Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. , S. 169
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Verbesserte Drehbank. Die im polytechn. Journal Bd. CXCII S. 445 (zweites Juniheft 1869) aus dem Practical Mehanic's Journal mitgetheilte verbesserte Drehbank ist eine aus unserer Fabrik hervorgegangene Erfindung und findet dei der Fabrication von Gewindebohrern, Reibahlen etc. mit nicht kreisförmigem Querschnitt, sowie für Wellenkupelungen, excentrische Scheiben etc. vielfach Anwendung. Für die deutschen Zollvereinsstaaten und Oesterreich ist diese Vorrichtung Herrn Maschinenfabrikant Richard Hartmann in Chemnitz patentirt. Maschinenfabrik zu Graffenstaden bei Straßburg.                     Anwendung von Eisen als Ersatz des Holzes und der Mauerung beim Grubenausbau. Der Eisen-Ausbau ist in den letzten Jahren an zahlreichen Punkten beim Bergwerksbetrieb in Preußen mit dem besten Erfolge versucht worden, sowohl bei dem Streckenausbau insbesondere unter solchen Verhältnissen wo sonst Mauerung erforderlich war, als zum Ausbau größerer Räume, wie Füllörter, Maschinenräume u.s.f. Zunächst hat man bei dem Streckenausbau wohl hier und da gußeiserne Stücke an Stelle der Thürstöcke und Kappen angewendet. Auf der Zeche ver. Hannibal bei Bochum (Oberbergamtsbezirk Dortmund) wurde ein solcher Ausbau hergestellt, bei welchem bei einer Streckenhöhe von 7 Fuß und Breite von 8 Fuß die beiden Thürstöcke und die Kappe aus Gußstäben von -Form bestanden. Die Eisenstärke beträgt für den Fuß wie für die Verstärkungsrippe 1 1/2 Zoll, die Breite des Fußes 3 Zoll, die Höhe der Rippe 1 Zoll. Die Stücke sind im Bogen, die Rippe nach innen gerichtet, mit 3 Zoll Spannung nach außen sowohl bei den Thürstöcken als bei der Kappe gegossen. Die Gevierte wurden auf 40 Zoll Abstand eingebaut und die Thürstöcke dabei mit den Füßen auf Holzschwellen gestellt. Die Verschalung erfolgte wie gewöhnlich mit Holzpfählen. Jedes aus 2 Thürstöcken mit Kappe bestehende Geviert wiegt 310 Pfd. und kostet 11 Thlr. Der Ausbau hat sich gut gehalten. Man ist dann bald zur Anwendung von Stabeisen übergegangen, welches unter allen Umständen größere Garantie gegen das Springen bietet. Vortheilhaft können für den Streckenausbau Grubenschienen stärkerer Dimensionen mit T-förmigem Querschnitt und Vignole-Schienen benutzt werden, welche dem Streckenquerschnitt entsprechend in 2 Hälften, jede bis zur Mitte der Firste reichend, den Steg nach außen, gebogen und am Zusammenstoß in der Mitte der Firste durch ein Laschenpaar mit 4 Schrauben verbunden werden. Man hat sie auch wohl aus einem Stück für die Firste und beide Stöße gebogen hergestellt. Die Füße stehen entweder auf Gußplatten, welche in die Schwellen eingelassen sind, oder in gegossenen, dem Querschnitt des Eisens entsprechend geformten Schuhen auf Schwellen, auch wohl, wie dieß auf dem Harz mit gutem Erfolge versucht ist, auf Steinsockeln. Die Verschalung ist hierbei die gewöhnliche; sie ist auch wohl auf dem Harz mit eisernen Längsschienen ausgeführt worden, welche 8 bis 10 Zoll von einander abstehen, wobei dann die Zwischenräume zwischen diesen Schienen und den Streckenwangen mit Grauwackensteinen verfüllt werden. In ähnlicher Weise werden größere Räume ausgebaut. Auf der Steinkohlengrube Graf Beust (Oberbergamtsbezirk Dortmund) hat man