Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 72
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Miscellen. Miscellen. Richards' Apparat zur Verhütung der Dampfkessel-Explosionen. Hierüber berichtet die New-Yorker Handelszeitung Folgendes: Die Ursache der meisten Dampfkessel-Explosionen ist Mangel an Wasser, oder wenigstens das zu tiefe Sinken des Wasserspiegels im Kessel. Gewöhnlich sind unter anderen Apparaten sogenannte Probirhähne angebracht, von denen der obere stets Dampf, die beiden unteren Wasser auslassen sollen, sobald sie geöffnet werden; gibt der unterste Dampf, so ist zu wenig Wasser im Kessel und Gefahr vorhanden. Aber man muß eben den Hahn erst aufdrehen, um das zu erfahren, und außerdem muß dieß öfters geschehen, um nicht die rechte Zeit zu verpassen. Zur Vermeidung dieser Uebelstände hat W. Richards einen Apparat construirt, der ganz selbstthätig arbeitet und in dem Augenblicke, wo das Wasser den tiefsten zulässigen Stand erreicht hat, einen lauten Pfiff ertönen läßt, so daß der Kesselwärter nicht allein gerufen, sondern auch seine Vorgesetzten auf seine Nachlässigkeit aufmerksam gemacht werden. Der Apparat besteht aus einem langen, senkrechten, gußeisernen, an zwei gegenüber liegenden Seiten zum Theil aufgeschnittenen Rohre, welches durch ein Verbindungsrohr mit dem aus dem Kessel hervorragenden Rohrtheil des untersten Probirhahnes verbunden ist, und in dessen unterem Theil ein Messingrohr so eingeschraubt ist, daß dasselbe eine Verlängerung dieses Verbindungsrohres bildet. Das obere Ende des Rohres ist als ein nach unten gekehrter Ventilsitz gebildet und gleitet in den oberen Theil des gußeisernen Rohres. Letzteres ist über dieser Stelle geschlossen, und dient zugleich dazu, den Schraubenstiel eines Ventiles aufzunehmen, welches nach unten hängt und auf den vorherbeschriebenen Ventilsitz paßt. Dieser Stift ist wiederum der Längs nach durchbohrt und mit einer Seitenöffnung oberhalb des Ventilsitzes versehen, so daß, sobald Dampf durch das Ventil strömt, derselbe durch diese Seitenöffnung und den Stiel des Ventiles nach oben in eine dort an dem eisernen Rohr befestigte Pfeife treten kann. Das Spiel des Apparates ist nun folgendes: So lange Wasser über dem untersten Probrhahn steht, ist das Messingrohr mit Wasser gefüllt, das keinen Ausweg hat, da der Ventilsitz dicht auf's Ventil schließt und durch seine große Entfernung vom Kessel kalt bleibt. Sobald das Wasser im Kessel bis unter den Probirhahn sinkt, fällt dasselbe aus dem Messingrohr in den Kessel zurück und wird durch Dampf ersetzt, der in jedem Falle heißer als siedendes Wasser ist und das Messingrohr augenblicklich ebenfalls erhitzt. Dadurch wird dieses aber verlängert und muß sich, da das untere Ende unbeweglich befestigt ist, mit seinem oberen Ende, dem Ventilsitze, von dem ebenfalls unbeweglichen Ventile entfernen und dem Dampf den Zutritt zur Pfeife gestatten. So lange die zum Apparat führenden Rohre nicht verstopft sind, muß ein zu niedriger Wasserstand sich selbst durch Pfeifen verrathen, und empfiehlt sich der Apparat außerdem durch seine große Einfachheit. Clavel's Verfahren zum Schärfen von abgenutzten Feilen und Raspeln. Zum Schärfen von abgenutzten Feilen und Raspeln, sowie zur Verbesserung der Qualität neuer Feilen und Raspeln ließ sich Clavel in Paris ein Verfahren patentiren, darin bestehend, daß man die erwähnten Werkzeuge, nach Entfernung aller Unreinigkeiten und fremder Körper, welche denselben etwa anhaften, in eine Mischung von 1 Theil Salpetersäure, 3 Theilen Schwefelsäure und 7 Theilen Wasser (dem Volumen nach) taucht. Die Anwendung des Verfahrens auf neue Feilen und Raspeln beschränkt sich auf das einmalige Eintauchen derselben in das Säurebad während einiger Secunden und auf die darauffolgende Neutralisation der Säure, ganz wie es nachfolgend für die abgenutzten Feilen beschrieben ist. Für letztere variirt die Zeit