schale. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1868 S. 68.) Kupferwalzen mit Eisendorn für den Zeugdruck; von Dr. M. Reimann. Es ist bekannt, wie große Capitalien in jeder Kattundruckerei bisher todt in den massiven Kupferwalzen angelegt waren. In neuerer Zeit ist es den Elsasser Fabriken gelungen, die theuren massiven Walzen durch eiserne zu ersetzen, welche auf galvanischem Wege mit Kupfer bekleidet sind. Die Kupferschicht wird durch ein zwar einfaches, bisher jedoch noch geheim gehaltenes Verfahren, auf das Eisen direct — ohne Anwendung einer Zwischenschicht — aufgetragen. Die Dicke der Kupferumhüllung braucht die Tiefe der Gravirung nicht bedeutend zu überschreiten, da ein Abdrehen der Walze in den meisten Fällen nicht nothwendig ist. Das galvanisch niedergeschlagene Kupfer bildet eine feste, zusammenhängende, nicht spröde, sondern im Gegentheil äußerst biegsame Decke, in welcher der Pantograph mit großer Präcision arbeitet. Soll nun das Muster auf der Walze durch ein anderes ersetzt werden, so hat man nicht nöthig, die Walze, wie es bisher geschah, abzudrehen, sondern man überzieht dieselbe mit Hülfe einer geeigneten Vorrichtung — etwa einer Buchdruckerwalze — außen mit einer isolirenden Schicht. Diese bedeckt die Oberfläche der Walze dringt aber durchaus nicht in die vertiefte Gravirung ein. Die Folge davon ist, daß, wenn nun die Walze in das Kupferbad zur galvanischen Verkupferung eingebracht wird, das Kupfer sich nur in den Höhlungen der Gravirung, aber nicht auf der Außenfläche der Walze niederschlagen kann, da letztere ja mit einer isolirenden Schicht bedeckt ist. Es werden also nach einiger Zeit alle Vertiefungen der früheren Gravirung mit Kupfer ausgefüllt seyn. Wenn man nun noch ganz schwach abdreht, um die etwaigen Niveau-Differenzen auszugleichen, so hat man eine neue Walze vor sich. Gleichzeitig bietet das neue Verfahren den großen Vortheil, daß man einzelne Theile des alten Musters bei dem neuen wieder benutzen kann. Will man beispielsweise eine Blume aus dem alten Muster in das neue mit herübernehmen, so füllt man die betreffende Partie der Gravirung mittelst eines Pinsels mit derselben isolirenden Masse aus, welche die Oberfläche der Walze bedeckt. Es schlägt sich dann beim Verkupfern an dieser Stelle ebenfalls kein Kupfer nieder und der Theil der Gravirung bleibt vollkommen erhalten. Dieß ist ein Vortheil, welchen die bisher bekannten Methoden niemals bieten konnten. Vom Elsaß hat sich die neue Art der Herstellung der Druckwalzen auch nach Deutschland verbreitet und die größeren Kattundruckereien unserer Heimath arbeiten schon seit beträchtlicher Zeit nach diesem neuen vortheilhaften Verfahren. (Musterzeitung, 1868, Nr. 13.) Versuche über Legirungen von Silber mit Zink; von J. Häberlein iu Nürnberg. Im Jahrgang 1864 des polytechn. Journals, Bd. CLXXII S. 433 wurde der Vorschlagvon Peligot, Director des Münzprobirlaboratoriums in Paris, mitgetheilt, den Kupfergehalt in den Silbermünzen, sowie auch in den Legirungen für Juweliergegenstände, theilweise oder gänzlich durch Zink zu ersetzen. Die von Peligot dargestellten Legirungen enthalten in 1000 Thln. 800, 900 und 950 Thle. Silber, während das Fehlende aus Zink allein oder halb aus Zink, halb aus Kupfer besteht; ferner besteht die zur Münzfabrication vorgeschlagene Mischung aus 835 Thln. Silber, 93 Thln. Kupfer und 72 Thln. Zink. Die neuen Legirungen sollen folgende Vorzüge besitzen: sie lassen sich ohne Schwierigkeiten und zwar von homogener Beschaffenheit darstellen, haben eine mindestens eben so schöne, weiße Farbe als die Silberkupfer-Legirungen