beispielsweise das Füllort der IV. Sohle mit wenig höher als im Halbkreis gebogenen Gurten aus T-Eisen mit 5 Zoll breitem Fuß und 3 Zoll hohem Steg, letzteren nach außen, ausgebaut. Die Gurte bestehen aus 2 Hälften, welche in dem Schluß der Firste mit Laschen und 4 Schrauben zusammengehalten werden, in 2 Fuß Abstand auf Eichenschwellen mit eingelassenen Gußplatten aufgestellt und mit Eichenbretern dicht verzogen sind. Das Füllort der V. Sohle ist mit Bogen aus Doppel-T-Eisen ausgebaut, dessen beide Platten 3 1/3 Zoll breit sind und dessen ganze Höhe 5 Zoll ist. Hier ist jedoch auch die Sohle durch ein drittes Stück verwahrt, welches an den Zusammenstößen mit den beiden Seitenbogenstücken ebenfalls mit Laschen verschraubt ist. Die Höhe des Füllortes beträgt vom Scheitel bis auf den Bodengurt 8 Fuß 9 Zoll, die Breite an der Sohle von Fuß zu Fuß der Seitenbogen 12 Fuß 10 Zoll, die Spannung des Bogens in der Sohle 1 Fuß. Bei derselben Grube ist eine elliptisch geformte Eisenconstruction im Querschlage der III. Sohle angewendet worden. Ueberall hat sich dieser Eisenausbau gut bewährt. (Preußische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.) Ueber den Einfluß eines Gehaltes der Eisenerze an den Oxyden des Chroms und Titans auf die Qualität des Gußeisens; von A. und S. Dona Hayes, Probirern des Staates Massachusetts. Die Genannten waren längere Zeit damit beschäftigt, die Ursachen des veränderten Charakters zu ermitteln, welchen das aus dem Hohofen hervorgehende Gußeisen bisweilen zeigt, während doch bei der Gewinnung desselben anscheinend alle Umstände unverändert geblieben waren, und ein gleichartiges Erz verarbeitet wurde. Es zeigt sich in solchen Fällen der Gehalt an mit dem Eisen verbundenem Kohlenstoff vermindert, ohne daß man in dem Eisen eine genügende Menge einer anderen Substanz aufzufinden vermag, welche die eingetretene Veränderung erklären könnte. Den Verfassern gelang es, nachzuweisen, daß diese Erscheinung immer mit einem Gehalte der verwendeten Eisenerze an den Oxyden des Chroms oder Titans in Verbindung stand, welcher oft wider alles Erwarten in Erzen, die man für völlig rein gehalten hatte, constatirt wurde. Sowohl die Oxyde des Chroms als diejenigen des Titans scheinen im Hohofen den Kohlenstoff zu verhindern, mit einem Theile des Eisens diejenige Verbindung einzugehen, welche das graue Gußeisen constituirt, und zwar ohne daß dabei die Metalle dieser Oxyde, das Chrom oder Titan, sich mit dem Eisen legiren oder überhaupt Bestandtheile des Gusses werden müssen. Titanverbindungen sind häufig sowohl im Magneteisenerz als im Brauneisenstein nachgewiesen worden, und zwar in geringer Menge und in unlöslicher Form. Diese unlöslichen Titanverbindungen gehen in die Schlacken über und geben Anlaß zur Bildung der in den Hohöfen häufig auftretenden Titanverbindungen. Man muß sie sorgfältig von denjenigen unterscheiden, welche dem Gußeisen nachtheilig werden können. Die Verf. fanden nämlich in einer Anzahl von Eisenerzen sowohl ein Oxyd des Chroms als auch ein Oxyd des Titans in einem Zustande, in welchem dieselben von verdünnten Säuren gelöst wurden, daher sie bei Anwendung derjenigen analytischen Methoden, welche bei der Untersuchung von Eisenerzen üblich sind, leicht übersehen werden konnten. Folgende Zahlen zeigen das in verschiedenen Eisenerzen gefundene