des Eintauchens von 10 Secunden bis 5 Minuten, je nach ihrer Abnutzung, ihrer Dimension und namentlich der Feinheit und Härte ihres Kornes. Das Schärfen eines sehr weichen und feinen Kornes geschieht viel schneller als das eines sehr harten und sehr groben, ja letzteres kann eine Eintauchung von noch längerer Dauer bedürfen, als die oben angegebene. In dem Maaße, als sich die Wirkung der Säuren in Folge ihrer Verbindung mit dem Eisen oder Stahl schwächt, muß man neue Dosen des Säurebades in den oben angegebenen Verhältnissen zusetzen. Die Feilen und Raspeln werden dann mit reichlich zufließendem Wasser gewaschen, hierauf durch Kalkmilch passirt, in einem erhitzten Trockenraume getrocknet, mittelst einer Bürste, welche in eine Mischung gleicher Theile fetten Olivenöles und ätherischen Terpenthinöles getaucht wird, abgerieben und endlich mit sehr fein gepulverten Kohks und einer trockenen Bürste abgedürstet. Will man einzelne weniger abgenutzte oder niedergedrückte Stellen oder Theile der Feile vor den Einwirkungen des Säurebades schützen, so wendet man ein auf 300 Cels. erwärmtes Gemenge von Leinöl mit gelbem Wachs, zu gleichen Theilen geschmolzen, oder einen Schellackfirniß an, welche der Wirkung der Säuren widerstehen. Immerhin darf die Eintauchung in das Säurebad erst 30 bis 40 Stunden nach dieser Application stattfinden. Will man im Gegentheile einzelne zu sehr hervorragend gebliebene Stellen tiefer ätzen, so muß man, nöthigenfalls zu wiederholten Malen, eine Mischung von 1 Theil Schwefelsäure und 2 Theilen Salpetersäure ohne Zusatz von Wasser anwenden, und zwar derart, daß man die Feile oder Raspel an einem Ende aufhebt und seitlich neigt, so daß die obige Säuremischung beim Auftropfen in die Canneluren fließt, ohne die Zähne abzustumpfen. Die Feilen und Raspeln können diesen Operationen zu wiederholten Malen unterworfen werden, d. h. so oft sie wieder abgenutzt sind, sie sollen dann wieder ebenso brauchbar seyn, wie ganz neue Feilen, welche aus der Hand des Feilenhauers oder aus der Feilenhaumaschine hvorgehen. (Berggeist, 1869, Nr. 23.) Man vergl. das im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 129 beschriebene Verfahren zum Schärfen resp. Aetzen der Feilen. Die Red. Collodium als Schutzmittel gegen das Anlaufen von Silberwaaren. Die Neigung des Silbers zum Anlaufen und die dadurch bedingte oftmalige Reinigung der fertigen Gegenstände hat mich seit mehreren Jahren mit verschiedenen Versuchen zur Hebung dieses Uebels beschäftigt, doch bisher immer erfolglos. Die hellsten, feinsten Firnisse ließen einen gelblichen Ton hinter sich: auch Wasserglas, starker Alaunsud und sonstige Chemikalien erwiesen sich als unbrauchbar. Endlich war ich so glücklich, in der Benutzung des Collodiums ein Mittel gefunden zu haben, welches die Oberfläche der silbernen, plattirten versilberten, neusilbernen etc. Gegenstände, längere Zeit vor Anlaufen schützt, und sowohl bei polirten Gegenständen, als auch bei solchen, welche schön matt weiß, wie Kalk, hergestellt sind, angewendet werden kann, da das Collodium bekanntlich wasserhell und farblos ist. Die silbernen oder mit Silber belegten Gegenstände werden etwas erwärmt (weil sonst Iris-Farben entstehen), und dann das Collodium mit einem elastischen Pinsel aufgetragen, jedoch so sorgfältig, daß alle Punkte mit Collodium überstrichen sind; jene Stellen, welche übersehen wurden, laufen in kurzer Zeit um so auffallender an. Auch ist es nicht rathsam, die Gegenstände öfter als einmal zu überpinseln. Fertige Arbeiten, welche ich vor circa einem Jahre in vorstehender Weise behandelte und zwischen meine Auslage-Fenster legte (in deren Raum sich viel Schwefelwasserstoff zu entwickeln scheint), sind heute noch schön weiß, während andere, welche weder mit einer Collodiumschicht überzogen noch geputzt wurden, nun ganz schwarz angelaufen sind. Ich habe das Collodium verdünnt mit Alkohol