Titel: W. Pittner's Tuchplomben oder Tuchzeichen; von J. C. Ackermann.
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXX., S. 273
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LXX. W. Pittner's Tuchplomben oder Tuchzeichen; von J. C. Ackermann. Mit Abbildungen. Pittner's Tuchplomben. Es ist bekannt, daß die Tuchmacher, besonders jene, die ihre Waaren nach dem Oriente liefern, ihre Tuche mit einer Bleiplombe versehen lassen, auf welcher der Name, die Adresse etc. eingeprägt ist. In Reichenberg hatte die Tuchmacherzunft vor etwa 80 bis 100 Jahren eine darauf bezügliche Vorschrift erlassen, wornach kein Tuch ohne dieses Werkzeichen auf den Markt gebracht werden durfte. Diese Tuchplomben, deren Metall so weich ist, daß selbe der Zerstörung entweder durch das Reißen der Schnüre oder das Zerquetschen des Bleies leicht unterliegen, sind nun wesentlich verbessert worden. Die Mustersammlung des nieder-österreichischen Gewerbevereines erhielt von Wilhelm Pittner eine Collection von Tuchzeichen,Die Metallwaaren-Fabrik von Wilhelm Pittner, Magdalenenstraße Nr. 28, in Wien, erzeugt auch alle Gattungen Metall-Adressen, sowohl in Münzform als in Plättchen. welche gegen alle früher bestandenen Plomben vortheilhaft abstechen. Es ist dabei die eingeknüpfte Schnur unnöthig, denn ein Metallstreifen ersetzt sie, und es können diese Zeichen in verschiedenen Formen, viereckig, achteckig, oval oder rund erzeugt werden, und ist der Preis dabei so niedrig, daß er von 1 st. 50 kr. bis 3 fl. per 100 Stück, je nach der Größe und Form, in keinem Verhältnisse zu den früheren, häßlich aussehenden Plombirungen steht. Dabei ist auch das Verfahren höchst einfach. Textabbildung Bd. 193, S. 273 Das Tuchzeichen besteht aus einem dünnen Metallblättchen, welches gestanzt die Form wie Fig. d hat. Das eine runde Blättchen besitzt einen Rand, um ein kleines Pappscheibchen und das andere Blättchen in sich aufzunehmen. Man schiebt nun beim Plombiren das Blättchen durch den Tucheinschnitt, bringt die beiden Blättchen zusammen, nachdem man zuvor das erwähnte Pappscheibchen in den geränderten Theil eingelegt hat, setzt dieselben auf die Stanze c und es genügt ein kleiner Schlag mit dem Hammer auf den ersten Stempel a, um den Rand über das eingelegte Blättchen umzubiegen, so daß eigentlich jetzt schon die Plombe ohne Zerstörung nicht mehr abgenommen werden kann, wie a' und e zeigen. Wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, hat der Stempel a unten eine ausgebauchte Stelle, woran eine kleine Feder befestigt ist, die beim Aufsetzen auf die Blättchen d und die Stanze c bloß die Aufgabe hat, das kleine Blättchen niederzudrücken. Zur Stempelung der Firma nimmt man nun den Stahlstempel b, setzt ihn auf die Stanze c und schlägt mit einem kräftigen Hammerschlage den Rand vollends glatt und man erhält nun, da in dem Stahlstempel sowie in die Stanze die Firmazeichen gravirt sind, beide in glänzender Prägung, wie bei einer Münze aus hartem Metalle. Zur deutlichen Ausprägung der Gravirung dienen die erwähnten eingelegten Scheibchen aus Pappe. Jeder einfache Arbeiter kann diese Arbeit verrichten und es entfallen hierbei die schwerfälligen Zangen und andere, beim Verbleien nothwendigen Werkzeuge gänzlich. (Aus der Wochenschrift des niederösterreichischen Gewerbevereines.)