Verhältniß von Chromoxyd und metallischem Eisen: Chromoxyd Eisen Magneteisenerz 1,40 49,00 Rotheisenstein 1,60 42,47 Brauneisenstein   1,90 54,32 Derselbe 1,04 46,70 Das aus diesen Erzen gewonnene Eisen enthielt in einigen Fällen nur Spuren von Chrom, während bisweilen eine größere Menge Chrom mit dem Eisen legirt war. (Scientific American, Januar 1869, S. 38; Chemical News, April 1869, S. 163) Miller's Verfahren zum Affiniren von legirtem Golde mittelst Chlorgas. Die bisher übliche Methode der Affininnig des Goldes durch Silber und Scheidung mit Schwefelsäure oder Salpetersäure hat bekanntlich viele Uebelstände, daher F. B. Miller, Probirer an der Münze zu Sydney, die Scheidung durch Chlor zu bewerkstelligen versuchte. Sein Verfahren, welches im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 251 nach der Patentbeschreibung mitgetheilt wurde, gab bei der Prüfung zufriedenstellende Resultate; das Journal of the Chemical Society (Journal für praktische Chemie, 1869, Bd. CVI S. 503) berichtet in dieser Hinsicht: „Wenn in einem mit Boraxlösung getränkten Thontiegel die Gold-Silber-Legirung geschmolzen und durch den im Deckel befestigten Thonpfeifenstiel ein Strom Chlorgas eingeleitet wurde, so wandelte sich leicht das Silber in sein Chlorid um und konnte, während das Gold schon fest geworden, abgegossen werden. Dabei blieb der zähflüssigere Borax im Tiegel zurück. Während die Operation im Gange war, wurde von Zeit zu Zeit durch einen Thonpfeifenstiel ein wenig der geschmolzenen Masse herausgenommen und probirt, wie weit sie entsilbert war. Der langsame und feuchte Chlorstrom, wenn frei von Luft, bewirkte gar kein Spratzen, sondern schien schnell vom Silber aufgenommen zu werden, und die Dichtheit des Apparates, sowie der gehörige Druck, wurden an der Flüssigkeitssäule beobachtet, die in dem Sicherheitsrohr (7 Fuß lang) des Entwickelungsballons aufstieg. Es wurde in besonderen Versuchen die Menge des verbrauchten Chlors ermittelt; sie betrug etwa das Doppelte von der im Chlorsilber gebundenen. Ebenso prüfte man die so viel gefürchtete Flüchtigkeit des Chlorsilbers; sie zeigte sich so gut wie Null. Dagegen spritzt das ausgegossene Chlorsilber in der Regel, wahrscheinlich weil es Chlor gelöst enthält und dasselbe nachher entläßt. Das Affiniren des Goldes gelingt gleich gut, ob viel, ob wenig Silber dabei ist. Es wurde in den besten und meisten Fällen auf 995 Tausendtel gebracht (selbst von 852/1000 der angewandten Legirung). Als das Chlorsilber zwischen Eisenplatten reducirt wurde, beobachtete man bei der nachherigen Lösung in Salpetersäure stets Gold, nicht in Gestalt von Kugeln, sondern einer schwarzen Masse und schloß, daß diese durch Reduction aus einem Goldsalz, natürlich Chlorgold, stattgefunden habe. Es galt also, dem Chlorsilber diesen Gehalt an Gold zu entziehen, ohne den weitläufigen Gang der Reduction und Lösung in Salpetersäure einschlagen zu müssen. Dieß gelang in folgender Art: Das Chlorsilber wurde geschmolzen und ein wenig Potasche aufgepudert, um etwas Silbee zu reduciren; dieses letztere hatte die Aufgabe, indem es durch die Schmelze durchsank, dem Chlorgold das Chlor zu entziehen und das Gold mit Silber legirt in Kugeln abzuscheiden. So geschah es auch. Das während des Erkaltens noch flüssige abgegossene Chlorsilber war völlig goldfrei. Aber an dem Regulus des Silbergoldes blieb eine schwammige Masse hängen, welche wahrscheinlich Silberchlorür (schwerflüssiger als das Chlorid) war. Der Tiegel wurde daher nochmals zur Rothgluth gebracht und mit etwas Soda geschmolzen, dann erhielt man einen normalen Silber-Gold-Regulus, welcher 50 Procent von jedem Metall enthielt.