angewendet, ungefähr so, wie die Photographen dasselbe gebrauchen. Gelegentlich meines Besuches der letzten allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris habe ich mich dort erkundigt, ob etwa ein Schutzmittel gegen das Anlaufen von Silberwaaren bekannt sey, was allseitig verneint wurde, und da man auch von competenter Seite keine weiteren neueren Erfahrungen in dieser Sache mir mittheilen konnte, so scheint die Anwendung von Collodium auf Metallen ein neuer Gedanke zu seyn, welcher zu einer weiteren Entwickelung und Verbesserung wissenschaftlichen Fachmännern vorbehalten bleiben muß. Jedenfalls dürfte für die betreffenden Techniker schon die zur Zeit mit Erfolg gekrönte einfache Anwendung des Collodiums von entschiedenem Nutzen seyn. Stroblberger, Hofwaffenfabrikant in München. (Bayerisches Indnstrie- und Gewerbeblatt, Januar 1869, S. 28.) Nicht giftiges Versilberungswasser. Als solches wird eine Flüssigkeit empfohlen, welche man erhält, indem man 1 Thl. Höllenstein (salpetersaures Silberoxyd) in 18 bis 20 Thln. destillirtem Wasser löst, hierauf erst mit ½ Thl. Salmiak, dann mit 2 Thln. unterschwefligsaurem Natron versetzt, und zuletzt die auf diese Weise gewonnene klare Flüssigkeit mit 2 Thln. Schlämmkreide vermischt. Zum Gebrauche gießt man einen Theil des umgeschüttelten Versilberungswassers in ein Schälchen und überträgt dasselbe mit einer Zahnbürste, einem starren Pinsel oder einem Leinwandläppchen auf die zu versilbernden Gegenstände, welche nach einigem Abreiben sehr schön versilbert erscheinen. Nachdem sie mit Wasser abgespült sind, macht man sie unter gelindem Reiben mit einem weichen Leinwandläppchen trocken. (Musterzeitung.) Neues in der Hohlglasarbeit. Einer Mittheilung in den Annales du Génie civil, 1868 S. 114, entnehmen wir, daß auf der Glashütte zu Baccarat die durch das Absprengen von der Pfeife oder Aufschneiden entstandenen scharfen Ränder bei Gobleterieartikeln in der Weise abgerundet werden, daß man den Rand des Gefäßes langsam vor einer Gasgebläselampe vorüberführt. Diese Art der Arbeit ist weniger umständlich als die sonst übliche, das Stück vor dem Loch noch einmal anzuwärmen, und geht auch viel schneller von statten als das böhmische Verfahren, nach welchem die Ränder vor der Schleifscheibe geebnet werden. R. Z. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. 1869, Bo. XIII S. 130.) Ueber die Wirkung des Sonnenlichtes auf Schwefelkohlenstoff; von O. Loew, Assistent am Laboratorium des City College in New-York. Wird reiner Schwefelkohlenstoff längere Zeit der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt, so färbt er sich gelblich. Zur näheren Untersuchung der auf diese Weise hervorgerufenen Veränderungen wurde eine größere Menge der gedachten Substanz in zugeschmolzenen Glasröhren den Sonnenstrahlen exponirt. Es fand eine allmähliche Zersetzung Statt, indem ein brauner, unlöslicher Körper entstand, welcher so sehr an den inneren Röhrenwandungen haftete, daß er selbst durch heftiges Schütteln von denselben nicht losgelöst werden konnte. Durch diesen Ueberzug wurde eine weitere Einwirkung der Sonnenstrahlen verhindert, und in Folge davon hörte die Zersetzung auf. Ist in den Röhren gleichzeitig Wasser vorhanden, so wird die Adhärenz des erwähnten Zersetzungsproductes am Glase verhindert und man erhält eine größere Menge des braunen Körpers. Nach zwei bis drei Monate langer Exposition wurden die Röhren geöffnet. Das Wasser zeigte schwach saure Reaction und wirkte, nachdem es neutralisirt und concentrirt worden, deutlich reducirend auf Silber- und Quecksilbersalze. Offenbar hatte sich eine Spur von Formylsäure (Ameisensäure) gebildet, entsprechend dem Ausdrucke:C = 12; O = 16; S = 32. CS2 + 2H2O = CH2O2 + H2S + S. Beim Filtriren blieb die neugebildete braune Substanz auf dem Filter zurück, während das Filtrat freien, im Schwefelkohlenstoff gelösten Schwefel enthielt. Bei näherer