Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 415
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Miscellen. Miscellen. Zusammenstellung der Patenttaxen in den verschiedenen Staaten nach den neuesten Bestimmungen. Die technische Agentur der Herren Wirth und Comp. in Frankfurt a. M., deren regelmäßig erscheinende „Patentliste“ einen genauen Nachweis aller in Deutschland genommenen Patente liefert, veröffentlichte kürzlich eine Zusammenstellung der Patenttaxen in den verschiedenen Staaten nach den neuesten Bestimmungen, die für Viele von praktischem Interesse seyn dürfte. Wir geben daher in Folgendem diese Zusammenstellung aus der „deutschen Industriezeitung,“ und bemerken nur, daß die darin erwähnten „Gesammtkosten“ alle Auslagen für Porto, Stempel, Mandatar, Commission und die Regierungstaxe begreifen, dagegen Zeichnungen, Uebersetzungen, Beglaubigungen, Vollmachten und Modelle, sowie die Fracht für letztere und besonders große Zeichnungen besonders berechnet werden. Altenburg: 20 Thlr. Erfordernisse: beglaubigte Abschrift des preußischen und sächsischen Patentes. Dauer 5 Jahre. Amerika (Verein. Staaten): Taxe 70 Doll. Papier. Commission und Stempel etc. 15 Thlr. Dauer 17 Jahre. Erfordernisse: Modell, nicht größer als 1 Kbkfß.; vom amerik. Consul beglaubigte Vollmacht. Bei Verweigerung des Patentes werden 20 Doll. zurückerstattet. Anhalt: 20 Thlr. Dauer 5 Jahre. Erfordernisse: beglaubigte Abschrift des preußischen Patentes. Baden: Taxe 12–30 Thlr. Commission. Mandatar, Stempel, Porto etc. 20 Thlr. Dauer 3 Jahre. Taxe und Dauer werden von der Regierung bestimmt. Bayern: Dauer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 15 Jahre. Taxe 25 30 40 50 60 70 80 110 130 150 275 fl. s. W. Gesammtkosten 32 36 42 48 54 60 72 84 96 108 180 Thlr. Ausführung 6–12 Monate. Verlängerung gestattet. Belgien: 20 Thlr., dann jährlich, ausschließlich 1 Thlr. Commission, je 10 Frcs. mehr, so daß die 20. und letzte Jahrestaxe 200 Frcs. + 1 Thlr. beträgt. Dauer 20 Jahre. Erfordernisse: beglaubigte Vollmacht, zwei Beschreibungen und zwei Zeichnungen im Metermaaß oder ohne Maaße. Ausführung binnen Jahresfrist. Brasilien: 92 Thlr. und 10 Mille Reis für jedes Patentjahr (1 Millr. = 1 Thlr. 14,7 Sgr.) Dauer 10 Jahre. Braunschweig: Taxe 5 Thlr. Gesammtkosten 20 Thlr. Dauer 5 Jahre. Ceylon: 160 Thlr. Dänemark: Taxe 17 Rdtlr. Gesammtkosten 40 Thlr. Die Dauer, 3 bis 20 Jahre, wird vom Commerz-Colleg festgesetzt. Erfordernisse: zwei Beschreibungen und zwei Zeichnungen, alle vom Erfinder unterzeichnet; Vollmacht. Ausführung binnen Jahresfrist. Der Gegenstand muß im Lande fabricirt werden, dessen Einfuhr ist aber trotz des Patentes nicht verboten. In Aegypten gilt das Patent des Heimathlandes, soferne solches einen Consul in Aegypten hat. England: Provisorischer Schutz auf 6 Monate 60 Thlr., Patent für 3 Jahre 212 Thlr. mehr; für das 4. bis 8. Jahr 370 Thlr. mehr; für das 8. bis 15. Jahr 700 Thlr. Erfordernisse: eine Beschreibung mit zwei kurzen Auszügen derselben und für das dreijährige Patent Zeichnung und Beschreibung auf Pergament nach vorgeschriebenem Format. Das Patent für 3 Jahre muß vor Beginn des fünften Monates nachgesucht werden. Frankreich: Gesammtkosten für das erste Jahr 50 Thlr., für jedes weitere Jahr 35 Thaler. Dauer 15 Jahre. Erfordernisse: Vollmacht nach Formular, zwei Beschreibungen und Zeichnungen im Metermaaß oder ohne Maaß, Ausführung binnen zwei Jahren, Fabrication im Inland. Brevet d'addition: 30 Thlr. Hessen-Darmstadt: Taxe 20 fl. s. W. Gesammtkosten 25 Thlr. Holland: Dauer 5 10 15 Jahre. Taxe 120 300–320 370–460 Thlr. Verlängerung gestattet. Legschein (Depotschein) und Commission 30 Thlr. Vollmacht nach Formular, 3 Beschreibungen und 3 Zeichnungen. Ausführung binnen 2 Jahren. Fabrication im Inland. Colonien 30 Thlr. Italien: Dauer 1 2 3 4 5 10 15 Jahre. Taxe 50 60 70 80 90 140 190 Frs. Ges.-Kosten 45 47 50 55 60 70 86 Thlr. Außer dieser bei Entnahme des Patentes zu zahlenden Taxe ist jährlich eine progressive Gebühr von je 40 Frcs. im 2. u. 3., von je 65 Frcs. im 4., 5. und 6., von je 90 Frcs. im 7., 8., 9., von je 115 Frcs. im 10., 11., 12. und von je 140 Frcs. im 13., 14., 15. Jahr zu entrichten. Commission und Porto extra. Verbesserungspatente 30 Thlr. Vollmacht vom Consul oder Gesandten beglaubigt. 