“ Verbessertes Verfahren zum Feinen der Edelmetalle; von Dubois-Caplain, Affineur in Grenelle bei Paris. Die wichtigste Operation beim Affiniren oder Feinen der Edelmetalle (die Scheidung) besteht im Auflösen der silber- und kupferhaltigen Substanzen in concentrirter Schwefelsäure; bei derselben entwickeln sich Dämpfe von Schwefelsäure und Schwefligsäure, welche durch einen Zug in Condensationsapparate geleitet werden; letztere bestehen in bleiernen, in kaltem Wasser liegenden Röhren, ferner in Bleikammern, in denen sich ein Theil der Schwefelsäure condensirt, wogegen die Schwefligsäuredämpfe, sowie der nicht verdichtete Antheil der Schwefelsäure in die Esse fortgerissen werden. Kürzlich hat Dubois-Caplain ein Patent auf eine von ihm erfundene Verbesserung dieses Verfahrens genommen. Dieselbe besteht darin, daß er die Gase aus den Scheidungsapparaten in eine (mit der Esse der Anstalt in Verbindung stehende) Leitung oder Bleikammer abziehen läßt, welche Schnitzel von dünnem Eisenblech enthält. In die Leitung dringt in der Richtung des Zuges ein Wasserstrahl ein. In Folge der gleichzeitigen Einwirkung des Wasserdampfes und des Eisens entsteht aus der Schwefelsäure und Schwefligsäure schwefelsaures Eisenoxydul, welches sich in dem condensirten Wasser löst und in dieser Form aus dem Apparate abfließt. Auf diese Weise werden die schädlichen Gase zur Darstellung eines leicht verkäuflichen Productes verwerthet. Da dieser Vorgang, wie schon bemerkt, ebenso gut in Bleikammern, als in Leitungen stattfindet, so kann man die Form der Apparate leicht den schon vorhandenen Einrichtungen anpassen. Bei diesem Verfahren werden auch die aus den Scheidungsapparaten von den Gasen mitgerissenen Silber- und Goldtheilchen aufgefangen und fließen mit der Eisenvitriollösung ab, daher man die bei gewöhnlichen, unmittelbar mit der großen Esse der Scheideanstalt communicirenden Zügen nicht zu verhütenden Verluste an Edelmetall vermindert. Wo man Absatzquellen für Zinkvitriol hat, können die Eisenblechschnitzel durch Zinkblechabfälle ersetzt werden; die dann stattfindende Reaction bleibt dieselbe. (Armengaud's Génie industriel, Juni 1869, S. 294.) Der richtige Gebrauch des Dampfkochtopfes. Der Dampftopf ist in unseren Küchen eingeführt, aber noch nicht sein richtiger Gebrauch. Möchte es der folgenden neuen und einfachen Fleischzubereitungs-Methode (von Frau M. Zeller) gelingen, sich Bahn zu brechen. Man legt die frischen und die schon einmal abgekochten Knochen ziemlich stark zerhackt auf den Boden des nicht zu großen Dampftopfes und auf dieselben das frische ungesalzene Stück Rindfleisch, gießt jedoch nur so viel Wasser mit dem üblichen Wurzelwerk und Gewürz dazu, daß der Boden des Topfes davon bedeckt ist (auf 5 Pfund Fleisch ist 1/2 Schoppen Wasser nicht zu wenig, doch richtet sich das Quantum stets nach der Menge der Knochen und dem Raum des Topfes). Hauptsache ist, daß das Wasser gar nicht in Berührung mit dem Fleisch kommt, sondern dieses im eigenen