Untersuchung fand sich, daß diese Verbindung in jeder Beziehung dem von mir vor zwei Jahren entdeckten Kohlensesquisulfid entsprach. Sie war unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Oelen, löslich dagegen unter Zersetzung in einer kochenden Aetzkalilösung. Beim Erhitzen in einem Glasrohre wurde sie unmittelbar in ihre Bestandtheile zerlegt : der Schwefel verflüchtigte sich und der Kohlenstoff blieb zurück. Wird schwefelkohlenstoffsaures Kali (Kaliumsulfocarbonat) in concentrirter Lösung der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt, so ist die dadurch bedingte Veränderung so gering, daß sie kaum wahrgenommen werden kann ; wird indessen die Lösung mit Natriumamalgam behandelt, so findet eine Reduction zu niedrigeren Schwefelungsstufen statt. (American Journal of science; Chemical News, vol. XIX p. 29, Januar 1869.) Ueber die Albertotypie; von W. Simpson. W. Simpson schreibt hierüber in den Photographic News: Wir empfangen eben wichtige Nachrichten über Albert's neues Druckverfahren, welche Allen, welche dessen wunderbar schöne Resultate gesehen, vom größten Interesse seyn werden. Das Verfahren scheint mit dem von Tessié du Mothay und Marechal Aehnlichkeit zu haben. Man schreibt uns darüber ans Paris: Ich bin in der Lage, Ihnen einige, wenn auch unvollständige Mittheilungen über Albert's französisches Patent machen zu können. Eine dicke Glasplatte, etwa ⅝ Zoll dick, wird mit folgender Lösung überzogen : filtrirtes Wasser 300 Theile, Eiweiß 150 Theile, Gelatine 15 Theile, doppelt-chromsaures Kali 8 Theile, Die hiermit bedeckte Platte wird getrocknet, schwarzes Tuch dahinter gelegt, und etwa zwei Stunden dem Licht ausgesetzt. Sodann wird sie mit einer Mischung von Gelatine und doppelt-chromsaurem Kali überzogen. Die uns mitgetheilten Verhältnisse für diese Mischung enthalten jedenfalls einen Fehler : die Vorschrift lautet: Gelatine 300 Theile, doppelt-chromsaures Kali 100 Theile, Wasser 180 Theile, Höchst wahrscheinlich soll es statt 180 heißen: 1800 Theile. Die Platte wird mit der Mischung überzogen, getrocknet und unter einem Negativ belichtet. Die Strahlen müssen senkrecht auffallen. Nach hinreichender Belichtung wird die Platte gewaschen, und dann wie ein lithographischer Stein behandelt, d. h. mittelst einer Rolle mit fetter Farbe bedeckt und in der lithographischen Presse vervielfältigt. Um unseren Lesern das ganze Verfahren klarer vorzulegen, wollen wir hier das Verfahren von Tessié, und das Princip, worauf sich dieses und Albert's Verfahren gründet, durchgehen. Eine Platte wird mit Gelatine und Chromsalz überzogen, getrocknet, und unter einem Negativ belichtet. Dann wird sie mit kaltem Wasser gewaschen, nicht um einen Theil der Gelatine zu entfernen, sondern nur um das Chromsalz zu entfernen, und die Gelatine zu befeuchten. Die voll belichteten Theile der Schicht, den tiefsten Schatten entsprechend, sind ganz unlöslich, und nehmen das Wasser nicht auf; die weniger belichteten Theile nehmen etwas Wasser an, da sie nicht vollkommen unlöslich geworden; die gar nicht vom Licht getroffenen Stellen, also die höchsten Lichter, absorbiren das Wasser. Die so vorbereitete Schicht wird nun wie ein lithographischer Stein behandelt. Wenn man mit einem, mit lithographischer Farbe chargirten Rouleau darüber geht, haftet die Farbe an den vollbelichteten tiefen Schatten gut, an den höchsten Lichtern, ihrer Feuchtigkeit wegen, gar nicht, und an den Halbtönen mehr oder weniger, je nach dem Grade ihrer Feuchtigkeit. Man erhält also einen genauen Abdruck des Negativs auf der Platte, und kann hiervon durch Auflegen von Papier und geeignete Pressung Abzüge herstellen. Die Eigenthümlichkeit der so erhaltenen Abzüge besteht darin, daß die Abstufung vom Licht zum Schatten nicht in einem fortlaufenden Ton, sondern in einer überaus feinen Körnung stattfindet; was durch die Art und Weise, wie die Gelatine das Wasser absorbirt