gleichen Feingehaltes, besitzen einen starken Klang und bedeutende Elasticität; sind sie durch längeres oder wiederholtes Auswalzen spröde geworden, so genügt einfaches Ausglühen zur Herstellung ihrer großen Dehnbarkeit; endlich bieten sie den wesentlichen Vortheil, durch Schwefelwasserstoff und andere zufällig in der Luft enthaltene Schwefelverbindungen weit weniger leicht wie die jetzt üblichen Legirungen anzulaufen und in Berührung mit sauren Flüssigkeiten keinen Grünspan anzusetzen. Zur Prüfung der erwähnten Eigenschaften stellte nun Juwelier I. A. Häberlein in Nürnberg einige vorläufige Versuche an, welche folgende Resultate ergaben: 1) Die Silberzinklegirung mit 800 Thln. seinem Silber und 200 Thln. Zink entspricht ihrem Gehalte nach ziemlich dem in Süddeutschland gesetzlich vorgeschriebenen Gehalte des 13 löthigen Silbers. Im geschmolzenen Zustand leicht flüssig, läßt sich die Mischung nicht heiß, also nicht glühend, behandeln, sondern muß kalt geschlagen werden und verlangt dabei, sowie wenn sie zu Blech gewalzt wird, eine sehr vorsichtige Behandlung. Als Blech, im ausgeglühten Zustand, ist sie sehr weich und biegbar, viel weicher als eine reine 13 löthige Kupferlegirung; vor der Drehbank zu Druckwaaren verarbeitet, tritt aber Sprödigkeit hervor, so daß trotz aller Sorgfalt das Blech nicht vor Brüchen und Rissen zu schützen ist. Die Farbe der Mischung ist graulich gelb (?), ähnlich der des Neusilbers. — 2) Die Silber-Kupfer-Zinklegirung mit 800 Thln. Silber, 100 Thln. Kupfer und 100 Thln. Zink, von gleichem Feingehalt wie obige Legirung. Die Mischung kann ebenfalls nicht heiß behandelt werden, ist weniger spröde als erstere Legirung, doch immerhin so wenig geschmeidig, daß nur recht häufiges Glühen bei der Bearbeitung unter dem Hammer und vor der Drehbank dem Einreihen und Brechen des Bleches vorbeugt, daher ebenfalls schwieriger zu behandeln als eine reine Silberkupferlegirung von gleichem Feingehalt. Die Farbe ist weißer als bei der Zinklegirung, doch immerhin noch graulich. Beide Mischungen lassen sich zwar weiß sieden, jedoch behält die Zinklegirung, selbst nach zweimaligem Sieden, noch ihr gelbgraues Ansehen; die Zink-Kupfer-Legirung wird ziemlich weiß, aber nicht so schön wie eine reine Kupferlegirung. Wie ersichtlich, stimmen die erhaltenen Ergebnisse mit den von den Legirungen gerühmten Eigenschaften nicht überein. Die angestellten Versuche können indessen kaum als maßgebend betrachtet werden, indem es bei der Flüchtigkeit des Zinkes nicht gerade leicht ist Legirungen von dem bestimmten gewünschten Feingehalte zu erhalten und die Zusammensetzung der dargestellten Mischungen bis jetzt nur durch eine von einem Probirer vorgenommene Probe auf trockenem Weg controlirt wurde. Zur näheren Klarstellung der Frage ist es nothwendig, aus verschiedenen Stellen der Bleche genommene Proben auf nassem Weg zu untersuchen, um zu constatiren, ob die vorliegenden Legirungen homogen gewesen seyen, erforderlichen Falles dieselben umzuschmelzen und etwaige Verunreinigungen des verwendeten Zinkes in Rücksicht zu ziehen. Die Legirungen wurden daher analysirt und zwar das erste Blech an sechs verschiedenen Stellen, wobei sich ein Schwanken des Silbergehaltes von 72,48 bis 78,61 Proc., im Mittel 75,98 Proc. ergab. Es war mithin nahezu 12löthigem Silber entsprechend. Das zweite Blech, an vier verschiedenen Stellen analysirt, zeigte von 77,41 bis 79,33 Proc. Silber, im Mittel 78,37 Proc., entsprechend 12½ löthigem Silber. Man ersieht daraus, daß bei beiden Legirungen entweder eine ungenügende Mischung der Bestandtheile, oder die