Safte durch den Dampf gar wird. Die zweite Bedingung ist sehr langsames Kochen, oder vielmehr Dämpfen, damit der Fleischsaft sich nicht verringere; bei richtiger Hitze muß sich derselbe noch um 1/3 vermehrt haben und einen Extract liefern, welcher Suppe und Gemüse kräftig macht. Auch im Sommer hält sich dieser vermöge seiner Fettschichte lange Zeit gut, und es ist anzurathen, immer den erkalteten Extract zu der frischen Suppe zu verwenden, damit sie nicht im Wasser erst allein gekocht werden muß. Der Dampf, welcher das Fleisch binnen einer Stunde gar macht, vermag auch die Kraftbestandtheile der Knochen so zu lösen, daß neben dem Vortheil des Wohlgeschmackes, welcher dem Fleisch erhalten bleibt, auch die Sparsamkeit bei dieser Bereitungsart ihre Rechnung finden kann. Gelingen muß die Sache, wenn man sich des starken Feuerns und des überflüssigen Oeffnens des Topfes zu enthalten weiß und in der Quantität des Wassers die gegebenen Vorschriften genau einhält. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 27.) Ueber Destillation schwerer Kohlenwasserstoffe unter Druck; von S. F. Peckham. Der Verfasser bestätigt die schon von Young (polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 151) gemachte Beobachtung, daß man durch Destillation von schweren Paraffinölen unter Druck Leuchtöle gewinnen kann. Er destillirte vier Sorten rohen Oeles unter einem Druck von 39 bis 40 Pfd. pro Quadratzoll. Die Ergebnisse waren folgende: 1) Oel von der Hayward Petroleum Company, welches ein specifisches Gewicht = 0,9023 besitzt und bei der Destillation in gewöhnlichen Blasen ungefähr 15 Proc. Leuchtöl von 0,810 specifischem Gewicht, 20 Proc. Schmieröl und 40 bis 50 Proc. Oel von mittlerer Schwere, welches sich schwer verwerthen läßt, liefert, gab bei der Destillation unter Druck 54,2 Proc. rohes oder 52,2 raffinirtes Leuchtöl, und 31,9 Proc. rohes oder 30,9 gereinigtes Schmieröl. 2) Oel von der berühmten Pico-Quelle in Süd-Californien von 0,8932 spec. Gewicht, welches bei dem gewöhnlichen Verfahren 20 Proc. Leuchtöl liefert, gab unter Druck destillirt 60,7 Proc. raffinirtes Leuchtöl und 20. 3 Proc. raffinirtes Schmieröl. 3) Oel von Canada Laga (spec. Gewicht = 0,9184) liefert bei dem gewöhnlichen Verfahren 3 Proc. und gab unter Druck 48,4 Proc. Leuchtöl und 27,7 Proc. Schmieröl. 4) Oel von Maltha (0,978 spec. Gewicht) gibt gewöhnlich 2 Proc., gab aber bei der Destillation unter Druck 28,2 Proc. Leuchtöl und 36,3 Proc. Schmieröl. Es findet also bei der Destillation unter Druck eine Zerlegung der schweren Kohlenwasserstoffe unter Bildung specifisch leichter Kohlenwasserstoffe statt. Der Verfasser widerlegt die von Hirsch ausgesprochene Ansicht, daß eine solche Zerlegung erfolge, wenn die schweren Oele längere Zeit einer hohen, aber unter ihrem Siedepunkt liegenden Temperatur ausgesetzt werden, und schreibt die Zerlegung vielmehr einer Ueberhitzung des Dampfes zu. (Aus dem American Journal of science durch Chemical News, 1869 S. 182.) Ueber den Einfluß des Druckes bei den Reactionen in geschlossenem Gefäße; von de Laire und Girard. Die Verfasser haben Untersuchungen angestellt über den Einfluß, welchen der Druck auf die Bildung des Diphenylamins ausübt. Nachdem sie (in ihrer der französischen Akademie eingereichten Abhandlung) den Apparat, welcher ihnen den Druck und die