und abstößt, bewirkt wird. In den Tessié'schen Bildern ist dieses Korn, wenn auch sehr fein, vorhanden; in einigen von den Albert'schen Copien ist es so fein, daß man selbst durch die Loupe nicht unterscheiden kann, ob es vom Bilde oder der Textur des papieres herrührt. Der Fehler des Tessié'schen Verfahrens war der, daß die zarte Gelatineschicht beim Drucken zu sehr litt, so daß nicht mehr als 50 bis 70 Abzüge davon gemacht werden konnten. Wie es heißt, ist das Verfahren soweit verbessert, daß bis zu 200 Abdrücke von einer Platte erhalten werden können. Herr Albert versichert, 1000 Abzüge von einer Platte drucken zu können; ob dieß nun durch die Unterlage von Gelatine, Eiweiß und Chromsalz ermöglicht wird, oder auf eine andere noch nicht bekannte Weise, darüber können wir keine Auskunft geben. Tessié legt viel Gewicht auf die Anwendung dreifach -chromsaurer Salze; wir glauben indessen nicht, daß das Resultat hierdurch wesentlich beeinflußt wird.“ Das Princip, auf dem diese Verfahren beruhen, ist keineswegs neu. Poitevin hat es vor dreizehn Jahren deutlich beschrieben. Wir geben seine Mittheilungen nach der Specification seines englischen Patentes, vom 15. April 1856, worin es heißt: „Ich drucke photographisch mit fetter Schwärze auf Papier, Stein, Metall, Holz, Glas, und andere passende Materialien in folgender Weise: Ich bringe auf die Oberfläche, welche die Zeichnung aufnehmen soll, eine oder mehrere Schichten einer Mischung von gleichen Theilen einer concentrirten Lösung von Albumin, Fibrin, Gummi arabicum, Leim oder einer ähnlichen organischen Substanz und einer conceutrirten Lösung von doppelt-chromsaurem Kali oder irgend eines Salzes, dessen Basis die organische Substanz der ersten Lösung nicht fällt. Diese ein- oder mehrfache Schicht oder das Häutchen wird getrocknet, wenn der photographische Eindruck mittelst Contact hervorgebracht werden soll; oder man kann es im feuchten Zustande in der Camera obscura anwenden. Erzeugt man den Eindruck mittelst Contact, so wird die Oberfläche mit einem photographischen negativen Bilde, einem Stahlstiche oder dergleichen bedeckt und dann wie im gewöhnlichen photographischen Proceß exponirt. Nach hinreichender Exposition wird die Oberfläche, wenn sie trocken geworden oder im trockenen Zustande angewendet wurde, mittelst eines Schwammes mit Wasser befeuchtet, und während sie noch feucht ist, wird die fettige Tinte mittelst eines Ballens oder irgendwie auf die Oberfläche aufgetragen, wobei man findet, daß sie nur an denjenigen Theilen haftet, auf welche das Licht gewirkt hat. War das angewendete Bild ein Negativ, so erscheinen die Lichter und Schatten verkehrt und der Abdruck wird ein Positiv mit richtigen Lichtern und Schatten. Die Copie kann auf der Oberfläche, auf welcher sie zuerst erzeugt wurde, bleiben, oder auf Papier oder eine andere Substanz übertragen oder abgedruckt werden, und die Operation läßt sich mehrfach wiederholen. So erhalte ich auf dem Lithographiesteine oder einem anderen passenden Material eine Zeichnung, von der ich im Stande bin, vielfache Abdrücke zu machen, indem ich die Methode des lithographischen Druckes, wobei die angefeuchtete Oberfläche mit einer fetten Tinte überzogen wird, anwende.“ (Photographisches Archiv, 1869 Seite 105.) Tessié du Mothay und Maréchal's Verfahren der Phototypie ist im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S. 297 ausführlich beschrieben. —Poitevin's Verfahren, um durch Photographie ein Bild auf Stein etc. so zu copiren, daß es mit fetter Schwärze abgedruckt werden kann, wurde im polytechn. Journal, 1856, Bd. CXXXIX S. 199 mitgetheilt. Photographischer Kupferdruck. Wenn man eine Auflösung von Asphalt in Aether mit Rohcollodium mischt, die Mischung auf einer Silberplatte ausbreitet, trocknen läßt, unter einem Negativ hinreichend belichtet, und dann mit Steinöl behandelt, so erhält man eine matte Zeichnung auf glänzendem