Erscheinung der Liquation, d. h. des Aussaigerns silberreicherer Verbindungen während des Erstarrens, stattgefunden hatte, so daß die von Peligot's Angaben bezüglich Geschmeidigkeit und Dehnbarkeit abweichenden Eigenschaften der Bleche zur Entscheidung der angeregten Frage weitere Versuche nöthig machen. — Später wurden zwei neue Legirungen unter Zusatz von etwas mehr Silber dargestellt, zu Blechen ausgewalzt und von diesen an je drei verschiedenen Stellen genommene Proben analysirt. Die Silber-Zink-Legirung enthielt darnach 80,32, 80,45, 81,17, im Mittel 80,64 Proc. Silber, die Silber-Zink-Kupferlegirung 79,86, 79,86, 79,65, im Mittel 79,79 Proc. Silber. Es ergibt sich hieraus, daß der Feingehalt beider Legirungen ziemlich genau der vorgeschriebene von 80 Proc. war; trotzdem zeigten sich dieselben, wie früher, nicht genügend geschmeidig in der Verarbeitung. Die kupferhaltige Legirung scheint leichter homogen zu werden als die kupferfreie; jedenfalls ist es aber immer sehr schwierig mit dem flüchtigen Zink Metallgemische von ganz bestimmtem Feingehalt darzustellen. (Bericht des Gewerbevereins in Nürnberg 1868.) Prüfung des rohen essigsauren Kalkes auf seinen Gehalt an Essigsäure, nach R. Fresenius. Die Methode, nach der man den Werth eines reinen essigsauren Kalkes bestimmt, indem man ihn mit Wasser auskocht, die Lösung eindampft, bei Luftzutritt glüht, den Kalkrückstand alkalimetrisch bestimmt und für je 1 Aeq. so gefundenen Kalk 1 Aeq. Essigsäure in Rechnung bringt, läßt sich bei den häufig im Handel vorkommenden Sorten von essigsaurem Kalk, der einfach durch Sättigen des Holzessigs mit Kalk dargesellt wurde, nicht anwenden. Aus solchem essigsauren Kalk gehen auch Combinationen des Kalkes mit den empyreumatischen Substanzen in Lösung. Zur Untersuchung eines solchen essigsauren Kalkes muß man ein Destillationsverfahren anwenden. Man kann den essigsauren Kalk in einer Retorte wiederholt mit Salzsäure übergießen und den Inhalt der Retorte zur Trockne verdampfen, sämmtliche Destillate vereinigen und in einem aliquoten Theile durch Titration mit Normalkalilauge den gesammten Säuregehalt, in einem anderen durch Silberlösung die Salzsäuremenge bestimmen. Eine einfache Rechnung ergibt dann den Gehalt des Kalksalzes an Essigsäure, resp. an reinem essigsauren Kalk. Der Verf. hat sich nun bemüht, die Salzsäure durch andere, nicht flüchtige Säuren zu ersetzen. Schwefelsäure läßt sich nicht gut anwenden, weil durch die Wirkung derselben auf die empyreumatischen Substanzen schweflige Säure entsteht und diese, später noch theilweise an der Luft zu Schwefelsäure oxydirt, in dem Destillat enthalten seyn würde. Mit großem Vortheile aber wendet man Phosphorsäure an. Man bringt etwa 5 Grm. des zu prüfenden essigsauren Kalkes in eine Retorte, übergießt sie mit 50 Kubikcentimetern Wasser und 50 Kubikcentim. einer von Salpetersäure ganz freien Phosphorsäure von 1,2 specifischem Gewicht. Man destillirt mit der Vorsicht, daß nichts überspritzt, den Inhalt der Retorte zur Trockne, übergießt wieder mit 50 Kubikcentim. Wasser, destillirt wieder, und wiederholt die Operation noch ein drittes Mal. Alle Destillate werden vereinigt und auf 250 Kubikcentim. gebracht. In je 50 oder 100 Kubikcentim. titrirt man dann die Essigsäure mit Normalkalilauge. Man darf nie versäumen, das Destillat auf Salzsäure zu prüfen, und muß, wenn solche in erheblicher Menge vorhanden ist, mit Silberlösung titriren. Die angeführten Beleganalysen ergeben gute Resultate. (Zeitschrift für analytische Chemie, V. Jahrgang S. 315.) Ueber Straßenbesprengung mit Chlorcalcium. Wie in der Abhandlung