3 Beschreibungen und 3 Zeichnungen nach Formular. Verlängerung gestattet. Kanada: Taxe 20 Doll. Gesammtkosten 52 Thlr. Dauer 14 Jahre. Erfordernisse: 2 Beschreibungen, 2 Zeichnungen, ein Modell. Koburg-Gotha: Taxe 5 Thlr. Gesammtkosten 20 Thlr. Dauer 5 Jahre. Kuba: Dauer 5 10 15 Jahre. Taxe 70 120 420 Doll. Gesammtkosten 125 330 630 Thlr. Einführungspatente: 330 Thlr. Modell. Lippe-Detmold: Taxe 7–8 Thlr. Gesammtkosten 15 Thlr. Lippe-Schaumburg: Taxe 4 Thlr, Gesammtkosten 12 Thlr. Luxemburg: Taxe 120–200 Frcs. 4 Beschreibungen, 4 Zeichnungen, Vollmacht, beglaubigte Abschrift eines deutschen Patentes. Meiningen: Taxe 5 Thlr. Gesammtkosten 15 Thlr. Mexico: Dauer 5 8 12 Jahre. Taxe 25–100 100–200 200–300 Pesos. Commission, Mandatar, Stempel etc. 30 Thlr. Neufundland: 120 Thlr. Neusüdwales: 200 Thlr. Norwegen: Taxe 10 Sp. Thlr. Gesammtkosten circa 40 Thlr. Uebersetzung und Ankündigung im Staatsanzeiger je nach Größe der Beschreibung 20 bis 25 Thlr. Beglaubigte Vollmacht. Oesterreich: Dauer 1 2 3 4 5 10 15 Jahre. Taxe 20 40 60 80 100 300 700 fl. österr. Stempel 1/2 fl. pro Bogen. Taxstempel 3 fl. Vollmacht. – Commission, Mandatar, Porto etc. 30 Thlr. Oldenburg: Taxe 15 Thlr. Gesammtkosten 30 Thlr. Ostindien: 300–400 Rupien (200–300 Thlr.), 7 Beschreibungen und 7 Zeichnungen, Commission, Mandatar, Stempel etc. 50 Thlr. Paraguay: 50–100 Thlr. Dauer 5–10 Jahre. Commission etc. 30 Thlr. Portugal: Jährlich 3200 Millreis ausschließlich Stempel. Commission, Mandatar etc. 35 Thlr. Dauer 15 Jahre. Erfordernisse: Modell, zwei Beschreibungen, zwei Zeichnungen. Preußen: Stempel 1 Thlr. Gesammtkosten 10 Thlr. Reuß, Fürstenthümec: 15 Thlr. Beglaubigte Abschrift des preußischen oder sächsischen Patentes. Rudolstadt: 20 Thlr. Beglaubigte Abschrift eines deutschen Patentes. Rußland: Dauer 3 5 10 Jahre Taxe 90 150 450 Rubel. Stempel, Mandatar, Commission etc. 45 Thlr. Einführungspatente jährlich 60 Rubel. Dauer 6 Jahre. Von einem Consul oder Gesandten beglaubigte Vollmacht. Sachsen: Taxe 30 Thlr. für 5 Jahre, für 5 weitere Jahre 50 Thlr. Commission, Stempel etc. 15 Thlr. Schweden: Taxe 36 1/2 Rdlr. Gesammtko en circa 40 Thlr. Dauer 3 bis 15 Jahre. Uebersetzung 10–20 Thlr. Bekanntmachung im Staatsanzeiger je nach Größe der Beschreibung 20–40 Thlr. Sondershausen: 20 Thlr. Beglaubigte Abschrift des Patentes eines der größeren deutschen Staaten. Spanien: Dauer 5 10 15 Jahre. Taxe 1000 3000 6000 Realen à 2,5 Sgr. Gesammtkosten 120 300 500 Thlr. Einführungspatente 300 Thlr. Vom Gesandten oder Consul beglaubigte Vollmacht. Waldeck: 15 Thlr. Beglaubigte Abschrift eines bereits ertheilten Patentes. Weimar: 20 Thlr. Beglaubigte Abschrift des Patentes eines der größeren Zollvereinsstaaten. Württemberg: Taxe 10–20 fl. Commission, Mandatar, Stempel etc. 20 Thlr. Dauer 10 Jahre. Die Schweiz, Mecklenburg, Bremen und Hamburg ertheilen keine Patente. In den Ländern, für welche oben über die erforderlichen Zeichnungen und Beschreibungen nichts bemerkt ist, wird nur 1 Exemplar derselben verlangt. Wird ein Patent verweigert, so wird die nicht erhobene Regierungstaxe zurückbezahlt. Verticale und horizontale Cylindergebläse. Am vortheilhaftesten sind Gebläse mit directer Bewegungsübertragung, also ohne Balancier, bei welchen die einfach verlängerte Dampfkolbenstange unmittelbar den Gebläsekolben treibt, und zwar kann dabei ein horizontales oder ein stehendes System zur Anwendung kommen. Letzterem gehören die Maschinen des sogen Systemes von Seraing an, bald mit einem, bald mit doppeltem Woolf'schem Dampfcylinder. Diesen wird in einer Broschüre sehr das Wort geredet, welche von der Société John Cockerill in Betreff einer von derselben in Paris ausgestellt gewesenen Maschine der Art abgefaßt ist. Sie sollen folgende Vortheile gewähren: directe Wirkung; einfache und bequeme Anwendung des Woolf'schen Systemes, dessen Vortheile allgemein anerkannt; Raumersparniß oder weit geringere Aufstellungsfläche als bei jedem anderen Systeme; Theilung des Anfangsschubes und Verlegung des Druckes auf zwei feste Stützpunkte durch Vermittelung der Bleuelstangen, wodurch das Fundament ausgezeichnete Stabilität erhält; die Schwungradwelle wird nicht auf Torsion beansprucht; das sehr einfache Fundament beschränkt sich auf einen einzigen ganz homogenen Mauerkörper; vollständige Neutralisation der verschiedenen Pressungen und Auffangen derselben im Gerüste selbst, wodurch das Fundament nur als tragendes Glied fungirt; Vereinigung der Vortheile eines sehr langen Hubes mit geringen Aufstellungskosten. Dem entgegen nimmt Hr. Peters die horizontalen Maschinen in Schutz. Der Vorwurf, daß es unmöglich sey, fünf von einander unabhängige Stützpunkte der sich hin und her bewegenden Massen in genau richtiger Lage zu erhalten, ist unbegründet, da mit einer einfachen Wasserwaage und einem guten Lineal die beiden Hauptlager und die drei Leitbahnen richtig zu montiren sind. Auch hat dieß die Erfahrung bestätigt, sowie auch die Thatsache, daß