Temperatur mit Genauigkeit zu bestimmen gestattet, beschrieben und einige Versuche im Detail mitgetheilt haben, gelangen sie zu folgenden Schlüssen aus ihren Beobachtungen: 1) die Vermehrung des Druckes begünstigt die Bildung des Diphenylamins nicht, und die von dieser Substanz erhaltenen Quantitäten sind nicht der Dauer der Operation proportional; 2) durch Erhöhung der Temperatur wird die Menge des erzeugten Diphenylamins eine größere; 3) die Zunahme des Druckes paralysirt in gewissem Maaße den günstigen Einfluß, welchen die Temperatur auf die Bildung des Diphenylamins ausübt. Der Grund dieser Erscheinung kann entweder der seyn, daß unter dem Einfluß des Druckes das Ammoniak und das Diphenylamin sich neuerdings verbinden, so daß wieder Anilin gebildet wird, oder im Gegentheil der, daß das Anilin aufhört auf sein Salz zu reagiren. Welche Erklärung man auch annehmen mag, die Thatsache steht fest und behält ihren Werth. (Comptes rendus, t. LXVIII p. 825; April 1869.) Anilinschwarz von Gonin und Glanzmann. Die Genannten nahmen in Frankreich am 24. September 1868 ein Patent auf Anilinschwarz für Färbereien und Druck auf Wolle und Seide. Es sollen gemischt werden: 1000 Gramme Gummilösung,   100      „ chlorsaures Kali,   100      „ Salmiak,   250      „ salzsaures Anilin,   125      „ salpetersaures Anilin in Lösung von 50° Baumé. Man druckt auf, trocknet und wäscht aus. Wie man damit färben soll, ist leider nicht gesagt. Wodurch sich diese Vorschrift vor den zahlreichen übrigen unterscheiden soll, vermögen wir nicht einzusehen, da auch hierüber nichts mitgetheilt ist. (Moniteur scientifique; schweizerische polytechnische Zeitschrift. Bd. XIV S. 71.) Patent von Blumer-Zweifel in Schwanden für ein solides Anilinblau. Es werden gelöst im Liter Wasser: 100 Gramme Stärkemehl,   40      „ chlorsaures Kali, 3–4      „ Eisenvitriol,   10      „ Salmiak. Nach dem Erkalten des Gemisches werden 60 Gramme salzsaures oder weinsaures Anilin hinzugefügt. Nach dem Durcharbeiten der Mischung und vollständigem Erkalten wird sie aufgedruckt, und dann die Stücke wie für Anilinschwarz behandelt, d.h. der Luft ausgesetzt und in schwach alkalischem Wasser ausgewaschen. (Moniteur scientifique.) Zum Anilinschwarz wurde offenbar die erste Idee durch das Verfahren von Cr. Calvert, Lowe und Clift für ein solides Grün „Emeraldin“ gegeben.Polytechn. Journal, 1861, Bd. CLIX S. 449. Man beobachtete bald, daß die Nuancen trübgrün, oft grünschwarz wurden, und ausdrücklich ist in jenem Patente gesagt, daß alkalische Lösungen das Grün in Blau umwandeln. Das Blumer'sche Verfahren combinirt die Erfahrungen, welche beim Anilinschwarzdarstellen gemacht wurden mit der genannten Beobachtung und gelangt zu wohlgelungenen Resultaten, wie wir uns durch eigene Wahrnehmung überzeugt haben. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, Bd. XIV S. 71.) Ueber Titriren gefärbter alkalischer Flüssigkeiten; von Strohl. Vor längerer Zeit hat A. Müller empfohlen, um den Gehalt gefärbten Essigs an Essigsäure durch Titriren zu bestimmen, demselben ein wenig Salmiak zuzusetzen, und unter Erhitzen der Flüssigkeit aus der Bürette Natronlauge zufließen zu lassen, bis entweichende Ammoniakdämpfe geröthetes Lackmuspapier blau färben (polytechn. Journal, 1856, Bd. CXLII S. 49). Der Verfasser empfiehlt dem entsprechend, beim