Titel: Der Rundstuhl von Tailbouis.
Fundstelle: Band 190, Jahrgang 1868, Nr. LIII., S. 189
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LIII. Der Rundstuhl von Tailbouis. Aus der deutschen Industriezeitung, 1868, Nr. 39. Mit Abbildungen auf Tab. III. Tailbouis, Rundstrumpfstuhl. Der Rundstrumpfstuhl von Tailbouis in Paris, rue des Bourdonnais 30, und in St. Just (Dép. de l'Oise), welcher nach dem Berichte von Alcan (im Bulletin de la Société d'Encouragement, Mai 1868, S. 283) eine außerordentliche Vergrößerung der Production gestattet, zeichnet sich namentlich durch die Form der Nadeln aus. Diese ersetzen gleichzeitig drei Bestandtheile eines gewöhnlichen Stuhles, nämlich die Nadel, den Fadenvertheilungsmechanismus und die Presse; sie bestehen aus drei wesentlichen Theilen, 1) der mit einem Vorsprung versehenen Platine, 2) dem an diese befestigten Haken und 3) einem kleinen Haken, der mit dem vorigen drehbar verbunden ist. Stehen die Nadeln vertical, so daß das drehbare Häkchen sich selbst überlassen ist, so legt es sich in eine Kerbe des festen Hakens nach unten ein; wird es dagegen nach oben bewegt, so bildet es mit dem festen Haken eine Art Zange, über welche der Faden weggeht. Liegt nun die Grundfläche der Platine auf der Bahnscheibe auf, welche auf ihrer Oberfläche eine wellenförmige Bahn trägt, so werden die Nadeln abwechselnd auf- und niedergehen und so die von den beiden Haken gebildete Zange abwechselnd öffnen und schließen, so daß die Maschen erst angezogen und dann abgenommen werden. Die einzelnen Functionen gehen hierbei rasch und ununterbrochen vor sich, und die zur Maschenbildung nöthigen Theile erfordern nur sehr wenig Platz. Es kann daher ein Stuhl für eine sehr große Anzahl Fäden eingerichtet werden und zwar bei einem Durchmesser von ½ Meter bis für 30 Fäden. Da die Stühle durchschnittlich 15 Umdrehungen per Minute machen, so werden in diesem nicht seltenen Fall bei 800 Nadeln per Minute 15 . 30 . 800 = 360 000 Maschen per Minute gebildet. Fig. 16 zeigt einen solchen Stuhl theils im Aufriß, theils im verticalen Durchschnitt, Fig. 17 im Grundriß nach der Linie III der Fig. 16, und Fig. 18 einen diesem Grundriß entsprechenden Aufriß, Fig. 19 einen theilweisen Grundriß nach der Linie IIIIV der Fig. 16, Fig. 20 einen diesem Grundriß entsprechenden Aufriß; Fig. 21 endlich zeigt eine verticale und Fig. 22 eine horizontale Nadel. Es bezeichnet hierbei A die verticalen, B die horizontalen Nadeln, C die festen Haken der Nadeln A, und D die entsprechenden Haken der Nadeln B, E und F die beweglichen Haken resp. der Nadeln A und B. Das Auf- und Niedersteigen der Nadeln A wird durch die Hebel G, der Vor- und Rückgang der Nadeln B durch die Hebel H bewirkt. J, J sind die Räder zum Zurückdrücken der verticalen und horizontalen Platinen; der horizontale Bahnkranz wird von der Säule K, der verticale von der Tafel L getragen; M ist die Spiralfeder für die horizontalen Nadeln; N und O sind am Umfang mit Spalten versehene kupferne Scheiben, welche die Platinen der Nadeln B tragen; Q ist eine Scheibe, auf welcher die Druckstücke für die horizontalen Nadeln (Fig. 17 und 18) befestigt sind. R (Fig. 19 und 20) ist der Fadenführer, S der Abschlag, T ein Spannrädchen und U das Zahnrad zum Betrieb des Stuhles.

Tafeln

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Tab. III