die Abnutzung der Gleitflächen bei genügender Größe, selbst bei bedeutendem Druck nach mehreren Jahren kaum eine meßbare Größe ist, wenn nur der Windkolben oben nicht streift und sämmtlichen erreichbaren Spielraum unten freiläßt. Man braucht dann nur nach Jahren die Gleitbahnen ein wenig zu heben, um den guten Gang des Gebläses wieder auf längere Zeit zu sichern. Ungegründet ist auch der Vorwurf, daß die durch die Bewegung und den Druck der hin- und hergehenden Theile der horizontalen Gebläse erzeugte Reibung auf den Gleitbahnen einen so bedeutenden Kraftaufwand verursache, daß dadurch ihr Nutzeffect wesentlich hinter dem der verticalen und der Balanciermaschinen zurückbleibe. Denn angestellte Versuche haben ergeben, daß die Nutzleistung im Windcylinder bei horizontalen Maschinen 78,3 Proc. betrug, während sie bei den Seraing'schen Maschinen zu 76 Proc. angegeben wird. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1868, Bd. XII S 602.) Keilhauen mit loser Spitze. Seit einigen Jahren wendet man bei dem Steinkohlenbergbau in der Gegend von Essen zum Schrämen und Kerben (Schlitzen) Keilhauen mit loser Spitze versuchsweise an. – Diese Keilhauen haben ein aus zwei Theilen bestehendes quadratisches Blatt. Das Blatt ist an der Stelle, bis wohin man es zum Einlegen des Stahles einer festen Spitze aufschlagen müßte, stumpf abgeschnitten. Senkrecht zu dieser Schnittfläche und in der Richtung der Achse des Blattes ist das Blatt auf 1–1 1/2 Zoll Länge ausgelocht. In der inneren Blattseite reicht ein mit einem Muttergewinde versehenes Loch bis in das Zapfenloch. In dieses Zapfenloch paßt der Zapfen der Spitze der Keilhaue. Die Spitze selbst ist ein Stück Stahl, das nach der einen Seite bis zum Oertchen ausgezogen und nach der anderen viereckig oder rund, je nach dem Querschnitte des Zapfenloches im Blatte, ausgeschmiedet ist. Nachdem die Spitze in das Blatt eingesetzt ist, wird sie mit einer Schraube, welche in das auf der inneren Seite des Blattes vorhandene Loch mit Muttergewinde paßt, festgestellt und muß dann das Oertchen der Spitze zum Helme und dem Blatte der Keilhaue die für die zu verrichtende Arbeit erforderliche Stellung haben. Man machte die Zapfen der Spitze anfangs viereckig, dann rund und hielt an der Schraube zum Feststellen der Spitze fest, später aber hat man den Zapfen der Spitze und das Zapfenloch im Schafte conisch gemacht und die Schraube fallen lassen. Bei dieser letzteren Art ist die Spitze also nur durch Klemmung fest. Die Befestigung der Spitze mit Schraube führte den Uebelstand mit sich, daß, da man sich dabei auf die Schraube verließ, das Zapfenloch für die Spitze dem Zapfen nicht ganz genau entsprechend gearbeitet und in Folge dessen die Spitze schlotterig wurde. Dieß fand namentlich bei den eckigen Zapfen statt. Bei Anwendung runder Zapfen machte man die Erfahrung, daß die Spitze auch dann noch festsaß, wenn die Schraube nicht angezogen war, und man gieng daher zum conischen Zapfen über. Die Vortheile dieser Art Keilhauen bestehen darin: daß weniger Zeit und Kosten für Gezähförderung aufzuwenden, weniger Keilhauenhelme zu beschaffen und zu unterhalten sind, daß das Blatt für jede Art Spitze, sey sie schlank, kolbig oder schneidig, brauchbar ist, daß der Stahl der abgeführten Spitzen nicht, wie bei Anwendung der gemeinen Keilhaue, mit eisernem Oberblatte als altes Schmiedeeisen in den Schrot kommt, sondern immer noch als Stahl verwendet werden kann; dagegen die Nachtheile darin: daß das Keilhauenblatt des Zapfenloches wegen im Umfange größer und daher schwerer seyn muß, daß die Ansertigung der Haue mehr (allerdings sehr gering) Kosten verursacht, daß man mit ihr nicht wuchten kann, daß bei Anwendung derselben als Hammer, z.B. bei dem Antreiben der Stempel, die Spitze sich lockert, herausfällt und alsdann leicht verloren wird. – Bei der Anwendung dieser Keilhauen ist mit Strenge darauf zu achten, daß sämmtliche Blätter und Zapfen der Spitzen genau nach denselben Maaßen gearbeitet werden, und zwar einmal, um für jedes Blatt jede Spitze gebrauchen zu können, zum anderen aber auch, damit der Schmied bei dem Ausziehen der Spitzen und der Einrichtung der Oertchen sicher bleibt. Die Häuer arbeiten ebenso gern mit diesen Keilhauen als mit den gewöhnlichen alten, ja wiederholt ist es dem Schreiber vorgekommen, daß jene den letzteren vorgezogen wurden. Zum Theil mag dieses Vorziehen daraus entstehen, daß der Hauer seine Keilhauen oder vielmehr sein Keilhauenblatt und die zugehörigen Spitzen leichter verwahren kann. Sehr gut gearbeitete Keilhauen mit loser Spitze haben wir auf den nächst Essen gelegenen Zechen gesehen, und