Grund von eigenthümlichem hübschem Aussehen. Ein ähnliches Verfahren wird in der kgl. Staatsdruckerei in Berlin benutzt, und es sind u. A. bei den neuen preußischen Zehnthalerscheinen Wappen und Schrift der Vorderseite mittelst einer nach demselben hergestellten tiefgeätzten Kupferplatte gedruckt, während der Strafsatz auf der Rückseite Hochdruck und durch dasselbe Verfahren erhalten ist. Es wird hierbei die gut abgeschliffene Kupferplatte mit einer Asphaltschicht gleichmäßig überzogen und unter einem negativen oder positiven Collodiumbild dem Lichte ausgesetzt. Am besten eignet sich Asphalt mit stark glänzendem, muscheligem Bruch. Derselbe wird zerkleinert, dann in Terpenthinöl gelöst und die Lösung mit Collodium verdünnt. Die ungelösten Theile läßt man absetzen; dann filtrirt man die Lösung, welche die Consistenz von gewöhnlichem Collodium hat, durch Baumwolle. Die Flüssigkeit gießt man nun auf die Kupferplatte und läßt bei gelinder Wärme trocknen. Dabei muß man sorgfältig darauf achten, daß in der Asphaltschicht sich durchaus keine ungelösten Partikelchen zeigen. Die Exposition der so präparirten Platten erfolgt im zerstreuten Licht und dauert 3 bis 5 Tage; indessen ist es gelungen, die Asphaltschicht durch verschiedene Zusätze so empfindlich zu machen, daß 4 bis 6 Sunden hinreichen. Zu dem auf diese Asphanltschicht zu legenden Bilde muß man ein dickes, haltbares Collodium verwenden, indem es am zweckmäßigsten ist, wenn man dieses Bild unter Wasser von seiner Glasplatte löst und dann allein auf die Asphaltschicht auflegt. Durch die Belichtung werden die vom Licht getroffenen Stellen der Asphaltschicht unlöslich, während die anderen ihre Löslichkeit behalten. Nach dem Belichten wäscht man zuerst das Collodiumhäutchen leicht mit Wasser ab, worauf noch eine Waschung mit Terpenthinöl und Wasser erfolgt, durch welche die Kupferplatte an den nicht belichteten Stellen bloßgelegt wird. Nunmehr wird zur Aetzung vorgeschritten; nachdem man auch die Rückseite der kupferplatte mit Asphalt überzogen hat, wird dieselbe in verdünnte Salzsäure gebracht und hierauf der Asphalt abgewaschen. Die Zeichnung erscheint dann vertieft auf der Kupferplatte. Die Aetzung selbst erfordert viel Geschicklichkeit, welche durch Erfahrung erlangt werden kann. Die auf diese Weise erhaltene Matrize kann dann noch, wenn es nöthig ist, auf galvanoplastischem Wege umgekehrt werden. (Industrie-Blätter.) Wright's Lichtmesser. Ein Herr Wright hat am 18. Juni v. I. der Royal Society in London den plan zu einem einfachen und sinnreichen Lichtmesser vorgelegt, welchen er seit drei Jahren benutzt. Ein runder Metallstab, dessen Längsseite mit einer Scala versehen, ist senkrecht auf einem schweren Fuß befestigt. Der obere horizontale Querschnitt des Stabes ist schneeweiß gefärbt, mit einem schwarzen Fleck in der Mitte. Ueber diesen Metallstab schiebt sich ein hohler, innen geschwärzter Metallcylinder mit gelinder Reibung. Will man mit diesem Instrument die Helligkeit des Tageslichtes an irgend einem besonderen Ort oder zu einer besonderen Zeit bestimmen, so richtet man das Auge auf den schwarzen Fleck des weißen Feldes und zieht den geschwärzten Cylinder langsam an dem Stab in die Höhe. Dadurch wird die obere weiße Fläche mit dem schwarzen Fleck immer mehr verdunkelt, so daß man letzteren zuletzt nicht mehr sieht. Dieser Moment kann nun an der Scala, die in 100 Theile getheilt ist, abgelesen und die augenblickliche Lichtstärke durch Vergleiche leicht gefunden werden. Freilich hängt die Genauigkeit dieser Methode sehr von der Sehkraft des Beobachters ab, aber ein und derselbe Beobachter dürfte doch zu relativ ziemlich richtigen Schlüssen gelangen. Auf wissenschaftliche Genauigkeit kann sie freilich keinen Anspruch machen, Dr. J. Schnauß. (Photographisches Archiv. 