von I. Nicklés „über die technische Verwerthung des Chlorcalciums“ im polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 311 auseinander gesetzt wurde, hat man namentlich in Frankreich mehrfach versucht, das zum Besprengen der Straßen verwendete Wasser mit dem bekanntlich sehr hygroskopischen Chlorcalcium zu versetzen, um die gesprengten Straßen länger feucht zu erhalten. Wiederholt hat man derartige Versuche auch in Paris angestellt. Zuerst bestreute man einige Alleen im Bois de Boulogne versuchsweise mit gereinigtem Chlorcalcium, stellte aber den Versuch wegen der zu hohen Kosten bald wieder ein. Die Wirkung war allerdings 5–6 Tage zu bemerken, man brauchte indessen 0,25 Kilgrm. Chlorcalcium pro Quadratmeter, wobei sich 100 Kilogrm. auf 15,07 Frcs., der Quadratmeter also ohne Arbeitslöhne und Anfuhrkosten auf 3,8 Cent. stellte. Im Jahr 1862 wiederholte man den Versuch mit ungereinigtem Chlormangan haltendem Chlorcalcium, welches 7,62 Frcs. pro 100 Kilgrm. kostete. Von diesem brauchte man ½ Kilogrm. pro Quadratmeter, d. h. doppelt so viel als von gereinigtem, um eine Wirkung für nur 3 Tage zu erzielen. Auch schien zum Gelingen etwas feuchte Witterung nothwendig zu seyn, während bei trockenem Wetter öfters etwas Wasser nachgesprengt werden mußte; durch Regen wurde das Salz häufig weggeschwemmt und andererseits erzeugte dasselbe einen schwarzen klebrigen und übelriechenden Koth, durch den das Publicum sehr belästigt wurde. Im Jahr 1864 wurden die Versuche mit einem vorzüglich reinen Chlormagnesium wieder aufgenommen; die Kosten stellten sich circa dreimal höher als die der Wassersprengung. Es ergab sich außerdem, daß die zerfließenden Salze die geringe Feuchtigkeit der Atmosphäre aufsaugen, keine Abkühlung verschaffen, daher der Gesundheit weniger zuträglich sind und schließlich einen unangenehmen klebrigen und ungleichmäßigen Schmutz erzeugen, während die gewöhnliche Wassersprengung den Staub verhütet, die Luft abkühlt und die Trockenheit beseitigt. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 29.) Ueber das aus Petroleum bereitete Benzin. Eines der vorzüglichsten Mittel zum Entfernen von Fettflecken, namentlich auch zum Reinigen der Glacéhandschuhe ist bekanntlich das Benzin (unter verschiedenen Namen sonst bekannt, namentlich als Frankfurter oder Brönner'sches Fleckenwasser). Der seither vorzugsweise aus den Steinkohlen bereitete Stoff besitzt einen sehr penetranten, unangenehmen Geruch, wodurch seine Verwendung für Viele zu einem peinlichen Geschäft wird. Kürzlich erhielten wir nun von E. de Haen und Comp. in Hannover Proben eines aus den flüchtigen Stoffen des rohen Petroleums gewonnenen Benzins, welches bei gleicher Güte als Fleckenreinigungsmittel sich durch einen weit geringeren und weniger strengen Geruch auszeichnet. Derselbe erinnert an den des Petroleums, der ja den meisten Menschen gegenwärtig bekannt ist, und nicht belästigend erscheint. Bei einer zweiten uns mitgetheilten Probe ist der schwache Petroleumgeruch durch ein aromatisches Oel verdeckt, so daß das Fleckenwasser selbst einen gewissen Wohlgeruch besitzt. Dieses Parfüm bleibt den gereinigten Stoffen auch noch längere Zeit anhaftend, während der Geruch des reinen Benzins in ganz kurzer Zeit vollkommen verschwindet. Die eine wie die andere Substanz dürfte ihre Liebhaber finden. Wir zweifeln nicht, daß dem Steinkohlenbenzin eine starke und gefährliche Coneurrenz dadurch erwachsen wird. Die Fabrik in Hannover verkauft das reine Petroleumbenzin im Großen zu 11 Thaler den Centner; das parfümirte zu 14 Thaler. (Badische Gewerbezeitung, Juni 1868, S. 