dabei erfahren daß sie vom Schmiedemeister Holtfort daselbst zu sehr billigen Preisen geliefert worden waren. (Glückauf.) Verfahren der Chinesen, gesprungene gußeiserne Gefäße auszubessern. Die Chinesen gebrauchen häufig zum Kochen kreisrunde Näpfe oder Pfannen von dünnem Gußeisen. Graf Rumford hat sie schon vor langer Zeit beschrieben und abgebildet, und die scharfsinnige Methode erwähnt, wie sie von herumziehenden Kesselflickern ausgebessert werden. Dr. Percy, Professor der Metallurgie an der Bergschule zu London, erhielt durch den Dr. Lockhard, Director eines Hospitals in Peking, ein Exemplar der ausgebesserten Pfannen und den dazu angewendeten Apparat, welche er dem Museum in Jermyn-Street zum Geschenke machte. Diese Pfannen sind wegen ihrer Dünnheit schwer zu machen und doch werden sie ganz gewöhnlich von den Chinesen selbst fabricirt. Dr. Lockhard gibt folgende Beschreibung: Die Chinesen schätzen diese Kochgefäße vorzüglich wegen ihrer Dünnheit, weil sie deßhalb wenig Brennmaterial erfordern, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Vor einigen Jahren wurde eine große Menge Kochgefäße von derselben Form, wie die chinesischen, in Birmingham gemacht, aber sie fanden keinen Absatz bei den Chinesen, die sie für zu dick und feuerverschwendend erklärten. Die chinesischen Gefäße sind aber, weil sie so dünn sind, sehr dem Zerbrechen und Springen ausgesetzt, und sie werden in diesem Falle einem Künstler übergeben, der, sein Handwerkzeug in Körben auf den Schultern tragend, in den Straßen umherzieht mit dem Ausrufe „Kochtöpfe zu flicken.“ Man sieht einen solchen öfters einen Topf ausbessern, welcher nicht allein gesprungen, sondern aus welchem ein Stück von der Größe eines Quadratzolles ausgebrochen ist. Er reinigt zuerst die Ränder der Bruchstelle, indem er sie mit einem Meißel abkratzt und mit einem Stücke Ziegelstein rein schabt, und stellt den Topf dann umgekehrt auf einen niedrigen Dreifuß, so daß er leicht von außen und innen mit den Händen dazu kommen kann. Er nimmt nun einen kleinen Tiegel von der Größe eines Fingerhutes, legt ein Stückchen Gußeisen hinein, stellt ihn in einen kleinen Ofen von der Größe eines Bierglases und bringt mit Holzkohlenfeuer, welches durch einen Blasebalg angefacht wird, das Eisen in Fluß. Er gibt es dann auf ein mit Asche bedecktes Stück Filz, welches er in der linken Hand hält, bringt es in die Innenseite des umgekehrten Topfes und drückt es gegen den Sprung, indem er zugleich das hindurchdringende Metall von oben mit einer kleinen Rolle von Filz, welche mit Asche bedeckt ist, schlägt. Er bricht dann die hervorragenden Theile der neuen Oberfläche ab, reibt dieselbe mit einem Ziegelsteine glatt und versucht, ob die Arbeit gelungen ist, indem er Wasser in den Topf gießt. Für seine Mühe läßt er sich 3–4 Pence bezahlen. Der chinesische Blasebalg ist ein hölzernes Kastengebläse von quadratischem Querschnitt, 6'' Seite, 16'' lang, mit Ventilen oben und unten. Der Kolben ist mit Federn gelidert; er ist leicht zu bewegen und gibt einen vortrefflichen gleichförmigen Luftstrom. Der Schmelzofen ist ein kleines rundes Gefäß von Eisenblech mit Thon ausgefüttert, 5 1/2'' im Durchmesser und ebenso hoch mit einem Roste, unter welchen die Röhre des Blasebalges mündet. (Berggeist, 1869, Nr. 15.) Rohrdampfpfannen beim Salinenbetrieb; von Dr. H. Warth. Der Hauptübelstand bei Benutzung von Dämpfen zur Erzeugung von Kochsalz aus Soole bestand bisher darin, daß die Transmission der Wärme auf einer gewissen Fläche eine sehr geringe war. Die Dampfpfannen gaben aus diesem Grunde im Verhältniß zu ihrer Fläche sehr wenig Salz und die Wärmeverluste waren so groß, daß selten mehr als der vierte Theil der im abgehenden Dampf disponiblen Wärme ausgenutzt werden konnte. Durch Anwendung einer neuen Art von Dampfpfannen wird nun aber die Sache eine ganz andere. Man kann nämlich die Dampfpfannen anstatt aus Eisen auch aus Holz oder Stein construiren und unmittelbar durch die Soole eiserne Heizröhren legen. Diese Heizröhren können in einfacher oder doppelter Reihe so angebracht werden, daß ihre gesammte Heizfläche gleich dem 2- bis 3 fachen der Sooloberfläche wird. Dadurch wird das Salzerzeugniß bei gleicher Soolfläche auch das 2 bis 3 fache und es können die Dämpfe entweder vollständig condensirt werden, wie dieß bei den luftfreien Dämpfen der runden Maschinenpfannen der Fall ist, oder aber man kann sie, wo Luftzutritt stattfindet, wenigstens viel stärker ausnutzen als vorher. Den Rohren ist eine solche Neigung zu geben, daß das Condensationswasser in der Richtung des durchziehenden Dampfes abfließt. Es trifft alsdann dieses