Titel: Verfahren zum Wegthun von Sprengschüssen in mit Dynamit oder mit comprimirter Schießbaumwolle geladenen Bohrlöchern.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CVII., S. 405
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CVII. Verfahren zum Wegthun von Sprengschüssen in mit Dynamit oder mit comprimirter Schießbaumwolle geladenen Bohrlöchern. Aus dem Mechanics' Magazine, April 1869, S. 240. Mit einer Abbildung. Zünder für Dynamit und Schießbaumwolle. Dieses von Nobel für seinen Dynamit und von der Patent Safety Gun Cotton Company für ihre comprimirte Schießbaumwolle eingeführte Verfahren besteht in der Anwendung eines Zünders mit Knallpulver, welcher in die Ladung eingesetzt wird und die ganze Kraft eines an offener Luft nur schwach wirkenden Schießmateriales entwickelt. Diese Zünder (mining primers) dienen zum Wegthun der Schüsse sowohl nach der gewöhnlichen Weise, als bei Anwendung des elektrischen Funkens. Textabbildung Bd. 192, S. 405 Der vorstehende Holzschnitt zeigt einen derartigen Zünder; derselbe besteht aus dem das Knallpulver enthaltenden Kupferröhrchen A und dem gewöhnlichen Zünder B. Letzterer wird in ersteres eingeschoben und durch Zusammendrücken der Oeffnung C mittelst einer Zange in demselben befestigt. Darauf wird das Rohr in die in der Ladung angebrachte Spur, bis auf ungefähr ¾ Zoll von dem Punkte C entfernt, hineingesteckt und dann angezündet. Bei Anwendung von Schießbaumwolle wird durch den Gebrauch dieser Zünder unter allen Umständen eine weit stärkere Wirkung hervorgebracht; ganz besonders zeigt sich aber ihr Werth in klüftigem Gestein, wo sich die Kraft der Schießbaumwolle ohne diese Zünder nicht gehörig entwickeln kann. Der Werth dieser Erfindung und die ausgedehnte Anwendung, welche dieselbe bereits gefunden hat, läßt sich aus der Thatsache erklären, daß eine gewöhnliche Ladung von comprimirter Schießbaumwolle, welche auf den Boden gelegt und mit einem gewöhnlichen Zünder, einem Raketchen etc., entzündet wird, ohne Explosion und verhältnißmäßig langsam, ohne zerstörende Wirkung abbrennt; während eine derartige Ladung, mit dem oben beschriebenen Zünder angebrannt, selbst in einem nicht geschlossenen Raume mit einem lauten, kanonenähnlichen Knall explodirt und zerstörendere Wirkungen hervorbringt als Schießbaumwolle, welche unter den für ihre Wirkung günstigsten Verhältnissen auf die gewöhnliche Weise angezündet wird.In der letzten Zeit haben Versuche im Laboratorium zu Woolwich gezeigt, daß auch nicht zusammengepreßte Schießbaumwolle mit einer Kraft explodirt, welche derjenigen des Nitroglycerins gleichkommt, wenn man die Schießbaumwolle auf dieselbe Weise wie Nitroglycerin eutzündet, d. h. mittelst Explosion einer kleinen Quantität Knallpulvers, in Folge eines Schlages oder Stoßes; man s. Seite 165 in diesem Bande des polytechnischen Journals (zweites Apriheft 1869).A. d. Red. Es hat sich gezeigt, daß bei der Anwendung dieser Zünder bei Steinbruchsarbeiten und beim Bergbau ein Besetzen des Bohrloches nicht absolut nothwendig ist, sondern der Schuß nach dem Einbringen der Ladung sofort weggethan werden kann. Indessen ist Es immerhin besser, das Loch mit einem Besatze von losem Sande, Bohrmehl etc. zu versehen, so daß der Zünder in seiner Lage erhalten wird. Bei submarinen Arbeiten war Es bisher nothwendig, die Ladung in ein sehr starkes Gehäuse einzuschließen, wenn dieselbe ihre volle Kraft entwickeln sollte; dieß ist indessen bei der Anwendung dieser Zünder nicht erforderlich, indem der Schuß seine ganze Wirkung äußert, sobald die Ladung in eine wasserdichte Hülle eingeschlossen ist.