Titel: Ueber die Anwendung des Fuchsins in der Scharlachfärberei; von Dr. M. Reimann.
Autor: M. Reimann
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LXXXIX., S. 329
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LXXXIX. Ueber die Anwendung des Fuchsins in der Scharlachfärberei; von Dr. M. Reimann. Reimann, über Scharlachfärberei mit Fuchsin. Herr Zulkowsky scheint in seinem kürzlich in diesem Journal erschienenen AufsatzSeite 142 in diesem Bande (zweites Aprilheft 1869). „über die Anwendung des Fuchsins in der Scharlachfärberei“ den Grund der Unmöglichkeit, Scharlach aus Fuchsin und Pikrinsäure zu erzeugen, lediglich darin zu finden, daß sich beim Zusammenbringen von Rosanilinsalzen mit der genannten Säure das schwerlösliche Rosanilinpikrat bildet, welches sich bronzeglänzend auf die Faser legt und dem Scharlach eine gewisse Unreinheit der Farbe mittheilt. Man kann sich indessen leicht überzeugen, daß dieß nicht der Grund, wenigstens nicht der einzige dieser Erscheinung seyn kann, wenn man Rosanilin, und Pikrinsäure einzeln auffärbt; dann kann sich kein krystallisirtes Rosanilinpikrat bilden, und doch ist das erzeugte Scharlach immer matt. Dagegen erzeugt man mit gewissen rothgelben Farbstoffen, wie Curcuma, Flavin, Kreuzbeeren etc., leicht gute Scharlachfarben mittelst Fuchsin. Wie Hr. Saloschin in der Musterzeitung für Färberei angiebt, welche Hr. Zulkowsky citirt, verschluckt Fuchsin, mit Pikrinsäure angewendet, ganz unverhaltnißmäßig große Mengen der gelben Säure, ehe ein Scharlach zu Stande kommt. Indessen scheint sich Hr. Zulkowsky des richtigen Grundes dieser Erscheinung, welcher auch, so viel ich weiß, meinem Freunde Saloschin bei Niederlegung seiner Erfahrungen vorschwebte, nicht ganz bewußt zu seyn. Dieser Grund ist folgender: Der Regenbogen zeigt uns Mischfarben aus Roth, Gelb und Blau, welche, wenn auch scheinbar aus diesen drei einfachen Farben zusammengesetzt, dennoch Farben für sich sind, d. h. sie können nicht weiter zerlegt werden. So kennen wir ein einfaches Orange, ein einfaches Violett, Rothblau, Grün. Das Fuchsin enthält neben reinem Roth auch ein einfaches Violett, das nicht weiter zerlegt werden kann, und das dem Fuchsin einen bläulichen Farbenton verleiht. Dieses einfache Violett kann zu Weiß ergänzt werden, wenn man Gelb hinzufügt. Aber dem Scharlach, welches man dann aus dem übriggebliebenen reinen Roth mit Gelb erhält, fehlt Frische und Feuer. Dieß rührt daher, daß wir gewohnt sind, im Scharlach einen Antheil unzerlegbares Orange zu sehen, welches natürlich in dem mit Pikrinsäure erzeugten nicht vorhanden seyn kann. Dieß ist der Grund, warum Pikrinsäure mit keinem blaurothen Farbstoff schönes Scharlach und Orange geben kann. Hr. Zulkowsky scheint diesen Umstand nicht genügend berücksichtigt zu haben, als er seinen Artikel schrieb. Die in diesem angeführten Färbemethoden bieten nichts Neues dar; man wird im Gegentheil gewöhnlich mit Flavin und Quercitron besser auskommen als mit Kreuzbeeren, welche sich nur für Druckerei sehr praktisch erwiesen haben.