Wasser vor seinem Abfluß noch tiefere und kältere Soolschichten am kälteren Ende der Pfanne und kann ein gut Theil seiner Wärme abgeben, während bei der bisherigen Einrichtung vom Condensationswasser gar nichts benutzt wird. Die Rohre erhitzen nun die Soole sehr stark und immer nur an der Oberfläche, also da wo die Wärme zur Verdampfung gebraucht wird. Am Boden dagegen bleibt die Soole fast ganz kalt. Die frische Soole, welche, wenn auch nur annähernd gesättigt, immer schwerer ist als die heiße gesättigte Soole, wird am Boden der tiefen Pfanne eingelassen und bringt somit die wenige nach unten fortgepflanzte Wärme wieder zur Benutzung allmählich nach oben. Das an der Oberfläche der Soole entstehende Salz fällt zwischen den Röhren hindurch auf den tiefen Pfannenboden. An den Röhren selbst hängt sich nur ganz wenig Salz so lose an, daß es mit geringer Mühe jeden Tag abgestreift werden kann. Es ist dieß ganz dem Naturgesetze entsprechend. Nur an einem kalten Körper setzt sich in heißgesättigter Soole Salz an, nicht aber an einem Körper, dessen Oberfläche heißer ist, als die Flüssigkeit. Das unter den Röhren gesammelte Salz kann nun auf zweierlei Weise herausgeschafft werden. Entweder läßt man längs beider langen Seiten der Pfanne parallel den Röhren einige Fuß breit freien Raum und zieht von hier aus das Salz unter den Röhren weg mittelst einer abgebogenen Krücke an, oder aber macht man den Raum unter der Soole sehr tief und läßt so viel Salz sich ansammeln, daß die Soole bei jedesmaligem Ausziehen abgelassen werden und der Arbeiter in der Pfanne selbst neben und unter den Röhren das Salz auf Karren laden und so herausschaffen kann. Die nach H. E. Falk's Idee in Meadowbank bei Winsford (England) zuerst construirte Rohrdampfpfanne ist für das Ausziehen mit der Krücke eingerichtet und mit doppelter Röhrenlage versehen (alte Kesselheizröhren). Sie hat 300 Quadratfuß (28 Quadratmeter) Soolenfläche und 700 Quadratfuß (= 65 Quadratmeter) Rohrheizfläche. Die Soole wurde am heißeren Ende über 80° C. warm. Es wurden in einer Woche 7 Tonnen Salz in der Pfanne erzeugt und gleichzeitig die sämmtliche Soole für die zugehörige runde Maschinendampfpfanne auf 80° C. vorgewärmt und gesättigt, was einem Erzeugniß von weiteren 4 Tonnen gleichkommt. Der Ertrag ist somit 11 Tonnen wöchentlich, oder (da der Sonntag abgeht) nahezu 2 Tonnen oder 37 Centn. täglich. Dieses im Verhältniß zum Umfang der Pfanne sehr bedeutende Quantum beweist hinlänglich den Erfolg dieses neuen Dampfpfannensystemes. (Berggeist, 1869, Nr. 15.) Eine neue Methode der Sauerstoffbeleuchtung von Dr. Jos. Philipps in Cöln; mitgetheilt von O. Kellner in Deutz. Die Beleuchtung von Straßen, öffentlichen Plätzen etc. unter Mitwirkung von Sauerstoffgas, welche unlängst von Tessié du Mothay und Marechal praktisch versucht und auch theilweise eingeführt wurde, hat hinsichtlich ihres Effectes bemerkenswerthe Resultate ergeben. Es weicht diese Methode bekanntlich vom Drummond'schen Lichte darin ab, daß an Stelle des Wasserstoffgases Leuchtgas tritt, und daß die Kalkcylinder durch Magnesia- oder Zirkonerde-Cylinder ersetzt werden. Diese Beleuchtungsart ist aber eine sehr umständliche. Erstens erfordert sie zwei Rohrleitungen und zwei Druckregulirungen zur Zuführung des Leuchtgases und des Sauerstoffgases, und zweitens versagen die Cylinder, mögen dieselben aus Kalk, Magnesia oder Zirkonerde bestehen, nach einiger Zeit ihren Dienst und müssen gewendet werden, oder sie zerbröckeln durch das bei der Verbrennung sich bildende Wasser. Zudem ist die Beschaffung von Zirkonerdecylindern, welche den schönsten Lichteffect geben, sehr kostspielig, da das Loth noch circa 12 Thlr. kostet. In Anbetracht dieser Uebelstände ist es wünschenswerth, eine einfachere und billigere Sauerstoffbeleuchtung zum Ersatze des Drummond'schen Lichtes zu finden. Es ist dem Dr. Philipps nun nach vielen und mühevollen Versuchen gelungen, eine Flüssigkeit zusammenzusetzen, welche in einer eigens dazu construirten Lampe unter Zuführung von Sauerstoffgas verbrannt, ein schönes, gleichmäßiges und außerordentlich intensives Licht erzeugt, welches sich zur Beleuchtung von Leuchtthürmen, öffentlichen Plätzen etc. recht gut eignen wird. Bei der Zusammensetzung der Beleuchtungsflüssigkeit gieng der Erfinder von dem Principe aus, den festen intensiv leuchtenden Körper in einer Flüssigkeit beim Brennen abzuscheiden, was ihm in überraschender Weise gelungen ist. Die Handhabung des Apparates ist eine sehr einfache und die Zusammensetzung der Flüssigkeit eine wohlfeile, die Verbrennungsproducte sind geruchlos und nicht schädlich. Der Lichteffect