Titriren gefärbter alkalischer Flüssigkeiten denselben ein wenig essigsaures Natron zuzugeben, und dann unter Erhitzen Normalschwefelsäure aus der Bürette zufließen zu lassen, bis die entweichenden Dämpfe durch blaues Lackmuspapier einen Gehalt an Essigsäure erkennen lassen. (Journal de Pharmacie et de Chimie, April 1869, S. 269. Apparat um das Schalwerden des Bieres beim Ausschank zu verhüten; von Ferdinand Jicinsky in Prag. Dieser nach dem Principe der Döbereiner'schen Zündmaschine construirte Apparat besteht aus zwei in einander geschobenen concentrischen und cylinderförmigen Metallgefäßen mit einem gemeinschaftlichen Boden. Das innere Gefäß hat einen leicht abzunehmenden Deckel, nahe am Boden einige weite Oeffnungen zur Communication zwischen den Hohlräumen des inneren und äußeren offenen Behälters, ferner ein beiderseits offenes Metallrohr, welches die Mitte des kreisförmigen Bodens durchbricht, aus dem Gefäße herausragt und andererseits nahe an den Deckel reicht. Die Röhre, sowie die Wand des inneren Gefäßes tragen in dem Hohlraume desselben einige Etagen mit durchlöcherten Böden zur Aufnahme von Kreide oder Marmorstückchen. Alle Theile des Apparates bilden ein einfaches zusammenhängendes Ganze. Beim Gebrauche wird das Gefäß mittelst eines Kautschukringes behufs luftdichter Schließung in dem Spundloch des Bierfasses befestigt, die Etagen im Inneren mit Kreide gefüllt und verdünnte Salzsäure oder Schwefelsäure aufgegossen. Es entwickelt sich sogleich die Kohlensäure, welche in das Faß eindringt, sobald Bier abgelassen wird. Dabei ist vermöge der Anordnung der Etagen im inneren Gefäße die Einrichtung getroffen, daß desto mehr Kohlensäure entwickelt wird, je größer das Bedürfniß ist und Umgekehrt. Der Apparat, welcher nur mit den Materialien beschickt zu werden braucht, Um sich dann selbst genau zu reguliren, dient hauptsächlich dann, wenn das Bier in kleinen Quantitäten in einer längeren Zeitdauer abgezapft werden soll und somit leicht schal wird. Offenbar unterscheidet sich ein derartiges Abzapfen des Bieres von dem gewöhnlichen (wo nur Luft zum Spundloch dringt) dadurch, daß bei ihm das Bier nur von Kohlensäure berührt wird und nicht schal werden kann, und daß der Luftdruck erst mittelbar durch die flüssige Säure im Gesäße und die Kohlensäure auf das Bier einwirkt. Die Communicationsöffnungen des inneren Gefäßes haben solche Dimensionen, daß in dem Ausnahmsfall, wo bei einer stärkeren Bierabgabe der Apparat mit der Gasentwickelung nicht nachkommen könnte, oder durch Unvorsichtigkeit nicht hinreichend beschickt worden wäre, von Außen Luft, gemischt mit Kohlensäure, in das Gefäß tritt. Die Kohlensäure kann aus Marmor, schwach geglühter Kreide oder Magnesit entwickelt werden. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie, Jahrg. 1868, Heft 4.) Anfertigung von Durchzeichenpapier mittelst Petroleum. Der Gemeindebaumeister Hr. Häusel in Neustadt im Großherzogthum Hessen gerieth, als er in einem kleinen Orte seines Bezirkes Durchzeichenpapier verwenden mußte, und solches nicht zur Hand hatte, auf den Gedanken, Schreibpapier mit Petroleum anzustreichen, um sich Durchzeichenpapier zu verschaffen. Der Erfolg war ein überraschend guter; denn um einen halben Bogen Schreibpapier anzustreichen und mit gewöhnlichem Zeitungspapier so lange abzureiben, bis