96.) Petroleum als Mittel zur Insectenvertilgung; von Dr. Th. Koller. Bekanntlich hat Dr. Wittstein im polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 160 das Petroleum zuerst als ein Mittel empfohlen, um die Ameisen aus Wohnungsräumen zu vertreiben. In einer Speisevorrathskammer wurde in einem geeigneten Gefäße etwas Petroleum aufgestellt, das fortwährend verdunstende Petroleum von Zeit zu Zeit wieder ersetzt und stehe da, die Ameisen stellten ihre Besuche ein. Diese Mittheilung veranlaßte mich alsbald, Versuche mit Petroleum an den ausgestopften Exemplaren des meiner Obhut anvertrauten nicht unbedeutenden zoologischen Cabinetes, von welchen einige von den bekannten kleinen Feinden aller zoologischen Sammlungen heimgesucht waren, anzustellen. Meine Erfahrungen und Beobachtungen in dieser Beziehung habe ich im „Neuen Jahrbuche für Pharmacie und verwandte Fächer“ niedergelegt, und sind dieselben auch in das polytechn. Journal Bd. CLXXXV S. 248 übergegangen. Ich bohrte in die Holzkästchen, welche die ausgestopften Exemplare beherbergten, mittelst eines feinen Bohrers eine kleine Oeffnung und tropfte durch einen sehr langen und dünnen Glastrichter auf den Boden des Holzkästchens Petroleum, wie es eben in Kaufläden als Brennöl abgegeben wird. Die Bohröffnung verschloß ich dann sogleich wieder vollkommen luftdicht, früher mit Cement, jetzt mit Glaserkitt, und stellte die fraglichen Kästchen in einem Zimmer nahe dem Laboratorium auf, welches immer eine ziemlich gleichmäßige Temperatur — im Mittel 12° C — besitzt. Meine Erfahrungen, welche sich in dieser Richtung nun schon auf eine längere Zeit ausdehnen, berechtigen zu der Behauptung, daß es zur Vertilgung der Insecten bis jetzt gar kein wirksameres Mittel gibt. Während ich früher ein Begießen der Thierpelze oder Vogelfedern in den Holzkästchen aus dem Grunde vermied, weil dadurch möglicherweise eine Beschädigung, Mißfärbung u. s. w. hätte verursacht werden können, wende ich jetzt das Bespritzen und Begießen der Pelze und Federn bei besonders schadhaften Exemplaren mit entschiedenem Vortheile an und habe keinerlei nachtheilige Veränderungen bemerkt. Auch zur Conservirung von Bekleidungsgegenständen, wie Pelzkrägen, Muffen u. s. w. wurde das Petroleum versucht, und hat auch hier sich so gut bewährt, daß man seine Anwendung den Pelzwaarenhändlern sowohl, als auch den Hausfrauen empfehlen kann. Licht und lebhaft gefärbte Stoffe dagegen, wie Plüschteppiche, gedruckte Shawls u. s. w. scheinen durch das sich verflüchtigende Petroleum etwas alterirt zu werden, indem ich, aber ohne es mit voller Sicherheit behaupten zu können, weil möglicherweise auch gleichzeitig andere Umstände und andere Dinge darauf influiren können, ein schwaches Verblassen der lebhaften Farben beobachtete. Jedenfalls also möchte in dieser Beziehung Vorsicht gerathen seyn; auch darf in keinem dieser Fälle das Petroleum direct aufgebracht werden, sondern höchstens in der Weise, daß man ein Leinwandläppchen mit Petroleum befeuchtet, und dieses Läppchen in die betreffenden Gegenstände, am besten noch in Tüll eingeschlagen, einlegt. (Bayerische Gewerbezeitung, 1868, Nr. 16.) Bergöl—Gewinnung in Oesterreich. Die Wiener Handelskammer hat statistische Notizen über die Bergöl—Gewinnung in Oesterreich gesammelt und die Resultate in einem kurzen Berichte zusammengestellt. Nach demselben werden von den in mehreren Ländern der österreichischen Monarchie vorkommenden Petroleum-Quellen nur diejenigen Galiziens in hervorragender Weise ausgebeutet. Schwarzes, leicht flüssiges Erdöl kommt in Niederösterreich östlich von