übertrifft den des Cölner Leuchtgases bei einer Dochtbreite von nur 15 Millimeter um das Zehnfache; während nämlich Leuchtgas bei einem als Einheit angenommenen kleinen Brenner eine Lichtstärke von 8 Kerzen hatte, ergab sich für das Philipps'sche Licht die 10,13 fache Lichtstärke des Brenners, demnach etwa 81 Kerzen, gewiß ein schätzenswerthes Resultat bei überaus wohlfeilem Verbrauche. Es wäre wünschenswerth, wenn sich Industrielle dazu finden würden, das Philipps'sche Licht der praktischen Verwerthung zuzuführen und auf diesem durch die Anforderungen der Neuzeit täglich erweiterten Felde noch größere Fortschritte anzubahnen. (Journal für Gasbeleuchtung, Januar 1869, S. 22.) Reagens auf freie Säure; von E. Smith. Frisch gefälltes und ausgewaschenes Chlorsilber wird genau mit so viel Ammoniak versetzt, daß man eine klare Lösung hat, was leicht zu erzielen ist, wenn man etwas Chlorsilber ungelöst läßt und den Ueberschuß abfiltrirt, Dieses Reagens ist schärfer als Lackmuspapier. Schon die Kohlensäure in gewöhnlichem Brunnenwasser, indem sie einen Theil des Ammoniaks neutralisirt, schlägt Chlorsilber nieder. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXX S. 313.) Unveränderliches Weiß für Maler- und Anstrichfarben. Von Dr. Sacc erhielt die französische Akademie in ihrer Sitzung vom 8. Februar d. J. die Mittheilung, daß er im wolframsauren Baryt ein Weiß gefunden hat, das für Anstrichfarben mit großem Vortheil sowohl das Bleiweiß ersetzt, welches bekanntlich durch schwefelwasserstoffhaltige Ausdünstungen geschwärzt wird, als auch das Zinkweiß, welches den Nachtheil hat bei gleichem Gewicht nicht so gut zu decken wie das Bleiweiß. Das aus wolframsaurem Baryt bestehende Weiß ist ganz unveränderlich und deckt vollkommen. (Les Mondes. t. XIX p. 230; Februar 1869.) Schwarzfärben des Handschuhleders. Man sättigt eine verdünnte Auflösung von doppelt-chromsaurem Kali mit Potasche, bis die Lösung nur noch ganz schwach orange und beinahe rein gelb erscheint. Mit Hülfe eines Schwammes trägt man dann die so hergestellte Lösung auf die Seite des Leders auf, welche schwarz gefärbt werden soll. Andererseits bereitet man eine Abkochung von 4 Pfd. Blauholz, 4 Pfund Gelbholz und 3 Pfd. Fustikholz in 20 Quart Wasser. Das so hergestellte stark gefärbte Decoct wird klar filtrirt. Das wie vorher angegeben mit chromsaurem Kali imprägnirte Leder läßt man ein wenig trocknen, daß die Lösung gut einzieht, breitet es dann auf einem Tisch glatt aus und trägt nun das Decoct so lange auf, bis das Leder ein tief dunkles Schwarz angenommen hat. Man legt nun das Leder noch einmal zum Trocknen hin, das man aber nur so weit gehen läßt, daß sich die Häute noch feucht anfühlen, und bringt sie dann in eine sehr concentrirte Lösung von Marseiller Seife, welche man vorher in der Weise hergestellt hatte, daß man Marseiller Seife in ihrem gleichen Gewichte Wasser löste und dann zwei Drittel vom Gewicht der Seife an Oel hinzufügte. Das Eintauchen in diese Flüssigkeit dient nicht allein dazu, dem Leder seine Weichheit zu erhalten, sondern gibt der schwarzen Farbe auch einen eigenthümlichen Glanz, ohne welche dieselbe matt und wenig glänzend wäre. Diese Art zu färben kann auch auf fertige Handschuhe Anwendung finden. In diesem Falle werden die Handschuhe auf geeigneten Formen aufgespannt und so mit den oben angegebenen Lösungen imprägnirt. (Musterzeitung, 1868, Nr. 23.) Zur Prüfung, ob Zucker mit Ultramarin oder mit Anilinblau gefärbt ist. Hierzu ist nach Dr. M. Reimann in Berlin erforderlich, daß man eine größere Quantität Zucker in möglichst wenig (etwa 1/2 Theil) Wasser auflöst, absetzen läßt, den gebildeten blauen Bodensatz sammelt und denselben mit verdünnter Salzsäure behandelt. Verschwindet das Blaue unter Schwefelwasserstoffgeruch, so ist Ultramarin vorhanden. Geschieht dieß nicht, so filtrirt man den Niederschlag ab und behandelt ihn mit Alkohol. Bildet sich dabei eine schöne blaue Lösung, so ist das Blau Anilinblau. Die Preßhefe für den Seetransport so vorzubereiten, daß sie bezüglich ihrer Anwendung in keiner Weise beeinträchtigt wird; von Prof. Dr. Artus. Schon seit Jahren wurde ich von England aus beauftragt, Versuche anzustellen, um wo möglich die volle Haltbarkeit der Hefe für den Seetransport zu erzielen, denn bekanntlich verliert die Hefe im feuchten Zustande beim Seetransporte aus einer uns noch unbekannten Ursache ihre Wirksamkeit, so daß sie in den meisten Fällen fast ganz unbrauchbar erscheint. Auch hat sich herausgestellt, daß die Hefe bei gewöhnlichem Trocknen an der Luft ebenfalls an ihrer Wirksamkeit bedeutend verliert; dagegen behauptet man, daß wenn