1869 S. 107.) Praktische Anwendung der sensiblen Flammen. Leuchtgasflammen, welche mit sehr langer Flamme brennen, haben bekanntlich die interessante Eigenschaft, daß sie gegen Geräusche sehr empfindlich sind; sie verkürzen sich und werden breit, so oft in dem Raume, in welchem sie sich befinden, ein Geräusch erzeugt wird. Diese Eigenschaft benutzte Hr. Barrett zur Construction eines Instrumentes, das vielfach praktisch angewendet werden kann. Das Instrument besteht, nach einer Mittheilung in Les Mondes vom 11. Juni v. I., aus zwei senkrecht stehenden Kupferstäbchen, von denen eines an seinem oberen Ende unter einem rechten Winkel ein Metallband trägt, welches aus an einander geschweißten dünnen Lagen von Gold, Silber und Platin besteht. In Folge dieser Zusammensetzung dehnt das Band sich bei Einwirkung der Wärme ungleichmäßig aus; es krümmt sich zur Seite und kommt dadurch in Berührung mit einer Platinspitze, welche etwa 1 Centimeter vom Bande entfernt an dem anderen Kupferstäbchen angebracht ist. Beide Stäbchen sind mit den Polen einer kleinen elektrischen Batterie verbunden, in deren Kreis eine elektrische Glocke eingeschaltet ist, welche sich in einem entlegenen Theile des Saales befindet. Die Glocke tönt, sobald die Batterie geschlossen wird. „Ich zünde mir,“ sagt Hr. Barrett, „eine empfindliche Flamme an, welche für gewöhnlich in einer Entfernung von etwa 25 Centimetern vom Metallbande brennt. Ich entferne mich 10 Meter von der Flamme und pfeife; die Flamme antwortet mir sofort, sie verkürzt sich und wird breiter. In dieser Weise kommt sie mit dem Metallbande in Berührung; dieses krümmt sich zur Seite, sowie es von der Flamme erreicht wird, berührt die Platinspitze, schließt den Strom, und man hört die entfernte Glocke, welche mir Jedesmal antwortet, so oft ich pfeife.“ In derselben Weise kann zu jeder Nachtstunde das Schreien eines Kindes in seiner Wiege sich automatisch in dem Zimmer seiner Eltern anzeigen. Durch eine sehr ähnliche Anordnung, aber mit einem anderen Brenner, würde jeder Dieb, welcher mit einem Nachschlüssel die Thür öffnet, durch dieses Geräusch eine entfernte Alarmglocke zum Tönen bringen. Ebenso ist es möglich, mit Benutzung der Fortpflanzung des Schalles im Wasser eine Vorrichtung zu construiren, mit deren Hülfe man im Nebelwetter das Nahen eines Schiffes erkennen könnte; der Apparat würde im Zimmer des Capitäns eine Glocke zum Tönen bringen. (Polytechnisches Notizblatt.) Zur qualitativen Löthrohranalyse. John Landauer empfiehlt (Chemical News, Nr. 399 und 404) zur Nachweisung der Gegenwart von Mangan und verschiedenen anderen Metallen mittelst des Löthrohres die Anwendung des chlorsauren Kalis. Zahlreiche Versuche haben ihm bewiesen, daß diese Methode in Bezug auf rasche Ausführbarkeit und Empfindlichkeit wenig zu wünschen übrig läßt. Das an sich weiße Salz, welches bekanntlich bei höherer Temperatur an die mit ihm in Berührung befindlichen Körper Sauerstoff abgibt, wird durch die Oxyde der nachzuweisenden Metalle entsprechend gefärbt. Man wendet zu diesen Proben am zweckmäßigsten Röhren von nicht zu starkem Glase an, welche bei etwa 15 Centimeter Länge eine lichte Weite von ungefähr 5 Millim. haben und einseitig geschlossen sind. In diese Röhre bringt man die feingepulverte Probe, mit der etwa gleichen Menge des gleichfalls zu feinem Pulver zerriebenen (zu diesem Zwecke mit etwas Alkohol angefeuchteten und dann bei gelinder Wärme getrockneten) Reagens, und erhitzt ganz allmählich, anfangs mittelst einer Weingeistflamme, zuletzt mit Hülfe des Löthrohres, bis jede Sauerstoffentwickelung aufgehört hat, worauf die Reaction vollständig vor sich gegangen ist. Man beobachtet dann die Farbe, welche das Flußmittel angenommen hat. Einige von den empfindlicheren Reactionen sind die nachstehenden: Eisen färbt das salz fleischroth; Blei färbt das salz gelblichbraun; Kupfer färbt das salz heller oder dunkler blau, in manchen Fällen fchwarz; Mangan das salz heller oder tiefer purpurroth; Nickel (Ni2O3) das salz