Titel: Die Erzeugung von glänzenden Platinüberzügen auf Glas, Porzellan, Steingut und dergleichen; von Prof. Dr. Böttger.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CXXVI., S. 475
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CXXVI. Die Erzeugung von glänzenden Platinüberzügen auf Glas, Porzellan, Steingut und dergleichen; von Prof. Dr. Böttger.Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1867 – 1868, S. 64. Böttger, über Erzeugung glänzender Platinüberzüge auf Glas, Porzellan, etc. Zum Gelingen eines vollkommen fehlerfreien silberglänzenden Platinüberzuges auf Porzellan oder Glas ist die Anwendung eines möglichst säurefreien, völlig trockenen Platinchlorids ein wesentliches Erforderniß. Zu dem Ende überschütte man in einem kleinen porzellanenen Mörser das trockene Platinchlorid mit Rosmarinöl (Oleum anthos), durchknete Es mit einem Pistill, unter öfterem (etwa dreimaligem) Erneuern des Oeles, so lange, bis endlich aus dem bräunlich rothen Chloride eine Pechschwarz aussehende, weiche, pflasterartige Masse geworden, in welcher man keine unzersetzten Chlorplatin-Partikelchen mehr wahrnehmen darf. Das Rosmarinöl färbt sich durch eine theilweise Aufnahme von Chlor aus dem Chlorplatin bei diesem Durchkneten mehr oder weniger gelb. Ist endlich der Zeitpunkt eingetreten, bei welchem alles Chlorplatin sich in besagte schwarze pflasterartige Masse verwandelt hat, dann zerreibe man mittelst eines Pistills, nach Entfernung des Rosmarinöles, dieselbe mit etwa dem fünffachen Gewichte Lavendelöl, so lange, bis sie zu einem dünnflüssigen vollkommen homogenen Fluidum geworden. Man überlasse nunmehr dasselbe etwa ½ Stunde lang sich selbst, denn erst nach Ablauf dieser Zeit läßt die Masse sich mit Vortheil zum Platiniren verwenden. Zur Erzeugung eines Platinlüfters ist jetzt nur erforderlich, die Masse mittelst eines zarten, weichen Pinsels auf die betreffenden, aus Porzellan, Steingut oder Glas bestehenden Gegenstände ganz gleichförmig und in möglichst dünne Schicht aufzutragen. In je dünnerer Schicht nämlich die Masse auf die Gegenstände mit dem Pinsel aufgetragen wird, um desto glänzender fällt nachher auch der Platinüberzug aus. Sind die Gegenstände endlich regelrecht und ganz dünn mit der Lüstermasse überstrichen, dann hat man nur nöthig, sie einige Minuten lang, entweder in einer Muffel, oder mit Vorsicht über der Flamme eines Bunsen'schen Leuchtgasgebläses, einer ganz schwachen, kaum sichtbaren Rothglühhitze auszusetzen. Die Gegenstände kommen dabei, ohne irgend einer Nachhülfe zu bedürfen (falls nur die genannte Temperatur nicht überschritten wurde), mit einem unvergleichlich schönen, silberglänzenden Lüster direct aus dem Brande. Ist der Platinüberzug auf den Gegenständen vielleicht durch irgend ein Versehen mangelhaft ausgefallen, oder hat man nach erfolgtem Brande Bruchstücke zu beklagen, so läßt sich durch das folgende höchst einfache galvanische Verfahren jede Spur Platin von den schadhaften Gegenständen, ohne genöthigt zu seyn, seine Zuflucht zum Königswasser zu nehmen, mit Leichtigkeit wieder gewinnen. Man braucht sie nämlich nur mit gewöhnlicher Salzsäure zu überschütten und dann mit einem Zinkstäbchen zu berühren; blitzschnell sieht man dabei, in Folge einer sowohl an der oberen wie unteren Fläche des als Kathode fungirenden Platinüberzuges eintretenden Wasserstoffgasentwickelung, die glänzende Metallschicht in unendlich zarter Blättergestalt von der porzellanen oder gläsernen Unterlage sich ablösen und zum Theil, trotz der specifischen Schwere des Platinmetalles, schwimmend auf das Säureniveau emporsteigen. Durch Entfernen der Salzsäure, mittelst Filtration, gewinnt man auf diese Weise alles sonst als verloren zu betrachtende Platin wieder und hat sonach nicht den geringsten Verlust an besagtem Metalle zu beklagen. Schließlich sey noch erwähnt, daß man nur allemal so viel von der Platinirungsflüssigkeit anfertige, als man für einen Tag benöthigt ist, indem bei längerem Aufbewahren dieselbe an Güte verliert. Das eigentlich Wirksame in der bei der obigen Behandlung von Platinchlorid mit Lavendelöl hervorgehenden Masse ist, meinen Beobachtungen zufolge, ein sich bildendes organisches Platinsalz, welches man in der That auch in kleinen länglich oktaëdrischen, schwach gelblich gefärbten Krystallen aus einer etwas größeren, mit Alkohol vorsichtig überschütteten Menge Flüssigkeit nach einiger Zeit erhalten kann. Die Krystalle haben die Eigenschaft, sich bei Annäherung einer brennenden Kerze mit hellleuchtender Flamme zu entzünden und blendend weißes Platin in compactem Zustande zu hinterlassen. Nach der hier von mir in der uneigennützigsten Weise mitgetheilten Methode, Glas u. s. w. mit einer dünnen silberglänzenden Schicht Platin zu bekleiden, wird Es jetzt den in der Anfertigung optischer Gläser bewanderten Industriellen nicht mehr schwer fallen, mit Platin bekleidete Hohlspiegel aller Art, sowohl kleinere für Mikroskope, wie solche von größeren Dimensionen für astronomische Zwecke herzustellen.