das Trocknen möglichst schnell und nicht bei zu hoher Temperatur geschieht, sie ihre ursprüngliche Kraft behalten soll. Zu diesem Ende walzt man sie nach dem Pressen in wenige Linien dicke Blätter aus und trocknet dieselben auf Gypsplatten in einem warmen Luftstrome von 20 bis 30° R. so weit, daß sie noch etwas biegsam sind und verpackt sie in Thierblase und diese in mit Blech gefütterte Kisten, oder pulverisirt sie und füllt sie in trockene, luftdicht zu verschließende Flaschen. Auf diese Weise soll sich die Hefe über zwei Jahre halten und den Seetransport, unbeschadet ihrer Wirksamkeit, vertragen. Allein auch dagegen haben sich Stimmen erhoben, wodurch ich veranlaßt wurde, weitere Versuche anzustellen, die sich bereits seit einer Zeit von zwei Jahren bewährt haben, so daß ich mich veranlaßt sehe, diese zur allgemeinen Kenntniß des Publicums gelangen zu lassen. Mein Verfahren, die Preßhefe unbeschadet deren Güte Jahre lang aufzubewahren und für den Seetransport geeignet zu machen, besteht darin, daß ich von den Schrotmischungen den Schaum abnehme und nur leicht presse, so daß die Hefe noch 1/4 ihres Gewichtes Wasser enthält. Dann bereite ich einen Zuckersyrup, indem ich in 14 Loch Wasser 32 Loth feinen Zucker löse, die Lösung einmal aufwallen lasse, den Schaum entferne und erkalten lasse, worauf dann 1 Pfd. obiger noch Wasser enthaltenden Hefe zugesetzt und gut gemischt wird. Auf diese Weise gelang es mir, sowohl nach England als Amerika Hefe zu versenden, daß solche sich als ausgezeichnet erwies, und auch bis heute, 2 Jahre lang aufbewahrte ihre volle Wirksamkeit zeigt. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, Jahrgang IX S. 169.) Kitt, um Leder mit einander zu verbinden. Nach einer Mittheilung des Herrn Stubenrauch wird die sogenannte Lederlöthe dadurch hergestellt, daß man 10 Theile Schwefelkohlenstoff mit 1 Theil Terpenthinöl mischt und darin nach und nach so viel Gutta-percha auflöst, bis die Masse dickflüssig erscheint. Will man nun zwei Stücke Leder mit einander vereinigen, so ist eine Hauptbedingniß, daß beide Flächen rein von Fett sind. Es geschieht dieß dadurch, daß man auf die Lederfläche einen Lappen legt und ein heißes Eisen darauf stellt; hernach bestreicht man diese Stücke mit der oben angegebenen Masse, legt sie auf einander, und setzt sie so lange einem Drucke aus, bis das Bindemittel vollkommen trocken geworden ist. Augestellte Versuche mit dieser Lederlöthe an Maschinenriemen, sowie an Stiefelsohlen ergaben ein ganz befriedigendes Resultat. Ueber den Eishandel in England. Man unterscheidet in England im Handel zwei Sorten von Eis, das sogenannte rohe oder inländische, welches von Teichen und künstlichen Wasserbehältern des Landes herstammt, und das ausländische Eis, welches hauptsächlich zum Gebrauch für die Tafel dient. Die glänzenden, krystallähnlichen Eiswürfel, welche man in den Läden der Fischhändler Londons und vor den Fenstern der Wenham-Eis-Compagnie sieht, stammen ausschließlich aus Norwegen her. Vor einigen Jahren bezog diese Compagnie ihr Eis wirklich von dem bei Boston in Nordamerika gelegenen Wenhamsee, von welchem sie den Namen führt; aber die Fracht erhöhte den Preis des Eises so sehr, daß die Gesellschaft darauf bedacht seyn mußte, ihr Eis aus einer näher gelegenen Gegend zu beziehen. Zwischen den einige Kilometer von Drobak am Christiania-Fjord gelegenen Hügeln befindet sich ein See, dessen sehr reines Wasser ausschließlich von den in der Umgegend befindlichen Quellen herrührt. Die Compagnie hat diesen ganzen See angekauft, und von dort wird alles jetzt in England verbrauchte Tafeleis bezogen. Man glaubt allgemein, daß das Wasser beim Frieren von jeder fremden Materie befreit werde. Dieß ist aber nur zum Theil wahr; die mineralischen Salze und die färbenden Stoffe, welche das Wasser enthalten kann, werden zwar beim Frieren aus demselben ausgeschieden, aber mit den organischen Materien ist dieß nicht der Fall. Die Klarheit und Durchsichtigkeit des Eises ist daher auch kein Beweis seiner Reinheit; Man trifft Eiswürfel von merkwürdiger Klarheit an, welche beim Schmelzen dennoch, ein Wasser geben, das einen schlechten Geruch besitzt. Man darf also nicht glauben, daß das Auge über die Reinheit dieses jetzt so wichtigen Zubehörs einer gut besetzten Tafel der beste Richter sey. Nachdem die Compagnie sich versichert hatte, daß das Wasser des erwähnten Seessehr rein sey, kaufte sie nicht nur diesen See an, sondern auch alle Pachthöfe in seiner Umgebung, um im Stande zu seyn, jede Drainage und jede Infiltration, welche die Reinheit des Wassers beeinträchtigen könnte, zu verhindern. Das Verfahren