das präparirte Papier trocken ist, sind kaum 4 bis 5 Minuten nothwendig, und man hat sodann ein Durchzeichenpapier, auf welchem sich eben so gut mit Tinte, Tusche und Farben arbeiten läßt, als wenn ein Petroleumanstrich nicht erfolgt wäre. Zeichenpapier, ebenfalls mit Petroleum behandelt, gibt ein ganz gutes und dauerhaftes Durchzeichenpapier. Schon seit geraumer Zeit führt Hr. Häusel alle Duplicate von Zeichnungen mit großer Zeitersparniß und gutem Erfolge auf Petroleumpapier aus, und er nimmt keinen Anstand, die Zurichtung zu Durchzeichenpapier mit Petroleum Allen, welche Gebrauch davon machen wollen, mit dem Bemerken bestens zu empfehlen, daß nach seinen bis jetzt gemachten Erfahrungen das mit Petroleum behandelte Schreib- oder Zeichenpapier an Güte durchaus nichts verliert. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen.) Petroleumäther zum Reinigen der Malerpinsel etc. Der Petroleumäther, auch Ligroin genannt, findet immer noch zu wenig Anwendung. Ich benutze das Ligroin außer zum Lösen von Kautschuk, Gutta-percha, Fett u.s.w. besonders auch zum Reinigen der Pinsel von Oelen, Firnissen und Malerfarben; Gläser, in denen man Oel aufbewahrte, können ebenfalls schnell damit gereinigt werden. Wenn die Maler das Ligroin zu diesem Zwecke verwendeten, würden sie sicher viele Pinsel ersparen. Dr. Waltl. (Bayerische Gewerbezeitung.) Imitirte Politur für Holzarbeiten. Amerikanische Fabriken geben ihren Holzarbeiten, namentlich den Gehäusen der bekannten billigen Uhren, einen Lackanstrich, welcher den Fabricaten das Ansehen polirten Holzes verleiht. In dem Berichte der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, technische Section, wurden darüber nach dem Hamburger Gewerbeblatt folgende Aufschlüsse gegeben: Zu 2 Pfund leichtflüssigem Copallack wird 1 Loth reiner Leinölfirniß gegeben, und diese Mischung warm gestellt und öfter umgeschüttelt, so daß eine gleichmäßige Vereinigung erfolgt. Das zu lackirende Holz wird mit Leimwasser bestrichen, langsam getrocknet und fein geschliffen; bei hellen Hölzern setzt man dem Leim fein geschlämmte Kreide, bei dunklen geschlämmten Röthel zu. Zuletzt werden die Gegenstände mit obiger Mischung lackirt und nachher mit in Aether gelöstem Wachs abgerieben, wodurch sie eine imitirte Politur erhalten. Eine andere Vorschrift geht dahin, daß man die Gegenstände mit gutem Lack überziehe, und nachdem derselbe getrocknet sey, schleife, worauf man sie auf die gewöhnliche Art mit guter Tischlerpolitur behandeln könne. (Bayerische Gewerbezeitung.) Eine neue Art, die Wallfische zu tödten. Bekanntlich werden diese Thiere harpunirt, d.h. so lange und so zahlreich mit Spießen beworfen, bis sie sich verblutet haben, was bei diesen Meeresriesen eine lange Arbeit und für sie ein qualvoller Tod ist. Der Franzose Thiercelin ist daher auf den Gedanken gekommen, die Harpune mit Strychnin zu vergiften, um den Tod des Thieres zu beschleunigen, während ein Deutscher einen Apparat erfunden hat, welcher die Harpune durch Verbindung mit einer elektrischen Batterie zur Trägerin eines so bedeutenden Funkens macht, daß selbst ein Wallfisch ihn nicht ertragen kann. Mit diesem Apparat fangen nun die Grönlandsfahrer mehr und mehr sich zu bewaffnen an, um künftig die Wallfische am Schlage sterben zu lassen. (Industrieblätter, 5. Jahrgang, Nr. 5.)