Gaming an der Erlaf vor, Naphta in Salzburg, bei Kandelbruck in Lungan, Erdöl und Erdpech in Kärnten bei Raibl und Bleiberg, Naphta mit Asphalt in Tyrol am Grattenbergl bei Wörgl und in Häring bei Kufstein, Bergtheer in Kroatien bei Peklenicza unweit Szerdahely an der Mur und bei Mikloska im Moslawiner Gebirge; ferner in der Militärgrenze u. s. w Die bedeutendsten Naphta-Quellen und Petroleum-Raffinerien sind in Ostgalizien. Die Production beläuft sich jährlich auf 162,735 Ctr. Bergöl und 45,000 Ctr. Bergwachs. (Berggeist, 1868, Nr. 37.) Ueber Braunkohlenasche; von Prof. Stohmann in Halle. Die Braunkohlenasche wird wohl selten in hiesiger Gegend als Düngemittel angewandt und kommt dennoch in nicht unerheblicher Menge auf den Acker, sey es, daß man kein anderes Mittel sie zu beseitigen habe, sey es, daß die Gewohnheit es hier mit sich bringt, alle Asche der Haushaltungen in die Gruben der Aborte zu werfen, wodurch die Asche mit den Excrementen dem Acker einverleibt wird. Es ist daher nicht ohne Interesse, sich über die Zusammensetzung der Asche, welche die Braunkohlen der hiesigen Gegend liefern, zu unterrichten, um darnach zu beurtheilen, welche Effecte sie in dem Acker hervorzubringen vermag. Die Braunkohlen enthalten im frischen Zustande außer der kohligen Substanz eine große Menge unverbrennlicher Bestandtheile, welche theils bei ihrer Bildung in die Schichten eingelagert, theils erst später hinzugekommen seyn mögen. Es gehören hierher: Sand, Thon, Schwefelkies, kohlensaurer Kalk, schwefelsaurer Kalk. Bei der Verbrennung gehen verschiedene Processe in einer gewissen Reihenfolge vor sich. Bei der ersten Erhitzung gibt der Schwefelkies einen Theil seines Schwefels ab, der theils zu schwefliger Säure verbrennt, theils durch Einwirkung des bituminösen Brennstoffes oder durch Einwirkung gewisser Verbrennungsgase in Schwefelwasserstoff verwandelt wird, von dessen Gegenwart in unserer Atmosphäre das Anlaufen und Schwarzwerden unserer glänzenden silbernen Gefäße und Sachen so beredtes Zeugniß ablegt. Zugleich wird durch Zersetzung des schwefelsauren Kalkes Schwefelcalcium gebildet. In dem Maaße, wie mit dem nach und nach zur vollen Gluth gekommenen Brennstoff die erhitzte Luft weiter in Berührung kommt, wird dann das aus dem Schwefelkies gebildete Schwefeleisen verbrannt und in Eisenoxyd verwandelt; das Schwefelcalcium nimmt Sauerstoff auf und geht wieder in die Verbindung über, aus der es entstanden ist, in schwefelsauren Kalk oder Gyps. Die letztere Umwandlung ist aber niemals vollständig; je nach dem Zuge der Schornsteine, je nach der im Ofen herrschenden Temperatur bleibt immer mehr oder weniger Schwefelcalcium in der Asche zurück, dessen Menge daher mit jedem Tage wechseln kann. Aus diesem Grunde kann die quantitative Bestimmung desselben in einer bestimmten Probe wenig oder keinen Nutzen bringen. Das Schwefelcalcium ist der Vegetation der Pflanzen nachtheilig. Es würde dieses die Verwendung der Äsche unräthlich erscheinen lassen, wenn es nicht Mittel gäbe, dem Nachtheil vorzubeugen. Dieselbe Umwandlung des Schwefelcalciums in schwefelsauren Kalk, welche bei hoher Temperatur erfolgt, tritt auch bei gewöhnlicher Temperatur, bei Zutritt von Luft und Feuchtigkeit ein, nur mit dem Unterschiede, daß im letzteren Falle weit längere Zeit dazu erforderlich ist. Es dürfte daher am zweckmäßigsten seyn, den in Winter gewonnenen Aschenhaufen während des Sommers im Freien liegen zu lassen, ihn während anhaltender Trockniß ab und zu mit Wasser oder besser mit Jauche zu befeuchten und ihn dann im Herbst auf den Acker zu fahren und unterzupflügen, und