zur Gewinnung des Eises stimmt mit dem in Amerika angewendeten überein. Man zieht zunächst mit einem Eispflug über die ganze Oberfläche des gefrorenen Sees parallele Furchen, welche 56 Centimeter von einander stehen. Dann zieht man andere Furchen senkrecht gegen diese, so daß die Eisfläche nach dieser doppelten Arbeit einem Schachbret gleicht, dessen Felder 56 Centimeter Seite haben, bei ungefähr 30 Centimetern Höhe. Nun führt man die Eissäge ein, um die Theilungen zu bewirken, und mit einer sehr scharfen Schaufel beendet man die Operation. In Amerika, wo die Temperatur bisweilen sehr veränderlich ist, ist man in dem Augenblick, wo man zum Einsammeln des Eises vorschreitet, sehr unruhig, weil durch ein plötzlich eintretendes Thauwetter das gewonnene Eis verloren gehen könnte. Auch bringt man hier das Eis so schnell als möglich in Eisgruben, welche eigentlich sehr große Refrigeratoren sind, aus Tannenholz hergestellt, mit doppelten Mauern, die 60 Centimeter von einander abstehen; dieser Zwischenraum ist mit Sägespänen gefüllt. In Norwegen, wo die Kälte constanter ist als in Amerika, verfährt man weniger eilfertig; aber das Eis wird hier mit denselben Vorsichtsmaßregeln eingesammelt, und man bringt es in Eisgruben, welche einen Vorrath für zwei bis drei Jahre fassen können. Es erscheint fast ungereimt, von zweijährigem Eis zu sprechen; gleichwohl aber ist ein großer Theil des Eises, welches jetzt in England verbraucht wird, bereits zu Ende des Jahres 1866 eingesammelt worden. Kehren wir jetzt zu der oben erwähnten Gesellschaft zurück, welche in ihren Bekanntmachungen die Prätention erhebt, allein reines Eis zu haben. Dieß ist ein Irrthum; denn es gibt kaum einen Fjord in Norwegen, in welchem nicht ein Kauffahrteischiff im Winter durch den Frost zurückgehalten würde, und in diesem Fall beeilt die Mannschaft sich, eine Ladung Eis einzusammeln, welche bei dem ersten günstigen Winde nach England gebracht wird. Die Fahrt erfolgt unter günstigen Umständen in vier Tagen. Fast die ganze Menge des eingesammelten Eises wird nach England gebracht; im Jahre 1865 wurden z.B. 45593 metrische Tonnen Eis aus Norwegen ausgeführt, und England erhielt davon 44055 Tonnen. Die Zwischenräume zwischen den Eisblöcken werden mit rohem Eis ausgefüllt. Der Abgang während des Transportes nach den Eisgruben beträgt ungefähr 10 Proc. Die Eisblöcke werden dabei ebenso wie Steinblöcke behandelt; man wendet dieselben Hebvorrichtungen an, wie bei diesen. Berücksichtigt man die große Masse des Eises, welche transportirt wird, so wird man sich nicht darüber wundern, daß die Arbeit mit einer gewissen Sorglosigkeit ausgeführt wird, welche erhebliche Verluste zur Folge hat. Nachdem man die Eisblöcke durch einen Krahn aus dem Schiffe gehoben hat, schafft man sie auf Barken nach den Eisgruben. Dabei erleidet das Eis, indem es nur durch ein einfaches getheertes und schwarz angestrichenes Zelt gegen die Wirkung der Sonnenstrahlen geschützt ist, wieder einen Abgang durch Schmelzen. Den gesammten Abgang, welchen das Eis erleidet, bevor es an den Großhändler gelangt, kann man zu 50 Proc. veranschlagen. Beim Einbringen des Eises in die Eisgruben legt man zwischen die Blöcke Sägespäne. Ohne diese Vorsicht würde das Ganze wieder frieren und eine dichte Masse bilden, von welcher man nur schwer ohne neuen Verlust Theile ablösen könnte. Die Eisblöcke, welche entweder 100 oder 50 Kilogr. wiegen, werden bei der Versendung an die Detaillisten in Säcke gepackt, in denen man sie ebenfalls mit Sägespänen umgibt, (Annales du Génie civil, October 1868, S. 744; polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 76). Eine neue Wendung des großen Weltgetreidehandels in Bezug auf Gerste. Es sind in letzter Zeit beträchtliche Mengen Gerste von England nach Nordamerika gegangen. Diese Ankäufe von Gerste sind wohl die ersten, so lange die Vereinigten Staaten bestehen, und die dortigen Kaufleute fahren mit ihren Ankäufen von Gerste fort, trotzdem daß sie doch 1 1/3 Thlr. Einfuhrzoll für den Quarter (= 1,64 württ. Scheffel) bezahlen müssen. Allein sie machen bei alledem gute Geschäfte damit, weil die Gerste dort mit über 20 Thlr. bezahlt wird. In Folge der massenhaften Einwanderung von Deutschland her, welche Jahr aus Jahr ein sich fortsetzt, hat sich nämlich der Bierconsum in den Vereinigten Staaten gesteigert und daher die Nachfrage nach Gerste vermehrt. Und weil die Gerstenernte drüben dießmal mangelhaft ausgefallen war, so mußte man die Gerste in England aufkaufen, und noch sind Austräge zum Ankauf von weiteren 10000 Quarters in England im December 1868 eingegangen. (Schranne, 1868, Nr. 52.)