schwarz. Die Mittheilung der Resultate ausführlicherer Untersuchungen behält sich der Verfasser vor. H. Chemische Untersuchung der zum Gerben angewendeten Polcura; von Carl Schaper. Unter diesem Namen erhielt Hr. Professor Wittstein von Hrn. Apotheker Leybold in St. Jago de Chile, außer verschiedenen anderen Naturalien, eine Substanz, welche auf einem Cordilleren-Grate in Chile, 12 – 14,000′ über dem Meere, aus dem sie umgebenden Porphyre hervortretend und von Melaphyr begleitet, in ungeheurer Menge vorkommt und dort häufig zum Gerben angewendet wird. Sie ist ein schmutzig gelbes, lockeres krümelig-krystallinisches, säuerlich zusammenziehend schmeckendes Pulver. Bis zu 120° C. erhitzt, verliert sie 13,560 Proc. am Gewicht, welche in Wasser bestehen. Kochendes Wasser nimmt daraus 24,189 Proc. auf. Der unlösliche Antheil = 62,251 Proc. gibt an Salzsäure 12,351 ab, und die dann noch übrigen 49,900 sind Kieselsäure. Die quantitative Analyse lieferte folgende Resultate: Textabbildung Bd. 192, S. 79 Nebst einer Spur Mangan. A. Einzelne Bestandtheile; In Wasser löslich.; Kali; Natron; Kalf; Magnesia; Alauneroe; Eisenoxyd; Chlor; Schwefelsäure; Kieselsäure; In Wasser unlöslich; Magnesia; Alaunerde; Eisenoxyd25; Schwefelsäure; Kieselsäure; Wasser; Summa 100,000 B.Die Salze des in Wasser löslichen Theiles im neutralen wasserfreien Zustande. 0,641 schwefelsaures Kali 0,656 schwefelsaures Natron 6,308 schwefelsaures Kalk 3,910 schwefelsaures Magnesia 9,722 schwefelsaures Alaunerde 1,100 schwefelsaures Eisenoxyd 0,084 Chlornatrium ––––––– 22,394 dazu 1,795 freie lösliche Kieselsäure ––––––– 24,189 C. Die einzelnen Bestandtheile und Salze des in Wasser löslichen Theiles in Procenten. a. Bestandtheile. b. Salze. 1,4 KO 2,5 KO + SO3 1,4 NaO 2,7 NaO + SO3 10,7 CaO 26,1 CaO + SO3 5,4 MgO 16,1 MgO + SO3 12,0 Al 2 O 3 40,2 Al2O3.+ 3SO3 1,6 Fe 2 O 3 4,6 Fe2O3 + 3SO3 0,2 Cl 0,4 NaCl –––––––––––– –––––––––––– 59,9 SO 3 92,6 7,4 SiO 3 7,4 SiO 3 ––––––––––––––– 100.0 100.0 Aus der Zusammensetzung des in Wasser löslichen Theiles der Polcura ist leicht ersichtlich, daß derselbe in der That als eine natürliche Weißgerbbeize angewendet werden kann. (Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. XVII, Heft 2.) Repertorium der technischen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Journal-Literatur. Mit Genehmigung des königl. preuß. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten nach amtlichen Materialien herausgegeben von E. Schotte, Ingenieur und Bibliothekar an der königl. Gewerbe-Akademie zu Berlin. 1. Heft. Januar 1869. Leipzig, Quandt und Händel. Die periodisch erscheinende Fachliteratur hat einen solchen Umfang erreicht, daß dem Einzelnen die Durchsicht sämmtlicher Zeitschriften kaum noch möglich ist. Es bedarf deßhalb eines Hülfsmittels, um den Stoff zu bewältigen und als solches dürfte das vorliegende Repertorium, unübertroffen von ähnlichen Unternehmungen, sowohl der Vollständigkeit, als der zweckmäßigen Anordnung der Materie nach, zu begrüßen seyn. Dasselbe soll, alphabetisch nach der Materie geordnet, den Inhalt von mehr als Hundert der namhaftesten in- und ausländischen Zeitschriften der Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, des Ingenieurwesens, der Landwirthschaft, des Bergbaues, der Architektur, Gewerbepolizei und Gewerbestatistik, so wie die vom englischen Patent-Amt veröffentlichten Beschreibungen neuer Erfindungen (Specifications, jährlich 3 – 4000 Nummern), kurz angeben. Die allgemeinste Anerkennung wird dem Unternehmen nicht fehlen. Monatlich erscheint eine Nummer im Umfange von 2½ – 3 Bogen; mit dem Schlußhefte wird ein ausführliches Sach- und Namen-Register über den Inhalt des ganzen Jahrganges geliefert und in besonderen Beilagen sollen neu erschienene, in sich abgeschlossene Werke aufgeführt und besprochen werden. Bei schöner Ausstattung ist der Preis ein mäßiger (3 Thlr. pro Jahrgang).