zwar namentlich auf solche Felder, die im nächsten Jahre Klee oder Hackfrüchte tragen sollen. Die Wirkung wird ähnlich einer Gyps- oder Mergeldüngung seyn. Unser Boden, der ohnehin nicht reich an Kalk ist, wird eine solche Zufuhr dankbar aufnehmen. Die nachstehende Analyse wurde mit einer besonders für diesen Zweck bereiteten Asche angestellt. Die Kohle, Preßsteine, wurde in einer Muffel verbrannt, um Beimengungen von Holzasche, die das Resultat getrübt haben würden, zu vermeiden. Eine besondere Bestimmung der einzelnen Kalkverbindungen wurde nicht vorgenommen, weil sie aus dem oben angeführten Grunde zwecklos wäre. Die Zusammensetzung ergab sich wie folgt: kohlensaurer, schwefelsaurer Kalk nebst Schwefelcalcium 45,40 Proc. Eisenoxyd und Thonerde 10,36 Proc. Phosphorsäure 0,22 Proc. Kali 0,27 Proc. Natron 0,27 Proc. Sand und Thon 43,48 Proc. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1868, Nr. 27.) Schottlands Steinkohlenlagerstätten. Eine Februar-Nummer des Artizan enthält eine Mittheilung über Schottlands Steinkohlenlagerstätten, welcher wir nachstehende kurze Bemerkungen entnehmen. Fragmentäre Ablagerungen kommen zwar schon auf den Western Islands oder den Hebriden vor; allein die Hauptkohlenformation erstreckt sich besonders über das große Bassin der Thäler des Forth und des Clyde, und nimmt ungefähr den siebzehnten Theil der Oberfläche von ganz Schottland ein. Die obersten Schichten der Formation gehen bei Fisherrow zu Tage und zwischen ihnen und dem ihre Sohle oder ihr Liegendes bildenden Old red findet sich eine Wechsellagerung von 337 Schichten, welche eine Gesammtmächtigkeit von 5 bis 6000 Fuß repräsentiren. Wo die Formation am mächtigsten entwickelt ist, umschließt sie zweiundsechzig Kohlenflötze — die zahlreich vorhandenen Doppelflötze als ein einziges gerechnet; — etwa die Hälfte derselben ist bauwürdig. Bei Musselburgh beträgt die Mächtigkeit der Formation im Durchschnitte etwa 3000 Fuß, von denen 126 Fuß auf Kohlenflötze kommen. Das stärkste Flötz in den Lothianrevieren besitzt 13 Fuß Mächtigkeit; bei Johnstone in Renfrewshire dagegen existirt ein 100 Fuß mächtiges Flötz, dessen außerordentliche Dimensionen jedenfalls von einer localen Schichtenstörung herrühren. Das wichtigste Steinkohlenrevier Schottlands ist das von Clydesdale, in welchem die Hälfte sämmtlicher im Betriebe stehenden schottischen Kohlenwerke liegt. Die Kohlenreviere sind über dreizehn Grafschaften verbreitet und unter diesen ist Lanarkshire die an diesem Brennstoffe reichste. Darnach folgen in Bezug auf die Anzahl ihrer Kohlengruben Ayrshire, Fifeshire und Stirlingshire. In allen diesen Grafschaften wechsellagern mit den Kohlenflötzen werthvolle Lager, Bänke und Schichten von Eisenstein (Blackbandschichten und Sphärosideritnieren), Schieferthon, Kaltstein und Sandstein. Die schottische Cannel- oder Parrot-Kohle ist wegen der von ihr gegebenen bedeutenden Ausbeute an Gas und Theer sehr werthvoll. Die Boghead-Kohle gibt per Tonne 120 Gallons rohes Brennöl oder 15000 Kubikfuß Gas, und die braune Methil-Kohle 90 Gallons Oel oder 10000 Kubikfuß Gas. Das Edinburgher Industrie-Museum ist im Besitze einer Sammlung von sämmtlichen in Schottland und in anderen Ländern vorkommenden Varietäten von Steinkohle, und von Modellen der beim Steinkohlenbergbau gebräuchlichen Gezähe. Die zu Wemyß in Fifeshire vorkommende Cannelkohle wird zu mannichfachen Gegenständen des Gebrauches wie des Luxus verarbeitet; so z. B. zu Bilderrahmen, Schreibzeugen, Broschen etc.; ein aus diesem Material angefertigter Tisch befindet sich in dem genannten Museum. H. H.